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Nr. 58. 25. Jahrgang.

1. Beilage des Vorwärts" Berliner Volksblatt.

Abgeordnetenbaus.

Am Ministertisch: Breitenbach.

Sonntag, 8. März 1908.

Vorwurf machen, daß er nichts von der Sache versteht. Wir müssen sei bereit, die Kosten für die nötige Erweiterung des dortigen Bahn­dafür sorgen, daß die Verhältnisse hier nicht ebenso werden, wie sie hofes zu tragen. Ungerecht sei es, den Orten Dranienburg und in Amerika   find. Daß eine Ermäßigung der Kohlenpreise möglich ist, Nauen   den Vorortverkehr zuzubilligen, ihn aber Kremmen   zu ber geht aus der Nachricht des Berl. Tageblattes" hervor, daß das sagen.

47. Gigung vom Sonnabend, den 7. März 1908, Kohlensyndikat die Preise nach dem Auslande herabgesetzt hat.( Hört! Abg. Fritsch( natt.) weist auch auf den gefährlichen Niveauüber­bormittags 11 Uhr. hört!) In Ostpreußen   hat tatsächlich eine Koblennot bestanden, der gang an der Wilhelmstraße in Groß- Lichterfelde   hin und bittet um gegenüber staatliches Eingreifen notwendig gewesen wäre.( Beifall möglichste Förderung und Verbesserung des Berliner   Vorortverkehrs und um baldige Elektrisierung der Berliner Stadtbahn im Interesse Die Beratung des Etats der Eisenbahnverwaltung im Zentrum.) wird fortgefegt beim Titel Unterhaltung und Ergänzung, sowie Minister Breitenbach: Es ist darauf hingewiesen worden, daß der Verbesserung der Wohnungsverhältnisse. Abg. Dr. v. Savigny( 3.) ist der Ansicht, daß für den Berliner  Beschaffung der Betriebsmaterialien". Hierzu liegt der gestern nach dem Handelsgesetzbuche es zulässig sei, im allgemeinen Interesse Das ist richtig, wir Verkehr die Stadt selbst mit zu forgen habe. bereits begründete Antrag des Abg. Dr. b. Korn- Rudelsdorf( f.) Sendungen nach dem Auslande zu fiftieren. Minister Breitenbach: Ueber den weiteren Ausbau der Berliner  vor, die Staatsregierung zu ersuchen, gegenüber den herrschenden fönnen aber nach den internationalen Verträgen über das Transport­Nordbahn und der Strecke Berlin  - Bernau   schweben Ver­Mißständen auf dem Kohlenmarkt im Rahmen der wesen derartige Transporte nicht inhibieren. Staatseisenvertaltung Maßnahmen zu treffen, welche geeignet sind, Die Debatte wird geschlossen. Der Antrag Dr. v. Korn- handlungen, die noch nicht abgeschlossen sind, ich für die Zukunft eine Schädigung des inländischen Kohlenverbrauchs Rudelsdorf( f.) wird der Budgetkommission überwiesen. 5offe aber, daß wir im nächsten Jahre die ersten Beim Titel Unterhaltung baulicher Anlagen Raten dafür in den Etat einstellen tönnen. Die möglichst zu verhüten. Ausdehnung des Vorortsverkehrs bis remmen wohl übernächsten im nächsten oder wird Jahre ins Auge gefaßt werden können. Die Verwaltung ist durchaus bereit, den Gemeinden möglichst entgegenzukommen. Die Erweiterung des Stadtbahnbetriebes und dessen Elektrisierung würde sehr hohe Kosten erfordern; diese würde ja die Leistungs­fähigkeit der Stadtbahn erhöhen, aber es ist zweifelhaft, ob in dem Maße, wie es der start zunehmende Verkehr verlangt.

führt

Abg. Heine( natl.) Beschwerde über die Verwendung ausländischer Steine bei Bauten der Eisenbahnverwaltung.

Abg. Macco( natl.) wünscht Höherlegung der Bahnsteige. Beim Titel Unterhaltung der Betriebsmittel" bittet Abg. Meyer Diepholz( natl.) um Beschleunigung des Güter­berkehrs auf Nebenbahnen.

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Abg. Dr. Bolt( natl.): Ueber die Frage, die der Antrag be­handelt, ist wiederholt hier und im Reichstage verhandelt worden, und es wurde darauf hingewiefen, daß auch in England und in anderen Staaten, wo feine Konventionen bestehen, die Preise ge­stiegen sind. Aus den Ausführungen des Antragstellers habe ich fein einziges neues Moment gehört, und wenn ich noch Student wäre, so würde ich zu einzelnen feiner Darlegungen fagen: Abg. Macco( natl.) empfiehlt die Schaffung größerer Güter­Da schlage einer lang hin!( Heiterfeit.) Das Kohlensyndikat hat durchaus maßvoll gehandelt und die Verzinsung des darin an- wagen. Abg. Dr. v. Campe( natt.) bittet den Minister, für die Strede gelegten Kapitals ist recht mäßig. Die Ursache der starken Ausfuhr von Kohlen aus Oberschlesien   nach Desterreich im Jahre 1907 ist Hannover  - Hildesheim   einen der neuen elektrischen Motorwagen zu auf die starke Entwickelung der Industrie in Desterreich zurück- bewilligen. Auf diefer Strecke würden jetzt noch Wagen verwendet, zuführen. Die landwirtschaftliche Ein- und Verkaufsgenossenschaft die ein so ehrwürdiges Alter besitzen, daß sie das Königreich in Breslau   hat sich über die Lieferungen nach dem Ausland beklagt, Hannover   noch gekannt haben sollen. fie hat sich aber selber daran beteiligt.( hört! hört!) Die Herren Minister Breitenbach: Für dieses Jahr soll zunächst die Strede von der Rechten sollten nicht an den wichtigen Ausnahmetarifen Hannover- Lehrte mit Motorwagen ausgerüstet werden, für das nächste wegen vorübergehender Erscheinungen rütteln, und um solche Jahr ist die Einstellung solcher Wagen auf der Strecke Hannover­handelt es sich auch auf dem Kohlenmarkt. Ich bitte, den Antrag Hildesheim   in Aussicht genommen, dann soll auch die Außerdienst­b. Storn abzulehnen.( Beifall.) stellung der alten Wagen erwogen werden, die ich aus meiner Ver­gangenheit fenne.( Heiterkeit.)

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Beim Titel Verichiedene Ausgaben" verlangt Abg. Franken( natl.) eine schärfere Kontrolle auf den Güter­bahnhöfen zur Vermeidung von Diebstählen. Minister, Breitenbach erwidert, daß die Verwaltung dieser Frage größte Aufmerksamkeit schenkt.

die

Der Rest des Ordinariums wird bewilligt. Beim Extraordinarium bittet

wenn die Seffion vor Ostern geschlossen werden folle,

Abg. Bacnsch- Schmidtlein( ft.) bittet um Errichtung einer neuen Station zwischen Warmbrunn und Hermsdorf und einer Haltestelle bei Seifershausen. Hierauf vertagt sich das Haus.

Abg. Dr. Friedberg( natl.) bittet den Präsidenten, am Montag die Interpellationen wegen der Besoldungsvorlage auf die Tages­ordnung zu setzen. Präfident v. Kröcher: Der Finanzminister hat mir mitgeteilt, daß der Bizepräsident des Staatsministeriums am Mittwoch die Interpellationen beantworten werde.

Abg. Dr. Friedberg( natl.) bezeichnet das Verhalten der Re­gierung dem Hause gegenüber als rücksichtslos. Nächste Sizung: Montag 11 Uhr.( Fortsetzung der heutigen Be­ratung; Quellenschutzgesez). Schluß 4 Uhr.

Aus der Partei.

Auch eine Wahlreform, auch eine Abstimmung und auch eine Begründung.

Abg. Gyßling( fri. Vp.) gibt feinem Bedauern darüber Aus­druck, daß der Abgeordnete Defer durch Krankheit verhindert ist, an den Verhandlungen teilzunehmen, der die zur Diskussion stehende Materie besonders beherrsche. Der Antrag ist zu allgemein gehalten, als daß wir ihm obne weiteres zustimmen fönnten. Er gibt weder die bestehenden Mißstände an, noch die Maßnahmen, welche zu ihrer Beseitigung getroffen werden sollen. Am besten wird es sein, den Antrag an die Kommission zu verweisen, die zur Vorberatung Berichterstatter Abg. Macco( natl.) den Minister um Auskunft, ob der Vorlage über die Steigerung der Kohlenförderung im Berg­amtsbezirk Dortmund   eingeiezt ist. Die Ausführungen des Antragstellers falls der Schluß der Seffion vor Ostern erfolgt, Aussicht vorhanden Zum Beschluß des oldenburgischen Landtags gestern famen auf die Forderung des Monopols heraus, dem wir sei, daß vorher dem Hause noch eine Sekundärbahnvorlage zugehe, nicht zustimmen könnten. Die Trusts und Syndikate sind eine Folge damit Gelegenheit gegeben werde, diejenigen Wünsche zum Ausdruck zum Wahlreformgesetz( wir haben unter Politische Ueber­der Hochschutzöllnerei, die wir stets bekämpft haben, für die die zu bringen, die sonst beim Extraordinarium ausgesprochen werden. ficht" bereits furz darüber berichtet) wird uns noch geschrieben: Minister Breitenbach: Die Sekundärbahnvorlage ist so bor Rechte aber verantwortlich ist.( Beifall links.) Die Einführung des direkten Wahlsystems ist nunmehr Abg. Graf Kanių( l.): Durch die hohen Sohlen bereitet, daß fie so reichlich vor Ostern dem Hause zugehen wird, daß mit der dreijährigen Wartezeit für zugezogene, die vorher preise wird die Leistungsfähigkeit unserer Infie, auch nicht bestand und mit der Verlängerung der Legislaturperiode dustrie vermindert. Unrichtig ist es aber, wenn gefagt wird, bon 3 auf 5 Jahre erkauft. Dazu kommt noch die bevorstehende daß die hohen Löhne eine Folge der hohen Lebensmittelpreise sind. noch borber erledigt werden kann. Die Schweinepreise decken zurzeit die Pro- Abg. Hoff( fri. Vgg.) bittet um beschleunigten Ausbau des Bahn- Festlegung der Abgeordnetenzahl in einem besonderen Wahl­geset. Wie wir bereits neulich mitteilten, hatte das bisherige duktionskosten nicht. Im Reichstage hat der Staatssekretär hofes in Kiel  , der jetzt dem Verkehr in feiner Weise mehr genüge. b. Bethmann Hollweg   gesagt, daß die Regierung auf Grund der Abg. v. Veltheim( t.) tritt für einen schnellen Ausbau der Berliner   oldenburgische Landtagswahlrecht die dem Reichstagswahl­veranstalteten Startellenquete auf einige Startelle eingewirkt und Nordbahn ein, das fei nicht nur im Interesse des Verkehrs, sondern recht gegenüber ideale Bestimmung, daß sich in den Wahl­damit Erfolg gehabt habe, er hat aber nicht gesagt, auf auch im Interesse der Betriebssicherheit notwendig. freisen mit der zunehmenden Bevölkerungszahl auch die Zahl Abg. Hammer( t.) betont die Notwendigkeit der Einführung der Abgeordneten von selbst in dem Maße erhöhte, daß stets welche Sartelle sich das bezieht. Die Landwirtschaft muß diefelben sozialpolitischen Lasten tragen wie die Industrie, des elektrischen Betriebes auf der Berliner Nordbahn. Jetzt fei es auf ie 10 000 Einwohner ein Abgeordneter kommen mußte. ebenso erhöhte Löhne, während die Preise für unsere Produkte den Leuten, die an der Stadtbahn wohnen, nicht möglich, wegen des Auch dieses überaus wichtige Bolfsrecht ist von der olden­die alten bleiben. Die Folge ist eine Abwanderung vom Rauches die Fenster zu öffnen. Berlin   würde allerdings zu den Lande. Wäre der Antrag auf leberwachung der Kartelle im Reichs. Stoiten der Eleftrifierung der Stadtbahn beitragen müssen. Auch burgischen Volksvertretung um des direkten Wahlrechts willen tage nicht vom Abg. Spahn eingebracht worden, so hätte ihn einer müßten wohl die Abonnementspreise erhöht werden. Auf dem Bahn  - bereits preisgegeben worden. Wenn man also das Fazit der meiner Freunde gestellt. Ich bitte, den Antrag v. Korn der Budget- hof Schlachtenfee feien die Zustände unhaltbar, ein Erweiterungsbau| oldenburgischen Wahlreform zieht, kommt man eher zu einem tommission zu überweisen.( Beifall rechts.) negativen als zu einem positiven Resultat. Dennoch erschien sei dringend notwendig. Abg. Hirsch( Essen  , natt.): Die Begründung des Antrages Abg. Eckart( ft.) schildert die Bahnhofsverhältniffe bei der sozialdemokratischen 2andtagsfraktion gestern hat mich schwer enttäuscht. Wenn die Ausfuhrtarife nach Nowawes   als sehr verbesserungsbedürftig. Die Strecke Neu- die Ersetzung der indirekten Wahl durch die direkte so wich­Italien aufgehoben werden sollen, so wird das eine Einschränkung babelsberg- Potsdam müßte höher gelegt werden, und wenn das der Kohlenförderung zur Folge haben. Die hohen Kohlenpreise sind bisher noch nicht geschehen sei, so liege es lediglich daran, daß die tig, daß sie sowohl in der Kommission wie im eine Folge der hohen Löhne. Das Kohleniyndikat hat im vorigen Verwaltung fich mit der armen Gemeinde Nowawes   über deren Zu- Plenum für die Ausdehnung der dreijährigen Legislatur­periode auf 5 Jahre stimmte. Wir glauben, daß das olden­Jahre trop gesteigerter Produktion eine Million Tonnen weniger fchuß nicht einigen tönne. ausgeführt als im Jahre vorher. Wenn man gefeßliche Maßregeln. Abg. Rosenow( frs. Vp.): Ich möchte bitten, den gefährlichen burgische Proletariat an dieser sonderbaren Wahlreform gegen das Kartellwesen verlangt, so muß man die Frage gründlich Niveauübergang an der Wilhelmstraße in Groß- Lichterfelde   baldigft wenig Freude erleben wird. Allerdings muß man berüd­prüfen und sie nicht nur agitatorisch verwerten.( Beifall bei den zu beseitigen. Die Klagen des Abg. v. Veltheim über die Zustände fichtigen, daß die Regierung dem Landtage die Pistole auf die Nationalliberalen, Widerspruch rechts.) auf der Nordbahn tann ich nur unterschreiben. Der Ausbau dieser Brust gefeßt und erklärt hatte: Entweder fünfjährige Legis­Wom Abg. Dr. v. Korn( f.) ist der Antrag eingegangen, in seinem Bahn müßte baldigst bis Oranienburg  , mindestens aber bis Hermis- laturperiode oder keine direkte Wahl. Der Landtag knickte Antrage die Eingangsworte gegenüber den herrscheiden Mißständen" dorf erfolgen. Auch die Zustände auf dem Bahnhof Reinickendorf  - darauf fofort in die Knie und ließ sich schon in der Kommission Rofental seien in feiner Weise dem Verkehr entsprechend geregelt. von den sozialdemokratischen Mitgliedern absolut nicht hart zu ändern in: zur Vermeidung von Mißständen". ( Beifall links.) Abg. Lüdicke( ft.) bittet um Ausdehnung des Berliner   Vorort- machen, worauf auch die Sozialdemokraten, die Genossen Hug, Zeidler, Heitmann und Schulz, umfielen, damit ihnen, verkehre bis Velten   und möglichst bis Kremmen  . wie der Abgeordnete Schulz im Plenum sagte, nicht bei jeder Gelegenheit und besonders im Wahl­

Abg. Dr. Hager( 8.): Der Abg. Hirich hatte keine Ursache, hier bon einer agitatorischen Behandlung der Frage zu sprechen. Jeder, der sich damit beschäftigt, erfüllt damit seine Pflicht als Bolts bertreter.( Sehr richtig! im Zentrum und rechts.) Jeder vertritt seine Anschauungen, so gut er fann, und man darf niemand den

Kleines feuilleton.

Ein Brachtjunge.

So tveit meine Erinnerung zurückreicht: er war ein Bracht junge. So lange ich ihn kenne. Seit der Zeit, da wir für den Laubfrosch Fliegen fingen und bis zu dem Tage, da ich ihm die Bonbonsdüte überreichte, als er das erste Mal mit hochroten Wangen

aus der Schule heimkam.

Ein Prachtjunge

.!

Abg. Quast( f.) befürwortet den Bau einer neuen Bahn von Nauen   über Kremmen   nach Oranienburg  . Die Gemeinde Kremmen  

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Ich versuchte, ihn zu beruhigen, ihn in das alte Gleise zu bringen vergebens. Es war etwas haften geblieben, etwas, das wenn es auch noch keine Form angenommen in seiner ganzen Haltung, in seinem Wesen, in einem hier und da hin­geworfenen Wort zum Ausdruck kam. So vergingen Wochen. Da fam er eines Mittags heim bleich, verstört, zitternd, mit brennenden Augen warf sich auf sein Bett, ballte die Fäuste und weinte, wild, heiß, unaufhaltsam stundenlang.

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Man hatte ihn geschlagen.

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Nicht etwa, weil er mich Ontel" nannte und mit mir schöntat. Dazu haben mich zu viele" Ontel" genannt. Nein, weil er wirklich er stärfer ist? D, wenn ich groß wäre!... ein felten frischer und verständiger, ein selten gehorsamer, kurz ein Prachtjunge war.

Gesunde und franke, erzogene Ich habe viele Kinder gesehen. und berzogene. Wunderkinder, die mit sieben Jahren Rant lasen und andere, die mit fünfzehn das Einmaleins nicht konnten. Nie wieder aber ist mir ein Junge vor Augen gekommen, der so viel Ernst und Liebe auf die Arbeiten verwendet hätte, die in seinem Alter so viel Sorge machen. Seine Buchstaben waren mustergültig, seine Rechenlösungen fehlerlos. Als er fünf Jahre alt war, däuchte er sich kreuzunglücklich, daß er nicht sechs war und zur Schule fonnte. Wir trösteten ihn so gut es ging, er aber bestand auf dem Seinen und zählte hartnäckig die Wochen und Tage bis zur Erfüllung seines Wunsches. Als der Tag fam, strahlte er. Der Lehrer war reizend, die Mitschüler nett allgemeines Wohlgefallen. Dann aber schien schneller als ich erwartet die Ent­

täuschung zu kommen, Er sprach ungern von der Schule, ging

zerstreut umher und wich allen Fragen geflissentlich aus. Nur einmal bei Tisch erzählte er, daß der Lehrer einen Jungen ge= schlagen und da flammte heller Zorn ans seinen Kinderaugen.

Es war nicht nur eine Enttäuschung: es ging eine Verände rung mit ihm vor. Der Junge mit dem empfindlichen Ehrgefühl, der tagelang über eine Miene, einen Blick hatte nachsinnen fönnen, wurde gleichgültig, abgeftumpft, unzufrieden, vernachlässigte seine Arbeiten und fam sichtlich zurück,

Ich fragte ihn, was ihm fehle. Nichts

Dann aber faßte er Vertrauen. Der Lehrer hatte ihn Efel" genannt. Wie soll ich denn da noch Luft haben? Darf er mich etwa schimpfen? Mama schimpft nie... Mama fagt, Schimpfen ist häß lich. Und er schimpft... die ganze Klasse weiß es... alle haben gehört, daß ich ein Esel bin.

Er legte die Stirn in Falten und sah finster vor sich hin.

"

Wie darf er mich schlagen?! Weil er größer ist, als ich? Weil Möglich, daß er eine Ausnahme, daß er besonders empfindlich war, weil er nie auch nur ein unsanftes Wort gehört. Möglich, daß ihn die neue Umgebung überhaupt nervös gemacht. Dennoch: ich habe nie ein Kind so außer sich gesehen.

Den Tag über ging er wie abwesend umher. Nachts packte ihn das Fieber, er fand sich stöhnend in den Kissen, knirschte mit den Bähnen und schrie mehrmals wild auf.

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- Der Deutsche Verein für Kunst wissenschaft, der im November vorigen Jahres begründet wurde, hielt in Frank furt a. M. feine erste Sigung ab. Der unter Leitung von W. Bode, dem Direktor der Berliner   Sammlungen, stehende Berein hat die Förderung des Kunstgeschichtlichen Wissens und damit() die Hebung des künstlerischen Lebens" zum Zweck. Geplant wird ein Verzeichnis und die Herausgabe aller deutschen   Kunstdenkmäler, ferner die Ver öffentlichung von Handbüchern und sonstigem Anschauungsmaterial. Ob für die Massen des Volkes, die ihren Bildungseifer auch auf diesem Gebiete oft genug gezeigt haben, etwas dabei herauskommt, ist abzuwarten. Bode hat durch die Einführung von Entreetagen in den Berliner   Museen teineswegs soziales Verständnis bewiesen.

gerade neu.

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So heißt

Das Reklamedenkmal. Daß jemand einem anderen ein Denkmal setzt, um für sich selber Reklame zu machen, ist nicht Das Berliner   Fettpuder Denkmal, auch Wagner­Denkmal benannt, ist ja immer noch ein hübsches Beispiel dafür. Kabarettmann, der die Spießer durch seine Unerschrockenheiten zu Auf eine andere Art hat es- Danny Gürtler   angefangen, ein Als er nach einer Woche zur Schule ging, war er nicht wieder- bluffen sucht.( Leider sind auch verschiedene Parteiblätter auf ihn zuerkennen. Bleich, abgezehrt, verhärmt, mit Ständern um die bereingefallen.) Diefer angehende Ferdinand Bonn  ( en miniature) Augen und fchlaffen Mundwinkeln das war der früher traft- hat dem deutschen Volke"( billiger tun die Herren es nicht) das strozende Junge. Zwischen den Augenbrauen lag eine tiefe Furche. langerfehnte Heine- Denkmal ganz aus Eigenem gestiftet. Es som es. Daß etwas daraus wird, ist ausgeschloffen. Bleibt die Re­In feinem Blick war ein neuer Zug, etwas Eisiges, das ich nie in 20 000 Mark tosten und in Köln   zu stehen kommen. Kinderaugen gefehen: der Haß. Das war der Uebergang. Er währte feine Beit, ließ hier ein flame, die dieser Heinemonopolist inzwischen durch geschmacklose Post­farten( Gürtler am Grabe Heines) und ähnliches ausbeutet. Die Merkmal und da ein Zeichen und verschwand. Wenn Sie fragen, was geblieben: Troz, Gleichmut und eine Breslauer Polizei, die ja immer dabei sein muß, hat ihm nun auch jähe Wildheit. Eine Wildheit, die so gar nicht natürlich ist, die noch den Gefallen getan, seine Chosen zu beschlagnahmen. Das oft flingt, als fei fie nur fünstlich aufgepeitscht, ja überhaupt nur war natürlich für den tönig der Boheme" ein Fest. Mit 10 000 Flugblättern und Beschwerden in allen Instanzen antwortete e* da, um zu vergeffent, fortzuwischen, fortzutollen.... darauf. Er hat Stoff für seine Chansons und die schönste Bo­Es tut mir leid. pularität. Wenn's ihm an Humor nicht fehlt, sollte er nunmehr da= der Breslauer Polizei ein kleines, nettes Denkmal errichten gegen wird niemand etwas haben und Heinrich Heine   in Ruhe laffen.

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Mein Prachtjunge...!

Heute- Die Lehrer sind ratlos. Er ist der Schrecken der Schule...

2. P. Larsen.

Notizen.

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Das Studium der Frau. Auf den technischen Hoch­schulen Deutschlands   studieren in diesem Wintersemester 1832 Frauen, natürlich nur als Hörerinnen. Am zahlreichsten sind die Frauen in Stuttgart   und Danzig   vertreten.

- Wochenplan des Schiller Saats, Charlottenburg  . Sonntag 8 Uhr: Karl Maria von Weber  - Abend. Dienstag 8 Uhr: X. Lieder- Abend. Mituvoch 9 Uhr: Vortrag von Fritz Stahl   über Norwegische Literaturstipendien. Das nor Michelangelo  . Freitag 9 Uhr: Vortrag von Dr. Leopold Hirschberg wegische Storthing hat bereits öfter Schriftstellern Stipendien ver über Verdi. Sonnabend 6 Uhr: Vorlesung von Prof. Schubring liehen. Alvilde Prydz   aber war die erste Schriftstellerin, der eine Anleitung zum Betrachten von Kunstwerken". Sonnabend 9 Uhr: folche zu teil wurde. Ihr ist, nach der Franff. Zeitung", auf Vortrag von Dr. M. Burkhardt über Brahms  . Sonntag, den Lebenszeit eine jährliche Unterstügung von 800 Kronen bewilligt 15. März, 8 Uhr: Viktor Hugo- Abend.

worden.