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Nr. 33. 25. Jahrgang.

Reichstag .

1. Beilage des, Vorwärts" Berliner Volksblatt. Sonabend, 8. Februar 1908.

97. Sigung vom Freitag, den 7. Februar 1908 nachmittags 1 Uhr.

fonstatiere das.

handlung des Zuckers vom 5. März 1902( Brüsseler Zuckerkonvention) Zuckerfteuer nur herabgesetzt wird vom 1. April 1909 ab, sofern bis in Kraft. dahin Gesetze zustande kommen, die eine Erhöhung der Reichseinnahmen Staatssekretär v. Bethmann- Hollweg : Die Kommission hat die um mindestens 35 Millionen Mark jährlich bezwecken. Nun hat die ihr zur Vorberatung überwiesenen drei Gesetzentwürfe Ihnen zur Regierung erfärt, daß der Ausfall infolge der Herabsetzung der Annahme empfohlen unter der Bedingung, daß die Zuckersteuer zum Zuckersteuer zu Anfang wohl bis zu 35 Millionen Mark betragen Präsident Graf Stolberg: Ein deutscher Bundesfürst, der Herzog 1. Ottober 1909 auf 10 M. herabgefeßt wird und Sie aufgefordert, werde. Auf die Dauer aber wird ein solcher Ausfall keineswegs Ernst von Sachsen- Altenburg , ist heute früh 1 Uhr verschieden. Mit Ihre Zustimmung zu dem Gesezentwurf mit der Maßgabe zu erteilen, eintreten. Es soll hier also vom Reichstage eine Deckung gea ihm ist einer der letzten deutschen Fürsten , welche an dem glorreichen daß seine Ratififaftion nicht früher erfolgen darf, als bis die zu schaffen werden in einem weit höheren Maße, als ein Striege von 1870/71 und an der Wiederaufrichtung des Reiches teil- stimmung der gefeßgebenden Faktoren zur Herabsetzung der Zucker- Steuerausfall borhanden sein wird.( Sehr wahr! genommen haben, dahingeschieden. Meine Herren! Sie haben sich steuer eingeholt ist. Diese Vorschläge der Kommission waren für bei den Sozialdemokraten.) Tem fönnen wir nicht zustimmen. von Ihren Plätzen erhoben, um Ihre Teilnahme auszudrücken. Ich die verbündeten Regierungen nicht annehmbar. Ist es schon Wir werden also, wie gesagt, nur für den ersten Eaz des artikel I an sich mit Rücksicht auf das innere Verfassungsrecht wie stimmen; wir glauben, dadurch einen weit schärferen Druck auf die Auf der Tagesordnung steht die zweite Beratung zur 8ufat- auf die Beziehungen Deutschlands zu den auswärtigen Regierung ausüben zu können, und in weit befferem Maße für die afte zur Brüsseler Budertonvention sowie des Pro- Mächten in bedeutendem Maße bedenklich, die Zustimmung Verbesserung der Reichsfinanzen zu sorgen.( Bravo ! bei den Sozial tokolls über den Beitritt Rußlands zum Zuckervertrage und des Ab- zu einem unterzeichneten internationalen Abkommen ab demokraten.) tommens mit Rußland über den Zuderverkehr zwischen Deutschland hängig zu machen von der Zustimmung zu einer Vorlage der Die Abgg. v. Derken( Rp.), Schweichardt( füdd. Vp.), Bogt­und Rußland. inneren Steuerpolitik, fo vergrößert sich dieses Bedenken dadurch, Hall( wirtsch. Vg.) und v. Grabski( Bole) stimmen dem Kompromiß Die Kommission beantragt Annahme der Zusazalte usw. mit der daß es sich hier um einen vorbehaltloien Verzicht auf sichere Ein- antrage zu. Maßgabe, daß die Ratifikation des Vertrages nicht früher erfolgt, nahmen handelt, was mit den Grundsätzen einer vorsorglichen Abg. Graf Schwerin- Löwit( f.) wirft dem Zentrum vor, daß es als bis die Abänderung des Zuckersteuergesezes betr. die Herabseßung Finanzpolitit nicht vereinbar ist. Ich habe also namens der ver- mit seinem Antrage den Zucker prozentual doppelt so hoch verteuere, der Verbrauchsabgabe von 14 auf 10 M. die Zustimmung der gesetzbündeten Regierungen zu erklären, daß, wenn der Reichstag nach als die böien Agrarier"( Heiterfeit) feit der letzten Zollerhöhung gebenden Faktoren gefunden hat. den Beschlüssen der Kommission beschließen sollte, fie diesen den Getreidepreis erhöht haben. Was fagen die Bundesgenossen des Ferner beantragt die Kommission, die vom Grafen Schwerin Beschlüssen ihre Zustimmung verjagen würden. Ich darf Zentrums, die Sozialdemokraten dazu?( Lärm und Dho- Rufe im Löwizz( f.) beantragte Herabseßung der Zuckersteuer von 14 auf aber hinzufügen, daß die verbündeten Regierungen die Zusage, Bentrum.) 10 M spätestens am 1. Oftober 1909 eintreten zu lassen; sollte vor welche ich in ihrem Namen in der Sigung des Reichstages vom Abg. Dr. Spahn( 8.) wendet sich gegen den Vorredner. Zuder dem 1. Oftober 1909 eine Erhöhung anderer eigener Einnahmen 24. Januar gegeben habe, in feiner Weise zurückzunehmen beab- fei übrigens nicht eigentlich ein Nabrungsmittel. des Reiches erfolgen, welche eine Deckung des etwaigen Ausfalles fichtigen, vielmehr für den Fall des Zustandekommens des vor- Hiermit schließt die Diskussion. an Zuckersteuer sicherstellt, so soll die Herabsetzung der Zuckersteuer liegenden Abkommens nach wie vor die gewünschte herabießung der auf Anordnung des Bundesrates gleichzeitig mit dieser Erhöhung Zuckersteuer zu verwirklichen bemüht sein werden, sofern eine anderer eigener Einnahmen des Reiches stattfinden. ordnungsmäßige Deckung des zu erwartenden Einnahmeausfalls erfolgt ist. Der vorliegende Abänderungsantrag der bürgerlichen Parteien deckt sich dem Zweck und wesentlichen Inhalt nach mit den von den verbündeten Regierungen abgegebenen Erklärungen. Ich nehme feinen Anstand, zu erklären, daß die verbündeten Regierungen bereit sind, ihm ihre Zustimmung zu geben.

Die Zudertonvention wird einstimmig angenommen. ( Beifall und Heiterkeit.) Zum Kompromißantrag beantragt Abg. Singer( Soz.) die Streichung des letzten Absages, welcher die Herabfezung der Zuckersteuer von der Deckung abhängig macht.

Abg. v. Normann( f.)( zur Geschäftsordnung) erhebt Widerspruch gegen die Zulässigkeit des Autrages.

Dr. Wiemer( freif. p.), Dr. Pachnide( freis. g.), Schweichardt( Deutsche Bp.) beantragen, die Zustimmung zur Busabatte usw. mit der Maßgabe zu erteilen, daß die von den ver­bündeten Regierungen in Aussicht gestellte Ermäßigung der Zucker­steuer von 14 auf 10 M. für den Doppelz ntner spätestens vom Abg. Bassermann( natl.) schließt sich den Ausführungen des 1. Oftober 1909 ab durchgeführt wird unter der Voraussetzung, daß Abg. Graf Schwerin- Löwit( f.): Wir halten nach wie vor daran Abg. v. Normann an. ein etwaiger Ausfall an Einnahmen aus der Zuckersteuer für die fest, daß die Beschlüsse der Kommission durchaus das Richtige treffen. Abg. Singer( Soz.) weist erneut an der Hand der Geschäfts­Reichskasse durch Beschaffung anderweitiger Mittel ausgeglichen wird. Nach der eben gehörten Erklärung aber und da wir doch nun einmal ordnung die Zulässigkeit seines Antrages nach. Präsident Graf Stolberg : Meine Herren, es liegt ein Antrag den Bundesrat als gleichberechtigten Faktor haben( Heiterkeit rechts), Das Haus entscheidet, daß der Antrag Singer zulässig der Budgetkommission sowie ein Antrag Wiemer vor, welche die ferner feine unnüße Demonstration machen wollen und auch nicht fei. Für die Zulässigkeit stimmen Sozialdemokraten, Zentrum, Zustimmung des Reichstages zu einer Vorlage an die verbündeten der Regierung die Ratifitation der Zuderkonvention erschweren Bolen, Freifinnige. Abg. Mug dan stimmt erst dagegen, dann, Regierungen an eine Bedingung fnüpfen wollen. In wollen, werden wir dem Kompromißantrag zustimmen. Wir sind von seinen Freunden belehrt, für die Zulässigkeit. einer früheren Sigung hat der Präsident Graf Ballestrem dies mit auch damit einverstanden, daß wir nach dem Vorschlage des Herrn In der Abstimmung über das Amendement selbst wird den Worten für unzulässig erklärt: Eine Annahme einer Vorlage Präsidenten der Zuderkonvention vorbehaltlos zustimmen.( Bravo ! dieses abgelehnt. Der gesamte Freifinn stimmt dagegen. der verbündeten Regierungen welche an eine Bedingung, Voraussetzung rechts.) oder Erwartung gefnüpft ist, fennt uniere Geschäftsordnung nicht. Aus dem Hause ertönte Sehr richtig! Es hat dann ein Mitglied des Hauses zweifel geäußert, ob diese Auffassung des Präsi­denten allieitig geteilt wird. Eine prinzipielle Abstimmung über diese Frage hat nicht stattgefunden, weil der betreffende Antrag zurückgezogen wurde. Ich muß mich vorläufig an diese Ansicht des Präsidenten Ballestrem halten. Sollte das Haus zu einer Ab­stimmung über diese Anträge schreiten, so bitte ich, vorher darüber abzustimmen, ob eine solche Abstimmung zulässig ist.

Abg. Dr. Wiemer( zur Geschäftsordnung): Ohne auf die prinzipielle Frage jetzt einzugehen, will ich erklären, daß ich mit Rücksicht auf die gepflogenen Verhandlungen meinen Antrag zurüdziebe.

Von den Abgg. Bassermann( natl.), v. Grabski( Bole), v. Normann( f.), v. Dergen( Np.), Dr. Pachnide( natl.),

Schweichardt( Deutſche Bp.), Bogt= Hall( Wirtsch. Vgg.)

und Dr. Wiemer( Freis. Bp.) wird beantragt

1) an Stelle der Artikel 1 und 2 der Kommissionsbeschlüsse zu setzen:

Artikel 1.

Die Zudersteuer wird vom 1. April 1909 ab auf 10 M. von 100 Kilogramm Reingewicht herabgeießt, sofern bis dahin Gefeße zustande kommen, die eine Erhöhung der eigenen Einnahmen des Reiches um mindestens 35 Millionen Mart jährlich bezwecken. Kommen solche Geseze erst nach dem 1. April 1909 zustande, so erfolgt die Herabjegung der Steuer gleichzeitig mit deren Ju­frafttreten. 2. an Stelle des Artikels 3 der Kommissionsbeschlüsse zu setzen: Dieses Gesetz tritt gleichzeitig mit der in Brüssel am 28. August 1907 vollzogenen Zufazatte zu dem Vertrage über die Be­

Artikel 2.

Kleines feuilleton.

Kunst.

Kunstschulen. Die Kunst- und Kunstgewerbeschulen nehmen in der Entwickelung einen besonderen Platz ein. Es vollzieht sich augenblicklich eine Reorganisation dieser Schulen, die für die Aus­bildung von erhöhter Wichtigkeit ist. Früher waren diese Schulen für die Entwickelung ein Hemmnis. Das Reaktionäre, Stilnach ahmende wurde bestärkt, sie erschienen als Hort des Rückschritts, dem gegenüber das moderne Kunstgewerbe sich durchsetzen mußte.

Abg. Dr. Spahn( 8.): Wir stehen wie in der ersten Lesung auf dem Standpunkt, daß das wichtigste das Zustandekommen der Zucker­konvention ist. Anders steht es mit dem Antrage. Wir sollten keine Verpflichtungen übernehmen, deren Tragweite wir nicht übersehen fönnen.

Abg. Dr. Paasche( natl.) erklärt furz, daß seine Freunde nach der Erklärung des Herrn Staatssekretärs für den Kompromißantrag stimmen.

Abg. Dr. Wiemer( frs. Vp.): Mit allem Nachdruck müssen wir darauf bestehen, daß die Zusaẞakte und die Fortführung der Kon­ventionspolitik gesichert werden. Aber wir wollen auch eine Er­mäßigung der Zuckersteuer. Unseren dahingehenden Antrag habe ich zurückziehen tönnen, nachdem sein Grundgedanke gesegliche Form gewinnen wird.

Es folgt die Abstimmung über den Kompromißantrag, die eine namentliche ist. Dafür werden 203 Stimmen, dagegen 112 Stimmen abgegeben. Der Kompromißantrag ist also angenommen. Es folgt die Fortießung der zweiten Beratung des Etats für die Verwaltung des Reichsheeres. Sie beginnt mit der namentlichen Abstimmung über den Antrag Elern( f.), den Aggregiertenfonds, welchen die Kom mission nur in Höhe bis zu 342 000 m. bewilligt hat, in der Höhe von 400 000. zu bewilligen.

Der Antrag Elern wird mit 171 gegen 142 Stimmen bei 2 Stimmenthaltungen angenommen.

Entsprechend den Konsequenzen dieses Antrages werden auch an dem fächsischen und württembergischen Etat die von der Kommission beschlossenen Ab striche am Aggregiertenfonds wieder beseitigt.

Beim Titel Gefechts- und Schießübungen im Gelände" bittet Abg. Dr. Südekum( Soz.): In der Fortführung der Konvention Abg. Leser( 3.) vor der Festsetzung mit den in Betracht kommenden sehen wir eine wertvolle Eicherung der Zuckerindustrie und des Gemeinden Rüdiprache zu nehmen; in Württemberg feien mehrfach Marktes. Deshalb werden wir für die Zusagatte stimmen. zu fleine Gelände genommen worden, wodurch Schädigungen der wir wollen aber diese Gelegenheit nicht vorübergehen lassen, ohne Landwirtschaft herbeigeführt seien. Auch sei es nicht richtig, daß die aus diesen Gründen absolut notwendige Herabsetzung der ohne jede Rücksprache mit der Gemeindebehörde ganze Gelände Zuckersteuer zu erzielen. In der Kommission haben wir für den dem Verkehr des Publikums durch die Militärbehörde entzogen Mehrheitsantrag stimmen können. Es war eine Konstellation von werden. Abg. Wetzel( natl). schließt sich der Bitte des Vorredners an. owitz bis Ledebour ( Heiterkeit), sie war zwar iiiß, aber nicht haltbar. Denn was jetzt aus dem Antrag ges Abg. Hildenbrand( Soz.): Wenn die Sozialdemokraten die worden ist, kann unsere Zustimmung nicht erhalten. Von Artikel 1 Straßen benuzen wollen, werden sie gesperrt und ebenso, wenn das ist für uns nur der erste Satz annehmbar, die Zuckersteuer wird Militär Schießübungen abhalten will. Ganz allgemein spätestens am 1. Oftober 1909 von 14 W. auf 10 M. von 100 Kilo- werden lagen über δας Sharfschießen des gramm herabgesetzt. Für diesen Teil stimmen wir auch; Militärs geführt. Sie beziehen sich nicht nur auf das was aber dann noch in dem Artikel 1 enthalten ist, Schießen der Infanterie, sondern in diesen Tagen finden auch Scharf­lehnen wir ab und zwar aus verschiedenen Gründen, unter schießübungen der Artillerie im Gelände statt. Dazu ist aber denen auch die verfassungsmäßigen Bedenken sind, denen Herr nach den früheren Erklärungen der Regierung und der Haltung des Dr. Spahn Ausdruck gegeben hat. Es wird darin erklärt, daß die Reichstages die Militärverwaltung nicht befugt. Der Striegs­

überall Künstler an leitender Stelle in den Schulen. Die Berufung Bruno Pauls an die Schule des Berliner Kunstgewerbemuseums steht damit in Zusammenhang.

Auf diese Weise wird zwischen Schule und Leben ein Zusammen­hang hergestellt und es wird zugleich eine wichtige Vorarbeit getan, indem die nächste Generation die fachlich einwandsfreie Ausbildung bekommt..

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Geht's doch dem Kanzler noch famos, Zwar uns're Schulden find enorm; Doch reißt ja nur den Stengel los Die deutsche Reichsfinanzreform. Nur lustig mit dem Strom geschwommen, Die Sintflut fie mag nach uns kommen. So gäb' es abermals ein Bild In Rosenrot und wie geleckt, Und Bülow glänzte engelsmild, Wenn nur der leid'ge Knalleffekt, Zu Lissabon der unerhörte Die fatte Harmonie nicht störte.

Notizen.

Fridolin.

Der Bassist Karl Nebe, der seit 1900 der Berliner Kgl. Oper angehörte, ist im Alter von 50 Jahren an den Folgen der ufluenza gestorben. Zu seinen besten Leistungen gehörten dank feinem Talent fürs Charakteristische Wagnerpartien, wie Alberich und Bedmesser. Aber auch in der Spieloper, besonders in den Baßbufforollen Lortzings bewährte er sich als tüchtiger Künstler.

Ein Beispiel dieses Arbeitens gibt die Ausstellung der Kunst­und Kunstgewerbeschule zu Breslau im Lichthof_des Berliner Kunstgewerbemuseums. Ein Beispiel für viele. Da kann man sehen, wie im Material gearbeitet ist, wie nicht entworfen ist, sondern im Material gedacht ist. Am besten sind die Formalen und Die Dresdener Kunstgewerbeausstellung zeigte in einer be- Stickereien, die manchen großzügigen Wurf im Formal- Dekorativen fonderen, umfangreichen Abteilung seinerzeit schon den Umichwung. haben, die auch farbig Eigenart haben. Dann die Lederarbeiten, Fast überall find moderne Künstler als Lehrkräfte herangezogen die in feiner Weise das schöne Material edel zur Wirkung bringen, worden. Im Durchschnitt ergab sich ein achtbares Niveau joliden während früher meist das Material durch Ornamente erdrückt Dann Könnens, ehrlicher Arbeit. Es wird nicht mehr das Hauptgewicht auf wurde. die Metallarbeiten, die sich auf wenige eine stilimitierende Erscheinung gelegt, die die Vergangenheit bequem aber entschieden vorgetragene Motive beschränken und sonst die ausnugt. Es wird die persönliche Note gesucht. Das Persönliche Fläche wirken lassen. Auch die Spanichachteln mit bunten Malereien und das Allgemeine. ( den alten Hochzeits- und Brautschachteln nachgeahmt) zeigen luftig Das Allgemeine liegt hier in der Erkenntnis des Materials, dekorative Wirkung. des Handwerklichen . Die schlimmen Auswüchse früherer Stilwut Im ganzen tritt das Eigenfräftige vielleicht noch nicht ganz so kamen daher, daß der Bögling mehr zum Künstler, als zum Kunst- entschieden hervor, wie es zu wünschen wäre. Aber es ist ein An­gewerbler, d. h. zum Materialarbeiter erzogen wurde. Es wurden fang. Man sieht den Standpunkt der Gegenwart. Wie sich aus ihm die Schätze der Vergangenheit rettungslos überliefert. Mappen dem Alten das Neue hindurchringt. Das ist das Lehrreiche. Und- Das Ehrengeläute. Wie ein Märchen aus der Kinder­und Sammlungen standen ihm zur Verfügung. Indem er täglichen wie allmählich vielleicht eine Tradition geschaffen wird, die vielleicht stube mutet eine Begebenheit an, die sich in der großen deutschen Seine Erlauchtigkeit der Umgang mit den größten Künstlern der Vergangenheit pflegte, einen neuen, modernen Stil anbahnt. Die Schulen haben hierbei Kinderstube irgendwo in Hessen abspielt. glaubte er selbst, ihnen nahe zu sein und indem er sie fopierte, meinte ein gut Teil Verantwortung. Sie, die früher so viel verdorben Graf von Erbach- Schönberg, Mitglied einer ehemals reichsunnittel­er, in ihrer Sphäre zu leben. Daher kam die leidige Stilwut, die haben( denn sie haben das überliefert, was wir jetzt zerstören), baren Familie, hat sich zu seinen Vätern zu versammeln geruht. an die Dinge des Alltags Stilornamente äußerlich anklebte, und das haben viel gut zu machen. Die Schule ist der Ausdruck der Zeit- In feinen Herrschaften Schönberg und Strauberg im Odenwald organische Gefühl für Sachlichkeit und Materialwerte ganz bergaß. richtung. Und wie man sieht, begreifen sie jetzt ihre Pflicht und findet jezt fraft der früheren Landeshoheit ein vierzehntägiges Heutzutage wird dem Kunstschüler, der so weder Künstler noch ihre Bedeutung. Ehrengeläut statt und das erbuntertänige Bolt hat sich aller Luft­Handwerker war und zwischen zwei Polen haltlos hin- und her­barkeiten zu enthalten. Ein Jdyll aus Duodezien, das uns mitten taumelte, eine festere Handhabe gegeben. Er wird an die Dinge im Großstaat Hessen bewahrt geblieben ist.( hoffentlich erhalten die herangeführt. Er lernt, im Material denken. Er weiß, daß jedes Heimatbünde es auch über die nächste Revolution hinüber.) 1858 Ding in seinem Material und in seinem Zweck eine Notwendigkeit wurde diese schöne alte Unfitte gefeßmäßig wieder eingeführt, nach­birgt, die herauszufühlen Sache des tunstgewerblich Schaffenden ist dem das Jahr 1848 sie über den Haufen geworfen hatte. und die, finngemäß gehandhabt, zu einem Ziel führen kann, dessen Sprache und Art unserer Zeit gemäß ist. So wird dem Schüler von vornherein eingeprägt, daß unsere Zeit eine neue Aufgabe hat, die des Suchens und Neufchaffens, des Ergründens und Probierens. Diese neue Schönheit kann, da sie absieht von unsachlichen Schnörkeln und prätentiösem Zierwert, eine Schönheit für die All­gemeinheit sein, und das ist das sozial Bedeutsame. Das Kunst­gewerbe hat die Tendenz zur Sachlichkeit und Notwendigkeit, damit wird, fie brauchbar für weitere Kreise. Und es liegt etwas Er­zieherisches darin auch für das Bublifum, indem es lehrt zu unter­scheiden zwischen materialgerechten Dingen und schlechter Bazarware, die Schein und Schmuck vortäuscht und hinter der verschönten Außens feite schlechte Arbeit und schlechtes Material verbirgt.

Als letzte Etappe hat die moderne, kunstgewerbliche Entwickelung die Reorganisation der Schulen in Angriff genommen. Nachdem die Künstler selbst sich zu einer festeren Anschauung durchgerungen hatten, konnten sie daran gehen, Lehrer zu werden. Und so sehen wir jetzt

Humor und Satire.

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Wochenrüdblid der Norddeutschen Allgemeinen". Fest steht und treu des Freisinus Wacht Bor Brandenstein und Januſchau Sobald ein Sozi Späne macht, Ertönt ein mörderisch Wauwau. Besonders wachsam ist die Rasse Bom roten Adler vierter Klasse. Mit seiner Junkerschar ergözt Fürst Bülow sich am Freifinn gern, Denn wenn es Wahlrechtshiebe setzt, Leckt der die Hand noch seinem Herrn, Da dieser Hund, wie's oft probiert ist, Nur auf den roten Mann dressiert ist. Der rote Mann. Dies Schandmaul sagt, Daß in der schönen Gotteswelt Den Arbeitsmann der Hunger plagt. Macht nichts. Das Reich hat auch kein Geld. Trotz Hunger, Wahlrechtslärm und Schulden Mag sich der Pöbel halt gedulden.

-Eine Hemerothet, auf deutsch : Zeitungssammlung, soll in Paris errichtet werden. Die Depots der Nationalbibliothek und der Arsenalbibliothek sind mit Zeitungen und Zeitschriften voll­gepfropft, und dieses Material häuft sich noch in einer für die Bibliothekverwaltungen beängstigenden Weise weiter auf, da die 8548 in Frankreich erscheinenden periodischen Druckschriften den nationalen Bibliothefinstituten zugesendet werden. Der Prospekt der Errichtung einer eigenen Zeitschriftensammlung ist schon 1900 auf dem Kongreß der Bibliothekare zur Sprache gebracht worden, nun aber hat sich auch der Senat für die Teilnahme des Staates an der " Hemerothet" ausgesprochen. Die Stadt Paris ist ihm darin schon borangegangen. Der Senatsreferent über das Unterrichtsbudget will die Hemerothek in einem Hause der Presse" unterbringen, das ein Vereinigungspunkt für die Journalisten sein soll.