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Werte von nahezu 1000 m. gestohlen.-Bier weitere ähnliche, ist Erstickung durch Aushuften der Luftröhrenkanüle, die der( Un- 1 Gerichtshof hat in allen inkriminierten Artikeln das Vorhandensein Diebstähle wurden in der Bendlerstraße, an der Ecke der Zionskirch bekannte getragen hat, festgestellt worden. Die Leiche, die sich im strafbarer Handlungen im Sinne der Anklage festgestellt, mit Aus­und Anflamer Straße, sowie in der Tiergarten und Joachimsthaler Schauhause befindet, war befleidet mit grauem Anzuge, schwarzen nahme des Artikels Syndikalismus und Anarchismus". In ben Straße ausgeführt. Ferner wurde die Waschanstalt" Lohengrin " Bugstiefeln, braunem Schlapphut und hat schwarze Haare und Artikeln werden nicht Streitfragen theoretisch erörtert, sondern zur durch dreiste Wagenmarder empfindlich geschädigt. Vor dem Hause schwarzen Vollbart. Etwaige Mitteilungen über die Persönlichkeit Zat durch den Generalstreit, den ökonomischen Terror und die Fürstenwalder Straße 3 hatte ein mit Wäsche hochbeladener Wagen der Leiche werden in jedem Polizeirevier sowie im Zimmer 324 des Bombe, aufgefordert. Das Vorgehen solcher Blätter, welche den der Firma gehalten, und als sich der Kutscher einen Augenblick Königlichen Polizeipräsidiums zu 656 IV 30. 08 entgegengenommen. bestehenden Gesezen direkt zuwiderhandeln und den Terror offen zum Abliefern von Wäsche entfernte, sprangen zwei Diebe auf den Am 19. Januar, nachmittags gegen 8 Uhr, sprang ein un- empfehlen, berge eine große allgemeine Gefahr in sich und deshalb Bock hinauf und jagten mit dem Fuhrwert davon. Das gestohlene bekannter Mann mit blassem Gesicht ohne Schnurrbart, nähere Be- habe der Gerichtshof den Angeklagten zu 1 Jahr 6 Monaten Ge­Gespann hat einen Wert von 8000 m. Ein Plattenwagen im schreibung nicht bekannt, von der Butligbrücke in den Spandauer fängnis unter Anrechnung von 2 Monaten Untersuchungshaft ber­Werte von 2000 M. wurde dem Fuhrunternehmer Müller, Pesta- Schiffahrtskanal und ertrant. Die Leiche ist bis jetzt nicht gefunden. urteilt. Lozzistr. 88, in der Leibnizstraße entwendet. Vor der Zentral. Ein schwarzer steifer Hut des Ertrunkenen, der die Buchstaben O. N. markthalle entführte ein Wagenmarder einen Geschäftswagen des trägt, befindet sich im Polizeirebier 57, Müllerstr. 135, und kann Schlächtermeisters Karl Peters im Werte von nahezu 2000 m. dort zu jeder Zeit besichtigt werden. Personen, welche über den Er Schließlich sei noch der Diebstahl einer Tarameterdroschte erwähnt. trunkenen Angaben machen fönnen, wollen sich im lönigl. Polizei­Die dem Fuhrherrn Meißner, Kolonieftr. 123, gehörige Drofchte präsidium, Bimmer 881, oder in jedem Polizeirevier melden. Nr. 3899 wurde von dem Halteplab fortgestohlen.

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Das Polizeipräsidium teilt mit:" Unter Hinweis auf die Be­lohnungen, welche für Privatpersonen ausgesetzt sind, die sachdien­lohnungen, welche für Privatpersonen ausgesetzt sind, die sachdien­liche Mitteilungen zur Aufklärung des am 6. Januar an der Frau Emilie Conrad geb. Döring verübten Raubanfalles und des am 15. oder 16. Januar an der verwitweten Anna Wiesner geb. Brett­schneider gesch. Halisch verübten Mordes machen fönnen, wird bekannt gegeben, daß am Sonntag, den 2., und Montag, den 8. Fe­bruar, von früh 8 Uhr bis zum Eintritt der Dunkelheit die Werk­zeuge, mit denen die beiden Verbrechen verübt worden sind, im erfteren Falle eine Eisenstange, in dem anderen Falle ein zwei­schneidiges Beil, im Lichthofe des Polizeidienstgebäudes am Alexanderplatz ( Eingang gegenüber der Kaiserstraße) zur Besichti gung ausgestellt werden. Es wird gebeten, diese Werkzeuge in Augenschein zu nehmen und im Falle, daß sie jemand wiederzu­erkennen glaubt, dieses einem der als Posten dabeistehenden Be­amten mitzuteilen, der das weitere alsdann veranlassen wird. Erfroren. Ein Opfer des Frostes ist der 65 Jahre alte Bau­arbeiter Karl Köbsch geworden. Der alte Mann war stark nerven leidend und vor einigen Tagen entfernte er sich von seinen Ange­hörigen und blieb spurlos verschwunden. Der Bedauernswerte war plan- und ziellos in der Umgebung von Berlin umhergeirrt und schließlich landete er in dem Forst bei Königs- Wusterhausen . Dort brach er entfräftet zusammen und fand den Tod durch Gefrieren. Seine Leiche ist gestern gefunden worden. Ein erschütternder Borfall spielte sich am Montag früh 1/6 Uhr auf dem Grundstück Frankfurter Allee 25 ab. Als um diese Zeit ein Frühstücksausträger den Hof betrat, hörte er einen flatschenden Fall. Bei näherer Betrachtung erkannte der junge Mensch ein Mädchen, das auf seine Frage, was sie denn gemacht habe, die Worte stöhnte: Ach, die schlechte Behandlung!" Mit Hilfe herbeigerufener Hausbewohner wurde das mit dem Tode ringende Wesen als das bei den im 2. Stod wohnenden Sanitätsrat Hundrieferschen Ghe Leuten bedienstete Mädchen erkannt, das durch das Küchenfenster auf den Hof gesprungen war. Die Polizei war ebenfalls zur Stelle. Die Schwerverlette wurde einem Krankenhause zugeführt, wo sie inzwischen verstorben sein soll.

Die Worte des Mädchens deuten darauf hin, daß es wegen schlechter Behandlung in den Tod ging. Db das richtig ist, dürfte eine nähere Untersuchung ergeben.

Feuerwehrbericht. Im laufenden Monat wurde die Berliner daß die Brände in Berlin nicht ab-, sondern zunehmen. Gestern Feuerwehr nicht weniger als 400mal alarmiert. Ein Beweis dafür, abend hatte der 17. Zug in der Lindenstr. 105 zu tun, wo im Quer­gebäude in einer Seabuse, die als Kühlraum dient, Feuer aus Der 19. Zug wurde nach der Mauerstr. 86/88 gekommen war. alarmiert. Dort brannte der Fußboden und fast gleichzeitig in der Flensburger Straße 29 auf einem Hängeboden Kartons und Hausrat. Außerdem mußten noch mehrere fleinere Brände gelöscht werden.

Vorort- Nachrichten.

Charlottenburg .

Die politische Tendenz zum Gegenstand richterlicher Aburteilung au machen, ist stets mit der Gerechtigkeit unvereinbar: nur über Handlungen, nicht über politische Gesinnung soll ein Gericht ur­teilen. Bei Beherzigung der Mahnung des bekannten Juristen Brüggemann, je ferner der Richter der politischen Ansicht des An­Handlung des Angeklagten über seine Gesinnung zu urteilen, hätte geklagten steht, desto ängstlicher folle er sich hüten, statt über die auch nicht entfernt eine so hohe Strafe wie vom Staatsanwalt be­antragt, geschweige wie vom Gerichtshof erkannt, ausgeworfen werden können.

Ein Erbschaftsprozeß.

Der millionenreiche Graf Bius Chamarè auf Runzendorf, Kreis Habelschwerdt ( Schlesien ), welcher meistens in Wien lebte, berunglückte am 13. Oftober 1903 bei einer Automobilfahrt in der Nähe von Ulm , konnte aber trotz seiner Verlegungen mit der Eisen­bahn nach Wien fahren und dort ging er in bas Sanatorium Löw. Da er auch Verlegungen am Schädel erlitten hatte, verschlimmerte sich sein Zustand und am 7. November 1903 errichtete er ein In einer öffentlichen Versammlung der Zeitungsausträgerinnen Testament, worin er die 1879 geborene Schauspielerin Wanda und Träger im Boltshause referierte Genosse A. Gebert über: Blauftein zur Univerfalerbin seines bedeutenden Vermögens ein­" Dürfen, wollen und können wir uns organisieren?" Hierauf wurden fette. Mit dieser Dame hatte er seit mehreren Jahren ein Liebes­verschiedene Mißstände in den einzelnen Speditionen vorgebracht, so verhältnis. Am 10. November hat der Graf auf dem Kranken­u. a. über den Speditionsleiter des Deutschen Blattes". Vor bette mit dieser Dame dann die The geschlossen, doch erlag er einiger Zeit hatten die dort beschäftigten Austrägerinnen eine Betition am 12. November seinen Leiden und starb. bei, der Direktion eingereicht, in welcher die Behandlung des Die Verwandten des Grafen griffen nun die Erbberechtigung Speditionsleiters Herrn Dehlschläger moniert und eine Erhöhung der Gräfin an und ein Bruder des Verstorbenen, Graf Felig des Lohnes verlangt wurde. Die Antwort auf diese Eingabe war Chamare, auf Stolz in Schlesien , erhob Klage gegen die Gräfin eine bertröstende, es sollten die Klagen untersucht werden, Chamarè auf Anerkennung von ein Siebentel der Erbschaft. aber von einer Erhöhung des Lohnes könne teine Rede sein. Das Im Laufe des Prozesses wurde auch die Gültigkeit der Ghe Ende vom Liede war, daß sich ein Teil der Frauen diese der Gräfin angefochten und die Klage dahin ausgedehnt. Behandlung nicht länger gefallen ließen und die Arbeit niederlegten. Das Landgericht Glaz hatte die Klage abgewiesen, doch hat Es wurde betont, daß, wenn die Frauen organisiert seien, eine auf die eingelegte Berufung des Klägers das Oberlandesgericht solche Behandlung von vornherein ausgeschlossen wäre. Als be- Breslau ( nachdem es in einem Zeilurteil die Dispositionsunfähig. bauerlich empfunden wurde es, daß die Austrägerinnen des feit des Verstorbenen anerkannt) das genannte Urteil dahin ab Vorwärts" in so geringer Zahl erschienen waren. Auch war man geändert, daß erstaunt darüber, daß die Parteispedition unorganisierte Frauen be­a) der Kläger als der gefeßliche Erbe des zu Wien ber­schäftige. Bum Schluß ließ sich ein großer Teil der Anwesenden in storbenen Grafen Pius v. Chamarè an dessen Nachlaß mit einer den Verband aufnehmen. Quote von einem Siebentel berechtigt ist;

Brit.

b) daß die zwischen dem Grafen mit der Beklagten ge schlossene The nichtig war.

Das Urteil stüßt sich darauf, daß durch einen Teil der Sach. verständigen festgestellt ist, daß der Graf zur Zeit der Errichtung des Testaments und der Eingehung der Ehe, nicht mehr dispositions­fähig war. Andere Sachverständige waren anderer Ansicht. Gegen das Urteil hatte die Gräfin Revision beim Reichsgericht eingelegt, welche unrichtige Anwendung des Gefeßes rügte, und geltend machte, daß der Graf schon seit Jahren die Beklagte heiraten wollte. Der 4. Zivilsenat des Reichsgerichts hat die ein­gelegte Revisión gegen das Urteil des Oberlandesgerichtes Breslau jekt zurückgewiesen.

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Zum Brückeneinsturz. Auf Veranlassung der Aufsichtsbehörde werden nunmehr auch die anderen drei Turmgerüste an der Char­ lottenburger Brücke abgetragen werden, nachdem das nördlichste Gerüst, wie wir bereits meldeten, eingestürzt und das füdliche sich start gesenkt hat. Von dem legteren find die Eisenschienen und Ueber die Kindermorde in Berlin NO., die im Juli v. J. so Träger, durch die das Gerüst mit 56 Bentner belastet war, entfernt ungeheures Aufsehen erregten, wird aus polizeilicher Quelle be- und gleichzeitig ist das Bauwerk so weit abgefteift, daß eine Gefahr richtet, daß diese endlich als bestimmt aufgeklärt betrachtet werden für die Baffanten auch bei stärkerem Winde nicht mehr vorhanden fönnten. Der geistig minderwertige Buchdrucker Paul Minow, über ist. Dennoch ist der Borsicht halber die fübliche Hälfte der Brücke dessen Festnahme und Belastung wir früher berichteten, soll ohne 8weifel der Täter sein. In der Heilanstalt legte Minow ein Ge- für den Fußgänger- und Wagenverkehr gesperrt. ständnis ab, und jetzt bekundete er bei seiner Bernehmung und bei der Ortsbesichtigung, bei der er selbst den Weg, den der Der teilweise Einsturz eines Hauses verursachte gestern morgen Ein Pfarrer und Schulinspektor. Mörder gegangen war, mit der größten Sicherheit führte, unter den Bewohnern der Chauffeestraße große Aufregung. Eigenartige Enthüllungen über das Benehmen des geistlichen Dinge, die zum Teil in ihren Einzelheiten nur der Täter handelt sich um das Haus Chauffeestraße 148, das dem Schlächter­wiffen konnte. Bald widerrief Minom fein Geständnis, aber das meister Winzer gehört, der im Parterregeschoß sein Geschäft betreibt. Ortsschulinspektors, Pfarrers Weber aus Schlem, dem infolge seiner tatsächliche Belastungsmaterial fonnte er dadurch nicht erschüttern, Bor wenigen Jahren wurde erst das eine Stockwert des Hauses, das eigenartigen Wahlagitation von der Regierung die Schulinspektion entzogen worden war, tamen in der Straffammerverhandlung am nur in einem Puntte schien das, was er gesagt hatte, nicht zu stimmen. früher nur aus dem Barterregeschoß bestand, aufgeführt. Gestern Mittwoch zu Trier zutage. Weber war angeklagt, den Lehrer Er behauptete, daß er das Mordwerkzeug auf der Flucht in der vormittag stürzte nun der Teil des Hauses, der sich über einem Haffner dadurch beleidigt zu haben, daß er ihm durch Schulkinder Greifswalder Straße in einen Gully geworfen habe, und beschrieb großen Torweg befindet, in sich zusammen, ohne daß man vorher fagen ließ, er, der Lehrer, sei ein frecher Bengel. Bom Lage das Werkzeug genau. Der Gully wurde von Straßenreinigern irgend etwas von dem nahenden Unheil gemerkt hätte. Die Trümmer und Striminalbeamten genau abgesucht, aber ein Werkzeug wie praffelten mit startem Gepolter in die Tiefe, und nur das Dach, das feines Amtsantritts an war der Herr Pfarrer dem Lehrer nicht das beschriebene fam nicht zutage. In diesem Punkte schien sich noch an eine Mauer stützt, blieb stehen. Die Feuerwehr, die hold und machte seinem Groll- zum Gaudium der Schulkinder­ Der Minow also die Unwahrheit gefagt zu haben. Nun teilten aber fofort alarmiert wurde, nahm die Aufräumungsarbeiten in Angriff stets bor diesen während des Religionsunterrichts Luft. ,, er ist ein alter Flegel" Bekannte von ihm mit, daß er ihnen öfter von einem Taschenmesser und stellte fest, daß niemand verlegt worden ist. Die Inhaber der ehrer ist ein frecher Schulmeister" alle mit brauner Schale und abgebrochenem Storkenzieher gesprochen habe. über dem Torweg belegenen Wohnung waren nicht anwesend, und fein teuflisches Benehmen steckt schon in den Kindern" benahmen sich in der Kirche ehrerbietig, nur der Lehrer macht Ein solches Messer befand sich auch unter denen, die nach und nach so ist es nur einem glücklichen Bufalle zu danken, daß kein Mensch eine Ausnahme" usw. Das ist eine kleine Blütenlese der schön­aus der Kanalisation zum Vorschein tamen und gesammelt wurden. unter den Trümmern begraben wurde. Das gesamte Mobiliar der geistigen Redewendungen des Herrn Ortsschulinspektors und Nach längerer Zeit wurde Minow jetzt wieder einmal nach dem Ver- Wohnung ist durch den Einsturz vernichtet worden. Pfarrers. Als ihm nun gar die Schulinspektion von der Re­bleib seines Mordwerkzeuges gefragt. Er hatte nun manches ber­gierung entzogen wurde, fannte sein Haß keine Grenzen mehr. Für geffen und glaubte, die Kriminalpolizei habe das Werkzeug feiner Spandau. zeit beschlagnahmt. Nach dieser Erklärung wurde er aufgefordert, Ausländische Arbeiter scheint mit Vorliebe die Attiengesellschaft diese wollte er in der heutigen Sihung den Lehrer verantwortlich es aus der Sammlung herauszusuchen, und sofort nahm er das für Hoch- und Tiefbau zu beschäftigen. Zwischen Spandau und machen. Der wirkliche Sachverhalt jedoch, der zu seiner Amts­Messer mit der braunen Schale und dem abgebrochenen Korkenzieher Stadten werden gegenwärtig umfangreiche Eisenbahnbauten von ge- entziehung den Anlaß gab, war folgender: Während der Reichs­und erklärte auch, woran er es als sein Eigentum erkenne. Hiermit nannter Firma ausgeführt. Trotz der gewaltigen Arbeitslosigkeit tagswahlbewegung, fagte er zu den Schulkindern, das Wittlicher ist nun auch der letzte Punkt, der noch übrig war, zuungunsten zieht es die Firma bor , zur Ausführung der Arbeiten zur Hälfte Kreisblättchen" sei ein Fluchblatt, weil es Artikel gegen den Minows aufgeklärt. Ob der Täter strafrechtlich zur Rechenschaft Ausländer heranzuziehen. Und die Regierung, die eigentliche Ver- Glauben bringe, wenn diese auch aus dem Sehlemer Schulhause fämen. Hierüber beschwerte sich der Lehrer, der) für die national­gezogen werden fann, ist bei seinem Geistes zustande zweifelhaft. Egeberin dieser Arbeiten an obige Privatgesellschaft, sieht ruhig zu, latholische Bewegung eingetreten war. Bei der behördlichen Unter­muß besonders bemerkt werden, daß Minom gewissermaßen sich wenn arbeitsuchende einheimische Arbeiter von obiger Firma un fuchung gab ein Knabe die Aeußerung des Pfarrers zu Protokoll. durch seine Selbstbezichtigung selbst gemeldet hat. berücksichtigt bleiben. Warum erhalten ausländische Arbeiter den Wegen Berdachts der Ermordung der Witwe Nilbock ist ein Vorzug? Nun ganz einfach, weil sie, weniger Ansprüche an das Der Pfarrer drang in den Knaben, seine Behauptung schriftlich 31 Jahre alter Galvaniseur Robert N. aus Charlottenburg verhaftet Leben stellend, billiger arbeiten als hiesige Arbeiter und dadurch die zurückzunehmen, wenn er das nicht tue, würde er von der Beichte worden. N. bestreitet, seit einem Jahre in der Gegend der Mord- die Arbeiten ausführende Gesellschaft einen etwas höheren Profit ausgefchloffen werden. Der Knabe blieb aber bei der Wahrheit Was fümmert es so eine im und wurde, trobem er einen ganzen Tag vor dem Pfarrhause auf stelle gewesen zu sein. Nun fagen ihm aber zwei Zeugen ins Ge- einsteden zu fönnen glaubt. ben Knien lag, von der Beichte ausgeschlossen. Wegen dieses Vor­stehende Firma, tenn ficht, sie hätten ihn noch im November vorigen Jahres zu der Witwe Geruch glühender Vaterlandsliebe" Nielbock in den Keller hineingehen sehen und eine Frau befundet einheimische steuerzahlende Arbeiter arbeitslos herumirren, die gangs wurde er feines Amtes als Ortsschulinspektor enthoben. ebenso bestimmt, daß N. am Mordabend um 9 Uhr und 9 Uhr Hauptsache ist, daß ihr durch die Beschäftigung ausländischer Arbeiter Hierauf schickte er Schulkinder zum Lehrer, die bestellen mußten, Wie man uns mitteilt, soll aber auch der Lehrer sei ein frecher Bengel. Nachdem von 40 Zeugen erst 10 Minuten mit Frau Nielbod plaudernd an der Kellertür gestanden ein höherer Gewinn winkt. habe. Die Behauptung N.s, daß er nie einen Schlapphut und einen die Behandlung der Arbeiter seitens der Schachtmeister und des 10 bernommen waren, hatte das Gericht bereits genügend Beweis­Unter diesen Umständen material und verurteilte den Pfarrer zu 150 M. Geldstrafe und Kneifer befeffen habe, wird von einer anderen Zeugengruppe wider- Ingenieurs eine gerade nicht rosige sein. legt. Sechs Beugen, Männer und Frauen, befunden bestimmt, daß ist es doppelt zu verstehen, wenn die auf niedriger Kulturstufe Tragung der Soften. R. einen Kneifer getragen hat. Ein Junge hat diesen Kneifer sogar stehenden ausländischen Arbeiter den Vorzug erhalten. An die einmal in der Hand gehabt, um ihn auf die Schärfe mit seinem Regierung aber richten wir die Anfrage, warum sie bei Vergebung folcher Arbeiten nicht die Bedingung stellt, daß zunächst Arbeiter eigenen zu vergleichen. Beschäftigung finden, von denen der Staat ja nicht zu wenig Steuern verlangt. Zuletzt wird auch noch mitgeteilt, daß Material, Arbeits­mittel wie die sanitären Verhältnisse überhaupt bei genannter Firma viel zu wünschen übrig lassen.

Folgende Bekanntmachung erläßt der Polizeipräsident: Auf Grund des§ 189d Biffer 3 der Gewerbeordnung fete ich hierdurch für den Drtspolizeibezirk Berlin die Bestimmungen des 139c dieses Gesetzes über die den Gehülfen, Lehrlingen und Arbeitern in offenen Verkaufsstellen und den dazu gehörigen Schreib­stuben( Stontoren) und Lagerräumen zu gewährende Mindestruhezeit und Mittagspause für folgende Tage des Jahres 1908 außer An­wendung:

1. Bei den Händlern mit Blumen für den 8., 15., 22., 29. Februar, 7., 14., 21., 28. März, 18. April, 20., 21., 28. No­bember, 5., 12., 19. und 30. Dezember 1908.

2. Bei den Händlern mit Spielwaren für den 30. November, 1. bis 5., 7. bis 12., 14. bis 19. und 21. bis 23. Dezember 1908. 3. Bei den Buchhändlern für den 7. bis 12., 14. bis 19. und 21. bis 28. Dezember 1908.

4. Bei allen übrigen offenen Verkaufsstellen für den 16. und 18. April, 27. Mai, 6. Juni, 21. November, 14. bis 19., 21. bis 28. und 30. Dezember 1908.

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Gerichts- Zeitung.

Anarchistenprozeß.

Vermischtes.

Busammenstoß zweier Züge. Auf der Station Kriewen el. folgte, wie aus Bofen gemeldet wird, infolge falscher Weichen. ftellung ein Busammenstoß zweier Büge. Der Heizer wurde ge tötet. Der Rotomotivfüher ist verlegt. Der Vaterialschaden ist erheblich.

Ein Fallen bes Rheinstromes wird aus Mannheim gemeldet: Bei Hüningen und Kehl ist der Wasserstand des Oberrheins ver. gangene Nacht um 80 refpeftive 40 Bentimeter zurüdgegangen. Der Wasserstand des Mittel- und Unterrheins nimmt dagegen noch langsam zu.

Der Bombengouverneur.

Vor einigen Tagen brachten wir in unserem Depeschenteil die Nachricht, daß in einem Wirtshaus, in welchem eine Bombe ge­funden wurde, dasselbe durch die Polizei mit der vorgefundenen Bombe gesprengt wurde. Wir erhalten hierüber noch folgende Nachricht:

Gestern hatte sich der terantwortliche Redakteur der anarchi­stischen Zeitschrift Der Revolutionär", Schmied Gustav Schüne­mann, wegen Verächtlichmachung von Staatseinrichtungen, An­reizung zum Klaffenhak, Beleidigung der Berliner Kriminalpolizei usw. bor der 7. Straffammer des Landgerichts I , unter Vorsiz des Landgerichtsdirektors Splettstößer, zu verantworten. Unter An­flage gestellt war ein Artikel in Nr. 47 mit der Ueberschrift Antimilitaristisches", ein anderer Artikel unter derselben Ueber­schrift, sodann ein Artikel in Nr. 46 unter der Ueberschrift Para- Man wußte, daß das Teelofal von Woronin in lekterer Zeit fiten", ein Artifel in Nr. 48 unter dem Titel" Syndikalismus und der Sammelpunkt allerlei verdächtiger Leute war, so tam die Anarchismus" und eine Broschüre Blätter aus der Geschichte des Polizei mit einem ganzen Haufen von Schuhleuten. Indem sie spanischen Proletariats". Der Inhalt dieser Artikel enthält nach das ganze Haus von allen Seiten umlagert hatten, ging ein Teil Hier war an vielen Tischen der Ansicht des Staatsanwalts Dr. Fiegen Verftöße gegen die der Polizisten ins Haus hinein. §§ 130, 131 und 186 des Strafgesetzbuchs. Der Staatsanwalt be- Bublifum. Die Polizei befahl die Hände hochzuheben und durchs antragte trotz der geringfügigen Vorftrafe des Angeklagten das fuchte die Anwesenden, wobei 7 Personen als verdächtig bor hohe Strafmaß von 9 Monaten Gefängnis. Das Gericht ging noch famen und deshalb verhaftet wurden. Nachher tamen die Polizisten weit über dies Strafmaß hinaus Es führte aus: Der Anarchismus au vier Beuten an einem Tischchen an der Wand, an welcher ein will nicht bei einer passiven Resistenz stehenbleiben, sondern zu Bild hing. Der eine Polizist bemerkte hinter dem Bilde einen aftiven Handlungen übergehen, d. h. zu Handlungen gegen die Gegenstand. Man nahm denselben sehr vorsichtig heraus. Dieses Gesetze. Ein Blatt, das unter dem Motto erscheint:" Die Lust zur Etwas war eine Bombe von großen Dimensionen. Die Bombe Bu retogno8zieren. Am 28. v. M. früh gegen 8 Uhr wurde im Berstörung ist zugleich eine schaffende Luft" tönne dem Redakteur wurde auf den Tisch gelegt und die an den Tisch gesessenen Leute Flur des Hauses Neue Friedrichstraße 76 die Leiche eines unbekannten von vornherein feinen Zweifel darüber lassen, daß er unter Re- wurden arretiert. Es waren elf Bersonen, die unter starter Be etwa bierzigjährigen jubischen Mannes gefunden. Als Todesursache| spektierung der bestehenden Gesebe nicht tätig fein tann. Der wachung nach der Wache gebracht wurden.

Die Tage, an denen im Ortspolizeibezirk Berlin alle offenen Verkaufsstellen( einschließlich der oben zu 1 bis 3 genannten Ge­werbetreibenden) für den geschäftlichen Verkehr bis 10 Uhr abends geöffnet sein dürfen, find bereits durch die Bekanntmachung vom 14. Januar 1905 festgesezt worden. Es find dies für das Jahr 1908 dieselben Tage, welche oben unter Nr. 4 genannt sind. Zengengesuch! Diejenigen Berfonen, welche gefehen haben, wie am 21. v. M. der Mechaniter Lachmann auf dem Stralan- Rummels burger Bahnhof verunglückte, werden gebeten, ihre Adresse au C. Bartel, Rummelsburg , Türrschmidtstr. 18, senden zu wollen.