der Besonnenheit der Arbeiterschaft ist eS zuzuschreiben, daß eS zu keinem gewalttätigen Auftritt kam. In Magdeburg hat die Maifeier den Umständen angemessen einen befriedigenden Verlauf genommen. Das kann nicht ge- leugnet werden, daß die Zahl der Arbeiter, die den 1. Mai durch Arbcitsruhe begingen, geringer war als in früheren Jahren. Bei ungeachtet war die am Vormittag veranstaltete Versamm- lung im Riesensaale des„Luisenpark ", in der Genosse Psannkuch- Berlin referierte, gut besucht. Nach der Versammlung fand im Garten des Lokals ein Konzert statt, das die Maifeicrnden bis in den späten Nachmittag hinein zu- sammenhielt. Am Abend wurden in den einzelnen Stadtteilen fünf Versammlungen abgehalten, die sich alle eines guten Besuchs erfreuten. Vorträge von Arbeitersängern leiteten die Feiern am Morgen wie am Abend stimmungsvoll ein. Die Polizei hatte sich allem Anscheine nach auf Riesendemonstrationcn vorbereitet. Sie hatte umfangreiche Vorkehrungen getroffen und zahlreiche Beamte auf die Beine gebracht. In einem Auto sausten am Vormittag ein Polizeioffizier und ein Schutzmann kreuz und quer durch die Stadt, offenbar, um den Ort zu entdecken, an dem die Arbeiterbataillone aus der Erde gestampft würden. Die Arbeiter waren aber be- fcnnen genug, um sich dem Polizeisäbel nicht preiszugeben. Sie beschränkten sich darauf, in kleinen Trupps in die Versammlung zu gehen. Daß das unglaubliche Verbot des Anschlags des Mai- Plakats reichen Gesprächsstoff bot und von den Rednern des Tages weidlich ausgenutzt wurde, versteht sich am Rande. Die Magde- burger Polizei hat mit diesem Verbot wieder einmal reiche Lor» beeren gecrntct. Delitzsch . Die Vormittagsversammlung war von 4M Personen besucht. Genosse WeickerS-Halle referierte. Fast alle Betriebe feierten. Besonders die Bauberufe waren stark vertreten. Die Nachmittags- und Abendveranstaltungen waren überfüllt. Dessau . Morgens%9 Uhr fand ein Spaziergang nach Klein- kühnau statt, an dem sich etwa 120 Personen beteiligten. Die Abendveranstaltung im„Dessauer Gesellschaftshaus" war außer- ordentlich stark besucht. Bernburg . An der Morgenversammlung und dem Ausflug nahmen 2S0 Personen, eine größere Zahl als in den Vorjahren, teil, an» Abendkommers 8M Personen. Schlesien . Breslau . Angesichts der hier schon recht scharf einsetzenden Krisis erwartete man kaum eine einigermaßen nennenswerte Be- tciligung an der Arbcitsruhe. Der Morgen des 1. Mai aber hat eine erfreuliche Enttäuschung gebracht. Die Beteiligung war stärker als im vorigen Jahre. In der um g Uhr vormittags un Gcwerkschaftshause abgehaltenen Versammlung waren der große Saal und die Galerien vollständig überfüllt. Außer den Stein- setzern und Rammern beteiligten sich gemäß einem Zahlstellen- beschlusse die organisierten Holzarbeiter geschlossen an der völligen Arbeitsruhe, trotzdem die Unternehmer ebenfalls die Aussperrung bis zum(3. Mai angekündigt haben. Wie am 12. Januar waren wiederum die Zugänge zur inneren Stadt gesperrt, berittene Doppelpatrouillen und solche zu Fuß durchzogen die Straßen, auch Militär soll einem on dit zufolge wieder in Bereitschaft gehalten worden sein. Unsere Genossen taten der Polizei nicht den Ge- fallen, durch die innere Stadt zu ziehen; hier demonstrierten ja die Schutzleute hinreichend. So zog man in losem Zuge durch die Vorstädte.— In neun gewaltigen Versammlungen kamen am Abend die Breslaucr Arbeiter wieder zusammen. In allen Ver- sammlungen, zu denen noch sieben im Breslauer Landkreise kamen, stellten die Redner die preußische Wahlrcchtsfrage in den Vordergrund ihrer Ausführungen. Im schlesischen Eulengcbirge, wo die 51rise gegenwärtig die Arbeiter zwingt, den Schmachtriemen noch enger als sonst zu schnallen, fanden gut besuchte Versammlungen in Oberlangen- bielau, Langenbrelau, Reiche nbach und Peters- Waldau statt. Die Genossen Kühn, Schönwälder, Breiter und Schiller referierten. Im Stcinarbeiterbezirk Striegau ruhte die Arbeit fast vollständig; die Beteiligung an der Nachmittagsfeier war sehr stark. Abends sprach Genosse Fcldmann in außcrordent- lich stark besuchter Versammlung über die Maiforderungen. In Niederschlesien hatte die Arbeitsruhe nicht ganz den Um- fang wie im Vorjahre. In Görlitz feierten die Arbeiter aus der Steinindustrie und einer Pappenfabrik. In P r i e b u s hatten die Tischler zum großen Teil die Arbeit ruhen lassen. Hier wurde auch eine Vormittagsoersammlung abgehalten. Auch in einer Reihe anderer Jndustrieorte feierten die Arbeiter zum Teil durch Ar- beitsruhe. Die Abendversammlungen wiesen aber durchweg einen viel stärkeren Besuch auf wie im Vorjahre. Es tagten Abendver- sammlungen in Görlitz , Penzig , Langenöls , Lauban , Marklissa , Rauscha , Leschwitz Priebus, Sagan, Weißwasser , Muskau und Keula . In allen Versamm- lungen wurde u. a. die Ungerechtigkeit des preußischen Dreiklassen- tvahlrechts scharf kritisiert und.�u starker Beteiligung an den Land- tagswahlcn aufgefordert. Ostpreußen . Trübes, kaltes Nobemberwetter, nasser Erdboden, kein Strauch, kein Baum ist grün, alles andere, nur keine Mailuft weht hier im Osten. Dazu die noch nicht überstandcne Arbeitslosigkeit des Winters. Alles das wirkte in diesem Jahr nicht gerade erhebend auf die Maifcststimmung. Immerhin war in Königsberg die Vormittagsversammlung der Feiernden gut besucht. Stehend hörten die Versammelten, unter denen sich viele Frauen befanden, den Vortrag an. Aehnlich verlief auch eine in Tilsit abgehaltene Vormittagsversammlung. Am nachmittag zeigte wenigstens die Sonne ein freundlicheres Gesicht und lockte die feiernden Genossen mit ihren Familien aus Königsberg hinaus vor die Wälle der Stadt, wo sie dann im Parteilokal bei Konzert, belustigenden Spielen und sonstigen Unter- Haltungen das Maifcst begingen. Am Abend fanden gutbesuchte Versammlungen statt: in Königsberg , Tilsit, M e m e l. Jnsterburg, Lyck und Gumbinnen . Ueberall erweckten die Ausführungen der Redner begeisterte Zustimmung der Massen. Der Gedanke der Maidemonstration wurzelt auch hier im Osten bei einem großen Stamm aufgeklärter Proletarier zu fest, um durch irgendwelche äußerlichen Einwirkungen abgeschwächt zu werden. Nicht vergessen zu erwähnen wollen wir, daß wie all- jährlich, auch in diesem Jahre auf den Gütern unserer Partei- genossen im Ragniter und Lycker Kreise der 1. Mai würdig gefeiert wurde durch Ansprachen der Gutsherren und darauffolgender Festlichkeit. Pommern . Die Feier wies in diesem Jahre in Stettin selbst eine wesentlich bessere Beteiligung auf als früher, während in den Vor- orten ein Fortschritt nicht zu bemerken war. Die beiden Vormittags. Versammlungen waren recht gut besucht, da einige Berufe ziemlich stark unter den Feiernden vertreten waren. Die Arbeit im Hafen r u h t e f a st g ä n z I i ch. Nach den Morgenversammlungen fanden Ausfluge in die Umgebung statt, während nachmittags und abends die üblichen Festlichkeiten veranstaltet wurden. Auch aus der Provinz wird gemeldet, daß in diesem Jahre vre Arbeitsruhe an einzelnen Orten allgemeiner durchgeführt wurde. In K ö s l i n war die Vormittagsversammlung von etwa 500— 600 Personen besucht. Die Maurer und Zimmerer feierten hier vollständig, die Fabrikarbeiter fast zur Hälfte. In P o d e j u ch und Tor e l o w hatten die Feiernden Morgenausflüge ver- anstaltet, wahrend in Greifswald , Wolgast und Star- g a r d gutbesuchte Abendversammlungen stattfanden Westfalen. Die Beteiligung an den Morgender sammlungen für Bochum , Witten , Laer , Wanne, Röhlinghausen und Weitmar war Verantwortlicher Redakteur: Georg Tavidsohn, Berlin . Für der eine gute, litt aber offenbar an dem Darniederliegen des Bau» gewerbes und auch unter dem schlechten Wetter. Die Abend- Versammlungen waren sehr stark besucht. Bielefeld . Früh 7 Uhr fanden sich 4S0— SOO Genossen und Genossinnen zu einem Ausflug zusammen. Der Zug bewegte sich durch einige Straßen der Stadt und gelangte um 9 Uhr ans Ziel. Leider regnete es unaufhörlich, was den Aufenthalt im Freien sehr beeinträchtigte. Abends fanden in Bielefeld und den Vororten neun gutbesuchte Versammlungen, verbunden mit Abend- Unterhaltungen, statt. Die Teilnehmerzahl wird auf 3S00— 4000 geschätzt. Wahlkreis Dortmund-Hörde. Von einer Eünrnriung der Krise war hier nichts zu merken. Im Gegenteil: Die Zahl der durch Arbeitsruhe Feiernden hat wiederum erheblich zuge- nommen. Wohl an IVs Stunden dauerte der Vorbeimarsch des Hauptzuges der Demonstrierenden. Es ist schwer, die Gesamt- zahl der Feiernden festzustellen, doch beträgt sie sicher an 2 5 0 0 0. Der Gedanke der Maifeier hat im Wahlkreise Dortmund -Hördel gleichviel ob in Stadt oder Land, unausrottbar Wurzel gefaßt. Hier wird die Idee vom festen Willen der Arbeiter getragen. Zu bemerken ist namentlich die immer größere Beteiligung der Bergarbeiterschaft: vsele Zechen im Kreise konnten ihren Betrieb nur in sehr beschränktem Maße aufrecht erhalten. Die Demonstration im Kreise gestaltet sich besonders wuchtig durch die Z e n t r a l is a t io n derselben. Dies- mal fand die Feier statt in den eng zusammenliegenden Ort- schaften Barop , Hombruch und E i ch l i ng Hofen, wo in den fünf größten Lokalen Vokal- und Jnstrumentalkonzerte veranstaltet waren. Ntatürlich konnten diese Lokale die Massen nicht fassen und eine größere Zahl kleinerer Lokale mutzte zu Hülfe genommen werden. In den fünf Hauptlokalen wurden nach- mittags Festreden gehalten. Abends fand noch in der Stadt Dortmund eine große Festversammlung statt. Die Dort- m u n d e r Polizei, die in früheren Jahren den Demonstrations- zug zu hindern oder zu sprengen versuchte— natürlich stets erfolglos— scheint Lehre angenommen zu haben; sie ver- ursachte diesmal nicht die geringste Störung, kaum daß sich mal hin und wieder ein Polizist blicken ließ. Hoffentlich sieht man nun ein, daß nicht die Demonstration den Verkehr und die Sicherheit gefährdet, sondern die Gefahr erst ent- steht, wenn die Polizei die Demonstration zu stören versucht. Wahlkreis Hamm -Doeft. An der Morgenvcrsammlung in der Stadt Hamm nahmen 300 Personen, an der Nachmittagsfeier in H e e r en 2000 Personen teil. Die Arbeitsruhe war doppelt so stark wie im Vorjahr. Hagen . Infolge der schlechten Konjunktur war die Beteiligung an der Nachmittagsfeier etwas schwächer als im vorigen Jahre. Die Abendversammlung war dagegen stärker besucht denn sonst. Rheinland . Essen. Am Vormittag fanden 23 Versammlungen statt, die lediglich deshalb in solcher Anzahl arrangiert waren, um der Polizei nicht wiederum Gelegenheit zur Konstruierung eines öffent- lichen Aufzuges und zum Ausstellen von Strafmandaten zu geben. Da die Versammlungen um OM- Uhr, 10 Uhr und 11 Uhr arrangiert waren, so entwickelte sich ein l e b h a st e S Straßenbild, denn die Maifeierteilnehmer gingen von einer Versammlung zur anderen. Das Lokal Maas kante nicht alle Ankommenden fassen. Am Abend fanden Kommerse statt, drei in der Stadt Essen , die übrigen im Landkreise in Borbeck , Caternberg , Kray , S ch o n ne beck und Werden statt. Der Besuch dieser Veran- staltungen, die alle in geräumigen Sälen abgehalten worden waren, gestalteten sich durchweg zu Massenbeteiligungen. Köln . Die Versammlung am Vormittag hatte einen erheblich stärkeren Besuch als die Morgcnversammlungen aller voraus- gegangenen Jahre. Saal und Galerien des Volkshauses waren überfüllt. Es waren weit über 2000 Genossen und Genossinnen erschienen. Die Hauvtrede hielt Parteisekretär B. Müller. Im zweiten Teile seines Bortrages befaßte er sich vorwiegend mit dem Wahlrechtskamps, wobei er besonders den verwesenden Liberalismus gebührend würdigte. Im preußischen Wahlrechts- kämpf werde das Proletariat ganz auf sich angewiesen sein, und darum müsse jeder einzelne Mitkämpfer seinen ganzen Mann in den Dienst der Bewegung stellen, die nur mit der Niederringung der Reaktion enden könne. Es hätte wahrlich nicht der Anfcuerung der Parteigenossen durch die Kölner Polizei bedurft. Aber die Kölner Reprä- scntanten der preußischen Gewalthaber haben ein Uebriges getan: sie haben der Kölner Arbeiterschaft demonstriert, daß wir uns in kaum noch von den Zuständen Rußlands unterscheiden. Die Kölner Polizei hat in früheren Jahren stets die Genehmigung zu einem Maiumzuge verweigert; vor zwei Jahren verbot sie sogar die öffentliche Ankündigung eines zwanglosen Spazierganges. Ohne jede Aufforderung hatten sich im vorigen Jahre nachmittags anderhalb Tausend Genossinnen und Genossen im Volkshause zu- sammengefunden, um aus sich heraus einen Spaziergang nach Deutz zu unternehmen. Auch dies hatte gestern die Polizei ber- hindert: Sie ließ dem Mailomitee mitteilen, daß sie entschlossen sei, mit allen Mitteln, nötigenfalls mit der Waffe, jede Art von gemeinschaftlichem Spaziergang zu verhindern. So trafen sich die Genossinnen und Genossen nachmittags in der„Harmonie" in dem Vororte Ehrenfeld , ohne daß die Polizei Gelegenheit zum „Einschreiten" fand. Abends fanden in Köln und Vororten die üblichen Feiern in zehn Lokalen statt. Alle Säle waren überfüllt. Wie ein Lauf- feuer hatte sich die Kunde von den Drohungen der Polizei ver- breitet. Es herrschte eine unbeschreibliche Erbitterung. Elberfeld -Barmen. Hier wie in der Umgegend ist die Feier von jeher ungünstig beeinflußt worden durch den am 1. Mai statt- findenden allgemeinen Wohnungswechsel. Vormittags um 10 Uhr fanden zwei Versammlungen statt, die zusammen 800 Teilnehmer aufwiesen und nicht so stark besucht Ivarcn, wie im Vorjahre. In der hier vorherrschenden Textilindustrie hat in letzter Zeit die Krise sehr stark eingesetzt; die Folgen sind nicht in erster Linie Arbeiterentlassungen, sondern Arbeitscin- schränkung bis aus zwei Stunden täglich. Das erklärt, daß die Zahl der den ganzen Tag durch Arbeitsruhe Feiernden dies- mal wesentlich geringer als im vorigen Jahre war. Die außer- halb stattfindenden Nachmittagsfeiern litten auch unter der sehr ungünstigen Witterung. Die Abendfestlichkeiten dagegen wiesen einen sehr starken Besuch auf. Die drei Lokale waren überfüllt. Die Stimmung war eine begeisterte und zeigte, daß die Genossen des Wuppertals treu zur Maifeier stehen.— In Velbert bei Elberfeld waren zur Abendfestlichkeit 600 Per- sonen erschienen. Krefeld . Durch Arbeitsruhe feierten in der Hauptsache� nur die Bauarbeiter. Die Textilarbeiter, deren Arbeitszeit auf täglich 6 Stunden reduziert ist, mußten die Entlassung befürchten, wenn sie der Arbeit fernblieben. Besucht war die Vormittagsversammlung, in welcher der Kandidat des Kreises, Genosse Wilh. Reimes, refe- rierte, von zirka 200 Personen. Für die Abhaltung der Abendfestlichkeiten waren zwei große Lokale gewonnen worden, die sich als zu klein erwiesen. Ein Fortschritt gegen das Vorjahr war nicht zu verkennen. Im Solinger Jndustriebezirk fand die Maifeier unter reger Beteiligung statt. Die Arbeit ließen Tausende ruhen. Die Morgen. Versammlung war trotz strömenden Regens von gegen 1000 Personen besucht. Es referierte Frau Äähler-Düsseldorf . Ueberall war die bewaffnete Macht aufgestellt, um„Demonstrationen" zu„der- hindern". Die Abendfeiern in Solingen , Wald, Glips, Gräfrath , H ö h s ch e i d, R i e r t h und Küpper st eeg waren sämtlich gut besucht. Eine Störung ist nirgends vor- gekommen: die Polizei verhielt sich reserviert. Gegen 0000 Per- sonen haben den ganzen Tag gefeiert; ebenso viele nahmen an den Abendfeiern teil.__ Inseratenteil verantw.: Th. Glocke, Berlin . Druck u. Verlag: Vorwärts Wahlkreis Duisburg. Die Feier hatte unter der Ungunst de« Witterung zu leiden, teilweise mag auch wohl die wirtschaftliche Krise eingewirkt haben, so daß die Beteiligung gegen das Vor» jähr etwas zurückblieb. Immerhin waren die Frühvcrsammlungen noch derart besucht, daß von einer Abflachung der Maifeier selbst keine Rede sein kann. In Duisburg waren in der Vor- mittagsversammlung etwa 300 Personen anwesend, an dem Nach- mittagsausfluge beteiligten sich wohl 000 Personen. In M ü l- heim kamen zur Vormittagsversammlung 100 Personen, am Ausfluge waren zirka 200 Personen beteiligt. In der Thyssen- schen Hochburg, dem Mülheimer Vororte Styrum, war die Früh- versanunlung sehr gut besucht. Ueber 300 Personen waren an- wesend. Auch in Stockum und Heißen waren die Per- sammlungen in ähnlicher Weise besucht. Die Abendveranstaltungen waren überall stark besucht. Hat somit auch unter der Ungunst äußerer Verhältnisse die Beteiligung gegen das Vorjahr etwas nachgelassen, so ließ sie im allgemeinen doch erkennen, daß die Arbeiterschaft sich ihre Maifeier nicht mehr nehmen läßt. Remscheid . Bei regnerisch-trübem Wetter nahmen an dem Nachmittagsausflug 000 Personen teil. Gegen 7 Uhr abends de- wegten sich 1800 Straßendemonstranten nach dem Versammlungs- lokal. Trotz geradezu miserablen Wetters ist eine bedeutend stärkere Beteiligung als in den Vorjahren zu verzeichnen. Düsseldorf . Vormittags fanden drei Volksversammlungen statt, von denen zwei überfüllt waren. Die Beteiligung am Nachmittagsausslug war in Anbetracht des schlechten Wetters und des ungünstigen Tages gut. Abends fanden in vier Lokalen in der Stadt und in sechs Lokalen im Landkreis Festlichkeiten stalk, die alle außerordentlich stark besucht waren. Die Zahl der am Tage Feiernden betrug etwa 3000; an den Abendfejtlich, ketten werden zirka 7000 Personen teilgenommen haben. Hessen-Rassa«. In Frankfurt am Main fanden wie in den Vorjahren morgens um 10 Uhr sieben Versammlungen statt; außerdem wurden noch zwei Abcndversammlungen abgehalten. In einigen der Morgenversammlungen war der Besuch ettvas schwächer als in den Vorjahren; das Gewerkschaftshaus als Zentrallokal war überfüllt. Das größte Kontingent der Feiernden stellten wieder die Holzarbeiter und die Metallarbeiter. Im allegemeinen wirkte die rückläufige Konjunktur auf die Arbeitsruhe ungünstig ein. Immerhin waren an 4000—0000 Personen in den sieben Morgen- Versammlungen anwesend. In allen Versammlungen gelangte eine Resolution zur Annahme, in der neben den Maiforderungen des Wahlrechtskampfcs auch der Landtagswahlen in Preußen gedacht wurde. Auch die Referate bewegten sich in demselben Sinne. Einzelne Gewerkschaften, die von Mittag ab feierten, wie die Brauer und die Schuhmacher der Großbetriebe, veranstalteten Mittagsversammlungen für ihre Berufsgenossen. Die Stimmung in allen Versammlungen war eine kampfesfteudige. Cassel. Die Versammlung am Vormittag in der Stadt Cassel war von zirka 1000 Personen besucht; zur Abendfeier hatten sich mehr als 1000 Personen eingesunden. Weitere Ver- sammlungen fanden im Bezirk statt in Nieder-Zwehsen (200 Teilnehmer), Melsungen (200 Besucher), Immen- hausen(100 Besucher) und Holzhausen bei Pyrmont (200 Besucher) statt. Ununterbrochener Reaenfall hat die Ver- anstaltungen erheblich beeinflußt. Sach,cn. Dresden . Die Maifeier verlief unter starker Beteiligung ebenso imposant wie in den früheren Jahren. Am Vormittag fanden acht Versammlungen in großen Sälen statt, die gut besucht waren. Nach 1 Uhr mittags sammelten sich die feiernden Arbeiter auf dem Schützenplatze' vor dem Volkshause. Mehrere Tausend füllten den großen Platz. Nach und nach stellten sich die Massen unter der Leitung der mit weißen Binden kenntlich gemachten Ordner zum Zuge nach dem Lü�eschcn Bade, dem größten Garten- etablissement der sächsischen Hauptstadt. Nach den polizeilichen Anordnungen mußten sich die feiernden Genossen in Abteilungen von 100—200 Mann ausstellen, zwischen denen 100 Meter Zwischenraum eingehalten werden sollte. Jede Abteilung wurde von einigen Ordnern angeführt. Den Zug eröffneten gegen 100 Ar- beiterradsahrer aus zum Teil blumengcschmückten Rädern. Die demonstrierenden Massen bewegten sich den polizeilichen An- Ordnungen gemäß über die Marienbrückc, die Hauptstraße und Lautzener Straße entlang dem Festplatze zu, der nicht alle Fest- teilnehmer fassen konnte. Der Vorbeimarsch des Festzuges daueric über eine Stunde. Es mögen sich 8000— 10 000 Personen daran beteiligt haben.— Am Abend fand in Dresden und der näheren Umgebung in 29 großen Sälen Kommers statt; der Andrang war allenthalben ein sehr starker. Die Auftechterhaltung der Ordnung Überließ die Polizei unseren Genossen. Die Genossen des Dresdener Landkreises unternahmen am Nachmittag einen Maispaziergang mit Musikbegleitung, der unter starker Beteiligung aufs beste verlief. Leipzig . Die Feier ist im Leipziger A g i t a t i o n s- bezirk würdevoll verlaufen. In Leipzig selbst, dem 12. und 13. Reichstagswahlkreis, wurden am Vormittag zunächst fünf all- gemeine, überfüllte Versammlungen abgehalten. Dann zogen die Versammelten in losen Zügen ms Innere der Stadt den: Königsplatz zu, den das Polizeiamt diesmal als Sammelpunkt für den Demonstrationszug nach Stötteritz freigegeben hatte. Waren die Versammlungen von mehr als 80 0 0 Per- sonen besucht, so sammelten sich zum Zuge noch 0000— 6000 Personen an. Um Vsl Uhr ging es vom Königsplatz nach den: Fest- platz in Stötteritz , wo sich schon Hunderte von Demonstranten zuvor ciiigcfunden hatten, um einen Platz in der Halle zu bekommen. Die Zahl der Maidemonstranten mag die in früheren Jahren nicht ganz erreicht haben, aber die Demonstration selbst war eme wuchtige Kundgebung. In den Ortschaften der weiteren Umgebung von Leipzig wurde am Abend eine größere Zahl Versammlungen abgehalten, die sämtlich gut besucht waren. Im 11. und im 14. Kreis tagten 12 Versammlungen am Abend, die zum Teil über- füllt waren. In einigen Orten dieser Kreise wurde der 1. Mai durch Arbeitsruhe gefeiert. Chemnitz . Zum ersten Male hatte die Polizei den Nordplatz als Sammelpunkt freigsgeben. Außerdem hatte sie noch genehmigt. im losen Zuge nach dem Volkshause zu ziehen. Neugierig lugten die Spießer aus den Fenstern, um die Maidemonstranten vorbei- defilieren zu sehen, insgeheim hoffend, es möchten ihrer nicht zu viele sein. Doch sie wurden enttäuscht. Von Jahr zu Jahr mchn sich die Zahl der Feiernden. Diesmal mögen zirka �00 Männer und Frauen an der Demonstration teilgenommen haben. Der große Saal des Volkshauses füllte sich im Nu. doch er konnte die Menge nicht aufnehmen. Zu Hunderten hielten sich die Genossen im Garten und in anderen Räumen auf. Am Abend füllten die Chemnitzer Arbeiter zehn Lokale. Zirka 10 000 Personen waren versammelt. Zwickau . Die Maifeier im Bezirke Zwickau ver- lief in bester Weise. Versammlungen fanden statt in Zwickau . Heinrickisort. Werdau , Crimmitschau , Reichen- bach, Mylau . Treuen , Kirchberg, Plauen , S ch ö n e ck und Klingenthal -Brunndöbra. Sämtliche Versammlungen, namentlich die Vormittagsversammlungen in Zwickau und in Plauen , waren ausgezeichnet besucht und von der besten Stimmung beseelt. Das BormittagLkonzert im „Schillergarten"-Plauen wies einen Massenbesuch auf. Abends fanden in den vorbezcichnetcn Orten und in einer Reihe anderer Orte Kommerse statt, die ebenfalls stark besucht waren. GerSdorf . Die Vormittagsversammlung in GerSdorf war von 300 Personen, meistens Bergarbeitern, besucht. Festredner war Bartels- Chemnitz . (Fortsetzung in der 8. Beilage.)' Buchdruckerei u. Vcrlagsanstalt Paul Singer& Co* Berlin SW.
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