der Seemacht benutzt haben, oder bestanden wirklich Wfichtenzu einer Aktion in Tripolitanien? Wir glauben nicht ankriegerische Absichten. Die italienische Regierung hat im eigenenHause genug zu tun und weiß, das; die Kolonialabenteuer recht ge-fährliche Blitzableiter sind. Auch wäre nicht einzusehen, warum dieGenugtuung von feiten der Türkei, au deren Gewährung nicht ge-zweifelt werden konnte, die kriegerischen Pläne durchkreuzen sollte.Wenn die Sache der Postämter nur ein Vorwand gewesen wäre, somüßte die italienische Flotte auch nach dem Nachgeben der Türkeiihre Operationen gegen Tripolis fortsetzen.Der Zeitpunkt, den man für die Demonstration gewählt, hatzu allerlei Vermutungen Anlaß gegeben. Die einen sagen, dieitalienische Regierung habe das Placet des Deutschen Reiches abwartenwollen, ehe sie gegen die Türkei vorging. Andere behaupten, daßdie Frage der Postämter erst in diesen Tagen akut geworden sei. DieDiplomatie wird sich kaum in die Karten sehen lassen— auch überdas ob und wie des deutschen Einflusses wird man nicht leicht insKlare kommen. Der, A v a n t i" meint, daß von deutscher Seiteder Türlei jeder Widerstand widerraten worden sei— aber ausschlaggebend dürfte die eigene Zerrüttung und Machtlosigkeit gewesensein. Sicher ist es. daß für die Wahl des Zeitpunktes auch derUmstand bestimmend war. daß das Parlament nicht tagte. Dieäußere Politik läßt sich nicht gern von den Kammern dreinreden.Sie hüllt sich in ein gewisses Dunkel, entzieht sich der Sanktion desParlaments und ist noch immer mehr von dynastischen und persön-lichen Einflüsien abhängig, als von den allgemeineren Interessender herrschenden Klassen. Die bürgerlichen Illusionen über die All-macht ihres Parlamentarismus zeigen ihre Haltlosigkeit'am bestenbei diesem plötzlichen Szenenwechsel der äußeren Politik: diesmalwar'S nur eine Demonstration, wenn es aber einmal ernst wird,»erfährt die Regierung auch nicht anders.GiolittiS Dauk.Rom, 21. April.Der Minister deS Innern hat den Polizisten, die an der„Waffentat* in der Piazza del Gesu teilgenommen haben, eineGratifikation zukommen lassen. Man höre und staune: DieSchwerverwundeten bekommen S Lire, die Leichtverwundeten 3 Lire,die, die beschimpft wurden 2 und die übrigen 1,50 Lire. Wahrlich,ein sürstlicher Dankl Wenn auch diesmal keiner Anspruch auf die5 Lire erheben kann, die ihn für Lebenszeit sicher gestellt hätten, soist doch ju hoffen, daß wenigstens für jeden derWackeren eme Beschimpfung abgefallen ist. So groß-artig und feinfühlig Giolittis Dank sich auch äußert,so würden wir doch andere Grundsätze für die Verteilung derGratifikation passender gefunden haben: Für jeden Totenunter den Arbeitern hätte er 5 Lire spendieren sollen, fürjeden Verwundeten 3, für die Geprügelten und Beschimpften 2 Lire.Freilich hätte Giolitti da viel tiefer in den Beutel greifen müssen,aber diese Form hätte auch dem Sinne des Spenders viel besserentsprochen. Und ein andermal könnte dann der Ministerpräsidentgewiß auf eine viel reichere Bluternte hinweisen, wenn er vorKammer und Senat die Polizisten wegen ihrer Pflichterfüllung»reist l—Sngland.Eine Nachwahl.Bon den sechs Nachwahlen, die die Erneuerung des englischenKabinetts erforderlich macht, hat gestern die erste in DewSbury,einem Hauptsitz der Textilindustrie von Dorkshire, stattgefunden.Hier kämpfte der neue Nnterrichtsminister Runciman um seinenParlamentssitz. Seine Gegner waren Boyd Earpenter fürdie Konservativen und Genosse Ben Turner, ein Führer derTextilarbeiter, für die Arbeiterpartei. Bei den letzten Wahlenstanden sich dieselben Kandidaten gegenüber. Damals erhieltRunciman 6734, Böyd Earpenter 2954, Turner 2629 Stimmen.Gestern wurde Runciman zwar wiedergewählt, abermit verringerter Stimmenzahl. Er erhielt 5594 Stimmen, GenosseTurner 2446, während sich die konservativen Stimmen aus 4078 ver-mehrten. Gegen die Liberalen stimmten diesmal die irischenKatholiken, die die neue Unterrichtsbill bekämpfen. Auch scheint diewirtschaftliche Depression den Liberalen viele Stimmen gekostet zuhaben. Jedenfalls steigert die Behauptung des Sitzes dieHoffnungen der Liberalen, auch Nord-Manchester, wo WinstonChurchill sich der Wiederwahl unterziehen muß, zu behalten.—Indien.Die Kämpfe an der Grenze.Simla, 24. April. Die Mohmands rückten gestern ingroßer Anzahl von mehreren Seiten zum Angriff vor, wurdenaber durch Geschützfeuer zurückgetrieben; auch ein gestern abend er-folgter Angriff auf die Brücke von Adizai wurde zurückgeschlagen.Zwei Brigaden sind beordert, sich unter dem Oberbefehl des GeneralsWillcocks an der Grenze zusammenzuziehen, während eine dritteBrigade in Peschawar als Reserve Aufstellung nimmt.Simla, 14. April. General Willcock meldet: da die Auf-ständischen die Verbindungslinie bedrohten, habe er sie heute frühmit allen verfügbaren Truppen in zwei Kolonnen angegriffen undvon den Verschanzungen vertrieben. Der britische Verlustbeträgt 60 Mann; über die Verluste des Feindes liegt noch keineNachricht vor,Mmerika,Politische Morde.Auf den Präsidenten U a b r e r a der Republik Gttäkemalakvurde vor einigen Tagen ein Attentat ausgeübt. Der Präsidentwurde leicht verwundet, lieber die schauerliche Rache, die derMensch genommen hat, berichtet ein Telegramm aus GuatemalaCity vom 23. April folgendes:Präsident C a b r e r a hat den Vertretern der Mächte von derumfaffenden Verschwörung gegen seine Person Mitteilung ge-macht, die in dem neulichen Mordanschlag gipfelte. AchtzehnRädelsführer wurden auf seinen Befehl hingerichtet.Nachdem so die Strafe vollzogen worden ist. befinden sich jetzt auchdie übrigen Verschwörer in den Händen des Militärs, zusammenmit den wegen des Mordanschlages auf Cabrera im vergangenenJahre Verhafteten. Eine Proklamation des Präsidenten sagt, ervertraue auf die Loyalität des Volkes und werde die Ordnung mitfester Hand aufrecht erhalten. Die Umstände sind auch in der Taternster Natur, obgleich an der Oberfläche alles ruhig ist. Militärbewacht die Stadt und die Geschäfte sind zum Teil geschlossen. Ineinigen Stadtteilen gärt es stark und es gibt manche, die nichtzögern würden, alles aufs Spiel zu setzen, um Cabrera aus derWelt zu schaffen, der sich seit einem Bierteljahr nur zwei- oderdreimal öffentlich hat sehen lassen.GewcrkfchaftUcbcij«Berlin und Umgegend.Achtung, Metallarbeiter!Her Streik im Autobau der A. E. G. Oberschoneweide dauertunverändert fort. Die in der verflossenen Woche stattgefundenenVerhandlungen zwecks Beilegung des Streiks haben sich zerschlagen.Der Betrieb ist für alle Metallarbeiter gesperrt.Deutscher Mctallarbeiter-Verband, Ortsverwaltung Berlin.Der Streik bei Hug» Härtung in Moabit nähert sich seinemEnde. Die Streikenden standen fest und einmütig zusammen, aberdie Zahl der Streikbrecher mehrte sich im Laufe der sieben Wochendes Kampfes so sehr, daß von den 140 verlassenen ArbeitsstellenVerantw. Redakt.: Georg Davidsohn, Berlin. Inseratenteil verantw.z124 besetzt werden konnten. In den Reihen der Streikenden undAusgesperrten selbst war nur ein Mann wankend geworden. DieArbeiter können stolz auf ihre feste Haltung sein. Am Freitag-morgen kamen sie zu einer Besprechung zusammen, in der voneinigen Leuten der Vorschlag gemacht wurde, um eine Unter-Handlung bei Herrn Härtung nachzusuchen. da man meinte,es müsse ihm doch daran gelegen sein, sich die vielen tüchtigenKräfte unter den Streikenden zu erhalten. Es ist bekannt, daßHärtung sehr viele minderwertige Arbeiter angestellt hat. Diesesind neuerdings auch unzufrieden geworden, weil er die Löhne nochmehr herabgesetzt hat. Für den gelben Verein, dem sogenanntenUnterstützilngsverein der Arbeitswilligen, hat Härtung übrigens2000 M. gespendet.— Die Versammlung wählte drei Leute ausihrer Mitte, die mit Herrn Härtung unterhandeln solltenund heute vormittag über das Resultat der Verhandlung ihren Mit-arbeitern Bericht erstatten werden.Ein Streik der Fcnsterrciniger ist bei der Firma Karl Fuhre,Fensterreinigungs-Jttstitut, ausgebrochen. Die dort Arbeitenden sindwegen Maßregelung von zwei Putzern in den Streik getreten.Zuzug ist fernzuhalten._Lohnbewegung der Koffermacher.In einer außerordentlichen Versammlung der Koffermacher,die am Donnerstag im Gewerkschaftshause stattfand, berichtete derObmann Schulze von der Schlichtungskommission über denStand der Lohnbewegung und erklärte, daß, wie die Dinge jetztliegen, eine friedliche Einigung mit den Fabrikanten nicht möglicherscheint. Die Verhandlungen der Schlichtungskommission seiengänzlich ergebnislos verlaufen, da die Arbeitgeber auch die ge-ringste Verbesserung der Lohn- und Arbeitsverhältnisse ablehnten.Sic hätten schließlich einen Vertragsentwurf vorgelegt, der imallgemeinen mit dem alten, am 30. April ablaufenden Tarifvertragübereinstimmt, aber bis zum 3 0. Juni 1911 gelten, somit zueiner Zeit ablaufen soll, die für die Arbeiter höchst ungünstig ist.Außerdem fehlt in dem Entwurf die im alten Vertrag enthalteneBestimmung über die Freigabe des 1. Mai. In dieser Hinsicht ver-sicherten die Arbeitgeber allerdings ehrenwörtlich, daß den Ar-beitern auch in Zukunft bei der Feier des Tages nicht das geringsteHindernis bereitet werden sollte. In den Vertrag könnten sie dasjedoch nicht aufnehmen, weil sie an einem Beschluß des Arbeitgeber-Verbandes gebunden seien. Der Redner bemerkte hierzu, daßdiesem Punkt eine allzu große Bedeutung nicht beizumessen sei,da ja die Koffermacher, auch wenn es nicht im Vertrag stehe, den1. Mai nach wie vor feiern würden. Da aber die Arbeitgeber auchsonst keinerlei Entgegenkommen zeigten, waren die Verhandlungenals gescheitert anzusehen. Als nun die Arbcitnehmervertreterfragten, ob die Arbeitgeber dafür wären, daß die Schlichtungs-kommission in ihrer Gesamtheit das Einigungsamt anrufe, er-hielten sie die Antwort:„Nach dem Einigungsamtkommen wir doch nicht. Das würde nur derStadt Geld kosten. Zulegen können und wollenwir nichts."Inzwischen haben sich die Arbeitervertretcr schon bor denFeiertagen an das Einigungsamt gewandt; eine Antwort warjedoch noch nicht eingegangen. Der Redner sagte zum Schluß, daßdie Vertreter der Schlichtungskommission die Verlängerung desalten Vertrages durchaus nicht empfehlen könnten. Da jedoch derVertrag vorschreibe, daß das Einschreiten des Einigungsamtes ab-zuwarten ist, ehe die Arbeit niedergelegt werden kann, könntenentscheidende Beschlüsse noch nicht gefaßt werden. Das müsse dernächsten Branchcnversammlung überlassen bleiben. Jedenfallswürden dann auch weitere Mitteilungen über den Stand derDinge gemacht werden können. Uebrigens sind die neuen Tarif-forderungen auch schon einem Teil der nicht dem Fabriiantenverein an-gehörenden Arbeitgeber zugestellt worden, und soweit das noch nichtder Fall ist, wird es in den nächsten Tagen geschehen.Die Diskussion, die dem Bericht folgte, zeigte, daß die außer-ordentlich zahlreich besuchte Versammlung- mit der Haltung ihrerSchlichtungskommissionsmitglicder durchaus einverstanden war.Einstimmig wurde folgende Resolution angenommen:„Die Versammlung der Koffermacher lehnt das Anerbietendes Fabrikantenvereins, den Vertrag bis zum 30. Juni 1911zu verlängern, entrüstet ab und erklärt, daß die jetzigen Zeit-Verhältnisse einen Ausgleich durch Lohnerhöhung und Arbeitszeit-Verkürzung gebieterisch verlangen. Sie ist damit einverstanden,daß das Einigungsamt in der Sache angerufen würde und er-wartet, daß die Arbeitgeber dort ihren ablehnenden Standpunktaufgeben."In die Verhandlungskommission wurden, außer den beidenSchlichtungskommissionsmitgliedern Schulze und Kansche,Blum. Jumer und Kahle gewählt.•Achtung» Schuhmacher! Die Differenzen in der Schuhfabrikvon Lipschütz, Schillingstr. 12, sind durch teilweise Bewilligung derForderungen beigelegt. Der Streik bei der Firma Krause,Weinbergsweg 3, dauert unverändert fort. Auch eine Verhandlungmit dem Fabrikantenverbande verlief ergebnislos. Eine Einigungscheint sümit noch in weiter Ferne zu liegen.Nach einem Ausstande von sieben Tagen einigte sich der Schuh-machermeister M ä s ch l e, Zimmerstr. 21, mit seinen Arbeiternund konnte Freitag die Arbeit wieder aufgenommen werden.Verband der Schuhmacher, Ortsverwaltung Berlin.„Vorwärts" und Gastwirtsgehülfen-Berdand.In der gestrigen Nummer des„Vorwärts" findet sich eine Er-klärung des Gastwirtsgehülfen-Verbandes, in der es am Schluß heißt:„Ob der„Vorwärts" nunmehr von seinem Irrtum,„dasEngagement des R. erfolgte durchaus.in den Formen, die derGastwirtsgehülfen-Verband bisher gut geheißen hat", befteit seinwird, soll uns sein ferneres Verhalten in diesem und ähnlichenFällen lehren. Mit seinem bisherigen Verhalten zu den frag-lichen Differenzen wird sich die OuartalSgeneralversammlung deSVerbandes der Gastwirtsgehülfen am nächsten Freitag be-schäftigen."Wir hatten vor, diesen Teil der Verbandserklärung überhauptnicht abzudrucken, um eine häßliche Auseinandersetzung mit dem Ver-bände zu vermeiden. Infolge eines Versehens geriet er jedoch mitin die Druckerei und dies zwingt uns zu einer nachträglichen Zurück-Weisung.Wir haben in dem Streit des GastwirtSgehülfen-VerbandeS mitHerrn Voigt überhaupt redaktionell keine Stellung ge-nommen. sondern nur beiden Teilen das Wort zur Er-klärung gegeben. Wer die Notiz in der Osternummerdes„Vorwärts" aufmerksam liest, mußte derselben entnehmen,daß Herr Voigt konstatierte, daß das Engagement desR. in den üblichen Formen erfolgte, und daß nur der berühmteDruckfehler- Kobold sich das Vergnügen geleistet hat, ein paar„Gänsefüße" an verkehrter Stelle zu placieren.Wir möchten den GastwirtSgehülfen-Verband doch ersuchen, seinenKampf mit Herrn Voigt zu führen, u n S aber dabei aus demSpiele zu lassen. Die Redaktion, welche der ersten Erklärung desVerbandes erst die Form gab. welche eine Veröffentlichung über-Haupt ermöglichte, verdient dafür den. Dank des Verbandes, abernicht unqualifizierbare Borwürfe wegen ihrer durchaus loyalenHandlungsweise.veutfdies Reich.Ehristlicher TerrorismuS.Der christliche Arbeitersekretär Solomon war vom Schöffen-gericht in Weiden wegen schwerer Mißhandlung eines freiorganifiertenArbeiters zu drei Wochen Gefängnis verurteilt worden. Das dortigeLandgericht als Berufungsinstanz setzte nun die Strafe auf 50 Markherunter.— Hoffentlich finden sozialdemokratische Sündervor diesen Richtern auch immer Gnade.Eine Lohnbewegung der Steinsetzer Nürnbergs undFürths endete mit einem Erfolg der Arbeiter. Es wurde einauf drei Jahre gültiger Tarif abgeschlossen, der den ArbeiternTh. Glocke, Berlin. Druck u.Berlag:VorwärtsBuchdr.u.VerlagSanstältwesentliche Verbesserungen bringt. Das ist nur der geschlossene«!Organisation zu verdanken, der jetzt sämtliche Steinsetzer derbeiden Städte, mit Ausnahme der in Nürnberg in städtischerRegie beschäftigten, angehören.Der Kost- und Logiszwang ist noch vielfach im Bäckerberufezu finden. In Nürnberg konnte er trotz aller Bemühungen bisjetzt noch nicht beseitigt werden, weil die Gchülfen ihren In-vifferentismus nicht ablegen können. Nun wird die bayerischeJndustriemetropole von kleineren Städten beschämt. In A m b e r greichte der Bäckerverband einen Tarif ein, der die Aufhebung deSKost- und Logiswesens und für die einzelnen Kategorien Mindest-löhne von 15— 16, 17— 19 und 21—23 M. forderte und von denUnternehmern nach kurzem Besinnen angenommen wurde. EinErfolg, der um so Höher anzuschlagen ist. als es sich um eine Stadthandelt, die mitten in der schwarzen Oberpfalz liegt.Hustand.Ein Streik der städtischen Gas- und Elektrizitätsarbeitervon Malmö.Am Sonnabend vor Ostern war Malmö, die drittgrößte StadtSchwedens, ohne Gas und Elektrizität. Die Arbeiter der städtischenGas- und Elektrizilälswerke hatten 6 Uhr morgens die Arbeit ein»gestellt. Nur ein paar Mann waren im Einverständnis mit denStreikenden zur Bewachung der Maschinen in den Betrieben ge»blieben. Als der Abend hereinbrach, lag die ganze Stadt imDunkel. Die Straßenbahnen hatten ihren Betrieb schon am Nach-mittag eingestellt. In vielen Werkstätten und Fabriken konnte nichtgearbeitet werden, ein Teil der Abendzeitungen konnte nicht er-scheinen und im Hauswesen, in den Restaurants, in den öffentlichenInstituten, wie im Telephonbetriebe sührte der Streik natürlich auchzu schweren Unbequemlichkeiten.Die Stadtverwaltung hatte jedoch Vorsorge getroffen, daß derStreik nicht allzulange dauert. Sie hatte den Minister desInnern um Vermittelung ersucht, der sofort den Schlich-tungsbeamten Dr. Elmquist sandte. Die Verhandlungen, diedann im Laute deS Tages gepflogen wurden, führten zur Einsetzungeines Schiedsgerichts von je vier Verttetern der Stadt und derArbeiter, das die Streitigkeiten regeln soll. Die Arbeit wurde inden Beleuchtungs- und Kraftwerken gegen 10 Uhr abends wiederaufgenommen.Es handelt sich bei dem Streik um Lohnforderungen. Lang«wierige Verhandlungen waren vorausgegangen, aber ergebnislosverlaufen. Die Arbeiter verlangten mindestens so viel Lohn, daß siein, Jahre aus 1217,50 Kronen kommen könnten, statt bisher979,50 Kronen. WaS die Stadt bot, waren nur 1011,96 Kronen.Die Landarbeiter Schwedens werden sich in nächster Zeit zueinem großen, das ganze Land umfassenden Ve-bande zusammen»schließen. Ein Kongreß des Mittelschwedischen Land»arbeiter-VerbandeS, der am Ostermontag zu Vesteras beiEskilstuna tagte, beschäftigte sich mit dem Statutenentwurf für dieEinheitsorganisation und wählte Delegierte zu dem allgemeinenLandarbeiter-Kongreß. auf dem der Zusammenschluß vollzogenwerden soll.— Der Mittekschwedische Verband, auf dessen Kongreß100 Ortsabteilungen durch 40 Delegierte vertreten waren, hat jetztschon 4000 Mitglieder gegenüber 1200 am Schlüsse deS Jahres 1906.— Die Landarbeiter-Bewegung und ihre Organisationen haben sich,nachdem vor ungefähr zwei Jahren als erster der Schoncnsche Land-arbeiter-Verband gegründet wurde, sehr schnell entwickelt. In ganzSchweden folgen die Landarbeiter mehr und mehr dem Vorbild derIndustriearbeiter, pnd an manchen Orten haben sie schon bewiesen,daß sie auch wie die Industriearbeiter zu kämpfen und zu siegenverstehen._Letzte JVachncbten und Depefcben,Gestrenge»»Herren".Lendon, 24. April.(28. T. B.) Die Versammlung derSchiffsbauer-Bereinigung in Carlisle beschloß die all-gemeine Aussperrung. Die Anträge auf Einsetzung eines Schieds-gerichts und friedliche Beilegung wurden abgelehnt.EintagSstreik.Marseille, 24. April.(B. H.) Der Ausstand der Gemüsehändlerist beendet._Die kleberschwemmungen in Rußland.Petersburg, 24. April.(W. T. B.) Die Nachrichten, die übebdie Ueberschwemmungen verschiedener Städte einlaufen, lautenfortgesetzt ernst. In Kaluga ist der Okafluß um 17 Meter ge«stiegen, das Militärlazarett, die Kathedrale, das Polizciverwaltungs.gebäude stehen unter Wasser. Die Eisenbahnverbindung zwischeneinigen Städten des Gouvernements Kaluga ist unterbrochen, derTelegraph stellenweise beschädigt, die Dämme fortgcspült. ImGouvernement O r c l ist die Bahnstrecke zwischen den StädtenBolwa und Brjansk beschädigt und der Verkehr ebenfalls unter-brachen. In Moskau ist infolge der Ueberschwemmung desMaschinenraumes des Elektrizitätswerkes die Stadt ohne Bcleuch-tung. Der ganze Krcmlquai ist durch den Austritt des Moskwa-flusses überschwemmt und die niedrig gelegenen Stadtteile stehenvöllig unter Wasser. Ter Wasserstand erreicht stellenweisedas zweite Stockwerk der Häuser und ist höher als bei der Ucber-schwemmung von 1856. Einige Dörfer des Gouvernements Moskaustehen gleichfalls völlig unter Wasser. In Brjansk ist besondersdas Arsenal von der Hochflut bedroht, die Bahnlinie unter-spült, gegen 500 Häuser unter Wasser. Auch in B j e l y(Gouver,nement Smolensk) sind durch das Steigen des ObschaflusseS viclsHäuser überschwemmt._Die Bestie im Meuschen.Oberstein, 24. April.(B. H.) In dem benachbarten Hammer»stein a. d. Rahe wurde am Dienstagabend die 72 jährige WitweFuchs von ihrem 25 jährigen Neffen. der bei ihr wohnte.ermordet. Der Täter, der einen Selbstmordversuch unternahm,gestand bei seiner Vernehmung die Tat sofort zu. Die alte Frau,die sich seiner Zudringlichkeit widersetzt hatte, ist von ihm so langegewürgt worden, bis sie kein Lebenszeichen mehr von sich gab.Dann mißbrauchte er sie in einer nicht wiederzugebenden bestialisch«Weise._Feuer.Zittau, 24. April.(B. H.) In der mechanischen Weberei vonWagner u. Co. in OlberSdorf ist heute früh Grohfcuer ausgebrochen.Der Betrieb, in dem 700 Arbeiter beschäftigt sind» ist unterbrochen.Frankfurt a. M., 24. April.(B. H.) Im Trockcnraum derPianofortcfabrik von Ferdinand Schaaf in Bockenheim brach heuteFeuer auS, dem große Holzvorräte zum Opfer fielen. Der Betriebist nicht gestört.Frankfurt a. M>., 24. April.(23. H.) Beim Wärmen vonMilch am Gasherd gerieten im Hause Speycrcr Straße 19 die Kleidereines fünfjährigen Mädchens in Brand, welches an den erlittenenschweren Verletzungen bald darauf verstarb.Braila, 24. April.(B. H.) Im hiesigen Hafen wütete gesternabend in den Niederlagen der Baugewerksfirma Gaetano u. Franziniein furchtbarer Brand, welcher auch auf die umliegenden Wohn-Häuser sowie auf mehrere im Hafen ankernde Schiffe übergriff.Große Stöße von Holz und die gesamten Hafenanlagen wurdenein Raub der Flammen. Auch die umliegenden Fabriken schwebtenin großer Gefahr, konnten jedoch vor dem Feuer gerettet werden.Erst gegen Morgen gelang es, das verheer-nde Element zu lokali»sieren.___Paul Singer L Co., Berlin LW. Hierzu 3 Beilagen n.UnterhaltvngSb�