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Bei der Abstimmung wurde der sozialdemokratische Antrag gegen

Der Schuldige.

westfälischen Bergmagnaten unbekannt zu sein. Immerhin hat er

die Stimmen der Sozialdemokraten und Bolen abgelehnt. Der Madrid , 5. Februar. Das Blatt Heraldo berichtet, daß der etwas wie Konsequenz. Seine Entrüstung über die öffentliche Ab­Antrag Zehnter, der frühere freifinnige Antrag, wurde progressistische Diffident Ipuin aus Lissabon geflohen und am ſtimmung der Knappschaftsvertreter hat seinen einst so unerschütter­mit 12 gegen 16 Stimmen abgelehnt dagegen stimmte der 30. Januar in Spanien eingetroffen ist. Alpuin erklärte, die Gr- lichen Glauben an die Vortrefflichkeit der öffentlichen Wahl für das gefamte Blod- und dann der freisinnig- konservativ- national- mordung des Königs und des Thronfolgers sei die Folge Abgeordnetenhaus ins Banken gebracht. Die Junker waren wenig liberale Kompromiẞantrag mit allen gegen die drei Stimmen unserer eines spontanen Ausbruches der Boltswut ohne zufrieden mit dieser Konsequenzmacherei ihres Bruders im Scharf­Vertreter angenommen. Intervention einer Partei: der Hauptschuldige machen; wo es ihm in den Kram paßt, weiß der Junker, der sich Hierauf begann die Beratung des Artikels 3, der von der An- fei Franco. Die Regierung werde stürzen, wenn sie nicht sehr sonst so gern auf den Steifnackigen herausspielt, sich mit In­meldefrist der Versammlungen handelt. Dabei erklärte Staatsminister freiheitlich regiere. Portugal habe bewiesen, daß es sich nicht fonsequenzen trefflich abzufinden. Dagegen jubelten die bescheidenen v. Bethmann- Hollweg , daß die Anmeldung der öffentlichen Versamm- wie eine Schafherde leiten lasse. Freifinnigen der Bekehrung des Saulus in einen Baulus wie einem Iungen notwendig sei, um die Polizei in den Stand zu setzen, die welthistorischen Ereignis zu. nötigen Maßregeln zu treffen, die im öffentlichen Interesse geboten Franco. Im Lande der Blinden ist bekanntlich der Einängige König, und feien. Jedenfalls solle die Anmeldung nicht zur Störung oder Ver- Paris, 5. Februar. Aus Lissabon wird gemeldet: Das die maß- und sinnlosen Scharfmachereien der Nationalliberalen er­hinderung von Versammlungen oder Schikane benutzt werden. Auch Diario Jalustrado", das Blatt der Regeneratoren- Partei, veröffent- laubten dem Geschäftsführer der Hirsch- Dunckerschen, dem Ab­zu diesem Paragraphen lagen eine große Anzahl von Abänderungs- licht die von Franco ausgehende Erklärung, daß Franco fich geordneten Goldschmidt, als fortgeschrittener Sozialpolitiker anträgen vor, zu denen zunächst Abg. Träger für die Freifinnigen vollständig und endgültig aus dem politischen aufzutreten. In dem Haufe der Geldsadserlorenen erscheint Hirsch und Abg. Trimborn für das Zentrum sprach. Leben zurückziehe. Dunderscher Talmi- Trade- Unionismus als das alleräußerste Maß zulässigen Radikalismus.

Die Beratung wird am Donnerstag fortgesetzt.

Die Ereignifie in Portugal .

Die Regierung übt noch immer strenge Zensur, die ver­nuten läßt, daß der Sturz Francos nicht ausreichend war, um volle Beruhigung zu schaffen. Das Volk fennt die Kor­ruption der monarchistischen Parteien zu genau, um von ihrer Rückkehr zur Macht Besserung zu erhoffen. Allerdings

Die Neuwahlen.

Politifche Ueberficht.

Lissabon , 4. Februar. Ministerpräsident Ferreira will die Neu- Gewerkschaftsbrüder mehr als einmal mindestens fahrlässige Preis­Der Zentrumsabgeordnete Brust, dem seine eigenen christlichen wahlen für die Kortes im April stattfinden lassen. gebung der wichtigsten Arbeiterinteressen nicht bloß vorgeworfen, sondern schwarz auf weiß nachgewiesen haben, gewann es auch diesmal nicht über fich, den Scharfmachern mit etwas wie Energie entgegenzutreten. Ganz bescheiden berief er sich auf den Reichstagsjüngling, Schokoladensyndilus und Keimschwärmer Stresemann, um sich die Erlaubnis zu einem bescheidenen Zweifel an der von Beumer mit hohen Tönen gepriesenen Syndikatsvortrefflichkeit zu erkaufen. Einem so anspruchstofen angeblichen Arbeitervertreter fönnen auch Junter und Scharfmacher einen fleinen Gefallen tun, und so nahmen sie bann einen harmlosen Antrag an, der Erhebungen über die wirkungen der Antiknappschaftsnovelle verlangt. Was bei solchen preußischen Erhebungen herauszukommen pflegt, weiß man ja.

Berlin , den 5. Februar 1908. Militaristische Nachlese.

Aus dem Reichstage. Heute endlich raffte sich der scheint das neue Minifterium eingesehen zu haben, daß die Stellvertreter des Kriegsministers, General Sirt v. Armin Diftatur unmöglich geworden ist. Es hat eine allgemeine zu einer eingehenderen Beantwortung der kritischen Aus Amnestie verkündet, alle diftatorischen Gefeße abgeschafft und stellungen an der Militärverwaltung auf. Natürlich fand er will die politischen Gefangenen freilassen. Die Kugeln, die in vielen Worten alles in schönster Ordnung. Mit schönem den König getroffen haben, haben auch der Gewaltherrschaft Feuer bezeichnete er die Kommandogewalt des obersten Striegs­ein Ende gemacht. herrn als die Grundlage der ganzen Heeresverwaltung.

Ueber das Attentat und seine Urheber fehlen noch immer

Das trug ihm ein Lob erster Klasse aus dem Munde des bekommt man den ostelbischen Junkerspiritus unverwässert, unverzudert zu fosten. Auch heute wieder schmetterte er im Jarde- Dialekte seine haßerfüllten Angriffe auf die Sozial­demokratie hervor. Das Verhalten der Fraktion bei der Sundgebung des Präsidenten wegen der Tötung des Königs von Portugal zeige, daß man die Sozialdemokratie nicht mit Schokolade behandeln" dürfe.

Der Rest der Sigung wurde von meist recht belanglosen Lokal­schmerzenstlagen ausgefüllt. Der Zentrumsabgeordnete Busch trieb

beiter in den Staatsfalinen.

Am Donnerstag kommt der Etat ber Bauberwaltung heran.

Die Zuckersteuer.

genauere Nachrichten. Doch ist es jetzt schon sicher, daß die Herrn v. Dldenburg Januschau ein. In seinen Reden ein bißchen Hißesuppensozialpolitik und forderte Ferien für die Ar ersten Meldungen, die die Attentäter als ausländische An­archisten oder gedungene Mörder bezeichnet haben, unwahr waren. Die Polizei hat, als das Attentat geschehen war, vollkommen den Kopf verloren und blindlings in die Menge hineingeschossen. Dabei wurden gänzlich Unbeteiligte ge­tötet, die dann die Polizei als Königsmörder ausgegeben hat. Einer dieser Königsmörder", Dacosta mit Namen, war bei einem Juwelenhändler angestellt, dessen Geschäft in der Nähe des Latortes gelegen ist, und sein Prinzipal erklärt eidlich, er habe ihn wenige Minuten vor dem Morde zur nahen Best geschickt, um Briefmarken zu kaufen. Das allein nahen Best geschickt, um Briefmarken zu kaufen. Das allein habe seine Anwesenheit auf dem Tatorte veranlaßt. Ebenso unschuldig sind die drei Personen, die nach dem

der die Genehmigung der Brüffeler Buderkonvention von einer Er­In der Kommission wurde bekanntlich ein fonfervativer Antrag mäßigung der Zudersteuer von 14 auf 10 M. abhängig machte, mit daß er wohl Lust verspüre, als starter Mann die Rolle des gierung woute diesem Antrage nicht zustimmen und knüpfte mit den Genosse Zubei! erwiderte dem Oldenburger prompt, allen Stimmen gegen die der Freifinnigen angenommen. Die Re­Franco in Deutschland zu spielen. An Franco felbft habe es bürgerlichen Barteien, einschließlich des Zentrums, das in letter ich aber wieder einmal deutlich gezeigt, daß solche Männer Beit, wie es scheint, von der Regierung wieder mehr regardiert wird, in der Macht wohl der größten Bestialitäten fähig seien, daß Verhandlungen an. Diese haben auch zum Ziele geführt. Man einigte sich Königsmord verhaftet und von der Polizei schwer verletzt sie aber in der Stunde der Gefahr es sehr eilig hätten, ihre dahin, daß die Parteien die Regierungsvorlage ohne 3ufas bringen. wurden. Sie mußten bereits freigelassen werden. Es ist kostbare Haut in Sicherheit zu Dann wies annehmen, daß dagegen gleichzeitig ein Gesezentwurf eingebracht an der Hand einer Fülle bon daher nur mit Vorsicht aufzunehmen, wenn aus Lissabon Bubeil Einzel- wird, welcher die Ermäßigung der Zuckersteuer von 14 auf 10 92. heute gemeldet wird, es sei der Polizei nunmehr gelungen, fällen nach, in wie hohem Maße auch heute noch Mißhand- zum Gegenstande hat. Diese Ermäßigung soll jedoch erst ein­drei Personen zu verhaften, die an der Ermordung des lungen beim Militär vorfämen. reten, fobald durch andere Steuergesete die ers Königs unmittelbar teilgenommen haben. Wir geben noch orderlichen Ersageinnahmen des Reiches ge schaffen sind. folgende Depeschen wieder:

Nene Kämpfe?

Madrid , 5. Februar. Das Blatt" El Mundo " berichtet aus Lissabon : Troy scheinbarer Ruhe gäre es überall. Man be­fürchtet, daß Armee und Marine sich an den Unruhen beteiligen werde. Die Republikaner erinnerten daran, daß der jetzige Kabinettschef Ferreira gelegentlich einer Meuterei, die feinerzeit auf dem Vasco da Caria" und dem Dom Carlos I." ausgebrochen war, sein Versprechen, die Meuterer zu begnadigen, nicht gehalten habe. Weiter berichtet das Blatt, daß die Aufwiegelung der Bevölkerung in Portugal tatsächlich den Republikanern zu zuschreiben sei.

Aus der weiteren Debatte ist eine zweite Rede des Abg. Haeusler besonders beachtenswert, der bei seinem fach verständigen Urteil über die Möglichkeit, die Dienstzeit der Kavallerie um ein Jahr abzukürzen, durchaus stehen blieb.

Dann kam es zur Abstimmung über die vielen Resolu tionen. Hier mag nur hervorgehoben werden, daß die sozial demokratische Resolution auf Herabsetzung der Dienstzeit für alle Mannschaften auf ein Jahr abgelehnt wurde. Dafür erhoben sich nur die Sozialdemokraten.

Antifozialpolitik im Junkerhause.

Die bürgerlichen Parteien haben sich also wieder einmal den Befehlen der Regierung gefügig erwiesen. Es ist damit aber nicht nur die Zuckersteuerherabsetzung verschoben, sondern die Re­gierung erhält damit gleichzeitig ein Kompenfationsobjekt für die Finanzreform. Wir hören jezt schon die liberalen Entschuldigungs­reben, sie müßten für die neuen indirekten Steuern stimmen, damit die Regierung die Zuckersteuer herabsetze. Deshalb muß bereits heute gesagt werden, daß die bürgerlichen Parteien es sind, die der Ne gierung dieses Pressionsmittel in die Hand gegeben haben.-

Zur freisinnigen Wahlrechtsaktion,

Der

Im Dreiflaffenhause war am Mittwoch die Beratung des Delbrüd- Etats bei der Berg-, Hütten- und Salinenverwaltung an­gelangt. Es war zu erwarten, daß die aus dem Reichstag heraus die am letzten Sonntag bei Buggenhagen stattfand und in der Die Stellung der Republikaner . gewählten nationalliberalen Scharfmacher Beumer und hilɓd brutalen, haustnechtsmäßigen Hinausbeförderung eines harmlosen Madrid , 5. Februar. Der Führer der Republikaner , fich die Gelegenheit nicht nehmen laffen, unter dem im jugendlichen Zwischenrufers ihren dramatischen Höhepunkt erreichte, Mechado, erließ im Seculo" eine Erklärung, woraus hervorgeht, voraus berbürgten Beifall der Junker ihrer scharfmacherischen sendet uns der tatkräftige Büttel der freisinnigen Versammlungs­daß die Partei die Verantwortung für die Gewalttat gegen Schleifsteindreherei zu frönen. Beumer wiederholte die durch freiheit", Herr Schöler, eine angebliche Richtigstellung. den König und den Thronfolger entschieden ablehnt. Die diese ewigen Wiederholungen nicht gewinnende Nedensart torpulente Herr mit den hervorragend entwickelten Fähigkeiten eines fang Tat sei der Siedehizze der Leidenschaft entsprungen, welche durch vom Automobiltempo in der Sozialpolitif, und das Nachtcaféportiers nimmt sich heraus, unsere Darstellung des Sachverhalts neue nicht gerade Klagelied über die Diktatur und ihr Walten hervorgerufen worden auch nicht die Belastung in der Sonntagversammlung als im wesentlicheen unrichtig" zu sei. Die Barteileitung habe bisher Mühe genug gehabt, die über- der Unternehmer". Beumers Fraktionsfreund BoIs fchimpfte bezeichnen. Er beruft sich darauf, daß er sich schon von Anfang an higten Temperaments in Schranken zu halten. Amaral erklärte über das viele Inspizieren, wodurch den Arbeitern das Berant als Ueberwachender der Versammlung gegen erwartete fozialdemo­in einem Interview: Unfer Land hat schon genug gelitten, wir wortungsgefühl abgenommen werde, und Herr Silbd entrüstete fratische Störungen gefühlt und deshalb im Hintergrunde des Saales wollen ohne Blutbergießen zum Siege kommen. Der sich über die öffentliche Abstimmung der Knappschaftsvertreter Platz genommen habe. Aber der vorsichtige Herr hat in seinem Be­friedliche Weg ist ztvar vielleicht etwas länger, aber unser Ziel bei den gescheiterten Dortmunder Verhandlungen. Daß ge- richtigungseifer übersehen, daß auch hinter ihm noch Leute gefeffeu. bleibt bestehen und erwartet uns, indes wir uns stärken und vor- wählte Körperschaften in der ganzen Welt öffentlich abzustimmen haben, und diesen ist gerade er durch sein Verhalten und durch seine pflegen, sofern es sich nicht um Wahlen handelt, scheint dem provozierenden Zwischenrufe gegen die angeblichen Standal

bereiten.

Das Memeler Denkmal.

Bon Ludwig Thoma .

Im Lärm des Harden- Brozesses ist die Aufmerksamkeit von einer anderen Prozedur abgelenkt worden, die viel größere Be­achtung verdient als der süße Tütü- Standal. zu Königsberg in Breußen wurde am 4. Januar 1908 der Schriftsteller Mardwald wegen Majestätsbeleidigung und Beleidigung des Memeler Dent. mal- Ausschusses au 1% Jahren Gefängnis berurteilt.

Dieses Urteil in jedem Stulturstaate unmöglich, in Ruß land vielleicht denkbar ist im heutigen Preußen ein typisches Beispiel.

Und ein sehr lehrreiches.

"

in der absoluten Bedeutungslosigkeit ihres Herrn Gemahls be­stand.

Es wird erlaubt sein, über die verstorbene Königin so und so zu denken. Ihre Eigenschaften als Gattin und Mutter waren sehr gute. Sie interessieren uns aber nicht; ja, fie intereffieren auch ihre Beit nicht. Denn was gehen diese familiären Tugenden den Dritten an? Tugenden, welche sie mit einigen hunderttausenden Frauen teilte? Bemerkenswert ist nur die Rolle, welche die Stönigin in öffentlichen Angelegenheiten gespielt hat.

An der Seite eines flugen, tatkräftigen Mannes wäre fie nie hervorgetreten, denn sie hatte kein großes Licht auf den Scheffel zu stellen.

Run fand sich aber für sie die Möglichkeit, nach außen zu wirken, und es fand sich die Gelegenheit.

Die Möglichkeit war Friedrich Wilhelm III., und die Ge­Es weist uns Süddeutschen die Notwendig. Tegenheit war der grotesfe Zusammenbruch cincs verfaulten feit, auf der Hut zu sein, die Kultur unjerer Staatswesens. Rechtspflege vor Preußen zu schüßen und scharfe Bor 1806 ift von einer Wirksamkeit der Königin Luife wenig Wacht zu halten gegen die sich ständig wieder zu hören. Entweder sah fie die Dinge nicht, welche um sie herum ges holenden Angriffe auf unsere Preßfreiheit. Die Beit mag bald tommen, da alle süddeutschen Re- schahen, und welche den Bau des großen Friedrich so vollständig gierungen, alle Boltsvertreter ohne Unterschied unterwühlten, oder fie ließ sie geschehen. der Parteien unsere intatte Rechtspflege zu Sie nahm mit dem Herrn Gemahl vergnügt das Geschenk an, schüben haben werden. Das erste Erfordernis welches ihnen das korsische Ungeheuer" mit Hannover machte, ist absolutes Mißtrauen gegen jede Anbiederung empörte sich dabei wohl ein bißchen, wie der Emporfömmling mit den allerbesten Familien umsprang, vertraute aber sonst auf den der preußischen Regierung. Wir haben schon einmal darauf hingewiesen, welche lächerliche lieben russischen Wetter, der am Sarge Friedrichs Theater gespielt Komödie die versprochene Milderung des Majestätsbeleidigungs- hatte, und vertraute auf die unüberwindliche Armee Preußens. paragraphen bedeutet. Dabei drückte sie wie ihr Herr Gemahl die Augen zu, wenn die Soldaten viehisch mißhandelt wurden, oder wenn die Herren Gardeoffiziere das bürgerliche Bad anflegelten.

Man kann es nur bedauern, wenn das demokratische Süd­ deutschland diesen Entwurf dem Staatssekretär nicht vor die Füße wirft, und nicht rund und nett ausspricht, daß unsere Gesinnungen wie unsere Institutionen uns solche Gnadenbeweise verachten laffen.

Den Baghaften, welchen die Anhänglichkeit ans Deutsche Reich immer noch den Blick für die Notwendigkeiten eines Kulturstaates trübt, wollen wir diesen Prozeß Mardwald vor Augen führen.

Anno sechs begann sie eine Rolle zu spielen. Eine wenig reizvolle. Sie protegierte die Kriegspartei am Hofe und gehörte zu den Bubersichtlichen, welche von der friderizianischen Armee Wunder­dinge erwarteten. Als die Gardeoffiziere ihre Säbel vor der französischen Ge­Am 28. September 1907 wurde in Memel ein Denkmal für fandtschaft westen, fanden fie für ihr mutbolles Verhalten die Königin Luise enthüllt. mutlich auch bei ihrer Königin ein gütiges Lächeln. Sundert Jahre nach dem erbärmlichsten Zusammenbruche, den Man weiß, daß Napoleon fich in einem Bulletin ziemlich weg­tie europäische Staatengeschichte tennt, fühlte man in Preußen werfend über die preußische Amazone" geäußert hat. das Bedürfnis, wie allem und jedem, so auch den Jenenser Er. In den Schulbüchern steht, daß er die edle Königin beleidigt habe. fahrungen ein Denkmal zu errichten. Natürlich wollte man nicht Doch hat er nur einem Gefühl Ausdrud verliehen, welches einen von den vielen tapitulationsfreudigen Generalen verewigen. atvei Menschenalter später so heftige Angriffe gegen die Kaiserin Man wählte die Jdealfigur der Königin Luise , deren Bedeutung| Eugenie hervorrief.

Dem Gefühle, daß Frauen nicht triegerisch sein sollen. Nach Jena begann die Leidenszeit, welche uns in vielen Bildern und langweiligen Anekdoten geschildert worden ist. Langweilig für jeden, der die Leiden eines tüchtigen Volles ernster nimmt als familiäre Rührfeligkeiten.

Ueberdies fand Friedrich Wilhelm III. in den Herzergreifenden Zuständen seines Memeler Aufenthaltes noch immer Gelegenheit, feine fleinliche Natur auszuleben und die großen Retter feines Boltes mit mißtrauischen Quengeleien zu verärgern.

Wenn es der königlichen Familie damals auch nicht allzu gut ging, so hatte sie es immer noch besser als die Mehrheit ihrer Untertanen vor Jena .

Waterloo.

Und besser, als die Retter Preußens nach Leipzig und Es gibt wohl verschiedene Arten, geschichtliche Begebenheiten. zu beurteilen, obwohl Tatsachen cine swingende Logik befizen sollen. Eine Art ist die kindische.

Gie besteht darin, über Schuld und Vergeltung hinweg große Ereignisse als Rührstücke zu behandeln. Die fortgesette Geschichtsfälschung hat aus dem Zusammen bruche des preußischen Staates cine larmohante Hohenzollern­tragödie gemacht.

Eine ihrer wirksamsten Szenen ist die berühmte Tilsiter Be gegnung. Königin Luise als Bittstellerin vor Rapoleon.

Für sich ist die Szene nicht von ergreifender Traurigkeit. Der Sprung vom hochtrabenden und unbegründeten Stolz in die Stimmung, welche ein Gnadengefuch bedingt, ist unsympathisch; die Stellvertretung des Mannes, der überdies König war, in einer solchen Situation, ist beschämend.

Die Vorstellung, daß von der Rührung eines Napoleon irgend etwas zu erreichen war, ist nicht überwältigend.

Die Hülflosigkeit des Staates fonnte vor der Welt nicht stärker bloßgelegt werden als durch diesen Versuch der Königin, der oben brein aussichtslos war.

So bedeutet nur den Kindlichen, weldje das Volf als Familie und den König als Papa betrachten, jene Tilsiter Begegnung das Schmerzlichste in Deutschlands Erniedrigung. ber- hartherzigen Meinung fommen, daß die Königin wie ihren Mann, Wer über das Höfifche und Persönliche wegficht, kann zu der so auch das System vertrat, welches mit Fug und Recht zerschlagen Zum Glück für Preußen lebten in Memel neben dem Königs­paar einige Männer, welche diese Wahrheit begriffen und den Staat von innen heraus turierten.

worden war.

Die volkstümliche Historie erzählt wenig oder nichts über die