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anstaltung einer solchen Versammlung schwer zu inter- es si ercn. Wir haben deshalb geplant, ein privates Komitee zu bilden, daS leincrseits die Versammlung einberuft, Herrn Dr. Naumann als Referenten bittet und alle Vorbercitungs- arbeiten übernimmt. Um die Sache ins Werk zu setzen, ist zu- nächst eine Vorbesprechung unter denjenigen Herren notwendig, die sich voraussichtlich für die ganze Angelegenheit interessieren werden. Wir laden deshalb hiermit zu einer diesbezüglichen Sitzung ein auf Montag, den 2. März 1908, abends 8 Uhr, im«Patzen- hofer", Berlin , Potsdamer Straße 123-1. Zu dieser Versammlung möchten wir auch Sie einladen und bitten um Ihr Erscheinen. Sollten Sie in Ihrem Kreise«in oder zwei befreundete Herren haben, die sich für den ganzen Plan interessieren, so stellen wir nichts in den Weg, daß diese in der genannten Sitzung mit Ihnen erscheinen. Wir wollen nur anfügen, daß geplant ist, die Versammlung am 2 2. März abzuhalten und zwar entweder im Zirkus Busch, wenn sich die nötigen Mittel dazu herbeischaffen lassen, oder sonst in den Germania - Festsälcn in der Chmissee- stratze. Hochachtend ergebcnst Anton Erkelenz , Baumschulcnweg. Baumschulenftr 100. M. Schumacher. H. Bleicher, Arbeiterseiretär. Die Arrangeure der Versammlung sind Hirsch- Dunckersche'Gewerkschaftsbeamte. Sie wollen die Ehre des Berliner Freisinns retten und zeigen,daß der Liberalismus feine Anschauungen über Wahlrechtsfragen auch vor einer ungesiebten Zuhörerschaft vertreten kann." Aber ach, ein solches Wagnis riskiert keine offi- zielle Freisinnsorganisation! Ja, wenn man nur Leute gegen Einlaßkarten zulassen und harmlose Zwischen- rufer kurzerhand aus dem Saale befördern könnte, wie in der letzten freisinnigen Versammlung bei Buggenhagen, so hätten die Müller-Sagan, Kopsch und Mugdan Courage aber in freier Diskussion die Freisinnssünden zu verantworten, das getraut sich keiner dieser traurigen Helden! Da soll Herr Naumann als inoffizieller Nothclfer in die Bresche springen. Damit aber Herr Naumann keinen zu schweren Stand hat und die Versamnilung nicht gar zuungesiebt" wird, trommelt man alle freisinnigen Arbeiter und Angestellten schon wochenlang vorher zusammen. Und je nachdem man über die nötige Zahl vonGesiebten" nebst den dazu ge- hörigen Moneten verfügt, will man enttveder den Zirkus Busch oder die nur knapp halb so viele Besucher fassenden Germaniasäle als Versammlungelokal benutzen l Es geht doch nichts über freisinnigen Heldenniut l Und die mit so großer Mühe zustande gebrachte Aufführung soll dann beweisen,..daß der Liberalismus seine Anschauungen über Wahlrechtsfragen auch vor einer ungesiebten(!) Zuhörerschaft vertreten kann." Nur hübsch, daß wir der Oeffentlichkeit zeigen können, wie sorgfältig die ungezwungene Heldenpose vor dem Spiegel eingeübt wird, um dann vor dem geladenen»ungesiebten" Publikumimprovisiert" zu werden! Einstmals im März. Als vor sechzig Jahren die Märzstürme durch die westlichen Länder Europas fegten, da wurde es auch dem Despoten an der Newa ängstlich zu Mute. Er erließ sofort einen UkaS an das Ministerium, in dem er unter anderem sagte: «Im ivestlichcn Europa haben Ereignisse stattgefunden, welche die böse Absicht verraten, alle gesetzlichen Autoritäten zu stürzen. Die freundschaftlichen Verträge, die Rußland mit dem Nachbar- staate binden, legen unö die Verpflichtung aus. einen Teil unserer Heere in kriegsbereiten Zustand zu versetzen, damit, wenn die Ereignisse eS erheischen, gegen den verderblichen Strom der An« archie eine zuverlässige Gegenwehr bereit steht." Ueber diesen Erlaß gerieten die Liberalen in Ostpreußen der- artig in den Harnisch , daß sie in der.Deutschen Allg. Ztg." einen Aufruf veröffentlichten, der recht bemerkenswerte Worte über den moskowilischen Freund enthält. Unter anderem heißt es darin: Unser Dasein steht auf dem Spiele. Wir kennen jene Macht, die so gern zwischen d»e deutschen Stämme hineintritt, vor deren eisigem Hauche daS Leben erstarrt, deren Freundschaft Schwereres bringt, als selbst der Krieg. Von der Düna bis zur Newa werden deutsche Bauern und Handwerker ausgebeutet. Rußland hat wieder Appetit auf unser Königsberg . Rußland hat unseren Wohlstand . ruiniert, hat uns vor 30 Jahren über den Löffel barbiert. Ruß- land würde unser Volksleben zertreten. Seine Freundschaft würde unö ans der Liste der zivilisierten Nationen streichen. DaS sind keine Träume, keine Gespenster. Alles das wird schreckliche Wahr- heit. wenn die preußische Negierung den Ratschlägen deS nordischen FuchseS folgt. Darum erheben wir laut unsere Stimme, daß wir keinen Krieg gegen uiisere Ehre, unsere Interesse», unsere Freiheit wollen. Wir kennen unsere Pappenheimer. Aber jetzt sind die Waffen in den Händen deS Volkes, und dieses Volk will keinen Bund mit Barbaren , der sich nur gegen das Volk selbst richten würde." DaS waren die Liberalen vor sechzig Jahren. Heute liegen die Enkel jener Männer vor dem zweiten Nikolaus im Staube. Wie sich Herr v. Köller die reichöländische BerfassungSreform denkt, soll er nach derMülhauser VoltSzeitiing" in Abgeordneten­kreisen geäußert haben. Erstes Erfordernis wäre, so nleinte er. eine erste Kammer mit Ständevertretung. Und das Wahlrecht zum Lau deSauSschuß könne dann so geändert werden, daß die 20 Abgeordneten, die jetzt die Landgenieiiiden der 20 Kreise wählen, auf Grund des allgemeinen Wahlrechts gewählt würden. Dagegen müsse die Wahl der übrigen Abgeordneten durch die Bezirkstage und die Gcmeinderäte der vier großen Städte beibebalten werden. DaS bedeutet, daß auch in Zukunft die Sozial- demokratie nur in den vier Städten Aussicht hätte, einen Kandidaten durchzubringen. Zur ErbschaftSsteueraffiire deS Ftufteu Hohtnlohe-Langenburg, früheren Statthalters von Elsaß-Lothringen , er- Ilärt Professor Lab and, daß die Nachricht, er hätte der elsaß - lothringischen Regierung ein Rechtsgutachten dahin erstattet, daß der Statthalter von der Erbschaftssteuer frei sei, nicht wahr ist: ..Ich bin von keiner Seite zu einem Rechtsgutachten auf. gefordert worden und habe überhaupt meine Ansicht über diese Frage niemals geäußert. Ich darf hinzufügen, daß, wenn ich gefragt worden wäre, meine Antwort nicht in dem mir unterschobenen Sinne ausgefallen wäre." Jetzt wird wohl dem Fürsten Hohenlohe-Langenburg nichts anderes übrig bleiben, als in den Erbschaftssäckel zu greifen. Weiter wird richtig gestellt, daß. da es sich bei der Erbschafts - steuer um eine Verlehrssteucr handelt, an der Sache nicht der ver- ftorbene Direktor der direkten Steuern. Herr Rabe, sondern nur der ebenfalls verstorbene Direktor der Verkehrssteuern. Herr Carl. beteiligt gewesen sein könne. Der Fshich der Armut. In Hirschberg fand eine Mutter von acht Äiiidcm keinen anderen Ausweg mehr, den herzzerreißenden Hunger ihrer Kleinen zu stillen. als daß sie diese betteln schickte. Als das zur Kenntnis der Behörde kam. sorgte man nicht etwa dafür, daß die Kinder auf andere Weise gesättigr werden, man brachte die Frau vor den Richter und ver- urteilte sie zu f ü n fTagen Haft von Rechts wegen l Die preußische WahlrechtSsrage hat im Nürnberger Freisinn zu einem kleinen Familienzwist geführt. Vor einigen Wochen tat sich ein aus Mitgliedern der verschiedenen Blockparteien bestehendes Komitee zusammen, um Theodor Barth nach Nürnberg kommen und in einer Volksversammlung über die preußische Wahlrechtsfrage sprechen zu lassen. Vom Freisinn wurde diese Versammlung boykottiert. Nun hatten aber drei Freisinnige, der Postexpeditor Bengert, der Magistratsrat Heim und der Gemeindebevollmächtigte Käser, die Einladung zur Versammlung mit unterschrieben. Wie die bürgerliche Presse meldete, sollen sie deshalb von ihrer Partei- leitung zur Verantwortung gezogen werden. Als Antwort ver- setzen sie der Parteileitung in einer öffentlichen Erklärung einen feinen Hieb, indem si« betonen, daß si« vollständig im Einklang mit dem Programm der Freisinnigen Volkspartei und den Grundsätzen des entschiedenen Liberalismus gehandelt haben und die Ein- berufung einer Parteiversammlung verlangen, die entscheiden soll, ob das zutrifft._ Oertcrrdch-CIngam. Ein politischer Mord in Kroatien . Agra, 6. März. Aus politischen Motiven wurde in der Ort- schaft Jasenivic der dortige angesehene Bürger Dragics, ein Kroat, ermordet. Als der Tat verdächtig wurden zwei Grundbesitzer serbischer Nationalität verhaftet. Riißlan«!. Volksbildttng". DaS OktobristenblattGoloS Moskwh" bringt eine Anzahl nach o f f i z i e l j e m Material zusammengestellter statistischer Daten zur Frag« der Volksschulreform für das Jahr 1903. Unter der damals 144,1 Millionen Köpfe starken Bevölkerung Rußlands befanden sich bloß 26,5 Millionen oder 18,4 Proz. Alphabeten. Die jährlichen Ausgaben des Staates für Volks- bildung betrugen pro Kopf der Bevölkerung 11 Kopeken. Mit Hinzurechnung der von den Städten, Landschaften und Gemeinden für Unterrichtszwecke aufgebrachten Summen wuchs dieser Betrag auf die Summe 41 Kopeken pro Kopf der Bevölkerung! Wie gering diese Zahlen sind, zeigt der Vergleich mit anderen Ländern. ES verbrauchten für VolkSbildungSzwecke pro Kopf der Bevölkerung: Frankreich 166, Deutschland 245. Vereinigte Staaten 486, Neu-Seeland 574 Kopeken. Sogar in China steht die Volks- bildung auf einer bedeutend höheren Stufe als in Rußland , wo der Staat bei einem Budget von 2515 Millionen bloß 9,1 Millionen für den Volksschulunterricht übrig hat. Der echt russische Zar. Petersburg , 6. März. Vertreter des reaktionären Verbandes des russischen Volkes werden in ZarSkoje Selo jetzt auffallend häufig empfangen. Wie die Blätter melden, wird der Führer des Verbandes. Dubrowin, dem Zaren in der nächsten Woche Vortrag über die innere Lage halten. Die an den Judenhctzen beteiligten Personen, selbst die bereits gerichtlich Ver- urteilten, sind in letzter Zeit auffallend häufig begnadigt worden. Japan . Der Konflikt mit China . Hongkong , 6. März. Der Vizekönig von Kwantung hat be- schlössen, das japanische Schiff Tatsu Maru festzu- halten, trotz der Befehle von Peking , die Angelegenheit in freundschaftlicher Weise zu regeln. HmcHha. Gegen Neger und Japaner. New Jork , 6. Marz. DerNew Dork Sun" zufolge haben dl« Kongreßmitglieder der Südstaaten und der Küste deS Stillen Ozeans ein Schutz-und Trutzbündnis abgeschlossen, wonach erster« sich verpflichten, ihre Kollegen des Westens bei allen Bc- mühungen zu unterstützen, wodurch der Ausschluß der Japaner aus dem amerikanischen Staatsgebiete erzielt werden kann. Dagegen verpflichten sich die Kongreßmitglieder oeö Westens, ihre Kollegen der Südstaaten in der Negerfrago zu unter» stützen, Hus der parte!« Bei denUnabhängigen". Paris , 4. März.(Eig. Ber.) In Marseille haben einige Leute zwei Tage lang zusamniengesesien und gestritten, und da eS Leute waren, die der sozialistischen Partei den Rücken gekehrt haben, seitdem sie von ihren Angehörigen Disziplin und materielle Opfer verlangt, hieß das bewegte Kollegium pompös:»gwetter Kongreß der französischen sozialistischen Partei." Die Veranstaltung ist so trübselig ausgefallen, daß auch die Bourgeoispresse, so weit sie ihr nicht daS Wohlwollen des Schweigens erweist, ihre Bedeutungs- losigkeit zugebe» muß:Es sind Radikalsozialisten, die das Wort Sozialist elwaS akzentuieren. Eine Nuance, das ist alleS", sagt daS Journal deS DöbatS" sehr richtig. Charakteristisch ist, daß einem Delegierten eine» radikalsozialistischen Komitees tat- sächlich die Teilnahme an der Verhandlung gestattet wurde. Im übrigen gab eS gerade wegen der Zulassung lang- wierigeS Gezänk. Gegen dieFöderation" der Unabhängigen des Seine-DepartementS hat sich nämlich eine Opposition gebildet, die. um ihre Gegner bei den Parteifreunden recht schlecht zu machen. sie alö verkappteUnifizierte" denunziert. Man weiß also nicht genau, wer zu der Partei noch gehört. Für diekonsequenten" Un- abhängigen sind auch jene doktrinäre Sektierer, die über die Block- treue hinaus von der Partei eine gewisse Uebereinstimmung ver- langen. Zumal die Deputierten wollen von einer solchen Tyrannei nichts wissen. AIS bei der Diskusston der Altersversicherung ein Delegierter jener verdächtigen Seine-Föderation forderte, daß die Deputierten die Regierung antreiben sollten, die prinzipielle An- nahine deS Entwurfs im Senat durchzusetzen und hernach die Gesetzes- beslimmungen zu verbessern, erklärte der Deputierte C a r n a u d, man dürfe jenen Leuten kein Argument liefern, die behaupten, daß die Altersversicherung Frankreich ruinieren werde. Man solle die Deputierten nicht durch solche Beschlllssegenieren". Eine noch stärkere Sorge. sich nicht genieren zu lassen, legten die Deputierten gegenüber dem Antrage an den Tag. der sie zu einer festen Parteisteuer ver- pflichien wollte. Mit einer in ihrer parlamentarischen Tätigkeit un- bekannten Einstimmigkeit erklärten sie. daß eine solche Zumutimg ihre Würde verletze und daß sie im Falle seiner Annahme den Kongreß " verlassen würden. Schließlich wurde wenn auch immer noch gegen ihre Stimmen folgender Beschluß gefaßt: Die Deputierten tragen kollektiv zu den PartciauSgaben bei,� in einem Ausmaße, daS die parlamentarische Fraktion selbst bestimmt.... In der Frage deS KoalittonSrcchtS der Beamten sprach sich der Kongreß für eineErweiterung" dieses Rechts aus. was keinen Deputierten verhindert, am Strick mit- zufleckten. womit die Beamtengewerkschasten erwürgt werden sollen. Dagegen wurde ein entschiedener Beschluß über das Listen- skruliniuin und daS Proportionalsystem gefaßt. Diese Reform wurde alsreaktionär" abgelehnt� DaS Proportionalsystem fordert ja organisierte Parteien und eine solche ist dieunabhängige" Falstaff-Kompagnie nicht. Die Ablehnung wurde mit 21 gegen 14 Stimmen beschlossen Ziffern, die die Bedeutung diesesKon- grcsieS" illustrieren. Zur Erheiterung sei endlich noch mitgeieilt. daß die Unabhängigen fürinternationale Verständignng und Altion der Arbeiter" sind. Der Wunsch ist schon in Erfüllung gegangen und das internationale Proletariat hat sich unter anderem auch darüber verständigt, daß eSSozialisten" ivie den Unabhängigen ihre vollkommene Unabhängigkeit von der Arbeiterbewegung fichert. Der Bericht des Landesvorstandes ber badischen Sozialbemo- kratie für 1907 ist erschienen. Die Mitgliederzahl der einzelnen Organisationen hat sich im Berichtsjahre erhöht, doch ist eine ziemliche Anzahl von Organisationen vorhanden, die einen Rückgang zu verzeichnen haben. Drei im Jahre 1906 neugegründcte Organisationen sind im Jahre 1907 wieder eingegangen(Lenzki-rch. Kuppcnhcim, Menzingen ). Neu gegründet wurden Organisationen in Meßkirch , Säckingen , Müllheim , MiederSheim(bei Lahr ), Lichtental , Schönau(bei Heidelberg ). Ncckargcrach, PcterSthal, Bammenthai, Eppingen und Wertheim . Der Bericht sagt, daß für die Agitation mehr geschehen müsse. doch sei das erst möglich, wenn dem Landesvorstand mehr Mittel zur Verfügung stünden. Der Zehnpfennig-Wochen� b e i t r a g müsse in nicht allzuferner Zeit zur Einführung ge- langen. DerV o l k S f r e u n d" zu Karlsruhe hat eine erfreu- liche EntWickelung genommen. Das Blatt erscheint seit Beginn des 4. Quartals 1907 8seitig und hat jetzt 3 Redakteure. Die Auf- lag« betrug am Ende deS Berichtsjahres 14 000, was gegenüber dem Jahre 1906 einen Rückgang um 1400 bedeutet. Es ist dabei jedoch zu berücksichtigen, daß der..Volksfreund"" infolge der Gründung derPforzh. Freien Presse" 1800 Abonnenten an diese abgeben mußte. Ei» neuer Kämpfer. In Jena ist die Nummer 1 oeS Weimarischen Landboten" für den 3. Weimar . Wahlkreis erschienen. DaS für die Landarbeiter bestimmte Blatt soll gratis verteilt werden. NeueS Arbritersekrrtariat. DaS Arbeitersekretariat für Hof und Umgebung hat dieser Tage in Hof. Marienstraße 79, seine Tätigkeit eröffnet. Angefochtene sozialdemokratische Stadwcrordnctenmandate. Bei den Stadlvcrordnetenwahten der dritten Klasse zu Kassel sind bc- kanntlich sieben Sozialdemokraten gewählt worden. Vier von ihnen mußlen Hausbesitzer sein und die Kasseler Genossen glaubten dieser Bedingung genügt zu haben. Der Magistrat erkannte aber nur zwei der Gewählten als Hausbesitzer an: die Genossen H a u s ch i l d t und W e d d i g. die Mitglieder der Baugenossenschast Solidarität sind, sollen nach Beschluß des Magistrats keine Hausbesitzer sein, weshalb ihre Wahl ungültig sei. Gegen diese Encscheidung wollen unsere Genossen Klage erheben. Kirchliche Unduldsamkeit. In Jebenhausen(Württemberg ) war am vorigen Sonnabend der Genosse B a n s e r gestorben. Die Leiche sollte zur Feuer« bestattung nach Stuttgart übergeführt werden. Da die Hinter- blieben«! ehrlicherweise die Mitwirkung eines Geistlichen bei der Bestattung abgelehnt hatten, so wurde die Benutzung de» bereilS zugesagten Leichenwagens, der Eigentum der Kirchengemeinde ist, kurz vor dem zur Ueberführung angesetzten Termin vom Orts- geistlichen verboten. Die Hinterbliebenen kamen in große Ver- legenheit. Schließlich konnte die Leiche auf einem von der Stadt- gemeinde Göppingen gestellten Leichenwagen nach Stuttgart gebracht werdet!. Die isländische Arbeiterpartei und die Gemelndewahlen in Reykjavik . Nach der neuen isländischen Gemeindeversassung haben alle Männer und Frauen, verheiratete wie ledige, vom 25. Lebensjahre ab das gleiche Wahlrecht, sofern sie mindestens 5 Kronen Stenern im Jahre zahlen. Für die Wahlen gilt das Pcoportionalwahtsystcm. In der Hauptstadt Islands hatten nun die ungefähr 2000 Wahl- berechtigten 13 Stadtverordnete zu wählen. Da die fozialdemokra- tische Arbeitervereinigung in ihren Reihen an 700 wahlberechtigte Mitglieder zählte, konnte sie aus mindestens vier Mandate rechnen. Gewählt wurde jedoch nur einer ihrer Kandidaten. Mehr Erfolg hatte eiue bürgerlicheunparteiische" Frauenliste, deren vier weibliche Kandidaten sämtlich gewählt wurden. Schuld an dein Mißerfolg unserer Genossen war hauptsächlich der Umstand, daß es der jungen Arbeiterpartei noch an der nötigen Einmütigkeit fehlte. Einige Gewerkschaften stellten besondere Kandidaten auf und stifteten Verwirrung unter den Arbeiterwählern, was um so verderblicher wirkte, als die kapitalistischen Parteien kein Mittel scheuten, die Sozialdemokratie zu verunglimpfen. In Kopenhagens Socialdemokraten" schreibt ein isländischer Parteigeuosie über die Wahl: «Ja, wir haben eine Niederlage erlitten und daS schmerzt uns, denn wir hätten«wen glänzenden Sieg erringen können. Aber wir tröst«! uns mit der Hoffnung, daß wir aus der Niederlage eine Lehre gezogen haben, die uns später wohl zum Siege führen wird." poUzeiUehes, Gerichtliches ulw. Ncdakteurfrendcn. Genosse Steinkamp vomVolkSblatt für Bochum" hat das Zentralgefängnis zu Bochum aufsuchen müssen, um dort 19 Tage zur Abbllßung zweier angeblicher Be- lewigungen zu verbringen. Strafkont» der Presse. Wegen angeblicher Beleidigung de? demokratischen GemeinderatsmitgliedeS Simonet. dessen die Gemeinde benachteiligende Grundstücksgeschäste gebührend kritisiert worden waren, ist Genosse Jean Martin von derMülhauser VolkSzeitung" von dem Schöffengericht zu Mülhausen zu sechs Wochen Gefängnis verurteilt worden. Der Kläger Simonet erhielt auf Widerklage 50 M. Geldstrafe zudiktiert. Genosse Quint von der V o l k s st i m m e" zu Frank- furt a. M. wurde von der Strafkammer zu Frankfurt a. M. mit 25 Mark Geldstrafe belegt, weil er das Verfahren eines SchierSheiner Gemeindesekretärs gerügt hatte, der mitsanften handgreiflichen Ermahnungen" Geständnisse von Kindern zu er- zielen suchte. GewerhrchaftUche� Zum drohenden Kampfe im Baugewerbe läßt sich die Verwaltungsstelle Essen deS ZentralverbcmdeS der Zimmerer u. a. vernehmen: Es liegt offen zutage, daß die Bestrebungen deS Arbeit- geberbundes für das Baugewerbe von jeher darauf gerichtet waren, einmal eine Kraftprobe großen UmfangeS mit den Arbeiterorganisationen des Baugewerbes herbeizuführen, sie sozusagen zum Weißbluten zu bringen, und sich auf diese Weiseendgültige Ruhe zu verschaffen vor den immer un» erträglicher, immer begehrlicher werdenden Forderungen der Arbeitnehmer". Was eS mit dieser Begehrlichkeit auf sich hat, möge die Tatsache zeigen, daß der Durchschnitt des in Deutschland für einen Zimmerer gezahlten Stundenlohnes zurzeit 47 Pf. bc- trägt. 47 Pf. Stundenlohn für einen Saisonberuf, dessen Angehörige während des größten Teiles des Winters auf der Straße liegen, eines Berufes, welcher in der Unfall- Versicherung in einer der höchsten Gefahrenklasse rangiert. Schon ein Hahr nach der Gründung�es Arbeitgeberverbandcs. 1899 in Karlsruhe , erklärte dessen Vorsitzender, die Macht- probe sei unumgänglich. Nach der großen Bauarbeiteraussperrung 1994 im mitteldeutschen Gebiet wurde zur Erreichung dieses Zieles vorerst als allgemeine Richtlinie, empfohlen, alle zu tätigen- den Verträge zu einem gleichen Zeitpunkts ablausen zu lassen. Präzisere Beschlüsse faßte die Generalversammlung des Arbeitgeberverbaudes zu Köln im Februar 1997 dahingehend, daß 1. alle zu vereinbarenden Verträge bis zum 31. März 1998 und in weiterer Folge bis 31. März 1919 abzuschließen seien: 2. daß alle im Jahre 1998 zu vercinbarcnden Verträge der Genehmigung der Bundesleitung bedürfen: 3. eine Ver- kürzung der Arbeitszeit unter zehn Stunden nur nach vor- ausgegangenem verlorenen Streik, und nur mit Gcnehmi- gung der Bundesleitung eintreten zu lassen: 4. den 1. Mai unter keinen Umständen als Feiertag anzuerkennen.