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penttlt tnl Nuge Zu fassen, so k>at sich hier in üb'erraschenL kurzer Zeit die Situation geändert. Es kann nicht geleugnet werden, daß gerade Naumann eine ganze Zeitlang in An- jgcstellteskreisen viele Anhänger besaß. Er galt manchen Optimisten als der kommende Mann, der nun wirklich eine demokratische Volkspartei schaffen werde, die Schulter an Schutter mit der Arbeiterpartei kätnpfe. Diese Erwartungen baben sich nicht erfüllt. Naumann hat nicht nur keinen Versuch gemacht, an dem Zusammenbruch der per- siden Blockpolitik zu arbeiten, sondern er hat nach einigen Seitensprüngen alle Freisinnsverrätemen mitgemacht. Seine Charakterlosigkeit in der Blockpolitik und in der Wahlrechts- frage bedeutet nicht nur einen Verrat an der Arbeiterklasse, fondern auch an dem neuen Mittel st and. Gerade die Wahlreckitsfrage ist für den Angestellten ebenso wichtig wie für den Arbeiter, weil er materiell ebenso dürftig gestellt und wirtschaftlich ebenso abhängig ist wie der Arbeiter. Alle statistischen Erhebungen aus Ängestelltenkreisen haben uns ge- geigt, daß der geistige Industriearbeiter auf Grund seiner materiellen Lebenshaltung ein Proletarierdasein führt. Auch er ist ein Besitzloser, der in der dritten Masse zu wählen hat. Auch die O e f f e n t l i ch k e i t der Landtagswahl macht für den Angestellten das Wahlrecht geradezu illuso- r i s ch. Nicht nur preußisch-deutsche Minister dulden keine Angestellten und Arbetter nnt freier Gesinnung in ihren Be- trieben, sondern auch die Kndufttiebarone sehen im Angestellten ihren geistigen Kuli, ihren gefügigen Lohnsklaven! Jede freie Regung wird unterdrückt und die Gesinnungsheuchelei und Gesinnungslosigkeit als das Haupterfordernis eines tüchtigen Jndustriebeamten betrachtet. Daß trotzdem die Angestelltenfrcundc vom Schlage Nau- mann den Wahlrechtskampf preisgaben, liefert den Beweis ihrer politischen Unfähigkeit oder Unehrlichkeit. Deshalb ist es Sache der Angestellten selbst, sich von diesen falschen Freunden zu befreien und sich der Sozialdemokratie anzu- schließen, der einzigen Partei, die entschlossen ist, das Boll- werk der heutigen preußischen Drciklassenschmach niederzu- reißen und ein wahrhaft demokratisches Wahlrecht zu er- kämpfen I_ politifcbe Ocberftcbt. Berlin  , den 10. April 1908. Freisinnige für neue indirekte Steuern! Wie sehr der Freisinn auf das Niveau der Stationalliicralcu, sa der Freikonscrviitiven herabgekommen ist, beweist folgende Resolution, die die Abgg. D o v e und M o m m s e n dem bevorstehenden Partei- tag derFreisinnigen Vereinigung  " unterbreiten wollen: Die baldige und für die Ankunft ausreichende Deckung der finanziellen Bedürfnisse des Reichs ist eine unbedingte Rot- wendigleit im Interesse der Aufrechtcrhaltung unseres poli- tischen und wirtschaftlichen Ansehens im Inlands und Aus­lände. Zur dauernden Deckung des Mehrbedarfs an laufenden Ausgaben und des Bedarfs, der zur Herab- Minderung des Änleihebedürfnisses außerdem erforderlich ist, g e- nllgen nicht allein direkte Steuern oder Steuern, die die vermögenden Klassen treffen, es muß auch auf geeignete Verbrauchssteuern zurückgegriffen werden...." Das ist ganz genau d.erselbe Standpunkt, den die Herren Bas s ermann und Zedlitz vertreten I Die nichtbesitzende Masse des Volkes soll durch die Reichsfinanzreform abermals in Gestalt neuer indirekter Steuern um Hunderte von Millionen geschröpft werden! Aber um dies unerhörte Attentat auf die Taschen des Volkes zu beschönigen, sollen auch ein paar .Dutzend Millionen direkter Steuern eingeführt werden I Die Notwendigkeit solcher direkter Steuern hat Herr Basfermann bereits seit Jahr und Tag betont! Aber auch der Frei- konservative v. Zedlitz redete ja am 12. März d. I. den verbündeten Regierungen zu, doch in den sauren Apfel direkter Reichssteuern zu beißen, um dadurch den bürgerlichen Parteien die Zustimmung zu einer um so gigantischeren Steuerschröpfung der Massen durch neue indirekte Steuern zu erleichtern. Herr v. Zedlitz, der Freikonservative, beschwor die Regierungen, dochso weise" zu sein, durch das arglistige Danaergeschenk direkter Reichssteuern die Möglichkeit zu geben, durch kleine Ilonzessionen den größten Teil des Mehrbedarfs im Reiche durch eigene indirekte Reichssteuern zu verschaffen". DieFreisinnigen" Dove und Mommsen sind also auch im Punkte der Steuerpolitik mit Nationalliberalen und Frei- konservativen ein Herz und eine Seele.   Auch ein Erfolg deutscher Auslandspolitik. Die New Aorker Briefe derKreuzzeitung  " gehören zu den besten Berichten der deutschen   Presse aus dem Nankee- lande. Ter Verfasser beurteilt zwar das wirtschaftliche und politische Leben der Vereinigten Staaten   von Amerika   vom streng konservativen Standpunkt aus und ist kein Verehrer Uncle Sams; aber er besitzt Beobachtungsgabe und Menschen- kenntnis. Um so gewichtiger ist es, daß auch er in seinem heute von derKreuzzeitung  " veröffentlichten Brief über denFall Hill" die Ansicht vertritt, daß die Nachrichten über die Ab- lehnung Hills als amerikanischen Botschafters in Berlin   im amerikanischen   Volk einegroße Erregung" hervorgerufen und die Beziehungen der Union   zu Deutschland   wesentlich ver­schlechtert haben. Wörtlich schreibt er: Gleichwohl ist es für die Förderung der deutsch-amerika- nischen Beziehungen nicht erfreulich, daß die Hill-Lffäre erst akut wurde, nachdem Hill bereits ernannt war. Zwar meldet ein Telegramm derAssociated Preß  " auS Venedig  , der deutsche Kaiser habe erklärt, er hätte keinen Einwand gegen Hill erhoben, wenn» er auch sein Bedauern ausgesprochen habe, daß Charlemagne Tower den Botschafterpostcn verlassen müsse; aber zugleich wird behauptet, daß andere hochgestellte Personen ihn nicht für geeignet befunden hätten. Wenn ich darüber näheres mitteile, so bemerke ich ausdrücklich, daß ich nur über hiesige Blättermeldungen referiere. So wird von Charlemagne Tower mitgeteilt, daß er schon im Herbst vorigen Jahres dem Präsidenten geschrieben habe, er wolle nach Amerika   zurück- - kehren. Das nach diesem Briefe erwartete förmliche Demissions- gesuch sei aber nicht eingetroffen und deshalb habe Staats. sekretär Noot einige Wochen später bei Tower angefragt, ob er denn wirklich zurücktreten wolle; Tower habe geantwortet, er gedenke dies zum Frühjahr 1308 zu tun. Darauf habe Root fem Augenmerk auf Hill geworfen, der schon längst gern nach Berlin  gehen wollte, um die dortigen großen Bibliotheken zu studieren, weil er an einerGeschichte der europäischen Diplomatie" arbeitet, von der schon zwei Bände erschienen sind, uill» die er in Berlin   zu vollenden gedachte. Charlemagne Tower habe diesen Worschlag persönlich dem Kaiser übermittelt, der sich sofort damit einverstanden erklärte. Auf diese Meldung erachtete man im Staatsdepartement die Ernennung Hills für per» fckt und ernannte schon für seinen jetzigen Posten im Haag den Gesandten Beauprä in Buenos Aires  , während Spencer Eddy, erster Sekretär in Berlin  , nach Buenos Aires   berufen aurfce,.., Darauf wurde plötzlich gemeldet, der Kaiser habe bei einem Diner bei Charlemagne Tower den anwesenden amerikanischen  Vizekonsul in Berlin  , der nach Amerika   reisen wollte, aufgetragen, den Präsidenten Roosevelt   zu grüßen und ihm mitzuteilen, er sei sehr böse auf ihn, weil er Charlemagne Tower abberufen wolle. Dies habe man für einen Scherz gehalten, gleich darauf sei aber ein Brief des Kaisers an den Präsidenten avisiert, in dem es geheißen habe, der Kaiser habe zwar im November v. I. der Ernennung Hills zu, gestimmt, nachher aber andere Informationen erhalten, die ihn vcranlatztcn, den Präsidenten zu bitten, dieselben nicht auf- recht zu erhalten. Dieser Brief soll nur avisiert, d. h. noch nicht eingetroffen sein. Wie behauptet wird, sei nämlich der chiffrierte Wortlaut von Charlemagne Tower an das Staats- departement telegraphiert worden. Zugleich wird in Washingtoner Blättern versichert, daß der deutsche Botschafter Frhr. Speck  v. Sternburg von der ganzen Sache nichts wisse. Im übrigen erklärt die inspirierte Presse, daß es bei der Er- nennung Hills fein Bewenden haben müsse. Natürlich sei es das Recht jeder Regierung, einen ihr nicht genehmen Kandidaten abzulehnen, und wenn Hill sofort als persans minus xrsts dezeichnet sei, würde ein anderer Herr ernannt sein, aber man könne sich auf nachträgliche Einwendungen nicht einlassen." Der sehr vorsichtig abgefaßte Bericht bestätigt, was sich deutlich aus der amerikanischen   Presse ergibt, nämlich, daß die Hill-Affäre dem Ansehen Deutschlands   in den Vereinigten Staaten   mehr geschadet hat, als jemals alle Professorenaus- tausche sowie Prinzen- und Statuenverschickungen auszu­gleichen vermögen. Um so bedauerlicher ist es, daß Bülow nicht im Reichstag wegen dieser Angelegenheit interpelliert worden ist. Möglich, daß er. wie so oft, auch diese Sache erst nachträglich durch die Zeitungen erfahren hat; nichtsdesto­weniger bleibt er als nomineller Leiter der auswärtigen Politik für sie verantwortlich. Wer befahl den Sprachenparagraphen? Eine Dortmunder   Zuschrift desBerliner Tageblatt' beleuchtet kritisch das von Bethmann- Hollweg   bei der dritten Lesung des ReichSvereinSgesetzes im Austrage BülowS abgegebene Dementi der Behauptung, die rheinisch- westfälischen Großindustriellen seien die Veranlasser der Einsetzung deS§ 7 in die ReichLvereinSgesetz« Vorlage gewesen. Es heißt in dem Schreiben: .... Ich kann Ihnen nun folgende Tatsache mitteilen, die kein Dementi ans der Welt schafft. Hier in Dortmund   sprach in einer großen öffentlichen Versammlung, die von der Leitung der nationälliberalen Partei einberufen worden war, Abgeordneter Bassermann überDes Reiches Polittk", einige Zeit nach seinem Besuch beim Reichskanzler in Norderney  . Gerade damals war in einigen Blättern die Meldung aufgetaucht, d a S Vereinsgesetz enthalte ein Verbot des Ge- brauches fremder Sprachen. Lebhast, ja mit einer auffallenden Schärfe wandte sich der Abgeordnete Bassermann gegen diese Behauptung. Das Gesetz, so erklärte er, enthält keinenSprachenparagraphen". Fürst Bülow   habe an eine solche Bestimmung absolut nicht gedacht. Allerdings aber werde in gewissen Gegenden, etwa hier im Jndustriebezirk, eine gewisse Eindämmung der polnischen Agitatton nötig sein. Abgeordneter Bassermann hat dann aber später auf der Landesversamnilung der württembergischen deutschen   Partei die Erklärung, der Entwurf cnt- halte kein Sprachenverbot, mit Nachdruck wiederholt. Offenbar entsprach das, was er mitteilte, dem Stande der Dinge oder dem Inhalte des Entwurfes zur Zeit der Norderney er Unter- Haltungen, er war aber nicht unterrichtet darüber, daß in- zwischen der Entwurf durch die Beratung im preußischen StaalS- Ministerium um den Sprachenparagraphen bereichert worden war." Die Zuschrift weist weiter darauf hin, wenn der Staatssekretär im Namen des Reichskanzlers erklärte, eineEinwirkung der Industriellen auf den Reichskanzler" sei weder direkt noch indirekt versucht worden, so dementiere er etwas, was gar nicht behauptet worden sei.Als die Person, an die sich die Großindustriellen mit ihrem Verlangen gewandt haben, ist nicht der Reichs- k a n z l e r, sondern ein anderer preußischer Minister bezeichnet worden, den mit den großindustriellen Kreisen ver­wandtschaftliche und freundschaftliche Beziehungen verbinden. Hat der Staatssekretär nun aus eigener Schuld danebcndementiert, oder war das auch in seinem Auftrage enthalten?" Das letztere ist das wahrscheinlichere. Offizielle Dementis sind, wie das Exempel zeigt, gerade soviel wert wie offiziöse. D. h. gar nichts!_ Eine nationale Gefahr. Der reichliche Ordenssegen, der sich alljährlich über jene Würdigen ergießt, die sich nach allerhöchster Ansicht um das sogen. öffentliche Wohl irgendwie verdient gemacht haben, hat die Kassen der Generalordenskommission sehr erschöpft. Es ergibt sich daher die Notwendigkeit, entweder die reichlichen Ordensverleihungen einzuschränken oder neue Mittel für die Anschaffung von Orden jeranzuschaffen. Die Einschränkung deS Ordensregens ist jedoch in Preußen unmöglich, denn darunter würde unzweifelhaft die patriottsche Begeisterung, vornehmlich der Kommerzienräte, Finanziers, freisinniger Blockparlamentarier, LegattonSräte usw. wesentlich leiden, und diese Abkühlung der vaterländischen Ge- fühle könnte leicht für die nationale Gesinnung verhängnisvoll werden. So bleibt nur der Ausweg, die Kassen der General- ordenSkommission aufzufüllen. Tatsächlich ging denn auch schon vor einigen Tagen durch die Presse die Notiz, daß bei der ständig zunehmenden Zahl der Ordensverleihungen eine Erhöhung des EtatStitelSAnschaffung und Unterhaltung der OrdenSinsignicn" erforderlich werden würde. Aber woher sollen die Mittel ge- nommen werden? Auch diese Frage hat die Regierung nach einer längeren geistigen Anstrengung gelöst. Man will, wie dieBerk. Neust. Nachr." melden, einen Reichszuschuß zu den Ordenskosten verlangen, unter Hinweis darauf, daß neuerdings besonders viele Ordensverleihungen an Reichsbeamte, Schutztruppenoffizicre usw. (auch RcichStagsabgeordnete) erfolgt seien. ES bietet sich also für Ordenssüchtige Aussicht, auch einen Adler vierter Klaffe zu erlangen; denn der nationale Block kann unmöglich solche Forderung ablehnen, erstens nicht aus Rücksicht auf die Erhaltung des patriottschen Gefühls, und zweitens nicht, weil sich dadurch die liberalen Parlamentarier selbst der Möglich. keit berauben würden, ihre Brust verziert zu sehen. Pluralwahlrecht für Sachsen  . ÄuS Dresden   wird unterm 10. April gemeldet, daß das neue Landtagswahlrecht im wesentlichen fertig sei. Die Meldung be- stätigt im Grunde nur, was unser Dresdener Korrespondent schon vor einiger Zeit mitteilte, daß die Nationalliberalen und der größere Teil der Konservativen sich auf ein Pluralwahlrecht geeinigt haben, das je eine Mehrstimme für ein gewisses Alter, für Besitz und Bildung" festsetzt. Neu ist, daß die Regierung geneigt sein soll, auf diese? Kompromiß, das ihre Vorschläge beiseite schiebt, ein- zugehen. Doch wird angedeutet, daß ihren Ideen auch irgendeine Konzession in dem System gemacht werden wird. Die zwischen den Nationalliberalen und Konservativen strittige Frage der Wahlkreiseinteilung(die Konservativen wollen die ihnen günstige Scheidung der Wahlkreise in städtische und ländliche bei- behalten, die Nationalliberalen sie beseitigen) so? gleichfav? Aussicht auf Lösung haben. Sie werde wahrscheinlich so geregelt werden, daß die Großstädte besondere Kreise bilden und die kleineren Städte mit ländlichen Wahlkreisen zusammengelegt werden. Die Ver- Handlungen darüber sind indes noch nicht abgeschlossen. Nach demVerl  . Tagebl." ist noch eine besondere Teufelei aus- geheckt worden, um das Proletariat zu benachteiligen. Das aktivc Wahlrecht soll mit zweijähriger, das passive mit vier- jähriger Staatsangehörigkeit erworben werden. Nach demselben Blatte werden die Präsidenten des Landtages und bekannte Partei- führer mit der Regierung während der Osterferien weiter ver- handeln. Danach scheint die Sache doch noch nicht so weit zu sein, wie die Meldungen behaupten. Die Konservierung eines Wahlunrechts ist eben eine schwierige Sache, zumal, wenn die Furcht vor der Sozialdemokratie den Gesetzesmachern und Regierungsvertretern im Nacken sitzt und daneben noch jede Koterie ihren Sondcrgewinn zu machen bestrebt ist. Die sächsische Sozialdemokratie hat übrigens auch noch allerlei dazu zu bemerken und sie wird das zu geeigneter Zeit zweifellos deutlich und laut genug tun. So ganz ungestört werden die bürgerlichen Parteien ihre volksfeindlichen Machenschaften nicht zu Ende bringen._ Der Hundeweibchenprozetz des Zentrumsabgeordnetcn Dr. Heim fand vor dem Landgericht in Augsburg   eine Neuauflage. Der Vorsitzende des liberalen Ver- eins in Diesen am Ammerscc wurde vor einiger Zeit vom Schöffen- gcricht in Landsbcrg a. L. wegen Beleidigung des Abg. Heim zu 30 M. Geldstrafe verurteilt. Es handelte sich um Beleidigungen in einer Wählcrvcrsammlung. Der Prozeß hatte seinerzeit be- sondere? Interesse erregt, weil zur Sprache gekommen war. daß Dr. Heim zu einem Zentrumspfarrer gesagt habe:Sagt mirs doch ins Gesicht, aber macht es nicht hinter dem Rücken, wie ein verschnittenes Hundeweibchen, das um den Eckstein schifft, sondern geradeaus wie ein männlicher Hund; ich hasse jedes onanistische hinterrücks gehende Wesen." Der Zentrumspfarrcr gehört zu jener Clique innerhalb des Zentrums, welcher der demokratische Zug des Dr. Heim nicht gefällt. Die Berufung des seinerzeit Verurteilten wurde verworfen. Ei» unhaltbares Urteil! Wegen Förderung der Fahnenflucht mußte sich der Reservist Simar vor dem Dresdener Kriegs- g e r i ch t verantworten. Der Angeklagte hat seine Dienstzeit beim Dragoner-Regiment in Koblenz   abgeleistet, ivährend welcher er sich eine Bestrafung zuzog. Nach ihrer Verbüßung kam Simar in die Militär-Arbeiterabteilung nach Ehrenbreitstein  . Am 30. Sep- tember 1007 sollte nun der Angeklagte entlassen werden. Um sich Zivilkleidung zu laufen und mit Geldmitteln einigermaßen versehen zu sein, setzte er sich mit einem anderen Arbeitssoldaten, namens Kriemer, in Verbindung, um sich von diesem einen Geldbetrag zu borgen. Kricmer willigte ein und der Vermögensverwalter sandte auf Ver- anlassung Kriemers 232 M. an Simar. Inzwischen war für den Angeklagten von dessen Bruder ein größerer Geldbetrag eingetroffen. Am 30. September, dem EntlassungStage, begab sich nun Simar nach der Post, um den von Kriemer geliehenen und für ihn ein- getroffenen Geldbetrag abzuheben. Die Summe sollte Kriemer bald wieder zurückerhalten. Noch an demselben Tage, nachts, reiste der Angeklagte von Ehrenbreitstein   nach Dresden   ab. Nun trat aber das für Simar Verhängnisvolle ein. In derselben Nacht, wo er abreiste, wurde kriemer mit einem anderen Arbeitssoldaten fahnenflüchtig, und bis heute sind sie spurlos verschwunden. Alle angestellten Nachforschungen sind bisher ergebnislos geblieben. Während man der beiden Fahnenflüchtigen mcht habhaft werden konnte, erhob man aber gegen Simar eine Anklage wegen Förde- rung zur Fahnenflucht. Die Anklage nimmt an, daß der angeblich geliehene Geldbetrag von 232 M. nicht für Simar, sondern für Kriemer bestimmt war, und daß Simar den Betrag nur abgehoben hat, um diesen an Kriemer auszuhändigen und so die Flucht zu fördern. Der Angeklagte bestreitet mit aller Entschiedenheit, etwas von der Fahnenflucht gewußt zu haben und daß irgend eine Verabredung nach dieser Rtchlung bestanden habe. Das Geld habe er für sich verbraucht und nicht an Kriemer abgeliefert. Er bezeichnet die Fahnenflucht, von der er erst bei Einleitung seines Straf­verfahrens erfahren hat, als einen allerdings auffälligen, aber dennoch unglücklichen Zufall. Das Kriegsgericht erachtete den Angeklaglen der ihm zur Last gelegten Straftat für überführt und verurteilte ihn gemäß dem Antrage der Vertreter der Anklage zu der gesetzlich geringsten Strafe von sechs Monate» Gefängnis(II) und Versetzung in die zweite Klasse des SoldaicnstandeS. Ein eigenartiges Verfahren des Gerichts gegen den Angeklagten soll an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben. Nach Ver- kündung des Urteils wurde Simar entlassen. Schon hatte ein anderer Angeklagter auf der Armensünderbank Platz genommen, da kamen die Mitglieder des Gerichts auf einmal auf den Ge- danken, den Verurteilten mit Rücksicht auf die Höhe der erkannten Strafe sofort in Haft zu nehmen. Flugs mußte der Gerichts- diener den Angeklagten suchen. Dieser hatte bereits das GerichtSgebäude verlassen, über auch das hielt das Gericht nicht davon ab, diesen d'urch den Gerichtsdiener wieder zurückholen zu lassenl! Als Simar wieder den Berhandlungssaal betreten hatte, wurde in die Beratung über die Inhaftnahme eingetreten. Der Vertreter der Anklage beantragte die Verhaftung Simars. Der Angeklagte bat jedoch davon abzusehen. Das Gericht beschloß' aber die sofortige Verhaftung in der Annahme, daß der Gerichtsherr den Hastbefehl wieder aufhöben werde. Darauf wurde der Verurteilte abgeführt. Arbeiterschaft kontra sächsische Justiz. Bekanntlich wurde vor kurzem Genosse Reich elt und mit ihm Genosse Haubold wegen angeblicher Körperverletzung und Nötigung, begangen bei den Vertrctcrwahlen zur Ortskrankenlasse an dem nationalen Wahlleiter Schneider Krön er, zu unterhält- nismäßig hohen Gefängnisstrafen verurteilt. In der famosen Urteilsbegründung wurde unter Hinweis auf die unter dem Sozialistengesetz und im Dienste der Arbeiterbewegung von Reichelt erlittenen Strafen von RcichcltsVergangenheit  " und davon ge- sprachen, wer dennsolchem Mann" noch Gefolgschaft leistet. Reichelt ist Gauleiter des Chemnitzer   Bezirks des Deutschen   Textil- arbeiterverbandes. Die Filiale Chemnitz   hat nun in ihrer letzten Versammlung folgende Resolution einmütig angenommen: Die Mitgliederversammlung spricht dem Kollegen Gau  » leiter Albin Reichelt ihr volles Vertrauen aus. Die Kollegen und Kolleginnen haben nicht die Absicht, wegen derVergangen- hcit" einessolchen Manne»" von der Gefolgschaft, die sie ihm leisten, abzusehen. Die Anwesenden wissen, daß Kollege Reichelt sein ganzes Leben, seine Gesundheit, seine Freiheit im Dienste der Arbeiterbewegung geopfert hat und sie hoffen, daß es den Textilarbeitern noch lange vergönnt sein möge, ihn in ihrer Mitte zu haben. Sie versprechen, nach wie vor den Kollegen Reichelt zu schätzen und zu achten. Ueber das gegen ihn gefällte Urteil enthält sich die Versammlung jeder Kritik." Das wird der Amtsrichter Grützner natürlich wieder nicht verstehen, wie er die ganze moderne Arbeiterbewegung nicht versteht und doch als Richter sein Urteil über Klassenkämpfer des Proletariats fällt. Unparteiisch natürlich. Und von Rechts wegen. franhmcb. Polizistenvermutungen. Paris  , 10. April. Die Polizei verhaftete auf einem Boule- vard drei bekannte Anarchisten, Sioussel, Kühn und Roux, die auf einem Handwagen verschiedene Einrichtungsstücke wegschafften, unter denen eine Anzahl Dynamitpatrsncn und sonstige Spreng­stoffe verborgen waten. Die Verhafteten behaupten, sie hätten