Anwesend sind 22 Delegierte aus 11 Städten. Sie vertreten IS Mitgliedschaften. Der Zentralvorstand ist durch den Vor- sitzenden G. Bauer und den Kassierer Ebersbach vertreten. Ferner ist der Außschutzvorsitzende Krüger aus Dresden und der Redakteur Lehmann- Berlin des„Bureauangestellten" an- wescnd. Der HandlungSgehülfenvcrband hat Lange aus Ham° bürg als seinen Vertreter entsandt. Es sind mit diesem Verband Grenzstreitigkeiten entstanden, über die eine Aussprache stattfinden soll.— Der Geschäftsbericht über die seit der borigen Generalversammlung verflossenen 3 Jahre liegt in einer SL Druckseiten starken Broschüre vor. Es war eine Zeit wirtschaftlichen Aufschwunges, auf die der Bericht sich erstreckt. Die Nachfrage nach qualifizierten Arbeitskräften war stärker als sonst. Die schulentlassene Jugend wandte sich mehr anderen, bessere Bezahlung bietenden Berufen zu. Auch die Warnungen, die der Zentralvercin in öffentlichen Versammlungen wie in der Tages- presse an die Eltern ergehen liest, haben dazu beigetragen, dast das Ueberangebot junger Arbeitskräfte in den Städten, wo die Organi- fation festen Fuß gefasti hat, zurückgegangen ist. Dagegen hat mit der Einführung der Schreibmaschinen die Frauenarbeit auster- ordentlich stark zugenommen. Junge weibliche Arbeitskräfte werden häufig zur Lohndrückerei verwandt. An die von der vorigen Generalversammlung beschlossene und danach durch Urabstimmung gutgeheistene Einführung neuer Unter- stützungSformen, wie Kranken-, Sterbe- und Notfallunterstützung, wurden allerlei Befürchtungen für die Kampffähigkeit und prin- zipiellc Stellung der Organisation geknüpft. Es wird jedoch im Bericht festgestellt, dast diese Befürchtungen sich als grundlos er- wiesen haben. Der Zentralverein hat sich in den letzten Jahren stark entwickelt. Am Jahresschlüsse IVOS hatte der Verein nur 386 Mitglieder, 1305 waren es 703, 1306 1188 und 1907 schon 1422 Mitglieder. Im Februar 1007 wurde, nachdem sich die Mehrheit der Mit- gliedschaften damit einverstanden erklärt hatten, der Redakteur L e h vi a n n als besoldeter Verbandssekretär angestellt, da die laufenden Arbeiten im Zentralvorstand und die Leitung der Agitation nicht mehr nach Feierabend erledigt werden konnten. Es wird dann iin Bericht nachgewiesen, dast die Tätigkeit des Zentralvorftandes seitdem viel umfangreicher und fruchtbarer gc- worden ist. Die Agitation zur Aufklärung der grasten Masse noch in- differenter Berufsgenossen bildete die Hauptarbeit der Organisation. Zu diesem Zweck wurden unter Mitwirkung des Zentralvorstandes in den Jahren 1006 und 1007 ungefähr 87 000 Flugblätter ver- breitet, abgesehen von den Flugblättern, die von verschiedenen Mitgliedschaften herausgegeben wurden. Außerdem wurden viele öffentliche Versammlungen veranstaltet. Die Tarif- oder Regulativbewegungen, die unter anderen in Königsberg. Dresden und Leipzig stattgefunden haben, führten wohl zu Zugeständnissen der Anwälte; was hierbei bewilligt wurde, war jedoch meist schon in Wirklichkeit durch- geführt. In Berlin , wo die Rcgulativbcwegung von 1904 und 1905 scheiterte, fanden Lohnbewegungen in den einzelnen gutorgani- sierten Bureaus statt, die in den meisten Fällen zum Abschluß von Einzelverträgen führten. Im übrigen hat sich der Zentralverein eifrig bemüht, Re. gierung und Reichstag zu gesetzlichen Schutzmastregeln für die Burcauangestellten zu veranlassen. Namentlich wird gesetzliche Gleichstellung mit der übrigen Arbeiterschaft oder den Handlungs- gehülfen gefordert. Geschehen ist bis jetzt nichts dergleichen. Auch der Antrag auf Einführung von Sonderaerichten für die Bureau- angestellten in Anlehnung an die Gcwerbegerichte, den die Sozial. demokratie bei dem Justizetat für 1908 stellte, wurde abgelehnt. Ende des Jahres 1907 hat der Zentralverein unter dem Titel ..Sozialreform für die Bureauangestellten" eine Denkschrift an den Reichstag und den Bundesrat als Broschüre herausgegeben, die für die Beratung der dem Reichstage vor- liegenden Novelle zur Gewerbeordnüng sehr Wichtig ist. Vom„Verband deutscher Bureauangeftellten zu Leipzig " ging seinerzeit die Anregung aus, eine gemeinsame Kommission der ver. schiedenen B rufsorganisationen zu bilden, um so die sozial- politischen Angelegenheiten zu fördern. Es stellte sich jedoch bald heraus, dast kein ernstes Wollen dahinter stand und daß ein Zu- sammengehen des Zentralvereins mit dem Leipziger Verband un- möglich war. Die Abi echnung der Hauptkasse schließt mit der Einnahmensumme von 33 265,41 M. und der Ausgabensumme von 24 009,48 M. ab. Mit dem Jnventarkonto betrug der Kassenbestand am 1. Januar 1998 10 014,93 M. gegenüber 5662.66 M. iu, Jahre 1905. Die Arbeitslosenunterstützung samt Gematzregelten- Unterstützung erforderte 2210,95 M. Im Jahre 1907 wurden für Krankenunterstützung 480 M., an Sterbegeld 200 M.. für Rechts- schütz 104 M. und Notfallunterstützung 80 M. ausgegeben. Für Agitation wurden während der drei Berichtsjahre 4332,99 M. aus- gegeben. Die Auflage des Fachorgans ist von den durchschnittlich 1500 Exemplaren des Jahres 1905 auf 2600 Exemplare für das Jahr 1907 gestiegen. Der Ausschuß hat während der Berichtsperiode 17 Sitzungen abgehalten und sich in letzter Zeit hauptsächlich auch mit den Vor- arbeiten für die Vereinigung mit dem Verband der Krankenkassenl beamten befaßt. Der Vorsitzende, Kassierer. Redakteur und Ausschußvorsitzende gaben zu den gedruckten Berichten mündlich verschiedene Ergän- zungcn und nähere Aufklärungen. Es folgte dann eine rege Debatte, die sich hauptsächlich auf innere Anlegenheiten der Orga- nisation bezog und damit endet«, daß dem Hauptvorstand, Kassierer, Redakteur wie dem Ausschuß einstimmig Entlastung erteilt wurde. Ein Antrag aus Bremen , dem Hauptvorstand den Austrag zu geben, mit andern, dem Zentralvercin shmpathisch gesinnten Be- rufsverbänden zwecks Schaffung einer einheitlichen Berufsorga. nisation in Unterhandlung zu treten, wurde abgelehnt in der Ueber- zeugung, daß ein Bereinigung mit den anderen Burcauangestellten- verbänden weder möglich noch empfehlenswert ist, da sie keineswegs als moderne Gewerkschaften gelten können. Sodann wurde über die Grenzstreitigteiten »whandelt. die teils mit dem HandlungSgehülfenvcrband vorliegen, der die Beamten und Angestellten der Versicherungsbetriebe, der Kreditgeschäfte und Konsumvereine für sich in Anspruch nimmt, teils mit dem Transportarbeiterverband, der sich für allein berech- tigt hält, die Einkaffierer der Versicherungsbetriebe und Kredit- geschäfte zu organisieren. Der Vertreter Lange deS HandlungSgehülfenverbandeS be- harrte entschieden auf dem Standpunkt seiner Organisation. Die Generalversammlung beschloß dagegen, daß die Angestellten der Verstcherungsbetriebe in dem neuen Statut als zu der Organisation der Bureauangestellten usw. gehörend angeführt werden sollen. bezeichnete jedoch die Einkassierer und Angestellten der Kredit- geschäfte, der Konsumvereine und ähnlicher kaufmännischer Betriebe als nicht zu den Bureauangestellten gehörend. Im übrigen wurde zu diesem Punkt folgende Resolution einstimmig angenommen: .Der Verbandsvorstand ist verpflichtet, wenn Grenzstreitig- ketten mit anderen Verbänden eintreten und eine Aussprache der beteiligten Vorstände resultatlos verläuft, die Generaliommisfion der Gewerkschaften Deutschlands zur schiedsgerichtlichen Entschei- dung der Angelegenheit aufzufordern." Der VerbandStag möge folgendem Antrag an den GeWerk- ichaftskongvetz seine Zustimmung geben: .Wenn Grenzstreigkeitcn zwischen Gewerkschaften ein- 4retm und eine Aussprache der beteiligten Vorstände resultat- loS verläuft, ist die Generalkommission der Gewerkschaften Deutschlands verpflichtet, falls die betreffenden Vorstände ent- sprechenden Antrag stellen, schiedsgerichtliche Entscheidung in der Angelegenheit zu treffen. Stellt nur einer der beteiligten Vorstände diesen Antrag, ist die Generalkommission verpflichtet, den anderen Vorstand zu ersuchen, sich dem gestellten Antrag anzuschließen." Hierauf wurde nach kurzer Diskussion mit allen gegen ein« Stimme beschlossen, die von den Hauptvorständen deS Verbandes der Krankenkassenbcamten und des Zentralvereins gemeinsam auf- gestellten Eimgungsbedingungen als Grundlage für die Vereinigung der beiden Organisationen anzuerkennen. Nachdem man noch die Kandidaten der Bureauangestellten zum Hauptvorstand der gemeinsamen Organisation aufgestellt hatte, wurde in die Mittagspause eingetreten, um später in gemeinsamer Sitzung mit dem Verbände der Krankenkassenbeamten weiter zu beraten. Schließlich teilte der Vorsitzende Bauer noch mit. daß der Ausschuß der Allgemeinen Ortskranken lasse zu Berlin einer Angestellten, die zur Generalversammlung der Bureauangestellten delegiert ist, zunächst jeglichen Urlaub verwei- gcrte, dann nach langem hin und her den Urlaub von der Beschaf- jung einer Ersatzkraft abhängig machte, andernfalls„a u s- nahmsweise nur den Sonnabend", wie es auf einer Postkarte des betreffenden Ausschußmitgliedes heißt, freigeben wollte.— Das Verhalten dieser Kaisenverwaltung wurde um so schärfer verurteilt, als die in Privatbetrieben angestellten Dele- gierten ohne weiteres der nötige Urlaub g-währt worden«st. Der Verband der Vkrtvaltangsbeamten der Kranken- Kassen, Kernfsgevossenschaftev vslv. Deutschlands eröffnete seinen 7. Verbandstag am Sonnabendmorgen im Saal 1 des Gewerkschaftshauses. 36 Delegierte waren anwesend. Zum ersten Punkt der Tagesordnung, GeschSftsberichi deS Verbandsvorstandes, des Redakteurs und des Ausschusses, nahm der Verbandsvorsitzende Karl Giebel das Wort. Er gab einen kurzen Ueberblick über die Tätigkeit des Verbandes, mit besonderer Berücksichtigung der Beschlüsse deS letzten Verbandstagcs, der in Breslau vor drei Jahren stattfand. Der Verband sei stetig vor- wärts geschritten und könne mit Befriedigung auf die vergangenen drei Jahre zurückblicken. Der Mitgliederbestand ist vom 1. April 1905 ab um etwa 900 gestiegen; damals war der Bestand 2037, am 1. April 1908 dagegen 2900 Mitglieder. Der Vcrmögensnachwcis zeigte am 81. März d. I. 25 479.43 M. Der Rechnungsabschluß vom 1. bis 3. Quartal, 1. Juli 1907 bis 31. März 1908, balanziert mit 44 327,65 M. Unter den Ausgaben stehen Unterstützungen mit 7899,68 M. verzeichnet; für die Verbandszeitschrift wurden 8944,08 M., für die Verwaltungskosten des Verbandes 3378,09 M. in den drei Quartalen ausgegeben. Der Vorsitzende streifte einige wichtige Beschlüsse deS VerbandStayeS in Breslau in bezug auf den Anschluß an die Gcneralkommission und auf die Pensionsfrage. Besondere Beratungen über diese Punkte stehen auf der vor- liegenden Tagesordnung. E. Wendlandt, Redakteur der Halbmonatsschrift„Bolls- tümliche Zeitschrift für praktische Arbeitervcrsicherung", sprach als zweiter Berichterstatter zum Geschäftsbericht des Vorstandes. Er machte unter anderem auf den Ernst der Situation für die Kranken- kassenverwaltung aufmerksam und wünschte, daß Schritte getan würden, um die Tagespresse mehr mit dem Inhalt des Verbands- organS bekannt zu machen, vielleicht durch ein Korrespondenz- bureau den Zeitungen solche Notizen zu übermitteln, die sich mit der bestehenden Situation beschästigen und den Standpunkt der Verwaltungsbeamten darlegen. Die„Zeitschrift" sei stets den an sie gestellten Anforderungen gerecht geworden und verfolge die Ten- dcnz, die Mitglieder des Verbandes zur regen Mitarbeit an der Krankenkassenbewegung heranzubilden. Für den Ausschuß sprach E. Böttcher, der die Ausführungen der beiden vorhergehenden Redner vervollständigte und die Be- strebungen de« Ausschusses besprach, die VerschmelzungSfrage zu fördern sowie auch allen Bedenken, die in dieser Frage auftauchten, zu prüfen und denselben Rechnung zu tragen. Nach kurzer Diskussion erklärten sich die Versammelten im all- gemeinen mit den gehörten Berichten zufrieden und nahmen den zweiten Punkt der Tagesordnung aufe„Die Ausdehnung der Zu- ständigkeit deS Verbandes auf alle Branchen des Bureauberufes bezw. die Vereinigung mit dem Zentralverein der Bureauangestellten Deutschlands ." Karl Giebel referierte darüber. Die vereinbarten Bedingungen einer Ver- schmelzung, wie sie von den Vorständen der beiden Verbände den Generalversammlungen unterbreitet wurden, betreffen 16 Punkte und lagen gedruckt den Delegierten vor. Der Referent betonte, daß der Anschluß an die Generalkommission von einer Vereinigung der beiden Verbände abhängig gemacht wurde. Die Neigung, sich zu verschmelzen, besteht schon seit Jahren, besonders auch unter den Burcauangestellten. Gerade die bessere Stellung der Krankenkassenbeamten verpflichte diese, für die Vereinigung zu wirken. Die Stoßkraft der Organisation, für die Interessen der Mitglieder einzutreten, werde eine erhebliche Förderung erfahren, ebenso die Leistungsfähigkeit zrzr Unterstützung der Mitglieder. Die Wcrbekraft unter den Berufskollegen werde verstärkt werden und die vereinigte Organisation könnte für große Schichten, die jetzt noch wenig mit dem Verband Fühlung haben, Verbesserungen schaffen, zum Beispiel für die Angestellten in den Bureaus der Rechtsanwälte. Die Versammelten erklärten ohne Opposition von irgend einer Seite ihre Zustimmung zu den vorliegenden Bedingungen einer Verschmelzung. Die Abstimmung wurde durch Namensaufruf vor- genommen. Damit war die Sondersitzung des Verbandes der Kranken- kassenbcamten beendet. EllilgntigslltrhaMnngell der Kureauaagtstellten und Derlnaltnugsbeamten. Die gemeinsame Snzung der beiden Verbände begann am Nachmittag um 2 Uhr im Saal 1 unter Vorsitz von Giebel und Bauer. Karl Giebel vom Verband der Krankenkassenbeamten begrüßte die gemeinsam versammelten Mitglieder beider Verbände und besonders die Bureauangeftellten mit einigen herzlichen Worten. Ihm antwortete Bauer von den Bureauangeftellten in gleicher Weise; er betonte noch die großen Aufgaben, die der vereinten Organisation harren und sprach die Hoffnung aus, daß diese Auf- gaben durch die geeinte Kraft zur Zufriedenheit der Mitglieder ge- löst werden. Der Vorsitzende Giebel machte bekannt, daß Legten als Vertreter der Generalkommission und Lange als Vertreter vom Zcntralverband der Hand- lungsgehülfen erschienen seien. Vom Verband der Kranken- kassenangestellten Oesterreichs ist ein Begrüßungstelegramm ein- gelaufen. Der Statutenentwurf lag vor, an dessen Beratung die Versammelten nach einem ein- gehenden Referat von H. Huhn fleisch gingen. Von den Be- zirksgruppen war eine Reihe von Anträgen gestellt, die zur Debatte gelangten. Die engere Beratung der Statuten wurde darauf einer Kommission übergeben. Der Verbandstag hörte dann mit großer Aufmerksamkeit ein Referat von Julius Cohn über die Errichtung einer PcnssonSkasse. Dieser Frage wird eine große Wichtigkeit beigemessen und hat dieselbe die Mitglieder schon seit der Gründung der Verbände lebhaft beschäftigt. In letzter Zeit hat die Angelegenheit noch ein anderes Gesicht bekommen. Die Regierung hat der Agitation des Teutfchnationalen HandlungSgehülfenverbandeS sowie deS Vereins der Privatbeamten eine Verbeugung gemacht, aber sie erweckte mehrmals Hoffnungen, um sie wieder zu zerstören. Eine Ettqueke wurde mit großer Umständlichkeit vorgenommen, ob eine Pen- sionierung der Privatbeamten einzuführen sei. TaS Resultat davon war aber, daß man wieder indirekt die Antwort hörte:„Die Sache geht nicht zu machen!" Es wurden dann wieder neue Hofs- nungen geweckt. Auf der anderen Seite treiben nun die Kapita. listen ein eigenes Spiel. Der Zentralverband deutscher Industrieller erklärte, daß er sich dem Plan einer staatlichen Pensionsversicherung der Privatbcamten nicht ablehnend gegenüberstelle, aber die schon bestehenden und auch die noch zu gründenden Pensionskassen sollten in ihrer Existenz nicht behindert werden. Die Banken stehen in Verhandlung mit ihren Angestellten wegen der Pensionsversicherung, viele Jndustriegesellschaftcn gründen Pensionskassen und das alles zu dem Zweck, um die Regierung bedenklich zu machen und sie von der möglichen Absicht abzuhalten, die Pensionsversicherung der Privatbeamten einzuführen. Eine Vereinsvcrsichcrungsbank für Deutschland wollen die Unternehmer gründen, um ihren Beamten die Pensionsversicherung zu geben, falls die Regierung Ernst machen sollte. Das aber ist nicht einmal anzunehmen, vielmehr wird es sich nur um eine schlaue Wahltaktik dabei handeln. Der Redner trat warm für die Gründung einer Pensionskasse durch die neue Organisation ein und besprach erläuternd den vorliegenden Entwurf dazu. Nach einer lebhaften Diskussion wurde die Angelegenheit ebenfalls einer Kommission zur engeren Beratung überwiesen, nachdem sich die Versammelten gegen drei Stimmen für die Ein- richtung einer Pensionskasse in fakultativer Form und unter AuS- schluß eines Rechtsanspruches prinzipiell erklärt hatten» Hiid Induftne und RandeU Die armen Aktionäre. Die«Köln . Ztg." läßt in ihrer Nummer 400 folgende Klage über die hohe Belastung der Industrie durch die soziale Versicherung vemehmen:" „In verschiedenen Jahresberichten stößt man auf auffallend hohe Summen, die für Steuern und Gefälle, wie Staats- und Gemeindesteuern, Beiträge für die Knappschafts - lasse, die Alter«- und JnvaliditätSversicherung und die Berufs- aenossenschaft gezahlt werden. Diese Summen bedeuten einen sehr erheblichen Teil de? Reingewinns. So hat die Gelsenkirchener BergwerkS-Aktiengesellschaft im Jahre 1907 an Steuern und Gefällen 6004020 M. oder 34,76 Proz.deS Reingewinns bezahlt. Vondiesensechs MllionenMarkLasten fallen 2,1 Mllionen aufStaats- undGemeinde- steuern, 1,7 Millionen aus Knappschaftsgefälle, 1,8 Millionen auf die Unfallderussgenossenschaft und mehr als>/. Million auf die Alters« und Invalidenversicherung. Bei dieser Gesellschaft ist das Gesamterfordernis an Steuern und Gefällen von 1835 bis 1907 von 20,80 auf 34.76 Prozent des Reingewinns gestiegen. Die BergwerkSgesellschaft Hibernia hat ün Jahre 1907 für Stenern und Gefälle 3 406 515 M. oder 88,06 Prozent des Reingewinns aufbringen müssen, darunter allein für Knappschafts - gefalle 923 000 M. In der Hauptversammlung der Hibernia wurde jüngst mitgeteilt, daß infolge des neuen KnoppschaftSstatutS für die Zwecke der Knoppschaft diese Gesellschaft allein im laufenden Jahre 40 000 M. monatlich mehr an Beiträgen als im Vorjahre zuzahlen hat. Im Verhältnis trifft das auf alle Bergbaubetriebe»m Ruhr- kohlenrevier zu. Die Bergwerksgesellschaft„Konsolidation" hat 1283 715 M. oder 28.65 Proz. deS zur Verteilung gelangende» Reingewinns verausgabt." Da sollte man ja bald Mitleid mit den Aktionären bekommen. AVer Aufregung ist wirklich nicht nötig. Die Dividendencmpfänger, die in den beiden Vorjahren 11 Proz. einstreichen konnten, bekamen für daS Jahr 1907 sogar 12 Proz., für die Aktionäre der.Hibernia" stieg die Dividende von 11 Proz. für daS Jahr 1905 auf je 14 Proz. in den beiden letzten Jahren und die Papicrinhaber von„Kon- solidation", die pro 1905 mit nur 23 Proz. sich begnügen mußten, heimsten für die beiden letzten Jahre 30 und 28 Proz. ein. WaS aber leisten die Dividendencmpfänger? Nichts I Die so- genannten sozialen Lasten gehören, genau so wie Schmieröl und Putzwolle, zu den Selbstkosten und müssen von den produktiv Tätigen erst verdient werden, ehe ste ausgegeben werden können. Die Dividendenempfänger können gar kein Verdienst nachiveisen, das sie legitimitierte, von einer Belastung des Reingewinnes durch soziale Abgaben zu reden; mit vollem Recht können dagegen die Produzenten über wachsende Belastung der produktiven Arbeit durch die Kapitalsrente klagen._ Die GefchäftSergebnisse der deutsche» SchiffahrtSgescllschaften für daS Jahr 1907 lassen sich jetzt zu einem ziffernmäßigen Gesamt- überblick vereinigen, da die Geschäftsberichte nunmehr fast voll- ständig vorliegen. Nur die Deutsche Levantelinie und die Dampf- schiffahrtSgesellschaft„Union " sind dabei nicht berücksichtigt, weil ihre Abschlüsse noch nicht veröffentlicht sind. ES fehlen natürlich die Privatreedereien wie die Woermann- Linie A. Kirsten, Sloma», de Freitav, GehrkenS usw., ferner die SegellchiffSreedereien und einige kleinere Gesellschafien. Für die neun größten Gesellschaften ergibt sich die folgende Uebersicht: Der Reingewinn aus diesen 342 000 000 M Aktienkapital bestes sich auf 69,3 Millionen Mark, das sind 20,4 Proz. Die Durchichuilts- dividende stellt sich auf 5,95 Proz., im Vorjahre auf 7.72 Proz. Für das verflossene Jahr hat nur die Deutsche DampsschiffahrtS- Gesellschaft„Hansa" eine höhere Dividende gezahlt als im Vorjahre. In den verminderten Gewinnen drückt sich die Krisenwirlung deS JahreS 1907 aus._ OstmärNschr Dividendenmacherei. Daß auch in der Ostmark da« kapitalistische Geschäft seine Ueberschüsse abwirst, dafür zeugt folgende Zusammenstellung von Gewinnen. ES erzielten Dividenden: Posener Straßenbahn«'/e Proz., Bank Parzelazyina(polnische Parzellierungsbank) 8 Proz., Chemische Fabrik Milch u. Co. IS Proz., Posener Spritaktiengesellschaft 18 Proz., Hermannmühlen Aktien- aesellschaft 7 Proz., Ostbank für Handel und Gewerbe 7 Proz., Löhnert Aktiengesellschaft in Brombcrg 7 Proz., Norddeutsche Kredit- anstalt in Königsberg 7 Proz. Die höchste Dividende fließt aus der Posener Fuselproduktion. Preußische Junkerkultur I Huö der frauenbewegunof. Maschinen- und Frauenarbeit in der Elektroindustrie. Im„Kapital" schildert Marx die Wirkungen des Maschinen- mäßigen Betriebes auf die Arbeiter.„Sofern die Maschine Muskel - kraft entbehrlich macht, wird sie zum Mittel, Arbeiter ohne Muskel»
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