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Prozeß uns vor Augen geführt hat. Dies giel wird um so schneller erreicht werden, je zahlreicher die noch nicht organisierten Metall­arbeiter sich dem Metallarbeiterverband anschließen. Ein folcher An­schluß und die lebhafte Agitation für einen solchen Anschluß ist der würdigste Protest gegen das ungeheuerliche Urteil des Elbinger Gerichts.

Politifche Ueberficht.

fammern auch auseinandergehen, mögen Organisationsfragen die! Und nun kommt das Tollste. Der Verein erklärt nicht etwa: Arbeiter trennen, so erwarten doch alle Arbeiter von solchen Wir sind keine Brunnenvergifter, die mit preußischen Geschichts­Kammern, daß sie die Meinung der Arbeiter unmittelbar fälschungen und religiösen Verdummungsschriften das Volk betrügen zum Ausdruck bringen follen und auch können. Das ist bei wollen, nein, der Verein, in dessen Ausschuß der Führer der Frei einem solchen indirekten Wahlrecht und bei der Unter- sinnigen Vereinigung, Schrader, und der liberale Pädagoge drückung jedes Sondervotums der Arbeiter absolut unmöglich. Tews fizen, erklärt bereitwillig, dem Herrn Holle die Auswahl Ferner verlangt die Arbeiterschaft aller Richtungen Sammern für zu überlassen und die gefährlichen Schriften auszumerzen. die gesamten Arbeiter, nicht aber eine 3ersplitte= Der Vorgang ist so schmählich und schändlich, daß hinter ihm rung der letzteren in Arbeiter des Handwerks, der Industrie, des selbst das Vorgehen des Ministers zurücktritt. Denn schließlich Handels und Verkehrs usw., die gerade bei Kammern auf berufs- hat die preußische Regierung wirklich kein Interesse an der Auf­genossenschaftlicher Grundlage die allergrößte Verwirrung stiften flärung des Volfes. Was soll man aber au der entsetzlichen Feigheit muß. Denn die Berufsgenossenschaften kennen solche trennenden diefer Liberalen sagen, welche ohne den geringsten Widerstand einem Die Abrechnung mit dem Staatssekretär Straette wurde Schranken nicht; sie umfaffen das in Innungen organisierte Hand- Holle das Recht einräumen, im Verwaltungswege die Lektüre der heute im Reichstag zu Ende geführt. Auch an diesem letzten werk ebenso wie den Handel und Verkehr. Die Arbeiter aller großen bürgerlichen Denker zu verbieten! Daß der Verein nach Nichtungen erwarten endlich von solchen Kammern eine entschiedene dieser löblichen Unterwerfung des Vertrauens nicht wert Tage gaben Kraettes reaktionäre Uebergriffe den Hauptstoff ab zu den Auseinandersetzungen, Der Zentrumsabgeordnete Einflußnahme auf die Sozialpolitik, die bet ist, ist selbstverständlich. Die Arbeiter werden diese kastrierten wiedeberg verurteilte zwar die Maßregelung des Arztes Kammern, die finanziell von den Berufsgenossen- Volksverdummungsbibliotheken meiden und um so energischer den Schellenberg, hielt es aber als getreuer Sohn der Kirche doch schaften abhängen, nicht zu hoffen ist.

Ausbau ihrer Bibliotheken betreiben. Aber der Verein erhält Gbensowenig Freude kann das Unternehmertum an einen Teil seiner Mittel vom Reich. Es ist aber ein Unding, aus diesem bureaukratischen Gesetzgebungsmonstrum haben, für welches Reichsmitteln einen Verein zu unterstüben, der heute nicht mehr ist ihm völlig unbilligerweise die Kosten aufgehalst werden. Denn als ein Werkzeug der preußischen Verdummungspolitik. Das wird Kammern wie diefe find nichts anderes, als eine zwecklose bei der Besprechung des betreffenden Etatspostens mit aller Deut­Spielerei, die für ein praktisches Zusammenwirken unge- lichkeit gesagt werden müssen. eignet und nicht einmal dem gewerblichen Frieden dienlich sind. Und welche Scherereien verursacht schon die Organisation solcher

Berlin , den 17. Februar 1908. Beendigung der Kraette- Debatte.

für angebracht, dem Erzbischof von Bamberg das Recht zur Maßregelung des liberalen Pfarrers Grandinger zuzusprechen. Genosse Eichhorn wies auf die früheren Klagen über Verlegung des Briefgeheimniffes gegenüber den hier lebenden Russen durch Spigel hin und kennzeichnete gebührend den Terrorismus, den der Staatssekretär Straette im Falle Schellen­berg ausgeübt habe. Wenn der Minister dort sich nicht wenn sich jemand zur Sozialdemokratie bekenne, so müsse cr das als eine unverschämtheit bezeichnen. Hierfür wurde cr vom Präsident Stolberg zur Ordnung gerufen.

Kammern den Berufsgenossenschaften! Ein einziges Beispiel möge Die Verhältnisse auf der Werft Schichau gefcheut habe, fich fo auszudrücken, als ob es ein Makel ſei,

in Elbing

So

genügen, dies zu illustrieren. Der weitaus größte Teil der Bau­gewertsmeister, für welche im Reiche 12 Berufsgenossen­schaften bestehen, gehört auch der Innungsorganisation an; nach Weil Herr Straette auf seine Sachverständigkeit im Gegen­§ 7 Absatz 3 der Vorlage sollen aber die Unternehmer und Ar- gelangten in einem zweitägigen Prozeß vor der Straffammer au beiter von Handwerksbetrieben von der Vertretung in den Kammern Glbing in vergangener Woche zur Besprechung. Veranlassung zu faz zu den Abgeordneten gepocht hatte, wies ihn Eichhorn dem Prozeß gaben einige Flugblätter, deren Inhalt der Gewert darauf hin, daß sein eigener früherer Vorgesetzter, Herr v. Podbielski, ausgeschlossen bleiben. Es dürfte kaum einen Genossenschafts- fchaftsbeamte des Metallarbeiter Verbandes borstand und kaum einen Unfallverhütungsausschuß im Bau- Genoffe grüngel vertrat, und eine Rede, die Genoffe Brüngel 8um Leiter des Postwesens für fähig befunden wurde, trotzdem er kein Fachmann, sondern Husarenoffizier gewesen war. gewerbe geben, dem nicht Innungsmeister bezw. Arbeiter aus über Die wahren Ursachen der Unfälle bei Schichau " im September viel Sachverständigkeit würde ein Abgeordneter wohl auch noch Handwerksbetrieben angehören. Gine legale Wahl hier zustande vergangenen Jahres hielt. Durch die Flugblätter und die Rede sol zu bringen, dürfte zu den Unmöglichkeiten gehören. Gleichwohl Fringel die Firma Schichau und den Gewerberat Capriem: in Elbing für sich in Anspruch nehmen können. Im Gegensatz zu dem freisinnigen Abg. Eickhoff betonte Eichhorn dann noch scharf, müßte die gesamte Berufsgenossenschaft also auf ihre Handwerker- beleidigt haben. mitglieder, die schon die Beiträge der Handwerkskammern zu zahlen Es drehte sich bei der Verhandlung, in der über 40 Zeugen daß die Ausübung des Koalitionsrechts durch die Beamten hahen, die Kosten der Industriekammer aufbringen. Ueberdies vernommen wurden, im wesentlichen um alvei Punkte: Früngel ver- und Staatsarbeiter auch nicht dadurch eingeschränkt werden wird es bei der für die Praxis undurchführbaren Abgrenzung trat die Ansicht, daß eine Anzahl Unfälle sich hätten ver- dürfe, daß man ihnen das Streifrecht abspreche. meiden lassen und daß bei Schichau jich relativ viele Unfälle er= Herr Kraette betonte nochmals, daß eine Verlegung zwischen Industrie und Handwerk an Kompetenzkonflikten mit den eigneten. Wiederholt hat Fringel auf Abstellung von Mißständen des Briefgeheimnisses durch die Bost weder jetzt noch früher Handwerkskammern nicht fehlen. Und endlich muß die bureau gedrungen. Ferner wurde betont, daß Schichau Hungerlöhne nachgewiesen sei. Auf den Fall Schellenberg ging er bor­fratische Beengung und Bevormundung diese zable! Kammern auch denjenigen Unternehmern verleiden, die praktisch Mildfichtlich ber Unfälle warde durch Zeugen, wie die Former fichtigerweise nicht weiter ein. Nachdem noch einige andere Redner gesprochen haiten, arbeiten wollen, um in Frieden mit den Arbeitern die Arbeits- Nam a cher, Nehbet, inte, befundet: entgegen der Ge­verhältnisse zu regeln. Die bureaukratische Organisation hat dem pflogenheit in anderen Werften waren Bretter statt eiserner Kästen faßte Genosse Lehmann- Wiesbaden die Anklagepunkte: weitaus größten Teil der Unternehmer schon die Innungen derart zum Absteifen der Formen genommen, es wurde statt nur aus gegen den Staatssekretär Straette nochmals in einigen kräftigen entwertet, daß sie daneben besondere Arbeitgeberverbände gründen einem aus zwei Stopfen gegossen, der Boden war nicht fest gestampft Worten zusammen und fündigte an, um die Verurteilung mußte, um Bewegungsfreiheit und Selbstverwaltungsfreiheit zu noch mit eisernen Platten ausgelegt, der Schnee war nicht stets von Straettes zum Ausdruck zu bringen, würden wir sein Gehalt bekommen. Gerade der verständigste Teil der Unternehmer, der den Stellagen und vom Dock weggeräumt, auch nicht stets gestreut. ablehnen. Wäre es den bürgerlichen Parteien ernst mit der Ein Balanzierer wurde nicht benutzt. Es hieß bei Schichau immer paritätisch gesinnt ist und praktische Arbeit von den Ar- hopp, hopp, immer schnell." Es wurde viel in Afford gearbeitet. Verteidigung des Koalitionsrechts und der Wahlfreiheit, fo beitskammern erwartet, kann sich der Mitarbeit in diesen Kammern Nach Ansicht des Angeflagten waren dies und eine übermäßig würden sie mit uns dafür sorgen, daß der Mann nid) t nicht mit rechter Freude hingeben. Tange Arbeitszeit die Ursachen von Unfällen. Nimmt man mit dem 24 Stunden länger im Amt bliebe. Das wurde mit großem Hallo von der Rechten begrüßt. Aber auch die industriellen Scharfmacher stehen Gesetz und dem Reichsgericht an, daß unter allen Umständen der bem Entwurf steptisch gegenüber. Sie versprechen sich über- Arbeitgeber für das Vorhandensein aller möglichen Schutz- Bei der Abstimmung über das Gehalt des Staatssekretärs haupt nichts von Kammern für die Pflege des gewerblichen maßregeln zu forgen hat, so wird man feiner Ansicht lediglich bei stimmten dagegen nur die Sozialdemokraten, die Friedens, weil sie die Bedingungen des Friedens jederzeit selbst pflichten können. Anders wenn man die von der Staatsanwaltschaftolen und die beiden Freisinnigen Schrader und falschen An­diftieren wollen. Vor allem hassen sie jede Art von Arbeiterschauungen für zutreffend hält. Von diesen seien einige wieder Dohrn. Dafür stimmte mit allen übrigen Parteien auch bertretung und gegeben. Der Staatsanwalt erwiderte auf den Hinweis des die Masse der Freisinnigen, die damit es offenkundig machten, Fabrikbetrieben, zu deren Gründung der Entwurf neue Anregung Angeklagten, der bei seiner Annahme, daß die Schichausche Werft mehr wie wenig ernst es ihnen mit der Verteidigung ihres so schmäh­gibt. Und auch ihnen muß der Gedanke, die Kosten für eine Unglücksfälle aufweise als die Werften im Westen, sich auf das lich gemaßregelten Parteigenossen Schellenberg war. unnüße Spielerei allein tragen zu sollen, peinlich sein. Reichsarbeitsblatt stüße: Das ist doch aber fein Morgen geht die Einzelberatung des Postetats weiter. So dürfte der Arbeitskammergeseßentwurf nirgends 8u- amtliches Blatt. Der Gewerberat Goebel forrigierte diesen stimmung finden, sondern als ein verfehltes Unternehmen be Irrtum des Staatsanwalts. Der Vorsitzende äußerte auf die Bolksschulfragen im Landtage. graben werden. Und das dürfte für ihn und alle Teile das Bekundung hin, daß die Nichtbenuzung der Balanze ungerügt ge= beste sein! Hinweg mit einem solchen Monstrum, blieben ist:" Dazu lag ja wohl auch keine Veranlassung vor, weil welches die gewaltigen sozialen Sträfte des Voltes in eine bureau- noch fein unfall passiert war." Nach der Konstatierung, tratische Zwangsjacke einzuschnüren sich vermißt. Dafür Raum daß infolge des Nichtwegräumens des Schnees von den Stellagen für die freie Meinungsäußerung der deutschen Arbeiter, wirt- und vom Dock ein schwerer Unglücksfall sich ereignete, bemerkte der Verhandlungsleiter: wenn einmal nicht gefegt wird, so ist das Ii che Organe der gesamten Arbeiterschaft, nach demokratischem eben darauf zurückzuführen, daß nicht alles zu gleicher Zeit gemacht Wahlrecht und nach den Grundsäßen der Verhältniswahl gewählt, werden kann oder auch die Arbeiter einmal nachlässig sind. deren freie Betätigung nicht durch engherzige bureaukratische Ge- Läßt sich bei einer solchen, die elementarsten Forderungen eines schäftsführung und Beaufsichtigung gehemmt ist, sondern dem Arbeiterschutzes und der aus§ 120a der Gewerbeordnung und§ 618 eigenen Drange folgend an der Weiterentwidelung der sozialen des Bürgerlichen Gefeßbuches folgenden Pflichten des Arbeitgebers Gesetzgebung mitarbeiten tann. Die gewerkschaftlich organisierten völlig verkennenden Meinungen ein gerechtes Urteil erwarten oder ersucht. In der Debatte, die am Montag stattfand, wurde Arbeiter verwerfen das Bülowsche Zwittermachwerk; fie verlangen, zeigen diese Aeußerungen, wie stark die Stadt von dem Einfluß der von allen Seiten zugestanden, daß es so wie bisher nicht daß die wirkliche Parität mit dem Unternehmertum durch Firma Schichau sozial beherrscht wird? Der Staatsanwalt mußte weitergehen könne. Zehrermangel, überfüllte lassen, weite trotz alledem in seinem Plaidoyer anerkennen, es sei nachgewiesen, Schulwege, Halbtagsschulen und ähnliche Erscheinungen Gewährung von Arbeiterkammern neben den bestehenden daß manches auf der Firma noch besser hätte gemacht werden haben es zuwege gebracht, daß nur ein geringer Teil der Unternehmerfammern gewährleistet werde. Eine Parität, die nur tönnen". dem einen Teil ausschließliche Vertretungen gibt und diesem dann Ueber die Arbeitszeit und Neberarbeitslohn wurde von dem Be- Volksschüler das Ziel der Volksschule erreicht. Und dabei auch noch die Suprematie in gemeinsamen Vertretungen einräumt, zirksleiter des Metallarbeiterverbandes Otto Schulz( Hamburg ) ist dieses Biel doch wahrlich eng genug gesteckt. Man gebe sich ift Lug und Trug für die Arbeiterschaft!" befundet: auf allen Werften mit Ausnahme des Danzig - aber nicht der Hoffnung hin, daß der Antrag, der schließlich überwiesen wurde, wirklich Elbinger Bezirkes ist die 91, st ündige Arbeitszeit eingeführt. Für der Unterrichtskommission überwiesen wurde, Ueberarbeit wird nur von Schichau tein Zuschlag gezahlt. Wandel schaffen wird. Die Landtagsmehrheit hat gar nicht Und welche Arbeitszeitlängen wurden von Zeugen dar die Absicht, die Volksschulen zu einer Volksbildungsanstalt gelegt! Der Former Sing hat im Sommer 11, im Winter 12, zu machen. Durfte doch der Redner des Zentrums unter manchmal 13, einige Mal die Nacht vom Sonnabend bis Sonntag 24 Stunden durchgearbeitet. Former Rinfe befundet: Es ist Bustimmung der konservativ- klerikalen Gesellschaft sogar eine ist Einschränkung des naturwissenschaftlichen häufig nachts übergearbeitet; ich selbst habe 36 Stunden hinter­Unterrichts zugunsten des Religionsunter­einander arbeiten müssen. Löhne nannte der Angeklagte Hungerlöhne, weil an Arbeiter richts fordern! Wozu also die Komödie! Ebenso wie der Antrag selbst, so war die Wertschätzung 20 bis 25 Pf. gezahlt wurden, also zu wenig zum Lebensunterhalt. Durch die Beweisaufnahme wurde unter anderem festgestellt: ein Komödie, die plötzlich die Redner aller Parteien den Volks Former Neumann erhielt 20 bis 25 f. Stundenlohn, beim schullehrern gegenüber an den Tag legten. In früherer Afford wurde nach Bekundung des Zeugen immer etwas gestrichen. Jahren war von einem Interesse der Landtagsmehrheit an Der Former Thiel erhielt einen Stundenlohn von 22 Pf., der den Lehrern nicht viel zu bemerken, jetzt ist es plötzlich anders Buzer Stoltmann wurde auf 18 Pf. Stundenlohn eingestellt, geworden. Kein Wunder, die Wahlen stehen vor der Tür! fam dann auf 20, später auf 22 Pf. Bei Afford erhielt er für 155 Stunden: 41 M. Der Puzer Kolnchen wurde mit 20 f. eingestellt, kam später auf 23 f.

Kultus ftatt Kultur.

Die Debatte des preußischen Abgeordnetenhauses über den Kultusetat muß man sich merken. Wird in ihr doch der völlige Bankrott sichtbar, vor dem das liberale Bürgertum in Preußen steht: dem politischen Zusammenbruch des Liberalismus ist der fulturelle unmittelbar auf dem Fuße gefolgt. Mit leichter Mühe haben sich die protestantischen und katholischen Reaktionäre den Siegespreis geholt und die vereinigten Kirchen treten die Wissen­schaft mit Füßen.

Der Kampf gegen die Kultur, an dessen Spike Herr Holle steht, ist viel erbitternder und viel gefährlicher als derselbe Kampf. an dessen Spitze Pius X . steht. Die römische Kirche hat keine 3wangsgewalt mehr, wie sie der Staat besitzt. Ihren Geboten fann man sich durch den Austritt entziehen. Der Schaden, den Pius X. anrichten wird, wird vor allem die Kirche selbst treffen; der Schaden, den Herr Holle stiftet, der trifft vor allem die at beitenden Massen. Das Werk, das das schändliche Kom­promiß der Nationalliberalen mit Zentrum und Konservativen ein­geleitet hat, soll nun vollendet werden: die völlige Verpfaffung der Schule ist das Programm des Dreiklassenparlamentes und der preußischen Regierung.

Wurde nun angesichts dieses Sachverhalts der Angeklagte von der Anklage freigesprochen und anerkannt, daß ihm ein hohes Ver­dienſt dafür zukommt, daß er die Mißstände, welche Leben, Gesundheit und Lebensglück von Arbeitern gefährden, beleuchtet hatte? Mit nichten!

Schon nach den oben wiedergegebenen Theorien des Staats­anwalts und des Vorsitzenden ließ sich dies faum erwarten. Sinzu trat das wiederholt vom Vorsitzenden hervorgehobene unverfälschteste Manchesterdogma: wenn ein Arbeiter freiwillig" Arbeit mit geringen Löhnen nimmt, kann man nicht von Hungerlöhnen reden. Aber das Resultat übertraf die aufs tiefste gespannten Erwartungen: Der Staatsanwalt beantragte neun Monate, das Gericht erkannte gestern nach einem uns zugehenden Privattelegramm auf sechs Monate Ge­fängnis gegen Genossen Früngel!

Die preußische Volksschule ist dank der jahrzehntelangen Vernachlässigung dieses wichtigen Gebietes so weit herunter­gekommen, daß selbst das preußische Dreiklassenparlament nicht mehr dazu schweigen kann. Die gesamte Linke hat einen Antrag eingebracht, der die Regierung um Auskunft über die Ergebnisse der vom Handelsminister angestellten Unter suchungen über die Vorbildung der Fortbildungsschüler und über die Maßnahmen zur Behebung der in diesen Ergeb nissen zutage getretenen Mängel des Volksschulunterrichts

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Gleichfalls der Unterrichtskommission überwiesen wurde ein nationalliberaler Antrag, der die Regierung auffordert, Staatsmittel bereit zu halten, um besonders befähigte:: Volksschülern in größerem Umfange als bisher die weitere Ausbildung zu ermöglichen. Ob aus diesem Antrage viel herauskommt, möchten wir nach der nicht gerade entgegenz fommenden Erklärung des Ministers bezweifeln. Und das um so mehr, als der Redner der Konservativen, Abg.

enning, gegen das Streben nach Bildung wetterte, das jetzt schon die besten Kräfte vom Lande in die Städte treibe. Ein wertvolles Zugeständnis, das hoffent­lich unsere Genossen in der Agitation ausnuten werden.

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Gleichsam als Erläuterung und Jllustration des Geistes der religiösen Heuchelei und des fulturfeindlichen Uebermutes diente die Debatte über den Liegnizer Boltsbildungsverein, eine Debatte, Schließlich beschäftigte sich das Haus noch mit einigen die, wie die Ergebnisse selbst, die ihr zugrunde liegen, heute in einem Kulturstaate ausgeschlossen sind. Der Volksbildungsberein Anträgen auf Erhöhung der Ostmarkenzulage für Lehrer, die bekanntlich auf Widerruf gewährt wird, um organisiert Schüler- und Volksbibliotheken. Er ist angeblich un­Db das Erkenntnis trotz der engen Revisionsschranken, die das die Lehrer zu Gesinnungssflaven zu machen. Wer die Polen parteiisch; angeblich, denn die wissenschaftliche Literatur des Gefeß dem Angeklagten einräumt, aufgehoben werden wird, steht Sozialismus ist von diesem Verein ausgeschlossen. Aber der bahin. Unzweifelhaft erscheint es uns für den Fall, daß das Ge- politik der Regierung mitmacht, bekommt dafür klingenden preußische Staat duldet Unparteilichkeit nicht einmal in diesen richtsurteil den gesamten Tatbestand, der in den zwei Verhandlungstagen Lohn, wer ihr Widerstand leistet, wird auf halbe Koſt geſetzt Grenzen. Der Verein hat in seine Bibliotheken auch wissenschaft- sich vor ihm abspielte, möglichst phonographisch getreu wiedergibt. eine von polnischer Seite mit Recht als unmoralisch be Tiche Literatur aufgenommen, und wenn er auch die sozialwissen. Leider läßt sich das prozessualisch nicht erzwingen. Aber mag das zeichnete Maßnahme! Der Minister stellte im Anschluß an schaftliche ausgeschlossen hat, so hat er wenigstens die naturwissen Urteil des Revisionsgerichts ausfallen wie es wolle: der Angeklagte die Lehrerbesoldung eine Erhöhung dieses Korruptionsfonde schaftliche eingereiht. Man findet Darwin , Häckel, Bölsche, und ist zwar verurteilt, gerichtet aber sind die nach dem Vorstehenden in Aussicht. Dazu hat der preußische Staat trotz seiner religionsfritische Werte, z. B. die Straußschen. Aber das paßt nicht felbft dann ungeheuerlichen Mißstände, wenn es die einzigen wären, schlechten Finanzlage immer Geld. Traurig ist es, daß sich die die zweitägige Verhandlung entrollte. Und gerichtet nicht namens der Freisinnigen Vereinigung Abg. Ernst besonders für das Volt, dem die Religion erhalten werden muß. weltfremde sozialpolitische warm für die Ostmarkenzulage ins Zeug legte, während Also wird dem Verein die amtliche Unterstützung entzogen; minder ist die individualistische Anschauung, die aus den Bemerkungen der gelehrten denn das Volk wählt sich, wie ein konservativer Junker meinte, das, Juristen uns entgegentritt. Selbst noch härtere Strafen fönnen die Herren von der männlichen Linie, die fonit der Re was nicht für es paßt. Es muß daher die Auswahl von Höher- lediglich zu neuen Anstrengungen anfeuern, um der Rücksichtslosigkeit gierung in dieser Frage Opposition gemacht hatten, sich aus Nicht einmal dazu können die Sklaven des stehenden getroffen werden, und das sind die Beamten des Herrn gegenüber Menschenleben, Menschengesundheit und Menschenglück schwiegen. sowie den Mißständen und Vorurteilen entgegenzutreten, die der Fürsten Bülow sich aufraffen

Solle