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Nr. 77. 25. Jahrgang.

2. Beilage des Vorwärts" Berliner Volksblatt.

Das ,, Wohlfahrtsinftitut" der Berliner   bem" Borworts" eine Auseinandersetzung über die wirtschaftliche

Fleischerinnung.

" Jm August 1907 hatte die ,, Wirtschaftliche Korrespondenz" mit Lage der Arbeiter im Jahre 1906. Der Vorwärts" hatte auf Grund der Lohnnachweisungen einiger Berufsgenossenschaften be­rechnet, daß das Lohnniveau im Jahre 1906 sich um 4,93 Proz. erhöht hätte, während gleichzeitig die Haushaltungskosten um 5 Proz. zugenommen hätten. Daraus ergab sich dann, daß die Konsum kraft der Arbeiter im Jahre 1906 zurückgegangen sei. Wir bestritten die Richtigkeit der Angaben des Vorwärts" und be­gründeten unfere start abweichende Auffassung in dieser Frage. Doch bemerkten wir damals, wir wollten diese wichtige Frage vorläufig ruhen lassen, da zur Zeit der Polemik die berufs­genossenschaftlichen Lohnnachweisungen für das Jahr 1906 noch nicht vollständig vorlagen. Nunmehr liegen sie vor und wir fommen daher auf die Auseinandersetzung mit einigen Worten noch einmal zurück. Auf Grund der Lohn­nachweisungen der gewerblichen Berufsgenossenschaften ergibt sich, daß ein vollbeschäftigter 300 Tage lang tätiger Ar­beiter im Jahre 1905 971,95, im Jahre 1906 aber 1027,59 M. verdiente. Die Lohnsteigerung von 1905 auf 1906 betrug 55,64 m. oder rund 5,75 Broz. Die Ausgaben des Arbeiterhaushalts dürften sich dagegen im Jahre 1906 bei gleichbleibendem Konsum durchschnittlich um annähernd 3,5-4,5 Proz. erhöht haben, so daß 1906 teine Schwächung, sondern noch eine Verstärkung der Konsum­fraft der gewerblichen Arbeiterbebölferung eingetreten ist. Das war auch angesichts der wirtschaftlichen Entwickelung in der ersten Hälfte des Jahres 1907 gar nicht anders möglich. Wäre der Massenkonsum schon 1906 zurüdgegangen, so würde die wirtschaftliche Lage schon biel früher eine Abschwächung erfahren haben."

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Dienstag, 31. März 1908.

Parlamentarifches.

Einlauf.

Jm Reichstage gingen ein: Denkschrift über die Bekämpfung des Alkohol. tonfums in den afrikanischen Kolonien.

Berichte über die Tätigkeit der Reichstommiffare für das Auswanderungswesen im Jahre 1907. Zusammenstellung der Beschlüsse des Reichstags zum Etat der Schußgebiete. 106. bis 111. Bericht der Petitionskommission.

Aus der Frauenbewegung.

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Vertrauensdamen."

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Eine ganz neue Einrichtung ist in einer großen Dresdener  Steingutfabrit, Villeroy u. Boch, getroffen worden: die Vertrauens­dame". Es ist eine der Inneren Mission angehörende Dame, die für der Arbeiterinnen Seelenheil sorgen soll. Wie diese Vertrauens­dame", die den bösen Namen" Hunger" führt, ihre hehre Aufgabe auffaßt, zeigen folgende Stellen aus einem von ihr gehaltenen Bor­trage. Sie sagte darin u. a.:

Ohne Erziehung und den festen Halt im Innern, der Gott   und Glaube heißt, kommen solche Kinder nach ihrer Schulzeit und Non­firmation in die Fabrit.... Nur als Koftgänger fristen sie ihr Leben in der elterlichen Wohnung. Ihre noch von der Schule her­rührende Religion werden sie oft gezwungen zu verleugnen, wenn in ihrer Familie sozialdemokratischer Sinn herrscht, der von Kirche und Christentum nichts wissen will. Biel   Geld verdienen, heißt die Barole. Oft fließt der Verdienst der die sauer verdienten Groschen im Wirtshaus leider durchbringt." jungen Mädchen in die Tasche des Vaters, der in eigennütziger Weise

" Diese Menschen," heißt es an einer anderen Stelle von den Mädchen, die ihren religiösen Ratschlägen gegenüber verstockt bleiben, tragen das Zeichen ihrer niedrigen Denkungsart an der Stirn! In einzelnen traurigen Fällen, wo meine Ermahnungen erfolglos ge­blieben waren und wo ich Gefahr für die Mitarbeiterinnen erblickte, mußte ich mich genötigt sehen, um die Entlassung der Be­treffenden bei der Direktion zu bitten."

Am Freitagnachmittag fand im Gesellschaftshaus Berliner Musiker" eine große Arbeitslosenversammlung der Fleischergesellen Berlins   statt. Der Saal war gefüllt und die Sitzplähe reichten nicht aus; dennoch bildeten die Anwesen­den nur eine Minderheit der Fleischergesellen, die jetzt bei der Krise, die es der Arbeiterschaft mehr oder minder unmöglich macht, ein Stückchen Fleisch oder Wurst zu genießen, auf lange Zeit der Arbeitslosigkeit preisgegeben sind. Der erste Punkt der Tages­ordnung: Die wirtschaftliche Krise, die große Arbeitslosigkeit und die Berliner   Fleischerinnung", mußte abgesezt werden, da der Re­ferent, Verbandsvorsitzender Hensel, geschäftlich verhindert war, rechtzeitig zu erscheinen. So wurde zunächst über den zweiten Punkt: Herr Drabert, Ehrenmitglied der Gelben, und die Sauwirtschaft im Arbeitsnachweis der Innung" verhandelt. Der Referent, Paul Bergmann, führte unter anderm aus, daß der Arbeitsnachweis der Berliner  Fleischerinnung ja schon oft kritisiert worden sei, aber bisher ohne Erfolg. Der Arbeitsvermittler Drabert sei gewiß nicht allein schuld an den Zuständen, der Hauptschuldige sei selbstverständlich die In­nung, die reichste der deutschen   Fleischerinnungen, die wohl für pomphafte Empfänge am Brandenburger Tor   Geld genug habe, aber feins zu einer anständigen Regelung ihres Arbeitsnachweises. Wohl sei es gelungen, in den letzten Jahren dem Stellenschacher im Fleischergewerbe einige Riegel vorzuschieben, aber leider nur hinsichtlich der privaten Vermittler, nicht auch den Innungsnach­weis betreffend. Die Jnnung behaupte, ihr Nachweis sei ein Wohlfahrtsinstitut"( Algemeines Gelächter), aber wer als fremder Der Genoffe Calwer macht sich die Beweisführung wirklich Fleischergeselle nur die Schwelle des Hauses überschreite. gewinne etwas zu leicht. Auf die sonderbare Feststellung, die Ausgaben des schon den Eindruck, daß es mit der Wohlfahrt in Berlin   ein eigen Arbeiterhaushalts dürften" sich um annähernd 3,5-4,5 Broz. er Sing sein müsse. Die Behörden und die Gewerbedeputation haben höht haben", wollen wir jetzt nicht eingehen. Hier handelt es sich fich ja auch schon mit den Zuständen auf der Herberge befaßt und es fei gesagt worden, daß die Polizei einschreiten müßte. Warum das nur um die Lohnnachweisungen. Um zu zeigen, wie Calwer vor­nicht geschieht, sei nicht bekannt. Vor dem Hause in der Mulad- geht, sei zunächst zitiert, was der Vorwärts" tatsächlich geschrieben ftraße feien ja immer Polizeibeamte zu finden, aber hineinzugehen hat. In unserer Nummer vom 31. August schrieben wir wörtlich: und sich die Zustände einmal anzusehen, das falle ihnen nicht ein. Um schließlich die Streitfrage nicht verschieben zu lassen, sei Der Redner erwähnte dann verschiedene der Uebel, unter denen noch folgendes festgestellt: Calwer hat wiederholt behauptet, die zugereisten und arbeitsuchenden Gesellen auf der Herberge und die wirtschaftliche Lage der Arbeiter habe sich im Jahre 1906 dem Nachweis zu leiden haben: die schlechten Betten, den Mangel allgemein gehoben. An einem von ihm als besonders an den nötigen Klosetts, dann die Vermittlergebühren, die noch beweisträftig angeführten Beispiel Wochenlöhne ungelernter immer in der Höhe von 50 Pf. bis 1 M. den Gesellen abgenommen Arbeiter in Berlin  - haben wir rechnerisch nachgewiesen, daß sein werden, obwohl die Innung schon im Jahre 1904 versprach, in Zu- Material feine Behauptung nicht stügt. Auch darauf geht Calwer kunft nur noch eine Einschreibegebühr von 20 Pf. zu erheben. Ges vorsichtigerweise gar nicht ein. Es scheint ihm demnach neben fellen, die nicht 50 f. oder 1 M. zahlen fonnten, sind sächlich zu sein, daß seinem Material die Beweiskraft fehlt. Bir Der tgl. Amtshauptmannschaft Dresden- A. scheint die Tätigkeit einfach vom Sprechmeister Drabert abgewiesen tönnen aber Behauptungen nicht als Ersatz für positive Beweise der Vertrauensdame( der Betriebsleitung) so wertvoll, daß sie in worden, so daß sie, gleichsam als Strafe für ihre Mittellosigkeit, gelten lassen. Gegen sein allgemeines Urteil haben wir einem Rundschreiben an die Industriellen diese auffordert, in ihren auf die angebotene Stellung verzichten mußten. Wohl hat die weiter die berufsgenossenschaftlichen Nachweise angezogen. Dem Betrieben ebenfalls die Arbeiterinnen durch solche Vertrauens­Innung eine Einschreibung der Arbeitslosen eingeführt, aber nur Urteil Calwers haben wir entgegengestellt, daß für einzelne damen" für den Himmel retten zu lassen und sie damit den Ge­fakultativ, und sie dient gleichsam nur als eine Liste unlieb- Gruppen sich die wirtschaftliche Lage wohl etwas ber- fahren der bösen Welt und der Arbeiterbewegung zu entreißen. samer Gesellen. Mitglieder der Innung haben selbst er= bessert haben kann, für einen anderen Teil der Arbeiter sei die In dem grünweißen Sachsen   ist eben auf dem Gebiete der flärt: Wir nehmen keine eingeschriebenen Gesellen." Wird die Lebenshaltung ziemlich gleich geblieben, während unzweifel- Ordnungsrettung kein Ding unmöglich! Liste zwecks Arbeitsvermittelung verlesen, so soll es nur zu leicht passieren, daß der Sprechmeister bei der durch Verklebung der Fenster noch fünstlich verstärkten Dunkelheit im Lokal diesen und jenen Namen übersieht. Vorschrift ist, daß die Arbeitsvermittlung bon 10 bis 12 und von 2 bis 4 Uhr vor sich geht, aber der Sprech meister kehrt sich nicht daran und vermittelt, wenn es ihm paßt. Die Gesellen sollen sich den ganzen Tag über in der Wirtschaft auf­halten, damit recht viel getrunken wird, obwohl die meisten nur mit Abscheu dort hineingehen. Die Sonntagsvermittlung abzuschaffen, dazu hat die Innung sich auch noch nicht aufschwingen können. Sie behauptet, das sei nicht durchführbar, solange die privaten Stellen vermittler noch Sonntags tätig sind. Die Innungsmeister brauch ten aber nur von den Privatvermittlern feine Gesellen zu beziehen, dann wäre diesem Uebel wie auch dem abgeholfen, daß meist nur Bruchstellen" nach kleinen Vororten auf dem Innungsnachweis bermittelt, die besseren Stellen aber privatim für 20 M. und zu höheren Preisen verschachert werden. Die Aufforderung der Ge­werbedeputation an die Innung, beffere Zustände zu schaffen, da sonst andere Mittel ergriffen werden müßten, hat zu einer Besses rung der Verhältnisse nicht geführt, erklärte der Redner, und die Polizei, die so ungeheure Macht entfaltet, wenn einmal arbeitslose, streitende oder wahlrechtfordernde Arbeiter auf der Straße er­scheinen, fümmert sich nicht darum. Er, Redner, habe schon im borigen Jahre gesagt, daß der Innungsnachweis ein Wuchergeschäft fei, und man habe auch gedroht, ihn vor Gericht zu stellen, es aber doch nicht getan, weil man teine Gelegenheit geben wollte, den Schmutz vor die Oeffentlichkeit zu bringen.-

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Man sieht, diese Dame ist nicht im mindesten durch Kenntnis der sozialen Seiten des Arbeiterlebens getrübt. Sie erblickt ihre Aufgabe darin, die Arbeiterinnen zum alleinfeligmachenden Glauben und zur gottgewollten Ordnung zurückzuführen. Wer sich nicht fügt, den schlägt die gottselige Dame zur Entlassung vor.

Versammlungen Veranstaltungen.

haft für eine große Menge die Lohnzunahme hinter der Steigerung der Warenpreise zurückgeblieben ist. Und dieses Urteil wird auch nicht erschüttert, wenn man die Calwerschen Rigdorf. Mittwoch, den 1. April, abends 8%, Uhr, bei Thiel, Berg­Einwände gelten lassen will, denn bei einer Reihe Berufsgenossen­schaften hält sich die Lohnzunahme unter 3 Proz. Andererseits hat Calwer bisher noch kein beweiskräftiges Material für seine Behauptung erbringen können. Wenn er glaubt, mit seinen Schluß­bemerkungen der Beweisführung enthoben zu sein, so registrieren wir das mit Bergnügen."

Die neue Auslassung Calwers beweist, daß er sich trotzdem in dem Verfuch, die Streitfrage zu verschieben, nicht stören läßt. Unsere borstehenden Behauptungen werden durch die berufsgenossenschaft­lichen Nachweise durchaus bestätigt. Unter den 66 Berufsgenossen­schaften find 39 mit 3802 718 Bollarbeitern, in denen die Lohn­steigerung feine 5 Proz. beträgt. Es sind die folgenden gewerb­tichen Berufsgenossenschaften: Süddeutsche Edel- u. Unedelmetall.| Straßen- und Kleinbahnen. Nordwestl. Eisen und Stahl. Gas- und Wasserwerke. Sächs.- Thüring. Eisen und Stahl. Tiefbau. Schlesische Eisen und Stahl. Südwestliche Baugewerk. Lagerei. Hannoversche Württembergische Magdeburger  Schlef.- Bosensche Thüringische Norddeutsche Holz. Sächsische Bayerische  Rhein  - Westf. Tertil. Norddeutsche

Textil- B.- G. in Elsaß- Lothringen  .

Tabak.

Deutsche   Buchdruckerei. Chemische Industrie. Brauerei und Mälzerek. See. Glas. Ziegler.

Westdeutsche Binnenschiffahrt. Bekleidungsindustrie.

Müllerei.

Schornsteinfegermeister. Molkereien und Brennereien.

Seiden.

Papierverarbeitung. Ostdeutsche Binnenschiffahrt.

Der Redner hatte in seinem Vortrage wiederholt auch den Ge­sellenausschuß, der nichts für die Interessen der Gesellen leistet, scharf angegriffen, sowie auch die Brüderschaft" und die andern Vereinchen der Fleischergesellen, die, wie die Gelben", wenn es irgendwo zum Konflikt kommt, Streifbrecher liefern. Es war nun auch ein Vertreter oder Mitglied des Gesellenaus­schusses anwesend, zugleich Vertreter der Brüderschaft. Dieser behauptete, daß er im Gesellenausschuß mit besten Kräften für die Interessen der Gesellen zu wirken versuche. Er habe auch schon zweimal ein Schreiben an die Innung gerichtet, aber Antwort noch nicht erhalten. Die Zustände auf dem Innungsnach- Musikinstrumentenindustrie. weis müßten allerdings verbessert werden. Er selbst könne bei Eine Zusammenstellung der B.-G., die mehr respektive weniger Arbeitslosigkeit nicht gut auf die Privatvermittler verzichten. Mit als 5 Broz, Lohnsteigerung aufweisen, ergibt folgendes Bild: Entrüstung verwahrte der Redner feine Brüderschaft" gegen den Vorwurf des Streifbruchs. Man solle die Namen solcher Streif­brecher nennen.

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Fleischerei. Elbschiffahrt.

Nahrungsmittelindustrie.

Zahl Vollarbeiter 1905

1906

1905

1906

Gesamtlohnſumme 7 159 842 7 512 728 6 959 009 239 7 720 015 061 3 617 056 247 4073 807 648

greiflichen Gründen nicht entsprochen; es schiebt nämlich zurzeit Die 27 B.-G. mit Diesem Wunsche wurde jedoch aus leicht be- Sämtliche B.-G. noch ein Prozeß gegen einen Vertreter des Verbandes, der Arbeits­willige mit dem in der Arbeiterschaft üblichen und zutreffenden mehr als 5 Proz. 3 511 540 3 710 010 Titel belegt haben soll. Man sagte dem Brüderschaftsvertreter Man sagte dem Brüderschaftsvertreter Lohnzunahme aber deutlich genug, wann und wo diese Art Organisationen oder D. übrig. 39 B.-G. ihre Mitglieder sich durch besondere Meistertreue ausgezeichnet mit weniger als 3648 802 3 802 718 3 341 942 992 3 646 207 413 haben. 5% Lohnzunahm. Im übrigen wurden die Zustände auf dem Nachweis nicht min- Demnach betrug in 39 B.-G. der Jahresdurchschnittslohn eines der scharf als vom Referenten von einem christlichen Gesellen kriti- Bollarbeiters im Jahre 1905: 916,03 m. und im Jahre 1906: fiert, der, wie er behauptete, aus einer Stellung entlassen worden 958,84 W. Die Steigerung stellt sich im Durchschnitt für über die war, weil er zum Jaucheschöpfen benutte Eimer nicht zur Wurst­fabritation gebrauchen wollte, und danach auf dem Nachweis als Hälfte der Versicherten auf nur 4,67 Broz. Und die Lohnsteigerungen minder geschickter Arbeiter verschrien wurde. Ferner nahm auch gehen nicht nur beinahe bis auf O Proz.; für einzelne B.-G. ergeben der inzwischen eingetroffene Verbandsvorsitzende das Wort, der sich sogar Lohnrückgänge. Wo soll da die gestiegene Lebenshaltung unter anderm die schmähliche Behandlung auf dem Innungsnach- herkommen? weis erwähnte, die manchmal in Handgreiflichkeiten ausartet. Es gäbe allerdings schlechte Elemente auf der Herberge; das seien aber nicht die Arbeitsuchenden, sondern Leute, die junge Gesellen Die Bergbaugesellschaft Ife" verteilt für das mit Uhren, Ketten und Ringen zu neppen suchten. Dies Treiben sei ja freilich verboten, aber diese Kerle verständen es, immer letzte Geschäftsjahr 20 Proz. Dividende. wieder hineinzukommen, und sich beizeiten zu drüden, so daß, wenn Auf 20 Proz. ist die letzte Dividende der Aktionäre der Streit entstehe, in der Regel Unschuldige gefaßt würden. Ferner Lübecker Maschinenbau Gesellschaft   festgesetzt. schilderte der Redner auch das verwerfliche Treiben der Brüder= Die Bergmann- Glektrizitäts- Gesellschaft brachte schaften und anderen Fleischervereine und ließ keinen Zweifel für das letzte Jahr 4 112 257,53 M. Betriebsgewinn heraus, gegen darüber, daß, wer ernstlich eine Verbesserung der Zustände will. 3 633 634,97 M. im Vorjahre. Die Dividende beträgt 18 Proz. sich dem Zentralverband anschließen muß. Die Deutsche   Kontinental Gasgesellschaft ber­teilt 8 Proz. Dividende. Die Generalversammlung der Braunschweigischen Kohlenbergwerte beschloß die Verteilung einer Dividende von 14 Broz. für Borzugs- und 13 Proz. für Stammattien.

Je schärfer übrigens ein Redner die Zustände auf dem In­nungsnachweis berurteilte, um so lebhafter war der Beifall der Versammelten, ein Beweis dafür, daß es dort tatsächlich sehr schlimm aussehen muß.

Hus Induftrie und Handel. Saloppe Beweisführung. In einer der letzten Nummern seiner Korrespondenz" schreibt der Genosse Calwer:

Geschäftsergebnisse.

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Den Aktionären der Wollwarenfabrik Merkur   fließt eine Dividende von 14 Proz. zu.

10 Proz. Dividende schüttet die Aktiengesellschaft Chemische Fabrik vorm. H. Schneidemühl in Berlin   aus.

Eine Dividende von 9 Proz. erhalten die Aktionäre der Glas­Wirtschaftlichen Hüttenwerte Adlerhütten" zu Penzig.

straße 151/152: Bersammlung des Vereins gewerbtätiger Frauen und Mädchen. Vortrag: Dr. Alfred Bernstein:" Alkoholismus  und Kinderkrankheit."

Verfammlungen.

and Metallarbeiterverband.

In der am Sonntag in der Neuen Welt" abgehaltenen Generalversammlung wurde über die Frage einer anderen Zu­sammensetzung der zukünftigen Generalversammlungen diskutiert. Die Angelegenheit hat schon im vorigen Jahre eine General­bersammlung beschäftigt, sie ist dann in der Ortsverwaltung und in einer kombinierten Vertrauensmännerfonferenz beraten worden. Das Ergebnis dieser Beratungen ist ein Antrag, welcher besagt, daß in Zukunft die Generalversammlungen aus den Vertrauens­männern bestehen. Die gegenwärtige Generalversammlung be schäftigte sich sehr eingehend mit dieser Angelegenheit. Die beab fichtigte Aenderung wird lediglich damit begründet, daß selbst in dem größten Saale Berlins   nur ein geringer Bruchteil der Mit­glieder Plaz findet und deshalb ein Modus gefunden werden muß, der möglichst allen Mitgliedern eine von ihnen selbst bestimmte Vertretung auf der Generalversammlung sichert. Der vorliegende Antrag geht davon aus, daß die Vertrauensmänner die geeignetsten Vertreter ihrer Kollegen sind, da sie ja in den Betrieben gewählt werden, in ständiger Fühlung mit den Kollegen stehen, am besten über deren Wünsche und Ansichten informiert und auch am besten in der Lage sind, die Kollegen in den Betrieben über die Be­ratungen und Beschlüsse der Generalversammlungen zu unter­richten. Gegenüber dieser Anschauung machte sich eine andere Ansicht bemerkbar, welche dahin geht, daß nicht die Vertrauens­männer die Generalversammlung bilden, sondern in den Bezirks­bersammlungen besondere Delegierte zur Generalversammlung gewählt werden sollen. Nur ein Redner trat gegen das Ver­tretungssystem an sich ein und forderte die Beibehaltung des gegenwärtigen Zustandes. Dem Antrage der Ortsverwaltung gemäß beschloß die Versammlung mit sehr großer Mehrheit, daß am 5. April die Urabstimmung vorgenommen wird über den Antrag, welcher den Vertrauensmännern das Mandat zur Generalversamm­Tung überträgt.

Ferner beschloß die Versammlung auf Antrag der Bau­branchen des Metallarbeiterverbandes, daß ein Bautenfontrolleur angestellt wird, der die Befolgung der Unfallverhütungsvorschriften, die Innehaltung der Tarife usw. zu überwachen hat. Mit diesem Amt wurde Dietrich betraut.

Schließlich teilte Handke noch mit, daß am 18. März trob der Drohung der Unternehmer 2700 Metallarbeiter die Arbeit ruhen ließen, um die Nachmittagsversammlungen zu besuchen.

In einem am 26. März im Vorivärts" veröffentlichten Be­richt über eine Versammlung des Kupferschmiedeverbandes heißt wunderung darüber Ausdruck, daß im Vorwärts" vom 3. März es, der Vorstand( des Kupferschmiedeverbandes) gab seiner Ver­mitgeteilt war, Fritz sei in einer Versammlung der Kupfer­schmiede in die Agitationskommission der Rohrleger gewählt worden; Frizz könne als Vertreter der Kupferschmiede nicht in Be­tracht kommen. Hierzu fagte Handke: Karl Frizz war viele Jahre Mitglied des Kupferschmiedeverbandes und ist für die Ver­schmelzung desselben mit dem Metallarbeiterverbande eingetreten. Als der Kupferschmiedeverband die Verschmelzung abgelehnt hatte. trat Fritz mit anderen zum Metallarbeiterverband über. Fritz ist von den im Metallarbeiterverband organi fierten Kupferschmieden als ihr Vertreter in die Agitationskommission der Rohrleger entfandt worden, gehört der= felben also mit vollem Recht an. Von einer Jrreführung, wovon im Versammlungsbericht des Kupferschmiedeberbandes aesprochen wird, kann keine Rede sein.

Eingegangene Druckfchriften.

Große Modenwelt. Nr. 7. Erscheint monatlich zweimal. Biertel­jährlich 1 M. Verlag: John Henry Schwerin. Berlin   W. 57. Semper, der Jüngling. Ein Bildungsroman von Otto Cunft. Brosch. 4 M., geb. 5 M. Berlag: 2. Staadmain in Leipzig  .

Der Pfarrhof. Schauspiel von Karl Möllers. 1,50 M. Berlag: Modernismus" in Offenburg  - Baden.

Der Zölibaki. Eina Priestergeschichte von M. Edelem. 1,80 M. Verlag: E. Picrfon in Dresden