Hefernng wegen Mißbrauchs von Sprengstoffen.Es wird dadurch der zwischen beiden Ländern seit 1873 bestehendeAuslieferungsvertrag ausgedehnt, und zwar durch folgende Bc-stimmung:„Es sollen diejenigen Personen, mit Ausnahme der eigenenStaatsangehörigen, welche sich in einem der beiden Staaten desMitzbrauchs von Sprengstoffen schuldig gemacht haben und aufdem Gebiete des anderen Staates betroffen werden, auf Verlangender Regierung des Tatortes an deren Behörden ausgeliefertwerden."Da gleichzeitig die Vorschriften des schweizerischen Aus-lieferungsgesetzcs vorbehalten bleiben, dessen Artikel 10 uuzwei-deutig sagt:„Wegen politischer Verbrechen und Vergehenwird die Auslieferung nicht bewilligt", wegen gemeiner Verbrechenund Vergehen aber jetzt schon ausgeliefert werden kann; es sichferner in der Erklärung unzweifelhaft um eine schweizerische Ge-fälligkeit gegenüber Rußland handelt, so wäre ein Kommentar dazuvom Bundesrat selbst erforderlich, um zu erfahren, wie'sgemeint ist._Wahrung des Ashlrechts.Bern, 7. März. Der Bundesrat verweigerte dieAuslieferung der beiden in Genf verhafteten, in die TifliserAffäre verwickelten Russen an Rußland. Beide werden heutefrei ge lasse» und nicht ausgewiesen.frankreick.Die Zensur des Händedrucks.Clemeyceau wird nachgerade kindisch. Jüngst sind zwei Mi-nisterialbeamte versetzt worden, weil sie dem DeputiertenEmile Constant, der Clemenceau heftig angegriffen hatte,— dieHand gedrückt haben. In der Kammer hatte das allgemeinen Un-willen hervorgerufen und die Deputierten suchten herauszubringen,wer eigentlich die Beamten bei Clemenceau denunziert habe.Zuerst wurde der Deputierte Astier beschuldigt, doch stellte es sichheraus, daß dies unrichtig sei. Anlaß zur Beschuldigung soll eineAeußerung des Bureauchefs Clemenceaus Mandel gegebenhaben. Der Bureauchef bestritt aber diese Aeußerung. Daraufstellte der Deputierte Berteaux den Beamten in den Couloirs zurRede, bezeichnete seine Bestreitung als unwahr, versetzte ihm einenStoß und drohte, ihn an den Ohren zu nehmen. Mandelhat seine Entlassung genommen und den Deputierten zum Duellgefordert.Rußland.Stössel.Petersburg. 7, März. Die Todesstrafe des GeneralsStössel ist vom Zaren in zehnjährige Festungshaftumgewandelt worden. General Fock ist begnadigt worden.Eine Tragikomödie in drei Aktenwar es, die der sogenannte Allgemeine Metallarbeiterverband amFreitagabend im„Englischen Garten" aufführte. Drei Versamm-lungen waren für denselben Abend in demselben Saal angemeldet.Zwei Versammlungen wurden polizeilich aufgelöst.Wiesenthal blieb Sieger im Felde und hielt die dritte Versamm-lung ab. Ilm diesen Sieg war er freilich nicht zu beneiden, undlebhafte Proteste wurden erhoben gegen die Gültigkeit seiner Vcr-sammlung.Die erste Versammlung war von Zedier um 8 Uhr an-gemeldet. Kaum war sie eröffnet, so begann ein Sturm wegen derGeschäftsordnung. Der Vorsitzende Zedier erteilte Wiesen-thal das Wort; aber bald entstand ein solcher Lärm, daß dieVersammlung auf 15 Minuten vertagt werden mutzte. Vonneuem wurde sie eröffnet und nochmals bekannt gegeben, daß dieWahl der Delegierten zu dem zweiten außerordentlichen Verbands-tag, der in einem Lokal in der R o s e n t h a l e rst r a ße statt-finden soll, auf der Tagesordnung steht. Es dauerte aber nichtlange, so mußte die Versammlung nochmals vertagt werden, umden Lärm niederzuhalten. Und wieder wurde begonnen und wiederstand Wiesenthal da und erklärte die Wahl für überflüssig,da schon gewählt worden sei. Dreimal forderte der Vor-sitzende Zedier den Redner Wicsenthal auf, den Saal zuverlassen, aber ohne Erfolg. Wiesenthal ging nicht und ratlosblickte Zedier nach der Polizei, die ihm schließlich durch die Auflösung der Versammlung zu Hülse kam.Jetzt versuchte Wiesenthal seine Versammlung, die erum 9 Uhr angemeldet hatte, zu eröffnen, aber noch drang er da-mit nicht durch. Zedier hatte in Voraussicht der Dinge, die dakommen könnten, die Anmeldung für eine z w e i t e V e r s a m m-lung in der Tasche, die alsbald eröffnet wurde. Jetzt versuchteman energisch, die Wahl der Delegierten zu betreiben; Stimmzettel wurden verteilt und eine Tafel mit den Namen der Delegierten von der„Zedlerseite" wurde aufgestellt. Die feindlichenBrüder in der Versammlung waren unterdessen auch nicht faulund stellten neben der ersten noch eine zweite und größereTafel auf mit den Namen der Delegierten von der„Wiesenthal-scite". Wiesenthal hatte zwar erklärt, daß seine Delegierten,die zum Verbandstag nach einem Lokal in der Acker st ratzegehen sollten, schon gewählt worden seien, aber er hatte offenbarerkannt, daß er die Majorität der Versammlung auf seiner Seitehatte.Auf der Zedlertafel standen die folgenden Namen: FritzKrüger, Franz Pitzonka, Hempel, Robert Krüger,Winsberg, Eckert, Schwarz.Auf der Wiesenthaltafel waren angezeigt: Strabel.Moritz, Kind. Landes, Schill, Bender, Schuster.Hauser.Zu einer Wahl kam es nicht. Wieder begann der Lärm. Auchdie zweite Versammlung wurde aufgelöst und die„Zedlerseite" räumte nun den Saal. Andere Polizeibeamte über-nahmen die Uebcrwachung der dritten Versammlung, die etwanoch 110 Teilnehmer hatte und die jetzt von Wiesenthal er-öffnet wurde.Dieser hatte nun freie Bahn und beantragte, daß die gegen-wärtig tagende„Generalversammlung" des All-gemeinen Metallarbeiterverbandes erklärt, die Be-schlüsse der Mitgliederversammlungen vom 9., 14. undvom 23. Februar bestehen zu Recht und alle Beschlüsse und vor-genommenen Wahlen der genannten Versammlungen werden aus-drücklich bestätigt. Dieser Antrag wurde auch richtig angenommen,aber von einigen Anwesenden wie Schlenker, Barth undSchröder wurden energisch Einwände dagegen gemacht, daß dieVersammlung sich als„Generalversammlung" auftut. ohne dazuberechtigt zu sein. Wiesenthal greift die Zedlerseite heftig anund findet den Appell an die Gerichte besonders bedauer-lich. Am 23. März sei ein neuer Termin vor dem Landgerichtangesetzt. Er legt Wert darauf, festzustellen, daß seine Seite erstDonnerstagmittag von dem Plan, am Freitagabend eine Ver-sammlung abzuhalten, Kenntnis erhalten habe. Um den Ein-wänden der„Zedlerseite" vor Gericht zu begegnen, hält er die An-nähme eines entsprechenden Antrags für notwendig. Wiesenthalbeantragt:„Die heute, am 0. März tagende M i t g l i e d e r ver-sammlung des Allgemeinen Deutschen Metallarbeiterverbandes be-auftragt laut§ 12, Absatz 1, letzte Zeile, den Kollegen Willi Tannen-berg, recht bald eine außerordentliche Generalversammlung einzu-berufen mit der Tagesordnung: Neuwahl des Vereinsvorstandes;Bericht vom zweiten außerordentlichen Verbandstag, der am8. März in Berlin im Restaurant„Volksheim". Ackerstraße, tagt."Trotz der erhobenen Proteste wird auch dieser Antrag an-genommen, und darauf wird die dritte Versammlung geschlossen.GewerbfcbaftlfcbeQ«Berlin und llmgegenck.Die Arbeitslosigkeit im Holzarbcitcrgewcrbeist noch immer sehr groß. Der Holzarbeiterverband hatte aus diesemGrunde beschlossen, in regelmäßigen Zwischenräumen Arbeitslosen-Versammlungen zu veranstalten. In der ersten derselben, die imgroßen Sale von Keller stattfand, referierte Genosse D u p o n t über„Die wirtschaftliche Krise und ihre Wirkung".Von welchem Geist die in den modernen Gewerkschaften organi-sierten Arbeiter beseelt sind, kam am deutlichsten zum Ausdruck, alsder Referent unter stürmischer Zustinnnung der Versammelten erklärte: Wir wollen keine Wohltätigkeit, wir wollen keineArmenunterstützung, wir verlangen das Recht auf Arbeit. Dader heutige Staat aber außerstande ist, die Krisen zubeseitigen, forderte Genosse Dupont zum Schluß die Arbeits-losen auf, fest zur Organisation zu halten und immer neueMitglieder zu werben, um die Schäden der heutigen Gesellschafts-ordnung zu mildern und die Vorbedingungen zu einer neuen,besseren zu schaffen.In der Versammlung trat auch eine starke Empörung der Ar-beitslosen gegenüber dem Verhalten der Unternehmer zu demparitätischen Arbeitsnachweis zutage. Trotz des Verbotes beziehendie Unternehmer die Arbeitskräste nicht immer vom Nachweis. Wurdedoch übereinstimniend von mehreren Rednern behauptet, daß HerrP l a t h e n, Vorsitzender der Unternchnierorganisation, Arbeiterdurch den Nachweis der G e l b e n bezogen habe. Eine diesbezüglicheAnfrage bei der Schlichtungskommission ist bis jetzt noch nicht be-antwortet worden. Es wurde aber auch allgemein anerkannt, daßdie Arbeitgeber zum Teil daran schuld sind, wenn der parirätischeNachweis nicht funktioniert. Viele von ihnen legen beiguter Geschäftskonjunktur zu wenig Wert auf die Arbeits-vermittelung. In der äußerst lebhaften Diskussion erklärtensämtliche Redner, mit ganzer Kraft dafür eintreten zu wollen, daßbei aufsteigender Geschäftskonjnnktur hierin Wandel geschaffen werde.Bei solchen Krisen zeigen sich eben die noch bestehenden Mängeleiner Organisation, und die Erkenntnis bei den Mitgliedern, daß esnotwendig ist, sich nicht auf die Leitungen der Organisation zu ver-lassen, sondern selbst mitzuarbeiten, ist von nicht zu unter-schätzender Bedeutung. So bedauerlich es ist, daß tausendevon Familien durch lange Arbeitslosigkeit in Not gc-geraten, vom rein gewerkschaftlichen Standpunkte aus betrachtet,werden gerade in solchen Zeiten eine große Zahl Kämpfer geschaffen,die mit Ausdauer und Energie für die Ausbreitung der Gewerk-schaften eintreren. Insbesondere dürste dies für den Holzarbeiter-verband zutreffen. Der große Kampf im Vorjahre und die jetzigeKrise werden dazu beitragen, den Einfluß des Verbandes weiterzu stärken. Sonst bot die Versammlung das jetzt in Berlinübliche Bild.Auf der Straße fiel das große Polizei-Aufgebot auf. Zu tungab's für die Polizei natürlich nichts. Kopfschüttelnd über so vielAufmerksamkeit gingen die Arbeitslosen langsam nach Hause.»Nach der„Fachzeltung der Tischlermeister' betrug die Zahl derarbeitslosen Berliner Tischler am 5. März 3146.Diese verteilen sich aus die einzelnen Branchen wie folgt:Bau-Tischler........ ,680Betten........... 96BüsettS und Schreibtische.... 112Galanterie und LuxuS..... 15Kasten-Arbeiter........ 310Laden- und Weiß-Arbeiter.... 228Photographie, Telephon..... 11Sitzmöbel.......... 38Salon, Spiegel........ 35tische........... 30Verschiedene, Kunden...... 112Zeichnung.......... 226.Drechsler.......... 125Modelle.......... 60Maichinenarbeiter....... 260Polierer.......... 539Stellmacher......... 90Einsetzer.......... 156Stockarbeiter......... 23Summa... 3146_,_,____Verantw. Redakt.: Georg Tavidsohn, Berlin. Inseratenteil verantw.:TH. Glocke, Berlin. Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdr. u. Verlagsanstalt Paul Singer Sc Co., Berlin SW,"Deut Ich es Reich.Ein Bulletinde? internationalen Bundes der Lithographen, Stein-d r u ck e r usw. wird seit Februar von dem internationalen Sekretariatdieses Berufes herausgegeben. Dasselbe erscheint in deutscher, eng-lischer und französischer Sprache. Das Bulletin soll von Zeit zuZeit die von den Landesorganisationen erstatteten Berichte der All-gemeinheit zugänglich machen, eS soll über die Lage deS Welt-Marktes, über die Arbeiterschutzgesetze, über Volkswirtschaft usw.laufend Nachrichten bringen; soll die Fortschritte und Kämpfe derOrganisationen registrieren, die Kämpfe der Arbeiter unterstützenund auch eine Stelle sein, in der die Meinungen der Landes-Organisationen ausgetauscht werden und über wichtige allgemeineFragen diskutiert wird. Das Blatt wird vierteljährlich in denMonaten Februar, Mai, August und September zur Ausgabe ge-langen._Die Tischler in Schwebt a. O. sind seit nunmehr sechs Wochenausgesperrt. Die Unternehmer wollten den Gesellen einen Ver-trag aufzwingen, der ihnen gegenüber dem früheren ArbcitSver-hältnis Verschlechterungen brachte. Darauf konnten die Arbeiternicht eingehen. Haben sie doch noch Löhne von 15 M., mit Abzugvon Kranken- und Jnvaliditätsbeiträgen 14,72 M. Trotzdem habensie nicht die Absicht gehabt, Forderungen zu stellen; sie hätten unterden früheren Abmachungen weiter gearbeitet. Die Unternehmeraber wollten von diesen paar Pfennigen noch etwas für sich heraus-holen und erklärten am 25. Januar:„Wer die neue Arbeitsordnungnicht unterschreibt, fliegt hinaus." So wurden die Arbeiter dennam selbigen Tage ausgesperrt. In der ersten Zeit schien es, alsob die Herren gar keine Gesellen gebrauchten. Aber nachdem nunArbeiten in Angriff genommen werden müssen, der Geldbeutel auchleerer zu werden scheint, geben sich die Herren alle Mühe, Arbeits-willige zu bekommen. Sie inserieren in mehreren Zeitungen,in Berliner sowohl wie in den Kreisblättern. Nach vieler Mühehaben sich zwei(!) Leute gefunden, von denen einer schon wiedernach Berlin zurückgekehrt ist. Sehenswert ist es, wie die Unter-nehmer am Bahnhof auf jeden Zug lauern, um ein halbes DutzendArbeitswillige in Empfang zu nehmen. Aber auch jetzt, in derstillen Zeit, finden sich solche Leute nicht in der Anzahl, wie es sichdie Herren gedacht haben, und sie müssen den Bahnhof ebenso ver-lassen, wie sie gekommen sind. Wenn die reell denkenden Holz-arbeiter nicht nach Schwedt kommen, dann wird den Herren derHochmut wohl vergehen und ihnen die Lust zum Aussperren auchfür spätere Zeit wohl vertrieben werden.Alle arbeiterfreundlichen Blätter werden um Abdruck gebeten.Aussperrung de» Personals der Alster-Dampfschiffahrt.Die Kapitäne, Steuerleute, Maschinisten usw. der Alster-Paffagierdampfer in Hamburg haben in den letzten Tagender Direktion einen Lohntarif unterbreitet, der eine be-scheidcne Aufbesserung ihrer Lohnbezüge verlangt. DieDirektion antwortete nut der Herabsetzung einzelnerPositionen, und als das Personal um eine Unterhandlungersuchte, antwortete die Direktion: wer nicht ihren Lohn-tarif anerkennen wolle, der könne sich am Sonnabend nach-mittag seinen Lohn und die Papiere abholen; auf Aus-einandcrsetzungen lasse sie sich nicht ein!Von der 32 Dampfer zählenden Flottille fuhren amSonnabend nur sechs, die mit„Chargierten" besetzt sind. DasPersonal, 160 Köpfe stark, weigerte sich, die Lohnreduktionanzuerkennen. Am Sonnabend nachmittag gegen 4 Uhr er-folgte die Ablohnung derjenigen Leute, die Mitglieder desHafenarbeiterverbandes sind.Grenzstreitigkeiten.Zwischen dem Verband der Seeleute und dem Zcntralverbandder Maschinisten und Heizer waren aus Anlaß von Grcnzstrcitig-keilen unangenehme Reibungen entstanden. Diese sind jetzt in einerKonferenz unter Mitwirkung der Generalkommission durch folgendeVereinbarung beseitigt: 1. Der„Zentralvcrband der seemännischenArbeiter Deutschlands" ist die zuständige Organisation für allePersonen des Maschinenversonals, soweit sie der Seemanns-ordnung unter st eilt sind. 2. Der„Zentralverband derMaschinisten und Heizer" hingegen ist die zuständige Organisationfür alle Maschinisten und Assistenten in allen Teilen derSeeschiffahrt. 3. Ter jetzige Besitzstand an Heizern der Seeschiff»fahrt bleibt jedoch dem Verband der Maschinisten und Heizer ge-wahrt und darf von beiden Seiten kein Druck ausgeübt werden,um Uebertritte zu erzwingen. 4. Werden Lohnbewegungen in derHochseefischerei geplant, so sind sie gemeinsam von beiden Ver-bänden vorzubereiten und durchzuführen. 5. Sämtliche Funktionärebeider Verbände sind gehalten, vorstehende Bestimmungen strittezu beachten.Huslana.Ein Schuharbeiterstreik in Schweden. In den Schuhfabrikenzu Oerebro in Schweden ist ein allgemeiner Streik ausge-brachen, nachdem Verhandlungen zwischen dem Schuhfabrikanten-verein und dem Schuharbeiterfachverein zu keinem die Arbeiter oe-friedigenden Ergebnis führten. Ungefähr 1000 Arbeiter und Ar»beiterinnen streiken._Letzte JVacbricbtcn und Depefcben.Ein Brandstifter auf frischer Tat gefastt.Gestern, Sonnabend, früh gegen 7 Uhr bemerkte das beidem Rentier Willmann, Sponholzstr. 51— 52, in Stellungbefindliche Dienstmädchen von ihrem Fenster aus, wie ein auf-fallend großer, schlanker Mann in verdächtiger Weise sich andem in der Holbeinstraße stehenden großen Holzschuppen zuschaffen machte. Als sie scharf hinschaute, sah sie, wie er mitStreichhölzern einen Stoß Papier und Dachpappe anzündete.Sie benachrichtigte sofort den Portier Günther. Dieser schlichsich unbemerkt an den Schuppen heran und überraschte denBrandstifter gerade in dem Augenblick, als der direkt an derSchuppenwand aufgeschichtete Stoß in Flammen stand undder Täter die Flucht ergriff. Günther trat, so schnell erkonnte, die Flammen aus und verfolgte den Flüchtling, derwährend der Flucht eine Anzahl Zeitungsnummern fortwarf.Nach kurzer Zeit gelang es. den Brandstifter zu fassen undihn der Polizei zu übergeben, die ihn in Haft nahm, um ihnam Montag in Moabit einzuliefern.Der Brandstifter, der 37 Jahre alte frühere DekorateurOtto Bauer aus Schöneberg, macht den Eindruck einesGeistesgestörten. Auf die Frage, ob er auch die zahlreichenanderen Brandstiftungen, die im Lause der letzten Wochen inBerlin, Moabit, Friedenau, Tempelhof usw. stattfanden, ver-übt habe und wo er während jener Zeit gewesen sei. ant-Worte er nur:„Ich weiß nicht!" Tatsächlich ist er bereitslängere Zeit in einer Irrenanstalt in Treptow a. d. Regagewesen. Seit langem ist er arbeitslos und läßt sich vonseiner Frau, die von allen Hausbewohnern als überausfleißig und ordentlich geschildert wird, ernähren. Alle Ver-suche während der letzten Wochen, Arbeit zu erlangen, warenvergeblich.Der Schuppen liegt in der Nähe des großen Holzplatzesder Firma N. L e b b i n. die genau heute vor 14 Tagen(22. Febr.) ihre in Tempelhof befindliche Holzbearbeitungsfabrikin Flammen aufgehen sah! Die Häuser in der Cranach-, Menzel-,Peter-Vischerstraße usw.. deren Dachstühle in der letzten Zell inFlammen aufgingen, liegen in nächster Nähe. Die Zeitungen,die der Brandstifter auf der Flucht wegwarf, sind auffallender-weise vier gleiche Nummern einer Berliner Zeitung(„M o r g e n p o st" Nr. 57) vom Sonnabend, den 7. März.Aus katholischen Landen.Würzburg, 7. März.(B. H.) Einem Familienskandal ohnegleichen ist man hier auf die Spur gekommen:Wegen Blutschande wurden heute morgen der verheirateteHeizer und Schmiedcgeselle Georg Höfling sowie seine beiden 23und 24 Jahre alten Stieftöchter verhaftet. Die Verhafteten hatte»seit vielen Jahren sträflichen Umgang gepflogen, aus dem siebenKinder hervorgegangen waren. Bon diesen Kindern ist nur nochein einzige? am Leben, das sich in fremder Pflege befindet; dieanderen sind höchst wahrscheinlich ermordet worden! Eine derTöchter behauptet, daß mindestens drei Kinder tot zur Welt ge-kommen feien. Nur einmal war ein« Hebamme zur Entbindunghinzugezogen worden! Wie die eine Tochter bereits gestand, isteins der Kinder von ihrer Schwester getötet und dann von demBater im Keller begraben worden! Die Anzeige wurde von einemBruder des verbrecherischen BaterS erstattet, der das schändlicheTreiben nicht mehr ansehen konnte. Die Frau des Verhaftetennatte die Scheußlichkeiten verschwiegen aus Angst, von ihremManne getötet zu werden._Der Brief!März.<W. T. SDer Brief!t.) Wie daSLondon, 7. März.<W. T. B.) Wie da« Reutersche Bureaaerfährt, wird, bevor daS Oberhaus zusammentritt, ein Ministerratabgehalten werden, der dem Vernehmen nach die Angelegenheit deSBriefes deS Kaisers nach allen Richtungen hin prüfen wird. LordTweedmouth wird hierbei seinen Kollegen den ganzen Fall unter-breiten.Eisenbahnunfälle.Petersburg, 7. März.(B. H.) Ein Passagierzug ist in derNähe von Orenburg entgleist. Hierbei wurden 15 Personen getötetund 71 verletzt. Die Mehrzahl der Wagen wurde zerstört.Ezernowitz, 7. März.(B. H.) Bei Zuczka wurden bei einemZusammenstoß zweier Güterzüge«in Bahnbediensteter getötet,zwei verletzt.Hierzu 5 Beilage».