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Ar. 66. 25. Jahrgang.

Reichstag .

1. Beilage des, Vorwärts" Berliner Volksblatt.

124. Gigung bom Dienstag, den 17. März 1908, nachmittags 1 Uhr.

Am Bundesratstische: Dernburg .

Auf der Tagesordnung steht zunächst die namentliche Ab­stimmung über den Antrag Graf v. Hompesch u. Gen.( 3.) zum Etat des Reichsschaamtes, zum Titel Striegsteilnehmer­beihülfen", als hülfsbedürftig alle Kriegsteilnehmer zu erklären, deren steuerbares Einkommen nicht mehr als 900 M. beträgt. Der Antrag wird mit 167 gegen 128 Stimmen bei 3 Stimm­enthaltungen abgelehnt. Der Titel Kriegsteilnehmerbeihülfen, 21,3 Millionen Mark" wird Es folgt die Beratung des

angenommen.

Kolonial- Etats.

Hierzu liegen drei Resolutionen vor:

1. Graf v. Hompesch u. Gen.( 3.) verlangen, daß tunlichst bald die schärfsten Maßnahmen gegen die Einfuhr und den Ausschant von Alkohol in den Schußgebieten ergriffen werden.

wird.

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Mittwoch, 18. März 1908.

Beim Kultivieren aber kommt es zu Staat. Das zeigt sich Besonders

innerhalb der Grenzen, die durch die Mittel des Reiches und die auch kultivieren. Rücksicht auf andere Interessen notwendig sind. dem Die Begrenzung Reibungen mit

hat zu einem Konflikt mit den Farmern und zu einer Petition der in der Schulfrage. Hier müssen wir vor allem daran festhalten, Farmer an das hohe Haus geführt. Gleichgültig, wie das Haus daß in allen Missionsschulen deutsche Sprache und deutsches Wesen sich dazu stellen wird, mögen die Farmer versichert sein, daß gepflegt wird. Die Mission wird, ohne es zu wollen, zum das Wohlwollen der Kolonialverwaltung für sie Anwalt der Eingeborenen. Das liegt in der Natur der nicht geringer ist, als für die Offiziere, Kauf- Verhältnisse. Damit aber wird sie zur Partei. Der Staat Teute, Missionare. Bei den Aufgaben des Staates muß ich auch kann diese Entwickelung nicht verhindern. Aber er muß darauf der Missionen beider Konfessionen gedenken, von denen wir in halten, daß Verwaltung und Mission in den Kolonien gleicher Weise Unterstützung erfahren haben. Ueber die Moral der durchaus getrennt bleiben. Dernburgs Saz, daß der Ein­Neger will ich mich nicht verbreiten, ihr Kulturzustand ist sehr geborene das wertvollste Gut der Kolonie sei, ist durchaus niedrig, ideelle Prinzipien sind ihnen kaum zugänglich, mit ihrer richtig. Es ist unsere erste Aufgabe, ihn zu erhalten und wahrhaftigkeit ist es nicht weit her, aber verdiente Strafen nehmen zu schützen, zu bewahren vor allen Dingen bor dent sie mit einer gewissen Genugtuung entgegen. Sie zeigen einen bes Alto hol Ich freue mich, daß internationale Abmachungen sonders stark ausgeprägten Erwerbssinn, sie sind geradezu begehrlich. gegen den Alkohol in den Kolonien getroffen sind und erhoffe noch Es folgt daraus, daß Besseres von der Zukunft. Geschützt muß der Eingeborene weiter scharfe Strenge werden gegen die ansteckenden Krankheiten. Wir können stolz darauf gegenüber Unbotmäßigkeit anzuwenden ist, und leidenschaftslose Ge- fein, daß ein Deutscher, Professor Koch, die Schlaffrankheit wirksam Das wichtigste wird aber rechtigkeit gegenüber Weißen und Schwarzen. Sonst würden zu bekämpfen gelehrt hat.( Bravo !) unsere ostafrikanischen Kolonien immer ein unsicherea Befit immer die Erziehung der Eingeborenen zur Arbeit bleiben. Diese sein. Um so notwendiger ist die Beachtung dieser Grundsäße, Erziehung ist schwer, aber sie muß geleistet werden. Der Ein­als unsere Machtmittel sehr gering sind. Die Produktion der geborene fann am besten durch Eingeborenen ist das Rückgrat der oftafrikanischen Produktion und kann nicht durch Plantagenbau ersetzt werden.

indirekten Zwang

fördert werden können, waren wir in der Budgetkommission mit dem Chef der Kolonialverwaltung nicht ganz einig. Der deutsche Klein­siedler ist der Träger des nationalen Gedankens, er ist in der Stunde der Gefahr der deutsche Landwehrmann.( Beifall rechts.) Bezüglich der finanziellen Verhältnisse bemerke ich, daß die Wert­zuwachssteuer in der Kommission wohl zu scharf hervorgehoben wurde, für weite Bezirke ist sie jedenfalls noch überflüssig. Die verlangte Rodifizierung der Rechtsgebräuche der Ein­geborenen halte ich nicht für angebracht; es muß eine dauernde ümbildung dieser Rechtsbräuche stattfinden. Die beabsichtigte Grün­dung einer Kolonial akademie in Hamburg begrüßen wir mit großer Freude.( Beifall rechts.)

2. Graf v. Hompesch u. Gen.( 8.) beantragen, daß die Rechtspflege unter den Eingeborenen mit erhöhten Garantien um zur Arbeit erzogen werden, dadurch, daß man ihn zu kommunalen geben wird, daß die Rechte der Eingeborenen in Rechtsangelegen- Bezüglich der Eisenbahnen muß ich sagen, daß wir in der Leistungen, zu Steuerleistungen heranzieht, dadurch, daß man ihm heiten mit weißen genügend gewahrt werden, daß für die Weißen Entwickelung der Verkehrswege zu ängstlich gewesen find; wir haben zeigt, daß sich sein eigenes Interesse mit der Arbeit verknüpft. in Straffachen eine Berufungsinstanz im Schußgebiete geschaffen und uns bon unseren Nachbarn überflügeln lassen. Einöden Wichtig für diese Erziehung sind Arbeiterkommissariate in den als Revisionsinstanz das Reichsgericht bestimmt wird, in Zivilsachen find unsere Kolonien nicht, wir haben im tropischen Kolonien und Arbeiterordnungen. eine Berufungs - und Revisionsinstanz im Deutschen Reiche geschaffen Afrika so gute Kolonien, wie sie dort überhaupt erhältlich Bei der Frage, ob die deutschen Meinsiedler nicht stärker ges gewesen sind.( Große Heiterkeit bei den Sozialdemokraten.) 3. Dr. Ablaß u. Gen.( frf. Bp.) beantragen, die allmähliche Nahezu alle afrikanischen Eisenbahnen haben gleich nach ihrer Er­Trennung von Justiz und Verwaltung in den Kolonien in die Wege öffnung ihre Betriebskosten selbst getragen, manche sogar eine Stente zu leiten und zur Vorbereitung der Kodifizierung des Eingeborenen gegeben. Ueberall hatten sie die Wirkung, die Ein- und Ausfuhr der Strafrechts allgemeine Anweisungen über die Anwendung des Kolonien zu heben und damit auch ihre Steuerkraft zu stärken. Das deutschen Strafrechts zu erlassen. durch, daß wir nicht für Verkehrswege gesorgt haben, haben wir Die Beratung beginnt beim Titel, Gehalt des Staatsden nationalen Reichtum von Ostafrika geradezu verschwendet. Auch fetretärs 44 000 Mart". bei der Togobahn find diese Erfahrungen wieder bestätigt. Die vor­Staatssekretär Dernburg : geschlagenen Eisenbahnen sollen dazu dienen, die Heimat zu ent­Lasten. Der Reichszuschuß für die Kolonien soll in seiner Höhe Wenn der Kolonialetat einen so großen Umfang in der Kom- firiert werden, das ist bereits ein großer Fortschritt. Die Schuß mission angenommen hat, so ist das ein erfreuliches Zeichen gebiete haben ihr eigenes Vermögen und es ist nur recht und billig, für das erhöhte Interesse an den Kolonien, das auch daß sie auch ihre eigenen Schulden zahlen.( 3u- Abg. Arning( natl.): Die Besserung der finanziellen Verhältnisse die Kreise der äußersten Linken zu ergreifen beginnt. ruf bei den Sozialdemokraten: Ausgezeichnet!) Das der Kolonien ist recht erfreulich. Die Zurückziehung der Truppen Die Beratung der Kommission wurde durch einen anderen Umstand stärkt das Gefühl für ihre Selbstverantwortlichkeit. Die aus Südwestafrika bedeutet feineswegs einen Kanosfagang Dern­noch erschwert. Nach meiner umfangreichen Reise nach Ostafrika Gisenbahnen in den Kolonien müssen aber auch staatlichen burgs und Semlers. Den Kernpunkt der Ausführungen Dernburgs haben meine dort gemachten Erfahrungen zu programmatischen Zwecken dienen, und dürfen daher nicht im Besiz privater Gefell - bildete die Eingeborenenpolitik. Wir haben das Recht und die Ertlärungen geführt, die ich hier in voller Ausführlichkeit nicht schaften fein. Die Kolonien müssen durch Bahnen aufgeschlossen Pflicht, den Eingeborenen eine menschenwürdige Existenz zu ver­wiederholen will. Aber ich muß doch erklären, was denn werden, die Frage tann nur sein, welche zuerst fommt. Bei den schaffen. Deshalb müssen wir Schulen gründen und die sanitären eigentlich meine Politit ist. Angestrebt wird eine deutsche kolonialen Eisenbahnen fann es nicht darauf an- Verhältnisse verbessern; vielleicht gelingt es dem Staatssekretär da­Regierung in den Kolonien, welche das Vertrauen aller in den kommen, hochwertige Güter aus dem Lande her durch auch, das bei den Negern herrschende Zweifindersystem zu be­Kolonien vertretenen Stände, Berufsarten und Klaffen erwerben auszubekommen, sondern es kann sich nur darum handeln, feitigen. Um die Neger zur Arbeit zu erziehen, ist die Auf­muß. Sie hat die große Aufgabe, die wirtschaftlichen Kräfte, welche festzustellen, welche geringwertigen Maffengüter legung von Steuern für sie nötig; ich halte die Kopffteuer in den Kolonien ruhen, zu entwickeln. Daher muß unbedingt das in Betracht kommen. Von der englischen Ugandabahn fürch- für geeigneter hierzu als die Hüttensteuer, da biele Reger Anfehen der Regierung gewahrt bleiben, so daß ihren Anordnungen teten viele eine Schädigung unserer Kolonie, und verlangten eine gar teine Hütte haben. Vor allem müssen die Leute feßhaft unweigerlich Folge geleistet wird, und sie die Kraft hat, sie durch Konkurrenzbahn. Tatsächlich hat unsere Kolonie von der Uganda - gemacht werden, man muß ihnen also gestatten, Kautschut­zusetzen. Daraus folgt, daß die Regierung eine Regierung bahn Vorteil gehabt. Die Nationen haben überhaupt nicht die Auf- kulturen usw. anzulegen. der Gerechtigkeit und des Wohlwollens gegenüber Weißen und gabe, sich gegenseitig das Waffer abzugraben. Die Kulturaufgaben Abg. Dr. Spahn( 8.), auf der Tribüne fast unverständlich, geht Schwarzen fein fein muß. Sie muß getragen werden bon find so gewaltig, daß man fich freuen muß, wenn der eine dem zunächst auf die Etats der einzelnen Kolonien ein. Des weiteren Personen, welche die notwendige wirtschaftliche Vorbildung befizen, andern es erleichtert, sein Päckchen zu tragen.( Lebhaftes Sehr betont er, daß die Schwarzen zur Arbeit erzogen werden müssen, die die notwendige Kenntnis von Land und Leuten und den wirt richtig! bei den Sozialdemokraten.) wenn sie nicht in die Barbarei zurückfallen sollen; aber diese Er­schaftlichen Zuständen haben. Sie muß eine ruhige und stetige Ver Die ganzen Bahnen fosten feineswegs eine übermäßige Summe. ziehung zur Arbeit darf die Schwarzen nicht zu Sllaven waltungspraxis durchführen und von der großen und wichtigen Auf- In zwanzig Jahren sollen sie allmählich gebaut werden, und ich hoffe, machen, sondern muß mit der Freiheit der Schwarzen verträglich gabe überzeugt sein, große und boltsreiche Länder zu entwickeln, die daß die dann erschlossenen Kolonien einen wesentlichen Teil der sein; zur Arbeit soll man nicht zwingen, sondern erziehen. Redner materielle Wohlfahrt und das töperliche Wohl- Kosten übernehmen können. Ich bitte alle Interessenten, ihre geht dann auf die in der vom Zentrum beantragten Resolution ergehen der Eingeborenen zu fördern, und sie zu Spezialwünsche zurückzustellen und sich entschloffen der Regierung niedergelegten Forderungen ein, die Rechtspflege in den Kolonien höherer Gesittung empor zu führen. Diese Aufgabe muß ohne Haft anzuschließen. Nach menschlichem Ermessen schließt unser Kolonial mit erhöhten Garantien zu umgeben.( Bravo ! im Zentrum.) und Eifer, langsam und zielbewußt durchgeführt werden. Ich bin programm eine dauernde Belastung des Reiches durch den Eisenbahn­

Nationalliberalen.)

Darauf bertagt das Haus die Weiterberatung auf Mittwoch Schluß 27 Uhr.

es den Beamten der Reichsverwaltung in den Kolonien schuldig, bau aus. Der Trägerlohn ist jetzt auf den Kilometer doppelt so 1 Uhr. ebenso den Offizieren der Schußtruppe, für den Geist, in dem sie hoch, als die Eisenbahntransportkosten sich stellen werden. Ich bitte ihre Aufgabe erfaßt haben, die höchste Anerkennung auszusprechen. um freundliche Prüfung unserer Vorlagen.( Bravo ! bei den ( Lebhafter Beifall rechts, bei den Nationalliberalen und den Frei­finnigen.) Um größere Stabilität innerhalb der Verwaltung zu erreichen, muß die koloniale Starriere den Gebildeten aller Stände eröffnet werden, damit ein koloniales Beamtentum herangezogen wird. Die Regierung muß eine deutsche sein; deshalb ist eine

Rassenjustiz notwendig,

aber getragen von der notwendigen Selbstzucht der Weißen, ( Sehr richtig!) Bur wirtschaftlichen Erschließung der Kolonie ist eine Unterstügung der Weißen notwendig

Kleines feuilleton.

Abgeordnetenbaus.

Sigung vom Dienstag, den 17. März 1906,

vormittags 11 Uhr.

Abg. Frhr. v. Richthofen ( t.): Wenn man bis in die Nacht im Plenum fißt und des Morgens Kommiffionssigungen hat, dann fann man seine Rede nicht so gründlich vorbereiten, wie es die Würde des Gegenstandes eigentlich erforderte.( Zustimmung.) Der Chef 55. der Kolonialverwaltung hat sich in den Kommissionsverhandlungen als gründlich vertraut mit seinem Reffort und als Mann energischer Am Ministertisch: v. Arnim. Initiative gezeigt.( Buſtimmung bei den Nationalliberalen und Die dritte Lesung des Etats wird fortgesetzt beim Etat rechts.) Redner wendet sich der Missionsfrage zu. Die Mission muß der landwirtschaftlichen Verwaltung. Hierzu liegt der fein, fie muß aber nicht nur christianisieren, sondern Antrag des Abg. v. Arnim( f.) auf Flüffigmachung von 200 000 m.

Das taiserliche Warenhaus. ein Ton gewonnen, den die faiserliche Verwaltung für geeignet hält In Cadinen wird zu keramischen Zwecken. Sachverständige haben eine andere Meinung darüber und die Cadiner Produkte find von der unabhängigen Kritik als mißlungen gekennzeichnet worden. Jezt nimmt das Warenhaus Wertheim sich der Sache an; es hat nach einer Korrespondenz 50 000 m. zur fünstlerischen Belebung des Cadiner Tons auss geworfen. Weffel, der ja hoffähig geworden ist, macht den Mittels­mann und Leiter. Wertheim wird also faiserlicher Hoflieferant in doppeltem Sinne.

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vier Episoden werden sollen. Der entschiedene Vorteil davon Theaterkaffe von 10 Uhr vormittags bis 6% Uhr abends auss würde sein, daß ich in jedem Romane ein Menschenleben bis zum gedehnt. 80. oder 90. Jahre entwickeln fönnte, wenn ich will, sogar ein Mufitchronit. Das letzte Sonntagskonzert des ganzes Jahrhundert; auf diese Weise kann ich den ganzen Fort- Charlottenburger Schiller Theaters findet nächsten Sonntag, Aus Zolas Werkstatt. In dem Augenblick, da angesichts der schritt verfolgen, die ganze Zukunft, ohne sie zu zerstückeln. Jeder mittags 12 Uhr, statt. Auf dem Programm stehen die zweite große bevorstehenden Ueberführung der irdischen Reste Zolas ins Bruder vertritt den Titel seiner Episode." Schon in diesen Zeilen Sonate für Pianoforte und Violine von Naff und ein Klaviertrio Pantheon der Streit um den Bielbefehdeten in Frankreich aufs verrät sich die Art, wie Bola seine Pläne fonzipierte; nicht eine von Beethoven ; ferner Lieder von Schubert, Pfizner, Erler und neue aufloht, veröffentlicht die" Revue" eine Reihe bedeutsamer Persönlichkeit ist es, die ihm vor Augen steht, die ihn zur Gestal- Humperdinc. Der Mann mit den drei Frauen" erlebt Entwürfe und Notizen des Dichters, die eine wertvolle Ergänzung fung drängt, sondern eine weitumfassende allgemeine Idee. Aus im Neuen Operetten Theater ſeine Erstaufführung erst zur Charakteristik seiner Persönlichkeit bilden und zugleich einen der Notwendigkeit, diesen Gedanken lebendig darzustellen, erwachsen am Freitag. Das Theater bleibt am Donnerstag geschlossen. fesselnden Einblick gewähren in seine Art, zu schaffen. Die Frag ihm die einzelnen Personen, nicht mit einem Schlage, sondern als mente, bald haftig hingeworfene Bemerkungen, die dem Dichter bei das Ergebnis sorgsamer Erwägungen. Außerordentlich interessant der Konzeption der ersten Jdee einfielen, bald ein regelrecht durch sind in dieser Hinsicht die ersten Entwürfe der ersten drei Gvan geführter Anlageplan eines Werkes, beziehen sich auf die bier gelien. Die Idee wird erst beleuchtet, dann erfindet der Dichter Evangelien", die bekanntlich Fruchtbarkeit"," Arbeit"," Wahrheit" eine Gestalt, die sie verkörpert, und er sfizziert einen Lebenslauf, und Gerechtigkeit"( Menschlichkeit) umfassen sollten. Der Tod hat der in allen seinen Teilen vor allem der Versinnlichung des Grund­dem Dichter die Feder mitten in der Arbeit aus der Hand ge- gedankens dient. Erst allmählich erstehen in der Phantasie des nommen, aber die vorliegenden Werke in ihrer machtvoll heraus- Dichters die Nebengestalten, teils als ergänzende Argumente, teils gearbeiteten Tendenz zur Umgestaltung des Lebens genügen zur als strenge Kontraste gedacht, und erst wenn diese fast wissenschaft Widerlegung derer, die den Wesenskern des Dichters der Rougon- liche Arbeit abgeschlossen ist, beginnen die Personen aus dem Reich Macquart in dem Endziel sehen, das Leben mit allen seinen Nöten der Abstraktion in die Wirklichkeit überzutreten, gewinnen ihre und Auswüchsen so zu schildern, wie er es fah. In seinen letzten menschlichen Einzelzüge. Immer mehr Episoden und Geschehnisse direktor der Berliner Museen, Bode, dessen Schweigen in der zu Herr Bode als Kunstdiplomat. Der General Berten greift Zola nach der Palme des Gesellschaftsreformators, werden eingeführt, alle Chancen erwogen, alle Notwendigkeiten des einem europäischen Standal gewordenen Tschudi Angelegen und ein fast romantischer Idealismus, ein unerschütterlicher Technischen untersucht, und so entsteht dann ein Entwurf, der auf heit in Kunstkreisen sehr unliebsam empfunden wurde, hat sich zu Glaube an den Fortschritt der Menschheit bricht hervor, die unver­cintar find mit dem pathetischen Pessimismus, die viele als die wenigen Seiten bereits den völligen Geschehensinhalt des späteren einem Vertreter einer Wiener Zeitung über die Sache ausgelassen. Herr Bode bestätigte, was alle Welt weiß, daß Anton Triebfeder des Bolaschen Schaffens ansahen. Als in seiner Seele erkes zusammenfaßt. 3olas ganzes Streben gilt dann der Ver­besserung der Gesellschaft und aus allem spricht eine Leidenschaft zum erstenmal der Gedanke an den Zyklus der bier Evangelien" die für das Leben, ein Vertrauen auf den Fortschritt, und ein Wille Werner und seine Clique, deren Bilder anzukaufen Tschudi als Schwingen breitete, bezeichnet er diese Arbeit als natürlichen Schluß nach praktischen Wirkungen, die weit hinausgreifen über die be­nötig unterlassen habe, hinter der Maß­stein seines Wirkens. Nach einer langen Untersuchung der Wirk Der Generaldirektor findet überhaupt, Tschudi lichkeit eine Verlängerung in das Morgen, in einer lyrischen Art. schränkten Thefen des dogmatischen Naturalismus. Ach, diese regelung steckt. Meine Leidenschaft für die Stärke und für die Gesundheit, für die Angst vorm Leben," so ruft er während der Arbeit an der" Frucht- wäre zu rücksichtslos und nicht diplomatisch genug aufgetreten. Mit barkeit" leidenschaftlich aus, diefe Furcht vor den Mühen und vor anderen Worten: in preußischen Kunstdiensten sind nur Leute ver­Fruchtbarkeit und für die Arbeit, mein Bedürfnis nach Wahrheit den Pflichten, vor den Widerwärtigkeiten und den Katastrophen, wendbar, die den Intentionen unverantwortlicher, aber maßgeblicher und nach Gerechtigkeit brechen schließlich aus. Ich eröffne das die es macht, daß man in der Angst vor den Schmerzen die Freuden Personen sich schmiegsam fügen. Die ganze Frage ist, wie alle kommenze Jahrhundert. All das auf die Wissenschaft begründet. zurückweist. Diese Feigheit empört mich, ich kann sie nicht ver- tunst- und Kulturfragen in Preußen, damit gekenn­Alles mit Güte und Zärtlichkeit durchtränkt, eine ganze herrliche zeihen. Man soll leben, ganz leben, das ganze Leben leben und zeichnet als eine politiche. Blütezeit, eine herzergreifende, weithinſchallende Verkündigung." besser auch das Leiden, das Leiden allein, als der Verzicht auf das, Die absolutistischen Zustände, die hier vorherrschen, können mur Die Macht seiner Phantasie und die Kraft seines Temperaments was man lebendig und menschlich in sich trägt." Aus diesem Ge- durch Erringung eines demokratischen Wahlrechts ernstlich bekämpft mußten Bola notwendigerweise zu der Konzeption von gewaltigen fühl heraus entstehen die vier Evangelien und er widmet sie der Romanen führen, in denen die Hauptpersonen die weit aus- Jugend, um ihr Vertrauen zu geben und sie zum Leben tapfer zu greiferden Abstraktionen riesiger Wesenheiten sind. Er träumte machen." Fruchtbarkeit, Arbeit und Wahrheit sind die Elemente, von einer Ethit, die alle Sehnsüchte und alles Streben der Gegen- aus denen die neue Menschheit hervorgehen muß. Vor allem aber wartsseele in Harmonie bringen würde. Die ersten Aeußerungen die. Wahrheit, die den Urgrund jedes Fortschritte ausmacht und über den neuen Plan verraten schon jenes Streben zur metho- aus der allein die Gerechtigkeit hervorgehen kann. dischen Ordnung der Einzelerscheinungen, jene Willenskraft, die die Welt und Zukunft umfassenden Ideen zu etwas Gewaltigem und Symmetrischen, das den glühendsten Jdealismus berrät", zu­sammenschließen soll." Es kommt mir der Gedanke, bier Bers

werden.

- Johannes Fastenrath , ein Kenner und Vermittler

spanischer und fatalanischer Literatur, ist in Köln im Alter von 69 Jahren gestorben. Die von ihm 1899 ins Leben gerufenen Kölner Blumenspiele, eine Nachahmung einer unter ganz anderen Bedingungen erwachsenen Troubadoursitte, erwiesen fich als eine unfreiwillige Parodie, eine dilettantische Spielerei, die der Schwärmer Fastenrath ernst nahm. Notizen. Neues vom Mars. Wie der amerikanische Marsforscher Theaterchronit. Das Hebbel- Theater wird der Pariser Akademie der Wissenschaften mitteilte, ist es ihm ge­fündigungen zu machen und nicht drei, um ein Gegenstück zu den von Mittwoch ab in seiner Strindberg- Aufführung statt Samum" lungen, auf dem Planeten Mars Wasserdämpfe festzustellen. Wenn vier Evangelien zu schaffen". So fommt er zu dem Gedanken, vier Die Stärkere"( mit Rosa Bertens und Maria Maher) geben.-fich diese Beobachtung bestätigen sollte, so wäre die Möglichkeit Söhne des Petrus " au schaffen, vier Brüder, die die Helden der Das Neue Schauspielhaus hat den Vorverkauf an der organischen Lebens auf dem Mars damit aegeben.