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Nr. 47. 25. Iahrgaug. 3. Kilttt Ks Jotiüärts" ßttlintt WIKsdlM. Dienstag, 25. Februar 1908. Das QDterrlcfttsweien im Stadtyausftaltsetat. Im Etat für 1908 schließt das Kapitel Unterrichtswesen ab mit einer Ausgabe von ziemlich 29%, Millionen Mark, mit etwa 2 Millionen mehr als im Etat für 1997. An Einnahmen werden diesmal Millionen erwartet, V* Million mehr als für das Vorjahr. Mithin hätte der Stadtsäckcl einen Zuschuß von rund LS Millionen zu leisten, das sind etwa 1% Millionen mehr als der Zuschuß, der im vorjährigen Etat für dieses Kapitel angesetzt war. Em Hauptanteil an den Ausgaben entfällt auf die G e- neindeschulen, aber auf sie nicht etwa deshalb, weil das Gemeindeschulwesen von der Stadt Berlin   mit besonderer Frei- gebigkeit behandelt würde, sondern aus einer ganz anderen Ur- fache. Dem allergrößten Teil des Nachwuchses der Berliner   Be- völkerung ist keine andere Bildungsquelle als ine Gemeindeschule zugänglich, in den Gemeindeschulen sitzen neun Zehntel aller Kinder des sechsten bis vierzehnten Lebensjahres. Da begreift maws, daß die Stadt für die Schulen der Kinder des Proletariatsso viel" auswenden muß. Die Aus- gaben für die Gemeindeschulen sind diesmal auf 29 228 626 M. veranlagt, Einnahmen werden nur in Höhe von 165 896 M. er- wartet, der Zuschuß würde hiernach sich auf 29 962 739 M. stellen. Gegenüber dem Vorjahre sind hier höher angesetzt die Ausgaben um l 419 249 M., die©innahmen um 57 129 M., der Zuschuß um 1353129 M. Das Mehr an Ausgaben und an Zuschuß für die Gemeindeschulen muß aufsallen. Bei dem Ausgabetitel Besoldungen (für Rektoren, Lehrer, Lehrerinnen, Schuldiener) beträgt das Mehr allein 1193 891 M.; hier standen im vorjährigen Etat 15 266 889 M. und stehen im diesjährigen Etat 16 379 699 M. Es ist aber zu beachten, daß der vorjährige Etat der Gemeindeschulen noch mit der alten Besoldungsordnung rechnen mußte, weil bei Aufstellung des Etatentwurfes der Streit um die Neuregelung der Gehälter, der zwischen Magistrat und Stadtverordneten entstanden war, noch seiner Entscheidung harrte. Tatsacylich wurden für Gehälter schon im vorigen Jahr 689 999 M. mehr vor- gesehen, die durch den besonderen EtatVerschiedene Einnahmen und Ausgaben" bereit gehalten wurden. Zählt man sie für 1997 mit, so ermäßigt sich für 1998 das Ausgabeplus um diesen Betrag. lieber die Vermehrung der Gemeindeschulen und der Schulhäuser bringt der Etatentwurf die üblichen Ankündigungen. Für 1993 werden 7 neue Schulen und 149 neue Klassen in Aussicht gestellt, aber aus den Erfahrungen der vorher- gehenden Jahre weiß man ja, daß auch bei der Schulvcrwaltung Versprechen und Halten zweierlei ist. Für 1997 z. B. waren gleichfalls 7 neue Schulen und 149 neue Klassen durch den Etat angekündigt, es kamen aber nur 6 neue Schulen und 64(!) neue Klassen hinzu. Sehr erfreulich ist die Nachricht, daß in 1998(teils zu Ostern, teils zu Michaelis) zehn eigene Schul- Häuser mit 869 Klassenzimmern bcnutzungsfertig werden sollen. Hoffen wir, daß wenigstens dieses Versprechen gehalten wird. Nicht viel ist von den mittleren und höheren Schulen zu sagen; ihre Etats zeigen keine erheblichen Ab- weichungen von denen des Vorjahres. Im neuen Haushaltsetat stehen die Realschulen mit 1588 236 M. Ausgabe, 595 396 M. Ein- nähme, I 982 989 M. Zuschuß, die Oberrcalschulen, Realgymnasien. Gymnasien samt den Rcalgymnasialklassen für Mädchen mit 3 788 249 M. Ausgabe. 1675 579 M. Einnahme. 2112 679 M. Zu- schuß, die höheren Mädchenschulen mit 858 548 M. Ausgabe, 651 728 Mark Einnahme, 296 829 M. Zuschuß. Die Zuschüsse sind hier an sich sehr viel niedriger als bei den Gemeindeschulen, aber dafür berteilen sie sich auch auf eine ganz geringe Zahl von Zöglingen. Der Zuschuß p r o S ch ü l e r ist in den Gymnasien, Realgymnasien und Oberrealschulen ungefähr doppelt so hoch wie in den Eemeindeschulen. Von den übrigen Abteilungen des Kapitels Unterrichtswesen Wollen wir nur die Fortbildungs- und Fachschulen noch erwähnen. Angesetzt sind diesmal für den Wahlfortbildungs- Unterricht 539 723 M. Ausgabe, 91 159 M. Einnahme. 443 573 M. Zuschuß, für den Pflichtfortbildungsuntcrricht 928 557 M. Ausgabe, 1377 M. Einnahme(Schulgeld wird nicht erhoben), 927 189 M. Zuschuß, für den gewerblichen Unterricht 1 994 538 M. Ausgabe, 358 838 M. Einnahme, 645 799 M. Zuschuß. Die PflichtfortbildungS- schule ist bereits voll ausgebaut, aber es wird noch mit einer be- trächtlichen Zunahme der Schülerzahl, auf rund 33 999, gerechnet. Darum bringt auch der Etat 1998 für den PflichtfortbildungS- «nterricht noch ein nicht unerhebliches Ausgabeplus, diesmal 105 167 M._ parte!- Hngelegcnbeiten. Verband sozialdemokratischer Wahlvereine Berlind und Umgegend. Heute DienStag, abends 8'/z Uhr, finden im 2. Wahlkreise. Hofsäger-Palast, Häsenheide S2/53, 3. Armin-Hallen, Komniandantenstr. 53/59, 4. KellerS Festsälen. Koppenstr. 29. 5. Altes Schützenhaus, Linienstr. 5, t». Ballschmieder, Badstr  . 16, die Generalversammlungen statt, welche sich, nach stattgehabten Vorträgen, mit Stellungnahme zur Verbands- Generalversamlung beschäftigen. Das Mitgliedsbuch legitimiert. Zahlreiches Erscheinen erwarten _ Die Vorstände. SchSneberg. Wir machen die Parteigenossen auf die heute, Dienstag, abends 8 llhr, in E. Obsts Festsäle, Meininger Straße 8, stattfindende Wahlvereinsversammlung aufmerksam. Die Tages- ordnung lautet:Der Bülowkurs der Sozialpolitik." Referent: Parteisekretär H. Müller; Bericht von der Kreisgeneralversamm- lung; Wahl der Delegierten zur Generalversammlung von Groß- Berlin; Vereinsangelegenheiten. Die Genossen werden ersucht, vollzählig zu erscheinen. Der Vorstand. Wilmersdors-Halensee. Heute, Dienstag, abends 8i4 Uhr, findet imL u i s e n p a r k", Wilhelmsaue 112, die Mitglieder- Versammlung des Wahlvereins statt. Die wichtige und umfangreiche Tagesordnung erfordert voll- zähliges und pünltliches Erscheinen der Mitglieder. Der Vorstand. Lichtenberg  . Den Genossen zur gefl. Kenntnisnahme, daß die Vereinsbibliothek bis zum 15. März geschlossen bleibt. Die Ge- Nossen  , die noch Bücher im Besitz haben, werden ersucht, diese um- gehend abzuliefern. Lankwitz  . Am Mittwoch, dew 26. d. M., abends 8'ch Uhr, findet bei Rettger, Ealandrellistratze 27/29, die regelmäßige Mitglieder- Versammlung des Wahlvereins statt. Auf der Tagesordnung steht unter anderem: Vortrag des Genossen Schütte über:Georg tzerwegh". Der Vorstand. Köpenick  . Die Wahlvereinsversammlung findet heute. Diens. tag. abends 8 Uhr, imK a i s e r h o f", Grünstraße, statt. Da ein Vortrag des Stadtv. Groger-Ri�dorf über:Die gegenwärtige poli- tische Lage" und andere wichtige Punkte auf der Tagesordnung stehen, ist das Erscheinen aller Mitglieder dringend notwendig. Der Vorstand 1 Wahlverein Eichwalde   und Umgegend. Mittwoch, den 26. Fe- I bruar, abends 8� Uhr, findet bei Witte in E i ch w a I d e die I Monatsversammlung statt. Da eine sehr wichtige Tagesordnung zu 1 erledigen ist, wird pünktlicher und zahlreicher Besuch erwartet. Der Vorstand. Pankow  . Heute Abend 143 Uhr finden imGewerkschafts- haus", Kaiser-Friedrich-Straße 12, und imGesellschaftshaus". Kreuzstraße 3/4, zwei öffentliche Versammlungen statt. Tages- ordnung: 1. Vortrag der Stadtverordneten Genossen Spieckermann- Lichtenberg und Leid-Berlin   über:Das Dreiklassenwahlunrecht in den Gemeinden". 2. Diskussion und Erörterung von Gemeinde- angelegenheiten. Zahlreichen Besuch erwartet Das Wahllomitee. Reinickendorf  -Ost. Heute abend 8 Uhr findet bei S a d a u, Residenz st ratze 124, eine Mitgliederversammlung statt. Die wichtige Tagesordnung(Aufstellung der Kandidaten zur Ge- meindevertreterwahl) macht das Erscheinen jedes Mitgliedes zur Pflicht. Der Vorstand. Nieber-Schönhausen. Heute abend 814 Uhr findet im Schwarzen Adler", Blankenburger Straße 4, eine öffentliche Kommunalwählerversammlung statt. Es ist Pflicht der Partei- genossen, recht pünktlich und zahlreich zu erscheinen. ßerlinev JVacbricbtcn. katholischen Kirche ist unersättlich. In Die vomStamme Nimm". Der Magen der der Sankt Sebastiansgenieinde/ die so oft über ihre Armut klagt, muß man wohl ganz besonderen Hunger haben. Hat doch ebenda, um die leeren Kassen zu füllen, der liebe Gott höchstselbst sich an die Spitze einer Kolonne gestellt. Die geistlichen Herrschasten, seine Kassierer auf Erden, sehen zwar auch hier recht wohlgenährt aus, aber katholische Geldbeutel vertragen zu jeder Zeit die Aufpolierung. Nehmen macht seliger, denn geben das ist die Parole, die in dem mehrfach gerügten systematischen Kirchensteuerunfug dieser Gemeinde liegt. Wer regelmäßig die Spalten der katholischen Blätter verfolgt, wird in fast jeder Nummer auf Betteleien stoßen. Da wird für alle möglichen frommen Zwecke der Klingelbeutel geschüttelt, für Monstranzen und Altardecken, für Fahnen und Stiftungen und besonders für Kirchenbauten. Allenthalben liest man im klassischen Katholisch  schwülstige Bettelverse vomBittglöcklein" und als Quittung darunter stets das billigeGott vergelt's". Sogar ganze Kirchbau-Sammelvereine cxistteren. Und überall sind die Gottcsdienermitten mang", um Extrasteuern heraus zupressen. Na, ihr sammelt doch auch nicht zu knapp, ihr Sozis hören wir schon schreien aus dem katholischen Lager. Ja, Herr Pfarrer, das ist eine andere Nummer. Bei uns wissen die Geber, was sie von ihrem Scherflein haben. Bei Euch aber wandert all' das schöne Geld in den großen Sack der alleinseligmachenden Kirche. Gerade die Sebasttansgemeinde hat sich im Nehmen schon immer ausgezeichnet. Das ist die Erbschaft des seligen Pfarrers Neuber, der für Kirchenbauten und andere Zwecke mit der Macht seiner herzbezwingenden Rede so viel Geld zu- sammenzuscharren verstand, daß er dafür Propst und fürst- bischöflicher Delegat an Sankt Hedwig wurde. Von derselben Gemeinde ist seinerzeit die vielbesprochene Geschäftsverbindung mit den Standesämtern ausgegangen. Man wunderte sich immer, wenn plötzlich in irgend einer Familie ein Geistlicher auftauchte und eine donnernde Philippika vom Stapel ließ über die bisher noch unter- lafsene kirchliche Trauung oder die vermißte Taufe erst kürzlich Neugeborener. Schließlich kam man dahinter, daß für Geld und gute Worte die Standesämter der Sebastians- gemeinde Schlepperdienste leisteten. Die Schreibgebühren für die betreffenden Namenverzeichnisse kamen ja zehnfach wieder ein durch Trau- und Taufsporteln I Wo aber die Sebastians- gemeinde mit Geld helfen soll, ist sie nicht zu finden. Als es sich mal darum handelte, eine unglückliche Ehe wieder zu- sammenzuleimen, wurde die Hülfe erst versprochen, dann aber verweigert, weil die Ehe nur standesamtlich geschlossen, also nach verbohrten katholischen Begriffen einewilde" war. Und will ein Armer von dieser Gemeinde etwas haben, dann muß er schon sehr fleißig die Messe besuchen, um ein paar Groschen zu erben. Wenn selbst Protestanten, Dissidenten und Juden von der Sebastiansgemeinde geschröpft werden sollen, so kann man sich lebhaft vorstellen, was erst die gläubigen Schäflein ab- laden müssen. Selbst geborene Katholiken, die sehr aufgeklärt sind und sich aus ihrer Kirche nicht viel machen, aber im all- gemeinen die Religion nicht wie ein schmutziges Hemd wechseln möchten, haben erklärt, daß sie angesichts solcher unverfrorenen Schröpfung es sich überlegen werden, ob sie nicht doch lieber ganz aus der Gemeinschaft der frommen Bettelvögte ausscheiden._ Arbeiter Bildungsschule Berlin. Die Rednerschule fällt wegen der heutigen außer­ordentlichen Generalversammlungen der Wahlvereine nicht aus. Die Umgestaltung des Brandenburger ToreS  . Schon seit langem geht die Rede, daß eine Veränderung der Westseite des Pariser Platzes beabsichtigt wird, um die unzuläng- liehen Durchgänge für den Verkehr zu verbreitern. Es hieß auch, daß die Pläne für die Umgestaltung des Pariser Platzes   aus eine Freilegung des Brandenburger Tores hinauslaufen würden. Vor Jahresfrist sind bereits auf Grund eines Preisausschreiben» der Akademie des Bauwesens  " zahlreiche Pläne eingegangen. In- zwischen hat der Geheime Oberhofbaurat v. Ihne einen Plan für die Neugestaltung der nächsten Umgebung des Brandenburger Tores  entworfen, der durch ein auf Anordnung des Ministeriums der öffentlichen Arbeiten angefertigtes Gipsmodell plastisch vcran- schaulicht wird. Dieses Modell wurde gestern vom Kaiser im Schlosse besichtigt. Bei der Audienz waren neben dem Geheimen Oberhofbaurat v. Ihne der Minister der öffentlichen Arbeiten Breitenbach, Bürgermeister Dr. Reicke und der Chef des Zivil- kabinetts Dr. v. Lucanus anwesend. Das Modell sieht unter voller Erhaltung des Tores und der beiden alten Wachtgebäude zwei große seitliche Säulenhallen bor  , die bis zu den Nord- und Südecken des Pariser Platzes reichen und somit die Niederlegung der gegenwärtig noch die Westseite ab- schließenden großen Privatbautcn erforderlich machen. Es tritt also nicht die völlige Freilegung des Tores ein. sondern es werden, um dem Bedürfnis einer Neuregelung des Verkehrs Rechnung zu tragen, zu beiden Seiten des Tores geräumige Durchfahrten durch die neuen Kolonnaden gelegt. Das Modell fand den Beifall des Kaisers. Es wurden auch die Fragen des künftigen Straßenbahn- Verkehrs die Große Berliner Straßenbahn plant» wie bekannt, gerade an dieser Stelle einen Tunnel-- erörtert. Diese Fragen sind noch keineswegs so geklärt, um den Zeitpunkt für die Jncm- griffnahme der Neubauten am Brandenburger Tor   auch nur an- nähernd voraussagen zu können, zumal auch an die Besitzer der niederzulegenden Gebäude mit entipreckenden Verhandlungen herangetreten werden muß.__ Der Fernsprechverkehr zwischen Berlin   und o) dem nieder« ländischen Orte Ulft  , b) dem bayerischen Orte Pfaffenhofen  , Ilm  , o) den im ReichStelegraghengebiete belegenen Orten Dreidorf, Kreis' Pr.-Stargard, und Langenleuba-Niederhain   ist eröffnet worden. Die Gebühr für ein gewöhnliches Gespräch bis zur Dauer von 3 Minuten beträgt: 1. im Verkehr mit Ulst 2 M.. 2. im Berkehr mit den übrigen Orten je 1 M. Die geplante neue Brücke über den Laudwehrkanal im Zuge der Köthener Straße neben dein Viadult der Hochbahn soll eine Breite von rund 29 Meter erhalten, wovon 11 Meter auf den Fahrdamm entfallen. Die Brücke erhält in ihren massiven Teilen Werkstein« Verblendung und ein schmiedeeisernes Geländer. Für die Beleuchtung werden Gaskandelaber in Vorschlag gebracht. Der Kostenanschlag schließt mit 268 909 M. ab. Die Kosten für die Rampenanlagen sind in den Kosten sür die Verbreiterung des Schvneberger Ufers enthalten. Diese neue Brücke soll auch Gleise für eine städtische Straßenbahn erhalten. Für die Ablenkung des Verkehrs m der Richtung der Linkstraße wird diese Brücke beitragen. Geheimer Medizinalrat Dr. Baer ist gestorben. Dr. Baer war langjähriger Arzt seit 1872 des Strafgefängnisses Plötzen- sec. Er hat sich besonders betätigt durch seinen Kampf gegen den Alkohol. Auch auf dem Gebiete der Gefängnisbeköstigung versuchte Dr. Baer verbessernd einzuwirken, leider ohne Erfolg. In dem bekannten Plötzcnsceprozeß wurde der Verstorbene wider seinen Willen genötigt/ Sttafantrag zu stellen. Zwei neue Wasserwerke. Der Magistrat von Berlin   hat im Prinzip den Bau von zwei neuen Wasserwerken beschlossen. Das eine, am dringendsten not- wendige Werk soll in der Wuhlheide an der Oberspree errichtet werden. Die Entwürfe für dieses sind nahezu fertig. Der Vau dieses Werkes kann eventuell bald begonnen werden, so daß es in zwei bis drei Jahren betriebsfertig sein kann, Das andere soll in Heiligensee   an der Havel   hinter Tegel   erbaut werden. Dort bat der Magistrat kürzlich vorbehaltlich der Zustimmung der Stadt- verordnetenversammlung größere Terrains für Million Mark angekauft und sich außerdem Forstländereien un Werte von l1� Millionen Mark gesichert. Dieses Wasserwerk soll in vier bis fünf Jahren Master liefern, und zwar über Charlottenburg  . Das städtische Wasserwerk in Tegel   wird dann nicht mehr über Charlotten» bürg nach Berlin   liesern, sondern mittelst einer neuen Leitung direkt nach Berlin  . Nach der Fertigstellung dieser beiden Werke würde Berlin   über vier Wasterwerke verfügen, die ihr Wasser säint- lich aus Tiefbrunnen entnehmen. Die Stadt Berlin   wird durch den Ankauf der Ländereien in Heiligensee   Anliegerin dieses See» und kann eventuell unentgeltlich Wasser aus diesem entnehmen, auch alle Abwässer nach gehöriger Klärung in den See ableiten. Ein entsetzlicher Unglücksfall ereignete sich gestern vormittag gegen 11 Uhr in der Maschinenfabrik von A. Roller in der Prinzen- allee 24 auf dem Gesundbrunnen  . Dort waren Arbeiter damit be- schäftigt, den in der Höhe der 3. Etage befindlichen Fahrstuhl zu beladen. Infolge plötzlichen Nachycbens eines herangeschlciften Maschinenteils tam der in Pankow  , Breitestt. 34», wohnhafte Ar- beiter Max Großmann der Fahrstuhltür zu nahe; diese sprang auf und der Unglückliche stürzte vor den Augen seiner entsetzten Mit- arbeitcr in den gepflasterten Hof hinab, wo er mit zerschmetterten Gliedern regungslos liegen blieb. Ein hinzugerufcner Arzt konnte nur noch den Tod feststellen. Der Bedauernswerte war 49 Jahre alt und unverheiratet. Die Schuld an dem schrecklichen Unglück soll der mangelhasten Verschlußvorrichtung der Fahrstuhltüren zuzu­schreiben fein, Prügel scheinen nach wie vor in der christlichen Herberge zur Heimat in der Oranienstraße an der Tagesordnung zu sein. Bon Augenzeugen wird uns berichtet, daß gestern ein junger Mensch zum Tore hinausgeworfen wurde und mit blutendem Munde draußen liegen blieb. Die christlichen Türhüter scheinen von der Polizei noch geschützt zu werden, denn einer derselben fordette daS empörte Publikum höhnisch auf, die Sache doch anzuzeigen. Ein Mordversuch auf ein unter sittenpolizeilicher 5lonkolle stehendes Mädchen wurde in der Nacht vom Sonnabend zu Sonntag in der Königsberger Straße verübt. Dort hatte die 39 Jahre alte Auguste Schirrmeister einen jungen Menschen im Alter von 17 bis 18 Jahren mit in ihre Wohnung genommen. Dort hängte er Hut und Ueberzieher nahe der Tür an und schenkte dem Mädchen ein Geldstück. Plötzlich zog er aus der Hinteren Tasche des Beinkleides ein langes, scharfes Messer mit breiter Klinge hervor und brachte dem Mädchen oberhalb der rechten Brust einen Stich bei. Das Messer, das den StempelKarl Rockstroh, Grüner Weg" trägt, glitt am Schlüsselbein ab und drang neben denk Knochen einen Zenti- mcter tief ein. Die Spitze des Messers war umgebogen und dieses entfiel dem Täter. Nun entspann sich ein Kampf, wobei das Mäd- chen dem Manne einen Stoß versetzte und in die Nähe der Tür kam und um Hülfe rief. Schließlich entfloh er unter Zurücklassung von Messer, Hut und Ueberzieher über die beiden Höfe durch die unverschlossen gebliebene Haustür, ohne jemand zu begegnen. Die Schirrmeister wusch sich das Blut ab und kühlte die Wunden, so daß sie erst nach einer halben Stunde dem 65. Polizeirevier Bericht erstatten konnte. Die Polizei ließ die Wunde auf der Rettungs- wache verbinden und brachte die Verletzte nach Hause. Der Täter hat eine zarte Gesichtsfarbe, ein längliches, blasses Gesicht uno könnte für einen Musilschüler gehalten werden. Sein Gesicht ist nach der Schilderung der Sch. fast mädchenhaft. Seine Hände sind weiß und zart, seine Füße zierlich. Nach der ganzen Erscheinung des Mannes handelt es sich wahrscheinlich um einen pervers vcr» anlagten Menschen. Er wollte durchaus Soldat bleiben. Mit seinem Karabiner ver« suchte sich der Ulan Fritz Teetz. der Sohn einer hiesigen Kaufmanns- Witwe aus der Grenadierstraßc, das Leben zu nehmen. T. hatte bei dem dritten Ulanenregiinent in Fürstenwalde   in der vierten Eskadron gedient. Vor einiger Zeit bat seine Mutter, die hier in ärmlichen Verhältnisien lebt, daß er aus dem Dienst entlassen werde, da sie seiner Hülfe dringend bedürfe. Der Reklamation wurde auch stattgegeben und T. sollte dieser Tage entlassen werden. Als der junge Mensch hiervon erfuhr, faßte er den Entschluß, sich das Leben zu nehmen. Am Sonnabendabend machte er sich, während die anderen Kameraden fröhlich plaudernd auf der MannschaftSstube saßen, in einer Ecke des Zimmers mit seinem Karabiner zu schaffen. Unbemerkt versah er die Waffe mit einer scharfen Patrone und feuerte dann zum Schrecken der Kameraden das Geschoß auf seine Brust ab. Die Kugel sollte das Herz treffen, sie ging jedoch fehl und zersplitterte die Lunge. In hoffnungslosem Zustande wurd« der Schwerverletzte nach dem Garnisonlazarett gebracht. Ein dreister Diebstahl Ivurde gestern nachmittag vor dem Haus« Große Frankfurterstr. 14 verübt. Dort Hütte der Bote des Herren- konfektionSgeschäfts Härtung, KopernikuSstr. 29, aus dem Nachhause« wege noch etwas zu besorgen. Er ließ den Handwagen mit Tuch» und Futterstoffen bor   dem Hause stehen; als er wieder herunter kam, war der Wagen verschwunden. Der Besitzer, dem ein Verlust von ungefähr 809 M. erwächst, setzt 199 M. Belohnung anS für denjenigen, der für die Wiedererlangung des gestohlenen Gutes sorgt. Die flüchtigen Ochsen. AuS dem Viehwagen hcrauSgefprungen find gestern vier Schlachtochsen, die nach dem hiesigen Zeniralviehhos