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Nr. 48. 25. Jahrgang.

3. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt.

Mittwoch, 26. februar 1908.

Der Kampf ums Preußen- Wahlrecht.

9. Am Vorabend der Eröffnung des preußischen Landtages finden in ganz Preußen Massenversammlungen zur Demonstration für das allgemeine, gleiche, direkte und geheime Wahlrecht statt.

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10. In Beantwortung der freisinnigen Wahlrechts­interpellation gibt der Ministerpräsident v. Bülow im preußischen Abgeordnetenhause eine Erklärung ab, worin es u. a. heißt:" Für die königl. Staatsregierung steht es nach wie vor fest, daß die Uebertragung des Reichs tagswahlrechts au; Preußen dem Staatswohl nicht ent­sprechen würde und deshalb abzulehnen ist. Auch kann die tönigl. Staatsregierung die Griezung der öffent lichen Stimmabgabe durch die geheime nicht in Aussicht stellen." Weiter wird eine gerechte Abstufung des Gewichts der Wahlstimmen" als notwendig bezeichnet. Es wird zu prüfen fein, ob dieses Ziel erreicht werden kann lediglich unter Bus grundelegung von Steuerleistungen, oder ob und inwieweit das Stimmrecht auch nach anderen Merkmalen, nach Alter, Be­fiz, Bildung u. dgl. zweckmäßig abgestuft werden muß." Zum Schluß heißt es, daß für die laufende Tagung des Landtages feine Vorlage über das Wahlrecht mehr in Aus­ficht gestellt werden könne.

10. Vor dem preußischen Abgeordnetenhaufe tommt es zu einer spontanen Demonstration. Tausende von Menschen haben sich angesammelt, fingen Wahlrechtslieder und bringen Hochs auf das gleiche und freie Wahlrecht aus. In ihrem Eifer, die Straße zu fäubern", berhaftet die Polizei jogar einen Straßenreiniger, weil er sich weigert, von seinem Arbeitsplatz weiter zu gehen.

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Agitations- Kalender.

Januar.

an der Sache entbedt und das schöffengerichtliche Verfahren, das nur eine beffere Kontrolle der S- Kaffe vorzunehmen, im übrigen mit Hardens Freisprechung endete, für nicht geschehen erklärt hat, aber die ungesehliche Kaffe bestehen zu lassen! von der Straffammer nach einer Verhandlung, deren wichtigster Die Mehrheit des Vierklassenparlaments hatte jedoch wohl so viel Teil unter Ausschluß der Oeffentlichkeit stattfand, zu 4 Monaten Schen vor der Oeffentlichkeit, daß sie diesem Antrag nicht zu Gefängnis verurteilt. stimmte.

Der Amtsrichter Dr. Kern, der im ersten Harden­Prozeß vor dem Schöffengericht den Vorsiz führte und auf Frei­sprechung erkannte, ist bei der Geschäftseinteilung für 1908 von der Strafabteilung des Landgerichts I   zur Sivilabteilung desselben Gerichts verfekt worden. Selbstverständlich auf eigenen Wunsch, da Richter anders als auf eigenen Wunsch überhaupt nicht verseht werden fönnen.

Soziales.

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Genosse

Unsere Kolonien.

7. Vor dem Schöffengericht zu Köln   beginnt die Verhand lung der Beleidigungsflage bes Peters gegen den ehemaligen Gouverneur von Ostafrika  , v. Bennigsen. In einem Artikel der Kölnischen Zeitung  " hat Herr v. Bennigsen nicht nur behauptet, daß Peters die Jagodja und den Mabruk aus 4. Der Prozeß des Memeler Denkmals. Einige geschlechtlichen Motiven, ohne jeden politischen Neben­Tage vor der Einweihung des sogenannten Nationaldenkmals" in grund, habe hängen lassen, sondern daß das Kolonialamt den Memel, am 23. Geptember vorigen Jahres, brachte die Königs Beters gefliffentlich geschont habe, trotzdem es längst Kenntnis von berger Volkszeitung" einen Artikel, der an der Hand seinen Verbrechen gehabt habe! Er behauptete wetter, daß die geschichtlicher Tatsachen die Vorgänge jener Zeit zeichnete, denen Disziplinaruntersuchungen gegen den Peters nur Scheinunter­das Denkmal gewidmet fcin sollte. Der Artikel wurde bald darauf, fuchungen gewesen seien, und daß es nur seinem Eingreifen zu nur wenig verändert und gekürzt, in den Ostpreußischen Land- danken sei, daß nicht auch die dritte Disziplinaruntersuchung eine boten" übernommen. Ein freisinniges Blatt, die Königsberger   Farce geworden seil Er behauptete, daß die Peters- Clique den Hartungsche Zeitung  ", nahm Anstoß an dem Artikel und fiel Kolonialdirektor Dr. Kayser terrorisiert, ja ins Grab getrie. in denunziatorischer Weise über unser Königsberger   Partetblatt ben habe, und daß diese allmächtige Clique nicht nur den her. Infolgedeffen schritt 11 Tage nach Erscheinen des Artikels Peters, sondern auch ein Scheusal" wie den berüchtigten Flaschen­der Staatsanwalt ein und erhob Anklage wegen Majestäts- Schröder trotz seiner erstinstanzlichen Verurteilung zu 15 Jahren beleidigung und wegen Beleidigung der Mitglieder des Denkmals Zuchthaus mit Hülfe des Peters wieder in ein hohes Kolonial­fomitees. Obgleich in dem Artikel vom Kaiser überhaupt gar nicht amt habe befördern wollen! die Rede ist, sondern nur von dessen Urgroßmutter Quise, wird 8. Vom Petersprozeß in Köln  . Gin Eisenbahn­doch von der Königsberger   Straftammer( unter Vorsiz des aus beamter bekundet als Zeuge und Peters bestätigt die Aus­dem russischen Hochverratsprozeß 1904 bekannten Landgerichts- fage Peters habe ihm erzählt, daß er eine schwarze Konkubine direktors Schubert) der Verfasser des Artikels, Genosse Marcwald, wegen Ehebruchs" habe hängen lassen! Er prahlte ferner damit, 11. Als Antwort auf Bülows Erklärung befchließen die drei zu 1 Jahr Gefängnis verurteilt. daß er nie eine Strafe unter 50 Hieben vollziehen lasse! Wenn ein Tintsliberalen Parteien die Einsetzung eines Wahl- Zur Begründung sagt Herr Schubert u. a.: Wenn die Boy einmal 3 uder stibike, so lasse er ihm 150 Siebe auf­rechtsausschusses. Denkmalsenthüllung eine Tragikomödie genannt werde und der zählen! Peters habe, um schleunigst Futter für seinen Esel zu 12. Am Sonntag finden überall in Preußen um die Mittags- Saifer an der Enthüllung teilgenommen habe, so erkenne man beschaffen, einem Dorfältesten ein Streichholz an die stunde mächtige Wahlrechtsdemonstrationen statt. In überfüllten ohne weiteres die Absicht, den Kaiser herabzusehen. Lippen gehalten! An Eingeborene, die für ihre Waren Bersammlungen protestiert das Volt, Zehntausende finden keinen Mardwald wird sofort verhaftet und gegen eine Raution von mehr verlangt hätten als ein Fünfundzwanzigstel des Wertes, habe Einlaß und müssen auf der Straße bleiben. Nach Schluß der Ver- 10 000 Mark vorläufig auf freien Fuß gesetzt. er als Draufgeld" 50 Hiebe berabfolgen lassen! Und Peters gab fammlungen fommt es zu gewaltigen Aufzügen. In Berlin   stellt zu, daß er damals dergleichen erzählt habe, weil es seiner das fich die Polizei in den Weg, um die Demonstranten von der Gegend maligen Sinnesrichtung entsprochen" habe! der Linden fernzuhalten. An mehreren Stellen benutt die 5. Der Pulverarbeiter Karl Boß in Spandau   war 30 Jahre Ueber die Behandlung der noch nicht 20jährigen Jagodja sagt Polizei ihre Waffen und vergießt Proletarierblut. lang, seit dem 1. März 1875, in der königlichen Pulverfabrit zu der Zeuge Wilhelm, ehemaliger Unteroffizier der Schußtruppe, fie 13. Jm preußischen Abgeordnetenhause behauptet der Polizei- Spandau beschäftigt und wurde am 31. März 1905 nach vier- wurde mit Hieben zerfleischt und schließlich aufgehängt, minister v. Moltke, die Polizei sei am 12. in Berlin   wöchentlicher Kündigung wegen eingetretener gänzlicher weil sie sich durch Flucht der Herrschaft des Peters zu entziehen bom Wolfe angegriffen worden. Außerdem wirft er Dienstunfähigkeit entlassen. Nach seiner Entlassung wurde suchte. Und so bekundete Wilhelm weiterfie hatte alles der Leitung der Sozialdemokratie gewiffenloses" Handeln bor. Er ihm vom Reichsmilitärfistus eine jederzeit widerrufliche Recht zur Flucht, denn sie stand in keinerlei Dienst. droht, jedem ferneren Versuch mit den äußersten Mitteln entgegen Gnadenunterstübung in Höhe von 725,20 M. gewährt. verhältnis zu Peters! zutreten. Dabei hatte selbst die Germania  " die Vorgänge wie Von diesem Betrage bringt der Fiskus jedoch die Invalidenrente folgt darstellen müſſen: im Betrage von 220,20 M. in Abzug, so daß V. monatlich nur 42,25 M. erhält. Er behauptete darauf im Klagewege, daß er bei feinem zuletzt bezogenen jährlichen Gehalt von 1554 M. und feiner 30jährigen Dienstzeit einen Rechtsanspruch auf eine ohne Abzug zu zahlende Pension in Höhe von 906,50 m. jährlich oder 75,55 M. monatlich habe. Ihm stehe die Pension nach§ 28 der Vorschriften zur Verwaltung der föniglichen Pulverfabrik zu; denn er habe seine Stellung nur unter der Zusicherung angenommen, daß ihm im Falle der Erwerbsunfähigkeit ein Ruhegehalt von dem bezeichneten Betrage gewährt werde. Der beklagte Reichsmilitärfistus bestreitet dies, indem er unter anderem ausführt, daß die Unterstüßung nach§ 28 Abs. 3 der angezogenen Bestimmungen nach vieljährigen treuen Diensten im Falle der Invalidität nur in Aussicht" gestellt worden sei. Auch fei durch eine spätere Aenderung der Bestimmungen, die der Kläger mit den anderen Arbeitern unterschrieben habe, der Wider­ruf dieser Unterstüßung durch das Kriegsministerium ausgedrückt worden. Das Landgericht Berlin   verurteilte den Reichsmilitär­fistus zur Zahlung des beanspruchten Betrages. Das Kammer­gericht aber wies die Klage ab, und das Reichsgericht bestätigte die Entscheidung des Kammergerichts, weil dem Kläger   die volle Pension nicht versprochen, sondern nur in Aussicht gestellt" worden sei.

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Die Menschenmenge auf den Straßen vermied Zusammen­stöße mit der Polizei, immer wieder ließ sie sich willig in Nebenstraßen ablenten; nur in einigen wenigen Fällen hatten die Massen sich in engen Straßenzügen so festgefeßt, daß fie nicht vorwärts und rückwärts fonnten, und in diesen Fällen führte dann das scharfe Andrängen der Polizei regelmäßig zu Krawallen, die in mehrfachen Fällen zu blutigen Zusammenstößen führten."

Worten:

Der schlimmste Erzeß des Polizeifäbels war an der Ger­traubtenbrüde zu Berlin   geschehen. Dort ist die Straße so eng, daß die Menge nicht umkehren noch ausweichen tonnte. Was dort geschah, schildert das Berliner Tageblatt" mit folgenden Plöblich sprang Hauptmann Stephan vor und rief: " Ich fordere Sie auf, sofort auseinanderzugehen. Nach etwa einer Minute wiederholte er die Aufforderung zum zweiten Male und kurz darauf zum dritten Male. Zu gleicher Zeit gab er das Kommando: Säbel   heraus! Einhauen! Nun entwidelte sich eine wilde Szene. Wohl fünfzig Schuhmannsfäbel hieben erbarmungslos auf die vorderen Reihen ein. Es half nichts, daß Schwerverletzte stöhnend riefen: Wir sind unschuldig!", die Säbel hiebe hagelten weiter. Gin tausendstimmiger Wutschrei pflanzte sich bis in die hinteren Reihen fort und Verwünschungen wie Demnach ist nunmehr höchstgerichtlich festgestellt, daß ein Ar­Mörder! Bluthunde! Hentersknechte!" hallten beiter sich täuscht, wenn er auf ein vom Reichsmilitärfiskus in durch die Luft. Während des Tumultes fiel auf der gegenüber- Form des Jnaussichtstellens" abgegebenes Versprechen sich verläßt. liegenden Wasserseite ein Schuß, der aber anscheinend in die 21. In Berlin   finden 9 Arbeitslosenversammlungen statt, Luft abgegeben war."

Im Abendblatt des Lokal- Anzeigers" vom 13. Januar teilt bier Polizeipräsident v, Borries mit: es fei bei der Anordnung der polizeilichen Maßnahmen von vornherein damit gerechnet worden, daß von der Waffe Gebrauch gemacht, d. h. also Bürgerblut vergossen werde.

woran etwa 12 000 Personen teilnehmen. Die Zahl der Arbeits­lofen in Berlin   wird von der Tägl. Rundschau" auf etwa 60 000 geschätzt. Mehrere Stunden nach Schluß der Versammlungen richtet die Polizei ein neues Blutbad in den Straßen Berlins   an. An der Kronprinzenbrücke wird von Schuhleuten furchtbar auf die Menge eingehauen. Sogar die auf einem Neubau beschäftigten 15. Scharfe Patronen sind, wie der Borwärts" mitteilt, Arbeiter werden von der Polizei von ihrer Arbeit vertrieben und am 12. Januar an die Mannschaften des in der Blücherstraße zum Teil verwundet. In das Verbandshaus der garnisonierenden Dragonerregiments verteilt worden. Erst Metallarbeiter, Charitéstr. 3, dringt ein Trupp Polizei 40 Stüd pro Kopf und dann noch ertra 20. unter Führung eines Leutnants ein, stürmt mit gezogenem Säbel Damit die konfignierten Mannschaften sich nicht allzusehr lang- die Treppe hinauf und haut auf die dort befindlichen weilten, durften sie sich nach Herzenslust am Bier erlaben. Die Personen ein, wobei viele verwundet werden. Stimmung wurde infolgedessen auch nach wenigen Stunden eine Auch in Hannover   wird am gleichen Tage ein Arbeitslofer sehr animierte. von einem Schuhmann mit dem Säbel schwer verwundet. 17. In ihren Wahlrechtsausschuß haben die brei 28. In einer Zuschrift an den Boten aus dem Riesen, freisinnigen Parteien gewählt die Herren Müller- Sagan, gebirge" rechnet ein bäuerlicher Besizer aus Nieder­Fischbeck, Wiemer und Pachnide, und dokumentierten damit, daß schlesien   aus. daß die kleinen und mittleren Bauern durch die ihnen der Wahlrechtskampf nur eine Bosse ist. Zölle mehr Schaden als Nugen haben. 19. Beim preußischen Ordensfest wurden die folgenden frei- 30. Bei einer Debatte über die Arbeitslosigkeit in finnigen Parteiführer mit Orden bedacht: Kaempf. Wiemer, der Berliner   Stadtverordnetenversammlung verlangt der Stadtrat Mugdan  , Gygling, Fischbed, Gidhoff, Schrader. und freisinnige Parteiführer Fischbeck: die Ber­22. Sozialdemokratische Wahlrechtsinterpellation im Reichs- liner Arbeitslosen sollen aufs Land gehen. tage. Der Reichskanzler lehnt die Beantwortung der Inter­pellation a b, überhäuft dann die Sozialdemokraten mit Schmäh ungen und Bedrohungen und verläßt darauf den Saal. 22. Gegen die Grafen Hohenau und Lynar wird vor natürlich nicht hindert, daß die Interpellation besprochen und vom dem Kriegsgericht der 1. Gardedivision zu Berlin   wegen Päderaftie Genossen Fischer ausführlich begründet wird. Nachdem die unter Ausschluß der Oeffentlichkeit verhandelt. Sohenau wird Redner der anderen Parteien gesprochen, wird durch Bertagung auf freigesprochen, Synar zu Jahr Gefängnis verurteilt. unbekannte Zeit dem Genossen Bebel das Wort abgeschnitten. Für die Vertagung ftimmen auch sämtliche Freifinnigen mit Ausnahme der folgenden 6: Manz, Wieland, Gothein, Neu­mann Hofer, Dohrn, Botthoff.

Was

27. In Solingen   findet ohne ernste Zwischenfälle eine groß artige Straßendemonstration für das Landtagswahlrecht statt. 27. Der Polizeihauptmann Stephan, der am 12. Januar an ber Gertraudtenbrüde zu Berlin   das Kommando zum Einhauen gegeben hat, kriegt an Kaisers Geburtstag einen Orden. Deutsche   Rechtspflege.

1. Maximilian Harden   wird am 31. Dezember, nach bem die Staatsanwaltschaft nachträglich ein öffentliches Interesse

Eingegangene Druckschriften. Monatsblätter für Arbeiterversicherung. Herausgegeben von Mitgliedern des Reichsversicherungsamtes. II. Jahrg. Heft 1 und 2. Preis pro Nummer 10 Pf. Berlag von Behrend u. Co., Berlin   W. 64. Les Documents du Progrès. Revue internationale. Dirigé par le Dr. Rodolphe Broda. Paraissant tous les mois. Abonnement 12 Fr.

Aus der Armee.

Von der Polizei.

9. Vom Petersprozeß in Köln  . Der Maler Kuhnert, ein Gefährte des Peters am Kilimandscharo  , hat erzählt, daß Peters einmal von einer Etreife eine Anzahl von Ketten­gefangenen mitgebracht habe. Als ihn Kuhnert fragte, was denn diese Leute verbrochen hätten, antwortete Peters:" Nichts! Aber man müsse den Kerlen die Herrenfaust zeigen!" A13 Mabruk gehängt war, fehte sich das" Richter"-Kollegium zum Frühstück nieder. Dabei wurde ein Trinkspruch auf den unmittelbar zuvor Gehängten ausgebracht mit den Worten: Es lebe der felige Mabrut".

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Herr Liebert vom Reichsverband, der erst 5 Jahre nach den fraglichen Vorkommnissen nach Ostafrika   gekommen ist, behauptet als" Sachverständiger": die Erregung unter den Eingeborenen fet nicht durch die Kunde vom Aufhängen der Neger verbreitet worden, sondern durch Bebels Rede im Reichstage! D. h. durch eine Rede, die erst 4 Jahre später in Berlin   gehalten worden ist! 11. Jn Köln wird über den sogenannten Tuckerbrief verhandelt. Bekanntlich ist ein Brief an den englischen Bischof Tucker nicht geschrieben worden. Es liegt eine Namensverwechselung mit dem englischen Bischof Smithie vor. Vor Gericht wird nunmehr festgestellt, daß Peters einen Briefentwurf gemacht hat, der ursprünglich als Brief an den Bischof Smithie abgehen sollte. Peters schickte ihn aber nicht ab, sondern übergab ihn einem englischen Major in der Voraussetzung, daß dieser Brief­entwurf in der englischen Presse veröffentlicht würde. In diesem Entwurf" war ausdrücklich zugegeben, daß der hingerichtete Mabruk tatsächlich eines ehebrecherischen" Berhältnisses zu der schwarzen Geliebten eines Offiziers überwiesen sei!

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Ueber die Angelegenheit mit Bischof Smithie wird folgendes festgestellt: Peters hatte dem Bischof Smithie einen Brief ge schrieben, in dem er ihm seine Durchreise durch den Aufenthaltsort Smithies angekündigt hatte. Gleichzeitig hatte er ihn um Ueber­mittelung eines Briefes gebeten. Der Bischof teilte mit, daß er den Brief besorgt habe und gern geneigt sei, die deutschen   Mann­schaften zu empfangen. Auch den berühmten Reisenden Beters würde er gern tennen lernen. Nur wäre es ihm sehr lieb, wenn ihm Peters vorher nachweisen tonne, daß die betrübenden Nachrichten" über seine Taten am Kilimandscharo   unrichtig seien. Also Smithie berbat sich in gar nicht mißzuverstehender Form den Besuch des Peters, wenn dieser nicht in der Lage sei, sich vorher bon den Anschuldi­gungen zu reinigen. Darauf wurde Peters in einem Antwort. schreiben hochfahrend und tat, als ob die Ankündigung seiner Durchreise ein Ersuchen um Gastfreundschaft gar nicht eingeschlossen hätte. Wiederum antwortete der Bischof, er habe erwartet, daß Peters gegenüber den Handlungen, deren er bezichtigt sei, andere Entlastungsmomente anzuführen in der Lage gewesen sei, als seine eigenen persönlichen Beteuerungen!

Gouverneur von Stamerun, der am 25. April 1907 von der Diss 13. Das Urteil gegen Jesko b. Butttamer, früheren ziplinarkammer zu 1000 Mart Geldstrafe und zu einem Ver­weise verurteilt worden, wird vom Disziplinarhof aufgehoben. Butt­kamer wird nur zu einem Verweise verurteilt. 22. Jm Kölner Petersprozeß wird err v. Bennigsen 34 100 Mart Geldstrafe verurteilt.

Aus der hohen" Politik.

5. Weil ihm die Genehmigung zum Bau eines Wohnhauses verfagt worden, hat ein polnischer Landwirt sich einen Wohnwagen gleich den Zigeunern eingerichtet. Nun wird ihm die Unterhaltung eines Feurherdes im Wohnwagen verboten. Und weil er Einspruch erhebt, werden ihm 10 Mart Kosten für amtliche zwangsweise Entfernung des Ofens abverlangt. Die zahlt er nicht, deshalb wird der ganze Wohnwagen gepfändet.

6. Die Angelegenheit der Lübecker   S- Kaffe( siehe Agitations­talender vom 2. November 1907) kommt im Lübeckschen Parlament zur Sprache. Der Senat muß zugeben, daß Gratifikationen an Bolizeibeamte aus der Bordelllasse gezahlt worden sind und daß das Defizit eines Schuhmannsfestes aus der Kasse gededt wurde. Auf die anderen Behauptungen ging der Senator nicht ein. Daß die Kaffe gegen Gesetz und Recht bestehe. wurde nicht bestritten. 18. Das Enteignungsgesetz gegen die Polen   wird vom preußi­Auf die Frage, ob es richtig sei, daß der frühere Polizeihauptmann schen Abgeordnetenhaus in dritter Lesung angenommen. Mund jährlich 800 Mark Gratifikation aus der Bordellkasse erhalten 30. Das Enteignungsgesek gegen die Polen  und nicht versteuert habe, erfolgte keine Antwort. Bezeichnend war stößt im preußischen Herrenhaus auf Widerspruch. Es es, daß aus der Mitte der Bürgerschaft der Antrag gestellt wurde, wird an eine Stommission verwiesen.

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Sirfch- Wilking. Elektro- Ingenieur Kalender 1908. Preis 2,50 M Berlag von Ostar Coblenz, Berlin   W. 30.

Marie H. von Helldorff. Auf eigenen Füßen. Praftischer Beg­welfer durch alle Berufsarten für erwerbende Frauen. Preis 40 Pf. Verlag von H. Seemann Nachf., NW.   87.

Dr. L. Wahrmund. Katholische Beltanschauung und freie Wissen fchaft. Preis geb. 1 M. Verlag J. F. Lehmann, München  . Marie Wegner. Die Armen- und Waisenpflege. Heft 1. Preis Die Bücher des deutschen   Hauses. Herausgegeben von Rudolf 50 Pf. Verlag von B. G. Teubner in Leipzig  . Presber. Band 15: Auf tönernen Füßen. Roman von Hans Hauptmanna Dr. jur. Friedrich Bendixen  . Das Wesen des Geldes. Zugleich Band 14: Spanische Novellen, von Else Dtten und N. Speyer. Buchverlag ein Beitrag zur Reform der Reichsbankgesetzgebung. Preis 1,40 M. für deutsche   Haus, Berlin  - Leipzig  .

von Dunder u. Humblot  , Leipzig  .

Berlag

Joseph Angerbaner. Tischlein deck dich für alle. Preis 10 Cents. Selbstverlag, New York  , 117 Part Row.

Albert Knab. Monatshefte für graphisches Kunstgewerbe. 6. Jabrg., Heft 4, Januar 1908. Berlag von Karl Flemming A. G., Berlin   W. 35. Jahresbericht der Ortsverwaltung Berlin II für das Jahr 1907. Deutscher   Transportarbeiter- Verband. 93 Seiten. Berlagsanstalt Paul Singer   u. Co., Berlin   SW. 68. Dr. Frit Auer. Persönlichkeiten. Friebr. Naumann. Heft 4. Preis 30 Pf. Virgil Berlag, Charlottenburg  , Kantstr. 8. Dr. phil  . Helene Stöcker  . Die Neue Generation. Jährlich 5 M., halbjährlich 3 M. Einzelnummer 50 Pf. Verlag Defterheld u Co., Berlin   W. 15.