Nr. 70. 25. Jahrgang.
Das englische Parlament
und der Achtitundentag. Unsere Genossen von der Arbeiterfraktion haben den 18. März dadurch gefeiert, indem sie im Unterhause eine Diskussion über die gefeßliche Einführung des Achtstundentages hervorriefen. Genosse CIynes, Arbeiterabgeordneter für Nord- Manchester , begründete folgende Resolution: " Das Haus ist der Ansicht, daß die Zeit herangekommen sei, im Interesse der Arbeiter im allgemeinen und der Arbeitslosen im besonderen den Arbeitstag in allen Industrien und Gewerben
auf höchstens acht Stunden zu beschränken."
Clynes sagte, die Resolution habe die Unterstützung aller or ganisierten Arbeiter des Landes. Angesichts der Tatsache, daß die ge
Sonntag, 22. März 1908.
vergessen, daß es sich hier vorläufig nur um eine Resolution und Stimmenanzahl beeinträchtigen mußte. Die Agitation war eine nicht um ein Gesetz handelt. Sie werfen uns vor, die Resolution ungemein lebhafte, die Versammlungen, in welchen Genossin Mach Set zu umfassend, aber der Präsident der Lokalregierung( John das fozialdemokratische Programm entwickelte, erfreuten sich eines tftundentag eingebracht, die mindestens ebenso umfassend aufgestellt. Die deutschböhmische Landesexekution hat davon abge Burns) hat im Jahre 1893 eine Bill für einen allgemeinen massenhaften Besuches. Die deutschen Sozialdemokraten in Böhmen hatten keine Frau war wie unsere Resolution. Unser gwed war mur, eine sehen, weil die Landtagstandidaturen in den deutschen Wahlkreisen allgemeine Diskussion über den Achtstundentag hervorzurufen. noch weit aussichtsloser waren, als in den tschechischen, Die Rede der Regierung, den Bergleuten den Achtstunden- Genoffin keine besondere Wirkung. Die Wählerinnen waren des Unterstaatssekretärs offenbarte die Absicht und da versprachen sich die Genossen von der Kandidatur einer tag zu gewähren. Diese Absicht erfüllt die Anhänger der Resolution natürlich sehr umtvorben, nationale, agrarische, konservative und mit Genugtuung. Die Regierung darf darauf rechnen, daß sie in fortschrittliche Parteien schickten ihre Agitatoren zu den geschätzten der Durchführung dieser Maßregel die Unterstützung der Arbeiter- Wählerinnen", und manch heitere Episode spielte sich dabei ab. Viele Frauen nahmen Gelegenheit zu beweisen, daß sie nicht geneigt partei haben wird." Die Diskussion wurde vertagt, was eine Ablehnung der Resolution abgeholt, um natürlich für den deutschnationalen Kandidaten zu Ueber die Resolution Clynes kam es zu feiner Abstimmung. wurde eine Genossin von einem deutschnationalen Wähler im Wagen find, sich als gedankenloses" Stimmvieh" behandeln zu lassen. So
bedeutet.
werbliche Arbeit der wichtigſte Dienſt ſei, der der Gemeinschaft geleistet Die Frauenkandidaturen für die Landtage fich für ben fozialdemokratischen Kandidaten ab.- Solcher Epiſoden
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sagt sie nicht.
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stimmen. Die Genossin weigerte sich mitzufahren, da aber der eifrige Herr nicht fortzubringen war, bestieg die Genossin ergebungsvoll den Fiafer und gab im Wahllokal ihre Stimme natürwerde, sei es notwendig, daß die Arbeiter nicht so lange beschäftigt und nicht so schlecht belohnt und behandelt werden, wie dies jetzt geschehe. gab es eine Menge. Nun aber, nachdem die Wahl vorüber ist und Es gebe jetzt in England eine Anzahl von Arbeitgebern, die den wieder bewiesen wurde, wie unhaltbar dieses Wahlrecht ist, das der stärksten Partei. im Lande keine Vertretung im Landtag ermöglicht, Achtstundentag eingeführt haben, ohne dadurch von ihrer Konkurrenz In der Zeitschrift für Frauenstimmrecht"( Beilage der wird es bei der Agitation für die Landtagswahlreform auch aller fähigkeit etwas eingebüßt zu haben. Der Staat beschäftigt Frauenbewegung") wird die Gleichheit" beschimpft wegen ihres Widerstandskraft bedürfen, um zu verhindern, daß den Frauen das 40 000 Arbeiter nach dem System des Achtstundentages; bei der die Wahrheit aufs äußerste vergewaltigenden Informations- Wahlrecht geraubt wird. Denn darüber besteht kein Zweifel, Einführung dieses Systems rechnete man, daß fich die Gesundheits- dienstes". Die„ Gleichheit" wird beschuldigt, sie habe in ihrem Be- daß den Frauen Böhmens das Wahlrecht nicht gegeben wurde aus Gesundheits- richt über die Kandidatur der Genoffin Mach in Prag die irgendwelchen freiheitlichen Motiven, sie haben das Wahlrecht nur, verhältnisse der Arbeiter bessern und ihre Produktionsfähigkeiten Initiative gebende Anteilnahme" des bürgerlichen Frauenwahl weil man übersehen hat, sie ausdrücklich auszuschließen. Der heben werden. Wie die Veröffentlichungen des Kriegsministers rechtsausschusses und die Kandidatur von 2 Frauen für bürgerliche entscheidende Paragraph in der böhmischen Landtagswahlordnung zeigen, feien die Erwartungen eingetroffen. Die Produktionskosten Parteien völlig totgeschwiegen. Die Zeitschrift für Frauenstimm spricht von Personen, ohne das männliche Geschlecht hervorzuheben. haben sich nicht erhöht und die Ausbeute sei nicht geringer geworden. recht" schließt ihre Feststellungen"(?) damit, daß es nur zwei Nun hat die aufstrebende Frauenbewegung dieses nicht ausdrücklich Clynes sagte dann weiter: Die Regierung ist jetzt daran, eine Möglichkeiten gebe: entweder die Gleichheit" verfügt über einen verliehene aber doch bestehende Recht aber doch in Anspruch geAchtstundenbill für die Bergleute durchzusetzen. Die Arbeiterfraktion so unglaublich mangelhaften Nachrichtendienst, daß ihr diese Tat- nommen, und es muß wohl als ausgeschlossen gelten, daß die wird selbstredend alles tun, die Bill zu fördern und die Gegen- fachen, welche seit Ende v. M in der gesamten in- und aus- Frauen sich einer geplanten Entrechtung fügen würden. argumente zu erschüttern. Nicht minder notwendig ist ein Achtstundentag ländischen Preſſe die Spazzen von den Dächern pfeifen( 1), wirklich Aehnlich steht es in Galizien . Auch dort sind die Frauen vom für die Textilarbeiter, die sich schon vor einigen Jahren durch unbekannt geblieben sind", oder--.sie kennt die Wahrheit und Wahlrecht nicht ausgeschlossen, und es hat auch in diesem Lande eine Urabstimmung für die gefeßliche Einführung des Achtstundenzum erstenmal eine Frau tandidiert. Keine Sozialdemokratin. Vor allem ist es mit dem Pfeifen" der gesamten Presse nicht Eine Frauenrechtlerin, Frl. Dulemba, Malerin von Beruf, tages mit großer Mehrheit ausgesprochen haben. Dann kommen die gar so arg, als die Zeitschrift für Frauenstimmrecht" tut, die hat sich allerdings vergeblich, um ein Mandat beworben. Eisenbahner, von denen viele 18, 14, 15 und sogar 18 Stunden Wiener Presse hat beispielsweise sehr wenig darüber gepfiffen. Obwohl sie der polnischen Volkspartei politisch am nächsten steht, täglich arbeiten, in manchen ihrer Arbeitszweige ist die Unfalls- und Einmal, als die Nachricht tam, daß für die Realistenpartei eine wurde ihre Kandidatur doch nicht offiziell von dieser unterSterblichkeitsziffer höher als bei den Bergleuten. Die Angestellten Frau kandidieren werde, haben sich die Zeitungen zu einer Er ftüßt. Das Organ der polnischen Voltspartei hat zwar aus der der Brauereien, Schnapsbrennereien, Hotels, Schantwirtschaften und örterung der Angelegenheit aufgeschwungen; eine ausführliche all- Feder der bekannten Dichterin Konopnida eine Empfehlung Restaurants haben eine standalös lange Arbeitszeit. Eine Befferung gemein beachtete Beweisführung, daß die Frauen zum böhmischen der Standidatur gebracht, die Volkspartei selber verhielt sich passiv. kann nicht durch Tarifreform hervorgebracht werden, da in schutz- Bandtag wählbar sind, hat nur die Wiener sozialdemoBon 5000 abgegebenen Stimmen find 500 auf Fräulein Du l e m ba zöllnerischen Ländern der Arbeitsverhältnisse ebenso schlecht sind. Das Initiative gebende Frauenwahlrechtskomitee" übersehen zu gültig, trotzdem sie sie zählten. Tatsächlich hatte man auch in tratische Arbeiterzeitung" gebracht. Das Verbrechen", entfallen. Die Wahlkommissionen erklärten die Stimmen für una Schließlich ist der Einwurf, die Einführung des Achtstundentages haben, hat die gesamte Presse begangen. Tatsächlich wurde die der galizischen Presse angenommen, daß den Frauen das passive würde die Konkurrenzfähigkeit Englands beeinträchtigen, nicht haltbar. erste bürgerliche Kandidatur die Frau des Prof. Masaryk - Wahlrecht zukomme, da sie in der Wahlordnung vom passiven Das beste Mittel, die Konkurrenzfähigkeit eines Landes zu heben, ist nicht aufrecht erhalten. Ganz verkehrt ist es, die Angelegenheit so Wahlrecht nicht ausgeschlossen sind. Das attive Wahlrecht die Besserstellung der Arbeiter." darzustellen, als wäre die Entdeckung von der Wählbarkeit der üben die Frauen in Galizien durch Bevollmächtigte aus, Unterstützt wurde die Resolution durch den Arbeiterabgeordneten Frauen erst von dem bürgerlichen Frauenwahlrechtskomitee ge- was den Wahlschwindel wesentlich erleichtert. Wenn die Frauen Kelley( Südwest- Manchester), der erklärte, daß acht Stunden Arbeit macht worden. Die tschechische Sozialdemokratie, die immer unein- über die Bedeutung des Wahlrechts unaufgeklärt sind, listet ihnen unter den gegenwärtig herrschenden maschinellen Verhältnissen geschränkt für das Frauenstimmrecht eingetreten ist, konnte sich schon eben der die Stimme ab, der sich auf diese Kunst am besten ebensoviel Lebenstraft aus den Arbeitern herauspressen berechtigung der Frauen in den Baragraphen der böhmischen Wahl- Barteien mit Hülfe der Frauenvollmachten auch bei Gemeinderatsauf Grund ihrer Fähigkeit, Gesetze zu lesen, von der Gleich versteht und der zuerst kommt. So haben die bürgerlichen als 10-12 Stunden Arbeit vor 10 oder 15 Jahren. Ein Acht- ordnung überzeugen. Sie hat auch nicht gezögert, einer Genossin wahlen schon manchen Sieg erfochten". stundentag würde auch die Zahl der Arbeitslosen vermindern. Er eine Kandidatur zu übertragen. tenne eine Gewerkschaft von 35 000 Mitgliedern, die 14 000 Beficher annehmen: diese ersten Frauenkandidaturen haben agitatorisch Wie ging es aber dem bürgerlichen Frauenwahl für das Frauenwahlrecht gewirkt, und der Kampf um die politische schäftigungslose zählt, während die beschäftigten Mitglieder von rechtsausschuh? Die Frauenwahlrechtlerinnen gingen zu Gleichberechtigung der Frauen hat dadurch eine neue wirkungsvolle 9-11 Stunden täglich arbeiten. Er kenne Firmen, die eine Arbeits- allen tschechischen Parteien, zu den Alt- und Jungtschechen, zu den Waffe erhalten. Mancher, der in seinem Gemüt zusammenwoche von 48 Stunden haben und hohe Löhne zahlen, und dennoch Liberalen, den Agrariern, zu Radikalen und Staatsrechtlern, mit schauderte bei dem Gedanken an den Stimmzettel in Frauenerfolgreich gegen Firmen konkurrieren, die eine Arbeitswoche von der Bitte, eine Frau kandidieren zu lassen und Frauenkandida- händen, hat nun wohl erfahren, daß die Bande der Familie da60-62 Stunden haben. turen zu unterstüben. Es ist das ein Weg voller Enttäuschungen durch nicht gesprengt werden und daß der Kochtopf durch den Gang geworden, denn fast alle Parteien haben die Zumutung, eine Frau zur Wahlurne nicht mehr vernachlässigt wird, als durch stundenbedingungsweise ihre Unterstüßung zugesagt und nur die Reakandidieren zu lassen, rundweg abgelehnt. Die Radikalen haben listen( Masarikpartei) haben sich frauenwahlrechtsfreundlich ge- Amtliche Streikstatistik in Deutschland und im Auslande.
Eins darf man als
Der Arbeiterabgeordnete Macpherson meinte, ohne einen gesetzlichen Achtstundentag würde sich die soziale Lage der Arbeiter nicht beffern lassen. Seine Gewerkschaft( Stahlschmelzer) machte den Unternehmern den Vorschlag, den Achtstundentag einzuführen und zeigt. Während Genossin Ma ch Kandidatin der sozialdemokratischen demgemäß auch die Löhne zu reduzieren, um dadurch die Zahl der Partei war, auf die von 2522 Stimmen 491 abgegeben wurden, Die Generalfommission der Gewerkschaften Deutschlands hat Arbeitslosen zu verringern. Aber die Unternehmer lehnten den Vor- so daß sie unter 10 Kandidaten an vierter Stelle stand, kandidierte schon mehrfach nachgewiesen, daß in der vom Kaiserlich Statistischen schlag furzerhand ab. Lehrerin Fräulein Tinna auf das Programm der Frauenrecht- Amt bearbeiteten deutschen Streifstatistik jährlich mehrere hundert lerinnen und erhielt von 1205 Stimmen 199. In diesem Wahl- Streits fehlen. Anspruch auf Vollständigkeit und Zuverlässigkeit kreis verteilten sich die Stimmen nur auf vier Kandidaten. Welch kann daher die offizielle deutsche Streifstatistik nicht erheben. Ananerkennenswerten Erfolg die Kandidatur der Genoffin Ma ch be- läßlich der Debatte über den Etatstitel" Statistisches Amt" hat der deutet, erkennt man erst dann, wenn man weiß, daß das Wahl- Abg. Legien, Vorsitzender der Generalfommission der Gewerkrecht zum böhmischen Landtag an eine Steuerleistung von 8 Kronen schaften Deutschlands , dem neuen Staatssekretär von Beth= oder an einen Bildungsnachweis( Doktorinnen, Lehrerinnen mann- Hollweg die zunehmende Unzuverlässigkeit der amtusw.) gebunden ist. Zudem ist der Teil des Wahlkreises, in dem lichen Streifstatistik vorgehalten und erklärt, wenn der vom Genossin Mach kandidierte, klerikal, was die auf sie entfallende Statistischen Amt herausgegebene Fragebogen dahin abgeändert
trachtete.
Gegen die Resolution sprach im Namen der Regierung der Unterstaatssekretär des Junern Herbert Samuel , der den Achtstundentag nur für die Bergleute als notwendig bes Nachdem noch mehrere liberale und konservative Redner gegen die Resolution gesprochen hatten, ergriff Henderson, der Führer der Arbeiterfraktion, das Wort:" Die Kritiker des Achtstundentages
Kleines feuilleton.
Musik.
larmohanten Stückchen, zumal in den nachgerade unerträglich einförmigen Duetten, und der großenteils schleppende Gang der Regie! Da hilft auch eine blumig- pruntende Szenerie nichts, und ebensoGeschicklichkeit. Bekannte Unvollkommenheiten im Singen, auswenig die von den meisten Mitwirkenden aufgebotene mimische genommen einige Stammkräfte des Theaters und etwa auch den Chor, kommen noch überdies dazu. Nennen wir mit Dank für viel heitere Schauspielerei die Darstellerinnen der drei Frauen: Bhila Wolff, Mizzi Wirth, Poldi Augustin, und
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Notizen.
SZ.
reitet als nächste Novität, Seine erste Frau" von Soulié und - Theaterchronit. Das Trianon Theater bes Thorel und Fastnacht in Nizza " von H. Berény mit CharLotte Wiché als Gast vor. Karl Böttchers nenes Stück „ Freiheit", ein politisches Schauspiel in vier Aufzügen, wurde von der Berliner Theaterzensur für Berlin ohne jede Streichung freigegeben.
ab. Sie hätten es nicht schreiben sollen, der Sie mich kennen und wissen, daß ich moralisch höher stehe als diese ganze Clique der Schachköpfe und Schufte." Am 3. September 1876 schreibt er an Bola der Moralist. Ein neuer Band Zola- Briefe wird, wie aus" L'Affomoir"(" Der Mörder") erscheint jest eben, und niemand Albert Millaud , der ihn in einem Artikel scharf angegriffen hatte: Paris berichtet wird, demnächst bei Fasquelle erscheinen. Während könnte heute die moralische Tendenz des Wertes beurteilen. Ich ber der erste Band die Jugendbriefe enthielt, trägt der zweite den Titel: sichere, daß die darin erteilte Bektion schrecklich sein wird, und daß " Die Literatur und die Künste" und bringt in der Hauptsache Briefe niemals ein Roman im strengsten Sinne anständigere Absichten an Schriftsteller über literarische und künstlerische Fragen. Der gehabt hat." Und über dasselbe Thema schrieb er am 13. Februar dritte und letzte Band, der im nächsten Winter herauskommen soll, 1877 an den Herausgeber des" Bien public", der den Roman im bezeugen wir summarisch unsere Achtung vor den übrigen Sängern, wird ausschließlich Brief enthalten, die mit der Dreyfuß- Affäre Feuilleton gebracht hatte: L'Assomoir" tann in diesen Worten zu- so haben wir wohl das Beste angedeutet, was aus dem gesamten in Zusammenhang stehen. Der. neue Briefband, der gerade in den sammengefaßt werden: Schließt die Kneipen, eröffnet Schulen. Die Abend zu gewinnen war. Tagen erscheint, da der Streit um Zolas Kunst anläßlich der nun Trunksucht verzehrt das Volk. Befragt die Statistit, geht in die beschlossenen Ueberführung ins Bantheon am 2. April von neuem Strankenhäuser, macht eine Enquete, und Ihr werdet sehen, ob ich entfacht ist, wirkt wie eine Selbstverteidigung des Künstlers gegen lüge. Der Mann, der die Trunksucht vernichtete, würde mehr für die Angriffe, die auch jetzt wieder gegen die Moral feiner Werke Frankreich tun, als Karl der Große und Napoleon."„ Nur die Unerhoben werden. Immer von neuem wehrt er sich gegen den Vor- wissenheit oder die Unehrlichkeit," so schrieb 3ola am 9. Februar wurf der„ Obszönität", der Pornographie, den Barrès ja auch in 1882 an A. de Chon, kann leugnen, daß in mir der Wille des der Kammer wiederholte, und bezeichnet sich selbst als Moralisten. Moralisten lebendig ist." Den Anfang des Bandes bilden die Briefe an den Dichter Antony Palabrègue, die Bola im Beginn seiner Laufbahn geschrieben hat. Und gleich in diesen ersten Briefen steht die Kunsttheorie, die Zola später entwickelte, in ihren Grundlagen fest. Ich glaube," schreibt der Vierundzwanzigjährige, daß im Studium der Natur, so wie sie ist, eine große Quelle der Poesie liegt; ich glaube, daß ein Dichter, der mit einem gewissen Temperament geboren ist, in fünftigen Jahrhunderten neue Wirkungen finden können wird, indem er sich auf das eratte Wissen stüßt. Und wenn es tausend Arten der Poesie gibt und ich eine neue erfinde, so können Sie, der Verteidiger der anderen Arten, die ich nicht angreife, mich doch nicht tadeln, weil ich das schon so umfassende Feld vergrößert habe, und mir ein Verbrechen daraus machen, daß ich den einen Pfad wähle statt eines anderen." In einem langen, schon bekannt gewordenen Briefe sett Bola dann dem Freunde seine Theorie aus cinander, nach der jedes Kunstwerk gleichsam ein Fenster ist, das auf die Schöpfung geöffnet wird" und daß in diesem Fenster ein ,, transparenter Schirm" angebracht sei, der bei dem Realisten, dem Romantiker, dem Klassiker eine verschiedene Färbung habe und eine Veränderung in der Auffassung der Dinge bewirke. Seine Vorliebe gehört natürlich dem„ realistischen Schirm".
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In den späteren Briefen sieht Bola sich oft genötigt, die Tendenz feiner Romane zu erklären und seine Moral zu verteidigen. Am 9. September 1872 schreibt er an Louis Ulbach , der ihn auch als ..obszön" hingestellt hatte:" Ich werde Sie morgen aufsuchen, damit Sie mich als einen, der aus dem Zupanar( Bordell) entwichen ist, behandeln können Sie wissen ja, daß ich mein Leben in Orgien hinbringe und meine Zeitgenossen durch mein liederliches Leben in Empörung verfehe. Man sieht mich ja nur an den Orten der Ausschweifungen. Nein, hören Sie, Ihr„ obszön" drückt mir das Herz
Daß es gar fo arg werden würde mit der neuesten Operette, mochte man selbst aus trüben Vorzeichen nicht ahnen. Der Mann mit den drei Frauen" von Franz Lehár , nach dem Terte von Julius Bauer , zuerst aufgeführt am 21. Ja nuar d. J. zu Wien und nun am letzten Freitag in Berlin vorgeführt, zeigt wieder, wohin zwei Autoren dadurch geraten, daß sie ihr unzweifelhaftes Können von ihrem Mangel an Geschmack und Selbstkritik sowie den Gelüften des Unterhaltungspublikums in die Jrre führen lassen.
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Wenn wir vom Texte berichten, daß ein Eisenbahnbeamter eine Frau in Wien und zwei Geliebte in Paris und London hat, so wird man uns den Bericht über die weiteren Schicksale des Don Juans der Häuslichkeit" bis zu dem Schlußterzett der drei ihn einschläfernden Frauen gern erlassen. Eher schon möchten wir verweilen bei dem mannigfaltigen Reize, den der Komponist seinem Orchester zu geben versteht, und den er ein oder das andere Mal auch auf ultige Gesangssäge zu übertragen wagt. Das sind aber nicht etwa dramatische Aufbauten, vielmehr nur ebenso abgerissene Stückchen wie das übrige.
Edisons Probleme. Der amerikanische Erfinder, der von einer Erkrankung eben genesen ist, arbeitet zurzeit an zivei Problemen. Beide beziehen sich auf das Automobil. Er glaubt, daß der Stahl, dessen man sich zur Herstellung der einzelnen Maschinenteile bedient, nicht widerstandsfähig und hart genug ist, und sucht ein ideales Metall, das dem Mechanismus der Wagen jene Kraft und Stärke gibt, die ihm heute noch fehlen. Ferner möchte er die Elektrizität in noch viel größerem Maße in den Dienst des Automobils stellen. Er arbeitet an einer Batterie, die bei fleinster Dimension und geringstem Gewicht den Wagen die höchste Energie und Schnelligkeit verleihen soll. Schon seit sieben Jahren arbeitet er daran und gewisse Resultate sind auch schon erzielt. Edison experimentiert dabei mit 6000 Batterien.
Die Ausgrabung von Memphis . An das englische Publikum wird ein Appell gerichtet, die nötigen Fonds aufzubringen, um Profeffor Flinders Petrie , den Leiter der Britischen Archäologischen Schule in Aegypten , in den Stand zu setzen, das ge Victor Palfis Neues Operetten Theater" hat waltige Unternehmen einer Ausgrabung der alten Stadt Memphis sich dieser Novität als der ersten Neuaufführung in seinem jebigen am Nil zu beginnen. Memphis war eine der größten Hauptstädte Gebäude angenommen. Daß der Komponist persönlich dirigierte der alten Welt, aber es liegt seit langem unter dem Sande bes und unter Blumenhuldigungen dankte, konnte den anscheinend graben. Das meiste Land, das die ehemalige Stadt bedeckt, wird üblen Eindruck, den das Werk wohl auf den größten Teil selbst jetzt bebaut, und die Bewohner des Dorfes Mitrahineh, die das dieses Publikums machte, verdecken. Wär' es die wirbelnde Posse Land befizen, werden an einer anderen Stelle angefiedelt werden oder der duftig- blühende Blödsinn, so würden wir wenigstens nicht müssen. bier Stunden der Langeweile zu verzeichnen haben. Dazu des gehen; etwa 60 000 m. jährlich werden 15 Jahre lang erforderlich Die Freilegung von Memphis soll allmählich vor sich Komponisten Vorliebe für langsame Tempi in seinem gar sol sein, um die Tempelstätten auszugraben.