Arbeite« de« beste ist.(Zustimmung bei den Sozialdemokrake»�) DieKonservativen würden sich auch schön bedanken, wenn etwa dieAusbeutungsfreiheit in gleicher Weise herab-gesetzt würde, die Ausbeutung wolle» sie sogar gegenüber Kinderngestatten.(Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.) Als in derersten Lesung der Kommission der konservative Antrag gegendrei Stimmen abgelehnt wurde, war eS interessant, dasider Vertreter der Nationalliberalen seine Zustimmungin Aussicht stellte, wenn es möglich wäre, diejenigenOrganisationen von der Beschränkung freizuhalten, an denen dieNationalliberalen ein Interesse haben. Diese Hoffnungauf eventuelle Verständigung mag den Konservativen das Rückgratzu Verhandlungen hinter den Kulissen gestärkl haben und als inzweiter Lesung der§ 1i)s, erschien, war das Uebcrraschende, datz sichnicht nur die Nationalliberalen, sondern auch die übrigen BlockParteien demkaudinischen Joch der Konservative»gebeugt haben.<O! o l beim Block.) Darüber kann doch keinZweifel bestehen, daß die Regierung weder im Entwurf»och in derzweiten Lesung diese Beschränkung verlangt hat, sondern daß eS derBlock war, der sie ihr aus freien Stücken gegeben hat.(Sehr richtig Ibei den Sozialdemokraten.) Bei Z 7 lag die Erklärung der Regierungvor, daß bei seiner Ablehnung das ganze Gesetz scheitern würdebeim K 10a ist derartiges mit keinem Worte gesagt worden; hierhandelt es sich lediglich um einen Wunsch der Konservativen.(Sehrrichtig I bei den Sozialdemokraten.) Wenn jetzt schon die Freusinnigen vor den Konservativen auf den Knien liegen, so könnenwir uns denken, was sie alles bei derSteuergesetzgebungleisten werden, damit nur der Block beisammenbleibt.(Sehr richtig I bei den Sozialdemokraten. Widerspruchbeim Freisinn.) Das Zentrum hat die katholischen G e-sellenvereine, die Konservativen die evangelischenJünglingsvereine und den chri strichen Vereinjunger Männer geschaffen, um die Jugend zu dem sogenanntennationalen Byzantinismusheranzuziehen. In neuerer Zeit haben dann auch die National-liberalen die Organisation der Jungliberalen geschaffen.Genau so gut wie die anderen Parteien die Jugend anti-soziald emo krati sch erziehen wollen, haben wir das Recht,sie m unserem Sinne zu erziehen. Schon allein aus diesemGrunde bedeutet die Tätigkeit des Blocks in der Kommission Fort-fühnmg des Kampfes gegen die Sozialdemokratie, man will dasBereinsgefetz als Waffezur Zerstörimg der sozialdemokratischen Jugendorganisationenbenutzen.(Sehr richtig I bei den Sozialdemokraten.) Der Zustandin Sachsen soll auf das ganze Deutsche Reich ausgedehnt werden,obwohl Sachsen sich damit vor aller Welt lächerlich gemacht hat.(Lebhafte Zustimmung bei den Sozialdemokraten.) Mit dem Ver-fahren, über das die ganze Welt lacht, wollen Sie uns nun auch inSüddeutschland beglücken. Wir bedanken uns vor einer solchenHerabwürdigung der deutschen Nation vor der ganzen Welt. Ja sogarfür Preußen bedeutet der Z 10a einen ganz gewaltigenRückschritt. Die Abgeordneten des württembergischen Volkesnamentlich sollten es sich reiflich überlegen, ob sie dem§ 10a zustimme» und unsere württembergischen Versammlungen vergiften wollen.(Lebhafte Unruhe im Block.) Auch für die gewerkschaftlichen Organi-sationcn bedeutet der§ 10a eine große Gefahr, wir haben ja jetztschon oft genug die Erfahrung gemacht, daß die Polizei sich überdie Bestimmungen des Gesetzes hinwegsetzt und einfach gewerkschaft-liche Versammlungen als politische bezeichnet. Alle Gewerbeinspektoren,die praktische Erfahrung hinter sich haben, rühmen die Hebung derDisziplin, der Moral, der Sitte durch die Gewerkschaften, soioie dieAufklärungsarbeit innerhalb der gewerkschaftlichen Organisation.durch die die Arbeiter in besonders hervorragendem Maße fähiggemacht werden, sich mit öffentlichen Angelegenheiten zu beschäftigen.Die gewerkschaftlichen Organisationen haben dieNotwendigkeit erkannt, die Jugendlichen zu erziehen,aber diese Möglichkeit schaffen Sie aus der Welt, wenn Sie denJugendlichen das Versammlungsrecht nehmen. Dieursprüngliche Vorlage enthielt den§ 10a nicht, aber trotzdem sind dieFreisinnigen dafür zu haben, nicht etwa, weil die Regierunges will, sondern weil die K o n s e r v a t i v e n es wollen.(Leb-haste Zustimmung bei den Sozialdemokraten.) Es ist die Pflichteines modenien Staates, seine jungen Bürger politisch zu erziehen.DaS ist ein Grundsatz der Demokratie, nicht etwa der Sozial-demokratie. Die Söhne der wohlhabenden Klassen lernen sich in derSchule sehr gut auskennen über die Verhältnisse von Athen, Sparta, Rom,nicht aber die politischen Verhältnisse Deutschlands, und dieSchüler der Volksschule bringen wohl eine große Volkswirt-schaftliche und geographische Kenntnis über Palästina mit, aberüber Deutschland erfahren sie nichts, man belästigt sie nicht mitpolitischer Aufklärung. Um so mehr sollte man die politische Auf«klärung wenigstens freigeben für die jungen Leute, die die Schuleverlassen haben. Heutzutage werden in den höherenSchulen die jungen Leute schon nicht mehr zu Patrioten, sondernzn Byzantinern erzogen,sie werden nicht aufgeklärt über die Pflichten des Bürgers, sondernihnen wird Respekt vor Militär und anderen Personen beigebracht.Ja, man hat die Jugend sogarfür den Flottenvereinund für die Bestrebungen auf Vermehrung der Steuern zu gewinnenversucht, für Bestrebungen, die darauf hinauslaufen, die Ausgabenfür die Flotte immer mehr zu vermehren, so daß man schließlich zurErfüllung kultureller Aufgaben nicht mehr imstande ist. Wir verlangen,daß ein wirklicher Patriotismus in den Herzen der Jugend ge-nährt wird. Wir verstehen unter Patriotismus dieEr-ziehung unserer Jugend zu Leuten, die den Staat alseine Organisation sämtlicher Staatsbürger ansehen und nicht dieAusbeutung der einen Klasse durch die andere zulassen. Zur Be-gründung des Umfalls der Freifinnigen bat Herr Dr. Müller»Meiningen in einer Zeitung ausgeführt, daß man die jungenLeute, die als gewerbsmäßiges Sprengpulver in nicht-sozialdemokratischen Versammlungen benutztwerden, von den Versammlungen fernhalten müsse.(Hört 1 hört!bei den Sozialdemokraten.) Das istReichöverbandsstil!(Sehr richtig I bei den Sozialdemokraten.) Wie kommt Herr Müller»Meiningen dazu, seinen Umfall damit zu begründen? Wenn mandas liest, so müßte eS ja so scheinen, als ob die Nichtsozialdemokratenüberhaupt keine Versammlungen mehr abhalten können. Das ist founglaublich übertrieben, daß daraus deutlich hervorgeht,daß Herr Dr. Müller wirkliche Gründe für seinenIlmfall gar nicht gehabt hat.(Lebhafte Zustimmung beiden Sozialdemokraten.) Heute abend findet das zweiteStiftungsfest des Jugendvereins Eugen Richte, statt, alsRedner treten auf Naumann, Wiemcr und Payer. Wennwir heute nachmittag den§ 10a beschließen, dann wird diesesStiftungsfest eine Begräbnisfeier sein.(Lebhafte Zustimmungbei den Sozialdemokraten.) Der ß 10 a macht es unmöglich, daß derfortschrittliche Jugendverein Eugen Richter Mitglieder unter 18 Jahreaufnehmen kann, und damit ist der Titel„Jiigendverein" zu Grabege.ragen.(Widerspruch im Block.) Herr Naumann möge sich alsovorbereiten, heute abend seineGrabrede ans de» Jugendverel»zu halten.(Heiterkeit bei den Sozialdemokraten.)Ich hebe noch einmal hervor, heute wird gegen den Willen derRegierung auf Wunsch der Konservativen eine reaktionäre Be-stünmung in das Gesetz hineingebracht, die ihre Wirkung alseine Rednerfchuke eineZ sozialdemokratischen Vereins wird ak-ZVerein für politische Zwecke hingestellt werden und sowird s 10a eineWaffe in der Hand der Polizeibilden, alle derartigen Organisationen vonArbeitern zu vernichten. Dashaben einzelne KommissionZ-Mitglieder ungeniert auch als Zweck dieser Bestimmung ausgesprochen(Hört! hörtl bei den Sozialdeniolraten. Widerspruch im Block),nicht in den Kommissionsverhandlungen, aber in der Unterhaltung.Nach der Abstimmung über den H 7 ist uns das Schicksal desZ 10a nicht zweifelhaft. Aber wir haben unsere warnende Stimmeerhoben, und wir können mit Stolz sagen, daß auch in diesem Falldie Sozialdemokratie sich als die Wahrcrin und Hüterin der Arbeiterrechte erwiesen hat.(Lebhaftes Bravo! bei den Sozialdemokraten.)Abg. Everling(natl.): Der Abg. Hildcnbrand sprach wie einRegierungskommissar.(Lachen bei den Sozialdemokraten.) Dabeihat die Regierung in den Motiven zu dem Entwurf selbst zugegebendaß Bedenken gegen die Einbeziehung der Jugendlichen vorhandenseien. In der Kommission hat unser Redner Dr. Hieber schon beider ersten Lesung erklärt, daß die Bedenken der Konservativen sehrerwägenswert seien. Inzwischen kamen auch eine Reihe PetitionenauS den Kreisen der Gewerbetreibende» und dc-Z Handwerks, entgegen dem RegicrungSentwurf die Jugendlichen in derpolitischen Betätigung zu beschränken. Es handelt sich hiereben nicht um eine politische, sondern um eine praktischepädagogische Frage.(Sehr wahr I bei den Nationalliberalen.) Was Herr Hildenbrand über die Erziehungzum BiizantinismuS sagte, zeigte, daß er nicht weiß, was PatriotiS-muS ist.(Abg. David(Soz.j: Das wissen nur die National-liberalen.(Heiterkeit.)) Der Einwand, die Erziehung der Jugendin der Zeit vom Verlaffen der Schule bis zum Beginn der Militär-zeit könne durch diese Bestimmung leiden, hat zunächst Eindruck aufuns gemacht i aber gewerkschaftliche Versammlungen werden nichtgetroffen, ebensowenig die evangelischen Jünglings-und katholischen Gesellenvereine: denn das sindkeine politischen Vereine. Ein Ausnahmegesetz ist die Bestimmungsicher nicht, sie bringt gleiches Recht für alle unter 13 Jahren. DaßSie von einem Ausnahmegesetz sprechen, zeigt, wie krampfhaft Siebemüht sind, dies freiheitliche Gesetz in falschem Lichte erscheinen zulassen.(Lachen bei den Sozialdemokraten.) Ich freue mich über denpolitischen Wirklichkeitfsinn des Freisinns, der mitarbeitet an einemGesetz zum Wohle des Vaterlandes und zum Wohle der Jugend.(Beifall beim Block.).-Abg. Brcjski(Pole): Das Blockkompromiß über das Verein?«gesetz war eine sehr schwere Geburt. Erst in letzter Stunde kam eSüberraschend zur Welt, behaftet mit den häßlichen Auswüchsen der7 und 10a. Unterschrieben war der Antrag auch von den liberalenParteien, die sich stets gegen die Erhöhung des Schutzzolles in derIndustrie und des Schutzalters der Mädchen gegen Verführung ge-stemmt haben.(Hörtl hörtl bei der Opposision.) Unter dem Aus-schluß der Jugendlichen hat sich die Sozialdemokratie zur stärkstenPartei Sachsens entwickelt.(Sehr wahr I b. d. Soz.) Abg. Munckelhat in einer glänzenden formvollendeten Rede im preußischen Ab-geordnetenhause diese Entrechtung der Jugendlichen namens der frei-sinnigen Parteien bekämpft. Wo ist heute im Blockfreisinn noch ein" 10a mutz zumuߧ 10aAusnahmegesetz gegen die Sozialdemokratie richten soll.~(Zustimmung bei den Sozialdemokraten.) In Zukunft wird die Polizeierklären, ein Turnverein, ein Radsahrerverein. emeJugendorganisation von Arbeitern sind sozial-demokratische Vereine, oder eine Fortbildungsschule.Munckel?(Sehr gut! b. d. Sozialdem. und Polen.) Derpolitischer Ungleichheit und Schikane führen. Deshalcftrichen werden. Aber der Block will eben eine möglichst große!ahl von Angehörigen des Volkes enttechten.(Sehr wahr! bei denSozialdemokraten und Polen.)Abg. Dr. Mugdan(frs. Vp.): Ich möchte den Staats-ekretär fragen, ob unsere Anschauung richtig ist, daßVersammlungen, in denen Lohn- und Arbeits-beb i n g u n g e n erörtert werden, nicht unter das Gesetz fallen.ir werden dem Z 10a zustimmen: schon vorgestern hatder Abg. Payer dargelegt, daß man ein solches Gesetz nicht scheiternlassen kann, weil einem eine Bestimmung nicht paßt. Herr Trimbornnennt den Paragraphen eine hölzerne Waffe, also kann er doch nicht'o gefährlich sein.(Das Haus füllt sich ganz auffallend; äugen-cheinlich ist ein Schlnßantrag beabsichtigt. Unterder Unruhe der in den Saal strömenden Abgeordneten gehen dieAusführungen des Redners zum größten Teil verloren.) In Bayernhaben die Sozialdeniokraten der Heraufsetzung des Wahlrechtsnlterszugestimmt, und in Preußen verlangen sie das ReichStagswahlrecht,obwohl das Wahlalter dadurch von 24 aus 2S Jahre heraufgesetztwird.(Lachen bei den Sozialdemokraten.) Die Stellung derLiberalen im Lande wird durch nichts so sehr gestärkt werden alsdadurch, daß wir das freiheitliche Gesetz geschaffen haben, da? dieSozialdemokraten sich bemühen, durch maßlose Ucbertreibungen zuFall zu bringen.(Lebhafter Beifall beim Block, Lachen bei denSozialdemokraten.)Ein Antrag auf Schluß der Debatte wird von den Block-Parteien eingebracht.Abg. Singer(Soz.,(zur Geschäftsordnung): Wir hatten be-gründete Ursache, anziinebmen, daß ein Schlußantrag jetzt noch nichtgestellt werden würde. Diese Annahme beruhte auf Mitteilungeneines der Herren von der Majorität.(Hört I hört I beiden Sozialdemokraten und im Zentrum.) Ich lege Wert darauf,daß festgestellt wird, wer trotzdem für den Schluß der Debattestimmt und beantrage über den Schlußanttag namentliche Ab»st i m ni u n g.Abg. Dr. Mugdan(frs. Vp.): Ich glaubte nicht mehr zu Wortzu kommen und war bereits im Begriff, aus dem Saal zu gehen.als ich aufgerufen wurde.Abg. Singer(Soz.): Diese Mitteilung verstärkt noch die Wuchtmeiner Anklage.(Zustimmung bei den Sozialdemokraten und imZenttum.)Der Schlußantrag wird mit ISS gegen 167 Stimmen bei4 Stimmenthaltungen angenommen,Abg. Dr. Franr-Mannheim(Soz., persönlich): Im Rahmen einerpersönlichen Bemerlung kann ich die gegen die Freie Jugend-organisation gerichteten Angriffe nicht zurückweisen, da mein Namenicht genannt ist. Ich stelle aber fest. daßderSchlußantragangenommen wurde, obwohl nur»och mein Name aus derRednerliste stand.(Hörtl hönl bei der Minderheit.)Der Abänderungsantrag des Z e n t r u m ü. das 18. durch dasIS. Lebensjahr zu ersetze», wird abgelehnt.Der Antrag deS Zentrums. Gewerkschaftsversammlungenvon der Beschränkung des§ 10a freizulassen, wird in nament«l i ch e r Abstin, mnng mit ISS gegen 162 Stimmen bei 1 Stimmenthaltung nbgclchlit.Vizepräsident Kaempf fordert nunmehr diejenigen, welche für denK 10a in der KommissionSfassiing stimmen wollen, auf, sich zu er-heben.(Der Block erhebt sich.)Abg. Singer(Soz., zur Geschäftsordnung): Schon vor mehrerenTagen ist vom Präsidenten Grafen Stolberg mitgeteilt, daß zu§ 10a ein Antrag auf namentliche Abstimmung vorliegt; ich bittealso, danach zu verfahren.Abq. Dietrich(kons.) und Dr. Hicber(natl.) bestättgen die An-gäbe Singers.Vizepräsident Kaempf: Wenn kein Widerspruch erfolgt, werde ichdie Abstimmung als namentliche wiederholen.Z 10a wird mit 200 gegen 161 Stimmen bei 1 Stimmenthaltung angenommen.Mit der Minderheit stimmen die freisinnigen Abgg. D o h r n.Dr. N e u m a n n- H o f e r, P o t t h o f f.ES folgt die Diskussion über die Paragraphen 11 und IIa.§ 11 lautet:„Mit Geldstrafen bis zu 160 M.. an deren Stelle imUnvermögenSfalle Haft lritt, wird bestrast: 1. wer als Vorstandoder als Mitglied des Vorstandes eines Vereins den Vorschriftenüber die Einreichung von Satzungen und Verzeichnisien zuioider-handelt: 2. wer eine Versammlung' ohne die durch ßZ 3, 3a. 4. 4a,4 b dieses Gesetzes vorgeschriebene Anzeige oder Bekannt-machung veranstaltet oder leitet; 3. wer als Veranstalteroder Leiter einer Versammlung den Veaufttagtcn derPolizeibehörde die Einräumung eines angemessenen Platzes ver-weigert, i. wer sich nach Erklärung der Auflösung einer Lcrsainmlungnicht sofort enifernt, 6. lver als Vorstand oder als Mitglied_ deSVorstandes eines Vereins entgegen den Vorschriften des Z 10a diesesGesetzes Personen, die daS 18. Lebensjahr noch nicht vollendet haben,in dein Vereine duldet, 6. wer entgegen den Vorschriften des§ 10adieses Gesetzes in einer Versammlung anwesend ist.*§ IIa lautet:„Mit Geldstrafe bis zu 300 M., an deren Stelleim UnvermögenSfalle Hast tritt, oder mit Haft wird bestraft 1. wereine Versammlung unter freiem Himmel oder einen Aufzug ohnedie vorgeschriebene Anzeige oder Genehmigung veranstaltet oderleitet, 2. wer unbefugt in einer Versamnilung oder in einem Auf-zuge bewaffnet erscheint, 3. wer entgegen den Vorschriften deS Z 7dieses Gesetzes eine öffentliche Versammlung veranstaltet, leitet oderin ihr als Redner auftritt."Hierzu beantragen die Abgg. Brandys und Genossen(Polen), in§ 11 die Absätze 5 und 6 zu streichen, im§ 11 a den Absatz 3 zustreichen.Die Abgg. Albrecht und Genoffen(Soz.) beantragen, beide Para-graphen zu streichen und folgenden neuen Paragraphen einzufügen:„Beamte, Beauftragte und Abgeordnete der Polizeibehörde, diePersonen, welche an Versammlungen oder Vereinen teilgenommenoder die Räume dafür hergegeben haben, ans diesem Grunde gewerblicheKonzessionen, z. B. die Schankerlaubnis, die Ausdehnung derPolizeistunde, die Erlaubnis zur Abhaltung von Lustbarkeiten oderähnliches vorenthalten, beschränken oder entziehen oder ihren Arbeit-gebern oder anderen Personen, von denen sie tatsächlich oder recht-sich abhängig sind, Mitteilung davon machen oder ihnen sonstigeNachteile irgend welcher Art zufügen, desgleichen Personen, die zusolchen Handlungen Beihlllfe leisten, werden mit Geldstrafe bis zu300 M. bestraft, sofern nicht die Strafe deS§ 339 des Str.-G.-B.verwirkt ist."Abg. Dr. Fervcrs(Z.) bekämpft namentlich die Bestimmung,daß sich auch derjenige strafbar macht, der entgegen den Vorschriftendes§ 7 eine öffentliche Versamnilung veranstaltet, leitet oder in ihrals Redner auftritt. Man dürfe nicht vergessen, daߧ 7 ohnehinschon ein Ausnahmegesetz sei. Um so weniger seien besondere Straf-bestimmungen ain Platze.Abg. Sachse(Soz.):Nach Ansicht meiner Freunde sind die Strafbestimmungennicht am Platze. Daraus, daß der Staatssekretär auf unsereFrage, ob der§ 10a sich auch auf gewerkschaftlicheVersammlungen bezieht.keine Antworterteilt hat, können wir wohl schließen, daß dieser Paragraph aufda? rücksichtsloseste gegen Gewerkschaften angewendet wird und daßwir häufig mit Strafen bedacht werden. Nach der Spruchprayisunserer Gerichte wird zweifellos derjenige bestraft werden, der seinemtoten Milbruder einen Scheidegruß in fremder Sprache nachruft.Schon jetzt regnet es Strafmandate, wenn jemand am Grabeeines Arbeiters einen Kranz niederlegt und nur ein ein-facheS Scheidewort spricht.(Sehr wahr I bei den Sozialdemo-kraten.) Diejenigen, die sagen, sie hätten sich bemüht, dasVercinsgcsetz freiheitlich zu gestalten, sollten sich doch mal �an denKopf fassen und sich fragen, ob unter solchen Umständenvon Freiheit überhaupt noch die Rede sein kann.(Sehr gut! bei den Sozialdemokraten.) Man sollte Vorkehrungentreffen, damit Leichenbegängnisse nicht unter das Gesetz fallen. Daßdie Freisinnigen bis zur dritten Lesung Vcriilinft annehmen werden,glaube ich nicht.(Unruhe bei den Freisinnigen.) Angesichts sograuenhafter Zustände, wie sie heute bestehen, muß man sichIchänien, Deutscher zusein. Und da findet sich hier sogareine Mehrheit, dienoch härtere Strafenaussprechen will. Schon jetzt erlauben sich Amtsvorsteher, Gast-wirten, die ihre Säle zu gewerkschaitlichen oder sozialdemokratische»Versammlungen hergeben, die Kouzcssion zu entziehen oder sie aufandere Weise zu schikanieren. Ich könnte Lieder davonsingen.(Redner führt einige Fälle an.) In Bochum konntenwir nicht einmal eine Geiieralveriammlung unseres Verbandes abhalten,kein Wirt wollte uns den Saal geben. Es ist höchste Zeit, daßsolche Schikanierungen unter Strafe gestellt werden. Nicht nurnntere Polizeiorgane, sondern sogar Landräte üben in dieser Weiseeinen Druck auf die Wirte aus. Ich kenne Fälle, wo Wirten direktmitgeteilt ist, daß sie auf Polizeistmidc gesetzt werden, tveil sie ihrenSaal den Sozialdemokraten zur Versügung stellen. In einem Fallehat der OrtSvorstcher einem Gastwirt gesagt:„Ich kann Sie nichtabhalten, Ihren Saal den Sozialdemokraten zu geben, a b e rwenn Sie eS tun, werden Sic auf Polizeistunde gesetzt".(Hört!hört I bei den Sozialdeniokraten.) In einem anderen Falle verfügte derOrtsvorsteher, daß nicht mehr als 40 Personen in den Saal gelassenwerden dürfen. Diese 40 Personen hatten an der Wand Platz, abereS hieß,die Lust sei zu dumpfig.(Heiterkeit.) Wenn solche Fälle unbestraft bleiben, dann sollte mansich schäinen, wegen anderer Ueberttetimgen Strafen zu verfügen.Ich erinnere ferner an den Mißbrauch, der mit den der Polizei ein-gereichten Mitgliederlisten getrieben wird. Erst kürzlich ist ein der-artiger Fall gcricktlich festgestellt. Ein Gendarm ließ sichdie Listen der Mitglieder des Bergarbeiter-Verbandes kommen und forderte jedes Mitgliedeinzeln zum Austritt auf.(Hört I hört I) Ein Kollege vonmir nannte das eine Gesetzesübertretung, wie sienur in Rußland vorkommt, er wurde aber trotz der scharfen Aus-drücke, die er gegen den Gendarm gebrauchte, nur wegen formalerBeleidigung verurteilt. Die Dochumer Polizei benutzt dieZeit bis zum Inkrafttreten deS Gesetze«, um unS noch reichlich zuIchikanieren, wir bekommen ei» Strafmandat überdas andere. Da sollte man in das Gesetz nicht neue Straf-bestimmungen aufnehmen, sondern die§§ 11 und IIa streichen undstatt dessen eine Best im m nn g schaffen, die solche schikanöseMaßnahmen unmöglich macht.(Beifall bei den Soziald.).Abg. Kirsch(Z.) legt dar. daß die juristischen Begriffe in den88 11 und IIa in keiner Weise scharf und klar gefaßt seien unddeshalb der Willkür bei der Auslegung einen breiten Spiclramnlassen.Abg. Brcjöki lPole) wendet sich besonders gegen die Straf-bestimmungen bei Zuwiderhandlungen gegen den 8 7(Sprachen-Paragraph).Damit schließt die Diskussion.Unter Ablehnung der AbänderungSanttage werden die§§ 11und Ha angenommen.8 12 bestimmt, daß die Vorschriften de? Gesetzes auf die durchdas Gesetz oder die zuständigen Behörden angeordnete» Versamm-lungen nicbl Anwendung finden.DaS Zentrum beanrragt, auch die Bersammlungen der mitöffenilich-rechltichen Aufgaben betrauten Personen hinziizufügcn.Die Sozialdemokraten beantragen folgende Fassung des 8 12:„Aus die durch das Gesetz oder durch die zuständigen Behördenangeordneten Veriammlungen, auf die Borberatungcn von Mit-gliedeni dieser Versammlungen, auf die Zusanmieuküiifte und Vor-beratilngeu anderer Personen, denen öffentlich-rechtliche Anfgabenübertragen sind, zum Beispiel Vorstände und Delegierte vonKrankenkassen, eingeschriebenen Hülfskassen, Knappsck>astskassen,Beisitzer der Schiedsgerichte bei der Alters- und JnvaliditätS- undUnsallversichcrung, GewerbegerichlSbeisitzer u. a., auch wenn drittePersonen hinzugezogeu werden, finden die Bestimmungen der§8 3viS 10 keine Anwendung.Abg. Trimborn(Z.) befürwortet den vom Zenwm beantragtenZusatz.Abg. Hein«(Soz.):Nicht nur die durch Gesetz und die zuständigen Behörden an»geordneten versammliingen wollen wir ausgenommen haben vonden Beschränkungen, die durch das Gesetz vorgeschrieben sind, sondernauch die Lorberatungen der Mitglieder solcherV e r s a m nr l u n g e n. Man hat in der Kommission das für unnötigerklärt, da c3 sclbstverstüiidlich sei. Aber der Begriff der öffentlichenVersammlung ist in diesem Gesetz so wenig definiert, daßdie Polizei eine