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Sehr geehrter Kollege I Durch die heutige Lage und das Borgehen der organisierieu Arbeiterschaft betreffs SlreikZ und Aussperrungen bin ich in der Lage, Ihnen Nichtorganisierte Arbeiter nach Auftrag in 3 Tagen jede gewünschte Zahl zu schicken. Mein Bestreben ist eS, in kürzester Zeit die O r g a n i- sation zu unterdrücken und Ihnen ruhige und tüchtige Leute zu besorgen und zwar zu Ihren Bedingungen. Sollten Sie Berliner Leute wünschen, so empfehle ich Ihnen Mkordmanrer. Zimmerer, Putzer und Arbeiter. Sie sparen Kranken- geld und Jnbaliditätsbeiträge; auch wird der Bau in kürzester Zeit gefördert. Das Preisverzeichnis für Akkordarbeiten liegt bei Fassadenputz wird nach Matzgabe der auszuführenden Fassaden berechnet, und sparen Sie schon Geld, wenn Sie die Arbeiten von direkten Fassaden- Putzern(Spezialisten) ausführen lassen. Ich beanspruche für meine Tätigkeit pro Mann M. 5 und freie Reise. Bei Abonnement pro Jahr?M. SCf, welcher Betrag von M. 13 sofort und M. 13 am 1. Juli jeden Jahres zu zahlen ist, erhalten Sie jede gewünschte Zahl Leute ohne jegliche Nachzahlung, jedoch müssen Sie das Fahrgeld vorher einschicken, welches später vom Lohn abgezogen werden kann. Sie sparen viel Geld. z. B. es würde ein Streik oder eine Aussperrung� stattfinden, so entstehen Ihnen doch bedeutende Uu- kosten. Diesen Nebeln kann dadurch abgeholfen werden, indem Sie in obiges Abonnement einwilligen. Ein besseres Entgegenkommen dürfte Ihnen zu Ihren Gunsten vielleicht nicht geboten werden, und mir würde dadurch die Art des Betriebes erleichtert werden. Nach Einsendung des Betrages von M. 13 sind Sie berechtigt, soviel Leute zu fordern, als Sie für Ihren Betrieb gebrauchen; ich bin bemüht, alle an mich gestellten Anforderungen mit grötzter Pünktlichkeit zu Ihren: Wohlwollen zu fördern und mit bestem Einvernehmen gegenseitig unsere Arbeit in Sicherheit zur Aus­führung gelangen zu lassen. Bei Gebrauch bitte ich die nächsten Zweigbureaus in Anspruch zu nehmen. Nach Einsendung des Betrages erhalten Sie Be- scheinigung. Zahlungsort istBerlin ". Auch mutz für sicheres Nachtlogis gesorgt werden. Sollten in einem Orte mehrere Kolonnen Maurer , Putzer usw. gebraucht werden, so bitte mir selbiges mit­zuteilen, um die rechtzeitige Einteilung der Kolonnenführer vor- nehmen zu können. Sämtliche Leute bringe ich selber dorthin. Sollten Sie geneigt sein, meine Bureaus in Anspruch zu nehmen, so bitte um gütige Aufträge. Bei Auftragerteilung bitte um Vorschutzeinsenduug und Fahr- geld der Leute, welches später vom Lohn, wie oben erwähnt, ab- gezogen wird. Anbei Empfehlungsschreiben und Akkordvertrag. Mit kollegialem Gmtz usw. Herrn Genske kann man es nicht verdenken, wenn er dieKonjunktur", die die Scharfmacher geschaffen haben, ebenso ausnutzt wie diese selbst. Wir fürchten nur, daß er die nötige Zahl Lumpen nicht auftreibt, die geivillt sind, ihren Kollegen in den Rücken zu fallen. Mancher Bauunternehmer wird da um die hoffnungsvoll gespendeten Vorschußsilberlinge kommen. Berlin und Umgegend. Achtung, Metallarbeiter! Die Werkzeugmacher der Firma F l o h r, Chausseestratze, sind ausgesperrt, lieber den Betrieb ist die Sperre verhängt. Wir er- suchen, den Betrieb streng zu meiden. Der Grund der Differenz ist ein etwas außergewöhnlicher. Als der Betriebsleiter Sonnabend durch den Betrieb ging, soll ihm ein Stück Eisen an den Kopf geflogen sein. Ob und von wem dasselbe etwa geworfen wurde, ist nicht festgestellt. Da aber die in dem betreffenden Räume beschäftigten Werkzeugmacher niemand als Täter angeben konnten, sind alle entlassen worden. Deutscher Metallarbeiterverband. Ortsverwaltung Berlin . Bauhülfsarbeiter! Der Zusammenschluß der Freien Vereinigung der Bau- arbeiter Deutschlands mit dem Verband der bau- gewerblichen Hülfsarbeiter Deutschlands ist am 1. März er. vollzogen worden. Die Einigungsbedingungen resp. Uebertrittsbedingungen sind in der dritten Konferenz der Freien Vereinigung mit Majorität angenommen. Diesen Beschluß erkannten auch die Vereine von Berlin , Köpenick und Friedrichs- Hägen, die, nebenbei bemerkt, zum Lohngebiet Groß Berlin gehören, an. Auch die Organisation der Staaker von Berlin machte diesen Beschluß zu dem ihrigen. Kollegen! Wir glauben nun, und damit ein jeder Kollege seiner Rechte an die Organisation nicht verlustig geht. auf den Passus 2 der Uebertrittsbedingungen aufmerksam machen zu müssen, wonach der Umtausch der Mitgliedsbücher innerhalb sechs Wochen erfolgt sein muß. Wir ersuchen deshalb nicht nur die Berliner , sondern auch die auswärtigen Kollegen, unverzüglich ihre Mitgliedsbücher in Ordnung zu bringen und der bisherigen Geschäftsleitung(Bureau S t e i u st r. 39 I) zun: Umtausch zu übermitteln. Dort er- hält jeder Kollege eine Karte ausgestellt, die so lange Gültig- keit hat, bis ihm das Verbandsbuch ausgehändigt wird. Versäume deshalb niemand den Anschluß an den Ver» band der baugewerblichen Hülfsarbeiter Deutschlands zu vollziehen. Die bisherige Mitgliedschaft in der Freien Vereinigung wird voll angerechnet. Wer also seiner Rechte nicht ver- lustig gehen will, muß den Uebertritt bis zum 15. April vollzogen haben. Mit kollegialischem Gruß Die bisherige Geschäftsleitung. Achtung, Hausfrauen! Eine allgemeine Kontrolle derjenigen Bäckereien, die während des Bäckerstreiks den Tarif unterschrieben haben, hat der Bäcker« verband in der Zeit vom 9. März an vorgenommen. Diese Kontrolle. die sich hauptsächlich auf die Durchführung deS Vertrages und daneben noch aus Löhne, Zahl der Gesellen und Lehrlinge erstreckt, ist noch nicht völlig abgeschlossen. Das Resultat derselben wird seinerzeit bekanntgegeben werden. Soviel steht aber schon heute fest, daß der Vertrag von der übergroßen Mehrheit der Meister, die ihn be« willigten, eingehalten wird. Nur ein geringer Bruchteil hat denselben durchbrochen. Zweifellos glaubten diese' Verächter des Tarifs, in der ungünstigen Zeit deS Winters, wo die Gesellen nicht so widerstandsfähig sind als im Sommer, uns unbemerkt hintergehen zu können. Ein Teil ehemaliger Tarifbäckereien ist in andere Hände über- gegangen; die Nachfolger der früheren Besitzer wollen den Tarif nicht anerkennen. Diese sowie die. welche den Tarif bis jetzt durchbrochen oder zurückgezogen baben, werden im heutigen Inseratenteil des Vorwärts" veröffentlicht, und bitten wir das konsumierende Publikum. darauf ganz besonders zu achten und den Tariffeinden fein ganz be- sonderes Interesse zuzuwenden. Die allgemeine Liste derjenigen Bäckereien, die bisher den Ver- Kerantw. Redakt.: Georg Davidjohn, Berlin . Inseratenteil verantw. trag eingehalten haben, erscheint am ersten Sountag iin April, woraus wir schon heute hinweisen wollen. Ortsverwaltung Berlin des Deutschen Bäcker- und Konditorenverbandes. Eine sonderbare Maßregelung. Die in der Deutschen Bioskop-Gesellschaft, Friedrichstr. 236, beschäftigten Mechaniker hatten für die Märzgefallenen einen Kranz gespendet und drei ihrer Kollegen hatten denselben am 18. März niedergelegt. Deswegen wurden zwei derselben sofort entlassen und dem dritten gekündigt. Die Bioscop-Gesellschaft scheint sich bei den Behörden in empfehlende Erinnerung bringen zu wollen, um Toleranz für die Darstellungen ihrer Apparate zu erwirken. Achtung, Töpfer! Der Bau Amsterdamerstr. 18, ausgeführt vom Töpfermeister Otto Neubert, ist als gesperrt zu betrachten, weil Neubert immer noch verschiedenen Kollegen zirka 318 Mark Lohn schuldet. Da es ihm nun nicht mehr möglich ist, Gesellen zu bekommen, weil er nun auch von seilen der Hirsche gesperrt ist, welche erst unsere Sperre nicht respektierten, nun aber auch noch 309 Mark Lohn zu erhalten haben, hat er die Arbeit an Karl G r o t h, welcher bisher Polier bei ihm war und noch ist, übertragen, um dadurch Gesellen zu erhalten und somit die Sperre illusorisch zu machen. Per- schiedene Verbandskollegen, auch solche vom Lokalverein, sind nun auf die Annonce, welche Groth in derMorgenpost " losgelassen hat, hineingefallen und auf dem Bau in Arbeit getreten. Die Bei- bandskollegen sind verpflichtet, die Arbeit wieder niederzulegen, denn es ist sicher, daß es kein Geld gibt. Wir warnen überhaupt die Kollegen davor, auf derartige Annoncen in bürgerlichen Zeitungen hin in Arbeit zu treten. ES ist notwendig, daß sich erst jeder Kollege im Verbandsbureau über derartige Firmen Auskunst holt. Meistens liegen bei diesen Firmen Differenzen vor oder man verlangt Gesellen, die unter dem Tarif arbeiten sollen._ Die Verbandsleitung. I» der Wiclefstraße, Moabit , sieht es in der Umgegend von Hartungs Fabrik jeden Nachmittag aus, als herrsche dort der Be- lagcrungszustand. Doppelte Schutzmannsposten in kurzen Abständen nach rechts und links, und sobald das Signal gegeben wird, daß die Arbeitswilligen Feierabend machen, ziehen Berittene auf und dann vergrößert sich die Menschenmenge zusehends. Die Arbeitswilligeu machen täglich zu einer anderen Zeit Feierabend, von 4 bis nach 6 Uhr. Gestern, Sonnabend, wurden sie gegen 5 Uhr entlassen, wie immer begleitet von der Polizei und beobachtet von einer zahlreichen Menge, die sich nicht vertreiben läßt, wenn man nicht die ganze Straße absperren und den Verkehr dort vollständig aufheben will, was sich die-dortigen Anwohner und Geschäftsleute auch nicht ge- duldig gefallen lasten können. Die Polizei blieb gestern ruhiger und kühler und daher kam es auch nicht zu Ausschreitungen von feiten der Menge. Nachdem die Fabrik längst geschlossen war, blieben die Schutzmannspatrouillen in der Wiclefstraße immer noch auf ihren Posten und boten der Menge Stoff zu Betrachtungen über die große Tätigkeit, welche die Polizei regelmäßig entfaltet, sobald cS -den Schutz der Unternehmerinteressen gilt. Da wird immer zuviel, niemals zu wenig getan. Diese Tatsache wird täglich vor Hartungs Fabrik sehr eindringlich gelehrt, besonders aber, wenn der schnell berüchtigt gewordene Zug der Arbeitswilligen erscheint. Die geeinten Zimmerer. Am Freitag fand in Mendts Jndustriesälen, Beuthstraße 20, eine Versammlung aller derjenigen Zimmerer statt, welche gemäß den auf der 7. Konferenz gefaßten Beschlüssen den Uebertritt in den Zentralverband vollzogen haben. Wie der Referent, Th. Fischer, welcher zum ersten Punkt der Tagesordnung das Wort nahm, ausführte, sei ein geschlossenes Uebertreten dank der Opposition, welche ein kleiner Kreis von Leuten, die sich als Gegner einer Verschmelzung aufspielen, nicht möglich gewesen. Immerhin sei die Zahl der Uebergetretenen jetzt schon so groß, daß man mit dem Resultat zufrieden sein könne, und werden sicherlich auch die noch Fernstehenden zu der Einsicht kommen müssen, daß ein Zusammen- gehen nur im Interesse der Zimmerer liege. Es sei vielfach die Frage aufgestellt worden, was mit dem noch vorhandenen Vereins- vermögen geschehen werde, da der übergroße Teil der Ueber- getretenen langjährige Mitglieder waren und berechtigten Anspruch an eine gleichmäßige Verteilung des Vermögens erheben, zumal die Berliner Vereinsleitung unberechtigterweise die Gelder der einzelnen ländlichen Zahlstellen einzieht und man jetzt, um allem die Krone aufzusetzen, sogar versucht, die Gelder der Geschäfts- leitung eventuell auf gerichtlichem Wege an sich zu reißen. Er könne erklären, daß niemand von den Uebergetretenen für ein gleiches Vorgehen zu haben sei. Es müsse in friedlicher Weise versucht werden, einen Ausgleich in dieser Beziehung herbei« zuführen. Er empfahl der Versammlung folgenden Antrag: Die am 20. März in Wendis Jndustriesälen, Beuthstraße 20, tagende Versammlung aller derjenigen Zimmerer, welche bisher schon den Uebertritt in den Zentralverband vollzogen haben, vertritt den Standpunkt, daß das vorhandene Vereinsvermögen nach den Beschlüssen der Konferenz hätte verteilt werden müssen. Da jedoch der verbleibende Teil der Vereinsmitglieder in diese Verteilung nicht willigt, sondern das Vermögen widerrechtlich an sich behält, so verlangen wir, daß wenigstens eine prozentuale Verteilung stattfindet. Die Versammlung wählt zur Wahrung ihrer Rechte eine Kommission von drei Mitgliedern und be- auftragt dieselben, diese Angelegenheit weiter zu verfolgen und einer späteren Versammlung darüber Bericht zu erstatten." Hierauf wurden die Wahlen von drei Funktionären in die Verbandsleitung vorgenommen. Als zweiter Vorsitzender wurde Jonny H i n r i ch s e n, als Kontrolleur Max Lehmann und als Delegierter zur Gewerkschaftskommission Theodor Fischer gewählt. Gleichzeitig wurden die drei Gewählten beauftragt, im Sinne des angenommenen Antrages zu handeln. Nach einigen an- feuernden Worten des Versammlungsleiters, nunmehr im Sinne der geeinten Organisation zu arbeiten, wurde die Versammlung geschlossen._ Passive Resistenz der Butodroschkenfahrer? Privat-, Geschäfts- und Droschkenautomobilfohrer waren in der Nacht zum Sonntag in den Musikcrsälen, Kaiser-Wilhelm- straße, äußerst zahlreich versammelt, um zu den hohen Polizei- strafen Stellung zu nehmen. Wie hier der Referent Syndikus Rechtsanwalt Dr. Gutfeld ausführte, stehen die Autodroschken- kutscher in einem Ausnahmezustande. Ihren und der Pferde- droschkenkutscher Beruf könne man als den einzigen bezeichnen, der unter Polizeiaufficht stehe und zu welchem eine unbestrafte Ver- gangenheit nachgewiesen werden müsse. Nach den polizeilichen Vorschriften solle die äußerste Geschwindigkeit die eines schnell- trabenden Pferdes zirka 15 Kilometer also pro Stunde be­tragen. Mit dieser geringen Geschwindigkeit werde den Fahrgästen nicht gedient. Jeder, der ein Auto benutzt, rechne auf schleunige Beförderung. Dadurch, daß der Fahrer dem Wunsche des Fahrgastes nachkomme, erfolge in den meisten Fällen eine Polizcistrafe. Diese Strafe habe jetzt eine geradezu exorbitante Höhe erreicht. Bisher nicht bestrafte Fahrer werden mit 30 und 60 Mark(bisher 5 und 10 Mark) Strafe bedacht, die bei Vorstrafen bis auf 100 Mark und darüber sich steigern. Jede dagegen angestrengte Klage und Berufung verlaufe zuungunsten des Klägers. Das komme daher, weil die Aussagen des Schutz- mannes und seiner Zeugen in der Regel den Ausschlag geben und alle technischen und sachlichen Verteidigungen des Angeklagten, der :Th. Glocke. Berlin . Druck».Verlag: Vorwärts Buchdr.u.VerlagSanMt selten Zeugen für seine Behaupiungen beibringen könne, tflflt Richter aus Unkenntnis der technischen Verhältnisse nicht gewürdigt werden. Autobusse und elektrische Straßenbahnen, die häufig ein viel schnelleres Tempo erreichen, gingen straflos aus. Als einziges Mittel, hier Wandel zu schaffen, müsse die Durchführung der bereits dem Reichstage unterbreiteten Forderungen gelten und ferner die Einrichtung von besonderen Gerichtshöfen für den öffentlichen Verkehr, wie z. B. die Seemannsgerichte. Sollten diese Wünsche nicht erfüllt werden, so bleibe ihnen nur die Selbsthülfe übrig, und diese werden darin bestehen, sich strengstens nach den polizeilichen Vorschriften zu richten, wie die Geschwindigkeit von 13 Kilometern die Stunde niemals zu überschreiten, hinter der elektrischen Straßenbahn die festgesetzte Entfernung innehalten, über Straßenkreuzungen recht langsam zu fahren usw.: das ist die passive Resistenz. Ein derartiges Vorgehen werde sicher binnen kurzem dazu führen, die veraltete Fahrverkehrs- ordnung zu revidieren. Die Versammelten nahmen nach leb- hafter, sich bis nach Mitternacht hinziehender Debatte einstimmig eine dahingehende Resolution an. Deutlcbes Reich. Die Verschmelzung mit dem Maurerverbanbe haben in einer vom 23. Februar bis 8. März vorgenommenen Urabstimmung die Dachdecker abgelehnt. Von 6671 Mitgliedern gaben nur 2811, gleich 42 Proz., ihr Votum ab. Davon stimmten für den Anschluß 1297, gegen denselben 1407 Mitglieder. Nachdem auch die Stukkateure vor kurzem die Verschmelzung abgelehnt haben, dürfte auf längere Zeit die Verschmelzungsfrage im Bau- gewerbe erledigt sein. Holzarbeiteraussperrung. In Wiesbaden kündigten die Mitglieder des Arbeitgeberschutzverbandes für die Holzindustrie den bei ihnen beschäftigten Arbeitern, die 14tägige Kündigung haben. Am 1. April soll die Aussperrung beginnen. Wird sie perfekt, werden in Wiesbaden ungefähr 300 Holzarbeiter von ihr betroffen. Die Lohnbewegung der Schneider Solingens ist mit einem durchschlagenden Erfolge für dieselben beendet. Diese Errungen- schaff bedeutet für die Gehülfen einen großen Erfolg, ist doch der neue Tarif einer der besten in RHeinIand-Westfalen, und man kann sehen, was gute Organisationen zu leisten imstande sind. Zur Tarifbewegung im Malergewerve Mittel- und Süddeutschlands . Die Zentralleitung des Süddeutschen Maler- und Tüncher» mcistcrverbandes versandte dieser Tage an ihre Mitglieder ein Zirkular, in dem zu einer Versammlung am 22. März in Mann- heim eingeladen wird. Diese Versammlung soll, so heißt es in dem Zirkular, als Demonstration wirken, im Falle die Gl- hülfen ihrem Generaltarif nicht zustimmen. Die Absichten der Unternehmer zu den Verhandlungen am 21. März werden dadurch treffend gekennzeichnet. Sie rechnen sehr damit, daß ihr General- tarif von den Gehülfenvertretern abgelehnt wird. Wie notwendig es ist, daß die Gehilfen gegen die geplanten Lohnverschlechterungen sich wehren, zeigt eine Statistik über das durchschnittliche Jahreseinkommen der Malergehülfen in einigen in Betracht kommenden Vertragsorten. Nach dieser Statistik, die von dem Malerverbande ausgearbeitet wurde, und an der sich 3320 Malergehülfen beteiligten, ergeben sich folgende durchschnittliche Jahreseinkommen: In Frankfurt a. M. 1203 M., in Offenbach 1126 M., in Höchst 1120 M.. in Darmstadt 1667 M, in Homburg 998 M., in Wiesbaden 1078 M., in Hanau 984 M» und in Friedberg gar nur 938 M. Und dabei sollen die Löhne in Offenbach , Höchst und Wiesbaden noch reduziert werden! / Mannheim , 21. März.(Privattelegramm desVorwärts".) Die nach Mannheim anberaumten Verhandlungen über einen Tarif« vertrag im Maler- und Tünchergewerbe für Süddeutschland sind als gescheitert zu betrachten. Die seitens der Unternehmer hinzu- gezogenen Vertreter der Gelben(I). Hirsch-Dunckerschen, christlichen und freien Arbeiterorganisationen konnten sich über gleichberechtigte Zulassung als Bertragskontrahenten nicht einige». Während die Unternehmer volle gegenseitige Anerkennung verlangten, erklärten die Vertreter des freien Verbandes, unter solchen Bedingungen nicht ver- handeln zu können. Mannheim , 21'. März, abends 9 Uhr.(Privatdepcsche desVorwärts".) Die heutigen Verhandlungen im Maler, gewerbe sind gescheitert._ Letzte I�achncbtcn und Depefcben. Die Pariser Bauhyänen. Paris , 21. März.(B. H. ) Eine wichtige Delegiertenversamm- lung der Bauunternehmer und der im Ausstande befindlichen Maurer hat heute stattgefunden. Die Unternehmer sind ent- schlössen, falls sich die Lage nicht ändert, eine allgemeine Aussperrung anzuordnen; zirka 100 060 Arbeiter würden dann ohne Arbeit sein. Die Syndikatskammern der Bauarbeiter haben sich mit den Maurern solidarisch erklärt. Kaiserlicher als Wilhelm II. Paris , 21. März.(W. T. B.) Auf Veranlassung des Unter- staaissekretärs der schönen Künste Dujardin-Beaumetz ordnete die Polizeipräfektur an, daß mehrere von einem polnischen Maler in dem gestern eröffneten Salon der Unabhängigen ausgestellte ab- geschmackte Zerrbilder des Kaisers Wilhelm und des Zaren Nikolaus entfernt werden. Dieser Anordnung wurde gestern abend Folge gegeben. -» Wie Nikolaus über diesen Zensurstreichdenken' mag, maßen wir uns nicht an zu beurteilen. Wilhelm II. wird sicher mit der Entfernung der Bilder, falls er von ihr erfahren sollte, nicht einverstanden sein. Hat er doch dem bekannten ffanzösischen Herausgeber von Karikaturen-Sammelwerken John Grand- Carteret die Veranstaltung der SammlungOui"(Er") durchaus nicht übel genommen, und diese Sammlung enthält nicht mehr und nicht weniger als 348 Karikaturen Wilhelms II.! Der ängstliche Herr Dujardin-Beaumetz ist also kaiserlicher als der Kaiser. Ueber die betroffenen Bilder des Künstlers Boleslaw BiegaS , der als guter Bildhauer bezeichnet wird und dessen male- rische Phantasien zwar durch Exzentrizität, aber auch durch freie und sichere Zeichnung auffallen sollen, wird demBerliner Tage- blatt" aus Paris gemeldet: Von den neuen Bildern deS Salons mögen noch einige Arbeiten des Polen Boleslaw Biegas erwähnt sein, die alle Kaiser Wilhelm den Zweiten zum Gegenstand sehr sonderbarer Allegorien machen.... Auf allen ist der Kaiser im Kostüm Adams vor dem Sündenfall dargestellt..._ Eisenbahner-Schicksal. Mannheim , 21. März.(B. H. ) Von einem aus Station Friedrichsfeld gestern abend ausfahrenden Güterzuge riß sich der Schluß los. Als der Zugführer den Zug darauf zum Stehen brachte, rannten die noch im Rollen befindlichen abgerissenen Wagen von hinten auf und wurden teilweise zertrümmert. Ein Bremser wurde schwer verletzt. Steh' ich in finst'rer Mitternacht... Freiburg i. Br., 21. März.(B. H. ) Auf den Militärposten am Landesgefängnis wurden nachts, wahrscheinlich von früheren Gefangenen, 6 Schüsse abgegeben. Häul Singer& Co., Berlin SW,. Hierzu 5 Beilagen.