Einzelbild herunterladen
 
Nr. 37. 25. 3. MU in Jotiüärls" Krlim MIisM Zmaabtud, 7, UZy 1008. Beiträge für das Huer-Denkmal. Schuhfabrik v. Theodor Simon u. Co. 6,80. Von den Augs- burger Parteigenossen 20,. Frau Menzels 1,. P. Stock, Wagen» heimer Strohe 3 20,. P. M. 1,. S. 5,. Sektion I und n des Zentralverbandes deutscher   Brauereiarbeiter. Filiale Berlin   60,. Schul', durch Hilscher 5,. Weitere Beiträge für das Auer-Denkmal sind zu richten an den Kassierer Emil BoeSke. Berbandsbureau, Berlin  S�V. 68, Lindenstr. 69. Partei- Hngclcgcnbeiten. Zur Lokalliste. In Wilhelmsruh  (N i e d e r- B a r n i m) hat baS LokalWald-Restaurant" den Inhaber gewechselt; dasselbe steht uns nach wie vor zur Verfügung. In Göhlsdorf   bei Gr.-Kreuz<Z a u ch» B e l z ig) ist daS Lokal von G u st a v L i p S j u n. für die Arbeiterschaft frei. Für KarlShorst   bitten wir folgendes zu beachten: Verkehrs» lokale: Sabrowski, Ecke Krausenstrahe und TreSkowallee; Bartel, Restauram F ü r st e n b a d", Prinz-Adalbert-Strahe. Gesperrt: Otto Königs Festsäle, TreSkowallee und Otto ArltS GefellfchaftShauS. Bikloriastrahe 46. Die Lokallommisston. Zweiter Wahlkreis. Für den Süden des Kreises findet Sonntag, den 8. März, im Lokal von Grumbach, Schonleinslrahe 6 eine AgitationSversammlung mit Frauen statt mit anschließendem ge- selligen Beisammensein. Rixdorf. Die Parteigenossinnen und Genossen werden darauf mistnerksam gemacht, daß am Sonntag, den 8. März, in Hoppe'S Festsälen, Hermannstrahe 49, abends 6'/3 Uhr, Genosse Dr. Max Schütte einen Vortrag über.Karl Marx  "' hält. Nach dem Vortrag gemütliches Beisammensein und Tanz. Genossen, agitiert in An- betracht des wichtigen Themas für zahlreichen Bestich. Auherdem bringen wir hiermit zur Kenntnis, datz die Liste der 30 Delegierten zur Generalversammlung von Groh-Berlin   mit Majorität ge» wählt ist. Der Vorstand. Groß-Lichterfelde  . Am Sonntagnachmittag 3 Uhr findet im Kaiserhof", Kranoldplatz eine öffentliche Kommunalwähler-Ver- sammlung mit der Tagesordnung:Die Sozialdemokratie in der Kommune" statt. Hierzu sind alle Wähler eingeladen. Am Sonntag früh ist F I u g b l a t t- V e r b r e i t u n g. Die Parteigenossen haben die Pflicht, sich ihren Bezirksführern zur Verfügung zu stellen. Schmargendorf  . Am Sonntag, den 8. d. M., früh'/48 Uhr, findet vomWirtshaus" aus eine Flugblattverbreitung statt, zu der jeder Genosse pünktlich erscheinen muh. Der Borstand. Neu-Dabe»dorf bei Zossen  . Am Sonnabend, den 7. März. abends 8 Uhr, findet im Lokal von Haaker, Wald» und Seeschlotz Dabendorf, eine öffentliche Gemeindewählerversauunlung für Männer und Frauen statt. Genosse Kubig-Pankow wird über die bevor» stehende Gemeindewahl referieren. Die Ausstellung der Kandidaten erfolgt in der Versammlung. Um recht zahlreiches Erscheinen der Bevölkerung wird gebeten. Mohlsdorf   a. d. Ostbahn. Sonntag, den 8. März, morgens 3 Uhr, findet hier eine Flugblattverbreitung statt. Die Genossen werden ersucht, sich recht zahlreich bei Schltefe und Heydendorf ein» zufülden. Der Vorstand. Pankow  . Für die am Donnerstag, den 12. März, stattfindende Gemeindevertreterwahl werden am»lorgigen Sonntag, morgens 8 Uhr die Wahlaufforderungen verbreitet. Wir fordern die Genossen auf, sich zu dieser Arbeit in den Bezirkslokalen einzufinden. Am Sonnabend, den 21. März findet das Wintervergnügen des Wahl» Vereins bei Roszycki ein.Stralauer Fischzug vor 69 Jahren" statt. Eintrittskarten sind bei den Bezirksführern zu haben. Der Vorstand. Zernsdorf  » Senzig. Am Sonntagnachmittag um 3 Uhr findet im K n o r r fchen Lokale zu Zernsdorf   eine Mitglieder» Versammlung des Wahlvereins statt. Auf der Tagesordnung steht ein Vortrag des Genosse» Emil Lüdke über:Bilder ans dem Klassenstaai". Auherdem steht der Antrag zur Beratung, für Senzig einen besonderen Wahlverem zu gründen. Vollzähliges Er- scheinen der Mitglieder wird erwartet. Tegel  . Sonntag, den 8. März, früh 3 Uhr Flugblattverbreitung von den bekannten Lokalen auS. Der 4. Bezirk vom Lokal O ch S; der 2. Bezirk vom Lokal Schneider. Die Parteigenossen werden er» sucht, vollzählig und pünktlich zu erscheinen. Montag, 9. März, abends 8l/2 Uhr, inTrappS Festsälen": Oeffentliche Versammlung. Genosse Dr. Alfred Bernstein spricht über.Sozialdemokratie und Kommunalpolitik". Agitiert für Massenbesuch. Der Vorstand. SerUmr JNfocbricbtcn. Eine schwierige Verhaftung. Auf Bahnhof Friedrichstrahe läuft pustend und fauchend der O.Zug ein. Tem vornehmsten Abteil entsteigt ein noch jugendlicher, schlanker, hochelegant gekleideter Herr. Nach- lässig schlendert er über den Bahnsteig, steckt den silbernen Griff des Spazierstöckchens in die seidengefutterte Mantel- tasche und fährt etwas nervös mit den merkwürdigerweise ringlosen Fingern nach der Stelle, wo des Mannes Zierde fitzen soll. Es war noch die Macht der alten Gewohnheit. Man sieht's dem Herrn an. daß er gewohnt ist. aus den Knochen anderer Kapital zu schlagen und mit Tausendmark» scheinen zu jonglieren. So sicher tritt nur einer auf. der ganz genau weiß, daß er nicht untergeht, solange gewisse Leute in der Welt nicht alle werden. Aber trotz dieses Sieges- bewußtseins sieht's in seinem Inneren traurig leer aus, das heißt in seinen Taschen. Der letzte Raub ist glücklich ver- praßt. Schon auf dem teuren Londoner   Pflaster drohten ihm die Moneten auszugehen. Was sind denn fünftausend Emmchen für einen Lebemann von der Sorte des Ex-Automobil- direktors Bohnl Das reicht gerade vier Wochen lang für Frühstück und für ein paar vergnügte Abende. Neue Dumme wollten dort jenseits des Kanals, wo die Menschen gemeinhin etwas gerissener sind als im vertrauensduseligen Deutschland  , wahrscheinlich nicht ins Garn gehen. Also faßte Freund Bahn kurz und bündig den heroischen Entschluß, die goldene Brücke zu benutzen, die ihm der liebenswürdige, über den Fall Friedberg selbst gestolperte Ex-Kommissar Müller mit der berühmt gewordenenoffenen Depesche" gebaut hat. Bahn weiß zwar, daß er gehetztes Edelwild ist. Früher nur Unter den Linden   bekannt, in den Chambres separöes und Ball- sälen, ist er seit dem großen Krach eine Weltbcrühmtheit ge- worden. Jeder preußische Gendarm, jeder Stadtsergeant trägt sein Konterfei in der Brusttasche. In Hunderttausenden von Exemplaren ist das charakteristische Gesicht, aus dem neun Zehntel Geriebenheit heraussehen, in alle Winde ge- flattert. Aber Bohn weiß auch mit der Schlauheit von I Leuten seines Schlages, daß man ihn solange nicht fassen l wird, wie ihn seine Frechheit nicht verläßt. Vor Zylinder und Monokel, vor Gamaschen und Seidenfutter macht auch der belohnungshungrigste Schutzmann tadellos seine Re verenz. An tausend Polizisten ist Bohn via London   vorbei gerutscht, Hunderte haben ihn gesehen, aber kein einziger schöpft Verdacht. Der Schnurrbart fehlt ja, das elegante Schnurrbärtchen. Daß der eitle, liebegirrende Bohn seine Manneszierde opfern sollte, nein, das traut man ihm nicht zu. Alles, was also keinen Schnurrbart hat, kann nicht Bohn heißen. Wenn der Ex-Direktor jetzt einen Schutzmann angesprochen und seine Verhaftung verlangt hätte, wir wetten, man hätte ihm den Gefallen nicht getan.Sie sind der Bohn? Unsinn, kann ja jeder sagen. Bohn hat ja einen Schnurrbart. Halten Sie uns nicht unnötig auf, Herr Baron  . Uzen Sie uns nicht. Wir haben hier in Berlin   mehr zu tun. Wir müssen nämlich die Revolution verhüten und Mörder suchen!" Bohn überlegt schnell, daß Rumfutsch nicht so gut schmecken soll als Sekt und Austern. Also zählt er die Häupter seiner Lieben im Portemonnaie und schlürft vorläufig zum letzten Male Austern und Sekt. Und dann bleiben gerade noch drei Meter übrig.Heda, Kutscher... nach dem Polizeipräsidium!" Der blitzräderige Kasten, der ihm und seinem Luxusbedürfnis so lange als Steckenpferd diente, bringt das gesuchte und nicht gefundene Edelwild an Hunderten von Schutzmannsaugen vorbei glatt und sicher nach dem Alexanderplatz  . Da hängt sein wohlgelungenes Porträt groß und breit auf den Korridoren und in den Amtszimmern. Aber keiner ahnt, daß der Fuchs von selbst in die Falle gehen will und schon halb im Eisen sitzt. Mit der Liebenswürdigkeit, die dem Berliner   Schutzmann gegew über eleganter Kleidung und gewandtem Auftreten nun mal in den Knochen liegt, wird der Langgesuchte, den man hinterm großen Wasser wähnt, ehrerbietig zum Kommissar der Friedberg»Sache geleitet. Noch immer ahnt man nichts... es fehlt ja der Schnurrbart. Und endlich geht auch der heiligen Hermandad langsam ein Seifensieder auf. Nur gut, daß der Ex-Direktor sich durch Papiere ausweisen konnte, daß er auch wirklich der Bohn ist. Sonst hätte man ihn, weil er keinen Schnurrbart hat, ganz gewiß wieder laufen lassen._ DaS reformbedürftige Jrrenwefen. Wir haben dieser Tage an der Hand eines Einzelfalles dar» gelegt, wie schnell und leicht eS ist. heute in ein Irrenhaus gebracht zu werden. Die entfcheidenste Rolle im Jrrenwefen hat der Bezirks- physikuS, er ist �allmächtig. Einem einzigen Menschen, einem be» amteten Arzte zwar, aber doch immer nur einem einzigen, der Irrung unterworfenen Kopfe, wird eS über- lassen, über Menschenschicksale zu entscheiden. Sein Denkvermögen soll nicht getrübt sein. Aber eS ist fast stets getrübt durch das, was andere Menschen ihm über den Delinquenten hinterbringen. Ob diese Angaben auf Wahrheit beruhen oder ob nicht hinter ihnen eine völlige Verdrehung der Wahrheit, eine absichtliche Täuschung steckt, das zu prüfen ist die erste Instanz, der machtgebietende BezirkSphysikuS, in der knappen halben Stunde, die ihm für sein Urteil bleibt, gar nicht in der Lage. Er müßte ein Wunder- mensch sein, wenn er stets das richtige treffen könnte. Er müßte die menschlich undenkbare Gabe besitzen, in einer winzig kurzen Spanne Zeit Geheimnisse zu durchleuchten, die meist erst nach Monaten und Jabren oder auch gar nicht enthüllt werden. Schön dem BezirkSphysikuS bleibt als stärkster EntschuldigungS- grund, alsBeweiskraft" für feine Entscheidung, der persön- liche Augenschein. Der Delinquent steht greifbar vor ihm. Nach ihm soll er sich sein Urteil bilden. Aber in diesem Augenblick wird vielfach der vernichtende Urteilsspruch ein Zerrbild der wissen- schaftlichen Betätigung sein, einfach schon durch die Begleitumstände und die Umgebung. ES kann gar nicht anders fein. Die furchtbare, gefahrbringende Macht des BezirkSphysikuS als eines einzigen zur Entscheidung berufenen Menschen muh gebrochen werden! Der BezirkSphysikuS in seiner gegenwärtigen Funktion ist nicht mehr Arzt, auch nicht mehr Psychiater, nicht Polizeibeamter   er ist zum Richter geworden über menschliche Existenzen. Und nirgends steht eS selbst im Staate Preußen geschrieben, daß ein einziger, irrender Mensch ohne richterliches V«r- fahren andere Menschen für Lebenszeit verurteilen darf. ES ist Zeit, daß diesem System ein Ende gemacht wird. Arbeiter» BildungSschule Berlin, Grenckdierstraße 37. Der ausgefallene Unterricht in Gesetzeskunde wird am Sonntag, den 8. März, vormittags 10 Uhr, nachgeholt. Die Teilnehmer wollen sich gefälligst pünktlich einfinden. Die Schießübungen auf dem Tegeler Schießplatz, die infolge der Zerstörung eines Gebäudes durch eine abgeirrte Granate in Saatwinkel anfangs gänzlich eingestellt werden sollten, werden nach den neueren Verfügungen doch noch fortgesetzt werden. Im Interesse der Ausbildung der Mannschaften hat die Militärbehörde von einer Einstellung der Versuche Abstand genommen. Die Petitionen der in Betracht kommenden Gemeinden, die um Abhülfe ersuchten, sind in dieser Hinsicht abgelehnt worden. Dagegen hat sich die Militärbehörde veranlaßt gesehen, wirkungsvollere Vor» kehrüngen zum Schutze des Publikums und der umliegenden Ge° bände zu treffen. Zu Zeiten bestimmter Schießübungen ist selbst daS Befahren des Tegeler Sees durch Bekanntmachungen verboten. Die Zentralkommisfion der Krankenkassea Berlind und der Bor­orte veranstaltet auch in kommender Woche wiederum hygienische Vorträge. In Boxhagen-RummelSbura spricht am DienStag, den 19. März, Herr Dr. B. Pollack über vaS Thema:»Auge und Arbkit". In Schöneberg  , in der Gemeindeschule Feurigstr. 61/62, spricht ebeniallS am DienStag, den 19. März, Herr Dr. G. Lennhoff über das Thema:Volksgesuudheit und Kurpsuschertum". Der erstgenannte Vortrag findet in der Boxhagener Schule, Holteistr. 7/9. statt. Der Beginn der Vorträge ist pünktlich auf 8 Uhr abends an» gesetzt. Der Besuch ist unentgeltlich. Ein aufregender Unglücksfall hat sich gestern in früher Morgenstunde auf dem Gesundbrunnen   ereignet. In der Bad- straße waren mehrere Stratzenreiniger mit dem Säubern des FahrdammeS beschäftigt, als vom Bahnhof Gesundbrunnen   her ein Droschkenautomobil in toller Karriere dahergesaust kam. Nur mit knapper Not vermochten sich die Stratzenreiniger auf den Bürger» steig zu retten. Der 32 Jahre alte Max Wagner auS der Pank. straße dagegen wurde von dem Kraftwagen angefahren und daS Gefährt ging ihm über Kopf und Berne   hinweg. In bewußtlosem Zustande blieb der Verunglückte liegen, während der Chauffeur mit dem Kraftwagen weiter sauste. Er wurde aber von anderen Droschkenkutschern verfolgt und nach einer wilden Jagd gestellt z eS war daS Droschkenautomobil Nr. 4982. W. wurde von seinen Kollegen nach dem LazaruS-Krankenhause gebracht, doch bereits auf dem Transport starb er an den Folgen eines schweren Schädel- bruches, den er bei dem Unfall davongetragen hatte» 1 Unter dein eigenen Wagen den Tob gefunden hat vorgestern nachmittag der 29jährige Kutscher Emil Schmidt aus der Müller- straße 32. Sch. war bei einer hiesigen Eetreide-Engrosfirma an- gestellt gewesen und vorgestern sollte er einen Transport Roggen nach Tegel   schaffen. An der aufsteigenden Möckernitzbrücke stieg er vom Bock herunter und ging neben dem Wagen her, um die Pferde dadurch besser antreiben zu können. Durch Ausgleiten auf dem durch den Schnee schlüpferig gewordenen Fahrdamm kam er zu Fall und stürzte unglücklicherweise unter den Wagen. Das schwere Fuhrwerk ging dem Bedauernswerten über die Brust hin- weg, die vollständig zermalmt wurde. Der Tod trat auf der Stelle ein. Ein Arzt der nahebelegenen Militärversuchsanstalt ließ den Toten nach der Halle des Plötzenseer Friedhofes schaffen. Zum englischen Heilmittelschwindel. Der wegen des englischen Planchettenschlvindels in Untersuchungshaft genommene. Schriftsteller" Everett Scott ist gegen Stellung einer Kaution in Höhe von 199 999 M. auS der Hast entlassen worden. Spielautomaten üben eine sehr verderbliche Wirkung nicht zuletzt auf die Jugend aus. In letzter Zeit sind Lokale, in denen Spiel- automaten aufgestellt sind, wie Pilze aus der Erde geschossen. Es heißt zwar, daß Kinder unter 14 Jahren keinen Zutritt haben sollen; allein mehr wie einmal ist beobachtet worden, daß die in diesen Lokalen angestellten Geschäftsführer Kindern Geld gewechselt haben. In Rücksicht auf die schädlichen Folgen der Anstachelung der Spiel- leidenschaft ist von dem Stadtverordneten' Lindau   folgende, von sämtlichen Mitgliedern der Freien Fraktion unterzeichnete Anfrage an den Magistrat eingereicht worden:»Ist dem Magistrat bekannt, daß in Berlin   zahlreiche Spielautomaten eingerichtet sind und welche Maßregeln gedenkt er dagegen zu unternehmen?" Zum Borsitzenden des Schiedsgerichts fiir die Prozesse zwischen der Stadt und der Großen Berliner   Straßenbahn an Stelle des verstorbenen Senatspräsidenten Fuisting ist der Wirk- liche Geheime Rat Kirchhoff, Direktor im Ministerium der öffent- lichen Arbeiten, berufen worden. Dem Schiedsgericht sind umfang- reiche Parteischriften mit Anlagen zugegangen, die ganze Druckbände füllen. Wegen Heiratsschwinde-rten hat die Kriminalpolizei einen falschen Oberförster entlarvt. Heiratsschwindler und andere Betrüger legen sich gern die BezeichnungOberförster" bei, weil sie bei dem zarten Geschlecht und den Geschäftsleuten einen guten Klang hat. Auch der 85 Jahre alte, wohnungslose Friseur Franz Wutfchke hatte Erfolg damit. Er nannte sich nach seinem Schwager, einem Metall- schleifer aus dem Norden der Stadt,Oberförster Kiewisch" und lauerte auf den Bahnhöfen jungen Mädchen auf, die hier durch- reisten oder Stellung suchten. Viele waren leichtgläubig und ver- trauensselig genug, ihm auf den Leim zu gehen, wenn er ihnen schon nach flüchtiger Bekanntschaft mit einem Heiratsantrag und Eheversprechen kam, obwohl sie sich hätten sagen sollen, daß ein Oberförster doch nicht gar so leicht zu haben ist. Eine Wirtschafterin, die sich nur kurze Zeit hier aufhielt. überredete er, sich Berlin   mit ihm anzusehen. Nach der Liebes- erklärung hatte sie es mit der Abreise nicht mehr so eilig und war auch mit einem Ausflug nach dem Grunewald   einverstanden. Als vorsichtiger Mann warnte der»Oberförster seine neue Geliebte aus der Provinz sehr eindringlich vor den Gefahren des großen Sünden- pfuhlS Berlin  , besonders vor den Pompadourräubern, die an allen Ecken und Enden auf ihre Opfer lauerten. Die verliebte Wirt- fchafterin gab ihm darauf sehr gern ihre Handtasche mit der Bar- schaft und dem Gepäckicheiii und wanderte beruhigt an der Seite des Bräutigams nach dem Grunewald hinaus. In der Kolonie dort machte der Oberförster vor einem vrächtigen Landhause Halt. Er wollte nur auf einen Augenblick zu seiner Tante hinaufspringen, um ihr guten Tag zu sagen. Die Geliebte wartete lange umsonst. Der Oberförster war durch den Stock nach der anderen Straße verschwunden. Die Enttäuschte fragte sich endlich nach Berlin   zurück, und ging nach dem Potsdamer Bahnhof, um wetter zu fahren. Als sie ihr Gepäck verlangte, war es schon weg. Ein Mann, auf den die Beschreibung des Oberförsters genau paßte, hatte eS auf den richtigen Schein geholt, und wie sich später ergab, sofort verkauft. Einem anderen Mädchen stellte sich Wulschke als Handwerksmann Vor. Er suchte eine Bürgschaft fiir eine neue einträgliche Stellung und wollte dann bald die Wirtschast für das eigene Heim kaufen und die Wohnung mieten. Als das Mädchen, des ewigen AufschiebenS müde, mit Anzeige drohte, ließ sich der Bräutigam nicht mehr sehen. Auch von auSwärtS meldeten sich Mädckien, denen derOberförster" oderHandwerksmann" die Er- sparniffe in Berlin   abgeschwindelt hatte. Gestern wurde der Gauner auf dem Potsdamer Bahnhof ertappt und nach dem UntersuchungS- gefängnis gebracht. ES ergab sich, daß man ihn schon einmal ge« habt, aber vorläufig wieder freigelassen hatte, weil seine Schwester ihn für ihren Mann ausgab._ Die Dachstuhlbriinde häufen sich in erschreckender Weise. In vielen Fällen ist Brand« stiftung festgestellt worden und man nimmt an, daß genau wie vor 19 Jahren, wo der Moabiter   Stadtteil von Brandstiftern heim- gesucht wurde, auch diesmal bestimmte Personen die Urheber der vielen Dachstuhlbrände sind. Durch die Häufigkeit dieser Brände wird die Bevölkerung Berlins   in nicht geringe Aufregung versetzt und andererseits unsere brave Feuerwehr in der unglaublichsten Weise angestrengt. Ruhe und Erholung gibt's nicht mehr; kaum ist ein Brand gelöscht und kaum sind die Fahrzeuge wieder in Ordnung gebracht, muß schon von neuem ausgerückt werden, um den nächsten Brand zu ersticken. Donnerstag nachmittag, kurz nach 4 Uhr. wurde der dritte Brand aus Moabit   gemeldet. Dort stand das Haus Stephanstr. 44 an der Stendaler Straße in großer Ausdehnung in Flammen. Brandmeister Hammer, der mit dem 15. Zuge auS der Turm- strahe schnell zur Stelle war, nahm sofort drei Schlauchleitungen von Dampfspritzen über die Kreits verqualmten Treppen und eine mechanische Leiter vor. Trotzoem dauerte eS drei Stunden, bis die Feuerwehr wieder abrücken konnte. Auch hier liegt zweifellos vor- sätzliche Brandstiftung vor. Gestern mittag stand der Dachstuhl des Hauses Grünstr. 7/8 in großer Ausdehnung in Flammen. Sie wurden erst bemerkt, als sie aus den Luken herausschlugen und dichter Qualm weithin zum Himmel ausstieg. Die Feuerwehr, die mit mehreren Zügen auf den ersten Alarm zur Brandstelle eilte, griff gleich mit mehreren Schlauchleitungen an und benutzte dabei wegen der enormen Ver- qualmung der Treppenaufgänge zwei große mechanische Leitern. Die Ablöschung war sehr erschwert; mehrere Male mußten die Rohrführer abgelöst werden. Der Schaden ist wieder ganz erheblich und zweifellos liegt abermals vorsätzliche Brandstiftung vor. Von dem Täter fehlt jetzt noch jede Spur. Der zweite Dacvftuhlbrand wurde am Freitag, noch bevor der erste in der Grünstraße von der Feuerwehr gelöscht worden war, aus der Wallstraße gemeldet. Dort brannte der Dachstuhl des Eck­hauses an der Neuen Roßstraße gegenüber der Roßstraßenbrücke. Hier war die Gefahr gleich bemerkt worden. Die Hausbewohner benachrichtigten schnell die Feuerwehr, die in kurzer Zeit zur Stelle war, so daß eS gelang, die Brandstiftung festzustellen. Es gelang, den Brand auf einen Teil des DachstuhleS zu beschränken. Der Schaden ist trotzdem nicht unerheblich und'trifft auch. Mieter, die nicht versichert sind._ Schrecklich zugerichtet wurde am Donnerstag ein Arbeiter, der in der Fabrik von Mehling in der Sophienstraße beschäftigt war. Als der Arbeiter in der Nachmittagspause sich Kaffee kochte, sprang ejn Funke auS dem Ofen auf die Kleider des Mannes, die, da sie ölig und fettig waren, sofort Feuer fingen. Die Mitarbeiter waren j»