Einzelbild herunterladen
 

Nr. 53. 25. Jahrgang. 3. KeSlM des Awärls" Kerlim WsdIM Dienstag, 3. Mar; IM. Partei- Hngdegcnbeitcü' Rixdorf. Am Sonntag, den 15. März, nackmittagS 4 Uhr. ftndet eine Uraniavorstellmig statt. Zur Aufführung gelangt: »Eine Nilfahrt bis zum zweiten Katars ! t." Billetts a 65 Bf- sind in der Spedition, Neckarstrahc 2, zu haben. Die Bezirlssuhrer werden ersucht, alle nicht verlausten Billetts in der Spedition niederzulegen. Der Vorstand. Charlottendura. Wir machen nochmals auf die heute abend itattstndende Generalversammlung des Wahlvereins aufmerksam und erwarten bei der Wichtigkeit der Tagesordnung zahlreichen Besuch. Ohne Mitgliedsbuch kein Zutritt. Der Vorstand. RummelSburg . Heute Dienstagabend 8 Uhr findet bei der Witwe Weigelt, Türrschmidtstr. 45 eine Gemeindewähler- Versammlung für Männer und Frauen statt. Genosse Stadt- verordneter Schubert wird über»Unsere Forderungen an die Ge- meindeverwaltungen" referieren. Außerdem wird Bericht aus den letzten Sitzungen der Gemeindevertretung erstattet werden. Ferner findet die Aufstellung der Kandidaten zu den Gemeindewahlcn statt. Recht zahlreiches Erscheinen aller Parteigenossen erwartet Das Wahlkomitee. Stralau. Heute abend 8 Uhr im RestaurantPerle", Alt- Stralau 23, Mitgliederversammlung. Tagesordnung: Bericht der Delegierten von der Kreisgeneralversammlung: Abrechnung vom WeihiiachtSvergnügen: Stellungnahme zum 1. Mai und Verschiedenes. Zahlreichen und pünktlichen Besuch erwartet Der Vorstand. Hohen-Neuendorf . Am Mittwoch, den 4. März, abendö 8 Uhr, findet bei Schmitz. Ruhwaldstr. 35, ein Extra-Zahlabend statt. Tagesordnung: 1. Die bevorstehenden Gemeindewahlen. 2. Diskussion. 3. Verschiedenes. Es ist Pflicht eines jeden Parteigenossen, zu er- scheinen. Borsigwalde . Mittwoch, den 4. Mär abends 7 Uhr, findet vom Lokale von A. Reuter aus eine Flug.>ttverbreitung statt. Die Genoffen werden um zahlreiche Beterligung gebeten. Potsdam . Eine Volksversammlung findet am Donnerstag, den 5. März, abends 3 Uhr, imViktoriagarten". Alle Luiienstr. 37, statt. Reichstagsabgeordneter Emmel- Mülhausen i. E. spricht über das ReichSvereinSgesetz. Zahlreichen Besuch, auch der Frauen, erwartet Der Einberufer. Die Wahlvereinsversammlung am Mittivoch, den 4. März, fällt aus._ D. D. ßcrllncr JVacbricbtcn. Die Verteuerung der Omnibusfahrte» ist der Mgemeinen Berliner OmnibuSgesellschaft übel be- kommen. Sie hat ihr eine Verminderung der Fahrgäste gebracht, die alle Erivartungen übertrifft. Daß auf ihren Linien der Rückgang des Verkehrs bedeutend ist, lehrt schon der Augenschein; auf den Linien mit erhöhtem Tarif kriegt man kaum noch einen voll besetzten OninibuS zu sehen. W i e sehr aber die Tariferhöhung die Zahl der Fahrgäste herab- gedrückt hat, darüber gibt die Verkehrsstatistir des Berliner Statistischen AmteS den besten Aufschlust. Im Januar 1908, aus dem jetzt das Statistische Amt die MonatStabellen veröffentlicht, beförderte die Allgemeine Berliner Omnibus- geselischaft auf 35 Linien mit Pferdebetricb nur 6 188 683 Personen, während sie im Januar 1907 auf damals 82 Linien mit Pferdebetrieb noch 9011 193 Personen befördert hatte. Der Januar war der erste Monat nach Ein- führung deS höheren Tarifs; daS Minus auS diesem ersten Monat stellt sich auf ziemlich drei Millionen Fahrgäste, die der OmnibuSgesellschaft entzogen worden sind. Die Verkehrsstatistik gab früher auch die speziellen Zahlen für die beiden Gruppen der Fahrgäste zu 10 Pf. und zu 5 Pf., diesmal aber sind die speziellen Zahlen für die drei Gruppen der Fahrgäste zu 10 Pf., zu 7'/, Pf. und zu 6 Pf. nicht hinzugefügt. Auch die speziellen Zahlen für die einzelnen Linien, die früher stets mitgeteilt wurden, werden diesmal nicht an- gegeben. Die OmnibuSgesellschaft hat von der all- genieinen Verteuerung ein paar Linien ausgenommen, die mit ö Pf.-Linien deS SpediteurvcreinS konkurrieren. ES wäre nun vielleicht sehr lehrreich, zu untersuchen, ob auf diesen AuSnahnielinien der OmnibuSgesellschaft, denen der 5 Pf.- Tarif erhalten geblieben ist, im Januar der Verkehr sich gleich- falls vermindert hat. Aber die Zahlen bleiben. wie gesagt, der Oeffentlichkeit vorenthalten. Sie sind freilich wohl nicht ganz leicht festzustellen, da ja die Doppclbilletts und die Bons zu fünf BlllettS auf beliebigen Linien benutzt iverden durften. Auf den erwähnten Konkurrenz- l i n i e n des SpediteurvcreinS ist übrigens die Zahl der Fahrgäste in auffälliger Weise gestiegen; im Jahre 1907 waren hier 333 722 Fahrgäste gezählt worden, im Januar 1903 wurden 342 733 gezählt. Daraus könnte der Schluß gezogen werden, daß die panikartige Flucht vor den Wagen der Allgemeinen Berliner Omnibusgesellschaft sogar jenen AuSnahmelinieu einen Teil ihrer Fahrgäste entzogen und diese den konkurrierenden Linien zugeführt hat. Der Verkehr der Großen Berliner Straßenbahn weist gleichfalls für Januar eine Zunahme auf, und zwar eine ganz ungewöhnlich große; die Zahl der be- förderten Fahrgäste war im Januar vorigen Jahres nur 27 575 259, aber im Januar dieses Jahres 31307 609. Sicherlich hat auch die Straßenbahn einen Teil der Ver- kehrszunahme deS Januar nur der OmnibuSgesellschaft zu danken, die daS fahrende Publikum aus ihren Wagen hinauSschcuchte. Im Februar hat die OmnibuSgesell- schaft uns eine winzige Tarifänderung beschert, durch die so gut wie nichts gebessert worden ist. Wie mag daS Frequenz- ergebnis des Februar ausgefallen sein? Zu bedauern sind in diesen Zeiten des Niederganges der OmnibuSgesellschaft die Schaffner. Das Gehalt, daS sie kriegen, will nicht langen und die Trinkgelder, auf die die Gesellschaft sie verweist, bleiben auS._ H-fball. In derstolzen KönigSburg an der Spree " wie so gerne vab Berliner Schloß von Byzantinern genannt wird, ist heute abend großer Klimbim.Bei Kaisers", wie die königstreue kleinere Hälfte der Berliner sagt, ist FastnachtSball mit Punsch und Pfann- kuchen. Das geht uns zwar nichts an, aber machen wir uns heute einmal den Spaß, stellen wir uns heute abend vor der stolzen Königsburg mit der verbergenden Tarnkappe auf. kleben wir uns ein großes Pcchpflaster auf den noch größeren Mund und machen wir über den Spuk da drinnen..Gedanken". Der altersgraue viereckige Kasten ist rundherum mit einer dichten Kette von� revolverbeschwerten Staatsrettern abgesperrt. Natürlich, Die bösen Sozis könnten jq sonst auf dl» Einfqll �kommen, sich einen FastnachtSul! zu leisten, zu den Klängen der Tanzmusik da droben in den Feensälen die Marseillaise an- zustimmen und zu verlangen, daß der König von Preußen wie weiland Friedrich Wilhelm der Vierte vom Balkon herab den Hut vor dem Volke zieht. Gehabt euch wohl, ihr Herren! DaS Volk stört euch nicht in eurem Vergnügen. DaS Volk verlangt seine Rechte offenen Blicks am hellen Tage, nicht mit dem Schleichen der Katze in der Nacht. Es denkt heute bloß darüber nach, wie hier und da in wenigen Stunden soviel Geld verjuxt wird, daß davon Tausende, die darben müssen, gesättigt werden könnten. Soviel Luxus und Verschwendung, Adelsstolz und Proletenverachtung auf einem großen Haufen das mutz Arbeiter­blut in Wallung bringen. Wochenlang spukt so ein Hofball in derCreme der Gesell- schaft" vor. Wem die Fürstensonne jemals gelächelt hat, der muß selbstverständlich eingeladen werden. Und wenn der Hoffouricr nicht bei ihm vorfährt oder auch keine gedruckte Karte anlangt, dann verschwindet er in der Hofvcrscnkung für immer. Tic meisten Wissens ja im voraus, daß sie wieder mal die Sonne in allernächster Nähe strahlen sehen dürfen. Aber es gibt doch noch etliche Hundert andere, die gern ein Vermögen opferten, wenn sie den höfischen Fastnachtörummel mitmachen dürften. Den Angst- schweiß gönnen wir keinem Hund. Die Schar der Kommcrzien- rate ist seit vierzehn Tagen total nervös. Doch nur wenige sind auserwählt. So ein Titelchcn, da» vielleicht Hunderttausende für die Wohltätigkeit gekostet hat. berechtigt noch lange nicht zur In- timität. Die skrupellosenBlockmänncr" Habens besser. Man braucht sie ja wie das liebe Brot. Sie trecken kräftig mit an der verfahrenen Staatskarre, die trotzallcdem nicht aus dem Dreck heraus will, und kreuzvergnügt läßt ihnen der große Elegant aus der Wilhclmstrahe die Peitsche um die Ohren knallen. Vorläufig braucht man sie noch. DenPiepmatz" haben sie schon weg. Heute kriegen sie auch noch Punsch und Pfannkuchen, vielleicht auch einen gnädigen Blick oder ein persönliches Wort aus allerhöchstem Munde. Und der berühmte Bürgerstolz beugt sich tief bis zur Erde vor dem Königsthron. ES ist ein gottvoller Anblick kraus die Kautschuk­politik, krumm jbie Kniehosenbeinchcn und noch krummer der Rücken! Heute abend auf dem.Hofball gibt cS noch eine Menge anderer vergnüglicher Bilder zu schauen. Bernhard, der unverwüstliche Kanzler vierter Güte, strahlt wie die Sonne selbst. In seinen glänzenden Augen ist zu lesen, daß er für das Harakiri noch zu jung und für die seidene Schnur noch nicht entbehrlich genug ist. Hochaufgerichtet steht er neben dem Thron:. Mir kann keiner! Er hat mit dem übelriechenden Staatskleistertopf wieder mal den preußischen Staat gerettet, derpolnischen Hydra" ein paar Köpfe zertreten. Und daneben sonnt sich Herr Oberbürgermeister von AdickeS, der gefeierte und frischgeadelteNationalhcld". Noch manche andere gefällige Trabanten am Reichsstcrncnhimmel find da, die großen, die kleinen und die ganz kleinen. Scheu drückt sich der neugebackene Reichsschatzsekretär in irgendeine Ecke, um dem faszinierenden Sonnenblick zu entgehen. Er soll das schier Un- mögliche möglich machen, soll die Hand in die leeren Taschen des Volkes stecken und sie gefüllt herausziehen. Vielleicht gelingt heute noch das Taschenspielerstückchen sie volo, sie jubeo! Auch auf dem Hofball wird Politik getrieben. Da ist schon so manche kleine Intrige aus den Windeln gehoben worden, die sich später für das Volk zu einem zentnerschweren Sorgenkind auswuchs. Reichlich ist das Zentrum vertreten, aber doch nicht so reichlich wie in besseren Tagen. Die Freundschaft hat einen mächtigen Knax be kommen. Viele sind so ehrlich, keine Faust in der Tasche zu machen und lieber auf die königlichen FastnachtSpfannkuchen zu verzichten. Die Eminenz vom BrcSlauer Fürstensitz darf selbstverständlich nicht fehlen. Sic weiß sich der jeweiligen Situation schlau anzupassen, gibt mit der Linken, was dcö Königs, und nimmt mit der Rechten. was der Kirche ist. DaS dumme Volk bekommt den Segen davon. Besonders süßsaure Mienen werden heute abend die fremden Bot- schafter machen. Sie haben sich die Kanzlcrworte auö dem Herren- hause für spätere Gelegenheit wahlweise hinter die Ohren gc- schrieben:Ob Lob oder Tadel was kümmerts den Preußen- adell" Und wenn der geschmeidige. Bernhard auch noch so liebenö- würdig ist daS Mißtrauen der fremden RcgierungLvertretcr wird sich auf dem Hofball hinterrücks in manchem Blick wieder- spiegeln.... Und da drüben am anderen Ende, wo die Politik deS Herzens spricht, wird getanzt. Es ist die Jugend, die ihr Recht will, die goldene Jugend, die auS dem Vollen dcö Genusses schöpft, und sich niemals Sorgen macht, woher die Gelder zum Vergnügen fließen. Solange Volk gibt, arbeitendes, geknechtetes, rechtloses Volk solange muß es in Hülle und Fülle auch Geld geben. Es sind die edlen Sprößlinge jener edlen Väter, die das Wohl des Volkes stets auf der Zunge, aber nimmermehr im Herzen tragen. Tanzt, soviel ihr wollt, ihr Edelsten der Nation. Aber tanzt nicht auf dem blutenden Herzen des Volkes! Der Hofball ist zu Ende. Die strahlende Sonne ist unter- gegangen. ES war herrlich, entzückend, gottvoll schön. Millionen. werte sind zur Schau gestellt worden.. Und mitten durch all den prunkenden Reichtum huschte lautlos hier und da auch Frau Sorge. Reichtum ist noch lange kein Glück. Daö sieht anders auö. Was hier mit Gold und Juwelen, mit Samt und Seide überdeckt wird, das ist bei Lichte besehen unendlich oft weiter nichts wie Talmi. die glänzende Schale über dem faulen Kern. Vielleicht nirgends in der Welt stoßen soviel Neid und Mißgunst, Haß und Intrige, Mißtrauen und Verrat auf einen kriitschcn Punkt zusammen, als auf dem gleißenden, spiegelglatten, gefährlichen Hofparkctt. Uns fällt da ein feudales Bild ein aus einem unserer bedeut- samsten politischen Witzblätter, eine köstliche Satire auf den Hof- ball. Graf von Soundso kommt stark angesäuselt nach Hause, und Dame Adelheid, die wegen übermäßiger Korpulenz nicht mittun konnte, fragt den Ehegemahl, wie die Sonne geschienen habe. Und der Brave salutiert stramm:Serenissimus war ungemein gnädig. Na, bist du auch da, alter Schafskopf? hat er gesagt. Adelheid ich sage dir» die andern wollten fast bersten vor lauter Reib... Tie Beschafftmg eines GrunbplaneS für die Bebauung von Groft-Berlin beschäftigte am Montagnachmittag die Vertreter der T�adt Berlin , der Stadtgemcindcn von Groß-Berlin unl�der be- teiligten Kreise Teltow und Niederbarnim unter dem Vorsitz des Oberbürgermeisters Kirschner. wurde beschlossen, die für die Beschaffung eines solchen Grundplanes erforderlichen Kosten(etwa 165 lXX) M.) auf die beteiligten Gemeinden derart zu verteilen, daß die Stadt Berlin zunächst die Hälfte dieser Kosten übernehmen soll und die ander« Hälfte dann auf die übrigen Gemeinden nach der Zahl ihrer Bevölkerung und ihrer Steuerkraft rcpcrtiert werden soll. Für die Beschaffung dcö GrundplanS ist ein Wettbewerb in Aussicht genommen worden. Zur Bearbeitung und Vorberatung der gestern von mehreren Seiten für diesen Wettbewerb gemachten Vorschläge wurde ein ArbcttSguLschuß gewählt, der in nächster Boche berichten wirb» Die international« Kommission für wissenschaftliche Luftschiff- fahrt gibt bekannt: �Internationale Ballonfahrt. Am Donnerstag, den 5. März, finden in den Morgenstunden inter - nationale wissenschaftliche Ballonaufstiege statt. Es steigen Drachen, bemannte oder unbemannte Ballon» in den meisten Hauptstädten Europas auf. Der Finder eines jeden unbemannten Ballons er- hält eine Belohnung, wenn er der jedem Ballon bcigcgebcnen In- struktion gemäß den Ballon und die Instrumente sorgfältig birgt und an die angegebene Adresse sofort tclcgraphisch Nachricht sendet." Ein Raubmorbvcrsuch wird wieder gemeldet. Im Westen der Stadt ist er am Sonnabendabend verübt worden. Auf dem Grund- stück Bülowstraße 52 wurde der 28jährige Kutscher Hermann Böttcher , Meininger Straße 12 in Schöncberg wohnhaft, von einem bisher noch nicht ermittelten Täter niedergeschlagen und beraubt. Eine Summa von 761 Mark und 58 Pfennigen fielen dem Räuber zur Beute. B. wurde schwer verletzt, doch ist irgendwelche Gefahr für sein Leben glücklicherweise nicht vorhanden. Böttcher beschreibt den Täter als einen großen kräftigen Menschen mit kleinem schwarzen Schnurrbart und dunkelblondem Haar. Er trug dunklen Anzug und schwarzen steifen Hut. Bei einer Gegenüberstellung würde er ihn sofort wiedererkennen. Für die Ermittelung dcs Täters sind 560 M. Belohnung ausgesetzt worden. Als Täter ist der 26 Jahre alte Hausdiener Heinrich Gunkcl aus der Eckartstraße in Haft genommen worden. Der beraubte Kutscher Böttcher erkannte ihn gestern auf dem Polizeipräsidium bestimmt als den Räuber, ebenso stellten ihn andere Personen als den Mann fest, der von der Bülow- nach der Aorkstratze zu entfloh. Landgerichtvdirektor Leonharbt, über dessen Selbstmordversuch wir berichteten, ist gestern morgen 7 Uhr in der Heilanstalt deS Sanitätörats Dr. Edel in Charlottenburg , wohin er am Freirag gebracht worden war, an den Folgen eines Schlaganfalls gestorben, ohne das Bewußtsein wiedererlangt zu haben. Eiscnbahnkuriosa. Im Taristvcsen unserer Stadt- und Vor- ortbahn herrschen doch noch recht sonderbare Zustande. Vor uns liegen zwei Arbeiterwochenkarten; sie sind gelöst am 13. November bezw. am 13. Dezember 1667. Die eine galt für die Strecke zwischen Zcntralviehhof und Köpenick , während die zweite zwischen Landsberger Allee und Köpenick Geltung hatte. Obwohl die Statron Landsberger Allee noch um eine Station weiter liegt als die Station Zentralvichhof, ergibt sich die wunderbare Tatsache, daß eine solche Wochenkarte nur 1,46 M. kostet, während für die Tour Köpenick -Jentralviehof 1,56 M. erhoben wird. Ob dieses Tarif- iuriosmn auch augenblicklich noch besteht, ist uns nicht bekannt, daß cS aber im Dezember bestand, steht fest. Wie will daS die Eiscnbahnverwaltung rechtfertigen? Lelm Wettesahren«ms dem Zwciradr tödlich verunglückt ist gestern der Schriftsetzerlehrling Richard Schreiber. Er fuhr auf seinem Zweirade in der Seestraße mit mehreren Freunden um die Wette und benutzte eine in scharfem Tempo fahrende Autodroschke als Windschutz� Als er sich dicht hinter derselben befand, mußte der Chauffeur plötzlich bremsen, weil ein Wagen die Straße kreuzte. Hierbei fuhr Schreiber, der das Bremse» nicht gleich bemerkt halte, mit solcher Gewalt gegen die Droschke, daß sein Rad vollständig zertriimniert und er selbst in weitem Bogen gegen die Bordschwelle geschleudert wurde. Sch. zog sich eine schwere Gehirnerschütterung zu, welche den sofortigen Tod deö Verunglückten herbeiführte. Ein Schlasstellendieb treibt feit einiger Zeit im Osten sein Unwesen. Er nennt sich Karl Koch und gibt' an, Glasschleifer zu sein; es ist aber anzunehmen, daß dies nicht fein richtiger Name ist. Dieser Tage mietete sich dieser erst Illjährige Bursche bei Kakau, Grüner Weg 38, eine Schlafstelle, am anderen Tage war er unter Mitnahme eines Anzuges, einer Ubr, eines Portemonnaies und eines WahlvcreinSbucheS feines Schlafkollegen Brcdercck ver- schwundcn. Ein tödlicher Strassenbahnunfav ereignete sich in der Rächt zum Montag am Rosenthalcr Tor. Alö kurz nach 12 Uhr ein aus Motor- und Anhängewagcn bestehender Straßcnbahnzug der Ring- linie 2 in der Richtung nach der Lothringer Straße das Tor kreuzte, geriet der etwa 46 Jahre alte obdachlose Arbeiter August Lampe m angetrunkenem Zustande zwischen den Motor- und Anhänge- wagen, wurde niedergerissen und überfahren. Der Unglückliche crlttt eine Zersplitterung des rechten Ober- und linken Unter- lchenkels, des Nasenbeines und innere Verletzungen. L. wurde sofort nach dem Lazaruskrankenhause übergeführt, wo er kurze Zeit nach seiner Einlieferung verstarb. Ein grosses Hchlerlager hat gestern die Kriminalpolizei in der Münchencr Straße 45 in Rixdorf entdeckt. Vor einigen Tagen wurde der Firma Jakob u. Valentin auö der Holzmarktstrahe ein mit sieben Kisten beladcncr Rollwagen in der Kommandantenstraße gestohlen. DaS Fuhrwerk hatte einen Wert von 5666 M. In der Hasenheide wurde später der Wagen ohne Ladung und Pferde vorgefunden. Die Kriminalpolizei stellte bald fest, daß die Kisten vor dem Hause Miinchener Straße 45 abgeladen und nach dem Keller transportiert worden waren. Eine in dem Keller vorge» nommcne Untersuchung hatte ein überraschendes Resultat. Der Rauin war vollständig mit Waren aller Art angefüllt und sämtliche Gegenstände rührten aus Diebstählen her. Auch die sieben Kisten wurden vorgefunden. stellte sich heraus, daß der Händler Willy Kempfer, Leuaustraße 25, den Keller direkt zu dem Zweck gemietet hatte, um dort ein Hehlerlager einzurichten. Als Mit- Helfer lvurden die beiden Brüder Otto und Ferdinand Kleiner aus der Simon-Dachstraße 14 ermittelt und ebenso wie der Hehler verhaftet. Ein schwerer Unglücksfall ist atn Sonntag durch den Postwagen Nr. 1687 herbeigeführt worden. Gegen 148 Uhr abends verließ ein unbekannter, etwa 46jährig.'r Mann an der Haltestelle Brunnen- Ecke Bcrnaucr Straße einen Straßenbahnwagen der Linie 36. In demselben Augenblick fuhr der Postwagen so dicht an dem haltenden Straßenbahnwagen vorüber, daß der absteigende Fahrgast von den Pferden erfaßt, niedergerissen und überfahren wurde. Der Der- unglückte erlitt eine schwere Gehirnerschütterung, starke Quetschung der linken Gesichtsscite und des linken Auges. Lebensgefährlich verletzt wurde er nach dem LazaruSkrankenhause übergeführt. Mit durchschossener Brust wurde in der vorgestrigen Nacht im Friedrichshain ein Selbstmörder aufgefunden. Der Lebensmüde wurde nach dem Krankcnhause am FriedrichSham gebracht, wo er aber, ohne daö Bewußtsein wieder erlangt zu haben, starb. In dem Toten wurde der Verwalter Emil KIcotoS aus der Elbinger Straße 62 festgestellt. Erschossen hat sich am Soynabend der lange Jahre<n der Turbinanabteilung der A. E. G. angestellte Beamte Kastner. Ar- beiter, die zufällig im Holzkeller zu tun hatten, fanden K. bereits leblos vor. Ein schwerer Automobilunfall hat sich am Sonnabendabend im Tiergarten zugetragen. In der Großen Ouer-Allce wurde die Frau dcö Magistratssekretärs Hoffmann, Kriemhildstp. 6 wohnhaft, von dem Droschkenautomobil Nr. 5925 überfahren und schwer ver« letzt. Frau H. war im Begriff gewesen, den Iahrdamm der Quer- Allee zu überschreiten. In diesem Augenblick kam das Automobil in rasendem Tempo herangesaust und Frau H. vermochte nicht mehr früh genug den schützenden Fußweg zu erreichen. Sie wuxde umgerissen und das Automobil ging über sie hinweg. Der linke Unterschenkel wurde ihr gebrochen und außerdem hatte sie im Ge- ficht, an den Händen und am linken Knöchel erhebliche Verletzungen vongetragcn. Die erste ärztliche Hülfe erhielt die Verunglückte auf der Unfallstation am Zoologischen Garte«.