der Herr Pastor alS„einfältig" bczeichnelc. In der Urteils-begründung sagte das Gericht, daß der Pastor sehr wohl eineKündigungsfrist hätte einhalten können, er sei zweifellos zu weitgegangen. JndeS habe der Angeklagte die Grenzen der Kritik über-schritten.Hus Induftne und Handel.Die Lage der Textilindustrie.Die Chemnitzer Textilindustrie hat, wie ein Bericht des„Manufakturist" ausführt, im Zusammenhange mit dem Nach-lassen der Preise für Wollgarne und seidene Gespinnste eineweitere Verschlechterung erfahren. Jede Verspätung der Liefer»zeit wird zur Annullierung der betreffenden Bestellung aus-genutzt. Die überseeischen Kunden senden massenhaft Gegenordersund auch der Bedarf der europäischen Märkte ist minimal. Diesführte zu weiterer Vermehrung der Lagerbestände und zuweiterem Sinken der Preise. Am meisten hat hierunter dieChemnitzer Strumpfwarenbranche zu leiden; aber auch Phantasie,waren, Petonetwaren, gestickte Genres und Jacquardwaren hobenunausgesetzt Rückgänge im Preise zu verzeichnen. Hierbei wirktin bedeutendem Maße die neuerliche Verschlechterung des Seiden-Marktes mit, zum Teil auch das Fallen der Löhne. Sehrungünstig hat der Preisrückgang auf dem Wollmarkte das Herbst-geschäft m Strumpfwaren beeinfluht. Etwas besser ist der Be-schäftigungsgrad in der Stoffhandschuhbranche, die aber auchunter dem Preisrückgange für ihre in teuerer Zeit hergestelltenVorräte leidet. Nur in Ringwoods, deren Produktion nicht sehrumfangreich ist, gehen die Bestellungen noch ziemlich gut ein,und auch für einige Spezialartikel, besonders für Lederimitations.Handschuhe, ist noch ein größeres Interesse vorhanden. Die Be-schäftigung der Trikotagenbranche läßt gleichfalls zu wünschenübrig; nur Filetwaren, Korsettschoner und Sportartikel gehenbesser. Ziemlich gut geht es der Tüllfabrikation.Ueber die Lage der Baumwoll- und Buckskinfabrikation teiltein gleichzeitiger Bericht aus M.-Gladbach mit: Trotz der mitden günstigen Witterungsverhältnissen zusammenhängendenbesseren Beschäftigung des Detailhandels hat die Fabrikation dergenannten Waren, die insbesondere unter dem niedrigen Preis-stände des Rohstoffes leidet, wenig zu tun, da Detaillisten undGrossisten vom Jahre 1907 her noch größere Vorräte haben, die sieerst absetzen wollen, bis sie sich zu weiteren Bestellungen ent-schließen. Die Baumwollspinnereien ermäßigten die Preise um4 Pf. pro Pfund. Doch haben sie auf Grund älterer Verträgenoch für mehrere Monate reichlich zu tun. Nach wie vor un-befriedigend blieb die Lage in den Baumwollweißwcbereien, fernerfür die Fabriken von Biber- und Kalmukware. Die Nessel«Webereien haben zwar von früher noch genügende Auftragbestände,aber neue Bestellungen gehen nur schleppend ein. Weit un«günstiger ist die Lage der Buntwebereien, was sich auch in weiterenBetriebseinschränkungen ausdrückt. Etwas bessere Nachfrage be-steht nur für Hemdenflanelle und Hosenzeuge, hingegen sehrschlechte Nachfrage nach Schlafdecken und Bettüchern. Iln-befriedigend ist noch immer der Geschäftegang in BuckSskin-,Kammgarn- und Cheviotstoffen, was speziell in bezug auf ersterezu weiteren Betriebseinschränkungen geführt hat.Die Bergwerke und die Montanindustrie im ReichSlande. ImJahre 1907 standen in Elsaß-Lothringen S7 Eisenerzbergwerke undl l Hochofenwerke mit SS Hochöfen. 4S Eisengießereien. S Schweiß«risenwerke und 8 Flußeisenwerke im Betrieb. Diese Werke erzeugtenin Tonnen: an Eisenerzen 14 107 517, an sonstigen Erzen 1S19, anRoheisen 2 Sil 588, an Schweißeisen 88 625, am Flußeisen 1 104 136,an Eisengußwaren 87 816. Der Hauptabsatz der Menerzbergwerkeist bei den Hüttenwerken in Elsaß-Lothringen(7 689 896 Tonnen—54,07 Pro,.), aber auch in das Saargebiet und nach Rbein-land-Westfalen werden gewaltige Mengen Eisenerze geliefert<2197235Tonnen---> 16.58 Prozent und 2 227 872 Tonnen---- 15,80 Prozent).die übrigen Mengen gehen nach Luxemburg(1229 715 Tonnen— 8,72 Prozent), Frankreich(600 751 Tonnen) und Belgien(207 880Tonnens.Steinkohlenbergwerke wurden drei betrieben mit einer Produktionvon 2 194 279 Tonnen. In sechs Bitumenbergwerken wurden 25 994Tonnen Erdöl und 6318 Tonnen Asphalt gefördert. 17 Steinsalz-und Solquellenbergwerke lieferten 68 003 Tonnen Siedesalz. In30 unterirdischen Kalksteinbrnchen und Gipsgruben wurden 104 123Tonnen Kalksteine und 60 893 Tonnen Gips gegraben.Die bergbaulichen Betriebe zählten im Jahre 1907 durchschnitt-lich 25 585 Arbeiter gegen 23 896 im Jahre 1906. In den Eisenbültenwerken wurden im Durchschnitt 23 850 Arbeiter beschäftigt gegen21373 im Vorjahre.Die Nordseehäfen de» Festlandes, von den drei hauptsächlichmit einander in Wettbewerb stehenden Häfen des Festlandes, Ham-bürg, Antwerpen, Rotterdam, steht Hamburg nach wie vor in bezugauf den Schiffsverkehr an erster Stelle. Selbst in Anbetracht derzurzeit recht ungünstigen Lage der Schiffahrt weisen die Werte fürdas erste Vierleljahr 1908 gegenüber dem gleichen Zeitraum desvorigen Jahres noch einen beträchtlichen Fortschritt auf, während dieVerkehrsziffern von Antwerpen und Rotterdam zurückgegangen sind.Die nackstebcnde kleine Zusammenstellung gibt eine Uebersicht überden Schiffahrtsverkehr in den ersten Vierteln der Jahre 1907 und 1908.1907 1908Schiffe Tonnen Schiffe TonnenProzentwahlrecht bewilligen wollte. Man könnke ja„das deutscheVolk in 400 Wahlkreise für Männer und 100 Wahlkreise fürFrauen einteilen, so daß dann im Reichstage unter 400 Männern100 Frauen sitzen würden". Auch könnte das Wahlrecht derErauen ruhen, wenn sie verheiratet sind. Mit Ingrimm und!rechtigtem Neid verwiesen einige Nednerinnen demgegenüberauf die so grundverschiedene Stellung der Frauen in der sozial»demokratischen Partei, die Schulter an Schulter mit den Männernkämpfen. Die freisinnigen Wortführerinnen verstiegen sich sogarzu der Drohung, daß der Mangel an tatkräftiger Unterstützungbei den Liberalen, die„auch in der Frauenfrage den richtigenZeitpunkt verpaßt hätten", ihre bisherigen Parteigängerinncn indas Lager der Sozialdemokratie treiben könnte. Trotzdem erklärteNaumann in seiner Schlußrede unter dem Beifall seiner Partei-genossen:„Es wäre ein Fehler, die preußische Landtagswahl-bcwcgung zu verquicken mit der Forderung des Frauenwohlrechts".Die Frauen sollten erst mithelfen, den Männern das Reichstags-Wahlrecht für den Landtag zu erkämpfen.— So tritt der Freisinnfür das gleiche Bürgerrecht der Frau ein? Nur ja keine Störungseiner staatsmännischen Zirkel! Wie im Hause, so will er auchin der Politik„sei Ruh' hab'n".Das war für viele— nicht für alle— unter den Frauen-rcchtlcrinnen eine bittere Pille, die ihnen noch dazu ihr Held undAbgott Naumann zu schlucken gab. Aber sie werden sie hinunter-würgen. Und wie sie bisher— von ihrem Klasseninteressegeschoben— dem Freisinn trotz seiner erbärmlichen Schwäche treueGefolgschaft geleistet, so werden sie auch in Zukunft unentwegthinter seinem Leichnam einhcrwallen; seit der FrankfurterTagung hat der Liberalismus auch das letzte Restchen von demo-kratischem Geiste aufgegeben.—Bom romische» Frauenkongreß.Auf dem in Rom tagenden Frauenkongreß kam es nach einemTelegramm des„T. B." zu stürmischen Szenen. Den Anlaß dazugab die Forderung, den Religionsunterricht aus der Volksschulezu entfernen. Als die Präsidentin sich weigerte, den Antrag zurAbstimmung zu bringen, entstand ein wüster Tumult. In einerspäter stattgefundencn Plenarsitzung wurde dann der Antrag mitgroßem Enthusiasmus angenommen.—''inHamburgAntwerpenRotterdam3265 2 616 2911553 2 337 6932083 2179 6223621 2 860 4401452 2 200 0851936 2 006 716Die United States Steel Corporation erklärte eine Quartalsdividende von% Proz. für die Stammaktien und von 1% Proz.für die Vorzugsaktien gegen% bezw. 1% Proz. für das ersteund letzte Quartal des Vorjahres. Die Nettocinnahmen stellensich nach Abzug der gewöhnlichen Betriebskosten für das am31. März 1908 beendete erste Quartal auf 18299000 Dollarsgegen 39 122 492 Dollars für den entsprechenden Zeitraum desVorjahres und 32 553 995 Dollars für das vierte Quartal 1907.Demnach beträgt die Abnahme gegen das erste Quartal 1907 un-gefähr 20 823 000 Dollars. Der Ueberschuß des ersten Vierteljahrsbeläuft sich auf 8000 Dollars, gleich einer Abnahme von 3 677 000Dollars gegen das gleiche Quartal des Vorjahres. Der Auftrags-bestand betrug Ende März 1908 3 765 000 Tonnen gegen 8 043 858Tonnen am entsprechenden Termin des Borjahres und 4 624 553Tonnen Ende Dezember 1907, weist daher gegen das gleicheQuartal des Vorjahres eine Abnahme von zirka 4 279 000 Tonnenauf.Hub der f rauenbewegung*Liberalismus und Franeufrage.Der.Frankfurter Parteitag der freisinnigen Vereinigung hatsich— mehr der Not gehorchend als dem eigenen Triebe— imVorübergehen auch mit der Frauenfrage beschäftigt. Die liberalenDamen hatten wohl auf eine gründliche Erörterung ihrer Forde-rungen gerechnet, muhten sick' aber mit bestenfalls ziemlich lauenund nichtssagenden Sympathieerklärungen abspeisen lassen. Einevcn der Referentin, Fräulein Else LüderS, eingebrachte Resolutionforderte Heranziehung der Frauen zu allen kommunalen VeQVertretung in Staat und Gemeinde. Diese Resolution fand>einigen Zusätzen auch Annahme. Aber was die Debatte, soweitsie von den freisinnigen Mannen bestritten ivurde, an Philister-iveishcit zutage förderte, war derart, daß es den mehr ooerweniger schüchternen Protest des wahrlich nicht verwöhntengrauentrüppchens herausfordern mußte. Als ErzPhilister ent-puppte sich schon der Korreferent, Pfarrer Dr. Lehmann, der diePolitik für Männersacke erklärte- trotzdem aber den Frauen einSoziales.Wie Arbeiter seßhaft gemacht werden.DaS Hallesche Kohlenwerk, eine größere Grubengesellschaft,zeichnet sich durch niedrige Löhne aus. Infolgedessen erhält eSdafür nicht genügend Arbeiter und muß auswärtige Kräfte her-locken. Auf ein Gesuch nach Bergleuten in auswärtigen Zeitungenmeldeten sich die Bergarbeiter Wilhelm Buhle und Ernst Buhle,beides Familienväter aus Calbe a. S. Es wurde den beidenArbeitern mitgeteilt, daß sie pro Schicht„5.30 M. und darüber" ver-dienen könnten und daß das Werk auch geneigt sei, Wohnungen für dieFamilien zu besorgen. Die Gesellschaft verpflichtete sich auch. Umzugs-kosten sofort nach Ankunft der Familie zu ersetze», wenndie Bergleute unter Bürgschaftsleistung sich verpflichteten,mindestens ein Jahr im Kohlenwerk zu arbeiten. Die Ge«brüder Buhle gingen darauf ein und verkauften an die sEe-sellschaft— so verlangt eS der raffiniert ausgeklügelte Kontrakt—ihre Möbel, die dadurch in das Eigentumsrecht der Gesellschaft über-gingen. Die Gesellschaft bezahlte dafür die WohnungSmiete fürbeide Familien in Beträgen von je 156 M., gestattete den Bergleuten jedoch gnädigst daS Benutzen der Möbel. Die Berg-leute konnten sogar daS Eigentumsrecht an„ihren, der Gesellschaftverkauften" Möbeln wieder erwerben, wenn sie wöchentlich darauf3 M. abzahlten. Did nach Zelle Gelockten waren töricht genug,auf den FesselungSkontrakt einzugehen. Nachdem sie hier einigeWochen gearbeitet hatten, behaupteten sie, unter Täuschungen hierhergelockt worden zu sein, da sie das nicht verdienten, toasihnen versprochen worden war. Sie zogen mit ihren Familienwieder ab und erhielten auf Anzeige der Gesellschaft eine Anklagewegen Unterschlagung, weil sie sich„ihre der Gesell-schaft gehörigen" Möbel rechtswidrig angeeignet habensollten! DaS Schöffengericht verurteilte am Mittwochdie beiden unglücklichen Familienväter auch zu je fünf MarkGeldstrafe mit der Begründung, daß sie in einer Notlagegehandelt hätten, weil sie als Bergleute in Halle das nichtfanden, was sie gesucht haben. Das merkwürdige Urteil erscheinthaltlos, wenn man erwägt, daß die beiden Bergleute durch einenVertrag gefesselt worden sind, der mindestens gegen alle guten Sittenverstößt. Sollten die beiden Bergleute, die hier das nicht fanden,was ihnen versprochen worden war, ihre Wirtschaft dem Kohlenwerküberlassen und mit ihren Familien auf der Straße kampieren? Zu-treffend wäre eS, nicht die Arbeiter, sondern den Arbeitgeber, undzwar wegen ossenstchtlicher wucherischer Ausbeutung anzuklagen undzu verurteilen. Wird daS Landgericht die Freisprechung der Arbeiieraussprechen und die Akten zur Erhebung der Anklage gegen denArbeitgeber der Staatsanwaltschaft übersenden?VcrmittelungSfreiheit.Unter der Flagge der Sozialistenfrefferei suchen auch die privatenStellenvermittler, denen durch die Gewerkschaftsbewegung einerseitsund die von Gemeinden und Staat in immer höherer Zahl ein-gerichteten Arbeitsnachweise, wie auch durch solche der Unternehmerdas Wasser abgegraben wird, im Trüben zu fischen. Sie sind dabeivon einer herzerfrischenden Offenheit und vertreten ihre privatenInteressen in geradezu un— verfrorener Weise. Dieser Tage warder Verband der sächsischen Stellenvermittler in Dresden zusammen-gekommen. Ein Herr Meißner-Dresden sprach von den Stellenvermittlernals von einer„unentbehrlichen Einrichtung", als einem„nützlichenBindeglied zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer". DieserPhraseur schloß mit den üblichen Hochs auf die Fürsten. DerDresdener Verein, dem die von der Kreishauptmannschaft unterHinzuziehung von Vertretern aller Stände betriebene Einrichtungeines paritätischen Arbeitsnachweises besonders schwer im Magenliegt, lag ein Antrag an den Landtag vor. in dem dieser angebetteltwird, gegen die beabsichtigte Unterstützung dieses Arbeitsnachweisesmit 20 000 M. zu stimmen; denn— eS muffe die Befürchtung aus-gesprochen werden, daß sich die Sozialdemokratie einessolchen Nachweises für die Zwecke ihrer Organi-fation bemächtigen würde!— Auch die Konkurrenz derösterreichisch-böhmischen Kollegen paßt den Herren nicht, ebenso wiedie der„wilden", nichtlonzessionierten Vermittler. Sie wollen ebenallen's nur für sich, diese Geschäfts-Patrioten.Zur Landflucht.Eine eigenartige Ursache für eine Massenauswanderung ausRössel in Ostpreußen, enthüllte eine Gerichtsverhandlung, die amSonnabend in Trieft stattfand.Vor einigen Monaten waren in Trieft zwei Frauen, die ausOstpreuße» kamen, eingetroffen, und hatten in dem kleinen DorfeSan Giovanni, das etwa 9L Stunde von Trieft entfernt liegt, sicheine Wohnung genommen. Beide verdienten sich als Näherinnenihren Lebensunterhalt, waren sehr religiös und besuchten jedenTag die Kirche. Die ältere der beiden Frauen hatte in ihremZimmer einen Altar mit Statuen der heiligen Maria und ver-schiedener anderer Heiligen errichtet, und bald wurde im Orte be-kannt, daß dort jeden Donnerstag die heilige Maria sichtbar sichzeige, umgeben von einem leuchtenden Scheine. Beide Frauenstammen aus Hohenfeld in Ostpreußen und hatten zuletzt in Rösselül Ostpreußen gewohnt. Die ältere heißt Justina Dargel, diejüngere Katharina Alfinger. Der Dargel, die gegenwärtig 47 Jahrealt ist. angeblich bereits als sie fünf Jahre alt»par- die heilig«Maria zum ersten Male erschienen. Sie mächte damals ihrerMutter und auch dein Pfarrer hiervon Mitteilung. Während derPfarrer der ganzen Sache skeptisch gegenüberstand und sich daraufbeschränkte, die Kleine zu ermahnen, fromm zu bleiben, fördertedie Mutter die mystischen Tendenzen ihres Ltindes, und so setztesich in der Dargel die fixe Idee fest, daß sie die Auserwählte Gottesund der heiligen Maria sei. Mit zwanzig Jahren übersiedelte dieDargcl von Sohenfeld nach Rössel. Bald wurde auch hier erzählt,daß ihr die Mutter Gottes bisweilen erscheine Der Pfarrer vonRössel, der die Dargel für geistig nicht normal hielt, erklärte rund-heraus, daß er an diese Erscheinungen nicht glaube, sein Koopera-tor, namens Rcddig, war jedoch anderer Meinung. Zwischen demPfarrer und dem Kooperator entstanden daher ernste Differenzen,nird schließlich kam es eines TageS zwischen beiden während einerkirchlichen Handlung, in Gegenwart vieler Andächtiger zu einemheftigen Konflikt. Die Diözesanbehörde sah sich zur Jnter-vention gezwungen: der Kooperator wurde zeitweiligg divinis suspendiert. Der Dargcl hatte diese Affäre den Aufent-halt in Rössel verleidet; sie beschloß, auszuwandern und wendetesich nach Trieft. Bevor sie jedoch Rössel verließ, hatte sie neuerlicheVisionen, auf Grund deren sie prophezeite, daß in ganz kurzerZeit ein furchtbarer Krieg zwischen Deutschland und Rußland aus-brechen werde. Das russische Heer werde in Ostpreußen eindringenund das ganze Land total verwüsten. Und nicht genug an dem:was an Menschen hierbei übrig bleibe, das werde durch eine furcht-bare Seuche dahingerafft werden, die bald danach ausbrechen werde.Diese Prophezeiungen übten eine ungeahnte Wirkung. Insgesamtetwa hundert Leute aus Rössel und Umgebung hatten nichtsEiligeres zu tun, als schleunigst ihr Hab und Gnt zu Gelde zumachen und gemeinsam mit der Seherin nach Trieft auszuwandern,um den Schrecken des angekündigten Krieges und der drohendenSeuche zu entgehen. Angstvoll erwarteten sie in Trieft tagtäglichvergeblich die Nachricht vom Ausbruch des furchtbaren Kriegeszwischen Deutschland und Ruhland. Als nach mehreren Wochenihre Barmittel zu Ende gingen, gerieten sie in bittere Not, da sieder Landessprache unkundig und für die Arbeiten im Hafen nichttauglich waren. Ein Teil fand schließlich als Feldarbeiter in JstrienBeschäftigung, ein Teil ging nach Kärnthcn. Das Nichteintreffender Prophezeiungen hatte jedoch die Leute in ihrer Begeisterungfür die„Seherin" merklich abgekühlt und schließlich erstatteten so-gar einige gegen die Dargel die Bctrugsanzeige. Sie beschuldigtensie, daß sie ihnen Geld herausgelockt habe. Bei der Gerichtsverhand-lung gab die Dargel zu, daß sie wohl hier und da ein kleines Geld-gescheut von einzelnen Leuten erhalten habe, doch bestätigten diese,daß die„Seherin" niemals Geld von ihnen verlangt habe, daß dieGaben durchaus freiwillige waren und daß außerdem die Dargeldie Geldspenden jedesmal für wohltätige Zwecke verwendete undnicht für sich. Da außerdem die Psychiater die Angeklagte als einehysterische Person bezeichneten, die in gutem Glauben handele,wenn sie erzähle, daß ihr die heilige Maria erschienen sei, zog derStaatsanwalt die Anklage zurück- worauf die Angeklagte frei-gesprochen wurde.Wäre die Massenauswanderung möglich gewesen, wenn dieAgrarier Deutschlands nicht mit Macht für Erhaltung der Dumm-heit des Volks Sorge trügen?Clngegangene vruckfcdrlften.ReelamS Universal-Bibliotbek. Nr. 4931. Sophie JunghanS.Wisel.— Das Gelübde. Zwei Novellen.— 4382. Opernbücher 62. Band.Otto Nicolai, Die lustigen Weiber von Windsor. Lustspiel, gedichtet vonHermann S. Moscnthal. Herausgegeben und eingeleitet von Georg RichardKruse.— 4VS3. Ernst Ritter von DombrowSki, Grüne Brüche. Skizzenau« dem Jägerleb cn. Geb. 60 Ps.- 4234-4386. Friedrich AugustWolfs Prolegomena zu Homer. In» Deutsche übertragen von Pros. Dr.Hermann Muchau. Geb. 1 M.— 4987. Rudolf Lothar, Das Andere.Ein Akt. Regie- und Soufflierbuch nach der Aufsührung am Hosburg.Theater in Wien.— 4988. Bismarcks Humor. Heitere» aus dem Lebenund Wirken des Altreichskanzlers. Zusammengestellt von Alfted Gottwald.Verlag Ph. Reclam in Leipzig.Gewerkschaftsbeweauna und Altoholfrage. Von R. Wissell, Ar«beiterselretär. Pceis 19 Ps. In Partien billiger. Verlag Deutscher Ar«beiter-Absti»entcn-Bund, Johannes Michaelis, Berlin O. 17, Langestr. 11.7. Jahresbericht der Dresdener VoltZ-Sing-Akademte. 12 Seiten.Selbstverlag in Dresden.Lriekkatten der Redaktion.Dt« InriftilAe Sprechstunde finde» Lindenftraße Nr. 8, zweiterHof, dritter Eingang, vier Treppen, NW" Fahrstuhl-MEwochenliiglich abends von 7Vi bi» O'/i Uhr statt. Geöffnet 7 UhrSonnabends beginnt die Sprechstunde om ff Uhr. Jeder Anfrage ist einBuchstabe und eine Zahl al? wlerkzeichen beizufügen. Briefliche Antwortwird nicht erteil». Eilige Fragen trage»an in der Sprechstunde vor.W. R. 100. Der Magistrat ist zuständig.— Juvalidenverstcherung,Schiffer. Ein Anspruch aus Rückzahlung ist nicht gerechtfertigt.— Kant.1. Keine. Zu den neueren gehört Ed. Engel, Geschichte der deutschenLiteratur(2 Bände 12 M.). 2. Mehrings Geschichte tostet gebunden in4 Bänden 29 M.— Zu beziehen durch die Buchhandlung Vorwärts.— H. D..14. Ja.— G. T.>14. Eine Klage hätte leider keine Aus«ficht aus Ersvlg. Sie könnten lediglich ernstlich Erfüllung de» Versprechen»verlangen oder sollten den Bruch aussprechen.— W. V. 9. Grundsätzlichlehnen wir die Empsehlmig bestimmter Firmen ab.— R. R. 47.. Diegerichtlichen Depotzinsen betragen 2 Prozent:— P. 83. 1. Sech» Wochen.2. Ja.— Steuer 1«4. Die Reklamation hätte keine Aussicht aus Erfolg,well ein solcher Abzug dem Gesetz widerspräche.— O. H. 14. Nein.—Amtlicher Marktbericht der städtischen Markthallen-Direktlon überden Großhandel in den Zentral-Markthallen. Marktlage: Fleisch:Zusuhr schwach, Geschäst still, Preise unverändert. Wild: Zusubr sehrknapp, Geschäft rege, Preise fest. Geflügel: Zusuhr gering, Geschäftlebhast, Preise hoch. Fische: Zusuhr ziemlich genügend, Geschäst rege,Preise besrledigcnd. Butter und Kasc: Geschäst ruhig, Preise un-verändert. Geniüse, Ob st und Südfrüchte: Zufuhr zum Teilsehr knapp, Geschäft ruhig, Preise mehrfach anziehend.WasserstandS-Nachrichte»der Landesanstalt für Gewässerkunde. milgeleÄ vo«Berliner Wetterbureau.WasserstandM- m e l, TUfltP r e g c l. JnsterburgWeichsel, ThornOder, Ratibor» Krassen, FrankfurtWarthe, Schrimm, LandSbergNetze, VordammElbe, Leltmeritz, Dresden, Barbh, Magdeburgam28. 4.om415135274292217228981267635-63253213seit27.4.omy—17—64-24-16-14-8— 64-1—5_ 2— 1—8-SWasserstandSaale, GrochlitzHavel, Spandau 1. Rathenow')Spree, Spremberg'), BeeSkowWeser, Münden„ MindenRhein, MaximillanSau, Kaub. KölnNeckar, HeilbronnMain, WerlhcimMosel, Trieram28. 4.om1831221791981466716642822124885162seit27. 4.cm');42—14-1-2_ o-264-44-30—70 4- bedeutet Wuchs,— Fall,—•) Unlerptgel.WitterungSstberstcht vom SV. April 1908. morgens 8 Uhr«etatiflitnLS~=i-c 5Iiefi8 eiletSrolnemde 1753NHamburg 759 WNWBerlin>757 NWFranks.a M.i769WMünchen>761 WWien>759 Still2 Regen2 bedeckt2 heiter3 wolkig6 ball> od.0 Regen» RE t-» IiE**WS:Slastonenv aIi£=■ö sIIHaparanda 1 768NNOPetersburg 761 ONOSeillhAderdeenPart,759 S764 O764 W■(HR4 wölken!2 wolkig4bedelÜ1 wolkig»heiterwoin»UM»79711Wetterprognose für Donnerstag, den 3V. April 1008.Zunächst etwas kühler, vorwiegend wollig mit leichten Rcgensällen undmäßigen westlichen Winden; später vielsach heiter und wieder etwas wärmer,Berliner Wetterbnrran.