Nr. 101. 25. Jahrgang.
die Beschäftigung von Hülfsmitgliedern im kaiserlichen
Patentamte.
Abg. Cuno( frf. Bp.) bemerkt, daß es sich nur um ein Provisorium handelt.
Der Gesezentwurf wird angenommen.
Es folgt die zweite Lesung des Gefeßentwurfs über den Unterstützungswohnsih.
Die Beratung über Artikel 1 wird mit der über die an gegebenen Resolutionen der Kommission verbunden; gleichzeitig wird noch eine Resolution der Abgg. Behrens u. Gen. ( Wirtsch. Vgg.) zur Diskussion gestellt, welche den Reichskanzler erfucht:
Donnerstag, 30. April 1908.
der Zukunft nicht umhin können, sich auf den Boden unseres Antrages zu stellen. Heute lehnt man ihn ab, offenbar nur, weil er von der Sozialdemokratie kommt. Das soll uns aber nicht ab= halten, was recht und wahr ist, auch weiter zu vertreten.( Bravo ! bei den Sozialdemokraten.) Jch wende mich nun noch zu einzelnen 1. Ermittelungen dahin anzustellen, welche Mängel dem öffent. Bestimmungen des Gefeßentwurfs. Im§ 10 wird die Herab. lichen Armen- und Fürsorgewesen, insbesondere den Arbeits- schung der Altersgrenze auf 16 Jahre vorgeschlagen. In der BeAuf der Tagesordnung steht zunächst die dritte Beratung eines häusern, den Asylen für Obdachlose, Verpflegungsstationen usw. gründung heißt es ausdrücklich, daß gegenwärtig die wirtschaftGefeßentwurfs betreffend anhaften, und das Ergebnis darüber dem Reichstage baldigst vor- liche Selbständigkeit in den für die Armenpflege Hauptsächlich in zulegen; Betracht kommenden Arbeiterkreisen meist schon erheblich früher 2. eventuell im Wege der Gesetzgebung schleunigst Abhülfe zu als mit dem Ablaufe des 18. Lebensjahres eintritt. Auch wir sind schaffen, insbesondere auch gegenüber den schweren Mißständen, der Meinung, daß diese wirtschaftliche Selbständigkeit in der Tat Nach den Beschlüssen zweiter Lesung wird die Befugnis des die sich bezüglich der hülfsbedürftigen arbeitsbereiten Wander- schon früher eintritt. Sie verlangen von den jungen Leuten, daß Reichskanzlers, Hülfsmitglieder im Patentamte anzustellen, nur armen vornehmlich aus§ 28 des Unterstützungswohnsiz- Gesetzes fie bereits mit dem 16. Lebensjahre beginnen, Steuern zu zahler, bis zum 31. März 1911 erteilt. ergeben. trotzdem haben Sie vor kurzem ein Gesez angenommen, daß denAbg. Kirsch( 3.) erhebt juristische Bedenken gegen die Ein- Abg. Belzer( C.): Wir stimmen den Kommissionsbeschlüssen selben jungen Mann für unfähig erklärt, sich um seine eigenen Anrichtung von Hülfsmitgliedern. zu. Wenn nach zwei Jahren genügendes Material über die gelegenheiten zu fümmern. Sie schließen die jungen Leute unter Wirkungen des Gesetzes vorliegt, find wir bereit, die Materie neu 18 Jahren von jeder Mitwirkung bei öffentlichen Angelegenheiten zu prüfen. Vor allem begrüßen wir die Ausdehnung des Gesetzes aus, sie erlauben ihnen nicht, einem politischen Verein anzugehören auf Elsaß- Lothringen . Vor allem bitte ich Sie auch um die An- cder eine politische Versammlung zu besuchen. Steuern sollst du nahme der Resolution, die von meinem Freunde Herold stammt, zahlen, sagen sie ihm, aber irgendwie bei deinen eigenen Angelegen auf Zusammenlegung mehrerer Gemeinde- und Gutsbezirke zu feiten mitreden, sollst du nicht dürfen. Solche Grundsäge werden Ortsarmenverbänden. Die radikale Umänderung des Gesetzes, wir stets bekämpfen.( Zustimmung bei den Sozialdemokraten.) Nach dem Artikel 1 des Entwurfs soll der Unterstüßungs- wie sie der Antrag Albrecht wünscht, lehnen wir abWeiter begründen Sie die Herabsehung der Altersgrenze mit wohnsiz durch ununterbrochenen einjährigen Aufenthalt Abg. Stolle( Soz.): der Landflucht, die Sie in agrarischem Interesse bedauern. Wonach zurüdgelegtem 16. Lebensjahre statt wie durch wird denn die Landflucht bedingt? Doch lediglich durch die bisher durch ununterbrochenen zweijährigen Aufenthalt nach Wir haben von vornherein betont, daß der Zweck dieser Vor- unerhörte und ungerechte Behandlung der Arbeiter und Arbeitezurüdgelegtem 18. Lebensjahre erworben werden, lage ein rein agrarischer ist. Graf Bosadowsky hat seinerzeit zu- rinnen auf dem Lande, wie sie in zahlreichen Gerichtsverhandund ebenso soll er durch einjährige ununterbrochene Abgegeben, daß der Entwurf vorzüglich dazu bestimmt sei, das platte lungen aftenkundig festgestellt ist.( Sehr richtig! bei den Sozialwesenheit statt wie bisher zweijährige verloren werden. Land zu entlasten, das besonders unter der Abwanderung der ar- demokraten.) Unter solchen Umständen können Sie es keinenr Die Kommission hat diese Bestimmungen unverändert angenommen beitsfähigen Elemente leide. Darüber klage nicht nur der Groß- Arbeiter und keiner Arbeiterin verargen, wenn sie ihren heimatund außerdem im Artitel 1 hinzugefügt, daß die Worte Nord- grundbesib, sondern vielfach auch der Bauernstand.( Sehr richtig! lichen Wohnsitz verläßt und nach Industriegegenden zieht, um dort deutsche " im Gesetz über den Unterstüßungswohnsitz in Deutsche " rechts.) Tatsache ist, daß heute unsere Armenpflege keine mensch nicht nur Beschäftigung, sondern auch menschenwürdige Eristenz zu verändern sind, sowie daß auf die dem Geltungsbereich des Ge- liche, teine christliche ist. Die freiwillige Armenpflege reicht nicht und Behandlung zu suchen. Wenn wir also der Herabsehung der fetes unterworfenen Personen der§ 7 des Gesetzes über die Frei- aus, um diese Mängel zu beseitigen. Hier muß der Staat ein- Altersgrenze zustimmen, so sind unsere Gründe dafür wesentlich zügigkeit keine Anwendung findet. greifen; hartherzige und gefühllose Gemeinden müssen gezwungen Ferner beantragt die Kommission folgende Refolutionen: werden, ihre Pflicht zu tun. Wie sind denn heute die Lasten der andere, als die der Agrarier.( Bravo ! bei den Sozialdemokraten.). Darüber gibt die Statistik Auskunft. Abg. Rreth( f.): Wir wollen das Zustandekommen des Gesetza) Den Reichskanzler zu ersuchen, nach Möglichkeit dahin zu Armenpflege verteilt? wirken, daß durch die Landesregierungen solchen Land- bezw. Orts- Die Stadt Chemnik hat 25 000 m. an auswärtige Armenverbände entwurfs nicht gefährden und stellen deshalb Sonderwünsche zurüd. armenverbänden, die durch ihre Lage an der Grenze der Abstoßung gezahlt und hat von auswärtigen Armenverbänden 58 000 M. er: Das Gesetz bringt immerhin gewisse Fortschritte und wir werden von veramten Deutschen aus dem Auslande besonders häufig aus- halten. Dresden hat an auswärtige Verbände gezahlt 55 000 m., ihm daher zustimmen. gesezt und durch diese Uebernahmepflicht überlastet sind, die da- bon auswärtigen Armenverbänden erhalten 128 000 M.; Leipzig durch veranlaßten, anderweitig nicht erstattungsfähigen Kosten hat bezahlt 40 000 und erhalten 161 000 M. Da könnte man gedurch den Staat erfekt werden. neigt sein, zu sagen, hier sei der Beweis erbracht, daß die großen b) Den Reichskanzler zu ersuchen, nach Möglichkeit dahin zu Städte weniger zahlen als das Land. Die Verhältnisse liegen wirken, daß gemäߧ 3 des Gesetzes über den Unterstützungswohnsitz aber in den Städten durchaus nicht überall gleich. Die wirtschaftdurch Landesgesetze die Zusammenlegung von mehreren Gemeinden lichen Verhältnisse in den Industrieſtädten sind viel schlechter als und Gutsbezirken zu Ortsarmenverbänden geregelt wird. in den Landgemeinden, und die Vorlage wird in dieser Beziehung Die Abgg. Albrecht u. Gen.( Soz.) beantragen im Artikel 1 teine Verbesserung herbeiführen, sondern noch eine Verschiebung folgende Fassung der Paragraphen 2, 3, 4 und 8 des Gesetzes: zuungunsten der Industriestädte. Daher schlagen wir in unserem § 2. Die öffentliche Unterstüßung hülfsbedürftiger Deutscher Antrage vor, größere Armenverbände zu bilden, Abg. Kölle( b. I. Fr.) bestreitet, daß die Vorlage eine agrarische mit Ausnahme der Staatsangehörigen des Königreichs Bayern und eine gerechte, christliche, menschliche Armenpflege herbeizu üben die einzelnen Bundesstaaten nach näherer Vorschrift dieses führen. Die Statistik aus dem Königreich Sachsen beweist, daß die Tendenz habe und begründet die von ihm und dem Abg. Behrens Gesezes durch Armenverbände. Landgemeinden zum Teil hohe Renteneinkommen haben, und wir eingebrachte Resolution, die absichtlich ganz allgemein gehalten sei, § 3. In den größeren Bundesstaaten bildet jede Provinz einen haben gar keinen Grund, diese Gemeinden noch von Armenlasten damit die Zustimmung zu ihr jedem ermöglicht werde. Abg. Doerksen( Rp.) erklärt sich für die von der Kommission beeinheitlichen Armenverband. Jeder kleinere Bundesstaat bildet zu befreien und die Industriestädte zu belasten. Einen Ausgleich einen einheitlichen Armenverband für fein Staatsgebiet. Alle in fann man eben nur herbeiführen, indem reiche und arme Gemein- schlossene Fassung. Abg. Cuno( freif. Bp.): Wir stimmen dem Gefeßentivurf im einer Provinz oder in einem Bundesstaate zu einem Armen- den zu größeren Verbänden vereinigt werden. In der Kommission verband vereinigten Gemeinden und Gutsbezirke gelten in An- hat man unseren Antrag für undurchführbar erklärt. Graf Posa- allgemeinen zu, weil er uns auf dem Weg einer gerechteren Berschen der durch dieses Gesetz geregelten Verhältnisse als eine dcwsky aber hat im Jahre 1906 zu dieser Materie erklärt: dazu teilung der Armenlasten einen Schritt weiter bringt. Auf zivei Einheit. Den in einer Provinz oder in einem Bundesstaate zu gibt es nur ein Mittel, und das sehe ich darin, daß die einzelstaat- egen fann man eine grundsägliche Aenderung der gegenwärtigen einem Armenverbande vereinigten Gemeinden und Gutsbezirken liche Armengesetzgebung dahin geändert werden muß, daß man Ueberlastung der ländlichen Gemeinden mit Armenlaften abhelfen. verbleibt die Verteilung der Unterstüßung und die Kontrolle der Gesamtarmenverbände für größere Bezirke bilden kann. Ich Der erste ist der, welchen die Sozialdemokratie weift, wobei die Unterstübungsbedürftigen durch Mitglieder der Gemeinden oder wünsche dringend, daß in den Einzelstaaten die Einführungs- Gemeinden völlig ausgeschaltet werden; diefen lehnen wir zur Angehörige der Gutsbezirke, in denen die Unterstützungsbedürftigen gefeße dahin, geändert werden, daß durch Beschluß der höheren zeit noch ab. Dagegen bringen uns die Bestimmungen des Entwurfes, Verwaltungsbehörden solche fich befinden. Armenverbände gebildet werden die Herabsetzung der Altersgrenze für die Erwerbung des § 4. Die nach diesem Geseze räumlich abgegrenzten Armen- tönnen. Dann wird das Abschieben der Arbeiter von Unterstützungswohnsizes, die Erwerbung desselben nach einem Jahre, verbände find entsprechend den Bestimmungen des§ 3 innerhalb einem Ort zum anderen aufhören, und die Armen- dem Ziele der Entlastung der ländlichen Gemeinden näher, weshalb 6 Monate nach Veröffentlichung dieses Gesezes einzurichten. pflege würde menschenwürdiger werden. Heute aber erklären die wir ihnen trop mancher Bedenken zustimmen. Eine Reorganisation § 8. Durch die Landesgesetzgebung werden Bestimmungen Regierungsvertreter, unsere Anträge seien nicht geeignet die Miß- unserer Armenpflege ist dringend notwendig; geringere Aufgaben, getroffen über die Zusammensetzung und Einrichtung des Armenwie die Fürsorge für Nahrung und Wohnung, muß jede Gemeinde verbandes oder der Armenverbände, über die Art und das Maß lösen, Aufgaben aber, welche größere Mittel verlangen, müssen der im Falle der Hülfsbedürftigkeit zu gewährenden öffentlichen größeren Verbänden überwiesen werden.( Bravo ! bei den FreiUnterstüßung und über die Beschaffung der erforderlichen Mittel. sinnigen.) Die Unterstüßung hülfsbedürftiger über 14 Jahre alter Personen darf in keinem Armenverbande weniger als die Hälfte des ortsüblichen Tagelohnes desjenigen Ortes betragen, durch den der Hülfsbedürftige zu unterstüßen ist."
Kleines feuilleton.
Theater.
stände auf dem Gebiete des Armenwesens zu beseitigen, die Schaffung großer Verbände würde die Anstellung neuer Beamten notwendig machen und würde dazu führen, daß die Gemeinden es nicht mehr so genau nehmen bei der Gewährung der Armenunterstüßung und sie leichtsinnig auch in solchen Fällen gewähren, wo es nicht notwendig sei. Das ist ein ganz unberechtigter Vorwurf gegen die Gemeindebehörden. Wenn man den ernsten Willen hat, eine Besserung der Armengesetzgebung herbeizuführen, so wird man in
Abg. Horn- Reuß( natl.): Die sozialdemokratischen Anträge fallen bollständig aus dem Rahmen der Novelle heraus und passen überhaupt nicht in das Gesetz über den Unterstützungswohnsiz, das fie auf ganz andere Grundlagen stellen wollen. Eine solche Um arbeitung ist zurzeit ausgeschlossen, wenn wir auch anerkennen, daß das Unterstüßungswohnfißgefeß große Mängel aufweist, weil zur Beit der Schaffung dieses Gefeßes die große industrielle Entwickelung nicht vorauszusehen war. Die Kommissionsbeschlüsse enthalten einige Verbesserungen des gegenwärtigen Zustandes und wir werden ihnen zustimmen.
Abg. Kaden( Soz.): Mehrere Redner haben die Mängel des jetzigen Zustandes anerkannt, wollten aber abwarten, wie sich die Novelle bewährt. Eine derartige Gesetzesmacherei begreife ich nicht. Wenn man anerkennt, daß die Ortsarmenverbände nicht leistungs
Notizen.
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dant
Wie wenig geistige
―r.
nach dem Höheren! Der mächtige und teuffische Don Salluste be- sich der gemeinsamen Stammeszüge freut. Heute sind wir der Stiefbruder. dem preußischen System lauscht seinen Diener, wie dieser einem Freunde seine geheime Leidenschaft bekennt und beschließt, da er sich von der Königin be- Fühlung haben wir doch mit Holland . Das Bürgertum scheint das leidigt glaubt, Ruh- Blas als Werkzeug feiner Rache gegen fie zu nicht zu fühlen und erst die Arbeiterklasse wird berufen fein, auch brauchen. Die edle Fürstin soll entehrt werden, dadurch, die germanischen Völler wieder einander näher zu bringen zum daß der Lakai ihr Liebster wird und alles Boll davon lebendigen Austausch ihrer Kulturgüter. Das holländifche Gastspiel Neues fönigliches Operntheater. Gastspiel von erfährt. Darum läßt er den nichts Ahnenden soll uns so als ein Vorbote fünftiger Tage willkommmen sein. ablige Mounet Sully ( Ruh- Blas von Victor Hugo ). Ein im Programmheft der Tournee abgedrucktes Feuilleton des verstorbenen Kleidung anlegen und führt ihn am Hofe als seinen jungen, hochDurch diesen Titel den anderen Bariser Kritikers Sarcey erzählt enthusiastisch von dem Triumphe, gleichgestellt, gewinnt der Niedriggeborene nicht nur die ersehnte geborenen Anverwandten ein. den Sully 1872 in seiner ersten großen Rolle im" Polyeuct" er- Liebesgunst, sondern erklimmt sofort auch alle Ehrenstaffeln bis zum rungen. Unwiderstehlich habe der Darsteller, durch den intimen - Theaterchronit. Das holländische Gastspiel wiederholt Rontalt mit den Zuschauern zur höchsten Kraftentfaltung angestachelt, Donnerworten die habsüchtigen, bestochenen Räte auseinander. Da am Donnerstag im Hebbel- Theater Heijermanns'.Hoffnung Herzog. Er wird der wirkliche Regent des Landes und treibt mit das Publikum fortgerissen. Schon seine bloße Erscheinung, sein tritt in dem Momente seiner höchsten Macht Salluste, aus einer auf Segen". Organ erregten Bewunderung. In rafchem Aufstieg sei er dann der scheinbaren Verbannung zurückgefehrt, plötzlich vor ihn hin und droht, Hoftapellmeister werden ist nicht schwer, glänzendste Heldendarsteller in der französischen Tragödie, ein meister Buy- Blas zu entlarven, wenn er nicht die Königin dazu bewege, mit wenn man gute Protektion hat. Einen sehr charakteristischen Beitrag licher Interpret von Shakespeares Hamlet , Sophokles ' Dedipus geworden. Heute läßt sich die Größe jener Erfolge nur schwer verstehen. Die ihm, dem Lalaien, zu entfliehen. Ein tadelloses tragisches Verhängnis, aur abfolutistischen Kunstpolitit in Preußen weiß die„ Augsburger Neigung zu feierlicher Bose, zu rhetorischer, den Rhythmus der Verse aus dessen Seelenqualen dem Helden, nachdem er den Verruchten Abendztg." zu berichten. Nachdem Weingartner diesen Winter plögin fingendem Tonfall wiedergebenden Deflantation, die Sully in umgebracht, fein anderer Ausweg als der Selbstmord bleibt! Die lich die Leitung der Berliner Sinfoniekonzerte wegen der ihm widerUebereinstimmung mit den klassischen Traditionen des französischen Königin aber haucht an seiner Leiche, sie werde ihn immer lieben, fahrenen echt preußischen Behandlung niedergelegt hatte, trat an die auch wenn er ein Lakai gewesen. Der Gipfelpunkt im Spiele Spitze dieser Konzerte ein gänzlich unbekannter Herr Laugs aus Theaters eignet, erscheinen auf einer deutschen Bühne, nun nach den Mounet- Sullys war jene Rede vor den Granden, wo der Strom des Hagen . Wie sich jetzt herausstellt, hatte dieser Herr das Glück und Umwandlungen, die unsere Schauspielkunst unter dem Einfluß des Bornes breit und mächtig rauscht. In dem Ensemble bewiesen das Verdienst gehabt, im Hause Krupp in Gegenwart des Kaifers Naturalismus erfahren, fremdartiger als je, und die Jahrzehnte Jeanne Remy als Königin, die Herren Teste und Bolny als einen Arbeiterchor zu dirigieren. Dazu kam noch eine persönliche werden an den Mitteln des Künstlers, so hell und start auch jetzt Don Salluste und Cäsar gute Schulung. dt. Empfehlung der Frau Krupp. Sobald nun in Berlin ein Platz frei noch sein Organ im Affekt erflingt, nicht spurlos vorübergegangen sein. Man hörte ihn respektvoll an, doch etwas Zündendes, etwas das widerhall in dem Gefühle wachrief, ging nicht
bon ihm aus.
Sturm
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02
Das holländische Gastspiel im Sebbel- beater war, tauchte Herr Langs auf. Die Mitglieder der königl. Kapelle Das holländische Gastspiel im Sebbel- Theater waren gar nicht gefragt worden. Wozu auch. Zum Protest beriefen führte uns am Dienstag wieder ein Schauspiel des im Auslande fie aber zwischendurch den Generalmusikdirektor Schuch aus Dresden am meisten bekannt gewordenen holländischen Dramatikers bor: und übertrugen dann, um den ihnen aufgenötigten Kapellmeister Freilich war auch das Wert, in welchem er an seinem zweiten Heijermans allerseelen". Das auch in deutscher Sprache von Krupps Gnaden ganz los zu werden, die Gesamtleitung der Gastspielabend auftrat, der Nuy- Blas, recht wenig dazu angetan, bereits aufgeführte Tendenzstück, in dem der Kampf um die Welt- Sinfoniekonzerte auf Richard Strauß. cine wärmere Temperatur der Anteilnahme aufkommen zu lassen. anschauung zwischen einem orthodoren Kirchengläubigen, einem tole- Die gerächte Hostie. Dem Wiener Professor Die Stücke Victor Hugos , der in den dreißiger Jahren des vorigen ranten, warmherzigen Christen und einer freien, in Not und Unglück Jahrhunderts als Haupt der jungen, romanischen Schule Frankreichs aufgeklärten Frau geführt wird, fesselte und zwang zum starren Mit- elbogen war, wie hier zu lesen stand, im llebermaße seines im Namen der Natur, der Leidenschaft, der Phantasie und der erleben durch eine wahrhaft vollendete Darstellung. Auch wer nicht Eifers, dem Papste nahe zu kommen, ein Abenteuer mit einer Hoftie Empfindung wider den Konventionalismus der flaffischen Tragödie holländisch verstand, vermochte den rein menschlichen Wesenstern der augestoßen, das sehr ergößlich schien und einem Gittenschilderer dankbaren Stoff bot. Der papstsüchtige Jude war nicht minder lief, nehmen sich jetzt nicht weniger konventionell Vorgänge voll auf sich wirken zu lassen. die fich in Protesten als jene klassik aus. Die Phantasie, die sich in diesen In diesem schlicht und einfach Menschlichen sind die holländischen grotest wie die Gegenseite, Dramen zeigt, ist keine, die, ruhig in den Gegenstand versenkt, Künstler Meister, sie beseelen, sie jezen in warmes Leben um selbst, des verabscheuenswerten Vorfalles, in Loyalitätstundgebungen den Vatikan und die Hoftien nicht genug tun konnte. aus ihm ein Schicksal herausspinnt, das eine Illusion von innerer was leicht zu Pathos und Rethorit verführen könnte. Nach dem für Notwendigkeit erzeugen tann, sie jagt nur allerhand seltsamen zweiten Afte, in dem die große Lebensbeichte der vom törichten Die Römer hatten über die ganze Sache gelacht, und selbst fontrastreich überraschenden Kombinationen nach, um das so Erraffte Fanatismus zur Sünderin gestempelten Frau ergriff und rührte das Vatikansblatt hatte sich schließlich ganz beruhigt. Nur in Wien init Spürsinn für den augenblicklichen Effekt zum flüchtigen Schein( Wilhelmina b. d. Horst) und die milde Menschlichkeit des Pfarrers wurde noch immer ein sehr verdächtiger Eifer für den Katholizismus zur Schau gestellt. eines Bufammenhanges zu verknüpfent. Wie bei dem abgezirkelten echt und eindringlich wirkte( Alexander o ft), ericholl einmütiger dem doch niemand etwas getan hatte Menuettschritte der flassischen Figuren spürt man im bunten Durch- und lauter Beifall. Die feine Durcharbeitung einer forgfältigen Das Professorentollegium der Exportakademie tat furchtbar entrüstet einander der romantisch aufgepuzten immer den Drahtzieher, der Regie zeigte sich im ganzen Spiel, auch in den fleineren Rollen, die und inszenierte gleichzeitig mit der jüdischen Kultusgemeinde eine ganz unmotivierte Sympathiekundgebung für den durch nichts bes die Bewegung seiner Buppen leuft. überaus lebenswahr herausfamen. Ruy- Blas spielt gleich Hugos berühmter, um sieben Jahre Selbst der Fanatiker( A. v. d. Sorst) war noch ein Mensch. drohten Papismus. Und mum tommt ein Nachspiel, das die jüngerer Hernani in Spanien . Sein Held ist ein Latai, der Eine töftliche Figur bot Jan Musch als Sister, von Schallhaftem Romödie grotest genug schließt. Prof. Feilbogen wird penfioniert! ausgestattet mit allen Gaben der Natur, die von Rechts wegen Humor war die kleine Partie des Frl. de Boer umspielt. Alles in Weil seine Schwägerin nicht mit Hostien unzugehen wußte. Num den Herrscher zieren müßten, sich in die reizende Gemahlin des dieser Aufführung war ausgeglichen und im Ton wie ein gutes hat das alte Sprichwort doch eine neue Lesart erhalten: Wer vom Bapste ist, wird pensioniert. Falls er aus Wien stammt, wo man trottelhaften Königs verliebt hat ein Symbol, wie der Dichter holländisches Gemälde. tomisch tiefsinnig im Vorworte bemerkt, für das von einer maßlos Das deutsche Volt tönnte der große Bruder der fleineren fatholischer ist als in Rom. torrumpierten Aristokratentaste ausgesaugte Bolt und feine Sehnsucht germanischen Wölfer sein, der ihre Eigenart achtet und vfleat und
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