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verlassen, weil er keine Billetts mehr habe. Me Borstel- innren, aus dem nahclieaenden Depot, an dem der Wagen vorbei fährt, neue Scheine zu holen, nützten nichts, wir mußten alle wieder Vom Wagen herunter. Es klingt fast unglaublich, leider ist es aber wahr. Zwei alten Leuten in den Mer Jahren war es nicht mehr möglich, den Anschluß- wagen nach Weißensee zu erreichen, so daß sie gezwungen waren, den weiten Weg zu laufen." In der letzten Sitzung der Gasdrputation wurde, nachdem ein eingesetzter Ausschuß die Einführung des Neunstundentages für die Nevierarbeiter, die Arbeiter des Nöhrensystems und die Arbeiter der öffentlichen Beleuchtung abgelehnt hatte, mit ö gegen 4 Stimmen folgender Beschluß gefaßt: .Die Gasdeputation erklärt fich mit der Einführung deS neun­stündigen Arbeitstage» einverstanden unter der Voraussetzung, daß die übrigen städtischen Werke, die ähnliche Arbeiter beschästigen. ebenfalls den Neunstundentag einführen." Die Minderheit stimmte für glatte Ablehnung der von de» Arbeitern gewünschten und von der Direktion vorgeschlagenen Ver- kürzung der Arbeitszeit. Die laudespolizeiliche Abnahme der VerlängerungSstrecke der westlichen Untergrundbahn von der Haltestelle.Bismarck- st r a ß e' in Charloltenburg bis zur Station..Reichskanzlerplatz" in W e st e n d hat gestern sMittwoch) vormittag stattgefunden. Die neue Bahnlinie wird, wie bereits gemeldet, am 1. April dem Betriebe übergeben werden. Empfindliche Berkchröstörungen durch Militär sind seit acht Tagen am Weinbergsweg zu beobachten. Diesen passieren täglich zahlreiche Kompagnien, meist vom zweiten Garderegiment, die nach dem Exerzierplatz in der Schönhauser Allee   ziehen. Augenblicklich ist nun die Hälfte des Weinbergsweges durch Kanalisativnsarbeiten der Länge nach gesperrt. Trotzdem nehmen die Militärabteilungen nach wie vor ihren Weg über die freie Hälfte und hindern dadurch den Fuhrwerksverkehr, den« jetzt nur die eine Seite des Fahrdammes zur Verfügung steht. Wenn das Militär eüiige Rücksicht auf Publikum und Verkehr nehmen wollte, könnte eS mit kaum nennenswertem Umweg ganz gut die Veteranenstraße oder die Brunnen- und Bernanerstraße benutzen. Wenn in einer einsamen Straße ein Streikposten steht, findet sich sofort Polizei ein. um den Mann fortzuweisen. weil der.Ver- kehr gestört" wird. Im Vorliegenpen Falle bemerkt keine Polizei etwas von Verkehrsstörung. Bei der Sparkasse der Stab« Berlin   wurden im Januar dieses Jahres 6<Z3S73l Mark in 77 740 Einzelbeträgen eingezahlt und andererseits 6144 081 M. in 46 487 Einzelbeträgen zurück- gezahlt. Gegenüber dem Januar vorigen Jahres zeigen die Ein- Zahlungen ein bedeutendes Minus, die Rückzahlungen ein be- trächtliches Plus. Im Januar vorigen Jahres waren noch 7 003 243 Mark in 87 744 Einzelbeträgen eingezahlt, aber nur 6 336 750 M. in 40 275 Einzel betrügen zurückgezahlt worden. Diese Min- derung der Einzahlungen und daneben die Mehrung der Rückzahlungen ist ja bei der Sparkasse der Stadt Berlin   längst nicht mehr neu. Schon unter den zwölf Monaten des Jahres 1907 war nicht ein einziger, der nicht gegenüber dem entsprechenden Monat des Vorjahres ein Minus an Einzahlungen und ein Plus an Rückzahlungen gehabt hätte. Das Ergebnis des Januars'1908 verdient aber eine ganz besondere Beachtung. Von altersher war alljährlich der Januar der jenige Monat, in dem der Einzahlungs- betrag ganz außerordentlich weit über den Rückzahlungsbetrag des- selben Monats hinausging. Noch im Jahre 1907 wurden, wie oben angegeben, rund 7 Millionen Mark eingezahlt, aber nur 5Z� Mil­lionen Mark zurückgezahlt. Und im Januar 1906 hatte den Ein- Zahlungen von TA Millionen Mark gar nur 4s4 Millionen Mark Rückzahlungen gegenübergestanden. Offenbar wird das Januar- crgebnis der Sparkasse stark durch den Wekhnachtsscgen beeinflußt. Die Weihnachtsgratifikationen, die den Beamten usw. gezahlt worden sind, sowie die außergewöhnlichen Einnahmen, die das Weihnachtsgeschäft auch den kleineren Geschäftsleuten gebracht hat, werden im Januar auf die Sparkasse getragen, um später nach und nach wieder abgehoben zu werden. Diesmal ist aber sogar im Januar der Rückzahlungsbetrag höher gewesen als der Betrag der Einzahlungen. Es ist seit un- denklichen Zeiten das erste Mal. daß hier ein Januar von der althergebrachten Regel dieses Monats eine Ausnahme macht. Dachsmhldrände wurden am gestrigen Nachmittage schon wieder zwei gemeldet. Der erste um ll'/z Uhr aus der Friedelstr. 32. Ecke Maybachufer 23. Die Wehren aus Berlin   und Rixdorf waren schnell zur Stelle, so daß es gelang, die Braudstiftung noch festzustellen. Von den Mietern sind mehrere, die nur gering oder gar nicht ver- sichert sind, arg geschädigt. Das obere Stockwerk hat durch Wasser etwas gelitten. Noch war dieser Brand nicht vollständig gelöscht, als ein anderer aus der Lausitzer Straße 23, Ecke Wiener Straße 64, die Feuerwehr alarmierte. Auch dort stand der große Dachstuhl des Eckhauses an mehreren Stellen in Flammen. Um das Feuer, das reiche Nahrung gefunden hatte, zu löschen, mußte die Wehr längere Zeit Wasier geben. Die Mannschaften, seit vormillags tätig, waren schließlich so erschöpft, daß sie abgelöst werden mutzten. Nachmittags um 5 Uhr wurde abermals ein Dachstuhlbrand aus der Neichenberger Straße 163 gemeldet. Dort standen bei Ankunft der Feuerwehr das Ouergebäude und der Seitenflügel des Hauses, das an die Mariannenstraße grenzt, in Flammen. Diese hatten schon eine große Ausdehnung erlangt, so daß wiederum längere Zeit mit drei Schlauchleitungen Wasser gegeben werden mußte, um die Gefahr für das Vorderhaus zu beseitigen. Die Entstehung wird wieder auf Brandstislung zurückgeführt. Von dem Täter fehlt jede Spur. Die Berlinische Feuer-VersicherungSanstalt hat im Auftrage der Mehrzahl der in Berlin   vertretenen Feuer-Versicherungsgesellschaflen aus Anlaß der vielen Brandstiftungen in Berlin   und den Vororten für den Nachweis oder die Ergreifung der Brandstifter dem Polizei- Präsidenten eine Sumine von 2000 M. zur Verfügung gestellt, der allein über die Zuerkennung und Verteilung der Prämien befinden soll. Das größte Interesse an der Ergreifung des oder der Brand- stifter dürfte die Feuerwehr haben, die in den letzten Tagen durch die Brände zu sehr in Anspruch genommen wird. Straßensperrung. Die Trelleborger Straße von der Wisbyer Straße(ausschließlich Kreuzdamm) bis zur Schonenschenstraße(ein- schließlich Kreuzdamm) wird behufs Umpflästerung vom 16. d. M. ab bis auf weiteres, der Weinbergsweg von der Brunnenstraße bis zur Fehrbelliner Straße behufs Ausführung von Rohrarbeiten sofort bis auf weiteres für Fuhrwerke und Reiter gesperrt. Das Nordufer von der Tegeler Straße bis zur Lhnar-Straße wird behufs Asphaltierung bis auf weitere? für Fuhrwerke und Reiter gesperrt. Vermißte. Der Arbeiter Wilhelm Pabusch, 13. März 1875 zu Kietz geboren, zuletzt Havelberger Straße 15 wohn- hast gewesen, wird seit dem 17. Januar 1908 vermißt. Pabusch ist 1,68 Meter groß, hat schwarzes Haar, dunkle Augen, vollständige Zähne, schwarzen Schnurrbart, längliches, blasses Gesicht und gerade Körperhaltung. Am Hinterkopf hat derselbe drei große Narben. Bekleidet war Pabusch mit grauem, weichem Hut. schwarzem Winterüberzieher mit Samtkragen, grauer Weste und Hose, Zugstiefeln, grauen Strümpfen, wollenem und leinenem Hemo, gezeichnet W. P., und kleiner bunter Kra- vatte. Diejenigen Personen, die in der Lage sind, über den Ver- bleib des Pabusch Auskunft zu geben, werden ersucht, ihre Wahr- nehmung mündlich oder schriftlich einem Polizeirevier oder dem Königlichen Polizeipräsidium, Zimmer 329, 2 Treppen, in den Bormittagsstunden zur J.-N. 725 IV 38. OS, mitzuteilW. Seit Anfang Februar 1903 wird die unverehelichte Mets Schmidt, 11. Januar 1889 zu Haynau   geboren, bisher Ouitzow- straße 103 bei den Eltern wohnhaft gewesen, vermißt. Beschrei- bung: 1,66 Meter groß, blond, blaue Augen, rundes Gesicht, gesunde Gesichtsfarbe, schlanke Gestalt. Bekleidung: Blauer Glockenhut, schwarzer Rock, Musselinbluse mit hellen Aermeln, schwarzes Jackett, Schnürstiefel und schlvarze Strümpfe. Zweckdienliche Mitteilungen, welche zur Auffindung der Genannten dienen könnten, werden so- Wohl von der Kriminalpolizei als auch von jedem Polizeirevier zu den Akten 1238 IV 52. 03 schriftlich oder mündlich entgegen- genommen. Feuerwchrbericht. Der erste Dachstuhtbrand wurde gestern früh nach 9 Uhr auf der Straße an der Jannowitzbrücke gemeldet. Als der 20. Zug dort ankam, stand der Dachstuhl des großen Eck- Hauses an der Stralauer- und Jannowitz-Brücke 1 in Flammen. Diese konnten in verhältnismäßig kurzer Zeit auf den Dachstnhl beschränkt werden. Ob Brandstiftung   vorlag, ließ sich nicht mehr feststellen, man nimmt es aber an. Ferner hatte bei Feuerwehr in der Wins-Strahe 24 und anderen Stellen zu tun. Grober Unfug lag einer Feuermeldung aus der Klopstock-Straße zugrunde. Vorort- I�acbricdten. Zur Gemcuidcwablbcwcgung. Gemeindcwahlen finden am heutigen Tage in französisch- Buchholz nachmittags von S Uhr, Lichtenrade   nachmittags von 2 Uhr, Nieder-Schöne- tveide nachmittags von 37 Uhr und Pankow   von H Uhr vormittags bis 8 Uhr abends statt. Der bereits in einer Anzahl Orte für die Sozial- demokratie erfreuliche Ausgang der Gemeindewahlen musz auch heute die Wähler der werktätigen Bevölkerung veranlassen, ihre Pflicht zu tun. Niemand versäume, seine Stimme den Kandidaten der Sozialdemokratie zu geben. Steglitz  . Morgen Stichwahl! Ein harter Kampf wird die Stichwahl im ersten Bezirk werden. Die Mietervereinler machen die größten An- strengungen, um sämtlichePatrioten" auf die Beine zu bringen. Zur Erlangung von Stimmen sind ihnen auch krumme Wege recht. So hat sich der Vorsitzende schriftlich an die Forensen gewandt, die bei der Hauptwahl ihr Stimmrecht den Hausbesitzern übertrage» hatte, mit der Bitte, ihm persönlich dieses Recht für die Stichwahl zu überlassen. Alles, alles, auch die vielgelästertenPapierstimmen", soll helfen, die beiden Mandate des ersten Bezirks zu erobern. Unsere Parteigenossen ersehen hieraus den Ernst der Situation. Auch von uns muß alle? geschehen, um den letzten Mann an die Urne zu bringen. Die Wahlen von 1906 und 1907 seien uns eine Mahnung, daß es aus jede Stimme ankommt. Die letzte Arbeit muß gründlich getan werden, dann werden wir auch den Erfolg für uns haben. Pankow  . In einer gu tbcsuchten Wählerversammlung am Dienstag referierte Reichstagsabgeordneter Genosse Stückten über das Thema Sozialismus und Gemeindepolitik". Redner schilderte die Rück- ständigkeit der preußischen Gesetzgebung, insbesondere die Land- gemeinde-Ordnung für die sieben östlichen Provinzen. Das bestehende Hausbesitzerprivileg gebe den Grundstücksbesitzern Mittel und Wege an die Hand, um in den Gemeindevertretungen schäriste Jiiteressenpolitik treiben zu können, beispielsweise bei der Opposition gegen die Wertzuwachssteuer, während die Sozial- demokratie, nicht wie ihr vorgeworfen werde, einseitige Politik treibe, sondern unbekümmert darum, ob auch der politische Gegner einen Vorteil davon habe, das Wohl der Allgemeinheit erstrebe. Genosse Stücklen kritisierte ferner die Taktik des Reichslügenverbandcs und nahm hierbei das Flugblatt Nummer 48. welches in Pankow   ver- breitet toorden war, unter die Lupe. Die Versammlung nahm den Vortrag mit größter Aufmerksamkeit und lebhaftem Beifall entgegen. In der Diskussion brachte Genosse Freiwaldt verschiedene Gemeinde- angelegenheiten zur Sprache und wies unter anderem auch darauf hin, daß der Leiter der Pankower   Reichsverbandssiliale, Herr Herbert Schmidt, ihm versprochen, in einer unserer Versammlungen die Klinge mit den Genossen kreuzen zu wollen. Ihm scheine aber die Lust hierzu trotz der in Aussicht gestellten unbeschränkten Redesieiheit vergangen zu sein. Ferner sprach ein Herr Bochow in unserem Sinne. Bei Punkt 3 der Tagesordnung wurden als Kandidaten für die heute Donnerstag stattfindenden Gemeindevcrtreterwahlen aus- gestellt: Für Bezirk I die Genossen L a r s e n und G u st a v Röder; für Bezirk II Genosse Wilhelm C l e m e n. Die Wahle» finden statt in der Zeit von 11 Uhr vormittags bis 8 Uhr abends, für Bezirk I im.Kurfürsten", Berliner Straße 102. und für Bezirk U imGesellschaftShause", Kreuzstr. 34. Wir ersuchen, für starke Beteiligung zu sorgen, da uns 14 bürgerliche Vereine unter der Leitung des famosen Reichsverbandes gegenüber stehen. Geht deshalb möglichst frühzeitig zur Wahl. Die Wahlhelfer wollen sich um Va 19 Uhr vormittags in den beiden Wahllokalen einfinden. Für den Nachmittag werden sämtliche Genossen auf- gefordert, sich, so früh sie können, für die Wahlarbeitcn zur Ver- fügung zu stellen. Sämtliche Sitze der dritten Klasse müssen in den Besitz der Sozialdemokratie übergehen. Waidmannslust  . Montag, den 16. März, nachmittags von 58 Uhr, finden hier im Lokal des Herrn Wennrich. Waidmannstraße 122, die Gemeinde- Vertreterwahlen zu der III. Abteilung statt. Auch unsere Gegner sind nunmehr in die öffentliche Agitation eingetreten. Eine von letzteren einberufene Wählerversammlung für die III. Klasse stand aber von Ansang an unter einem bösen Stern. Der Einberufer hatte es. vielleicht in weiser Voraussicht des Kommenden, vorgezogen, geschäftlich verhindert zu sein. Das Amt des Vorsitzenden übernahm der als Sozialistensiesser am Orterühmlichst" bekannte Lehrer Merten. Seinen Befähigungsnachweis suchte er dadurch zu ver- bergen, daß er aus der harmlosesten Aeußerung unseres Redners Beleidigungen herauswitterte, auf Grund deren er versuchte, ihm das Wort zu entziehen. Doch erwies sich diese Taktik beim Genossen Dentzer als ein Versuch mit untauglichen Mitteln. Bezeicknend für das Maß. in welchem unsere Gegner in der HI. Klasse ihre Interessen erkannt haben, ist die Tatsache, daß ihr Wahlkomitee durchweg auS Wählern der 1. und U. Klasse besteht. Dem Wunsch eines Versammlungsteilnehmers, etwas von dem bürgerlichen Kandi- baten darüber zu hören, wie er sein Amt als Gemeindevertreter auf- faßt, konnte leider nicht entsprocheu werden, da letzterer nicht anwesend war. An seiner Stelle sprach unser Kandidat Genosse August Luscher in kurzen Worten über die Ausgaben des sozialdemokratischen Gemeinde- Vertreters an der Hand unserer Programmforderungen. In diesem Augenblick der höchsten Not versuchte sich der bekannte Herr Schulz in Reichsverbandsmanier in der Rolle des Retters. Doch werden ihm seine Freunde hierfür wenig Dank wissen. Unser Redner sah sich veranlaßt, aus ein Geschehnis hinzudeuten, bei dessen bloßer Erwähnung man in den Augen mancher Waidmannsluster Honorigen die Bitte lesen konnte: O rühre, rühre nicht daran I Um zu verhindern, daß unser Kandidat nicht doch noch nominiert wurde, schloß der Vorsitzende hieraus die Versammlung. Es wäre aber ein verhängnisvoller Irrtum. wenn sich unsere Genossen durch den Verlaus dieser Versammlung übep den Ausgang der Wahl in Sicherheit wiegen wollten. Im Gegenteil, je größer das Fiasko unserer Gegner in der öffentlichen Agitation ist, desto intensiverwühlen" sie im stillen. Dem müssen wir ebenfalls eine rührige Agitation entgegensetzen. Nur wenn die Genossen hierin ihre Schuldigkeit tun, wird der Sieg am 16. März unser sein. Grünau  . Eine gntbesuchte öffentliche Versammlung beschäftigte sich mit der bevorstehenden Gemeiudevertreterwahl. Genosse Znbeil legte in l'/zstündigem Vortrage dar. was uns auf kommunalpolitischem Gebiete noch zu tun bleibt. An der darauf folgenden Diskussion beteiligte sich zuerst Genosse Bluhme. der die Rückständigkeit der bisherigen Gemeindevertretung geißelte. Darauf meldete sich ein Herr Kergcr, der sich gegen die Ausführungen des Genossen Bluhme ivandte. Sodann nahm unser Kandidat Genosse I o h. Franz das Wort und erklärte in kurzen Worten, daß er die Interessen der Arbeiterbevölkerung Grünaus getreu seinen Pnrteiprinzipien mit allen Kräften vertreten werde. In längeren Ausfübrnngen legte sodann Genosse Mitzner die einzelnen Mißstände in unserer Gemeinde dar, insbesondere die geradezu allen sanitären Anforderungen hohnsprechenden Zustände des Armenhauses. Hier bansen 12 Personen in elenden Rämnlichkeiten. Die Genossen O. Schröder und Neyen ergänzten die Aussiih ungen der Vorredner. Da sich von den Vertretern der bürgerlichen Vereine niemand weiter zum Wort meldete, nahm Genosse Zubeil das Schlußwort. Nachdem er die Widersinnigkeit der Ausführungen des Herrn KergerS zeigte und zur recht regen Agitation für nnseren Kandidaten Joh. Franz aufforderte, erfolgte Schluß der Versammlung. Neu-Dabendorf. Iii einer im Haakerschcn Lokal stattgefundenen Gemcindewähkcr- vcrsainuilnng referierte der Genosse K u b i g- Pankow überwie- ineindevolitik und Gememderakswahlen". Die Vetsammliing folgte dem Vortrage mit reger Animerksamkeit. Nach der lebhaften DtS- kussion wurde unser Genosse Georg Kahl- Dabendorf als Kan- didat für die am 14. März stattfindende Gemeinderaiswahl auf- gestellt. Gegner waren zwar eingeladen, aber niemand erschienen. Uni so lebhafter ging es in der gegnerischen Versammlung zu. Die Bürgerlichen können sich nicht mit dem Gedanken abfinden, daß auch die Sozialdemokratie an diesem schwarzen Fleck Boden fassen und am koinmunalen Leben teilnehmen will. Tegel  . lieber Sozialdemokratie und Koinmunalpolitil referierte am Montag in einer öffentlichen Bersaiiimliing Genosse Dr. Alfred B e r n st e i n. Den von großer Sachkeniltnis zeugeiide» Aus- iüdrungen folgten die Versammelten mit spannender Aufmerksamkeit. Genosse Lichtenberg   erstattete dann Bericht von der Gemeinde- Vertretung. Hieran schloß sich eine lebhafte Diskussion, in der die örtlichen Znstände einer scharfen Kritik unterzogen wurden. Die letzte Etatsberalung von 1906/07 gab hierzu besonders Gelegenheit. Wurde doch dieser 300 Druckseite» umfassende Etat innerhalb 24 Stunden den Gemeiiideverlrelern zugeschickt, beraten und an- geiiommen. Als Kandidaten für die 3. Klasse wurden die Genossen Röbel   als Hausbesitzer und Halses als Nichtangcsessener, für die 2. Klasse die Genossen Rodeike, Petersohn und Lauer von der Ver- sammlung einstiminig nominiert;' selbst die zahlreich anwesenden Gegner stinimte» dafür. Eine sehr heftige Debatte entspann sich über den am Orte be- stehenden Gewerbeschntzverein, der. obwohl er, wie vom Vor« sitzenden, einem Herrn Schneidermeister Matheus, behauptet wurde, keine Politik treibt, sich doch mit eigenen Kandidaten an der Gemeindevertreterwahl beteiligt. Es wurde den anwesenden Gewerbeschntzvereiillem llargemacht, daß sie sich als Gegner der Sozialdemolratie entpuppt haben. Genosse Mafia versicherte ihnen, daß die Arbeiterschaft am Orte aus dieses Verhalten die Antwort nicht schuldig bleiben wird. Tiefbetrübt zogen die Herren von dannen, nochmals versichernd, in ihrem Schutzverein würde keine Politik getrieben. Schon die Tatsache, daß der Redakteur Wilhelm Müller   die erste Geige in diesem Verein spielt, läßt ungefähr vermuten, welcher Geist in diesem Berein vorherrschend ist. Die Arbeiter am Orte haben dafür zu sorgen, daß unsere Kandidaten am 27. März mit einer imposanten Stimmenzahl gewählt werden. Es muß die Sozialdemokratie am Orte so an Einfluß in der Gemeindevertretung gewinnen, daß es auch möglich ist, für die Allgemeinheit nützliche Aufgaben zu lösen. MaklergebmlTe. Lankwitz  . Bei der gestrigen Wahl erhielten die beiden Kandi- baten der Bürgerlichen je 208, ein dritter bürgerlicher Kandidat 35 und unsere Genossen 264 bezw. 263 Stimmen. Schmargendorf  . Bei der gestrigen Gemeindevertteterwayl wurden abgegeben für den Kandidaten der Hausagrarier 212, für unseren Genossen Gutbier 133 Stimmen. Der erster« ist somit ge- wählt. Mohlsdorf   a. d. Ostbahn. Einen glänzenden Sieg haben unsere Genossen bei der gestrigen Gemeindevertreterwahl errungen. Unsere Kandidaten Robert O e r t e l und August G i e s e wurden mit 127 bezw. 126 Stimmen gegen 48 bezw. 49 Stimmen, die auf die bürgerlichen Gegner fielen, gewählt. Bis jetzt sind schon vier Sozial- demokratcn in der Gemeindevertretung, während wir bisher nur einen Vertreter hatten. Am Donnerstag von 123 Uhr. findet die Wahl in der zweiten Abteilung statt. Unsere Kandidaten sind der Tischler August Paget, Mechaniker Oskar S u ch o m e l und Mollerei- besitzer Franz R u h n k e. Es gilt, auch für diese öllahl die äußerste Anstrengung zu entfalten, damit unser Sieg im Interesse der arbeitenden Bevölkerung ein vollständiger wird I Ober-Schöneweide. Bei den Vermehrungswahlen für die britkt Klasse sind unsere Genossen Muth und Liese gang mit 408 Stimmen gewählt worden. Die Kandidaten der Katholiken Ollesch und Kotyrba erhielten 66 bezw. 64 Stimmen und die des ver- einigten Grundbesitzer- und BürgervcreinS La d e w i g und Kupfer 33 bezw. 31 Stimmen. Damit sind nun die Wahlen für die dritte Klasse abgeschlossen. Wir haben drei neue Mandate erhalten. Unsere Genossen sind diesmal dem Hausbesitzerprivilegium dadurch gerecht geworden, daß ihre Kandidaten aus Grund von Vollmacvten von Hausbesitzerwitwen die Wählbarkeit erlangten. Von gegnerischer Seite will man die Gültigkeit der Wahlen anfechten, doch wird unsererseits die Sache bis zur höchsten Instanz gebracht werden. Kläglich ist die Haltung der Bürgerlichen  . Trotz Zusammengehens zwischen Bürger- und Grundbesitzerverein haben mehrere hundert Mitglieder nur einige 30 Stimmen aufgebracht, trotz schriftlicher Mahnung an die übrigen Wähler. Schon einmal ist durch solche jammervolle Haltung ein Vertreter der Katholiken gewählt worden. Rieber-Schönhansen. Zum ersten Male ist es der Sozialdemo- kratie gelungen, die Reihen der bisher rein bürgerlichen Gemeinde- Vertretung durch einen Sozialdemokraten zu zieren. Trotz der Anstrengung der bürgerlichen Gegner, welche sich auf einen Kan» didaten geeinigt hatten, dem 449 Stimmen zufielen, siegte Genosse Pätzold mit 469 Stimmen. Charlottendnrg. Aenderung der Gemeinbegrundsteuerorbnung. Wie wir bereits mitgeteilt haben, hat der Magistrat bei der Stadtverordnetenver» sammlung eine Verdoppelung der Steuer für unbebaute Grund- stücke beantragt. Diese Vorlage, die der zur Vorberatung eingesetzte Etatsausschuß zur Annahme empfiehlt, ist für alle Städte, deren unbebautes Gebiet überwiegend oder allein nur noch als Bau- gelände bewertet wird, von hoher sozialpolitischer Bedeutung, denn es ist dadurch möglich, den unbebauten Grundbesitz wenigstens einigermaßen gerecht zu besteuern. Allerdings, das zu erstrebende