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Problemen besonders zu beachten. Zuerst kSme die staatliche Wert- zuwachssteuer als Reichssteuer in Frage. Der Betrag wäre unter das Reich. Staaten und Gemeinden zur Verteilung zu bringen. Die Bismarcksche Finanzpolitik hatte den Fehler, die indirekten Steuern zu einheitlich auszubauen. Mit der Erbschaftssteuer auf die Neben- linien haben wir den Anfang mit den direkten Reichs- steuern gemacht. Die Finanzlage des Reiches sei kläglich. Deswegen brauchen wir die Wertzuwachssteuer auch für da» Reich. Den Grund und Boden zum Spekulationsgegenstand zu machen, fei bedenklich. Man müsse dazu kommen, solche Geschäfte für unfair zu halten. Man könne eS den kleinen und armen Leuten nicht übel nehmen, wenn sie durch solche Tatsachen, wie die Speku- lationen mit Grund und Boden, aufgeregt und aufgereizt werden. Das Ergebnis seiner Ausführungen sei: Die Frage der Wert- zuwa»Ssteuer für Gemeinden ist theoretisch und praktisch nicht mehr zu bestreiten. Wo die Gesetzgebung sie noch nicht zuläßt, ist sie rück- ständig. Die Ausdehnung der Steuer auf Land und Reich mag noch nicht spruchreif sein, aber diskutabel ist sie auch. Der Vortrag zeigt deutlich alle Schwächen und Stärken des letzten Vertreters derkonservativen Sozialreform". Wagner sieht sehr deutlich die Ungerechtigkeit der indirekten Steuer, aber das hindert ihn nicht, sie alskaum zu umgehen' zu betrachten. Denn sonst wäre er ja nicht konservativ. Er erkennt sehr richtig die Unerträglichkeit des Bodenwuchers in den Städten, er verurteilt den Sündcnlohn, die die Spekulanten erzielen, indem sie den Arbeitern den zum Leben not- wendigen Luftraum fortgesetzt verteuer»; aber Wagner ist konservativ und daher ein begeisterter Anhänger des unverdienten Wertzuwachses gewesen, den die Wucherzölle unseren Agrariern gebracht haben. Aber Wagner weiß, daß die Arbeiter weniger konservativ sind als er und da er das doch wieder fürchtet, so ist er ein Gegner des gleichen Wahlrechts. Und so mordet sein Konservatismus beständig seine Sozialresorm und seine Politik bleibt mit jener Unfruchtbarkeit gs- schlagen, die der Fluch jeder Halbheit ist. Der Grostvezier des ReichslandeS. Staatssekretär v. Köller hat wieder eine seiner bekannten Ver- fllgungen erlassen, diesmal an die Lehrer des ReichslandeS. die eS gewagt, sich mit der Frage zu beschäftigen, ob die konfessionelle oder die Simultanschule vorzuziehen ist: eine Frage, die nach Herrn v. ÄöllerS Ansicht schon deshalb die Lehrer nichts angeht, weil sie durch diegesetzgebenden Faktoren" entschieden wird. Der Köüersche Erlaß hat folgenden kuriosen Inhalt: Dem einzelnen Lehrer ist einerseits die Freiheit der MeinungS- äußerung über Schulangelegenheiten, soweit ihm nicht die Pflicht der Amtsverschwiegenheit obliegt, nicht zu verkümmern. Dabei ist eS gleichgültig, ob diese Meinungsäußerung mündlich oder schriftlich, ob sie in der Presse oder innerhalb eines Fachvereins erfolgt, sofern sie überhaupt in einer formell nicht zu beanstandenden Weise erfolgt. Dagegen ist eS andererseits nicht zu dulden, daß ein Lehrer durch agitatorische Behandlung der Schulfragen das Ber  - trauen der Gemeinde zu der Tätigkeit der Schule stört. In solchem Falle hat er das Einschreiten der Schulbehörde zu gewärtigen. Die borstehenden Sätze beziehen sich selbstverständlich auch auf die in letzter Zeit oft gehörten Erörterungen. ob die konfessionelle oder die Simultanschule den Vorzug verdiene. Ich bemerke dabei, daß die Erörterungen nach der Lage der Dinge für den Bereich von Elsaß-Lothringen   zurzeit lediglich theoretische Bedeutung haben, und daß diese Frage, wenn sie künstig einmal für eine Neueinrichtung des Schulwesens zur Behandlung gestellt werden sollte, nicht durch Fachvereine und Fachzeitschriften, sondern durch die gesetzgebenden Faktoren entschieden werden wird. Die Lehrerschaft wird daher wohltun, sich nicht in Diskussionen zu verlieren, denen eine praktische Bedeutung nicht innelvohnt und besser daraus Bedacht nehmen, wie sie als Ganzes und wie jeder einzelne Lehrer die berufliche Weiter- bildung so fördert, daß er möglichst gut dem geistigen und sittlichen Wohl der ihm anvertrauten Jugend dient." Konservative und Zentrum. Die liberale Presse hat, als bei der Beratung des Reichs- vcreinsgesetzes und des Börfenkompromisses Zentrum und Konservative aufeinander platzten, der Welt mit boshafter Schadenfreude verkündet, daß nun die alte Liebäugelei znnschen der Zentrums- und der konservativen Partei beendet sei und diese gegenseitige Verstimmung bei den bevorstehenden Land- tagswahlen sicherlich eine Rolle spielen werde. Tatsächlich läßt sich nicht leugnen, daß in den letzten Wochen das Verhältnis zwischen Konservativen und Zentrum sich verschlechtert hat. Aber wird dieses Schmollen anhalten? Beide Parteien fühlen sich in ihrer Vorliebe für niittelalterliche politische Institutionen wie in ihren Wirt- schaftspolitischen Ansichten nahe verwandt, und die konser- vativen Politiker sind nicht so einfältig, um nicht zu er- kennen, daß der 13. Dezember 1906, wenn auch heute die Zcntrumspresse radikale Töne anschlägt, nicht eine Stärkung des linken, demokratisch schillernden Flügels der Zentrums- Partei zur Folge gehabt hat. sondern eine Stärkung des Ein- flusses der hohen Klerisei. In der abgelaufenen Zeit von 1879 bis 1906, in der Zentrum und Konservative zusammen- arbeiteten, hat es keineswegs an Anlässen zum Bruch gefehlt, so z. B., als der Kartellreichstag kam und als 1893 das Zentrum bei der Militärvorlage nicht mittun wollte; aber die innere Seelenverwandtschaft zog immer wieder beide Parteien zu einander hin. Auch die jetzige Verstimmung Wird nicht lange vorhalten; erklärt doch die konservative Presse, voran dieKreuz-Ztg.", ganz offen, daß dort, wo bei den Landtagswahlen Freisinns- und Zentrumskandidaten in die Stichwahl kommen würden, die Konservativen nicht für ihren Blockbrudcr, den Freisinn, sondern für den Zentrumsmann eintreten würden, da wenigstens die Zentrumsleute aus dem Osteu in Wirklichkeit nichts anderes als durch den Kulturkampf ab- gesprengte Konservative seien. So heißt es z. B. wörtlich in der Osternuntmer derKreuz-Ztg.": Konservative und Freisinnige betrachten einander nicht als bündnisfähig. Bei den Reichstagswahlen sind die konservativen Wähler überall für die freisinnigen Kandidaten in der Stichwahl gegen die sozialdemokratischen eingetreten. Sie werden bei den LandtagSwahlen überall da, wo nur Freisinn und Sozialdemokratie vni das Mandat kämpfen, geschlossen für den ersteren eintreten, erwarten aber leine Gegendienste und müssen täglich hören, daß der Freisinn dazu auch nie bereit wäre. Weiter aber geht das Interesse der Konservativen an dem Schicksal deS Freisinns nicht. Wo ein freisinniger Kan- didat und ein demokratischer Zentmmskandidat um den Sieg ringen, dürsten nur wenige Konservative ihr Wahlrecht aus- üben; einem konservativen Zcntrumskandidaten aber werden sie wie bisher vor dem freisinnigen Kandidaten den Vorzug geben, und wo von alterSher ein Wahlbündnis zwischen den Konservativen und dem Zentrum besteht, ist es auch für die Landtags- wählen erneuert worden, oder es wird er- neuert werden. Die Zentrumöfraktion des Abgeordneten- Hauses steht eben noch nicht so unter dem Banne einer demo- kraiischen Mehrheit wie die ZentrumSsraktion deS Reichstages; manches ihrer Mitglieder auS dem Osten der Monarchie würde sich zu den Konservativen halten, wenn nicht durch den Kulturkampf die kirchliche Spaltung in die Politik eingeführt worden wäre; auch nimmt im Abgeordnetenhause das Zentrum nicht dieselbe OpposttionS- stellung zur Regierung ein wie im Reichstage." DerReichsbote" und die Feuerbestattung. Kürzlich lief durch die Presse die Meldung, daß die preußische Regierung endlich bereit sei, die fakultative Feuerbestattung in Preußen einzuführen. Das hat die konservativen und ultramontanen Blätter arg verschinipft. In den wehleidigsten Tönen klagen sie über Unter- grabung des religiösen SinnS. Am albernsten benimmt sich dabei natürlich derReichsbote", das Blatt der orthodox- protestantischen Pastoren und andererEinfältigen im Geiste". ES leistet sich folgende für seine eigene Stupidität wie für die Verstandeslraft seiner Leserschaft gleichermaßen charakteristiiche Albernheit: Der biedere Deutsche, der täglich seine liberale Zeitung liest, glaubt auch die absurdeste Torheit, wenn sie ihm nur mit einigen wissenschaftlichen Phrasen dargeboten wird; wie er glaubt, daß der Mensch von, Affen abstammt, obgleich aller naturwissenschaftlichen Erfahrung widerspricht, so glaubt er auch, daß die Leichenverbrennung ein Kulturfortschritt sei, obgleich schon vor Jahrtausenden in vielen heidnischen Län- der» auf Feuerherden und Scheiterhaufen die Ueberreste ver- brannter Leichen herumlagen und in Indien   noch jetzt zum Ekel aller anständigen Menschen herumliegen. Aber bei uns will man ja die Leichen nicht auf Scheiterhaufen verbrennen, sondern in künstlich erbauten Krematorien. Diese sind aber sehr teure LuxuSbaulen und die Verbrennung veranlaßt große Kosten. Wenn nun die ärmeren Klassen der sozialdemokratischen Fabrik- arbeiter auch diesen Fortschritt mitmachen und ihre Leichen wollen verbrennen lassen, so werden sie von kostbaren Krema- torien Abstand nehmen und die Feuerstätten einfacher und die Verbrennung billiger machen und wer will ihnen das wehren, wenn die Leichenverbrennung erst eingeführt ist? So können wir auch in Deutschland   erleben, daß, wie in Indien  , die halbverbrannten menschlichen Fleisch- und Knochenresteauf der Gasseherum- liegen und von den Hunde» angenagt tv erden. Aber was tut'S, die Leichenverbrennung ist ja modernster Fort- schritt, und wehe dem, der sie nicht als solchen lobt." Wir finden ganz begreiflich, daß daS ehrsame Pastorenblatt sich gegen den Gedanken wehrt, der Mensch stamme vom Affen ab; denn gerade sei» Geschreibsel legt den Gedanken sehr nahe, daß die Ahnen gewisser Redakteure zu den Schimpansen oder Pavianen ge- hört haben müssen._ Eine Begutachtung des preustischcn Liberalismus. Der badische Jungliberalismus, ein ent- täuchster, irrlichternder Jüngling, wirft anläßlich der bevor- stehenden Tagung seines Vertreterverbands(am 1p. Mai in Konstanz  ) die Frag- auf: Sein oder Nichtsein? Sein Lebenslauf soll nämlich durch die Einverleibung in den R e i ch s v e r b a n d der Jungliberaliiät etwas verlängert werden. Ein halbe? Dutzend der badische» jungliberalcn Bereine erblickt aber gerade darin eine Beschleunigung des befürchteten Unterganges. Deshalb pro- testieren in einem ArtikelDer badische Jungliberalismus am Scheidewege" die Oppositionellen gegen die Bestrebungen des badischen Verbandsvorsitzendcn, der im Interesse der Stärkung des norddeutschen Liberalismus den Anschluß lebhaft zuletzt in einem Rundschreiben befürwortet. Darauf antwortet der Artikel der jungliberalen Opponenten(Bctdische Nachrichten" vom 18. April) also: Wir sind wohl alle Freunde der liberalen Einigung; aber mit Leuten, die sich nicht für die Einführung des NeichStagöwahlrechteö in Preußen begeistern können, gehen wir doch nicht unter eine Haube, denn mit Recht müssen wir eine Mundtotmachung der entschieden libe- r a l e n badischen Elemente durch die konservativfrcund- licken norddeutsche» Brüder befürchten. Darüber täuschen uns keine schönen Worte hinweg. Deshalb nochmals: Hände weg vom Reichsverband!" Es wird jedoch den badischcn Jungburschen nichts nützen, so sehr sie widerstreben. In Konstanz  , wo einstens die Ketzer Ver- brannt wurden, geht die Fronde zu Ende. Selig sind die Grostmäuligen! In Köln   fand am Ostermontag eine große Versammlung des Ka r t e l l v e r b a n d e s der katholischen Vereine statt. Als Redner traten Reichstagsabgeordneter Bitter aus Kiel, Kaufmann Nikola Nacke aus Mainz   und Geheimer Justiz- rat R o e r e n(Köln  ) auf. Herr Bitter redete über die Presse, Herr Racke über alles und sonst noch was. Herr R a ck e ist einer der bekanntesten klerikalen Versammlungsredner, und es wird wohl kaum eine katholische Stadt geben, in der er nicht schon wiederholt aufgetreten ist. Sein Steckenpferd sind Kulturkampferinnerunge». Tiesmal befaßte er sich u. a. auch mit dem Ausspruche eines protestantischen Eiferers: dem Protestantismus verdanke die Welt fast jeden Fortschritt auf allen Kulturgebieten. Herr Racke verfiel in das andere Extrem und nahm eine Aufzählung der«großen katholischen" Rhetorcn, Philosophen, Architekten, Maler, Komponisten, Forscher usw. vor. Allzuviele ließ Herr Racke für die anderen Bekenntnisse nicht übrig. Er rief dem Protestanten als Antwort auf dessen Behauptung zu:Fort   aus unseren Galerien mit den Künstlern wie Lionardo da Vinci  , Michel Angelo  , Murillo, Velasguez, Rubeuö usw! WaS habt ihr unter der Knlturmenschheit zu suchen, ihr zurückgebliebenen Katholiken wie Kolumbus und Gutenberg, ihr Astronomen, Physiker und Chemiker, Naturforscher und Aerzte: Kopernikus  , Galilei  , Volta, Ampere. Pasteux, DumaS, Fraunhofer! Laßt eure Leier ver- stummen ihr Mozart, Haydn  , Palästrina, Orlando di Lasso  , Liszt  , Chopin  . Verdi!.. Herr Nikola Racke auS Mainz   versteht eS in der Tat. Ge- währsmänner für die unerreichbare Qualität des klerikalen Systems auS dem Boden zu stampfen. Er versucht feinen ge- duldigen Zuhörern den Glauben beizubringen, daß die Männer seiner glänzenden Namenreihe nicht nur jeder katholisch getauft, also lediglich durch den Zufall der GeburtKatholik" ge- worden sind, sondern als ob man es in ihnen mit unentwegten Bekenner« deS klerikalen DogmcnschatzeS, der ultramontanen Weltanschauung zu tun habe. Der Zentrumsabgeordnete Eduard Fuchs   aus Köln   pflegt in seinen Reden stets Arm in Arm mit seinem Herrgott die Gegner in die Schranken zu fordern; Herr Nikola Racke aus Mainz   be- schlagnahmt gleich eine Vielheit irdischer Berühmtheiten für das Zentrumschristentum. Er erhielt dafür, wie die Zentrumspresse berichtet,stürmischen, langanhaltenden Beifall". Daß die von Herrn Nacke zitierten großen Männer sich zu neun Zehnteln ent- schieden dafür bedanken würden, in eine Volksversammlung ge- schleift zu werden als Gewährsleute eines schönheits-, Wissenschafts- und kulturfeindlichen Dunkelmännertums, stört ja den Anhang des Zentrums nicht weiter. Rubens und Michel Angelo würden von Herrn Roeren, dem Leiter der Versammlung, wenn er die Macht hätte, lieber heute als morgen auf den Scheiterhaufen geschleppt; Galilei   wurde von den Vorläufern der Herren Racke, Roeren und Genossen auf die Folterbank gebunden; Kopernikus   entging dem nämliche» Geschick dadurch, daß er zeitig genug gestorben ist. Die weltumstürzenden Entdeckungen dieser beiden Geister hat die Kirch? Jahrhunderte hindurch mit wildem Fanatismus verfolgt. Mozart war bekanntlich Freimaurer  . Wie viele von all den übrigen Männern, deren Namen Herr Nacke mißbraucht hat, sich am Ostermontag im Grab» uwaedreht haben, läßt sich leider nicht feststellen. Charakteristisch ist die Tatsache, daß dieKölnische LolkS- zeitung" die Rede des Rcichstagsabgeordneten Bitter ganz bringt, während sie die Rackesche Rede mir einem kurzen A u s z u g abtut. Der im nämlichen Verlage(Bachem) wie die Kölnische Volkszeitung" erscheinendeKölner Lokal-Anzeiger" aber widmet der Suada Nückes etliche Spalten. DieVolks» zeitung" hat ihre Leser in den Kreisen der Besitzenden und Ge- bildeten; derLokal-Anzeiger" ist für da» brave katholische Bolk! Portugal  . Eine Verschwörung. Der infame Wahlterrorismus der Regierung scheint seine Früchte zu tragen. Wie dem Londoner  Globe" auS Lissabon  gemeldet wird, scheinen sich die von verschiedenen Blättern gc- brachten Gerüchte über die Entdeckung einer Verschwör- u n g gegen König Manuel zu bestätigen. Das Komplott sollte bei der Eröffnung desParlaments zur Ausführung kommen, der der König beiwohnen wird. Infolge dieser Entdeckung werden ungeheure Massenverhaftungcn vorgenommen. Aus allen Teilen der Provinz treffen Truppen ein. Am Tage der Parlamentseröffnung wird der Weg vom königlichen Palast zur Kammer von einem dreifachen Truppcnkordon besetzt und der könig  - liche Wagen von einer starken Kavallerieabteilung eskortiert werden. R-ußlanck. Der Ausnahmezustand. Petersburg, 21. April. Die Frist des verstärkten Schutzes ist für die Gouvernements Tambow  , Orcl und Bessarabicn sowie für die Städte Brjansk  . Kischinew und Ackerman, die Frist des außerordentlichen Schutzes für Jalta   und den Jalta  - bezirk bis zum 19. bezw. LI. April 1999 verlängert worden, für daS Gouvernement Taurien   bis zum 8. Oktober 1999. Heber die Stadt Dwinsk   wurde an Stelle des Kriegszustandes ber außer- ordentliche Schutz auf weitere sechs Monate verhängt. perNen. Die Vorgänge an der Grenze. Urmia  . LI. April. In Tergewar toird jetzt eine Wersch ic» bung der türkischen Truppen vorgenommen. An drei wichtigen Punkten sind FeldwachendetachementS und Wachtposten aufgestellt worden, um jegliche Verbindung zwischen Urmia   und den umstrittenen Bezirken an der Grenze zu verhindern. Die türkischen Truppen rücken vor und haben daS Dorf Kapygasan cinge- nonimen. An fünfzehn Stellen außerhalb der Stadt ist die Tele  - graphenlinie dreimal durch Kurden unterbrochen worden; beim letzten Male haben sie eine große Anzahl von Telegraphenpfosten weggeschafft. Inclien. Wieder eineStrafexpedition". Peschawar  , 21. April. Eine Streitmacht von 1299 Mann verließ heute Peschawar  , um gegen einen Stamm im Mohmand- gebiet, der kürzlich sehr unruhig gewesen war, einen Zug zu unter- nehmen. In der vergangenen Nacht schössen Leute dieses StammcS auf einen englischen Posten und töteten zwei Mann, Amerika  . Verdächtige Freundschaft. New Dork, den 19. April.  (Eig. Ber.) Schon die bloße Drohung der Arbeiter, für die ihnen von den Gerichten versetzten Prügel bei der Präsidentschaftswahl im Herbst Vergeltung zu üben, hat die Republikaner   und Demokraten im Kongreß zu arbeiter- freundlichen Taten(?) veranlaßt. An Stelle deS Eisenbahn-Haft- pslichtgesetzcS, das bekanntlich vor kurzem vom Ober.BundeSgerichl als verfassungswidrig erklärt worden ist, hat man im Kongreß eine neue Vorlage(die sogen. Sterling-Bill) eingebracht, die die Haft- Pflicht der Eisenbahngesellschaften aufs neue feststellt. Ferner liegt dem Kongreß ein Gesetzentwurf des Abgeordneten Hepburn vor, der den Gewerkschaften das ebenfalls vom Ober-Bundesgcricht genom­mene Boykottrccht wieder geben will. An der letzteren Vorlage, die auf Roosevelts Wunsch eingebracht worden ist, wird in der Kom, Mission noch herumgedoktert. Welche Form der Entwurf schließlich erhalten wird, läßt sich noch nicht absehen, in seiner ursprünglichen Gestalt, bei welcher der arbeiterfeindliche Pferdefuß allzu deutlich zum Vorschein kommt, wird er von den Gewerkschaften bekämpft. Von sehr zweifelhaftem Werte ist auch die bereits erwähnt» Sterlingschc Haftpflicht-Vorlage, die im Repräsentantenhaus und im Senat, den beiden Häusern deS Kongresses, fast einstimmig an- genommen worden ist. Beachtenswert sind die Erklärungen ver» schiedener Senatoren im Laufe der Debatte. Unumwunden gaben sie zu, daß auch der neue Entwurf im Widerspruch mit der Ver» fassung steht und überhaupt höchst oberflächlich ausgearbeitet wor» den ist. Auch Roosevelt  , welcher mit der Unterzeichnung der Vor- läge zögert, scheint sich dieser Ansicht zuzuneigen. Was schadet's? Das Gesetz ist überhaupt nicht ernst gedacht, sondern nur als Köder für die Arbeiter. Bis das Ober-Bundcsgericht sich mit der Frage zu befassen haben wird, ob das Gesetz im Einklang mit der Ver- fassung steht, sind die Präsidentschaftswahlen und die Wahlen zum Repräsentantenhaus vorüber. Vorläufig sind die Arbeiter beruhigt, so hofft man wenigstens. Und das war bezw. ist der einzige Zweck des Gesetzes. Hus der parteu Maifeierbcschlutz. Arn Dienstagabend nahm daS Gewerkschaftskartell von H a m b u r g- A l t o n ii zur Maifeier Stellimg. Die von Parteivorstand und Generalkommission in Vorschlag gebrachte Regelung der Unterstützung der Gemaßregeltcn fand keinen Anklang, vielmehr akzeptierte das Kartell die Beschlüsse der Hamburger Parteiorganisation. Die Unterstützungsfrage soll später definitiv geregelt werden. In Uebereinstimmung mit der Partei» organisation soll zunächst der Ueberschuß der Maifeier in den letzten Jahren betrug er etwa 19 999 bis 12 999 M. pro Jahr für die Unterstützung der Gcmaßregclten zur Verfügung gestellt werden. Die Zahlstelle des Verbandes der M a u r c r zu K i e l beschloß einstimmig, den 1. Mai durch ArbcitSruhe zu begehen. Der»Süddeutsche Postillon" erscheint eines MaschinendcfekteS wegen, wie der Verleger mitteilt, einige Tage später, Voraussicht» lich erst Freitag. Die Abonnenten wollen dicS gefälligst beachten. Zum Nürnberger Parteitag. Zum diesjährigen Parteitag wird WeißheimerS ChorliedBei' und arbeit'" von nicht weniger als zwölshundert Sängern gesungen werden. Weißhcimcr wird die Leitung übernehmen. Personalien. Genosse R. Schiller, früher an derRhei- nischen Zeitung" zu Köln  , im verflossenen Winter Schüler der Parteischule, tritt an Stelle deS zum Arbeitersekretär gewählten Redakteurs Radloff in dieV o l k s w a ch t" zu B r c s l a u ein. Genosse Schädlich, bisher Redakteur derFreien Presse" in Pforzheim  , ist in die Redaktion der BielefelderVolkswacht" ein- getrcien. Die Zahl der Redakteur: unseres Bielefelder   Bruder- blattes ist damit ans drei gestiegen. Den Austritt aus der Partei hat in O f f e n b a ch a. M. Jakob Streb, Vorsitzender der Ortskrankenkasse Offenbach, er» klart. Er hat gleichzeitig den Vorsitz im GcwcrlschaftSkartcll niedergelegt.