Nr. 81. 25. Jahrgang.
1. Beilage des Vorwärts" Berliner Volksblatt. Souabend, 4. April 1908.
189. Sigung vom Freitag, den 3. April 1908, nachmittags 1 hr.
Am Bundesratstische: v. Bethmann- Hollweg . Die
zweite Beratung des Vereinsgesetzes
wird fortgesetzt beim§ 3.
Mit zur Debatte steht§ 3a.
§ 3 bestimmt:„ Wer eine öffentliche Versammlung zur Erörterung politischer Angelegenheiten( politische Versammlung) veranstalten will, hat hiervon mindestens 24 Stunden vor dem Beginne der Versamm lung unter Angabe der Zeit und des Ortes bei der Polizeibehörde Anzeige zu erstatten. Ueber die Anzeige ist von der Polizeibehörde fofort eine kostenfreie Bescheinigung zu erteilen."
Die Abgg. Trimborn und Genossen( 8.) beantragen, im§ 3a den letzten Absatz zu streichen und dafür in§ 3 als Absatz 2 die folgende Bestimmung einzufügen:
Versammlungen von Vereinen, zu welchen nur Mitglieder Zutritt in politischen Versammlungen ist nirgends besonders gefähr haben, gelten auch dann nicht als öffentliche, tvenn sie in öffentlichen det gewesen.( Sehr richtig! b. d. Soz.) Wie gestern der Hessische Lokalen stattfinden." Bundesratsvertreter, so werden auch andere Bundesratsvertreter nicht Abg. Trimborn( 3.): Meine Freunde bemängeln, daß nur hier behaupten können, daß sie von ihrer Regierung beauftragt seien, gewerbliche Koalitionsversammlungen von der Anzeigepflicht eine Verschärfung der bisherigen Bestimmungen zu verlangen, weil befreit sind, mit unserem Antrage bezivecken wir das gleiche mit sie mit dem seitherigen Zustand schlechte Erfahrungen gemacht haben. den Versanmmlungen aller Berufe und Stände, welche( Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.) Da wir nun aber wissen, dasselbe Recht haben müssen, wie die Arbeiter.( Im Hause herrscht daß im gegenwärtigen Reichstage eine Versammlungsfreiheit nicht große Unruhe, da die Mitglieder der Blockparteien sich gruppenweis zu erreichen ist, so haben wir unsere Verbesserungsanträge ungeniert unterhalten.) gestellt, um zunächst einmal den Begriff der politischen Vers
strengt seine Stimme sehr an, ohne doch verständlich zu sein. Präsident Graf Stolberg: Ich bitte um Nuhe, der Redner sammlung klarzustellen. Wir sind überzeugt, daß, wie bisher so auch in Zukunft die Auslegung der Begriffes politischer Vervielleicht hören Sie dann besser.( Heiterkeit. Die Unruhe dauert sammlungen zur Besprechung öffentlicher" Angelegenheiten anmelde Abg. Trimborn( fortfahrend): Ich will etwas leiser sprechen, sammlung" eine sehr weitgehende sein wird. Bisher waren Vers weiter an). Durch die Unterscheidung zwischen öffentlichen und nicht pflichtig. Als solche„ öffentliche" Versammlung ist von öffentlichen Vereinsversammlungen wird ein Tor geöffnet für eine dem Kammergericht in Berlin aber auch z. B. eine Bersammlung von Judikatur der bedenklichsten und zweifelhaftesten Art. Den Block- neun Schmieden zur Besprechung rein beruflicher Angelegenheiten an Der neueingefügte§ 3a lautet: „ Einer Anzeige bedarf es nicht für Versammlungen, die öffentlich sie hier nicht nach dem Rechte gesehen haben. parteien muß der schwere Vorwurf gemacht werden, daß gesehen worden( Hört! hört! bei den Sozialdemokraten), weil es fich bekannt gemacht worden sind; die Erfordernisse der Bekanntmachung losigkeit der Vereinsversammlungen, Die Schutz- dabei nicht nur um die Löhne bestimmter Personen, sondern um die wenn sie sich auf das Lohnfrage des Berufes im allgemeinen handelte. Wir wollen daher bestimmt die Landeszentralbehörde. Einer Anzeige bedarf es ferner nicht für Versammlungen der politische Gebiet wagen, ist nirgends gefährlicher als für die großen festlegen, daß als öffentliche politische Versammlungen nur solche Wahlberechtigten zum Betriebe der Wahlen zu den auf Gesetz oder Parteiorganisationen, daran sollten auch die gegenwärtigen Block- gelten, zu denen jeder Beliebige Zutritt hat, und daß auch alle VerAnordnung von Behörden beruhenden öffentlichen Körperschaften vom in der Kommission haben die Abgg. Müller- Meiningen und Träger Antrag näher bezeichnet sind, von der Ueberwachung ausgenommen parteien denken.( Sehr richtig! im Zentrum.) In der ersten Lesung fammlungen von geschlossenen Personentreisen, wie sie in unserem Tage der amtlichen Bekanntmachung des Wahltages bis zur Be- beantragt, daß Versammlungen nicht deshalb schon als öffentliche sind, auch wenn einzelne andere Personen zur Orientierung z. B. endigung der Wahlhandlung. Das gleiche gilt für Bersammlungen der Gewerbetreibenden, ge- einmal diese Linien behaupten Sie jetzt; das muß öffentlich sammlungen, die in ortsüblicher Weise bekannt gemacht worden anzusehen sind, weil sie in einem öffentlichen Lokale tagen. Nicht miteingeladen sind. Unseren weiteren Antrag, daß alle Verwerblichen Gehülfen, Gesellen, Fabrikarbeiter, Befizer und Arbeiter festgenagelt werden.( Sehr richtig! im Zentrum.) Ueberlegen Sie sind, einer Anzeige nicht bedürfen, weil die Polizei ohnehin dann von Bergwerken, Salinen, Aufbereitungsanstalten und unterirdisch es sich noch einmal, ob Sie die schweren Bedenken, die ich vor- davon Kenntnis erhält, müssen alle diejenigen Abgeordneten anbetriebenen Brüchen und Gruben zur Erörterung von Verabredungen nehmen, in deren Ländern man seither von solchen polizeilichen und Vereinigungen zum Behufe der Erlangung günstiger Lohn- und gebracht habe, nicht berücksichtigen wollen.( Bravo ! im Zentrum.) Abg. Hildenbrand( Soz.): Schifanen nichts gewußt hat. Für Württemberg z. B. bedeutet der Arbeitsbedingungen, insbesondere mittels Einstellung der Arbeit oder § 3 trotz des Zusages des§ 3a eine wesentliche Berschlechterung des Entlassung der Arbeiter." Das politische Leben erfordert Freiheit. ( Zustimmung bei den gegenwärtigen Zustandes. Wenn die anderen Parteien diesem Sozialdemokraten.) In kulturell fortgeschrittenen Staaten fennt man Baragraphen so leichten Herzens zustimmen, so liegt das daran, die polizeiliche Ueberwachung der politischen Versammlungen nicht, weil sie unter diesen Schikanen nicht zu leiden haben. Die Re ohne daß das Staatswohl gefährdet ist( Sehr richtig! bei den So- gierung hat feinen Zweifel darüber gelassen, daß es der Polizei Als Erörterung politischer Angelegenheiten gilt es nicht, wenn zialdemokraten); dazu hätte man auch bei uns übergehen sollen. gar nicht einfallen wird, alle Versammlungen zu überwachen. Nach in Bersammlungen von Angehörigen eines bestimmten Berufes Wenn das Volk der Regierung Vertrauen entgegenbringen soll, so bem Grundsage: wenn zwei dasselbe tun, ist es nicht oder Standes ausschließlich Angelegenheiten dieses Berufes oder muß auch die Regierung dem Volke Vertrauen dasselbe, werden alle Versammlungen von der Ueberwachung Standes erörtert werden, auch dann nicht, wenn hierdurch eine Ein- entgegenbringen. In diesem Fall kommt aber das freigelassen werden mit Ausnahme der sozialdemokratischen.( Sehr wirtung auf Gesetzgebung und Verwaltung bezweckt wird. Als wahr! bei den Sozialdemokraten.) Für unsere Forderung hat sich Erörterung politischer Angelegenheiten gilt es insbesondere nicht, wenn in Bersammlungen von den im§ 152 der Gewerbeordnung dem Volle gegenüber zum Ausdruck.( Sehr wahr! bei den Sozial- auch der Verein für Sozialpolitik und die christlichen Gewerkschaften genannten Personenkreisen ausschließlich die dort bezeichneten Zwecke treten in Preußen, dem Klassischen Staat der polizeilichen Bevor eine sozialdemokratische Forderung, sondern um eine allge, demokraten.) Am schärfsten ist dies bisher in die Erscheinung ge- erklärt. Es handelt sich bei der Versammlungsfreiheit nicht nur un mundung des Bürgertums.( Sehr richtig! bei den Sozialdemo- meine Kulturforderung der heutigen Zeit.( Bravo ! fraten.) Diese Vorlage bedeutet nun eine Verprenßung sämtlicher bei den Sozialdemokraten.) frühere Führer einer der Parteien, die jetzt auch getvillt find, die feinen Angriffen gegen die§§ 3 und Ba wohl zu weit, wenn Bundesstaaten. Bundesstaaten.( Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.) Der Staatssekretär v. Bethmann- Hollweg : Herr Trimborn geht in 3a polizeiliche Bevormundung auf das ganze Deutsche Reich zu über- er sagt, daß bei ihrer Annahme die Vereins- und Versammlungstragen, Herr Dr. Elfas, hat die Freiheit der politischen freiheit in Deutschland ihr Grab gefunden hätte. Gerade diese ParaBersammlungen für ein Stück füddeutscher Kultur erklärt, das graphen bringen eine so weitgehende Liberalisierung, wie zu erhalten Aufgabe aller freiheitlichen Barteien sein soll. teine andere Stelle des Entwurfes. Die Anzeigepflicht ( Hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) Wenn das wahr ist, was wird auf öffentliche Versammlungen und auf politische Angelegener sagt, daß politische Versammlungen notwendige Einrichtungen zur heiten beschräuft; außerdem steht der Anzeige die öffentliche Bekannt politischen Erziehung des Volkes find, so dürfen sie nicht durch machung gleich, und ferner bildet das Unterlassen der Anzeige keinen polizeiliche Schranken eingeengt werden. Ich habe es als Süd- Auflösungsgrund mehr. Ich wiederhole, ich begreife die Erregung deutscher stets als eine besondere Schmach empfunden, wenn ich in und Aufregung nicht, mit der dieser§ 3 bekämpft wird, der namentpreußischen Versammlungen sprach und die Polizei sich immer das lich in Preußen Vorteile weit über den bestehenden Zustand hinaus Necht herausnahm, Namen und Wohnung des Referenten und der bringt und wohl auch weit über das hinaus, was die Herren, die Diskussionsredner zu notieren. Dies Gefühl der Entwürdigung, das ihn bekämpfen, noch vor einem Jahre erwartet und erhofft haben. ich dabei empfunden habe, hat es mir begreiflich gemacht, warum( Sehr wahr! rechts und bei den Liberalen.) unsere preußischen Parteigenoffen einen solchen Haß gegen ihre Regierung haben.( Sehr gut! bei den Sozialdemokraten.) Der ganze Borgang, wie er sich bei öffentlichen Versammlungen in Preußen abspielt, ist
erörtert werden."
in§ 3a als legten Absatz zu bestimmen: " Das Gleiche gilt für Zusammenfünfte von geschloffenen Berfonenvereinigungen aller Art, zu denen die Teilnehmer persönlich eingeladen find." Im Falle der Ablehnung dieses Antrages an gleicher Stelle zu bestimmen: Versammlungen von Vereinen, zu welchen nur Mitglieder Zutritt haben, gelten auch dann nicht als öffentlich, wenn fie in öffentlichen Lofalen stattfinden."
Die Abgg. Albrecht und Gen.( Soz.) beantragen: 1. a) in§ 3 Zeile 1 hinter dem Wort„ Versammlung" einzufügen: zu der jeder Beliebige Zutritt hat";
"
b) in Beile 3 statt 24 Stunden" zu sehen:„ 6 Stunden"; c) folgenden Absatz hinzuzufügen: Dieser Bestimmung unterliegen nicht Zusammenfünfte von geschlossenen Personentreisen aller Art, bei denen der überwiegende Teil der Teilnehmer persönlich eingeladen ist oder durch persönliche Beziehungen oder gemeinsame Bestrebungen untereinander verbunden ist, selbst wenn noch andere Berfonen zugelassen werden."
2. Absatz 1 des§ 3a folgendermaßen zu faffen: Die Anzeige ist nicht erforderlich, wenn die Versammlung in ortsüblicher Weise entweder in einer Zeitung oder durch öffentliche Anschläge oder durch öffentliches Ausrufen bekannt gemacht ist." 3. in Abs. 3 des§ 3a hinter dem Worte„ Gehülfe" einzufügen: „ technischen und kaufmännischen Angestellten", daselbst hinter dem Worte„ Erlangung" einzufügen:„ oder Erhaltung".
Die Abgg. Brandys u. Gen.( Pole) beantragen: dem§ 3 folgende Bestimmung beizufügen: " Deffentliche Versammlung ist jede Versammlung, in welche auf öffentliche Einladung jedermann gegen Entgelt oder unentgeltlich Zutritt hat.
ausbleiben wird.
Kleines feuilleton.
traffeste Mißtrauen der Regierung
eines gebildeten Volkes unwürdig
und in der Schweiz , in England, Frankreich und den Vereinigten Staaten pon Nordamerika vollständig unbekannt. Daß solche Zu stände in Preußen, Sachsen und Mecklenburg herrschen, spricht nicht für die Weisheit der Regierungen diefer Staaten.( Sehr gut! bei den Sozialdemokraten.) Der Herr Staatssekretär hat in der Kom mission betont, die Bestimmungen des Paragraphen feien nur deshalb nötig, damit die Polizei von den Versammlungen Kenntnis erhalte und Ruhe und Ordnung aufrecht erhalten könne. Wenn das richtig wäre, hätte die Regierung feine Veranlassung, so hartnäckig an diesen Bestimmungen festzuhalten, denn die Ruhe und Ordnung
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Abg. Dr. Dziembowski- Bomian( Vole): Uns fann es feine Freude machen, an einem Gesetz mitzuarbeiten, das sich direkt gegen uns richtet.( Sehr wahr! bei den Bolen.) Gleichwohl erfüllen wir unsere Pflicht gegen das deutsche Wolf, indem wir solche Kautschutbegriffe, wie den der öffentlichen Versammlung im§ 3, von ihm abwehren. Das Zusammenwirken von drei Leuten hat unsere weltfremde Justiz schon als Zusammenrottung bestraft. Was wird sie da alles als öffentliche Versammlung ansehen? Nur die Generalversammlungen der Millionenklubs werden nicht dafür ge halten werden. Im übrigen aber schließt, wie die Motive ausdrück lich hervorheben, nicht einmal die Privatwohnung den Begriff der öffentlichen Versammlung aus.( Hört! hört! bei den Soz. und im Zentr.) Ich bitte daher die Herren von der Mehrheit, von ihrem Entschlusse, feine Abänderungsanträge anzunehmen, in diesem Falle abzugehen. Untergraben Sie das Vertrauen des polnischen
Künstler, für den sich viel zahlreichere Beispiele aufbringen ließen, annehmen kann: das Abjagen anerkannter Kräfte und die billigere als man wohl im allgemeinen glauben möchte. Arbeit für Anfänger. Desgleichen gibt es eine Konkurrenz der Säle. Aber den stark kapitalistisch- industriellen Zug hat unser Konzert- Von diesem Wandel der Dinge müßten eigentlich die Konzertgeber leben doch mehr durch die nichtkünstlerischen Kräfte erhalten. Hier den Gewinn haben. Aber nun stellt sich das ein, was längst hätte Die sozialen Nöte im deutschen Musikleben beleuchtet Dr. Karl wird die Teilung der Erde", wie sie Schiller tündete, fruchtbar" tommen müssen: es streift die ritit. Das Publikum streift schon Stord im Aprilheft des„ Türmers". Er schreibt:„ Viel zu wenig gemacht. Der Künstler wurde offiziell als der in allen praktischen lange. Es ist ein offenes Geheimnis, daß die Konzertdirektionen bekannt ist es im breiten Publikum, daß die Musiker als Berufsstand Lebensfragen unzulängliche Mensch genommen, und die Prattiter vielfach die größten Schwierigkeiten haben, um die Freibilletts an einen schweren Daseinstampf führen. Nur wenn gelegentlich, wie des Lebens traten nun an ihn heran, um ihm die" Sorge" dafür zubringen. Viel folgenschwerer ist der Streit der Kritik. Erhielt der jezt in München , dadurch, daß die Musikerverbände zur Selbsthülfe abzunehmen, auf daß er lediglich seiner fünstlerischen Tätig Stünstler die fritische Stimme, so war eigentlich der Zwed seines greifen, um fich erträgliche Daseinsbedingungen zu erkämpfen, die feit leben könne. Auf diese Weise hat sich das Konzert- Auftretens erfüllt. Es kann aber doch feinesfalls Aufgabe der Kritik öffentliche Unterhaltung" oder das„ Ansehen einer Stadt"" ge- agentenwesen entwickelt. Aus dem vorzüglichen Sekretär und sein, Künstlern gengniffe zu geben. Der Kritiker steht nicht in Diensten fährdet" wird, pflegt die Deffentlichkeit ganz überrascht zu ver- Geschäftsverwalter Bülows, Hermann Wolff , ist die erste welt- der Künstler, sondern der Kunst. Er ist Kulturwärter; er hat die nehmen, daß hier nicht alles so glänzend steht, wie allgemein an- umspannende Konzertagentur geworden. Aus dem untergeordneten doppelte Aufgabe: das Volk zur Kunst hinaufzuleiten und die Kunst Gehülfen eines Künstlers hat sich eine unser Konzertleben in faum zum Volfe zu bringen. Aus diesem Verhältnis zum Volke ergibt genommen wird. Die Notlage unserer Orchestermusiker, to bei täglicher Be- zu ahnender Weise beherrschende Macht entwickelt, bei der die fich sein Verhältnis zur Tätigkeit des Künstlers. Er hat diese schäftigung selbst in hervorragenden Verbänden ein monatliches Ein Stünstler Hülfe suchen. Tatsache ist, daß durch diese Konzertdirektion fünstlerische Tätigkeit einzuschäßen nach den ihr innewohnenden Stellt er sich auf diesen Standpunkt zu tommen von 150 bis 200 m. den oberen Durchschnitt darstellt, ein Konzertbetrieb organisiert worden ist, der es fertig gebracht hat, Kultur- und Kunstwerten. an jedem Abend so und so viele Solistenkonzerte den Erscheinungen unseres Musiflebens, so fallen vier Fünftel aller schreit geradezu zum Himmel. Wie es mit der ganzen Unterhaltungs- daß für die die Deffentlichkeit überhaupt gar Solistenkonzerte außerhalb des Bereichs des zu Besprechenden." musik in den Lokalen nach ökonomischer und, eng damit verbunden, stattfinden, haben fann. Tatsache ist, daß das fittlicher Hinsicht bestellt ist, gehört zu den dunkelsten Nachtseiten leine Teilnahme in Berlin den MusikNotizen. unferes sozialen Lebens. Hier muß dringend Wandel geschaffen Konzert zumeist die Konzerte- werden, und nach meiner festen Ueberzeugung ist das nur möglich, befliffenen als Notwendigkeit dargestellt werden, so daß die Künstler Weingartner über Berliner Musitzustände wenn sich in weitesten Kreisen des Volkes die Kenntnis dieser Zu- diese Konzerte mit dem ganz festen Bewußtsein unternehmen, daß In dem„ Konzert- Taschenbuche", das soeben im Verlage von Emil stände verbreitet, wonach dann die allgemeine Unterstützung jener dieses Konzert eine größere, vom Stonzertgeber allein aufzubringende Gutmann in München erschienen ist, macht Weingartner satirische Bestrebungen, die auf Besserung dieser Verhältnisse abzielen, nicht Summe verschlingen würde( mindestens 400 M., für Konzerte mit Orchester Gloffen über allerlei Musikzustände. Aus unserem Musterinstitut, wenigstens 2000 m.); daß dieses Konzert lediglich den 3wved haben der fgl. Oper, weiß er folgenden Vorfall zu erzählen: Auf dem Das Geschäft war so lukrativ Es herrschte in diesem Winter in den Fachkreisen allenthalben sollte, Kritik zu bekommen. Repertoire stand" Figaros Hochzeit " und ich hatte eine Probe dafür die Empfindung, als ob die Hochflut der öffentlichen Musikmacherei, man hat öffentlich den jährlichen Reingewinn der Konzertdirektion angesetzt, da die Oper lange nicht gegeben worden war. mit der wir seit einem Jahrzehnt in steigendem Maße überschwemmt Wolff auf 200 000 m. beziffert, daß noch zahlreiche andere Kon- Blöslich erhielt ich die Nachricht, die Figaro"-Probe sei abworden sind, am Abebben sei oder doch nicht zugenommen habe. sertdirektionen entstanden. gefeßt, teil an diesem Tage eine Probe zur 50.( vielleicht Die Wenigen, schreibt die, Deutsche Musiker- Beitung", die sich an der auch 100.) Aufführung der ,, Cavalleria rusticana " stattfinden müsse. Vielleicht hat dies die Tatsache bewirkt, daß sich noch nie so offen gezeigt hat, wie sehr unser ganzes Konzertwesen einem in- Sonne der Gnade wärmen und ihre Taschen füllen, sind zu zählen. An der obersten Stelle machte ich nun geltend, daß die„ Cavalleria", Sustriellen Spetulantentum verfallen ist. Jedenfalls ist alle anderen leben in einer ihrer und unseres Zeitalters unwürdigen die immerfort gegeben worden war, doch keine Probe brauche, cs Pflicht, die weitesten Kreise über diese Verhältnisse aufzuklären Rechtschaft und ziehen durch ihr Beispiel ein Proletariat groß, daß während Figaro" eine solche dringend nötig habe, erhielt aber und so zahlreiche Menschen gegen eine systematische Ausbeutung zu die Konzertſäle überflutet und das Interesse für derartige Ver- folgende Antwort: Die" Cavalleria"-Probe bleibt, denn ein Wert, schüßen. Daß damit gleichzeitig die Gesundung unserer öffentlichen anstaltungen bei dem zahlenden Publikum auf Jahre und Zeiten das so viel Geld eingebracht hat, muß man ehren.... Armer hinaus lahmlegt. Leider fehlt den Künstlern aus obigen Gründen Mozart! Mufifverhältnisse gefördert wird, ist der zweite Gewinn. -Eine einheitliche deutsche Bühnenanssprache Es ist noch nicht lange her, deß jeder Virtuose allein den Kampf der Mut, diesen Zuständen energisch zu Leibe zu gehen mit der Welt aufnahm. Was ihm an Hülfe zuteil werden konnte, Unsere deutschen Konzertierenden Künstler müßten es als Ehren- festzulegen, hatte sich schon vor zehn Jahren eine aus Theaterleuten lag bei den Konzertverbänden der einzelnen Städte, die den Künstler sache betrachten, Front zu machen gegen dieses System, das Not, und Gelehrten gebildete Kommission bemüht. Nun hat in Berlin zur Mitwirkung heranzogen, lag andererseits in der Vorbereitung Verzweiflung und Elend über viele ihrer Berufsgenossen gebracht eine von der Bühnengenossenschaft berufene zweite Kommission von Konzerten durch Musikalienhandlungen oder durch ein besonderes hat, und sich einmütig zusammenschließen zu einem Schutz- und getagt. Allzu großes Interesse scheint aber in Bühnenkreisen nicht Somitee, das den Verkauf der Karten, die Besorgung des Saales usw. Truzbündnis gegen alle Widerwärtigkeiten ihres Berufes. Die borzuliegen, denn eine Enquete war nur dürftig unterstützt worden. in die Hand nahm. Gründung einer Art Genossenschaft konzertierender Künstler, ver- Ein Wörterverzeichnis soll die Ergebnisse der Deffentlichkeit überDie Steigerung der Verkehrsmittel hat dann auf seilen der bunden mit einer Pensionsanstalt und Zentralstelle für Engage- mitteln. Natürlich gelten die Ausspracheregeln nur für die VersVirtuosen eine Tätigkeit ermöglicht, an die man früher gar nicht mentsvermittelung ist der Weg, der zur Freiheit und zum Erfolg sprache und die gehobene Prosa. denken konnte. Ergab es sich doch zu Beginn dieser Saison für den führt. Ein Werk Danneders( 1758-1841), des schwäbischen verstorbenen Alfred Reisenauer , daß er von Ende September bis Durch die Betriebsamkeit der Konzertdirektionen ist die Zahl Bildhauers, der besonders durch seine Schillerbüste und die Ariadne Mitte April feinen Tag mehr frei hatte. Wohin wir in dieser Hin- der Konzerte in so außerordentlichem Maße gewachsen, daß die populär geworden ist, wurde für die Stuttgarter Staatsgalerie sicht noch tommen können, bezengt die in diesen Tagen aus einer Bauspekulation auf diesem Gebiete einfegte. Allerorten sind erworben. Es ist eine ruhende, in die Ferne blickende Sappho ( in sächsischen Stadt gemeldete Tatsache, daß eine sehr beliebte Sängerin neue Konzertsäle entstanden; Verlin allein hat seit 1900 fieben neue Marmor), deren anmutige Haltung bereits Goethe bewunderte. hier war es allerdings eine Brettldiva mit Hülfe des Auto- Konzertsäle erhalten. Ein Andersen- Museum, das dem Andenken an den mobils am gleichen Tage an fünf verschiedenen Stellen aufgetreten Vielleicht, daß damit der Umschwung bereits eingetreten ist. Es in alle Sprachen übersetzten Märchendichter geweiht ist, wurde in ist. Hier hätten wir also einen Industrialismus der gibt jezt eine Konkurrenz der Konzertdirektionen, die zwei Nichtungen Odense ( Dänemark ) eröffnet.
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