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Nr. 41. 25. Jahrgang. 2. Beilage des Vorwärts" Berliner Volksblatt. Dienstag, 18. februar 1908.

Gegen das Reichs- Vereinsgesetz.

werden.

Uns ist gesagt worden, daß diesem Herrn Wolf der Alkohol[ der Brunnenstraße gingen und setzte es durch, daß sie in die manchmal besser schmecke, als ihm dienlich sei. Nun steht zweifellos Stammlerstraße einbiegen mußten. Jm Torwege des Hauses, in auch einem Lehrer das Recht zu, eins über den Durst zu trinken; dem sich die Polizeiwache befand, waren mehrere Schußleute wir wollens ihm nicht bestreiten. Aber wenn Herr Wolf von diesem postiert, nur eines Winkes gewärtig, um den Staat vor der großen Achtung! Hente Dienstag, den 18., 8 Uhr abends, Recht Gebrauch machen will, dann sollte er wenigstens den Gefahr zu retten, die ihm durch die Zwanzig drohte. finden in Groß- Berlin die 33 Volksversammlungen statt, welche voltserzieher" zu Hause lassen. In dem Lokal, das Die auf einen Umweg Verwiesenen nahmen die Sache von sich mit dem Reich 3- Vereinsgefet beschäftigen. Bei er am Sonntag aufgesucht hatte, war er übrigens nicht zum ersten der heiteren Seite auf und lachten ob dieses neuesten Polizeis der enormen Bedeutung, welche diese Vorlage für die Ge- ale. Schon vor einiger Zeit hatte er sich dort als neuer Gaft streiches. Ernst kann man dabei auch nicht bleiben. staltung unserer politischen und sozialen Verhältnisse besißt, aufgefallen. Es wurde ihm denn auch bald bedeutet, daß Arbeiter berichtet: Gin im Tiergartenviertel wohnhafter Großindustrieller eingefunden, doch war er sofort durch eine eigenartige" Redeweise Aus den Geheimakten des Weltdetektivs." Polizeilich wird erwarten wir, daß die Parteigenossen und Genossinnen sowie fich die" Bildung" anders vorstellen. Verdruß hatte er auch erregt erhielt feit Anfang Februar mehrere Briefe, in denen unter Be alle gewerkschaftlich organisierten Arbeiter sich an den Protest durch den Ton. in dem er sich über die Arbeiterklasse und brohung mit Verbrechen gegen ihn und feine Familie die Zahlung versammlungen beteiligen. ihre Wahlrechtsdemonstrationen äußerte. Er bes zeichnete die Arbeiter als Bagage, als ummel, die einen tubert am Richard Wagner- Denkmal im Tiergarten niedergelegt bon 150 000 m. verlangt wurde. Das Geld follte in cinem Brief Verband sozialdemokratischer Wahlvereine gewissen Körperteil( Behrer Wolf drückte sich deutlicher und gar Berlins und Umgegend. nicht zimperlich aus) boll trieger müßten, und so weiter. Wir Am Abend des 15. Februar gegen 634 Uhr wurde ein Berliner Gewerkschaftskommission. sähen keinen Anlaß, uns mit diesem Mann näher zu befassen, wenn Brief niedergelegt, auch von dem Erpresser aufgenommnn, der danach nicht gerade er sich dem Volk" als Erzieher" anpriese. In dem in eiliger Flucht, von mehreren obfervierenden Beamten verfolgt, Lokal rühmte er sich auch der Erfolge, die er in der Schule als davonlief und, nachdem er seinen Baletot abgeworfen hatte, in der Bädagoge habe. Dabei trug er kein Bedenken, zu einer noch schul- Dunkelheit im Tiergarten entfam. Der Täter ist zirka 30 Jahre pflichtigen Tochter des Gaftvirtes zu sagen: Werdet nicht solche alt, zirka 1,66 Meter groß, hat blondes Haar und Schnurrbart, Ver- rechdachse, wie Guer Bater!" Dieser grobschlächtige Schera" foll längliches, blaffes Geficht, trug anscheinend einfarbigen grau wohl erziehlich" wirken? braunen Jackettanzug, schwarzen steifen Hut, weißen Kragen. Die Affäre des Lehrers Wolf erhält noch einen eigenen Reiz Der fortgeworfene Paletot ift ein abgetragener, doch und hell bis durch den Umstand, daß dieser Herr anscheinend derselbe Lehrer sauberer Winterpaletot von einfarbigem Tuch Wolf ist, der unter dem Namen Eduard Wolf- Harnier sich mittelbrauner Farbe mit drei geraden Seiten und einer Barnier amtiert an der 261. Mäbchen- Gemeindeschule( Greifen- obersten von hellerer Farbe, dunkelbraunem Sammetkragen. In als Jugendschriftsteller betätigt. Herr Eduard Wolf- Billettasche, zwei Reihen dunkler Haarknöpfe, jedoch den beiden hagener Straße), und es gibt dort unseres Wissens feinen anderen einer Tasche befand sich der 56. Band des Heftes Aus den Geheim Lehrer Wolf . aften des Weltdetektivs" und ein Fahrichein der Straßenbahn linie 15E, welcher am 15., nachmittags 3/4 Uhr am Ringbahnhof Nixdorf bis Moabit benutzt ist. Der Täter, anscheinend ein besserer Arbeiter oder Handwerker, dürfte in Rigdorf oder Berlin SW. wohnen und wird durch seine Rückkehr nach Hause ohne den Baletot aufgefallen sein. Die Briefe find in W. und SW. aufgegeben. Für die Ermittelung des Täters hat der Adressat eine Belohnung von 500 M. ausgesezt. Mitteilungen über die Persönlichkeit des Täters werden von der Kriminalpolizei zu 1022. IV. 3. 08 nach Zimmer 245 erbeten.

Partei- Angelegenheiten.

Protest- Versammlungen! Die Leiter der heutigen fammlungen werden ersucht, sofort nach Beendigung derselben einen Boten in die Redaktion zu senden, der einen kurzen Bericht über Zahl der Besucher, Verlauf der Versammlung und etwaige Zwischenfälle( polizeiliches Eingreifen, Auftreten von Gegnern usw.) überbringt. Redaktion des Vorwärts".

Zur Lokalliste. Am Sonnabend, den 22. Februar d. J., feiert der Verein Frohe Stunden" fein Stiftungsfest in den Räumen der Sohenzollern- Festfäle", Bandelstr. 35. Wir weisen darauf hin, daß das genannte Lokal der Arbeiterschaft nicht zur Verfügung steht, und da nach den uns zugegangenen Informationen obigem Verein zum großen Teil Arbeiter angehören, so machen wir diejenigen, welche einer Organisation angehören, auf die eventuellen Folgen eines Boykottbruches aufmerksam. Die Lokalfommission.

3. Wahlkreis. Sonntag, den 23. Februar, abends 6 Uhr, in der Lebensquelle"( früher Arminhallen), Kom­mandantenftr. 20, Versammlung mit Frauen. Vortrag des Herrn Ingenieur Schäfer über:" Wann wird in Preußen die Feuerbestattung erlaubt werden und welche Vorteile bietet diese Bestattungsform?" Nach dem Vortrag: Geselliges Bei. sammensein. Eintritt infl. Garderobe 20 Pf. Tanz frei. Um zahlreiche Beteiligung ersucht Der Vorstand.

Johannisthal . Heute Dienstag findet bei Trautmann, Friedrichstr. 61, eine große Wählerversammlung statt, in welcher Dr. Borchardt- Charlottenburg über Die Sozialdemokratie in der Gemeinde" referieren wird. Genossen! Sorgt für regen Besuch dieser Versammlung. Der Vorstand.

Karlshorst . Die Parteigenossen treffen sich heute abend 18 Uhr Bei Bartel, Fürstenbad, zum gemeinsamen Besuch der Versammlung in Ober- Schöneweide , Wilhelminenhof".

Grünau . Heute Dienstag abend 9 Uhr findet in der Grünen Ede" die regelmäßige Mitgliederversammlung des Wahlvereins statt. Wichtige Punkte zur Gemeindewahl stehen auf der Tages­ordnung, daher ist pünktliches und zahlreiches Erscheinen not. wendig. Der Vorstand,

Brit- Budow. Am heutigen Dienstag, abends 49 Uhr, findet bei Weniger, Werder Straße 28, die Wahlvereinsversammlung statt. Tagesordnung: 1. Die Landtagswahlen und ihre Durcha führung. Referent Genoffe Händel. 2. Diskussion. 3. Ver­schiedenes.

Wegen des aktuellen Themas wird das Erscheinen aller Ge­noffen zu dieser Versammlung erwartet. Der Vorstand.

Tegel . Die am heutigen Dienstag fällige Mitgliederversamm lung des Wahlvereins fällt aus; dafür findet in Trapps Festfäle", Bahnhofstr. 1, eine Voltsversammlung statt. Tagesordnung:" Das neue Reichsvereinsgeseh." Parteigenoffen! Agitiert für Massen­besuch. Der Vorstand.

Auf den Plakaten und im Inserat am Sonntag ist irrtümlich das Lokal von Göz, Schloßstr. 7/8, als Versammlungslokal anges führt. Wir weisen darauf hin, daß die Versammlung in Trapps Festsälen, Bahnhofstr. 1, stattfindet.

Wilhelmsruh . Heute Dienstag kein Diskutierabenb.

Der Vorstand.

Berliner Nachrichten.

Arbeiter- Bildungsschule, Berlin .

Die Rednerschule muß heute( Dienstag) aus­fallen wegen der Volksversammlungen. Die nächste findet statt: Dienstag, den 25. d. M.

Er ist Volfserzieher"!

Es gibt Pädagogen, die mehr als nur Lehrer der schulpflichtigen Jugend sein wollen. Sie fühlen sich in den Beruf, das Volt" zu ..ergiehen" und es hinaufzuführen zu den Höhen edler Bildung und wahrer Gesittung.

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Eine tolle Sache! Anscheinend unter Mißbrauch des Namens eines in Schreiberhau wohnenden Dichters hat eine Zeitschrift, die Wochenschrift Morgen", an sämtliche Ehrenbürger und Stadtälteste, an die Magistratsmitglieder und die Stadtverordneten von Berlin ein Schreiben gerichtet, in welchem unter Hinweis auf die Beich nungen in einer ihr beigefügten Liste gebeten wurde, Karten zu 5 und 10 M. für einen Vortrag des Dichters zu entnehmen. Der Vortrag follte im Kaiserfaal von Adlons Hotel am Pariser Platz zum Besten der Speisung hungernder Kinder stattfinden. Die Empfänger mußten annehmen, daß nach den Zeichnungen in der beigefügten Liste sie herausgestellt, daß die Zeichnungen in den Listen gefälscht die einzigen wären, die noch keine Karten bestellt. Es hat sich aber waren. Man hatte sogar Verstorbene( u. a. Meubrind und Schaefer) mit je drei Karten a 10 M. auf die Listen gesezt.

Die katholische St. Sebastiangemeinde

Anscheinend ist es in dem Kopfe des Täters nicht ganz richtig, wenn man aus seinem Studium der Geheimaften des Weltdetektivs Schlüffe ziehen kann.

Den Arm abgerissen. Ein schredlicher Straßenbahnunfall hat fich am Sonnabendabend am Mühlendamm ereignet. Der 14 Jahre alte Schüler Mar Richter, Bismarckstr. 3 wohnhaft, hatte versucht, einen in der Fahrt befindlichen Straßenbahnwagen der Linie 79 zu in der Aderstraße hat wiederum zahlreiche Personen mit Ver- zu besteigen. Er glitt dabei vom Trittbrett und stürzte auf die anlagungen zur Kirchensteuer beglückt, die nie in ihrem Leben Straße. Mit dem linken Arın geriet er unter das Rädergetriebe fatholisch waren, noch mit dieser Kirchengemeinschaft im entfernteften des Motorwagens und erst nachdem man das hintere Wagenteil zu tun hatten. Wir haben schon vor einiger Zeit in unserem Blatte hochgehoben hatte, konnte der Knabe aus seiner schrecklichen Lage gefennzeichnet, wie wahllos in dieser Gemeinde alle möglichen Leute befreit werden. Der Arm war ihm am Rumpf derartig zermalmt als katholisch angesehen und demgemäß zur Kirchensteuer veranlagt worden, daß er nur noch an einem Stückchen Fleisch festhing. In werden. Bei der Massenhaftigkeit dieser Fälle muß man annehmen, der töniglichen Klinik in der Ziegelstraße mußte er abgenommen daß auf gut Glüd veranlagt wird; ter zahlt, der zahlt. Man fragt werden. sich, wie ist es bloß möglich, daß eine folch' große Zahl von Per­sonen, die mit der katholischen Kirche nicht einmal formell etwas zu tun haben, fortgesezt mit Steuerveranlagungen belästigt werden, Perfonen, die feit 15, 20 Jahren Diffidenten find und bis zu ihrem Austritt aus der Landeskirche evangelisch waren. Diese fortgefegten Belästigungen arten schon in groben Unfug aus und es ist die höchste Zeit, daß diesem Treiben endlich einmal ein Ende ge­macht wird.

Die Zentralfommission der Krankenkassen Berlins und der Bororte veranstaltet auch in diesem Jahre wiederum hygienische Vorträge, weiche, wie nachstehend aufgeführt, stattfinden. Diese Vorträge sind für jedermann unentgeltlich.

Am Donnerstag, 20. Februar d. J., sprechen über das Thema: Weber Unfallerfranfungen" Herr Dr. Kakenstein in der Ge­meindeschule Rigaer Straße 81/82, Herr Dr.& Steiner in der Gemeindeschule Waldenserstr. 25/26, Herr Dr. A. Schlesinger in der Gemeindeschule Eberswalder Straße 10, Herr Dr. A. Scheuer in der Gemeindeschule Stalißer Straße 55/56.

Am Freitag, den 21. Februar d. 3, sprechen über das Thema: Die Gefahren des Alkoholgenusses" Herr Dr. Ratkowski in der Gemeindeschule Gneisenaustr. 7, Herr Dr H. Hirschfeld in der Ge­meindeschule Tilsiterstr. 4/5, Herr Dr. Wegscheider in der Ge­meindeschule Pantstr. 8, Herr Dr. v. Rutkowski in der Gemeinde­schule Pasteurstr. 5.

Am Mittwoch, den 19. Februar d. J., spricht Herr Dr. N. Brann über das Thema: Krampfaderleiden und Beingeschwüre."

in der Gemeindeschule Nehringstr. 10 zu Charlottenburg

Am Dienstag, den 18. Februar d. J., spricht in Boghagen= Rummelsburg in der Boghagener Schule, Holteistr. 7/9, Herr Dr. N. Brann ebenfalls über das Thema:" Krampfaderleiden und Beingeschwüre."

In Lichtenberg spricht am Donnerstag, den 20. Februar d. J., in der Gemeindeschule Kronprinzenstr. 10 Herr Dr. E. Adler über das Thema: Geschlechtskrankheiten."

Ebenfalls am Donnerstag, den 20. Februar d. J., spricht Herr Dr. A. Rehfisch in Pankow in der 2. Gemeindeschule Grunow­straße über das Thema: Hygiene der Herzkrankheiten."

In Ri dorf spricht am Freitag, den 21. Februar d. J., Herr Dr. E. Bäumer in der Gemeindeschule Kaiser- Friedrichstr. 4 am Hermannplatz über das Thema:" Hygiene des Geschlechtslebens." In Schöneberg spricht am Dienstag, den 18. Februar d. J., Herr Privatdozent Dr. G. Levinsohn in der Gemeindeschule Feurig straße 61/62 über das Thema:" Aus dem Gebiet der Augenkrank­Heiten." In Tempelhof im Wilhelmsgarten, Berlinerstr. 9, spricht am Freitag, den 21. Februar d. J., Herr Dr. E. Jakobsohn über das Thema: Auge und Arbeit."

In Weißensee spricht am Freitag, den 21. Februar d. J., Herr Dr. 2. Jakobsohn in der Gemeindeschule, Langhansstr. 120, über das Thema: Aus dem Gebiet der Augenheilkunde." Diese sämtlichen Vorträge finden an den genannten Tagen pünktlich abends 8 Uhr statt.

Nun ist es gewiß richtig, daß die Lehrerschaft auch auf diesem Gebiet sich nüßlich machen kann und soll, wenn sie das Zeug dazu hat. Wir finden aber, daß die Methode folcher" Boltserzieher" zu meist sich darin erschöpft, die Arbeiterklasse zu be. id; impfen. Manche von ihnen tun das in den mehr oder weniger öffentlichen Versammlungen der bürgerlichen Parteien, wo sie annehmen dürfen, daß sie mit ihresgleichen unter sich sind. Andere sind noch vorsichtiger und schimpfen auf die Arbeiter nur in ihrem Unterricht, wo sie vor Kindern nebenbei bemerkt: vor Kindern von Arbeitern stehen. Kürzlich hat aber ein Lehrer den Einfall gehabt, in ein von Arbeitern besuchtes Bier­lokal zu geben und dort den Boltserzieher" spielen zu wollen. Das Unglüd fügte es, da er in das Lotal eines Gaftviries hinein­geriet, deffen Kind in der Klasse dieses Lehrers sist. So fam's, daß des Voltserziehers" Nam' und Art sofort festgestellt werden fonnte. Der Herr ist ein Lehrer Wolf, der an der 261. Ma de chen Gemeindeschule( Greifenhagener Straße) amtiert Berhaftung einer Kupplerin. Die aus früheren Prozessen als und dort in einer achten Klasse die Kleinsten unterrichtet. Kupplerin bekannte Kanzleiratswitwe Anna Smigielska geb. Straube Auf Herrn Wolfs Voltserziehungsmethode" werden wir auf- ist wiederum verhaftet worden. Die sehr würdig aussehense Dame merksam gemacht von einem Parteigenoffen G., an dem sie probiert ist 58 Jahre alt und stammt aus Rüstrin. Bor einigen Jahren unter worden ist. Am vorigen Sonntagvormittag ging G. in ein Lokal hielt sie in der Hedemannstraße ein Suppelquartier ersten Ranges"; in der Kopenhagener Straße, um an einer Sibung teilzunehmen, Nach Verbüßung einer Gefängnisstrafe, die ihr seinerzeit zudiftiert die dort stattfinden sollte. Als er mit der Wirtin ein paar Worte wurde, ließ sie sich in der Yorkstr. 65 nieder, wo sie im ersten Stod über den Grund seines Kommens wechselte, erregte das die Auf- einen vornehmen Haushalt führte. Hier soll ihr eine Mutter die merksamkeit cines einsam dafihenden Gastes. Aha", rief dieser eigene Tochter gegen Bezahlung zu Kuppeleizweden zugeführt dazwischen, auch einer aus dem Reiche Bebels!" haben. Frau Smigieleta bestreitet alles; sie wurde nach ihrer Fest­G. erwiderte dem Gast, daß er sich nicht mit ihm zu unterhalten nahme wegen ihrer Herzfrankheit als Polizeigefangene nach der wünsche und sich auch jede Bemerkung über seine Person verbitte. Charité gebracht. Da fuhr der andere auf. Sie Same I", schimpfte er," Sie Affe,

Sie Och se!" Und selbstbewußt fügte er hinzu: Ich bin Volts. Wo zwei Leute zufammensteh'n, ba müffen sie auseinander­erzieher, ich bin der Lage, die Kinder ganz dem Einfluß der geh'n. Nach diesem Grundsatz handelte am Sonntag wieder einmal Eltern zu entziehen." G. äußerte Zweifel daran, daß er es mit die Polizei, als Genoffen nach Schluß der Wahlbereinsversamm. einem Lehrer zu tun habe. Aber der schimpfende Gast war tat- lung bei Schirm in der Badstraße nach Hause gehen wollten. Es sächlich Lehrer, der oben genannte Gemeindeschullehrer mögen bielleicht 20 Personen gewesen sein, die nach Schluß der Ver­Wolf. Er faß schon lange in dem Lokal und hatte seinen sehr sammlung ihrer Wohnung zuftrebten, um ihr Mittagbrot einzu­zeitig begonnenten Frühschoppen wohl ein bißchen zu weit ausnehmen. Sie gingen die Brunnenstraße entlang. Da, an der gedehnt. Als G. von ihm in der geschilderten Weise antrakeelt Rammlerstraße, wurden fie plötzlich am Weitergehen gehindert. Der wurde, machte man mit Herrn Wolf turgen Prozeß und nötigte Polizeileutnant des an der Nammler- und Brunnenstraßen- Ede bea ihn zum Aufbruch findlichen Reviers ließ es partout nicht zu, daß die paar Leute in

In der Friebberg- Sache ist zu melden, daß die Flüchtigen weder ergriffen sind, noch sind sie freiwillig zurückgekommen auf Grund der eigentümlichen Aufforderung des die Untersuchung leitenden Kriminalkommissars Müller.

benommen, das sonderbarste aber ist, daß er die Ceffentlichkeit plöt In der ganzen Sache hat sich dieser Kommissar recht sonderbar lich überrascht mit der Mitteilung, daß er sein Abschiedsgesuch ein. gereicht habe. Er veröffentlicht diefen Entschluß in einem hiesigen Mittagsblatt. Die Erflärung ist so gehalten, daß wir sie wieder­geben möchten. Gie lautet:

Ich habe soeben den Heren Polizeipräsidenten von Berlin um meine Entlassung aus dem Staatsdienste unter Uebersendung eines schriftlichen Gesuches gebeten.

Die Gründe liegen in der unüberwindlichen Pflichtenkollision zwischen Disziplin und fachlicher Verantwortung. Seit Jahren habe ich versucht, einen Ausgleich zwischen diesen Pflichten zu finden. Ich habe gekämpft und gefämpft.

besten Kräfte zu vernichten, schreit eine Stimme jest in mir auf: öse dich endlich aus diesen unerträglichen Fesseln und mache dich frei." Das Pflichtgefühl als Beamter trifft mit dem Berant­vartungsgefühl zusammen, um die Ermittelungen in der Fried. bergaffäre zu Ende zu führen. Die anstrengenden letzten. Tage und Nächte haben jedoch in keiner Weise meine förperliche und geistige Kraft geschwächt. Ich fühle mich außerordentlich glücklich und von Arbeitsfreudigkeit beseelt.

Um aber schließlich in diesem nußlosen Kampf nicht meine

zurüdtreten, wenn es sich darum handelt, dem deutschen Volke au Ob die Festnahme Friedbergs heute oder morgen erfolgt, muß

dienen!

Berlin , 17. Februar 1908.

Waldemar Müller, Königlicher Kriminalkommissar." Der Inhalt dieser Erklärung ist so eigentümlich, daß man ver. steht, wenn es heißt, die Nerven des Herrn Müller sind sehr an­gegriffen. Zu diesem Schritt des Kommissars scheinen auch Aus­einandersehungen geführt zu haben, die M. mit seinen Vorgeschten gehabt hat ob verschiedener von ihm in der Friedberg- Sache be. gangener Mißgriffe.

Nicht uninteressant dürfte sein, daß sich Herr Müller noch nebenbei aufs Dichten verlegte. Er hat ein Stüd geschrieben: " Lokomotivführer Claußen", das nächstens im Friedrich- Wilhelm. städtischen Theater aufgeführt werden sollte.

Die übercifrige Bolizei. Hatte da am Sonnabend ein Arbeiter beschlossen, seinen Schwager, den Arbeiter 3., Yorkstraße wohnhaft, der arbeitslos war, eine Freude zu machen, indem er ihn mit in den girkus Schumann nehmen wollte. Zu diesem Zwecke schickte er den 3. nach der Kasse des Zirkus, um zwei Billetts zur Galerie zu holen. 8. ging etwas zeitig und traf später feinen Schwager auf der Straße, um diesem die Billetts ein­zuhändigen. Dieser aber meinte, er, der Käufer, solle die Billetts aufbewahren, bis sie in den Zirkus gingen. Die beiden Leute hatten aber nicht damit gerechnet, daß unsere Polizei auf alles aufpast, fie achtet sogar darauf, wenn einer dem anderen ein Billett zum Aufbewahren anvertraut. Flugs ging ein Schutzmann auf den Z. zu und fistierte ihn nach der Wache. Was hatte der 3. denn eigentlich schlimmes getan, wird jeder Leser fragen. Die Antwort kann nur ein Schutzmann geben. Und der war der Meinung, einen Billett­händler vor sich zu haben. Als ob Billetthändler ausgesucht Gallerie­Billetts berhandeln. Alle Hinweise des 3. auf den wahren Sachver­halt nüßten nichts, mau fuhr ihn vielmehr recht unsanft an und nahm ihm die beiden Billetts einfach ab mit dem Bemerken, sich die­felben um 9 Uhr abends wieder abzuholen.

Es ist doch unerhört, was sich die Polizei alles herausnimmt. Die beiden Billetts waren Eigentum der beiden Arbeiter. Die Polizei mußte sofort erkennen, daß sie sich hier eines unglaublichen Mißgriffs schuldig gemacht hat und hätte mindestens die Pflicht gehabt, fich zu entschuldigen und die Billetts sofort zurückzugeben. Das tat fie aber nicht. Die versprochene Zurückgabe der Billetts um 9- Uhr war so ziemlich wertlos, da um diese Zeit die Vorstellung zur Hälfte beendet war. Wird sie nun den beiden Arbeitern wenigstens die Billetts bezahlen? Das ist das wenigste, was man verlangen kann.

Bei der Vorstellung im Bassage- Theater am Sonnabend schien eine fleine Panit auszubrechen, die durch den Unfall bei der Vor