Nr. 95. 25. Jahrgang.
Parteitag
der Freifinnigen Vereinigung.
( Schluß der Sigung vom 21. April.)
Dr. Barth,
praris des preußischen Staates ungewöhnlich gut bewanderter Mann. ( Heiterkeit u. Zustimmung b. d. Minderheit.) Aber alle Vorteile wiegen federleicht, wenn es sich auf der anderen Seite um die Preisgabe der wichtigsten Grundsäge des Liberalismus handelt, um die
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Verlegung der staatsbürgerlichen Rechtsgleichheit.
Antrag Dove- Mommsen.
Dinge eintritt, für die man kämpft. Wo die Einigkeit aber nur dazu dient, die energischen Elemente an den Rock schößen zurückzuhalten, ist sie tein Moment der Stärke, sondern ein Moment der Schwäche.( Lebhafter Beifall bei der Minderheit.) Die Fraktionsgemeinschaft ist ein Ich bin kein Prinzipienreiter und habe nie auf dem Standpunkt geMoment der Schwäche, wenn sie keine demokratische Politik treiben standen, daß Parteiprogramme fatrosankt sind. Aber hier handelt gemeinschaft der Führung der Kopsch und Fischbeck beugen will, wenn sich die demokratischen Elemente der Fraktionses sich nicht um untergeordnete Punkte, sondern um das wichtigste müssen, und wenn sich außerdem die Fraktionsgemeinschaft noch Prinzip des demokratischen Liberalismus übermit stürmischem Beifall und Hochrufen empfangen, führt aus: Aus haupt, um die Frage der staatsbürgerlichen Rechtsgleichheit. Diese bem Block unterordnet. Dann ist eine Abschwächung nach rechts bie Empfindung haben Sie fa alle! Weshalb sonst hätten Sie sich so notwendige Folge. Die Nachgiebigkeit und Schwäche, die wir in den Ausführungen des Vorredners war es ſehr intereffant lange geftraubt, den§ 7 anzunehmen, weshalb sonst all die feier- den letzten fünf Jahren gezeigt haben, wird es der Fraktionszu entnehmen, daß sein Haupteinwand gegen die Sozialdemokraten lichen Erklärungen von Unannehmbar und Niemals abgegeben. bemokratische Politik zu treiben. Wir sehen ja das auch heute schon gemeinschaft erst recht unmöglich machen, in Zukunft eine ernsthafte nicht gerichtet war gegen die rein politische Seite der Sozialdemokratie, sondern daß er fogar eine Gefahrton Abschluß des kompromisses gehört.( hört! hört! bei Solche Erklärungen haben wir noch 24 Stunden vor in dem struiert hat aus der genossenschaftlichen Tätigkeit der Sozial ber Minderheit.) Nachdem die Mehrheit der freifinnigen Reichstagsdemokratie.( Sehr gut!) Es zeigt das immer, wohin die Reise geht.( Sehr richtig!) Ich bin überhaupt der Abgeordneten zugestimmt hat, daß dieser Grundsatz der staats- Auch in der Finanzpolitik sollen jetzt Konzeffionen gemacht werden. ( Sehr richtig 1) Ich bin überhaupt der bürgerlichen Rechtsfreiheit gegen die Polen verlegt werde, werden und wie entwickelt sich der Landtagswahlkampf. Wer glaubt heute Meinung, daß wir der Diskussion nicht gerecht würden, fie ihn nicht mehr geltend machen können, wenn fünftig Ausnahme- noch ernsthaft daran, daß die Fraktionsgemeinschaft unter ihrer wenn sie sich darauf beschränken sollte, Kritik nur am gesetze kommen. Vereinsgesetz zu üben. Ich belenne ganz offen, wenn es sich nur Dann wird es für sie nur noch eine Frage der jeßigen Führung zu einem wirklichen großen Kampf für das Zweckmäßigkeit sein. Dabei müssen Sie stets bedenken, daß wir in Reichstagswahlrecht bereit ist. Sie tann das ja auch gar nicht, fie um§ 7 des Vereinsgesetzes handeln würde, um das, was ich eine Verirrung nenne, dann würde ich die Sache wesentlich milder be- Breußen leben, wo der Grundsatz der staatsbürgerlichen Rechts- bat rund und nett erklärt, daß sie vor allem Blodpolitik treiben urteilen. Aber die Stellungnahme der Mehrheit der Fraktion ist gleichheit alle Tage durch die Verwaltung ber- will und zwar Blockpolitit mit den ausgesprochensten Feinden des legt wird. Ich erinnere die logische Konsequenz der gesamten Blods nur an den Fall Schellen Reichstagswahlrechts. Die Blockpolitik richtet sich gegen diejenigen berg, an die politit.( Sehr richtig!) Ich sagte vor einem Jahre, daß meiner zahlreichen Fälle, wo unglückliche Parteien, welche außerhalb der freisinnigen allein für die NeberBeamte wegen wegen der Abgabe sozialdemokratischer fragung des Reichstagswahlrechts auf Breußen eintreten, gegen Ueberzeugung nach diese Blockpolitik die Gefahr der Demoralisation Stimmzettel gemaßregelt worden sind, an den rechts- Zentrum und Sozialdemokratie. So entsteht eine innerlich des Liberalismus mit sich bringt. Dieses Zusammenarbeiten mit widrigen Ausschluß unserer jüdischen Mitbürger von vielen Aemtern. den schlimmsten Feinden des Liberalismus muß zu jener Demo Solche flagranten Rechtsverlegungen find in Breußen alltäglich. Herr Kopfh, der Führer der Freifinnigen Boltspartei( Gelächter ganz unehrliche Situation. ralisation führen, wie wir sie gegenwärtig vor uns sehen. Als Einer derartigen Situation gegenüber hat der Liberalismus verjagt. bei der Minderheit) hat von einem Kulturblock bis zu Zedlig gedie Führer der Linksliberalen in Norderney beim Fürsten Er hat Bülow waren, betamen sie nichts zu hören, als schöne Redereien. Bald darauf versezte Fürst Bülow den Freifinnigen jenen Affront
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seinen wichtigsten Grundfah preisgegeben
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sprochen. Wenn er ihn will, so fann er nicht ernsthaft für eine gründliche Wahlreform eintreten. Deshalb nimmt auch die Wahlim preußischen Abgeordnetenhause, der in der Regierungs- und damit zugleich der preußischen Verwaltungspragis Decharge er- bewegung einen so schwächlichen Verlauf. Vielleicht gewinnen wir erklärung bom 10. Januar liegt. Würde Fürst Bülow teilt.( Lebhafte Zustimmung.) Nun sagt man, die Preisgabe war ein paar Mandate, aber eine große politische Umwälzung jemals gewagt haben, in ähnlicher Situation notwendig, um die Fraktionsgemeinschaft aufrecht zu erhalten, und des gegenwärtigen Parteienstandes erreichen wir nicht. Aus dieser etwa dem preußischen Juntertum eine solche Antwort zu um mit dem Block weiter arbeiten zu können. Herr v. Bayer hat das Situation heraus muß sich der Kampf der Freifinnigen immer mehr geben.( Lebhafter Beifall bei der Minderheit.) Niemals wäre ihm mit der größten Deutlichkeit ausgesprochen, und auch Naumann hat gegen die sozialdemokratische Arbeiterschaft zuauch nur der Gedanke gekommen! Aber die Junker haben dem in der Hilfe" feine Zustimmung zu diesem politischen Ererzier- pißen. Wer die Bossische Beitung" liest, der weiß, daß Fürsten Bülow, obgleich er ein höflicher Mann ist, nicht einmal er- reglement gegeben.( Heiterfeit und Zustimmung bei der Minderheit.) von ihr heute der Landtagswahlkampf nur unter der Parole: Gegen laubt, gegen die Freisinnigen höflich zu sein.( Sehr gut! bei der Einigkeit ist gewiß gut; aber es kommt doch darauf an, wofür die Sozialdemokratie! geführt wird. Es soll unter allen Umständen Minderheit.) Wir haben nach dieser Brüstierung eine Vorstands- man einig ist. Wir wollen einig sein, um demokratische verhindert werden, daß die Sozialdemokratie in den Landtag einsigung abgehalten, und mit Ausnahme einer einzigen Bolitik zu treiben.( Stürmischer Beifall und Händeklatschen bei der zieht. Der Kampf gegen die Sozialdemokratie wird Stimme haben wir ein Mißtrauensvotnm beschlossen.( Buruf: Minderheit.) Aber wir wollen nicht einig sein, um reaktionäre von der Vossischen Zeitung" und hinter der„ Vossischen Zeitung" Heckscher! Heiterkeit.) Nein, Heckscher war nicht dabei. Diese Politit zu treiben.( Burufe: Das wollen wir alle nicht stehen die leitenden Männer der Freisinnigen Resolution wurde durch einen Zusagantrag Gothein ber- Wir wollen praktische Politik treiben!) Wenn praktische Boltspartei als erste und leitende Aufgabe des Landtagsschärft, der verlangte, wenn die Fraktionsgemeinschaft zu dieser Politik identisch ist mit reaktionärer Politik, dann danke wahlkampfes hingestellt. Man sagt, das Zentrum sei ausgeschaltet. Mißtrauensaktion nicht zu bewegen sein sollte, sollte die Freifinnige ich auch für die praktische Politik.( Lebhafter Beifall Die Behauptung, als diene der Bülowsche Block in erster Linie dem Kampf Bereinigung selbständig vorgehen.( hört! hört!) bei der Minderheit.) Die Frage nach der Fraktions- gegen den Ultramontanismus, ist grundfalsch. Was am Zentrum Für diese Resolution mit Einschluß des Amendements Gothein gemeinschaft birgt ohne weiteres die Frage in sich: Wie stehen bekämpft wird, find die demokratischen Tendenzen im Zentrum. haben alle anwesenden Reichstagsabgeordneten wir zu der Freisinnigen Wolfspartei? Ich erinnere Die ganze Blockpolitik bedeutet weiter nichts als Kampf gegen die der Freisinnigen Bereinigung gestimmt, selbst Herr nur an die Rolle, die die Freifinnige Boltspartei in demokratischen Tendenzen in der Sozialdemokratie, in der Demokratie Delbrüd aus Bajewalt( heiterkeit). Abg. Delbrüd ruft: den Zolltariffämpfen gespielt hat. Sie wissen, daß fie damals und dem Zentrum. Die ganze Blockpolitik ist nur ein Versuch, mit Nicht Basewalt, sondern Swinemünde !( Erneute Heiterfeit.) Es unserer Ueberzeugung nach ihre Schuldigkeit nicht getan hat. Gerade Hülfe der Linksliberalen stellte sich aber heraus, daß auch bei dieser Gelegenheit Fürst Bülow der Umstand, daß wir unsere Schuldigkeit getan haben, ist nach den von den Freifinnigen nichts zu fürchten hatte. Der Sturm im wiederholten Erklärungen Naumanns bestimmend für die Lande erhob sich nach der Wahlrechtserklärung des Fürsten Nationalfozialen gewesen, sich uns anzuschließen Scharfe Refolutionen wurden in großen Versamm und nicht der Freifinnigen Volkspartei.( hört! hört! bei der Minder lungen angenommen, die bon mir und meinen Freunden heit.) Bei dem Kampfe um den 8olltarif entfloh cinberufen waren. Noch innerhalb des Entrüstungssturmes tam das dem Munde Fischbeds das Wort: Reichsvereinsgefez. Wenn Fürst Bülow nicht die Ueberzeugung gehabt hätte, daß er es bei den Linksliberalen mit einem ernsthaften Gegner überhaupt nicht zu tun habe, so hätte er niemals den§ 7 in das Vereinsgesch gesetzt.( Sehr richtig! bei der Minderheit.) Er mußte fich sagen, daß das eine Zumutung an die
Bülow.
Berleugnung der Grundsäke
Glaubensbekenntnis
Lieber Kröcher als Barth!
antidemokratische Politik zu treiben. ( Lebhafte Zustimmung bei der Minderheit.) Bisher habe ich immer geglaubt, daß die Freifinnige Vereinigung es sich zur Aufgabe ge macht habe, dafür Sorge zu tragen, daß neben der Sozialdemokratie auch eine bürgerliche Partei demokratische Grundsäze vertritt. Durch die Entwickelung der Dinge, durch das Festhalten an der Fraktionsgemeinschaft, durch das unbedingte Festhalten am ( Burufe: Auch jetzt noch 1) Damals hielt man das vielfach für Bülowichen Blod, haben wir diese Aufgabe bei uns ausgeschaltet einen lapsus linguae. Heute wissen wir, daß es ein politisches und fundgetan, daß eine ernsthafte demokratische Politik seitens ift. Die Entwickelung der Freifinnigen der freisinnigen Parteien überhaupt nicht mehr getrieben wird. Boltspartei läuft wesentlich darauf hinaus, immer mehr Anschluß( Oho!-Nufe bei der Mehrheit.) Uns hat immer vorgeschwebt, daß nach rechts zu suchen, bis zu Herrn v. Kröcher. Nun wird be- wir eine wirklich demokratische Politik treiben müssen, und zwar des Liberalismus sei, wie sie stärker nicht gedacht werden könnte. hauptet, wir müßten doch unter allen Umständen um jeden Preis mit Rücksicht darauf, daß wir Annäherung suchen an die ( Sehr wahr bei der Minderheit.) Darüber kommen Sie nicht die Fraktionsgemeinschaft aufrecht erhalten. Ich meine, daß es nur große breite Masse der Arbeiter, die die Hauptträger der hinweg! Trozdem haben die Freifinnigen schließlich das Reichs- unsere Aufgabe sein tann, innerhalb der Fraktionsgemeinschaft die demokratischen Entwickelung in Deutschland sind und bleiben vereinsgesetz mit der Ausnahmebestimmung des§ 7 geschluckt. demokratischen Grundsäge so energisch zu vertreten, daß müssen. Den demokratischen Wein haben die Fraktionsführer ausNun suchen seine Befürworter die Bedeutung des Gesezes die Freifinnige Boltspartei zu der Ueberzeugung kommt, daß sie laufen lassen und sind froh, das Weinfaß zu retten. Wir aber in möglichst grellen Farben zu schildern. Aber bei feinem auch demokratische Politik treiben muß. Ist aber die Fraktions- fämpfen vor allen Dingen um den Inhalt des politischen Kampfes, Gesetz kommt so viel auf die Handhabung an wie beim Vereins- gemeinschaft nur um den Preis aufrecht zu erhalten, daß wir die anderen sehen auf die äußere Form des Inhalts. Wir wollen gesetz, und da hat der Bürgermeister Schüding aus Husum teine demokratische Politik treiben, dann geht sie beffer für die Sache unsere Straft einfegen, mag auch die Form zerbrechen. im Berl. Tageblatt" ganz treffend ausgeführt, daß in Preußen heute als morgen zugrunde.( Lebhabter Beifall bei der( Stürmischer minutenlanger Beifall bei der Minderheit, Bischen bei alles wie bisher bleiben werde, nur die Frauen werde man zu Ver- Minderheit.) Einigkeit ist gewißlich was Gutes, aber der der Mehrheit.) fammlungen zulassen, die fremden Sprachen unterdrücken und die Saz: Einigkeit macht start! ist doch etwas zweideutiger Natur. Dr. Koppel- Berlin: Die Stellung Barths ist eine Verwirrung. Jugendlichen ausschließen. So äußert sich ein in der Verwaltungs- Ginigkeit macht start, wenn man mit vereinten Kräften für An dem Rückgang des Liberalismus war vor allen Dingen die Ber Das Recht des Theaterbesuchers. Ein für die Theaterbesucher so wird man doch an jede billig denkende Direktion die Forderung nicht unwichtiges Urteil wurde in einem Prozeß gefällt, der in stellen, daß sie wichtigere Aenderungen in der Besetzung rechtzeitig zwei Instanzen durchgefochten wurde. Es handelt sich um folgenden und deutlich ankündige. Fall:
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Auch ein Kompromiß. Der Papft hat gegen die Vorstellung von Salome" in Rom sein Veto eingelegt. um sein Be denken zu zerstreuen, hat sich Salome entschloffen, den Kopf des Modernisten Haeckel auf der Schüssel zu präsentieren.
- offähig. Ei, Frau Stipfe, so'n schönen neuen Hut?"- Ja, man hat et ja dazu, man is doch nich de Frau von so'n ver hungerten amerikanischen Botschafter!"( Lustige Blätter".)
GUMAS
Theaterchronit.
Notizen.
Direktor Halm, der das Berliner
Kleines feuilleton. Dr. med. F. hatte sich zur Abendvorstellung der Berliner KoHumor und Satire. Goethe und die Maschinentechnit. Daß Goethe auch für die be- mischen Oper, in ber die Oper" Carmen " gegeben wurde, ein vielen kleinen Raubftaaten- Republiken Südamerikas befand sich als Weidmannsheil. Der Ministerpräsident einer der ginnende Entwickelung der Maschinenkultur ein offenes Auge hatte, Bartettfauteuilbillett für 7,50 M. gelöst. Er wollte speziell Fräulein darauf macht Ad. Teutenberg in dem eben ausgegebenen Aprilheft Maria Labia hören, die auf dem Theaterzettel als Darstellerin der Jagdgast bei einem Großgrundbefizer in der Provinz. Nach Schluß der Kulturfragen"( Herausgeber: Johannes Buschmann, Verlag: Titelrolle aufgeführt war. Die Leistung der Carmen entsprach so der Treibjagd wird die Strecke gelegt, da bemerkt Erzellenz, wie man Callwey , München ) aufmerksam. Er schreibt in einer längeren Studie wenig den Erwartungen des Dr. F., daß er sich nach dem zweiten wendet er sich an seinen Wirt:„ Schade, ferr schade, lieberr Freind, einen schwer angeschossenen Treiber mit Mühe herbeibringt. Resigniert über„ Goethe als Beobachter des wirtschaftlichen Lebens":„ Bald ist Akte bei dem Theaterdiener erfundigte, ob denn die Darstellerin es eine Drudmaschine( die Steindruckerei suchte Goethe einmal nach wirklich Fräulein Labia sei. Der Theaterdiener verneinte dies hätte ich gewußt, daß geschossen werden könnten Menschen, hätt ich Weimar zu verpflanzen), bald eine verbesserte Vorrichtung zum Färben und wies auf einen kleinen, unscheinbaren, mit Schreibmaschine maken tönnen eine Doublette!" von Wollstoffen, bald eine Drahtmühle, die seine Aufmerksamkeit auf beschriebenen weißen Bettel, der einen Wechsel in der Besetzung fich zieht; besondere Beachtung schenkt er der um die Jahrhundertwende anzeigte. Dieser Bettel befand sich im Korridor des Parketts an sich einbürgernden Spinnmaschine: dem im Jahre 1810 aus Karls- einer Stelle, an der Dr. F. auf dem Wege nach seinem Platz nicht bad Heimkehrenden hat, unter anderen Sehenswürdigkeiten„ Chemniz bobeikam. In dem Raum vor der Kasse war der Wechsel der Dardurch seine Spinnmaschinen eine sehr erfreuliche und unterhaltende stellerin nicht angezeigt worden; der Bettel fonnte erst gelesen Rüdreise gegeben." Das Interesse Goethes für die Spinnmaschine werden, nachdem das Billett gelöst war. Dr. F. verließ sofort das ift fein zufälliges: an ihren sozial verheerenden Wirkungen, die er Theater und erklärte, daß er den Eintrittspreis zurüdfordere. Er im Kanton Zürich sehr genau beobachtet hatte, hat er den sowohl machte diese Forderung auch geltend, und als er damit keinen Erfozial wie arbeitstechnisch revolutionierenden Charakter des folg hatte, ließ er den Direktor auf Rückzahlung von 7,50 m. verheraufziehenden Industriealismus erkannt. Meisterhaft schildert lagen. Der Bevollmächtigte des Beflagten machte geltend, daß Goethe in den„ Wanderjahren", wie das Eindringen der Spinn - die Klage grundlos fei. Jeder Theaterbesucher müsse damit rechnen, Theater gepachtet hat, lub die tich e chische National Oper maschine von der Bevölkerung als eine schwer drohende Gefahr daß namentlich bei Opernborstellungen infolge einer plöblichen in Prag zu einem Gastspiel im Berliner Theater ein. Die Zufage empfunden wird:„ Das überhandnehmende Waschinenwesen", heißt Indisposition die Besetzung des Stüdes geändert werde. Faus ein konnte indes noch nicht gegeben werden. Wenn nur unsere es da,„ quält und ängstigt mich; es wälzt sich heran wie ein Ge- Besucher besonderen Wert auf eine beſtimmte Darstellerin lege, Nationalen, besonders die Bossin, ob der bloßen Möglichkeit witter, langsam, langsam. Aber es hat seine Richtung genommen, müsse er sich an der Kasse bei dem Erwerb der Eintrittskarte ver- tschechischer Aufführungen in Berlin nicht in bedenkliche Zustände vercs wird kommen und treffen. Man denkt daran, man spricht davon, gewissern, ob diese Darstellerin auftrete. Der Direktor wurde aber fallen. Vielleicht läßt sich durch eine geeignete Interpretation des und weder Denken noch Reden kann Hülfe bringen. Und wer möchte sowohl vom Amtsgericht als auch vom Landgericht zur Rückzahlung neuen Vereinsgefeßzes diese fremdsprachliche Invasion verhindern. fich folche Schrednisse gern vergegenwärtigen der 7,50 m. verurteilt. In dem Urteil wird ausgeführt: Aus der Bühnenwelt. Emmy Destinn verläßt die Auch erkennt Goethe durchaus klar, wodurch die Gefahr ab- Der Beklagte hat den mit dem Kläger geschlossenen Vertrag fgl. Oper und Berlin im Juni. Rosa Poppe wendet dem Hof gewendet werden kann. Hier bleibt nur ein doppelter Weg, einer nicht erfüllt, denn er hat angekündigt, daß am 6. Oktober v. J. die theater den Rücken, wird aber vielleicht für eine andere Berliner Bühne fo traurig wie der andere: entweder selbst das Neue zu ergreifen Oper" Carmen " mit Fräulein Labia in der Titelrolle gegeben gewonnen werden. und das Verderben zu beschleunigen, oder aufzubrechen, die Besten werde, und dieser Ankündigung ist nicht entsprochen worden. Der - Wagners Popularität. Jm legten Winter entfielen und Würdigsten mit sich fortzuziehen und ein günstigeres Schiafal Beklagte mußte wissen, daß viele sich infolge dieser Ankündigung die meisten Öpernaufführungen in Deutschland auf Richard Wagner . jenseits der Meere zu suchen. zu dem Geldopfer entschließen würden, weil sie gerade die Labia 1700 Wagner- Aufführungen wurden gezählt, während Verdi die Aber auch die Vorteile des Maschinenbetriebes gegenüber dem hören wollten. Die Offerte dauerte für das Publikum in under- zweite Stelle mit 700 Aufführungen einnahm. Trotz dieser hohen handwerksmäßigen scheinen ihm klar bewußt geworden zu sein. änderter Weise fort. Denn die Abänderung der Besetzung der Aufführungszimmer ist Wagner durchaus nicht so populär, wie er es Anläßlich des Schloßneubaues in Weimar plädiert er dafür, daß Hauptrolle war auf dem Theaterzettel am Eingang des Theaters fein fönnte, wenn die Theater nicht bloß die Lurusbedürfnisse der wenigstens ein Teil der Arbeit fabrikmäßig und mit allen Vor- und im Kassenraum überhaupt nicht, im Korridor des Parketts Reichen und ihre eigenen Kaffenerfolge im Auge hätten. Die königl. teilen, welche Maschinen und mehrere zusammenarbeitende Menschen nur auf einem nicht für jedermann bemerkbaren kleinen Zettel an- Oper in Berlin gibt hierin das denkbar schlechteste Beispiel. Im gewähren, gefertigt wird." In einem Brief an Schiller fonstatiert er gezeigt. Im Verhältnis zu der Gesamtleistung einer Opernoor- Lande der Sozialreform". ferner den überall wahrzunehmenden llebergang vom Handwerk stellung ist es wesentlich, welche Personen die Hauptrollen spielen. zum Maschinenwert." Und in den„ Unterhaltungen deutscher Aus- Die Darstellung verliert erheblich an Wert, wenn die Hauptrollen gewanderter" findet sich die sehr charakteristische Stelle:„ Jedermann nicht von bedeutenden Künstlern gesungen werden." ging in dem alten Schlendrian handwerksmäßig fort; von neu ent deckten Vorteilen hatte man feine Kenntnis oder man hatte keinen Gebrauch davon gemacht... Er sah bald ein, daß man mit einem gewiffen Kapital, mit Vorschüssen, Einlauf des ersten Materials im großen, mit Anlegung von Maschinen eine große und solide Einrichtung würde machen können."
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Die Komische Oper hat daraufhin auf ihrem Theaterzettel einen in den Berliner föniglichen Theatern eingeführten utas( der natürlich noch keineswegs verbindlich ist) aufgenommen, der lautet: " Billette werden nur im Falle der Abänderung einer Vorstellung gegen Erstattung auch der Vorverkaufsgebühr zurüdgenommen."
Wie aber auch solche Fälle juristisch entschieden werden mögen,
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-Professor Leopold Schrötter , eine hervorragende Autorität für Kehlkopf- und Lungenkrankheiten, ist im Alter von 71 Jahren in Bien gestorben. Nicht bloß als Spezialist, der be. fonders durch Kehlkopfoperationen sich einen Namen machte, sondern auch als menschenfreundlicher Arzt und weitblickender Sozialhygieniker hat er fruchtbar gewirkt. Seinem unermüdlichen Wirken hat die Lungenheilstättenbewegung viel zu verdanken. Er hatte das erste Sanatorium für Lungenkranke in Desterreich ins Leben gerufen ( in Aland bei Wien ).