SftrfCme* es i'Cn Belgiern schwarz auf weiß prasensseri wurde. DieBlätter dour Schlage der ,Moile beige" und des„Petit Bleu", diemit frecher Vüttuosität die Geschäfte de? Königs besorgen, konmtensich vor Jubel nicht fassen. Wer durste e-Z jetzt noch wagen, vonder„Unnachgieb�gleit" des Königs, vom„AfstalutasmuS" u. dgL zureden, nachdem Leopold die Krondomäne genystZÄ der Sswm« dasAbstimmungsrecht über das Budget zugesmnden und übsrhaupck inallein„mit sich hatte reden lasten". Selbst Dorstchtige wallten nachdiesem„Resümee" st' den neuen Bedingungen beträchtliche Vorteilegegenüber den früheren finden. Aber«lö bald darauf der neueVertrag im Wortlaut erschien, erfuhr die Oestentlichkeit, vaelch leckeslltetöver die Regierung ausgeführt hatte. Denn es zeigte sichin vollster Deutlichkeit, daß die„trenen Bedingung«»" nichtum ein Haar bester waren clZ die früheren, daß sie vor allemebenso wie diese eine ostentative Verletzung derParlamentsrechte sind, deren Anerkennung sich die Kammerin ihrem Votum vom Dezember 1906 ausdrücklich vorbehalten hatte.Daß die Negierung sin deren Mitte Herr Helleputte sitzt, da- seinerzeit für die Anerkennung der Kontrollrechte der Kammer, geredetund gestimmt hat) es überhaupt wagt, diesen Vertrag darzulegen.in dem, nur in anderen materiellen und juristifchcn Formsa, alleWünsche des Königs genau so wie im ersten registriert find,ist wirklich ein starkes Stück.Trotz der Aufhellung der Tatsachen durch den WorSlaut desVertrages selbst, fährt die Kongopresse unbeirrt fort, den neuenVertrag den Belgiern als ein„glänzendes Geschäft" einzureden. Aberes hat sich gezeigt, daß nicht nur die„prinzipiellen" Aunexiensfeinde,fondern auch„angesehene" Politiker, die„Slimexionisten" find, denneuen Vertrag als unannehmbar erklärten. Als höchstenTrumpf spielte man aus, daß sich sogar Äeernaert, der starr-köpfige Nörgler, zufrieden erklärt habe. Leider kam bald em Dementi, daS das Gegenteil besagte. Auch Cattier.der angeschensteKolonialfachmann und selbst ein Annexionist, sprach sich gegen denVertrag auS. Desgleichen der alte Demokrat I a n s o n. Ewe Reihevon durchaus kolonialsteundüchen Blätrern verurteilen ebenfalls denneuen Vertrag auf daS schärfste und erklären seine Bedingungen für«och- verhängnisvoller als die des ersten Vertrag?.—Was hat Leopold nun eigentlich in dem neuen Vertrag seinenBelgiern„gewährt"? Wie sahen diese„königlichen" Opfer auS?Er hat wirllich dem Willen der Oeffentlichteit Rechnung getragenund die K r o n d o m ä n e„geopfert". Die Krondomäue ist tot—es lebe der Spezialfonds. Mit besten aus den Eingeborenengepreßten Millionen konnte der König ohne parlamentarischeKontrolle seine größenwahnsinnigen Baupläneausführen. Er hat sich dazu von der Regierung die rundeSumme von 45 Millionen bewilligen lasten. ES ist nur eineStimme darüber, daß die Kammer nie aus Eigenem fürdie höchst unpopulären LuxuSbauten des Königs ihre Zu-stimmung gegeben hätte. So ist fie nun auch noch verpflichtet.die vom König eingegangenen Kontrakte einzuhalten. Eine Stufehöher noch aber erklimmt die leopoldinische Anmaßung in derKreierung jener 50 Millionen„aus den Sinnahmen der Kolonie",die sich der König für Werke im Kongo— ohne Kontrolle ihrerVerwendung natürlich— als Zeichen der Dankbarkeitbewilligen ließ. Bescheiden wie immer eSkomptiert Leopold bereitsden Dank der Nachwelt für sich und„fein Kongowerk"— nach-dem ihm die Mitwelt statt des DankeS nüchtern an die Einhaltungdes Berliner Vertrages erinnert, den er durch sein wildesAusbeutungssystem gebrochen. ES ist wirklich echtLeopoldinisch. daß sich inden Tagen, in denen allenthalben die Empörung über die grausameStegerauSbeutuug und Negermißhandluug im belgischen Kongo lautwird, der Schöpfer dieser Greuel sich mit einem Millionenfonds denDank für sein Werk quittieren läßt. Gerade die Klausel von derDankbarleit hat die Presse übrigens nicht übel aufgebracht.Ein anderer Zug Leopolds kommt in der Bestimmung zum AuS-druck, die dein Prinzen Albert bis zu seiner Thronbesteigung einejährliche Dotation von 120000 Fr. und der Pciuzesstn Clementinebis zu ihrer Verheiratung 75 000 Fr. zuspricht. Nun weißder König, daß Belgien auch im besten Falle Millionen in dieKolonie wird hineinstecken müssen, wenn ander« eS nicht in Konfliktmit den Mächten des Berliner Vertrages geraten will. Leopoldweiß, daß Belgien nur den Kongo übernehmen kann, wenn es allejene Reformen durchführt, die daS bestehende Leopoldinische Ver-flavungS- und BuSbeutungSsystem notwendig macht. Daß aber derR J_____!-— I--■■■■■'■■JJ- �Sie Vorboten des 18. MSrs.Die Märzrcvolution brach mit der Plötzlichkeit einer KatastropheNicht nur über die Fürsten, sondern auch über daS Bürgertum herein.„Wir sahen", heißt eS in einer Darstellung auS dem Jahre 1849.„wie sich der Himmel verfinsterte und die Lust schwüler und schwülerwurde.... daß endlich ein LoSbruch des Sturmes erfolgen mußte,wußten alle.... Wer aber hätte den so plötzlichen und so vir-uichtenden Sturm geahnt, wie ihn der Februar des Jahres 1848brachte...." Am ahnungslosesten waren die absolutistischen Gewalt-Haber. Die Hofschranzen und politischen Handlanger wiegten die Fürstenvollends in den Wahn ihrer souveränen Gottähnlichkeit, und von Zeitungen«rhielten auch damals die gekrönten Häupter nur einevorsichtig getroffene Auslese. Drastisch sagt Wilhelm Zimmer-mann in seiner Schrift„Die deutsche Revolution":„Mehrals ein deutscher Fürst war in der Lage Ludwigs XIV.„Wannwird Ihre Frau entbunden." fragte der König einen seiner Höf-linge.„Wann eS Euerer Majestät gefällig sein wird," antwortetedieser mit tiefer Verbeugung. So glaubte mancher deutsche Fürst,eS komme auf ihn an. ob und wann die Zeit eine neue Geburtvollbringen soll oder nicht." So erklärte ja auch bekanntlichFriedrich Wilhelm IV. noch 1847.„nimmer werde erdulden, daß ein Blatt Papier sich zwischen den Herr-Gott imHimmel und daS Land dränge", wobei der Preußenkönigsich für den allmächtigen Stellvertreter dieses Herr-BotteS imHimmel hielt.Da kam die Pariser Februarrevolution. Unter demBürgerkönigtum des gekrönten Bourgeois LouiS Philipp und derKorrupttonSpolitik einer„Volksvertretung", die von noch nichteiner Viertelmillion Staatsbürgern gewählt war, die überje 200 Frank direkte Steuern bezahlten, war die Nationderartig ausgeplündert und politisch kompromittiert worden, daß dieEmpörung eine allgemeine geworden war. Am 22. Februardemonstrierten Kleinbürger und Proletarier auf der Straße. DieDemonstration wiederholte sich machtvoller am 23. Februar. Eskommt zu einem Zusammenstoß mit dem Militär, Bürgerblut wirdvergossen und im Nu wachsen die Barrikaden aus dem Boden.Der Kampf dauert bis zum andern Tage: UmlUhrmittagöam 24. Februar zieht daS siegreiche Volk in dieT u l e r i e n ein. Der Bürgerkömg aber bringt seine teuere Personund sei» gefülltes Portemonnaie durch eilige Flucht in Sicherheit.Die Nachricht von der siegreichen Revolution, von der Er-richtung der Republik erregte in ganz Deutschland einenOrkan de? Jubels und der Begeisterung. Vergebens versuchten dieoffiziösen Berliner Preßkosaken den Spießbürgern vor einer fran-zö fischen Invasion Gruseln einzuflößen, vergebens bramarbasiertedie»Allgemeine Preußische Zeitung", daß,»wenn neues GelüsteKönig dem sicheren Defizit des Budgets noch diese„Groß-mutSspenden" anhängt,— die er, wie man wohl weiß, ans eigenerTasche bezahlen kann, wenn ihn schon danach gelüstet— ist ein Beweis inehr, was für ein sonderbares„Geschenk" und welches„Geschäft" die Kolonie für die Belgier zu werden verspricht.— Zuden weniger auffallenden, aber immerhin bezeichnenden Be-stimmungen des Vertrages gehört auch die Zuwendung einer JahrcS-rente von 60000 Fr. an die Verwalter der 5kronendomäne, zudenen unter anderem die Geschäftemacher des Königs und MillionärsBaron G o f f i n e l, Baron S n o h u. a. gehören. Was der nobleKönig nicht alles aus den armen Negern herauspreßt, um— groß-mütig zu sein!An den mitgeteilten Hauptzügen des Vertrages mag manersehen, welch ein„Fortschritt" in den neuen Bestimmungen liegt!Nun, die Regierung kann heute schon ersehen, daß trotz ihrer keckenund skrupellosen Negiekünste ihrem zweiten Vertrag kein anderesSchicksal blühen wird, als dem ersten: daS Schicksal, begrabenzu werden._Die Lemi'besi'dnuligs- flovelle in derKeichstsgsßommiiiion.Gestern fand die erste Sitzung der 28gllederigen Gewerbe-ordmingSkommisfion statt. Von sozialdemokratischer Seite gehörender Kommission die Genoffen Molke nbuhr, Schmidt-Berlin und Stadthagen an. Von ihrer Seite waren zunächstzu den KZ 105 bis llvb eine Reihe Anträge gestellt. Auch dieZentrumsmitglieder hatten viele AbänderungSanträge gestellt, die sichauch auf andere Paragraphen als die in der Vorlage berührten be-ziehen. Die Kommission war damit einverstanden, daß zunächst diezu§ 118 der Gewerbeordnung gestellten Anträge zur Beratung ge-langen und später auf§ 105 usw. zurückgegangen werde. Beschlossenwurden zwei Lesungen. Als Berichderstatter für die Vorlage wurdeAbg. Prep er. für die Petitionen Genosse Schmidt- Berlingewählt.Der jetzige§ 118, Absatz 1 der Gewerbeordnung lautet:„BeimAbgange können Arbeiter ein Zeugnis über die Art und dieDauer ihrer Beschäftigung fordern." Die Regierungsvorlage schlägtvor, um den aufgetretenen Zweifel zu beseitigen, ob das Zeugnisbereits von der Kündigung ab verlangt werden könne, den Eingangdes Absatzes so zu saffen:„Bei der Beendigung deSDien st Verhältnisses im Falle der Kündigung vondieser an. Bon sozialdemokratischer Seile wuroe betont: beiloyaler Auslegung des§ 113 müste sowohl die Frage, ob bereitsvon der Kündigung ab, wie die weitere, ob die in der RegierungS-Vorlage nicht berührte ohne Aenderung bejaht werden, daß dasZeugnis auch nach dem Au Stritt verlangt werden kann. Beider Beratung deS§ 680 Bürgerlichen Gesetzbuchs und bei ß 73HandelS-GesetzbuchZ war von sozialdemokratischer Seite beantragt.beide Fragen ausdrücklich im Gesetz zu bejahen. Damalshalten die RegierungSvertrcter und die KommissionSmitglieder ausweislich des Berichts zu§ 73 HandelS-GesetzbuchS ausdrücklich er-klärt,„daß nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch kein Zweifelsein könne, daß nach Maßgabe der Bestimmungen über Treuund Glauben bei Verträgen das Zeugnis schon verlangt werdenkann vom Tage der Kündigung ab und auch nach dem Austritt." Wirdnun n u r K 113 Gewcrbe-Ordnuug geändert, so liege es leider nahe, daßdann K 73 deS Handelsgesetzbuches und K 630 deS BürgerlichenGesetzbuches fortan irrig interpretiert werden. Um diese Ver-schlechterung der HandlungSgehülsen und der dem Bürgerlichen Gesetz-buch unterstellten Arbeiter, z. B. der Landarbeiter, zu verhüten, seieS zweckmäßig, entweder alle drei Paragraphen oder leinen nachdieser Richtung zu ändern, im Gegensatz zur Regierungsvorlage abereventuell auch die Streitfrage über die Zeit nach dem Austritt inbejahendem Sinne zu schlichten. Aus der Mitte der Kommissionwurde betont, daß un Bericht festgelegt werden könne, daß die fürHandlungSgehülsen usw. durch Aenderung deS Z 113 der G.-O. nachteilige Interpretation nicht gewünscht sei. DaS Zentrum beantragte zumAbsatz 1 deS§ 113 auch eine Klarstellung darüber, daß auch im Fallvermeintlich unberechtigten Austrittes auS der Arbeit ein Zeugnis ver-langt werden kann. Ein Regierungövertreter vertrat zu lebhafterUeberraschung die Anficht, daß eine Weigerung der Zeugniserteilungbei unberechtigtem Austritt möglich sei. ZcntrumSabgeordnete, Frei-sinnige und unsere Genossen betonten, daß unter allen Umständenein Zeugnis verlangt werden müsse. DaS sei jetzt durchAnnahme deS Zentrumsantrages und dann durch auS-drücklichen Ausschluß deS 273 des Bürg. Gesetzbuchs an andererStelle„absolut klar zu stellen. Schmidt- Altenburg(Rp.)wollte ein„vorläufiges Zeugnis" zulassen. Sein Antragerwachen sollte nach deutschen Fluren, vielleicht gekleidet in daSStreben der Völkcrbeglückung nach dort reifenden Theorien,Deutschland dastehe, wohlvorbereitet, jeden Angriff ernst und.wenn eS sein muß, blutig zurückzuweisen." Diese chauvi-nistischen Hctzversuche verpufften. Die Masse des Volkes begriff.daß der Feind nicht jenseits sondern diesseits desRheines stand.Zuerst begann es sich in Süd- und Westdeutschland zu rühren.In Baden hatte ja die liberale Opposition die schärfsten Formenangenommen, dort hatte sich bei der Mäste sogar der Gedanke derRepublik eingebürgert. Luch in Württemberg, Hessen, Rhein«Preußen bestand bereits feit geraumem eine liberale Opposition.Aber auch Thüringen und Sachsen wurden jetzt durch die PariserEreignisse in den Strudel hineingerissen.Ueberall erhob sich der Ruf nach einem starken und einigenDeutschland. Fast einstimmig verlangte man allenthalben in dendeutschen Ländern und Länderchen:„Ein deutsches Parlament, freigewählt durch daS Volk. Jeder volljährige Deutsche, ohne Rücksichtauf Rang, Stand, Vermögen und Religion, kann Mitglied diesesParlaments werden.— Unbedingte Preßfreiheit.—Vollständige ReligionZ-, Gewissens- und Lehrfreiheit.— Auf-Hebung der stehenden Heere.— Allgemeine VolkS-bewaffnung mit freier Wahl der Offiziere.—Volkstümliche Rechtspflege mit Schwurgerichten.— Alkgemeinesdeutsches Staatsbürgerrecht.— Gerechte Besteuerungnach dem Einkommen.— Wohlstand, Bildung und Unterrichtfür alle.— Schutz und Gewährlei st ung derArbeit. Ausgleichung des MißverhältuisteS zwischen Kapitalund Arbeit.— Volkstümliche und billige Staatsverwaltung.— Be-schränkung des Beamtenheeres.— Verantwortlichkeit allerMinister und Staatsbeamten.-- Abschaffung aller Vor-rechte.— Freies Vereinigungsrecht usw. usw."Am 5. März fand in Heidelberg eine Versammlung badischer.hessischer, württembergischer und rheinischer Liberaler und Radikalerstatt, die beschloß, die Einberufung eines deutschen Parlaments zufordern. Zugleich wurde beschlosten, auf den 81. März nach Frank-furt a. M. eine allgemeine VertrauenLmännerversammlung der Nationeinzuberufen, die denn auch als sogenanntes„Vorparlament" zu-sammentrat. Kaum waren diese Beschlüsse bekannt geworden� alsman von einem Fürstenkongreß hörte, der eine Gegenaktion dar-stellen und sich bereits am 25. März in Dresden versammeln sollte.Aber diese Gegenaktion kam nicht zustande: Der 13. März warfden Absolutismus für erste derart über den Haufen, daß ihm all'.Lust zu Quertreibereien verging. Erst als die Zerklüftung und derHader unter dem Bürgertum selbst begann, kam die Reaktion wiederzu Kräften.Die siegreiche Erhebung deS PariseS Volkes war den Mzcht-Hävern aber auch ohnehin schwer in die Glieder gefahren. Derwurde einstimmig abgelehnt. Dasselbe Schicksal widerfuhreiner nationallibcralen Anregung, dem Arbeitgeber stets zugestatten, im Zeugnis zum Ausdruck zu bringen, ob des ArbeiieroAbgang berechtigt erfolgt sei. Bei der Abstimmung über Z 113Absatz 1 fiel der sozialdemokratische Antrag, entweder die jetzigeFassung zu behalten oder auch klar auszudrücken, daß auch nach demAustritt ei» Zeugnis verlangt werden könne, durch Annahme de?ZenirumLantrageZ folgender Form sdie Aenderungen gegen den jetzigenWortlaut sind durch Sperrdruck hervovgehoben):Bei jedem Austritt aus dem Dienstverhältnisoder im Falle der Kündigung von dieser an,können die Arbeiter von dem Arbeitgebereinschrift-l i ch e S Zeugnis über die Art und die Dauer ihrer Beschäftigung' fordern. Wenn zwischen der Kündigung und dem.Ansiritt ein Zeitraum vo» mindestens einemMonat liegt, so kann der Arbeiter ein Ergänzungö-zeugnis beanspruchen.Die ZentrimiSinitglieder hatten auch zu den weiteren, in derRegierungsvorlage nicht berührten Absätzen deS ß 113 eine präzisereFastung beantragt. Unsere Genossen verlangten eine Klarlegung,daß auch negative Merkmale des Zeugnisses unzulässig sein sollen,daß also eine gewohnheitsmäßige Bescheinigung„ordnungsmäßigentlasten" erteilt und ein Gebrauch eines anderen Formulars(alsoeine Art schwarze Liste) untersagt wird. Diese Umgehung des Gesetze?soll durch Einschaltung der Worte„oder geeignet sind" erreicht werden.Der dahin gestellte, im Jahre 1891 abgelehnte Antrag wurde mir15 Stimmen(Zentruni, Freisinn, Sozialdemokraten) angenommen.Der Abg. Schack stiminte dagegen, also für eine Umgehung derArbeiterschutzvorschrift und ftw Fcmbriefe. Die weiteren Absätzeerhalten folgende Gestaltung(die Aendernngen sind durch Sperr-druck ersichtlich):Dieses Zeugnis ist auf Verlangen der Arbeiter auf ihredienstliche Führung und ihre oienstlichen Leistungenauszudehnen.Das Zeugnis darf eine dem wirklichen Sach-verhalt lvidersprcchende Auskunft nicht enthalten und muß von dem Arbeitgeber odereinem dazu bevollmächtigten Betriebsleiterunterzeichnet werden.Das Zeugnis darf nicht mit Merkmalen versehenwerden, welche den Zweck haben oder geeignet find, denArdeiter in einer aus dem Wortlaut des ZcugnisteS nicht erficht-lichen Weife zu keimzeichnen.Die nächste Sitzung findet am Freitag statt.politifcbe CCeberlicbt.verlin. den 11. März 1908.Geschäftsordtmngskämpfe und modernistische Kultur.In der heutigen Sitzung des Reichstages wurde dieGeneraldebatte über daö Reichsamt des Jnncnr zu Ende gcbracht. Nachdem einige bürgerliche Redner über alle mög-lichen Fragen bereits Gesagtes in anderen Worten wieder-holt und wenig Neues vorgebracht hatten, wäre unsererseitsGenosse Hue zum Wort gekommen, der die bisher noch nichterörterten Berg Werksfragen vorbringen lvollte. Daerschien der Blockantrag auf Schluß der Debatte, der dennauch mit der üblichen Blockmehrheit angenommen wurde.Als nunmehr nach der Abstimmung über die Resolutionenin der Spezialdiskussion weiter fortgefahren wurde, ergriffder Genosse Hue das Wort zum Titel„Gehalt derDirektoren", geriet aber gleich in Konflikt mit dem Präsi-deuten Stolberg, der nicht dulden wollte, daß Hue in irgendeiner Weise Fragen streifte, die allgemeinen Charakters sind.Schließlich mußte Hue abtroten. Nunmehr versuchte GenosseStadt Hägen sein Heil. Den Kampf mit ihm hatte GrasStolberg dem Vizepräsidenten P a a s ch e überlassen. ES gelangStadthagen zwar eine Zeitlang eine sachliche Erörterungdurchzusetzen. HerrPaasche, immer nervöser werdend, studiertein den Zwischenpausen zwischen seinen präsidialen Einmischungendie Geschäftsordnung, um ausfindig zu machen, mit welchemParagraphen er den Einwendungen Stadthagens begegnenkönnte. Schließlich drohte er, nachdem Stadthagen zweimalzur Sache gerufen war. mit einem Appell anL HauS, umdem renitenten Sozialdemokraten das Wort entziehen zulassen. Stadthagen beendete indes rasch mit kurzen Wortenseine Ausführungen.Bundestag, diese Vertretung der Regierungen, versprach bereitsin einer Proklamation vom 1. März:„Deutschland wird und mußauf die Stufe gehoben werden, die ihm unter den Nationen Europasgebührt." Ferner gab er den Regierungen die Aufhebung derZensur frei und geruhte sogar am 10. März, den„Böllern" da? Tragender„deutschen Farben", schwarz-rot-gold zu gestatten, ja sie zu denamtlichen Farben des deutschen Bundes zu erheben. Inzwischenfreilich hatten sich verschiedene dieser deutschen„Völler" bereitsanderweitige Freiheiten herausgenommen. In Baden erzwang dasVoll die Entlastlmg dreier verhaßter reaktionärer Minister. InWürttemberg erzwang man ebenfall« die Berufung einesliberalen Märzministeriums. Obendrein aber rotteten sich gar dieBauern im Odenwald und Taubergrund, im Schwarzwald usw. zu-sammcn, um die Feudallasten gewaltsam abzuschütteln. DieAlten und Lehnsbücher wurden verbrannt; inNieder ftettcnging bei dieser Einäscherung sogarda» Schloß in Flammen auf. Die adeligen Gutsherrengerieten darob in solchen Schreck, daß viele freiwillig aus Zinsenund Renten verzichteten. Auch in Sachsen, Bayern, Hestcn-Darmstadt, Kurhesseir, Hannover usw. schlug der Aufruhr in hellenFlammen empor.Auch in P r e u ß e n, und speziell in Berlin, begann es gewaltigzu gären. Aber Friedrich Wilhelm IV. befand sich nochimmer in dem optimistischen Wahn«, daß sein Volk die Untertanen-scheu nicht abstreifen werde. Als sich der Kanton Neuenburg inder Schweiz, den der Wiener Kongreß unter preußische Hoheitgestellt hatte, von Preußen losriß, meinte der König,er verliere dabei nichts als die schöne Aussicht vomdortigen Schlosse. Aber die Vorgänge im preußischen Rheinlandehätten ihm immerhin eine Warnung sein sollen. Dort, wo dieIndustrie höher entwickelt war. wo die Erinnerung an dle Errungen-schaften der großen französischen Revolution noch besonders lebendigwar, kam es zu sehr bewegten BoltSszenen. In Köln konnte mandie Marseillaise singen und über einen Anschluß an Frankreich diS-kutieren hören, und neben der bürgerlichen Bewegung machte sichbereits auch eine proletarische Bewegung geltend, die inmächtigen Straßendemonstrationen Schutz der Arbeit und Stcherstellungder meuschlicheir Bedürlnisse verlangte. Aber die Junker und Bureau-lraten in Berlin stellten übermütig die schärfsten Maßregeln in Aussicht,falls sich auch in Berlin der„Pöbel"„mausig machen" sollte. Undda? Vertrauen des preußischen König« in die Uncrschütterlichleitseines feudal-absoltitistischen GotteSgnaden-ReginrentS war noch am6. März ein so festes, daß er an diesem Tage in einer Thronrededen schönen Satz aussprach,„daß in Preußen der König, dasHeer und das Volk dieselben seien von Geschlechtzu Geschlecht".Er sollte bald genug eine« Besseren belehrt werden.