dekorierte Hottentottenhäuptling von Königsberg G y ß l i n g aus.— Beim Etat des Polizeiministeriums machte der als unfreiwilliger Erheiterer der Mitmenschheit bekannte Junker v. Arnim-Züsedom den Nachfolger Putt- kamersfür den 18. März scharfl Acut Freisinniger fühlte sich bemüßigt, den Znsedomschen Scharfmachereien, die natürlich beim Moltke auf inniges Verständnis stießen, ent- gegenzutreten. Wohl aber redete der Freisinnige Wölfs aus Lissa mit epischer Breite über einen durchgebrannten, aber geisteskranken Bürgermeister der ehemals kurhessischen Kleinstadt Amöneburg . In ziemlich später Nachmittags- stunde vertagte das Haus die Fortsetzung des Schwatzes auf Mittwoch, und Jordan V. Kröcher ging zum Reichstage. um dort auszuschlafen._ Die preußischen Landtagswahlen! Die Wahlmännerwahlen zum preußischen Abgeordnetenhaus sollen, wie die„Germania " er- fährt, bereits am Donnerstag, den 4. Juni stattfinden. Gegen das Attentat auf das Schweizer Asylrecht. Der„Adresse an das Schweizer Volk" haben sich die Genossen Reichstagsabgeordneten v. Wollmar und Ehrhart angeschlossen * ♦ Diverse skrupellose Ordnungsblätter hat unsere deutliche Erklärung über die Stellung der Sozialdemokratie zum TerroriSmilZ nicht gehindert, aufs neue die Lüge aufzustellen. daß die Sozialdemokratie für die Propaganda der Tat und ähnliche Schändlichkeiten sei— unsere Erklärung dient diesen edlen Seelen geradezu als Material für ihre Giftmischerei. Das berührt uns natürlich weiter nicht— wir sind an solckie Beweise moralischer und intellektueller Minderwertigkeit von jener Seite längst gewöhnt. Wenn wir überhaupt an dieser Stelle darauf hinweisen, so nur deshalb, um die immerhin nicht ganz uninteressante Tatsache zu vermerken, daß jenes Blatt, daß den meisten Eifer an den Nachweis gewandt hat. daß„die Sozialdemokratie die Propaganda der Tat prinzipiell gutheißt", nicht etwa die„Post" oder die„Nordd. Alla. Ztg.", sondern das Organ des Herrn Wiemer und der freisinnigen Volkspartci, die„Freisinnige Zeitung" ist! Das Blatt einer Partei, die sich als die Bewahrerin der Traditionen jenes Bürgertums betrachtet, das einst die Tat eines Sand bejubelt hat!_ Sozialdemokratische Resolutionen zum Kolonialetat. Die sozialdemokratische Rcichstagöfraktion hat folgende beiden Resolutionen zum Äolonialetat eingebracht: Den Herrn Reichskanzler zu ersuchen, Anordnungen zu treffen, durch welche den E i n g e b o r e n e n st ä m m e n im Schutzgebiet Südwestafrika, denen infolge des Aufstandes ihr Land genommen wurde, aus den der Regierung zur Verfügung stehenden Ländcreien so viel Land zurückgegeben wird, daß sie darauf ihren Lebensunterhalt in der den Landcsverhältnissen entsprechenden Wirtschaftsweise in selbständigen Betrieben ge- Winnen können. Den Herrn Reichskanzler zu ersuchen, Anordnungen zu treffen, durch welche die im Schutzgebiet Ostafrika gültigen Be- stimmungen, betreffend den Betriebszwang für Plan- tagenländereicn, sinngemäß auch für das Schutzgebiet Togo in Kraft gesetzt werden. Die Reichsfinanzreform in der bayerischen Kammer der Neichsräte. In der Kammer.der Reichsräte besprach am Sonnabend Reichsrat Graf Törring die Reichsfinanzreform. Das Reich müsse vorwiegend auf indirekte Steuern ange- wiesen werden. Bayern sollte auf da? Reservat deS Malzaufschlages verzichten gegen genügende Kompensation. ReichSrat Fr hr. v. H e r l l i n g wandte sich gegen den Gedanken der Einführung direkter Reichssteuern. Die Deszenden- tensteuer wäre namentlich fürdiegrundbesitzenden Kreise unerträglich. daS lehre die Wirkung der Deszendenten- steuer in England. Redner betont im übrigen die Notwendigkeit, für den berechtigten Mehrbedarf im Reiche die erforderlichen Mittel zu beschaffen. Minister v. Pfaff erklärte die Einführung der direkten Reichöstrucr für völlig ausgeschlosscn. DaS Reich sei aus indirekte Stenern angewiesen, welche bei ii»S noch lange nicht so hoch feien. wie in auswärtigen Staaten. Dies gelte besonders für Branntwein und Tabak. Diese Steuerquellen lassen noch eine wesentliche Steigerung zu. Falls sich im Reichstag keine Mehrheit finden werde, um den gesamten Mehrbedarf durch die Erhöhung der indirekten Steuern zu decken, so fei die Aus- dehnung der Erbschnftssteiiern aus die Deszendenten daS kleinere Uebcl. Bei der Einführung der Deszcndentensteuer müßten Kanteten geschaffen werden, daß die kleinen Vermögen und die Grund. besitzer nicht überlastet werden. Fürst zu Lciningen erklärte. der Erbschafts st euer könnten die deutschen Grundbesitzer unmöglich zustimmen. Beffer waren andere indirekte Steuern, so OuittungS- und Annoncensteuern. Reichsrat Frhr. v. Soden meinte, die Finanzreform sei mit der frühere» ReichStogSmajorität durchzuführen gewesen, nicht aber mit der jetzige» Blockmajorität. ReichSrat Universitätsprofessor Schanz sprach sich für die Deszcndentensteuer aus. Die Erbschaftssteuer sei die einzige unabwälzbare Steuer und auch ein treffliches Kontrollmittel hinsichtlich der richtigen Bezahlung der Steuern. — Der unwürdige Prinz. Prinz Joachim Albrecht von Preußen hat, wie ein hiesiges Mittagsblatt meldet, den Abschied aus der Armee erhalten. ohne die Erlaubnis zum Tragen der Uniform. Auch habe mau ihm seinen persönlichen Adjutanten, den Hauptmann V. Braiidenstein. genommen, der den Gardefiifiliercn zugeteilt wurde. Der Grund zu dieser Maßregel sei in den fortgesetzten Beziehungen des Prinzen zu der Baronin Liebenberg-Sulzer zu juchen, die noch nicht geschieden ist. Der Prinz habe Berlin bereits in Zivil ver- lassen und werde im Auslande leben. DaS ist die Strafe, die den höfischen, in die Arntee hinein- getragenen Ehrbegriffen offenbar angemessen ist. Der Prinz unter- hält nicht jene„flüchtigen Beziehungen", die in den Kreisen der Moralheuchelei natürlich unanstößig find. Er vergaß sich soweit, die frühere Schauspielerin Sulzer heiraten zu wollen l Zuerst machte man den Versuch, den Prinzen von diesem anständigen Vorsatz dadurch abzubringen, daß man ihn in eine unserer Kolonien schickte, die offenbar in den hohen Kreisen als wenig angenehmer Aufenthalt angesehen werden. Da aber der Prinz hartnäckig blieb, so wird er jetzt ganz verloren gegeben und für unwürdig erklärt. den„Rock des Königs" zu tragen. Möge er sich trösten I Man weiß doch wenigstens, daß er nicht mit jungen Untergebenen allzu intim geworden ist. Denn sonst hätte er ja a la Hohenau und Lynar seinen Rock behalten.— Diplomatengereve. B ü l o w hat mit dem Korrespondenten der„Nowoje Wremja", einem der schlimmsten und reaktionärsten Hetzblätter gegen Deutsch - land. eine längere Unterredung gehabt, worin er der russischen Presse nach seiner Schvnrednerart zuredet, sie möchte doch ihre Angriffe auf Deuischland einstellen. Erfolg wird Fürst Bülow außer der Reklame für die„Nowoje Wremja" ebensowenig haben wie sein Herr mit seinen Briefen. Die Ausführungen Bülows bieten im übrigen nichts Neues. Oe st erreich habe die Kabinette von Petersburg und Berlin gleichzeitig über das Sandschak-Bahnprojekt benachrichtigt. Daher seien die Behauptungen der russischen Presse. das Projekt sei von Berlin angeregt. vollkommen irrig. Deutschland hintertreibe auch durchaus nicht das mazedonische Reformwerk. eS halte an der Gemeinsamkeit der Aktion der Mächte fest, und falls gelegentlich deutsche Vorschläge nicht die Billigung Europas fänden, würde Deutschland den mehr interessierten Mächten den Vortritt lassen. In P e r s i e n ver- folge Deutschland nur kommerzielle Ziele. In der Angelegenheit der Bagdadbahn wies der Reichskanzler die phantastischen Gerüchte zurück, daß Deutschland beabsichtige. Hand auf Persien zu legen. Deutschland denke weder an die Kolonisation Kleinasiens , noch an die Erwerbung eines Hafens im Persischen Meerbusen, hoffe aber, daß die Bahn Mesopotamien wirtschaftlich heben werde, waS von Nutzen für die Allgemeinheit fein werde. Wir wollen nur unserer Industrie ArbeitSmärkte schaffen. Die Ge- rüchte von einer Einmischung Deutschlands in die inner- russischen Verhältnisse seien lächerlich.-- Christliche Arbeiter und indirekte Steuer«. Jüngst hat die„Kreuz-Zeitung " auS einem der volkswirtschaftlichen Aufsätze Richard Calwers, worin die Steige- rung der Arbeitslöhne mit der Steigerung der Lebensmittelpreise in Vergleich gesetzt wird, die Anschauung entwickelt, daß die Lage der Arbeiter gar nicht derart sei, um nicht noch eine Vermehrung der indirekte» Steuern zu ertragen, besonders wenn man in Be- tracht ziehe, daß in Deutschland die Gesamtverbesserung der Ar- beiterlage 12—13 Proz., in Amerika dagegen die Gesamtsteigerung des Reallohnes in den letzten zehn Jahren nur 8 Proz. betrage. Hierzu bemerkt die„B a u g e w e r k s ch a f t", das Blatt des Ver- bandes christlicher Bauarbeiter: „Nein, damit wird nichts widerlegt. Dazu gehört, daß man die Lage der Arbeiter anderer Kulturländer mit den deutschen in Vergleich stellt, und dann den strikten Beweis liefert, daß die deutschen Arbeiter sich in einer besseren Wirt- schaftlichen Lage befinden wie jene. DaS ist bekanntlich nicht der Fall, denn der e n g l i s ch e, vor allem aber der a m e r i k a- nische Arbeiter sind wirtschaftlich bedeutend besser gestellt als der deutsche Arbeiter. Nun ist aber anzunehmen, daß durch die wirtschaftliche Krise auch die wirklich eingetretene Verbesserung der deutschen Arbeiter wenn nicht ganz, dann doch zum größten Teile wieder ver- loren geht. Im weiteren hat es den Anschein, daß gewisse Kreise der Meinung sind, daß dem Arbeiter sofort wieder ge- nommen werden müßte, was er durch mühselige Kämpfe sich errungen hat. Errungen auf dem Wege der Selbsthülfe und durch Opfer, welche gleichfalls von jener Seite den Anlaß zu der Forderung einer höheren Besteuerung der Arbeiter abgeben müßte. Der Arbeiter, der hohe GeWerk- schaftsbeiträge zahlt, kann auch höhere Steuern bezahlen, so meinen sie. Hat er dann durch seine Beiträge bessere Verhält- nisse geschaffen, dann kann er wieder höhere Steuern bezahlen. So reden die Leute, denen der Staat, also die All- gemeinhcit, die größten Vorteile mühelos in den Schoß wirft, ohne persönliche Opfer. Ob die Be- rechtigung vorliegt, wollen wir nicht untersuchen, wir meinen aber gerade diese Beschützten hätten besonderen Anlaß zur Vor- ficht gegenüber dem wirtschaftlich Schwächsten, dem Arbeiter." Diese Erkenntnis hält die christlichen Arbeiter nicht ab, den- jcnigen Parteien nachzulaufen, die unablässig mitwirken an der Belastung des Volkes durch indirekte Steuern und so, wie das christliche Gewerkschaftsblatt sagt, dem Arbeiter sofort wieder nehmen, was er durch mühselige Kämpfe sich errungen hat.-» Die sächsische W nhlreform. Dresden , 17. März.(Privatdepesche deS„Vorwärts".) Die Wahlrechtsdeputation hat die Ocffentlichkeit ihrer VerHand- lungen beschlossen._ Hamvnrgische Polizeipraktiken. Die Hamburger Bürgerschaft berät zurzeit daS Staatsbudget für 1808. In der letzten Sitzung schnitt Genosse E. Fischer beim Artikel„Polizeibehörde"(1 390 200 M.) die Handhabung des Vereins- und Versammlungsrechts durch die politische Polizei an. An der Hand eines reichhaltigen Materials schilderte er die Ruhmestaten der republikanischen GesinnungS- Polizei, um die sie ihre Berliner Kollegin beneiden dürfte, wle z. B. Verbote polnischer Versammlungen und solche deS Freidenker- Vereins, in denen über„religiöse Toleranz" und andere staatsgcfährliche Dinge gesprochen werden sollte. Ein angekündigter Vortrag von Adele Schreiber über„Sexualpädagogik" verfiel dem polizeilichen Verbot,„weil ihr Vortrag in weiten Kreisen Aergernis erregt habe und daher den öffentlichen Frieden ge- fährde". Obwohl auf eine Beschwerde beim Bürgerausschuß dieser das Vorgehen der Polizei gegen die Freidenker als g e s e tz- widrig bezeichnet und der Senat bei dieser Gelegenheit erklärt hat. er habe die Polizei ersucht, ihre untergeordneten Organe an- zuweisen, in Zukunft vorsichtiger zu sein, ist so ziemlich alles beim alten geblieben. Ter Polizeirat Dr. Sihamer, ein früherer Staatsanwalt, hat dem Vorsitzenden des Freidenkervereins mitgeteilt, daß der Vortrag von Lederer-Nürnberg Bedenken er» regt habe, weil in den Versammlungen gegen die Religion und die christliche Kirche zu Felde gezogen werde; die Polizei könne nicht dulden, daß den jungen Leuten, die diese Vorträge besuchten, die Religion genommen lverdc.(I) Ferner meinte der Chef der„Politischen ", er werde eS nicht dulden, daß in den Frcidenkervcrsammlungen zum Austritt aus der Kirche(eine Landeskirche gibt es in Hamburg nicht) aufge- fordert werde. Auf Veranlassung dieser Polizei ist gegen einen Freidenker eine Untersuchung wegen Verächtlichmachung von Ein» richtungen der christlichen Kirche eingeleitet worden, weil er ein Gedicht von Arthur Fitger vorgetragen hat. Enttäuschungen. Der„Deutsche Holzarbcitc r", ein christliches GeWerk- schaftSblatt, bringt einen Artikel über die„guten Kerle", d. h. diejenigen Verbandsmitglieder, die zwar ihrer Sache treu bleiben, aber sich nach und imch auf das Altenteil zurückziehen und anderen die Arbeit für die Gewerkschaft überlassen. Das sei besonders bei den Zahlstellen der Fall, die den Anspruch machten, die ersten des Verbandes gewesen zu sein, hier sei aller Spiritus zum Teufel und nur das Phlegma geblieben. Zum Beweise beruft sich der Artikel auf drei Orte: 1. Eine größere Stadt in Westdeutschland, wo der christliche Verband, wenigstens was die Schreiner betreffe, dominiere. Trotz- dem aber habe der christliche Verband in drei Jahren nur um ö. der sozialistische dagegen um 32 Mitglieder zugenommen. Die Zahl- stelle stehe nicht schlecht, alles sei in tadelloser Ordnung, nur hätten die Kollegen das Bedürfnis noch beschaulicher Ruhe.„Die guten Kerle sehen zu und überlassen den Genossen die Agt- tation und diese arbeiten mit einer Zähigkeit und einer Ausdauer, die nachahmenswert ist." 2. Eine Stadt in Süddeutschland . Auch hier sehe sich die Zahl- stelle von außen ganz gut an, aber ihre EntWickelung lasse alles zu wünschen übrig; ehemals habe das Mitgliederverhältnis des freien zu dem christlichen Verbände sich wie 3 zu 2 gestellt, jetzt dagegen stehe es wie 10 zu 2. Das sei eine„Affenschande!" Anerkannt tüchtige Kollegen hätten hier etwas leisten können und sollen.„Aber nein, die unorganisierten Kollegen zu gewinnen, das überließ man den Genossen, denen man zwar geistig zehmnol (wirklich?) überlegen ist, von denen man aber nicht lernen will, daß Ausdauer zum Ziele führt." 3. Eine dritte Stadt irgendwo. Hier gibtS großzügige Arbeit: „Da die Genossen stark sind, so erblickt man seine Lebensaufgabe in deren Vernichtung. Wie der MopS den Mond an» bellt, so gehts gegen die Genossen an. Jeden Tag, so sollte man meinen, müßten wenigstens hundert durch mündliche oder schriftliche Agitation erlegt werden. Hier das Resultat einer dreijährigen Arbeit: Die Genossen nahmen 1054 Mitglieder zu, unser Verband etwas weniger, nämlich— fünfzehn. DaS ist der Erfolg eiiner tzdlen Geschwätzigkeit, den mfan alten Weibern entlehnt hat. Hätte man sich weniger mit den Genossen herumkrakeelt, dann wäre Zeit und Kraft für den Ausbau der Zahlstelle gewonnen worden. Er- scheint es auch ausgeschlossen, daß unser Verband sich ähnlich wie der sozialdemokratische entwickeln könnte, so ist der Gewinn von 15 Kollegen doch ein geradezu blamabler Erfolg." Der christliche Artikelschreibcr besitzt mehr Ehrlichkeit und gesunden Verstand, als man sonst in seinen Kreisen zu treffen gewohnt ist.—_ Eine charakteristische Militärgerichtsverhandlung. Vor dem OberkriegSgericht in K o b l e n z stand der Haupt» m a n n H a g e m e i st e r von der 8. Kompagnie deS Infanterie- regimentS Nr. 69. Vor kurzem ist der Unteroffizier Klose von der- selben Kompagnie wegen Mißhandlung Untergebener in 132 Fällen und Verleitung zum Meineide zu 1 Jahr und 4 Monaten Zuchthaus verurteilt worden. Diese An- gelegenheit kam inS Rollen durch einen Musketier Schmitt, der wegen der unerträglichen Mißhandlungen durch Klose und wegen Quälereien durch andere Unteroffiziere desertiert war. Als er zurück- kehrte, erhob er gegen den Hauptmann Hagemeister die schwere Be- schuldigung. daß dieser Beschwerde» gegen seinen Peiniger Klose nicht weitergegeben beziehungsweise unterdrückt habe. DaS Kriegsgericht der 16. Division hatte den Hauptmann von der Anklage der vorsätzlichen Unterlassung der Verfolgung straf- barer Handlungen seiner Untergebenen freigesprochen. In- folge der Berufung des GerichtSherm kam die Sache vor das Ober- kriegSgericht. Die Verhandlung fand unter strengem Ausschluß der Oeffentlich- keit statt. Auch die Verkündigung der Urteils gründe erfolgte bei verschlossenen Türen wegen„Gefährdung militärdienstlicher Interessen". Nicht einmal der Name des angeklagten Hauptmanns war aufgerufen worden. Der Hauptmann wurde nach mehrstündiger Verhandlung wegen vorsätzlicher Unterlassung der Verfolgung straf- barer Handlungen seiner Untergebenen inzwei Fällen zu drei Tagen Stubenarrest verurteilt.—_ Oerterrdeb-angam. Wie Arbeiter antworten! Budapest , 17. März. Als Antwort auf die vom Minister des Innern Gras Andrassy angedrohte Auslösung der Gewerkschaften veranstaltet die sozial- demokratische Partei am Freitag in Budapest gleichzeitig 40 Protestversammlungen. („Franks. Ztg.-) Schweiz . Eine Volksabstimmung. Zürich . 15. März.(Eig. Ber.) Am Sonntag hat in der Stadt Zürich die Volksabstimmung über die Vorlage betreffend die Subventionierung der projektierten neuen Universität, ferner im Kanton Zürich eine solche über zwei Vorlagen stattgefunden, wovon die eine die Revision des Jagdgesetzes und die andere die Verstaatlichung der elektrischen Energie betrifft. lieber die erste Vorlage sagt das„VollSrecht", daß sich die Arbeucrichast aus Respekt vor der Wissenschaft über alle die Mißhandlungen und Verfolgungen der letzten Jahre hinweggesetzt und für die Vorlage gestimmt haben würde, wenn nicht durch daS Antistreikgesetz alledem die Krone aufgesetzt worden wäre, durch daS der Arbeiter minderen Rechtes gemacht wird. Darauf mußte und wollte die Arbeiterschaft eine Antwort geben.„Eine andere Möglichkeit wäre uns lieber gewesen Wir wissen eS, die Hochschulbauten hätten für uns einigen Vorteil gebracht, wenn darüber auch die ungeheuer- lichslen Ueberlreibtmge» ausgesprochen werden. Die Abteilungen nämlich, die für das Proletariat die größte Bedeutung haben, die Spitäler, werden ja trotz der SechSmillionenbauten im bisherigen, durchaus ungenügenden Zustand bleiben. Trotzdem, eine andere Möglichkeit wäre unö lieber gewesen. Aber die zürcherische Arbeiter- schaft müßte keinen Charakter haben, wenn ihr Groll nicht einmal zum Ausbruch känte und wenn sie nicht auch den Stolz besäße, ein- mal zti zeigen, daß mit ihr gerechnet werden muß, und zwar anders als mit einem Prügelsiittgen. Man hat es so gewollt. Wohlan. wir werden demenlsprechend handeln. Wir haben unsere Stellung bezogen und wir wissen die volle Verantwortung dafür zu tragen." DaS revidierte tantonale Jagdgesetz bringt verschiedene Neuerungen, so die Erhöhung der Gebühr für das Jagdpatent, Verschärfung der Strafbestiimmingcn, Ausschluß von Personell, die wegen Verbrechen bestraft, vom Jagdrecht usw. Das Gesetz über die Elektrizitätswerke des Kan- tonö Zürich betrifft die Verstaatlichung der elektrischen Energie. Die staatlichen Elektrizitätswerke werden als selbständige staatliche UttteriteHmuitg. also unabhängig von der Regierung, or- ganifiert und betrieben und der Overaussicht des KanlonSratcS unterstellt; Ueberschüsse sollen zur Verbilligung der elektrischen K r a s t. die an Gemeinden und Private abgegeben wird, verwendet werden. In der Volksabstimmung wurden alle drei Gesetze angenommen. Gegen die Hochschulvorlage wurden 10416 Stimmen, dafür 14 802 abgegeben.— Spanien . Behördlicher Mord.' Madrid , 17. März. Dem„Fmparcial" zufolge gab die Bürger- wehr von Villa Nueva aus gegen die Wiedereinführung städtischer Zölle demonstrierende Frauen eiye Gewehr- salve ab, ttachdern die Kundgeberinne» der Aufforderung, sich zu zerstreuen, nicht Folge geleistet hatten. Eine Frau wurde aus der Stelle getötet, zwanzig verwundet; eine zweite Frau ist bereits ihren Verwundungen erlegen; zwei wettere schweben in Lebensgefahr. Der Vorfall hat große A u f r e a utt g
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