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Das Kongre�bureau wird am Sonntag, den Iv. Mai von vormittags 10 Uhr bis nachmittags k Uhr, in derGer- mania", Chausseestr. 110, Hof Part, rechts, geöffnet sein. Es können dort un'ter Vorzeigung der Mitgliedskarte die Kon- greßabzeichen und eventl. Drucksachen in Empfang genommen werden. Berlin   SO. 16, den 15. Februar 1908. Engelufer 15, Tel.-Amt. 4, 3953. Die Zentrale für das deutsche Krankenkassenwesen. E. Simanowski. Wo ist der Arbeiter Jrion? Der seltene Fall ereignet sich, daß der FisluS einen Arbeiter sucht, um Geld loS zu werden. ES handelt sich freilich nicht um den preußischen, sondern um den badischen FiSluS, der Geld loS werden will, um sich von einer moralischen Verbindlichkeit durch Zahlung zu befreien. Der Sachverhalt ist folgender: Am 26. Juni 1603 ge> rieten zwei in einer Gefängniszelle zu Offenburg   lAjjnsgefängnis) mit Kartonnagearbeit beschäftigte Gefangene infolge einer SpirituS> exploston in Brand, wobei der Arbeiter Heinrich Jrion von T h a l h e i m in unbeschreiblicher Weise verletzt wurde. Wider Erwarten behielt er sein Leben. Sein Entschädigungsanspruch auf Grund des unzureichenden Unfallversicherungsgesetzes für Gefangene wurde aus fol genden Gründen zurückgewiesen: Das Gefangenen Fürsorge gesetz gewährt eine Entschädigung nur dann, wenn der Unfall die Folge einer Tätigkeit ist, bei deren Ausübung freie Arbeiter nach den Bestimmungen der Reichsgesetze über Unfallversicherung versichert sein würden. Der speziell in Betracht kommende Kartonnagebetrieb setze aber eine Fabrikation gemäß ß 2 Abs. 2 voraus. Im Offenburger   Amtsgefängnis werden nun Kartonnagearbeiten zwar gewerbsmäßig auf Rechnung Dritter ausgeführt, hingegen entfallen vom Jahresdurchschnitt(17) der für allerlei Erzeugnisse verwendeten Arrestanten durchschnittlich nur 6 nicht 10 der Gefangenen auf die Kartonnage, deren Betrieb auch kein ständiger, sondern ein vielfach unterbrochener ist. In der badischen Kammer brachte der Abgeordnete Genoffe Geck diesen Fall zur Sprache. Der Vertreter des I u st i z- Ministeriums(Respiziat des Gefängniswesens) bedauerte, daß das Ministerium in diesem Falle Jrion an zwei gleichlautende Richtersprüche gebunden war; vielleicht komme eine künftige Judikatur zu einer anderen Auffassung. Mit Recht habe der Abgeordnete Geck der Regierung unterstellt, daß die Bereit- Willigkeit zu einer aus Billigkeitsgründen zu gewährenden Unfallbeihülfe bisher dort bestand; der Arbeiter Jrion sei aber nicht mehr aufzufinden. Genosse Dr. Frank wünschte in seinem Schlußwort als Referent, daß diese Verhandlung und ihre Publikation den Erfolg bringen werde, daß der Arbeiter Heinrich Jrion sich in Karls- ruhe melde. Vielleicht tragen diese Zeilen dazu bei, daß der Arbeiter Jrion sich in Karlsruhe   meldet, damit der badische JustizfiskuS Geld an ihn los wird und sich seiner moralischen Zahlungsverbindlichkeit entledigt._ Gewerbliche oder landwirtschaftliche Ardeiter? Um die Großgrundbesitzer, die gewöhnlich in ihrem Reben- betriebe der Landwirtschaft eine Reihe von gewerblichen Arbeitern beschäftigen, vor Zuschlägen zur Beitragszahlung zu schützen, .übersehen" oft die landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaften, daß gewerbliche Facharbeiter laut Gesetz Anspruch auf eine höhere Unfallrente haben. Die Junker wollen aber nicht allein die Beiträge sparen, sie wollen anch nicht haben, daß ein Teil ihreSGesindes  " ingehobene Lebensstellung" gebracht wird. Des- halb gewähren die landwirtschaftlichen Berufsgenossenschasten, die ja gewöhnlich von den Junkern wieder verwaltet werden, den gewerblichen Facharbeitern die Unfallrente nur nach dem so erbärmlich niedrigen Jahresverdienste der land- und forstwirtschaftlichen Arbeiter, der für diese von der Behörde generell für bestimmte Bezirke festgesetzt ist. Man übersieht" deshalb die Bestimmungen des Gesetzes, die leider den meisten Arbeitern unbekannt sind. § 1 Absatz 6 des Unfallversicherungsgesetzes für Land- und Forstwirtschaft lautet: Wer im Sinne dieses Gesetzes als Betriebsbeamter oder als eine solche Person anzusehen ist, welche zum Unterschied von den gewöhnlichen land- oder forstwirtschaftlichen Arbeitern eine. technische Fertigkeiten erfordernde besondere Stellung einnimmt lz. B. Förster, Gärtner, gewerbliche Facharbeiter, wie Brenner, Maschinensührer, Heizer. Müller. Ziegler, Stellmacher, Schmiede u. a.) wird durch statutarische Bestimmung der Berufs- genossenschaft<8 33) für ihren Bezirk festgestellt. Bis zum Erlaß entsprechender statutarischer Bestimmungen bleiben diese Personen den sonstigen Arbeitern gleichgestellt." Wenn auch das Statut der Bernfsgenossenschaft diese Be- stimmnng aufgenommen hat, so wird die Bernfsgenossenschaft in der Praxis" den Verletzten doch den niedrigen Jahresverdienst der landwirtschaftlichen Arbeiter anrechnen. Wie sehr diese dann ge- schädigt find, ergibt sich schon aus dem Umstände, daß der orts- übliche Tagelohn landwirtschaftlicher Arbeiter in vielen Gegenden Preußens, Bayerns usw. nur 300480 M. pro Jahr be- trägt, während der gewerbliche Facharbeiter im Unfälle seinen eigenen Jahresverdienst angerechnet erhalten sollte. Die schwere Schädigung der Verletzten ergibt sich daher sehr leicht. Verdiente der Gärtner z. B. 1110 M. pro Jahr, so müßte seine Vollrente nach den Bestimmungen des Gesetzes 740 M. pro Jahr betragen.Ucbersieht" nun die schlaue Berufsgenossenschaft diesen Umstand, so erhält er nur eine Rente aus 480 M.. den orts- üblichen Tagclohn landwirtschaftlicher Arbeiter mit 320 M. p r o Jahrl! Ja selbst bei rein gewerblichen Betrieben will die BerufSgenoffen- schaft diesen Grundsatz nicht anerkennen. Bekanntlich sind die r t n e- r e i e n der landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft zugeteilt. Ein Kunstgärtner, der mehr als 1100 M. pro Jahr verdiente, sollte als Unfallverletzter nur eine Rente aus dem halb so hohen Jahres- arbeitsverdienst landwirtschaftlicher Arbeiter erhalten. Vergeblich war sein Bemühen, der Bernfsgenossenschaft begreiflich zu machen. daß er Kunstgärtner sei, deshalb auch als Facharbeiter Anspruch auf feinen eigenen JahreSverdienst habe. Das Schiedsgericht gab feiner Berufung mit folgender Begründung statt: Kläger   ist. wie seine Arbeitgeberin, die Firma S., berichtet hat, tatsächlich als K u n st g ä r t n e r anzusehen, da er die hierzu nötigen Kenntnisse und die erforderlichen Erfahrungen besitzt. Er hat schon Jahrzehnte lang als Kunstgärtner bei der Firma S. und in anderen Betrieben gearbeitet und insbesondere auch wiederholt neue Gartenanlagen größeren Stils ausgeführt, wie aus den mehrfachen, von ihm vorgelegten Zeugnissen hervorgeht. Kläger   ist mithin im Sinne des 8 1, 6 des land- und forstwirtschaftlichen Unfallversicherungsgesetzes vom 30. Juni 1900 und des 8 40 des Statuts der Berufsgenossen- schaft vom 4. Dezember 1901 zu solchen Personen zu rechnen, die zum Unterschiede von den gewöhnlichen Arbeitern land- und forstwirtschaftlichen Arbeitern eine Stellung einnehmen, welche eine besondere technische Fertigkeit erfordert. Der Berechnung der Rente mußte hiernach gemäߧ 9 a. a. O. derjenige Jahresarbeitsverdieust zugrunde gelegt werden, welchen der Verletzte in dem Betriebe, in welchem der Unfall sich ereignete, während des letzten JahrcS bezogen hat. Dieser Verdienst stellt sich nach der von der Firma S. eingereichten und vom Kläger als zutreffend bezeichneten Lohnnachweisung auf 1138,80 M. jährlich" Klus Induftric und Rande!. Gewinnergebnisse in der Textilindustrie. Die Textilindustrie hat im verflossenen Jahr im allgemeinen finanziell sehr gut abgeschnitten. Einige der bis jetzt veröffentlichten Geschästsergebnisse lassen das erkennen. Es erzielten: Reingewinn Dividende M. Proz. Vorjahr Baumw oll spinnerei Augsburg am Stadlbach.... 1 223 611 21 17>/a Mech. Baumwollspinnerei u. Weberei Augsburg  ... 1 787 668 29'/» 23 Mechanische Weberei Fischen 129 190 2S>/i» 23'/» Baumwollweber. Zöschlings- weiler. Augsburg  -... 191259 21 17'/z Mech. Weberei am Mühlbach, Augsburg  ...... 432 318 25 22'/, Kammgarnspinner. Schedewitz 815 350 18 15 Neue Baumwollspinnerei Bayreuth  ...... 466 973 20 15 Chemnitzer   Aktienspinnerei. 190 359 10 3 Mechan Baumwollspinnerei und Weberei Bayreuth  . 437 485 15 10 Kölnische Baumwollspinnerei und Weberei Köln  ... 554 032 12'/, 6'/, Solche Zahlen rücken das jetzt überall zutage tretende Bestreben der Kapitalisten, die Arbeitslöhne zu kürzen, ins rechte Licht. Und da wagt man uns ganz ungeniert zu sagen:(Nr. 7 desKonfektionär") Eine geringe Lohnreduklion wird eintreten müssen. Am liebsten würde man ja jetzt die Arbeitslöhne ganz gewaltig beschneiden, was aber wieder berechtigte Unruhe unter den Arbeitern veranlassen würde." Ja, hätten die Arbeiter keine Organisationen, würden die Herren sich verteufelt wenig um etwaige Unruhe kümmern. Und wären die Arbeiter noch besser organisiert als sie sind, dann würde man mit den Lohnreduktionen auch noch vorsichtiger sein. Der Abschluß der Nationalbank für Deutschland in Berlin   er- gibt einen Bruttogewinn von 9 353 062 M., welcher sich zusammen� setzt aus Gewinn auf Wechsel und Zinsenkonto 6 933 872,09 M., Gelvinn auf Provisionskonto 3 049 848,21 M., Gewinn auf Sorten- und Kuponskonto 61 067.30 M., Verlust auf Effekten und Konsortial- konto 1 045 392,85 M., Vortrag aus dem Vorjahre 353 667,25 M. Nach Abzug der Verwaltungskosten 2 538 858,31 M., Steuern 361 200,88 M., Abschreibung auf Jnventarkonto 171 346,32 M., Ver- lust auf Kontokorrentkonto 122 732,53 M. verbleibt ein verfügbarer Reingewinn von 6 158 923,96 M. Die Dividende soll mit 6 Prozent zur Verteilung gelangen._ Eine technisch-ökonomische Umwälzung. Im österreichischen Eiseubahnministerium macht man bereits seit längerer Zeit Studien über die Elekttifierung des Bahnverkehrs, und daß die Elektrizität steigende Anwendung seitens der Industrien und der Städteverwaltungen als Kraft-, Licht- und Wärmequelle findet, ist bekannt. Die ökonomischen Konsequenzen dieser Umwälzung der Produktionsbedingungen lassen sich gar nicht ermessen. Eine lvichtige Wirkung geht von der gesteigerten Anwendung der Elektrizität aus: eine größere Kohle nffkonomie. Zwar wird eine solche zunächst sich nicht bemerkbar machen können, weil die Ausdehnung der Produktion und die Vermehrung der elektrischen Anlagen im Anfang natürlich den Kohlenbedarf erhöhen muß. Später aber, wenn die elektrische die Dampfkraft allenthalben ersetzt hat und die Kohle nur zu ganz spezifischen Zwecken verwendet werden wird, ist es sicher, daß sich jene Ersparnis im Kohlenverbrauch als indirekte Wirkung einstellen wird. Heute ist die Art des Kohlenverbrauchs trotz wesentlich verbesserter feuerNngsmethoden vielfach noch eine unökonomische. Den Ver- rauch der Kohle nach Möglichkeit zu reduzieren und ihre Ver- Wertung tunlichst zu verbessern und zu vervollkommnen, ist ein Ge- bot der Oekonomie. Dazu kommt noch ein anderer Grund, für eine bessere Aus- Nutzung der Kohle zu sorgen: die enorme K o h l e n n o t. Die kann auch technisch bekämpft werden, Die Feuerungstechniker haben auch schon eine ganze Reihe von Mitteln parat, um den Kohlen- verbrauch zu reduzieren. Man spricht davon, daß sich eine Ersparnis von 2020 Proz. und mehr erzielen ließe. Die Kohlennot in der eben verflossenen Hochkonjunkturperiode hat zweifellos schon viele In- dustrielle zu einer größeren Oekonomie veranlaßt und die Be- mühungen der technischen Fachleute in dieser Richtung werden gewiß weitere und größere Vorteile zeitigen, als sie heute bereits die Heiz- technik sichert. Denn, wie erwähnt: die Steigerung des Kohlen- Verbrauchs kann zunächst nur verlangsamt werden. Bisher gestaltete ich die Weltproduktion von Steinkohle trotz zeitweiser Abflauung der Konjunktur überaus stürmisch. Es wurden in den Vereinigten Staaten  , England, Deutschland  , Frankreich  , Belgien  , Rußland  . Oesterreich- Ungarn  , Spanien  , Schweden   produziert(in Millionen Tonnen a 1000 Kilogramm): 1896 1897 1398 1899 1900 1901 1902 1903 1904 1905 1906 585 609 637 694 725 737 743 820 835 900 950 Wenn nun auch die Beschleunigung des Abbaus noch einer Steigerung sähig ist, eine Grenze wird in manchen Ländern bald ge- unden sein an den natürlichen Schranken der technischen Förderungs- Möglichkeiten und not least an der Ergiebigkeit der Kohlen- gruben selbst. Man denkt deshalb heute schon daran, die Kohle durch einen anderen Stoff zu ersetzen und ist hierbei auf das Petroleum ge- kommen. In Oesterreich   beschäftigt sich die Regierung mit der Frage eit einiger Zeit sehr angelegentlich, und die Entlastung des Kohlen- Verbrauchs durch Verwendung von Rohöl ist zunächst für den Eisen- bahn- und Schiffsverkehr in Anssicht genommen. Amerika  , dessen Rohölproduktion ja bekanntlich eine enorme ist, verwendet Petroleum  schon seit dreißig Jahren als Brennstoff für die Lokomotiven. Ebenso spielt Rohöl in der gleichen Eigenschaft in Rußland   und Rumänien   schon seit längerer Zeit eine Rolle, und zwar werden daselbst die bei Raffinierung des Rüböls verbleibenden Abfälle ver- wendet. Enlbenziniert wird es voraussichtlich auch anderweit zur Feuerung der Lokomotivkessel Anwendung finden, weil es nur in diesem Zustande von Explosionsgefahr frei ist. Aber an dem schließ- lichen allgemeinen Gebrauch z» Feuerungszwecken ist kaum mehr zu zweifeln. Schon hat das österreichische Eisenbahnministerium den Industriellen, welche eS im eigenen Unternehmen zur Vcrheizung oder zum Motorenbetriebe benutzen wollen, eine Frachtbegünstigung zugestanden. Kurz, die Verwendung des Petroleums als eines Ersatzmittels für Kohle ist in die Wege geleitet. Der Aufschwung der deutschen   Erdölindustrie. Gegenüber der Ausbeule der ungeheuren Erdölbezirke in Amerika  , Osteuropa   und Asien   ist die Erzeugung Deutschlands   an Petroleum nur geringfügig. Gleichwohl gewinnt der Bohrdistrikt in der Probinz Hannover süd- lich von Celle   immer mehr an Ausdehnung und vermag wenigstens einen Bruchteil des heimischen Bedarfs zu decken. Ueber die jüngste Entwickelung dieser Jndustriegegend berichtet die WochenschriftUm- schau"(Frankfurt   a. M.), daß gegenwärtig 31 Werke mit 260 Bohr- löchern und 1150 Arbeitern in Betrieb stehen. Gerade im letzten Jahre ist ihre Erzeugung stark gewachsen. Im Jahre 1907 wurden rund 70 000 Tonnen Oel produziert, womit die höchste bisherige Förderung im Jahre 1904 um 4000 Tonnen übertroffen worden ist. Während der Tonnenpreis in den schlechtesten Jahren 1905 und 1906 bis 55 Mark gesunken war, beträgt er heute 7580 M. Hand in Hand mit der gebesserten wirtschaftlichen Lage geht eine wachsende Vervollkommnung der technischen Einrichtungen. Bei Herstellung der Bohrlöcher verwendet man jetzt an Stelle der Trockenbohrung die Spülbohrung, die sich. als durchaus zweckmäßig erwiesen hat. Die Bohrlöcher haben einen nach der Tiefe sich erweiternden Durchmesser von 36 40 Zentl« meiern. Das einzelne Bohrloch liefert in 24stündigem Betrieb rund 680 Kilogramm in Stemförde und 820 Kilogramm schweren Oels auf der Teufelsinsel bei Wietze  , wo sich die meisten Erdölschächte vereinigt finden. Zur Aufnahme des Rohöls sind insgesamt 38 Tanks vorhanden, die zusammen mehr als eine halbe Million Kubikmeter aufzunehmen vermögen. Die Produktion wird ungefähr je zur Hälfte durch die Eisenbahn und auf dem Wasserwege verfrachtet. Ein Fortschritt des Kommuncsozialismus in Norwegen  . Da? norwegische Storthing hat der in Nord Trondhjems Amt gelegenen Värdals Komniune aus den Mitteln des Jnvalidenfonds ein Dar« lehen von 2 400 000 Kronen zum Ankauf eines großen waldreichen Geländes mit Sägewerken bewilligt. Die Kommune wird die Aus- Nutzung in eigene Regie übernehmen und unter andern: eine Zellnlose« fabrik anlegen. Der StorthingSbeschluß wurde mit 94 gegen 28 Stimmen gefaßt._ Hus der Frauenbewegung. Bürgerliche Fraueu und das Wahlrecht. In einer öffentlichen, vom Deutschen   Verband für Frau?,.- stimmrecht einberufenen Versammlung referierte Dr. Breitscheid über Das allgemeine, gleiche, direkte und geheime Wahlrecht für Preußen". Der Saal war nur schwach besetzt, der größte Teil der Anwesenden rekrutierte sich aus den Reihen der Sozialdemokratie. Gestützt auf reiches Talsachenmaterial unterzog Redner die preußischen, zum Teil geradezu vorsintflutlichen Zustände einer herben Kritik. Redner streifte auch das Wahlrecht für Frauen und bezeichnete diese Forderung als eine Kulturfrage. Leider war dies etwas dürftig, wenn man bedentt, daß Frauen die Versammlung einberufen hatten. in der allerdings das weibliche Elelement sehr gering vertteten war. Gerade in diesem Punkte hätten wir eine erschöpfende Darstellung gewünscht, sowohl in geschichtlicher als auch in wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht, wie es unsere Genossin Zetkin   in ihren Vorträgen in vorzüglicher und glänzender Weise getan hat. Die Betonung, daß sich der Ver- band für Frauenstimmrecht in Frankfurt   in wärmster Weife für das Reichstagswahlrecht ausgesprochen hat, genügt allein nicht. Redner wies ferner auf das Zenttum hin, das für das Reichstagswahlrecht für Männer und Frauen theorettsch, aber nicht praktisch eintrete, daß es ja von jeher und auch heute noch auf seine Anhänger von Kanzel und Beichtstuhl einwirke. Die Sozialdemokratie sei die einzige Partei, die praktisch für das unbeschränkte Frauenwahl- und Stimm« recht eintrete. Der Freisinn aber führe das allgemeine, gleiche, direkte und geheime Wahlrecht für beide Geschlechter schon seit un- denklichen Zeiten in seinem Programm, aber praktisch habe er für dasselbe so gut wie nichts getan.(Zwischenrufe: Fischbeck, Kopsch und Wiemer!) Er sei der Krähwinkler Landsturm, und zwischen Bülow hätte er unbedingt das Tischtuch zerschneiden müssen. Aber das freisinnige Programm liege im Glasspinde.Volks"versamm- lungen gegen Eintrittskarten sei alleS.(Stürmischer Beifall.) Er, Redner, werde mit seinen Freunden weiter- kämpfen, auf die Gefahr hin. rausgejagt zu werden. Die Arbeiter habe die Sozialdemokratie dem Freisinn schon ent- rissen, mit den Frauen gehe eS ebenso, wenn man nicht dagegen steuere. Redner behandelt noch die Unsinnigkeit des heutigen Wahl» rechts und wendet sich gegen dieSentimentalitätspolittler, auch die der Sozialdemokratie, die immer weinten: ja. der hat mich vor 10 Jahren einmal beschimpft und der mich auch...." Wir sollten von den Junkern lernen. Und wenn der Block auch flöten gehe, je eher, je besser. ES sei auch eine Schande, daß der Freisinn die Straßendemonstrationen verurteile, die in allen Kulturstaaten erlaubt seien, das beweise, das die Herren von internationalen Gebräuchen nichts verständen. Wo der Polizeisäbel weg bleibe, verliefen diese ruhig. Wenn das Wahlrecht für Männer erst errungen sei, so wäre das eine Etappe auf dem Wege zum Frauenstimmrecht. Dieses solle aber den Frauen nicht als reife Frucht in den Schoß fallen, sondern sie müßten dafür arbeiten. Er kämpfe nicht für Männerrechte, sondern für Menschen« rechte I Die Diskussion bewegte sich, abgesehen von den Auslassungen einiger Konfusionsräte, im Sinne des Referats. Ein Hirsch-Duncker« scher Arbeiter beklagte sich bitter, daß in derEintrittskarten-Volks- Versammlung" Arbeiter nicht reden durften. Fräulein LüderS schloß sich dem Referenten an. Unter tosendem Beifall sprachen mehrere Genossen und wiesen unter anderem darauf hin, daß, wenn eS den bürgerlichen Frauen ernst fei, sie sich ja den sozialistischen   Frauen anschließen könnten, die wacker für jegliche Gleichberechtigung kämpften. Und das stimmt. Wie viel Interesse übrigens die bürger» lichen Frauen dem Wahlkampfe entgegenbringen, bewies diese Ver- sammlung, die ohne die Anwesenheit der Männer wegen Mangel au Besuch gar nicht hätte eröffnet werden können. Versammlung der Abgeordneten finnischer sozialdemokratischer Frauenorganisationen in HelsingforS  . Am 9. und 10. Februar tagte in HelsingforS   eine Versammlung ozialdemokratischer Frauenorganisationen. Vertteten waren 22 Ort- chaften durch 26 Delegierte. Zunächst wurde das kommunale Wahlrecht behandelt. Die Versammlung nahm folgende Reso- lution an: Die Frauen müssen Versammlungen einberufen und daS Volk über die Bedeutung des Kommunalwahlrechts aufklären und die schnellste Erledigung dieser Frage von der Volksvertretung ver« langen. Die Frauen haben sich an den allgemeinen Demonstrations« veriammungen zu beteiligen, welche die sozialdemokrattsche Partei veranstalten wird. Der zweite Punkt galt der Einrichtung von Schulküchen. Hier wurde beschlossen, den Gegenstand mit der Eingabe der sozial- demokratischen Reichstagsfrattion über den allgemeinen Schul- zwang zu verbinden und gleichzeitig für die gründliche Ren- gestaltung des Schulwesens einzutreten. Als dritter Punkt wurde die Mutterschaflsversicherung behandelt. Die Reichstags- abgeordnete Hilja Pärssinen begründete den Antrag nach folgenden Leitsätzen: 1. Mit der allgemeinen Versicherung gegen Krankheit. Arbeits- losigkeit und Arbeitsunfähigkeit ist die Mutterschaftsversicherung zu verbinden. Die Mittel sind durch eine progressive Einkommen- und Eigentumssteuer aufzubringen. 2. Die Versicherungskasse soll allen Gebärenden, deren Familien- einnahmen auf dem Lande nicht 1500 Fr. und in den Städten nicht 2000 Fr. übersteigen, 5 Wochen vor und 7 Wochen nach der Geburt den mittleren Tageslohn nebst Kosten des Arztes und der Hebamme oder die Kosten der Gebäranstalt, wo solche vorhanden, auszahlen. Die Versammlung beschloß dem Reichstage darüber eine Vor- läge einzureichen. Sodann behandelte die Versammlung die Frage der Nachtarbeit. Beschlossen wurde, das Verbot aller Nachtarbeit für Frauen zu fordern. Die Frage der Arbeits  - respektive Stellen- vermittelungsbureaus beleuchtete Minna Sillanpää. Man beschloß: jede Kommune soll ein kommunales Arbeitsvermittelungs- bureau einrichten, die Privatarbeitsnachweise sind zu verbieten. Alsdann beriet die Versammlung die Eingabe sozialdemo- demokratischer Frauendclegierten an den Reichstag betreffendHeim für mittellose uneheliche Mütter und für Waisenkinder." Die Ver- . ammlung beschloß die Eingabe dahin zu erweitern, daß auch mittet« lose Witwen Aufnahme finden._ Versammlungen Veranstaltungen. Mariendorf  -Maricnfeldc. Mittwoch, den 19. Februar. 8'/» Uhr, in Maricnfclde bei Oberschmidt. Berliner Straße: Oeffentliche Frauenversammlung. Vortrag. Herr Dr. Pinkus: Frauenkrankheiten, ihr Zusammenhang mit Geschlechts- krankheiten". Britz  . Donnerstag, den 20. Februar, bei Weniger, Britz  , Werder Straße, Ecke Rnngiusstraße: Vortrag. Genosse Prenzlow: Unser Ziel"._ Sozialdeniokratischcr Lese- u»d DiSkutierklubHeine". Heut» abend 8'/, Uhr Sitzung bei Bolze, Rodenbergftr. 8. Berein der Lehrlinge, jugendliche» Arbeiter«nd Arbeiterinnen Berlins   und Umgegend. Abteilung Steglitz  : Heute abend 8 Uhr. bei Feilsch, Floraitr.'2a. Verantwortlicher Redakteur: Georg Davidsohn  , Berlin  . Für den Inseratenteil verantw.: Th. Glocke, Berlin  . Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u. Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin   SW-