Nr. 92. 25. Jahrgang.
2. Beilage des Vorwärts" Berliner Volksblatt
Aus der Frauenbewegung.
Genoffinnen!
Wer noch nicht Mitglied des Frauenwahlvereins ist, hole das bisher Versäumte schleunigst nach!
Nicht nur ist das notwendig, damit die Frauen bei den bereits begonnenen Wahlarbeiten wichtige Funktionen übernehmen und tadellos ausführen können; eine starke Mitgliedschaft ist auch erforderlich, damit die Genossinnen mit dem Inkrafttreten des neuen Vereinsgefeßes in einer der Bewegung entsprechenden Stärke torporativ in die Wahlvereine der Männer eintreten können. Genossinnen! An die Arbeit; benutzt die Feiertage zu einer lebhaften, intensiven Agitation! Der Wahlverein der Frauen muß tausende Mitglieder zählen.
Das Elend der bürgerlichen Frauenbewegung. In einem Eingesandt läßt eine Studentin unter der Stichmarke " Was uns fehlt!" ein Streiflicht auf das Elend der bürgerlichen Frauenbewegung fallen. Sie schreibt:
„ Berliner ArbeiterRadfahrer- Verein"
Mitglied des Arbeiter Radfahrer- Bundes .Solidarität".
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Soeben tomme ich aus der Berfammlung eines Bereins, ber sich die Erlangung des Frauenstimmrechts als Hauptpunkt feines Programmes gesetzt hat. Als 1. Bunft der Tagesordnung stand zur Verhandlung: Anregung betreffend aktiveres Vorgehen in Sachen des Frauenstimmrets". Die Abstinenten hatten den Vorschlag gemacht, einen Jitiativantrag einbringen zu wollen zugunsten der Einführung des Frauenwahlrechts in Kirchen, Schulund Gemeindeangelegenheiten. Es sollte darüber beraten werden, ob dieser Vorschlag angenommen und wie geholfen werden sollte. Nach längerem Hin und Her, Dawider und Dafür, wurde der Vorschlag gemacht:„ man müsse bei diesen Fragen Eile mit Weile walten laffen; es fäme ja gar nicht darauf an, ob es noch zwei bis drei Jahre länger ging, ehe wir das Stimmrecht erlangten". -Und diese Meinung schien die vorwiegende zu sein.
Ist es wirklich richtig, daß wir wieder und wieder warten, wägen, überlegen sollen? Haben wir im Gegenteil nicht fast schon zu lange gewartet, statt zu wagen?!
Trostlos, diefe unfelige Frauentugend, die sich Geduld, Geduld und wieder Geduld nennt! Was haben wir denn beffer gemacht durch diese duldsame Geduld, die wir nun seit Jahrzehnten
üben?...
Der Mut fehlt zum Wagen! Das ist, was uns fo arm macht: der Mut zu wagen fehlt, der Wagemut! Den müssen wir finden! Den müssen wir lernen von jenen wenigen, die ihn noch
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Freitag, 17. April 1908.
haben: ein großes Herz boll großer Pläne, einen großen Mut für ein großes Biel ."
Auch dieser Ruf aus der Wüste ideologer Auffassung wird unerhört verhallen. Gewiß, ein gewisser Mut fehlt. Es ist der Mut der Konsequenz, der zu lassenbewußtsein und damit zu lassenkampf führt. Dagegen sträubt man sich und bleibt im Elend der Halbheit stecken.
Der Bund für Mutterschutz veranstaltet am 25. und 26. b. Mts. eine außerordentliche Generalversammlung im Architektenhaus, Wilhelmstr. 92/93. Am Sonnabend, den 25., find die Verhandlungen bon nachmittags 5-8 Uhr angefeßt, Sonntags vormittags 10-2 und nachmittags 5-8 Uhr. Der Generalversammlung geht eine Tagung ber Ortsgruppe Berlin voran am Freitag, den 24., abends 8 Uhr bei Frederich, Potsdamer Straße 12.
Eingegangene Druckfchriften.
lischen Sprache, herausgegeben von Prof. Dr. Thiergen und Alexander Saberlands Unterrichtsbriefe für das Selbststudium der engs Clay, M. A. Zweiter Kursus( Brief 31-35). Brief 75 Bf. Französische Unterrichtsbriefe von Reftor. Michaelis und Prof. Dr. P. Bassy. II. Rurfus, Brief 31-35. Brief 75 Pf. Anleitung zur Blumen malerei in Wasserfarben. Bon Jul. Höppner. Preis 60 Pf. Berlag von E. Haberland in Leipzig - R., Eilenburgerstr. 10/11.
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