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Bei einigen der folgenden Positionen. Germanisches Museum", verbreitete sich nunmehr der Zentrumsabgeordnete Dr. Pfeiffer aus Bamberg über die gesamten Auf- Wendungen für Kulturzwccke, die das Reich macht. Auch ihm fiel Herr Paaschs in das Garn, was wiederum zu einein Ringkampf zwischen dem Redner und dem Präsidenten führte, in dessen Kunstpausen der Herr Präsident wiederum eifrig in der Geschäftsordnung umherblätterte. Hosfent lich geben die bevorstehenden Osterferien dem un sicheren Präsidentenlehrling die erforderliche Muße, um sich über seine Kompetenzen hinreichend zu informieren. ES trägt gerade nicht zur Förderung dcS präsidialen Ansehens bei, wenn die Herren auf den: Präsidialsessel so merkbar ihre Un- "rfahrcnyeit zur Schau stellen müssen. Dem Zentrumsredner sprang mittlerweile Herr v. G a m p fjülfreich bei, indem er den Antrag einbrachte, eine Reihe von -Positionen zusammcnzufa.ssen, um dem Redner die Fort- führung seiner Siede zu ermöglichen. Ter Antrag war seiner- seits dem Zweck keineswegs entsprechend, wurde aber doch vom Zentrum und der Rechten angenommen. Nunmehr las Herr Pfeiffer seine sorgfältig ausgearbeitete und stilisierte Rede weiter vor. Sie wurde dadurch bemerkenswert, daß dieser Zentrumsredner Ideen entwickelte, die ihm im korrekten Verlauf der Dinge den Bannfluch des Papstes eintragen müßten. Was er entwickelte, war der Modernismus in der Kunst und Wissenschaft. Als er erklärte, das Wort Schillers: Mein Fürst, geben Sie Gedankenfreiheit!" müsse auch auf die Kunst Anwendung finden, rief die Linke einmütig Bravo l". Am Schluß seiner Rede erhielt Herr Pfeiffer aber dann auch stürmischen Beifall von seiner Fraktion, die damit demonstrieren wollte, daß sie mit ihm einverstanden war. Aber gerade deshalb kann man darauf gefaßt sein, daß die klerikalen Federn sich seht eifrig bemühen werden, zu bc- weisen, daß Herr Pfeiffer nichts gegen Rom gesagt hat. Zur Erbschaftssache Hohenlohe-Langenburg. Ter frühere Statthalter von Elsaß-Lothringen Fürst zu Hohen» lohc-Langenburg hat in seiner Erbschaftssache an den Staats- sekretär v. Koellcr«in Schreiben gerichtet, in dem er darauf hin- lveist, daß er lange vor dem Tode der Fürstin, und zwar schon vor dem Januar ISSS, den Herrn Untcrstaatssekrctär v. Schraut, Vor- stand der Finanzabteilung, aufgefordert habe, ihm ein Gutachten über feine Steuerpflicht in Elsaß-Lothringen abzugeben. Dieses Gutachten spreche sich dafür aus, daß für ihn keine Verpflichtung bestehe, in Elsaß-Lothringen eine Erbschaftssteuer zu bezahlen, daß vielmehr die württcmbergische Gesetzgebung hiervei maß- gebend sei, weil der Wohnsitz der Fürstin Langenburg und nicht Straßburg sei. Er habe keinen Grund, an der Richtigkeit dieses Gutachtens zu zweifeln, da er unbestritten als württembergifcher Standesherr seinen Wohnsitz in Langenburg habe. I n L a n g e n» bürg habe er die gesetzlichen Gebühren bezahlt. Das württembergische Erbschafssteueramt habe auch den Nachlatz der Fürstin in Württemberg für crbschaftssteuerpflichtig erklärt. Sollten die gesetzlichen Vorschriften Elsaß-LothringenS eine andere Behandlung verlangt haben, so sehe er der Mitteilung des Staats- sekretär» hierüber entgegen.--_ Die Neichsvereinsgesetzkowmisfio» sollte am Mittwoch die zweite Lesung der Vorlage beginnen. Tie Sitzung ist jedoch im letzten Moment abgesagt worden. Offenbar wird immer noch daran gearbeitet, den Blocksreisinn für ein Unfallskompromiß zu gcivinnen. Offiziell wird angegeben, daß der Staatssekretär des Innern v. Bethmann-Hollweg die Vertagung gewünscht habe, bis der Etat des Rcichsamts des Innern, den er zu vertreten hat, im Plenum des Reichstages erledigt fei. Die Presse der Freisinnigen Volkspartei setzt ihr vcr- dächtigcS Schweigen über dje Absichten ihrer Partei fort! Wahlrechtskrawall im sächsischen Landtag. Dresden , 11. März ISlZS. (Privattelegramm des»V o r w ä r t S".) In der zweiten Kammer des sächsischen Landtages kam eS heute zu einem Wahlrechtskrawall. Als der freisinnige Antrag auf Her­stellung der Oeffentlichkeit der Wahlrechts- deputation verhandelt wurde, untersagte der Präsident jede Berührung der geheimen WahlrechtSverhand- langen in der Deputation. Darauf erwiderte der frei- sinnige Abgeordnete Bähr, solches Verhalten sei eines Kultur- volles unwürdig. Diese Wort« lösten starken Beifall auf den Tribünen auS, worauf der Präsident sofort die dichtbesctzten Tribünen räumen ließ. Unter stünni- scher Unruhe dcS Hauses wurden der Genosse G o l d st e i n und der Freisinnige Günther, die gegen die Maß- nahmen dcS Präsidenten protestierten, von diesem zur Ordnung gerufen. In der wiederaufgenommenen Verhandlung legte Genosse G o l d st e i n unsere Haltung zu der geheimen WahlrechtS- dcputaiion dar. Der Konservative Opitz beantragte Verweisung dcS Antrages an die geheime Wahlrechtsdeputation, womit, wie Genosse G o l d st e i n treffend bemerkte, der Bock zum Gärtner gemacht werde. Hierauf vertrat der Nattonalliberale Schill den Standpunkt feiner Fraktion und bemerkte, daß die Geheimnis- lrämerei bis in die Reihen der gretkonservativen Unwillen erregt habe. SchließliÄ wurde der Antrag doch an die geheime Wahlrechts deputation abgeschoben. ES liegt bereit« wieder eine freisinnige Interpellation über die W a h l r e ch t s f r a g e vor und eS wird voraussichtlich bald wieder zu Zusammenstößen w der Zweiten Kammer kommen. Eine Anklage zur Lynar-Affäre. Wegen Beleidigung des ÄriegSministerS hatte sich am Montag Genosse Stein kamp vom.Bolksblatt für Bochum " vor der dortigen Straflammer zu verantworten. Der KrtegSminister von Einem erklärte in seiner bekannten ReichStagSrede vom 4. Dezember auf einen Angriff Paasches, daß sich der Major L y n a r dem Gerichte gestellt habe. Einige Tage später teilte der Hannoversche Tonrier" mit, baß Graf Lynar nicht habhaft sei. DaSPollsblatt" druckte diese Mitteilung ab und fügte eine«twaS freie Charakteristik der entgegenstehenden Versicherung deS Kriegs- Ministers an. Eingangs der Verhandlung hielt der Vorsitzende dem An- geklagten vor, daß er in dem Artikel dem KriegSmintster den Vorwurf der krassen Lüge gemacht habe. Genosse St ein kamp wieS auf die Mitteilung regierungsfreundlicher Organe vi», nach denen sich Graf Lhnar nicht gestellt habe. Das habe ihn zu der festen Ueber« zeugung gebracht, daß die Aussagen des Kriegsministers nicht den Tatsachen entsprochen habe. Als dann dieRordd.«llg. Ztg.* die Auslassungen der Blätter dementierte, habe auch daS.Volksblatt* davon Notiz genommen und erklärt, daß dadurch auch die Schluß. folgenmgen desVvlksblattes* hinfällig feien. Staatsanwalt Wagner erklärte, daß die Zurücknahme nur in bppothctischer Form erfolgt sei. Der V e r t e i d i g e r, Rechtsanwalt' Dr. R a v i tz k y. führte aus, das Dementi derNordd. Mg. Ztg.* besage nichts, wie so viele Dementis dieses Blattes. Hier komme es vorauf an, ob sich Graf Lynar schon am 4. Dezember gestellt habe. Er wolle den Beweis antreten, daß dies am 4. Dezember noch nicht geschehen s e i und ersuche dafür als Zeugen zu laden den Journalisten Busa rd- Berlin und den Grafen Lynar. Der Staatsanwalt erklärte, gegen eine Vernehmung der Zeugen wende er nichts ein, um nicht ein Recht des Angeklagten zu verkümmern, er halte aber dem Angellagten entgegen, daß es geradezu unfaßbar sei,»vcnn der Kriegsminister vor den versammelten Abgeordneten, bei der damaligen politischen Situation vor der ganzen Welt, die leicht eine Kontrolle ausüben könne, die Unlvahrheit gesagt habe. Den Angeklagten ersuche er, eine faßbare Erklärung abzugeben. Verteidiger NcchtZanwalt Ravitzky entgegnete, nicht ausgeschlossen sei, daß den, KriegSnnnister die Mitteilung geworden, Graf Lynar und Hohenau würden sich den Gerichten stellen. Erklärlich erscheine eS, wenn der Knegsininister bei der damals hochgehenden politischen Situation des Effekts willen diese Mitteilung in positiver Form gemacht habe. Der Staatsanwalt meinte, diese Er- llärung mache dem Kriegsminister höchstens den Vorwurf der Un- Vorsichtigkeit, während der fragliche Artikel den der bewußten Un- Wahrheit enthalte. Nach kurzer Beratung beschloß das Gericht die lommissarische Vernehmung der angebotenen Zeugen. Zum neuen Termin soll ein Abdruck des amtlichen Stenogramms der Rede des Kriegsministers und der Rede PaascheS vom 4. Dezember beigebracht werden. Landtagstvahle« vor Pfingsten! DieDeutsche T a g e s z t g." empfiehlt dringend, die LandtagSwahlen mit Rücksicht auf daS Fest und die Heuernte bereits vor Pfingsten stattfinden zu lassen: In einem Punkt scheint uns aber die Wiedergabe der Aeuße- rungen des Minister« ungenau zu sein. Mitte Juni können die Landtagswahlen nicht wohl stattfinden, weil da? P f i n g st f e st auf den 7. Juni fällt und es nicht ratsam sein würde, die Wahlen so kurz nach dem Feste anzusetzen. Außerdem würde dann die Abgeordnetenwahl sich dem Zeitpunkte nähern, wo die Heuernte beginnt, und daS wäre nicht zweckmäßig. Wir glauben deshalb, daß c« geraten sei, die Wahlen so sestzuseyen, daß sie vor den» Pfingstfest beendet sind." Es ist nicht unwahrscheinlich, daß dte Regierung dem agrarischen Drängen, die Wahlen zu einem den agra- rischen Interessen möglichst günstigen Zeitpunkt stattfinden zu lassen. Rechnung tragen wird! Arbeiterfreundlich. Da» Zentralorgan derVolks'partei Zentrum , dieGermania *, führt wiederum einen hinterlistigen Streich gegen Arbeiterrechte. Sie nimmt eine vomLeipz. Tagebl." veröffentlichte Notiz, die über angebliche Inkorrektheiten in der Chemnitzer Ortskrankenlasse be- richtet, zum Anlaß, gegen die Selbstverwaltung der Krankenkassen zu hetzen. In der Notiz wird konstatiert, daß die Staatsanwaltschaft trotz heißem Bemühen keine Handhabe gefunden hat, gegen die Kassenverwaltung vorzugehen. Trotzdem schreibt dieGermania *: Nach dem genannten Blatt sind die Akten über die Ver- fehlungen der in Frage kommenden Kasse noch nicht abgeschlossen, weil wegen mehrerer anderer Vorgänge das Verfahren»och schwebt. Indessen bieten schon die bisher festgestellten Borgänge «inen ne»len Beweis für die dringliche Neforinbedürfttgleit des Krankenkassengesetzes." Selbst wenn die angeblichen Verfehlungen einzelner Beamten auf Wahrheit beruhten, läge für einen objektiv urteilenden Menschen noch kein Anlaß vor, deshalb der Selbstverwaltung der Kassen an den Kragen zu gehen. Nach der Logik derGermania * wäre es z. B. dringend liotwcildig. die katholische Kirche aufzuheben, weil nicht nur in einzelnen, sondern in zahlreichen Fällen katholische Priester sich sexuelle Vergehen haben zuschulden kommen lassen. Graf Hohenau. Einige Blätter wußten in den letzten Tagen zu melden, Graf Hohenau sei vom militärischen Ehrengericht seiner Titel und Orden verlustig erklärt worden. DieNorddeutsche Allgemeine Zeitung" dementiert diese Nachricht in folgender komischen Weise: Gegenüber den in mehreren Blättern enthaltenen Nach­richten rönnen wir auf Grund einer Anfrage an zuständiger Stelle bestimmt erklären, daß ein ehrengerichtlicher Spruch gegen den Generalleutnant z. D. Grafen Hohenau bisher nicht er- gangen ist." Es ist also noch immer kein Urteilsspruch ergangen: viel» leicht ergeht auch keiner mehr! Was doch die mili- tärischen Ehrengerichte für eigenartige Institutionen sind? Bon Helldorff-Bcdra. Auf seinem Schlosse Bedra bei Neumarl sRegicrungSbezirl Halle) ist heute ein Mann gestorben, der einst als Politiker und Führer der konservativen Partei eine bedeutende Rolle gespielt hat. seit mehr als einem Jahrzehnt aber nur noch selten genannt wurde: Herr v. Helldorff-Bedra. Am 10. August 1833 auf dem Gute Bedra geboren, studierte Otto Heinrich v. Helldorff in Bonn , Leipzig , Heidelberg und Berlin Jura und Kameralia, arbeitete am KreiS- gericht und bei der Regierung in Merseburg . Er wurde 1867 Land- rat de« Kreises Wetzlar, schied aber 1874 auS dem Staatsdienst, um da» väterliche Rittergut Bedra zu übernehmen und sich zugleich der Politik zu widmen. Schon 1871/74 war er von dem Wahlkreise Wetzlar in den Reichstag gesandt worden. Besonders nahm er an der Reorganisation der deutschkonservativen Partei regen Anteil, und zwar al» einer der Hauptverfechter des KartellgedankenS, des Zu- sammengchenS mit der nationalliberalen Partei. Er wurde 1877 von Willenberg in den Reichstag gewählt, führendes Mtglied des FrattionSvorstandeS der Deurschkoniervativen im ReichSlage und deö Ausschusses deS deutschkonservattden WahlvereinS. Mit Ausnahme der Legislaturperiode 1881/84 bertrat er Schweimtz-Wittenberg bis 1890. Bei der Neuwahl im Jahre 1860 unterlag er dem Freisinnigeu Dr. Dohrn, wurde aber bei einer Ersatzwahl im Wahlkreise Schlochau- Jlatow gewählt. Seine kartell- und regierlmgSfreundlichen Neigungen brachten ihn jedoch bald mit den entschiedenen Aararkonservativen in Konflikt, besonder« als er für die Landgemeinde-Ordnung sowie für dte ersten Caprivischen Handelsverträge eintrat und sich gegen das Zedlitzjche Bolksschulgesetz wandte. In diesen Streitigletten blieb die um Hammerstein geschart« Gruppe Sieger. Herr v. Helldorf wurde in den ParteiauSschuß und den FraktioiiSvorstand mcht mehr gewählt und trat bei den Wahlen im Jahre 18VS nicht wieder als Kandidat auf.---_ Gelobt sei Jesus Ghristus! Die hübsche Geschichte von dem frommen Gehaben dcS Rektors >psch während der Wahlbcwegung im Kreise Lölvenberg wird von derFreisinnigen Zeitung* als Unwahrheit bezeichnet. Sie sagt: Die grobe Unwahrheit ist bereits richtig gestellt worden. Der Verbreiter dieser Nachrickit. ein Herr aus Rabiöhau. hat sie in einem Brief an Herrn Abg. Kopsch in Worten der Entschuldigung zurückgenommen."_ Eine Ohrfeige für Preufjcns Dreitlassenparlament. Die bayrische ReichSratSkammer lehnte in ihrer Sitzung vom Mittlvoch die Genehmigung zur Strafverfolgung des Nürnberger sozialdemokratischen OrgansFränkische Tagespost" wegen cincö ArtikelsWie man Rcichsrat werden kann" ab» DieNot" der Landwirtschaft kommt besonders kraß zum Ausdruck bei denlandwirtschaftlichen Festen". Auf dem Stiftungsfest desLandwirtschaftlichen Vereins von Woltersdors und Uingegend' in Sachsen sang man u. a. folgende schönen Verse: Wir können uns den schönen Tag Schon leisten ohne Not. Denn um der Londivirtschast zu nützen, Tat man sieoben" mehrfach schützen, Djamit recht teuer das Brot. Wir werden deshalb heute nur Am Fleisch uns essen satt. Wir wollen sicher nicht bergessen, Daß Brot nur von denen wird gegessen. Wer kein Vieh im Stalle hat. Es soll die edle Landwirtschaft Stets blühen und gedeihen. Es muß em jeder danach streben, Den Preis der Produkte zu heben, Dann bringt sie auch etwas noch ein. Wenn 100 Mark der Scheffel Korn, Die Butter eine Krön, Wenn Gold manzahlt für Milch und Eier, Das Schlachtvieh dreißigmal so.teier*. Dann sind wir erst richtig belohnt. Der Mann, der das holprige Ding verbrochen, ist zwar kein Dichter, aber sehr offenherzig. Mit rückstchtSlofer Brutalität bringt er die Freude über den Hunger der Armen und die durch ihr von den Agrariern erzielten Profits und die Gier nach mehr zum Ausdruck._ Berichtigung. Herr v. Dirkfen sendet uns folgende Berichti- gung, die wir, obgleich sie nicht den Bedingungen deS§ 11 des PreßgcsetzeS entspricht, zum Abdruck bringen: Aus derMärkischen Volksstimme" vom 8. d. M. ersehe ich, daß imVorwärts" zu meiner ReichStagSrede vom 5. d. M. be­merkt worden ist: mein Vater sei ein geadelter Bauunternehmer gewesen daher stecke mir der Haß gegen die Bauarbeiter im Blut, die dem Vater das Geld für den zusammengekauften Großgrundbesitz verdienen mußten. Unter Bezugnahme auf§ 11 des Preßgesetzes darf ich Sie ersuchen, in der nächsten Nummer Ihres Blattes diese Angaben zu be- richtigen. Mein Vater war nicht Bauunternehmer, sondern ist als Stadt- gerichtSrat... gestochen: er ist nicht geadelt worden, sondern ich zu seinen Lebzeiten. Mein Grundbesitz stammt nicht von dem Gelbe, das Bauarbeiter meinem Vater verdienen muhten, sondern von mütterlicher Seite. Mein Haß gegen die Bauarbeiter endlich hat sich in mehrwöchiger Mitarbeit in der Kommission betätigt, die mit der Beratung des Gesetzentwurfs über die Sicherung der Bau- forderungen betraut ist.. gez. v. Dirkfen. M, d. R» tt. d. Abgh. Gngarn. Die Wahlreform. Budapest , II. März. Ju Beantwortung einer Interpellation des Abgeordneten FarkaShazh erklärte der Ministerpräsident im Reichstage, die Regierung beabsichtige die Vorlage der W a h l- r e f o r m noch vor den Sommerferien einzubringen» damit über sie in der Herbstsession verhandelt werden könne. England. Pa« Wettrustn. Trotz aller offiziösen Redereien hat der K aiser brief in England die Stimmung für beschleunigten Ausbau der Flotte ge- fördert. Di« Radikalen innerhalb der Regierungspartei, die gegen zede Vermehrung des Marinebudgets aufgetreten find, find zurück- gedrängt, und die Stellung der Imperialisten im englischen Kabinett, die durch die andauernde Krankheit Eampbell-Banncr- rnans ohnehin in ihrer Position gestärkt sind, hat sich verbessert. DaS geht auch aus der Marinedebatte im Unterhaus deutlich hervor. In Beantwortung einer Frage BalfourS über das deutsche Flottenprogramm erklärte Asquith , eS bestände keine McinungS- Verschiedenheit darüber, daß England seine unangreifbare Borherrschaft erhalten müsse und daß für diesen Zweck der Zw ei-Mächte» Standard ein guter und praktisch aus- führbarer Standard fei. Die Annahme BalfourS, Deutsch » l a n d würde im November 1911 im Besitz von 13 Schiffen der Dreadnought-Klasse sein, stütze sich auf zwei Voraussetzungen, nämlich erstens, daß das deutsche Programm buchstäblich aus- geführt werden, und zweitens, daß die Schnelligkeit im deutschen Schiffbau den Bau dncS jeden Schiffes innerhalb von 30 Monaten vom Datum der Kiellegung ab gestatten würde. Er glaube, daß schwerwiegende Zweifel berechtigt seien, ob die gegenwärtige Schnelligkeit im Bau aufrechterhalten bleibeil könne. Im Januar 1911, wenn die Schiffe de» diesjährigen Programms vollendet sein würden, würde England zwölf Fahrzeuge der er» wähnten Klasse haben, d. h. ein» weniger als Deutschland am Ende deö JahreS 1911. Hierbei sei jedoch angenommen, daß in bczug auf Neubauten im nächsten Jahre nicht« geschähe. ASquith fuhr fort, er könne wohl, ohne sich über das Programm der nächsten Jahre auszulassen, sagen, falls sich die Wahrscheinlichkeit ergeben sollte, daß daS deutsche Flottenprogramm sich so, wie auf dem Papier vorgesehen, erfüllen werde, daß die Re- gierung eS dann für ihre Pflicht halten werde, für eine so aus- reichende Zahl von Schiffen und deren rechtzeitig« Kiellegung zu sorgen, dag eine Ueberlegenheit Deutschland « nicht zur Tatsache würde. Dies fei die Politik der Regierung, die bestehen bleibe, und da» HauS möge versichert fein, daß die Re- gierung nicht beabsichtige, in dieser Beziehung ins Hintertreffen zu geraten. DaS Regierungsprogramm wird von dem größten Teil der Presse gebilligt. Die konservativen Zeitungen sehen ihre Forderungen im wesentlichen erfüllt und die radikale Opposition ist verstummt. Zugleich geht aber auch auS dieser Antwort die ganze Sinnlosiglkcit dcS gegenseitigen Wettrüstens deutlich hervor. Rußland. BcrnhigungSarbeit in TomSk . Seit zwei Jahren herrscht in TomSk der Kriegszustand. Das Fazit der BeruhigungSarbcit während dieser Frist ist folgendes: ES wurde verurteilt: zum Tode durch den Strang 14 Per- fönen, zu Gefängnisstrafen 1104, zur Ausweisung und Deportation 431, zu Geldstrafen 836(auf insgesamt 16 645 Rubel), zur Amts- cntfernung 24. Außerdem wurden S Zeitungen gänzltch und 2 auf einige Zeit suspendiert._ Korruption. Petersburg » 11. März. In hiesigen Waffen- und Munition«. dcpots ist man großen U n r e g c lmä ß i g kc it.cn auf die Spur gekommen. In einem Magazin befanden sich statt zwanzig Millionen nur 400000 Patronen. Eine strenge' Unter- suchung wurde eingeleitet. Rumänien. - Die Bauernbewegung. Bukarest » 11. März. Unter den Bauern der nördlichen Moldau nimmt die Bauernbewegung wieder größer« Dimensionen an. Die Bauern stellen an die Gutsherren und Päckter Forderungen. Kavallerie und Infanterie wurdg in Sonderzügen in die bedrohten Gegenden abgesandt,