Partei gut gleichen Zeit erlasien hatte und der anSchärfe dem Manifest der Konföderation nichts nachgab.Man wollte eben den Eindruck erwecken, daß die Protestaktion nichtdas Werk der gangen organisierten Arbeiterklasse, sondern nur dasihres„antipatriotischen, revolutionär-syndikalistischen und anarchistischangehauchten Uügeks" sei.8" der Äerhaudlnnz waren„Vorsichtsmaßregeln" getroffen,d. h. die Oeffsntlichkeit tatsächlich ausgeschlossen worden. Kartenwurden nur an„Bertraute" der Polizei abgegeben. Die Protesteder Verteidiger blieben unberücksichtigt.Unter den Slugetlagteo befinden sich mehrere bekannteEewerkfchaftSsährer. wie die Födecationssekretäre G r i f f u e l h e slmd P o u g e t, Al e r r h e i m von den Metallarbeitern, L u q u e tvon den Handelsangestellten, der gemastregelte Beamte I a n v i o n,ein Anarchist, der ehedem Redakteur der„Aurore" war, der Anarcho-syndikalist Monatte und andere. Der Staatsanwalt hat soziemlich die tätigsten Gewerkschaftsführer ausgesucht, die noch ausfreiem Fusz waren. Vielleicht glaubt der Sozialphilosoph Cle-»nenceau wirklich, daß eine aus der Gesellschaftsentwickelunggeborene Massenbelvegung einfach durch Einsperren der„Führer"ans der Welt geschafft werden kann.Oer erste Lerhandlungsrag war mit dem Verhör der Angeklagtenausgefnllt. Der Antrag der Verteidigung, den Prozeß zu verschiebenund die Untersuchung durch Einbeziehung der 6» anderen Unter-zeichner des Manifests zu ergänzen, wurde abgelehnt. DerStaatsanwalt erklärte ungeniert, er habe sich die„Führer" heraus-gesucht und werde auch in Zukunft so verfahre». Janvion rief darauf:..Ich bin ein geführter Führer, mein ehemaliger Mit-arbeiterBriand suhrtmich. DerAdvokat Bonzon charakterisiertedas Vorgehen treffen-!) mit den Worten:„Der Herr Staatsanwaltspricht wie ein Liebhaber des Angelsports". Der Sekretär derStvnföderation Griffuelheö protestierte in geschickter Weise gegendie Methode, die Konföderation als eine Gesellschaft von Plitnderer»und Falschmünzern hinzustellen. In Wahrheit sei sie«in Per-band von s e l b st i- n d i g e n Organisationen zurWahrung gemeinsamer Interessen der organisierten Arbeiter-klassS- Bei der Ausarbeitung des Manifests gegen dieRegierung hätte» sich alle Richtungen in der Ver-urteilung zusammengefunden.— BemerkenSwerr war auch das Ver-hör des AngeAagte» Jean Martin, der Mitglied des Ver-waltung SauSschusseS der geeinigren sozio-l i st i s ch e n Partei i st und den Geschworenen erklärte, daß er,wenn eine Schuld vorliege. doppelt schuldig sei, da er auch dasvon der Staatsanwaltschaft geflissentlich übersehene Manifest derPartei unterzeichnet habe, dessen Inhalt mit dem der Konföderationübereinsiimm«.Die ersten Zeugen, die hemommen wurden, waren nicht-angeklagte Mitglieder des KonföderationskoiniteeS, bi« im Namenihrer Organisationen gegen das Herausgreifen ihrer zwölf Kollegenprotestierten und ihre Mitveranitvortlichkeft betonten. Die schlichteund würdige Art, wie einer nach dein anderen vortrat und dieSolidarität seiner Mandanten mit den Angeklagten feststellte, machteeinen tiefen Eindruck. Es folgten dann die Aussagen von Augen«zeugen der Lorgüugs in Rarbonne. Leute aus den Verschiebenste»Lebensstellungen schilderten übereinstimmend, wie das Blut desVolkes dort grundlos vergossen wordenset. Derbürgerliche rechtsltberale Deputierte Leroy-BeaultkU be-kündete, dah die Winzerbewegung erst von der Regierung be-giinstigt worden fei. Anläßlich der Meetings seien die öffent-lichen Gebäude beflaggt gewesen, die Teilwehmer hätten Fahrpreis-ermäßigungen auf der Eisenbahn bekommene Dann sei plötzlich derUmschlag eingetreten. In Orten, wo die Ruhe gar nicht gestörtworden sei. sei der Belagerungszustand etabfiert, landfremde Truppenseien herangezogen worden. Die Revolte des 17. Regiments habemit der antimilitaristischen Propaganda nichts zu tun gehabt:„Diejenigen, die man„Meuterer" namite, mochten verschiedenepolitische Anschauungen haben, aber alle waren Kinder desLandes und hatten die durch die Meetings hervorgerufeneBegeisterung mitempfunden. Aber als man daranging, dieFührer jener Bewegung zu verhasten und«S sicher war,daß diese Verhaftungen Unruhen hervorrufen würden, alssie befürchten mußten. auf Eltern und Freundeschießen zu müssen, da weigerten st« sich, zumarschieren. DaS Ergebnis ist schmerzlich, aber eS ist unterden geschilderten Umständen zu erklären.Der radikale Deputierte Raztmbaud erklärte, daß dieSympathien der Bevölkerung des Süden» hei denAngeklagten seien. Auch er tadelte die Unterdrückungspolitikder Negierung mit scharfen Worten.Die Verteidigung ließ den Geschworenen unter dem Titel:Die Ansicht ElemenceauS über Tendenzprozesseeinen Auszug auZ einem Zeitungsartikel des jetzige« Minister-Präsidenten überreichen.Die PlaidoyerS begannen mit einer mit patriotischen Reden?«arten reichlich aufgeputzten Rede deS Staatsanwalts, die indes feineBefürchtung ahnen ließ, daß es mit der Anklage nicht besonder«stehe. Er erklärte auch, sich der Zubilligung mildernder Umständenicht zu widersetzen.Die Verteidiger erklärten sämtlich das Verfahren für u n-gesetzlich, da eS nur einen Teil der angeblich Schuldigen treffeund wiesen die Behauptung zurück, daß die Angeklagten mit Hcrvvetwas zu tun hätten. In dem Aufruf sei auch nicht die Spur einerherväistischen Theorie zu finden. Sie beantragten die Frei«s p r e ch u n g ihrer Klienten. DaS Urteil lautete denn auch, wiebereits gemeldet, auf Freisprechung aller Angeklagten.lllsroliks.Interpellation Jaurös in der französischen Kammer.Die Interpellation des Genossen JaurdS, die am Montagin der Kammer verhandelt wurde, befaßte sich mit dem Dar-lehen der marokkanischen Staatsbank an Abdul Alis und mitden Operationen des französischen Expeditionskorps. Jaurdshatte gegen das Darlehen an sich nichts einzuwenden, er fragteober an, aus welchen Mitteln die marokkanische Staatsbankdiesen Vorschuß gewähren werde und wie die Verwendung desGeldes kontrolliert werden würde. Die zweite Frage war,warum General d'Amade nach der Mitteilung, die MulayHafid an den französischen Geschäftsträger in Casablanca an«lt. Februar gelange» ließ, nicht die Weisungen seiner Re-gierung abwartete, bevor er die letzte Expedition 80 Kilometerins Innere unternahm.(Beifall auf der äußersten Linken.)Der Minister des Aeußern P i ch o n bestätigte die Anleiheund. erklärte, es sei, namentlich auch nach der Ansicht des fran-zösischen Geschäftsträgers in Casablanca, unmöglich, den Auf-trag Mulay Hafids an den Journalisten Houel ernst zunehmen. Hafid predige überall den Heiligen Krieg und schickenahezu seine gesamten Streitkräfte gegen die Franzosen insFeld. Frankreich könne sich weder auf die ehrgeizigen Be-strcbunoen Mulay Hafids, die sich gegen seinen Bruder richten,einlassen noch vor der scherifischen Auflehnung die Waffenstrecken, von der es an der algerischen Grenze in äußerst be-dro'hlicher und Hetzerischer Weise beunruhigt werde. MögeMulay Hafid doch seine Kaids mit Gründen zu uns senden, diegewichtig genug sind, um in Verhandlungen einzutreten.Die Kammer hat zum Schluß der Debatte, über die nochkein vollständiger Bericht vorliegt, eine Tagesordnung an-genommen, in der sie der Tapferkeit der Truppen ihre An-erkennung und der Regierung das Vertrauen ausspricht, daßsie tn Marokko die Verteidigung der Interessen und der RechteFrankreichs in Uebereinstimmung mit der Algecirasakte sichernwerde.Die Lage in Marokko.Es liegen folgende Meldungen vor:Paris, 24. Februar. Jaurös schreibt in der„Humanite":Seit einem Monat, seit dem unvorsichtigen herausfordernden Marschenach Settat gibt es für dl« französischen Truppen nichts alsNiederlagen und Gefahren. Gegen dieses Häufleintapferer Leute, die die Werkzeuge einer unglücklichen Politik sind,hat sich ganz Marokko erhoben- Wenn die Negierung auf diesemWege fortschreitet, kommt eS zur Katastrophe.Paris, 23. Februar. Die 18tägigen Kämpfe bei Casablancahaben den Franzose» 33 Tot« und 130 Verwundete gekostet,Paris, 24. Februar. Nach einer Vteldung der„Petita Repu-bliquc" aus Tanger ist im Lager von Mulav Hafid d r r d e u t s ch eKonsularagent Nier auZ Blarrakesch in muselmännischerKleidung e>n>getrosten(?) und hatte am ersten Tage mit demSultan eine ununterbrochene Konferenz von acht Stunden. Aucham folgenden Tags konferierte er mehepere Stunden mit MulayHafid.(?)Tanger, 23, Februar.(Meldung des Rcuterschcn Bureaus.)Ter Gouverneur von L a x a s ch hat Wolmmmed el Torresmitgeteilt, daß die Bergbewohner drohen, di« Stadtan zugreife si, wenn nicht M n l a y H a f i d z u m Sultanproklamiert werde. Der Gouverneur meldet ferner, daßgroße Bestürzung in der Stadt herrsche, und bittet umsofortige Entsendung von Verstärkungen.Mazaeau, 24. Februar. Der französisch« Kreuzer„G a l i l 6 e"ist vor Azemmur erschienen; die Eingeborenen befürchtenein Bombardement. Der Stamm der Uled Bu Azig hat sichdem Vertreter des Sultans Abdul Asis unterworfen.politifcke Ucbtrücht,verlin. den 24. Februar 1908.Kreisärzte und Hebammen.Im Abgeordnetenhause wurde am Montag die Beratung deSKultusetats fortgesetzt- Zunächst unterhielt man sich über die Stellungder Kreisärzte. Die Mehrzahl der Kreisärzte ist nämlich immer nochnicht vollbesoldet, sondern versteht die Srellung nur im Nebenamt.Daß darunter die Hygiene auf dem Lande leidet, ist erklärlich.Selbst Herr Holle, der doch wahrlich kein Feind der Rechten ist,mußte denn auch zugeben, daß sich hieraus vielleicht dt« höhereSterblichkeitsziffer des platte» Landes erkläre. Diese Bemerkungverschnupfte natürlich die Herren auf der Richten und Herrv. H e y d e b r a n d bot vergebens oll seine Dialektik auf, um dasministerielle Wort abzuschwächen.Den Abschluß der Debatte über das Medizinalloesen bildet«eine Besprechung der Lage des Hebammenstandes. Die Regierunghat nämlich 60000 M. zur Ausgestaltung des Beztrköhebammen-Wesens in den Etat eingestellt. Dem allgemeinen Wunsch aufeine baldige gesetzliche Regelung des gesamten Hebammenwesensbegegnete die Regierung mit der Pertröstung auf dt« demnächst stalt-findende Landeskonferenz der Provinztalverbände. St« hofft, daßdiese Konferenz einen Ausweg ans allen Schwierigkeiten finden wird.Dann begann da- HauS die Besprechung des Kapitels Univer»sitäten, wobei der alte Streit zwischen den liberalen undpositiven Christen entstand. Die einen klagen über die Bevor»zugung der anderen bei der Besetzung der Professuren.» �»Das Dreiklassenparlament erledigte in einerAbendsitzung das Kapitel„Universitäten". In der General-dcbatte machte der Abg. Wagner(fk.) scharf gegen die harm-losesten sozialpolitischen Professoren; er will überall Wencksterns.R o s e n o w verteidigte die Richter gegen den Vorwurf der Klassen-justiz und Weltfremdheit und ging zum freisinnigen BerlinerParteitag, um Bülow hochleben zu lassen. Ein Konservativernamens H i r t h toastete auf das Rindvieh und die Beterinäre. Daim Saal nochjlö Abgeordnete waren.Um 11 Uhr konnte Böhlendorfs-Kölpin, der-- imFrack— für Kolonialprofessoren redete, endlich dahin gehen, wofürer seinen Schnicpel bestimmt hatte.Die Agrarier gegen Ternburg.Die„Deutsche TageS-Ztg." erklärt sich kategorisch gegenDernburgs Kolonialprogramm, namentlich soweit die Schaffungenglischer VerwaltungSzustände zum Schutze gegen diebrutalsten Vergewaltigungen verlangt wird. Die ostelbischenAgrarier ergreifen Parte» für die K o l o n i a l a g r a r t e r,für die militärischen und bureaukratischcnHerre»t»nenschen. die in echter Junkermanier seitzwanzig Jahren i» unseren Kolonien drauflosregierten. DaSAgrarierorgan schreibt:„An die Spitze seines Programms über Ostafrika, das Exzellenz Dernburg am 18. Februar in der Budgetkommission desReichstages entwickelte, hat er den Satz gestellt:„Dasw i ch t i g st e A k t t v u m tn O st a f r i k a ist der E t n g e-b 0 r e n e". Darin drückt sich die ganze Eigenart DcrnburgschcrDenkweise aus und der Kardinalfehler de« von ihm auf-gestellten Programm«. Ja, er rechnet, kalkuliert, läßtAktiven und Passiven ausmarschieren, und dabei übersieht er, daßdie Menschen mit ihren Interessen und Leiden-schaften keine Zahlen sind. Und er veraißt ganz dieMenschen zu werten, sonst wäre ihm vielleicht auf-gedämmert, daß der ganze ungeheure Negerpoftrn in seiner Rech-nung eine Ziffer mit einer Anzahl Nullen darstellt, vor der dir„Vfehl», die belebende, schöpferische Kraft dcö Weißen....„Nun möchten»vir aber fragen, ob das Dernburgsche Programm die erhofften Vorteile bringt. ES ist schon glaub»hast, daß nach dem Bahnban die Schwarzen Exportprodulteanbauen werden; zunächst aber würden lediglich dieheutigen Exporte über Muanza der Dahn Tabora-DareSsalam zugute kommen. Die Zollmehrcinnohmenwürden nicht so erbeblich sein. Zur Verzinsung«tneS Bahnban-kapitals von 120 Millionen gehören nach dem heutigen Zinssatzaber beinahe 6 Millionen Mark. DaS sollen die Exporteder Schwarzen und dieJmporte für sie herein-bringen. Allerdings soll durch die Ausdehnung der Verwal-tung die Hüttensteuer vollständiger hereingebracht werden; abersind dazu nicht mehr Beamte nötig? Und werden dieSchwarzen, wenn sie vareS Geld in die Hände bekommen, nichtbestrebt sein, sich Waffen zu beschaffen?....„DaS ZüchtigunaSrecht de» KarawanenführerSund Plantagenleiters soll eingeschränkt werden; den Ge-richten wird geraten, auch scharf gegen Weiße vorzugehen. ESist bemerkenswert, daß gegen die Einschränkung selbst die. K ö l-nische Zeitung" Front macht, die eben noch gegen Petersheftig gekämpft hat. ES kann sich eben niemand aufdie Plätte des Staatssekretärs einlasse», dereinigermaßen Verständnis für Nasjenfragen hat. Die Dcruburg-scheu Pläne führen schwerlich zu erhöhten Einnahmen, sicheraber zum Aufstand. Vorteil hätten davon nur die Inderund die Hamburger Großhändler. So lehnen wirdie Deriiburgiche Ncgerbcglückmig ebenso ab w i csein ganzes Progranr in. ES muß festgehaltenwerden au de» alten Grundlagen unserer Politi f."Die Agrarier sind deutlich!«.to sagen brutal heraus,wa?> sie denkm l Nicht nur die Börse und die großenHandelsfirmen sollen auf Kosten der Gesamtheit be-reichert werden, sondern auch die Plantagenbesitzer,die weißen Händler wolle» ihren Rebbach machen. Undder tveißs Herrenmensch will a u ch» i ch t auf den Gebrauch der Peitsche verzichten, er will jenesHerrenrecht, daS er in den Gefilden Ostelbiens nicht mehr un-umschränkt ausüben kann, wenigstens den Schwarzengegenüber schrankenlos betätigen l—Ein ostpreußisches Rcichstngsmandat für HerrnTr. Oertel.Der bisherige Reichstagsabgeordnete für den Wahlkreis Anger»burg-Lötzen, Herr Geuerallandschastsbirektor v. Staudy ist seitlängerer Zeit an den Folgen eines Schlaganfalls schwer krank. Erhat infolgedessen erklärt, sein Mandat, das er seit zirka 30 Jahreninne hat. niederzulegen auch für den Fall, daß er wieder genesensollte. In einer kürzlich im Wahlkreise abgehaltenen konservativenVertrauenSmännerzusammenkunst ist nun der Wunsch ausgesprochenworden, als Nachfolger des Herrn v. Staudy den Redakteur der„Deutschen TageSztg.". Dx. Owel. daö Mandat zu übertragen. Tickonservative„Ostpreußisch« Zeitung" bestätigt diese Nachricht. Sicerklärt nur, es seien noch keine festen Abmachungen mit HerrnDr. L«Ul getroffen worden._Rohcits- und Sittlichkeitsverbrechen.Der bayerische Justizminister empfiehlt den bayerischen EtafltS.anwälten in einem Pom„Justizmintslerialblatt für das KönigreichBayern" veröffentlichten Erlaß, all« Roheits» und SttiltchkeitS-vergehen mit nnnach sichtiger Strenge zu versolgen. In dem Erlaßheißt es:„Es wird häufig darüber geklagt, daß gegen Personen, hie derLerübung roher und unsittlicher Handlungen schuldig gesprochenwerden, auf zu milde Strafen erkannt werde, Die Klagenbeziehen sich hauptsächlich auf Fülle der Begehung solcherHandlungen gegenFrauen oderKinderund«ameni-lich auf Fälle, in denen die Tat unter Mißbrauch einesAbhängigkeitsverhältnisses verübt wurde. Zu ihrerRechtfertigung wird auch auf die verhältnismäßig schweren Strafenhillgewiesen, mit denen oft geringfügige Eingriffe in fremd» Der-mögensrechte geahndet werden. Die Entscheidung darüber, welcheStraf« im einzelnen Falle angemessen ist. steht zwar den Sertchtcuzu, das Gesetz räumt aber der Staatsanwaltschast da« Recht ein.durch Anträge und Ausführungen auf diese Entscheidung ein-zuwtrken. Hiervon den richtigen Gebrauch zumachen, ist die besondere Pflicht der Staats-a n w a l t s ch a f t."---_Einer Verschacherunz der industriellen Wahlkreisean das lluteruehmertuu»redet der christlich soziale Abgeordnet« Franz Behrens das Wort.Der Mann empfindet es als einen„erheblichen Mangel".daß die»deusche Montanindustrie und ganz be-sonders der Bergbau in, RetchStoge ungenügendvertreten fei.' Damit will der chcistlichnationale„Srbertervertrcter"nicht etwa sagen, daß zu wenig Berg« und Hüttenarbeiter als Ab-geordnete im Reichstage sitze». Nein, feine Sorge ist anderer Art.Sein Bedauern gilt würdigeren Zielen: er meint, daß das Unter-nehmertum, soweit die Montanindustrie in Betracht kommt,ungenügend im Reichstage vertreten fei.Herr Behrens schreibt nämlich in der christlichsozialen Wochenschrist„Die Arbeit", zwar seien von den Arbeiterführern im Reichstagevier in der Bergarbeiterbeweguirg tätig oder ständen ihr sehr nahe(Sachse, Hue. Behrens, GieöbertS); aber von den beiden Sozial-deinokratei' könne man doch nicht sagen, daß sie den Interessen derBergindustrie dienten, und den beiden anderen fehle hierzu meist da-Material, da die Unternehmer eS ablehnten, mit Arbeiterführern sichzu beraten. So bestehe heute„der Mangel, daß der Ruhr-bergbau durch keinen einzigen Werlsver treter imReichstage vertreten ist":„Im Interesse der Vertretung de« deutschen Bergbaues".meint Herr Behrens,„ist aber eine fachmännische Per-tretung i in Reichstage notwendig. Aber ebenso not-wendig ist sie auch im Interesse der Arbeiter und der National-Wirtschaft. Ebenso gut wie christlichnationale Ar-beiter de« SaarrevierS den Großindustriellenv. Schubert t» den Reichstag gesandt haben, würdedies auch im Ruhrrevier möglich sein, wenn diemaßgebenden Faktoren des NuhrbergbaueS dasalte unmögliche System aufgeben würden und als praktischeMensche» sich auf den Boden der gegenwärtigen Konstellation undder vorhandenen Situation stellten. Der Arbeiter von heute wähltnicht mehr bedüiguugsloZ."Die Berg- und Hüttenleute Hue und Sachse gelten also fürHerrn Behrens nicht als fackimännifch und sachverständig; auf dieseEigenschaft können nur die Herren StinneS, Thyssen und Kruppvon Bohlen-Halbach Anspruch machen. Und wenn die GewalthaberVon Schlot und Schacht Leuten wie Behrens und seine» christlich-nationalen Gesinnungsgenossen nur ein wenig freundlicher entgegenkommen wollten, dann gibt Herr Behrens für das Ruhrrevier beiden nächsten Wahlen die Parole ans:»Hoch die Werks-Vertreter!"—_Der sozialdemokratische Schiedsrichter.Auf Beschluß deö OberlandcSgerichtS Naumburg ist der GenosseHaupt in Magdeburg seines Amte« als Schied s-richtet enthoben worden. Genosse Haupt wurde im Herbstv. I. von der Stadtverordnetenversammlung zum Schiedsmann gc-wählt. Der Landgerichtspräsident bestätigte die Wahl, und Hanptübte sein Ehrenamt einige Monate lang aus. Zu Anfang diefeeJahreS erhielt er plötzlich eine Borladung vor den Landgerichts-direkwr Schmutter, der ihn zu veranlassen suchte, sein Amtniederzulegen, da sich nach der Bestätiauug herausgestellt habe, daßHaupt gerichtlich vorbestraft sei. Genosse Haupt» weigertesich, dem Berlangen nachzukommen. Er erklärte, daß die Stadt-verordneten von seinen Borstrafen Kenntnis gehabt hätten. DieVorstrafen habe er sich übrigen» iin politischen Kampfe zu-gezogen; sie seien nicht ehrenrühriger Natur.Vom Landgerichtsdirektor wurde darauf beim Oberlandes-gericht Naumburg die Amtsenthebung- HauptS bean-tragt auf Grund des§ 9 der Schiedsmauiiöordnung. der dieKautschukbestimlnung enthalt, daß ein Schiedsmann„auch ausanderen erheblichen Gründen feines Amte? enthobenwerden" kann. Das OberlandcSgericht erkannte auf AnttScut-Hebung, denn„eS fei nicht anzunehmen, daß ein<3 ch i e d s-mann mit diesen Vor st rasen daS für sein Amt erfordcr-liche Vertrauen der Parteien genießen wird."Die Tilsiter Staatsanwaltschaft hat gegen Genossen Hofer»uddrei andere Genossen, die sich am 12. Januar an der Wahlrechts-