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»Ihr habt ein neues deutsches Reich Bon Junker Händen aufgerichtet.. Und Wohin diese Einheit führen würde, kündete er voll Ingrimm: Ihr wähnt Euch einig, weil die Pest Der Knechtschaft sich verallgemeinert, Weil täglich noch der kleine Rest Lebendiger Seelen sich verkleinert? Ihr wähnt Euch einig, weil Ein Mann Darf über Krieg und frieden schalten Und zur Schlachtbank führen kann Mit der Parol': das Maul gehalten l Ach, Einheit ist ein leerer Schall, Wenn sie nicht Einheit ist im Guten, Wenn ihr korinthisches Metall Uns mahnt an Mord und Städtegluten! Ach, Einheit ist ein tönend Erz, Wenn sie nur pochend auf Kanonen Zu reden weist an unser Herz Und klingt es anders von den Thronen?-» Einheit des Rechtes ist kein Schild. Der uns bewahrt vor Unterdrückung; Nur wo als Recht daS Rechte gilt, Wird sie zum Segen, zur Beglückung. Rur   diese war's, die wir erstrebt. Die Einheit, die man auf den Namen Der Freiheit aus der Taufe hebt; Doch Eure stammt vom Teufel: Amen! Der Dichter hat recht behalten der dreieinige Block. Junker. Nationalliberale und Freisinn, hat beim Vereinsgcsetz bewiesen, daß er einander wert ist; seine Einheit ist auf den Namen des Teufels Reaktion aus der Taufe gehoben! Auf nillilcher Stufe! Lemberg  , 12. April. Heute nachmittag gab ein Mann auf den Statthalter Grafen P o t o ck i, während er Audienzen erteilte, drei Revoloerschüsse ab, durch die der Statthalter tödlich verletzt wurde. Um 3 Uhr 15 Min. ist jGraf Potocki gestorben. Der Täter, der verhaftet wurde, ist ein ruthenischer Student namens Miroslaw Siezinski. Er ist Hörer der Philosophie im dritte» Jahrgang an der Lemberger Universität. Die schamlose Wirtschaft der polnischen Junkerschast hat Galizien   nun völlig ans das Niveau des verrotteten Zaren- reichs heruntergebracht. Den Bestialitäten der Schlachtascheraen antwortet der politische Mord, Junkerblut für Bauernblut 1 Die Unterdrückung der Ruthenen durch die in Galizien  herrschenden Polen   ist derselbe europäische Skandal, wie die Polenunterdrückungspolitik Preußens. Gemäß den halb- astatischen Lebensformen des Landes, das die Wiener  Zentralregierung den polnischen Herren vorbehaltlos überliefert hat, nimmt der Kamps zivischcn der unterdrückenden und der unterdrückten Nation Formen an, die an die Nationali- tätenkämpfe erinnern, wie sie die mazedonischen Banden führen. In eigentümlicher Weise führten die polnischen Be- Hörden die Wahlen, häufen sie Ungesetzlichkeit auf Ungesetzlich- keit, eine freche Verhöhnung des Rechts auf die andere. Dia Akten des Wiener   Parlaments enthalten dokumentarische Nachweisungen von Wahlpraktiken, die an Unverschämtheit alle Phantasie weit hinter sich lassen. Und wenn sich die Be- trogenen, die brutal Vergewaltigten zu gewaltsamem Protest hinreißen ließen, so war das den polnischen Gendarmen nur ein willkommener Anlaß. Nuthenenblut zu vergießen. Die Geschichte der polnischen Reichsrats- und Landtagswahlen ist mit Bauernblut, mit Nuthenenblut geschrieben. Und schließ- lich mordeten die polnischen Schergen, auch wenn sich die infam Provozierten nicht zu gewaltsanwr Auflehnung treiben ließen. Der Attentäter hat die skandalösen Vergewaltigungen der Ruthenen bei den letzten Reichsrats- und Landtagswahlen als die Veranlassung zu seiner Tat bezeichnet und im be- sonderen das Verbrechen von Kropetz genannt, das er zu rächen hatte. In diesem Orte wurde am 4. Februar während der Wahlkampagne der ruthenische Bauer Marko Kahanetz, Mitglied des erweiterten ruthenischen Nationalrates, von zwei Gendarmen durch Bajonetlstiche getötet. Seine ganze Schuld bestand darin, daß er gegen die Fälschung der Wähler- listen protestiert und am Vortage seines Todes ein Tele- gramm wegen der gefälschten Wählerlisten an den Bezirks- Hauptmann abgeschickt hatte. Am 4. Februar wurde Kahanetz auf dem Wege zur Gemeindekanzlei von Gendarmen ver- haftet und am hellichten Tage in Anwesenheit einer großen Menschenmenge und im Angesichte seines Bruders und seiner Frau, ohne daß er sich sonst etwas hätte zuschulden kommen lassen, von den Wächtern der öffentlichen Sicherheit einfach umgebracht. Siezinski wußte, daß es für diesen feigen Mord vor den galizischen Richtern keine Sühne geben werde. Die Justiz der Schlachta entspricht ihrer Verwaltung. Und von Wien   ist nichts zu hoffen. Hatte doch der Statthalter gerade erst bei den letzten Wahlen alle Verfügungen der Zentralregierung einfach unbeachtet gelassen und Recht und Gesetz von seinen Kreaturen mit Füßen treten lassen wie ein trunkener asiatischer Despot. Kein Wunder, wenn die Ruthenen an der Möglichkeit, auf gesetzlichem Wege Besserung zu erreichen, ver- zweifelten, wenn besonders erregbaren Gemütern der Fana- tiSmus des politischen Märtyrers sich entzündete. Daß dieser Fanatismus ganze Familien ergreift, daß eine Mutter sich rühmt, ihrem Sohn die Mordwaffe in die Hand gedrückt zu haben, daß eine Schar von Landsleuten dem Attentäter eine stürmische Huldigung bringt! Wild schäumen die Wogen des nationalen Hasses auf' Polnische Studenten beschließen, die ruthenischen von der Universität zu verjagen! Die nächsten Tage können noch furchtbare Ausbrüche des Nationalitätenhaders bringen. Das Blut kommt aufs Haupt der polnischen Junker. Die Nachrichten lauten: Lemberg  , 12. April. Bei seiner polizeilichen Vernehmung er- klärte der Student Siezinski, der den Anschlag auf den Statthalter verübt hat, daß er keine Mitschuldigen habe. Er hätte die Tat nicht aus persönlicher Feindschaft, sondern ans rein politischen Motiven in der Absicht begangen, den Statthalter aus dem Wege zu schaffen. Siezinski, der schon vor mehreren Jahren wegen Teil- nähme an Ausschreitungen ruthenischer Studenten verurteilt worden war, galt in nationalruthenischen Kreisen als seht eifriger Agitator. Lemberg  , 12. April. Der Student Siezinski hat bei seinem Verhör weiter angegeben, er habe sich infolge der letzten galizischen Wahlen, insbesonoere infolge der blutigen Vorfälle im Bezirk von Buzek zu der Tat entschlossen, weil die schuldigen Organe nicht be- straft worden seien. Lemberg  , 12. April. Auch die Mutter des Studenten SiczinSki ist verhaftet worden. Lemberg  , 13. April. Außer der Mutter des Attentäters Siezinski wurden nunmehr auch seine beiden Schwestern verhastet. Außerdem hat die Polizei bei Personen, welche mit dem Attentäter engeren Verkehr hatten, sowie bei zahlreichen ruthenischen Stu- denten Herussuchnngen vorgenommen, die aber resultatlos verlaufen sind. Wie von. einer dem ermordeten Grafen Potocki nahestehenden Seite versichert wird, hat der Graf in der letzten Zeit wiederholt seinen Bcsorgnisten über ein Uebergreifen gefährlicher Bewegungen aus Rußland   nach Galizien   Ausdruck gegeben. In polnischen Kreisen hegt man die Befürchtung, daß noch weitere Attentate gegen hochgestellte polnische Amtspersonen seitens der Ruthenen erfolgen werden, da die letzteren über den Ausfall der letzten Land- tagswahlen erbittert sind. Aus anderen Meldungen stellen wir die folgenden Ein- zelheiten zusammen:. Der Attentäter erklärte, er habe die Tat bei vollkommenem Bewußtsein begangen und in der Ueberzeugung, daß der Tod des Statthalters dem bisherigen System ein Ende bereiten werde. Er bereue die Tat durchaus nicht; so werde es jedem Feinde des ruthe- nischen Volkes ergehen, der es an seiner kulturellen Entwickelung hemmen wolle. Die Mutter des Mörders, die ihren ständigen Wohnsitz in Lemberg   hat, wurde aus dem Grunde verhaftet, weil sie die Tat ihres Sohnes gelobt hat. Beim Verhöre gab sie an, daß sie ihn zum Morde angestiftet habe, was er selbst aber entschieden in Abrede stellt, indem er erklärt, daß er ganz selbständig, ohne Milwisser und ohne jede Beeinflussung durch andere Personen gehandelt habe. Als Siezinski von der Polizei in das Landesgericht geführt wurde, fanden sich vor dem Eingange etwa SU ruthenische Studenten ein und bereiteten ihm, als er dem Wagen entstieg, eine stürmische Huldigung. Auf die Nachricht von dem Attentate versammelten sich vor dem Mickiewiez-Dcnkmal etwa 8 00 polnische Akademiker zu einer Trauerkundgebung für den Statthalter. Es wurden Reden gehalten, in denen Graf Potocki   als Märtyrer des polnischen Volkes gefeiert wurde. In leidenschaft- lichen Worten brandmarkten die Redner die Mordtat und forderten zur Boykottier ung der ruthenischen Studenten auf. Es wurde die Parole ausgegeben, den ruthenischen Studenten den Eintritt in die Universität zu verwehren und die Abhaltung von Vorlesungen in ruthenischer Sprache zu verhindern. Nach diesen Ansprachen zogen die polnischen Studenten vor das ruthenische Akademiker- haus, wo unter stürmischen Schmäbrusen alle Fenster- scheiden eingeworfen wurden. Die Kombenexplosion auf dem llnlou Square. New Jork  , 2. April.  (Eig. Ber.) Die Bombenexplosion bei der vorgestrigen Arbeitslosen- demonstration auf dem Union Square in New Aork, worüber der Telegraph bereits berichtet hat, gibt der kapitalistischen  Presse willkommenen Anlaß zu einer frisch-fröhlichen Hetze gegen Anarchisten und Sozialisten, zwischen denen das Preß- gesindel nach berühmten Mustern keinen Unterschied macht. Allzugerne hätte man den Sozialisten, die in letzter Zeit allenthalben eine rührige und erfolgreiche Propaganda ent­falteten, den angeblichen Bombenwerfer Selig Cohen genannt Silberstein an' die Rockschöße gehängt. Aber selbst die Polizei muß jetzt bekennen, daß ihre anfänglichen Ausstreuungen. als ob es sich bei dem Bombenwurf um ein von denReds" sden Roten) geschmiedetes Komplott gehandelt habe, voll- ständig haltlos ist. Auch die andere Sensation, der zufolge in Silbersteins Wohnung Briefe anarchistischer und sozia- listischer Führer mit der Aufforderung zu Attentaten gegen die Polizei gefunden worden sind, ist elend verpufft; die Briefe entpuppten sich als harmlose Zirkulare in yiddischem Jargon. So bleibt denn der Preßmeute nur der Knochen der verlogenen Phrase von denintellektuellen Urhebern des Attentats", den Sozialisten. Und doch hätte die kapitalistische Presse gerade im vor- liegenden Falle alle Ursache, den Mund weniger voll zu nehmen. Wer waren denn die eigentlichen Schuldigen? Die Antwort auf diese Frage geben die Vorgänge vor und während der Demonstration. Die Arbeitslosenkonferenz von New Jork, eine von Sozialisten ins Leben gerufene Körper- schaft von den Gewerkschaftsvertretern, hatte anfangs März einen Arbeitslosenumzug geplant, um die allgemeine Auf- merksamkeit auf das furchtbare Elend zu lenken.(In New Jork sind über Lvv lXKI Arbeiter beschäftigungslos.) Nach­träglich wurde von der Ausführung dieser Idee Abstand ge- nommen und beschlossen, am 28. März auf dem Union Square, einem öffentlichen Park im Herzen New Aorks, ein Massen- Meeting zu veranstalten. Polizeikommissar Binghan- von New Jork wurde um die formelle Erlaubnis zum Abhalten dieser Versammlung unter freiem Himmel ersucht, der Polizeikommissar erklärte aber, Union Square sei ein Park und die Veranstalter möchten sich deshalb an den Park- kommissar Smith wenden. Smith wiederum verwies die Vertreter der Arbeitslosenkonferenz an Binghan, der seiner- seits erklärte, die Sache gehe ausschließlich den Parkkommissar an. Auf erneute Vorstellungen lehnte Smith es ab, die Er- laubnis zur Versammlung zu erteilen, allerdings wie heute bekannt wird, auf eine direkte Aufforderung verschiedener, im Solde der Demokraten und Republikaner   stehenden Gewerk- schaftsführer. Aber die Konferenz beruhigte sich nicht bei dieser Ab- Weisung. Durfte sich auch nicht beruhigen, weil die Ver- Weigerung der Erlaubnis ein Eingriff in das freie Versammlungsrecht und ein flagranter V e r st o ß gegen die verfassungsmäßigen Rechte der Bürger war. Besagt doch die Verfassung der Vereinigten Staaten  :Der Kongreß darf kein Gesetz er- lassen zur Beschränkung der Rede- und Preß- freiheit oder des Rechts des Volkes, sich zu v e r s a m m e l n." Deshalb ersuchte die Arbeitslosen- konferenz den Richter O'Gorman   unter Berufung auf die klare und unzweideutige Bestimmung der Verfassung um einen Einhaltsbefehl gegen die in Aussicht gestellte Polizei- liche Jnhibierung der Demonstration. Am Vormittag des 28. März lehnte der Richter das Ersuchen ab. Die auf den Nachmittag des gleichen Tages angesetzte Demonstration ab- zusagen, war nicht mehr möglich, und so strömten denn etwa 30 000 Arbeiter und Arbeiterinnen nach dem Union Square. Die Demonstranten fanden das riesige Square von berittener Polizei und Mannschaften zu Fuß(insgesamt 1200 Mann) abegesperrt. Anfangs wurden die sich ansammelnden Massen von den Polizisten nur zum Weitergehen aufgefordert, schließ- lich aber gab der Polizciinspektor Schnittberger, der das. Kommando über die Mannschaften führte, den Befehl zum Säubern aller nach dem Square führenden Seitenstraßen. Dieser Befehl war das Signal zu unerhörten Brutalitäten. Links und rechts hieben die Polizisten mit ihren Knüppeln auf die Köpfe der Arbeitslosen ein, während die berittenen Mannschafte» ihre Pferde auf die Trottoirs mitten in die dichten Menschenknäuel trieben und sogar die Freitreppe zu einem Theater hinaufritten, um die dorthin Geflüchteten zu vertreiben. Als der Polizeiinspektor Schnitt- beraer auf die Brutalitäten seiner Leute aufmerk­sam gemacht ui»d unter Berufung auf die erwähnke Bestimmung der Verfassung auf das Ungesetzliche der VersammlungKauflösung überhaupt hingewiesen wurde, flegelte er also los:..Mein Polizeiknüppel ist mächtiger als die Verfassun g." Die Brutalitäten wurden fortgesetzt, bis alle Straßen in der Nachbarschaft geräumt waren. Nach dieserArbeit" kehrten die Polizei- Mannschaften nach dem Union Square zurück, um dort kolonnenweise anzibtreten und dann nach ihren Revieren ab- zuziehen. In ziemlicher Entfernung dieser Kolonnen explodierte eine Bnanbe, welche Selig Silberstein der Polizei- lichen Darstellung jtifolge in der Hand gehalten(wohlgemerkt g'ehalten). Ein Arbeitsloser wurde getötet, Silberstein wurden ein Arm mnd ein Stück des Kopfes abgerissen und außerdem wurde er auf beiden Augen geblendet. Zwei Poli- zisten wurden unbedeutend verletzt. Während Silberstein blutüberströmt am Boden lag. soll er den Polizei- beamten, die auf ihn losgestürzt waren, die Tat eingestanden und dieses Geständnis später im Hospital wiederholt haben, wobei er angeblich beifügte, er sei Anarchist und sei mit der Absicht nach dem UnLon Square gekommen, sich an der Polizei zu rächen. Diesen Angabe,» der Polizei(bei dem Geständnis war niemand zugegen) stehen die Aussagen verschiedener ein- wandsfreier Zeugen diametral gegenüber. Diesen Aussagen zufolge hat ein großer Mann(Silberstein ist von schmächtiger Gestalt) die Bombe geworfen und ist dann raschen Schrittes weitergegangen, ohne von der P>slizei angehalten zu werden, während alle sonstigem in der Nähe stehenden Personen ver- haftet worden sind. Und obendrein erklärte Silberstein seiner Schwester, die ihn im Hospital besuchte, er habe weder die Bombe geworfe. n noch der Polizei ein Ge- ständnis abgelegt. Auf jeden Fall bedarf das Attentat noch sehr der Auf- klärung, die nach den Enthüllungen im Prozeß Haywood über die Tätigkeit von Spitzeln doppelt nötig erscheint. Die von der sozialistischen   Pantei eingeleitete Untersuchung dürfte bald die erwünschte Klarheit bringen. poUtifchc Oeberficht* verlin. den 13. April 1908. Kon zesfionsschnlzes. DaSBerliner TaLeblatt" ist bekanntlich das einzige größere Freistnnsorgan PieeußenS gewesen, das die Partei- offizielle Freisinnspolitik, die Blockpolitik mit ihren er« niedrigenden, prinzipienwidrigen Konzessionen an die bülowistische Junkerpolittk und den jämmerlichen Wahlrechtsverrat entschieden gebrandmarlt hat. Aber auch das»Verl  . Tagebl." beginnt bedenklich zu wanken! In dem ehemaligen Wahlbezirk Teltow  -BeeSkow  , der ehedem zwei Landtagsabgeordnete zu uiählen hatte, jetzt aber in drei be- sondere Wahlbezirke geteilt wanden ist, nämlich in Schöneberg  - R i x d o r f und Charlottenburg  , wo je ein Abgeordneter zu wählen ist. und in den LandkreLs, der zwei Abgeordnete zu wählen hat, ist es zu einem freisinnigen Bruderkrieg gekommen. In einem dieser Wahlbezirke, nämtich in Teütow-BeeSkow  -Land hatte die Frei- sinnige Bereinigung dde Herren Gädke und Breit- scheid als Kandidaten aufgestellt. Daß diese Herren just in diesem aussichtslosen Wahlbezirk kandidierten, bewies schon die Einflutzlosigkeit der hinter ihnen stehenden Gruppe. Aber eS kommt noch bester I Die Freisinnige Volkspartei   stellte diesen beiden fteifinnigen Kandidaten Gegenkandidaten gegenüber. nämlich den Volksparleiler Tubenthal und den National- liberalen st) LieMannl Und was sagt dazu daS»Berliner Tageblatt'? Statt die von ihm begünstigten Kandidaturen Gädke und Breitscheid   um so energischer zu mUerstützen, rät es zum Vergleich, zum KonzessionSschulzentum! Sämtliche vier Kandidaten sollten niederlegen, und dann sollen von VolkSparteilern und Vereinigungsmännern gemeinsam zwei neue Kompromiß- Kandidaten aufgestellt werden I Und natürlich werden die neuen Kompromißkandidaten keine entschiedenen Liberalen sein! Aber die.Einigkeit' geht dem. B e x I. T a g e b l.' auf einmal über alle»! Sagt es doch über den freisinnigen Kandidaten in Char  » lottenburg. den Profestcr v. L i S z t: »In Charlottenburg   ist es mit Mühe und Not gelungen. Herrn v. LiSzt alS gemeinsamen freisinnigen Kandidaten durchzusetzen, wenn auch nur unter der Bedingung, daß Herr v. Liszt   das Kleid deS liberalen Wahl Vereins, das er seit zehn Jahren getragen hat. auszieht und in die Jacke eines Hospitanten der Freisinnigen BolkS Partei schlüpft. Dieser FraltionSwechsel war ent- weder eine reine Formensache, und dann war er überflüssig, oder er bedeutet zugleich einen Frontwechsel, und dann ist er bedenklich. Aber die Freisinnigen sind doch wenigstens einig.' Wenn eS dem.Verl  . Tagebl.' auf weiter nichts als Einig- keit unter den Freisinnigen ankommt ja, warum um alles in der Welt hat eS dann seit mehr als Jahresfrist erst daS Kriegsbeil geschärft, mit dem die Barth. Bceitscheid und Gerlach aus die»Klapperbeinigen' losschlugen?! Liberale" Jammerlappe». Wie schon in vielen Wahlkreisen, so haben auch im IS. schleswig« holsteinischen LandtagSwahltreise(Wandsbeck-Stormarn) die»Frei- sinnigen' Anschluß nach rechts gesucht und gesunde», ein Belveis dafür, daß sie den Wahlkanipf als einen Wahlrech iSkampf nicht zu sichren gedenken. Die.Vertrauensmänner' dieser un- entwegten.Liberalen' haben sich aus die n a t i o n a l l i b e r a l e Kandidatur geeinigt. Kandidat der Nationalliberalen ist der Wandsbecker Gymnasiallehrer S p r o e s s e l. der als Vorsitzender der Hausagrarier ein wütender Gegner der vom Landrat, dem jetzigen Inhaber des Abgeordnetenmandats, und anderen höheren Beamten deS Kreises protegierten Baugenosseiischaft ist, der als Stadtverordneter gegen die Herabsetzung des die Arbeiterschaft von der kommunalen Betätigung ausschlteßeiiden hohen Wahl- z e n s u S sowie gegen die Anstellung von Schulärzten und gegen die Errichrung einer Warmbadeanstalt gestimmt hat und der selbstverständlich für eineReform' des LandtagswahlrechtS inr Sinne seiner Partei einzutreten gedenkt. Und solch einen Mann, dem gegenüber sogar dergeborene Gesetzgeber' des Kreises, ein Freikoniervatider. die fortschrittlichere Richtung vertritt, halten die Freisinnigen' für geeignet,liberale" Ideen im Abgeordnetenhause zur Geltung zu bringen I_ Der Diner-Block. Ein liberales Blatt hatte sich jüngst darüber entrüstet, daß bei einem vom Reichskanzler veranstalteten Diner die Herren zum Teil mit ihren Damen, zu«, Teil ohne ihre Damen eingeladen waren, wobei angeblich die Dimren von bürgerlichen Parlamentariern über- gangen sein sollten. T ieNorddeutsche Allgemeine Zeitung' ist zum Glück sür das Ansehen der Blockära in der Lage zu versichern, daß es dem Fürsten Bülow durchaus fernliegt, einen Unterschied»wische«