Kr. 103. 25. Zahrgavg.3. KeilU des„Botaiärte" gttliiiw Bollislilall.ZoNtag. 3. Mai 1908.fflaifcier'Bcrkbte.(Fortsetzung auS der 2. Beilage.)Thüringen.Eisenach. Die NachmittagSfeier hatte unter dem Einfluß dessehr schichten Wetters zu leiden. Trotzdem hatten sich gegen 2<X>Personen zum Spaziergang eingefunden. Abends fand die Feier«n zwei Lokalen statt, die beide voll besetzt waren. Genosie Leber»Jena hielt die Festrede, der mit großer Spannung gefolgt wurde.Beide Versammlungen tauschten die herzlichsten Grütze und der-sicherten die unverbrüchliche Wahrung der Interessen der Arbeiter»schast in politischer und wirtschaftlicher Beziehung.Suhl. Die Feier hatte unter der Ungunst der wirtschaftlichenVerhältnisse etwas zu leiden, so daß die Tagesveranstaltungen nichtdie starte Beteiligung aufzuweisen hatten, wie in den früherenJahren. Trotzdem fanden sich nachmittags auf dem„FröhlichenMann'bei Suhl mehrer« hundert Genossen von Goldlauter, Hertels»dach, Albrechts, Heinrichs und Suhl zu einem gemütlichen DisturSzusammen. Die Adendfeier in„Domburgs Ansicht" in Suhl warsehr zahlreich besucht.— In den Orten Heldersbach undGoldlauter war die Beteiligung an der Maifeier den ganzenTag über eine recht gute.Jena. Der Maiseiergedank« hat in Jena nichts an Bedeutungverloren. An der Vormittagsversammlung, die aufdem„Forst" stattfand, beteiligten sich 70V Parteigenossen gegen600 im Vorjahre. Redakteur Genosse Daum ig aus. Halle hreltdas Referat. An dem seit langer Zeit in diesem Jahr« zum eichenMale wieder genehmigten Demonstrationszug durch dieStraßen der Stadt beteiligten sich neben einem Musikchor ohneAusnahme die Arbeiter-, Turn-, Radfahrer» und Gesangvereine,zum Teil mit Fahnen. Der Umzug selbst fand ohne Störung stattund nahm einen großartigen Verlaus. Die Arbeitergesangvereinesangen im Festzug Freiheitslieder. Bei Auslösung des Festzugeswurde ein Hoch auf die internationale, revolutionäre Sozialdemo»kratie ausgebracht. Die Teilnehmerzahl betrug etwa 1000— 1200.Die Adendfeier fand im„Volkshaus" statt und war überfüllt.Die Polizei verhielt sich reserviert.� Die Maifeier in Reuh ö. L. hielt sich trotz der ungünstigenGeschäftslage auf derselben Höhe wie im Vorjahre. Eine großeZahl von Genossinnen und Genossen von Greiz unternahm einenMorgenspazierganz nach dem nahen Gommla. In der Mittags-stunde fand eine Versammlung in Grimms Lokal statt, in welcherStadtverordneter Genosie Hermann K r e n z e l- Leipzig über dieBedeutung des 1. Mai referierte.— In Zeulenroda referierteGenosse W. Leven»Gera in einer Versammlung im Gewerk-schaftShause. Ter Versammlung schloß sich ein Umzug durchd l e Stadt nach dem Schießhause an, woselbst Konzert stattfand.— In den ländlichen Ortsgruppen Pohlitz-Raasdorf,Jrchwitz-Aubachthal, C a f e l w i h- G r o ch l i tz. Herr-mannsgrün. Reudnitz, Rothenthal. Dölau. Sachs-Witz, Kurtschau-Zozhaus- Naitschau fanden Abend»feiern statt, während Gommla und Fraureuty ein geselligesBeisammensein veranstaltet hatten.Gotha. Auch die diesmalige Maifeier kann als wohlgelungenbezeichnet werden, trotzdem die bürgerliche Presse und sonstigenfrohen und kleinen Scharsmacher öffentlich und auch im geheimenehr dagegen agitiert hatten. Sckson früh feierten einige' hundertGenossen und Genossinnen. Um 10 Uhr fand in den Sälen des„VolkshauS zum Mohren" Frühkonzert statt, daS ziemlich gut bc-sucht war und bis 1 Uhr dauerte. Das Nachmittagskonzert. dasum 4 Uhr begann, war noch besser besucht. Gegen Abend warenbeide Säle und Vorräume überfüllt, und auch die unteren Räum«im Vollshaus waren dicht besetzt. Ueberall herrschte große Be-geisterung. Die zündende Festred« des Genossen Bock wurde vonden Anwesenden, die nunmehr einige Tausend betrugen, mit nichtendenwollendem Beifall aufgenommen. In den unteren Räumen,Wo Genosse L e u b e sprach, herrschte dieselbe Stimmung.Erfurt. Die Ersurter Parteigenossen leiteten die Maifeiermit einem Ausflug in die Umgebung ein, an dem sich über 600Personen beteiligten. Die Nachmittags- und Abcudbetciligungwar überaus stark. Vor übersülltem Saale sprach abends im„Tivoli" der ReichstagSkandidat Heinrich Schulz- Berlin.Treffend konnte darauf hingewiesen werden, daß der außerordent-lich starke Besuch der Veranstaltungen daS Gerede der Gegner voneinem Abslauen der Maifeier widerlege. Dann betonte der Re»ferent, daß die diesjährige Maifeier zum ersten Male im Zeicheneines Wahl r e ch t Skampses stehe, nämlich dem Kampfe des preu.ßischen Proletariats zum Sturze des Junkcrregimcnts. Seine Redeklang aus in der Aufforderung, den Wahlrechtskampf, der ein Stückdes Klassenkampfes des Proletariats ist, kraftvoll durchzuführen.Die vereinigten Erfurter Arbeiteriänger trugen zur Verschönerungder Feier bei.— Di« Polizei ließ diesmal die Maifeier�pazier-gänger unbehelligt.Zweierlei Recht zur Maifeier wurde im GroßherzogtumSachsen wieder einmal ausgespielt. In Apolda war derMaifestzug erlaubt, in Weimar war er verboten. In Apoldafand nachmittags eine von gegen ISO Personen besuchte Versamm-tung statt, in der Genosse Ba udert sprach. Abends hielt inüberfülltem Saale Genosse Schräder- Stuttgart die Festrede.— In Wehiift» waren nachmittag? schon über SOO Personen im„Voitshaufe" versammelt, wo Genosse Beck eine kurze Ansprachehielt. Abends sprach vor über 700 Teilnehmern Genosse Bau oe rt.Ncuh). L. Die Vormitlagsvcrsammlung in Gera war er.heblich stärker besucht als in den Vorfahren. Unser GenosseEmanucl Wurm- Berlin hielt die' Festrede. Nachmittags fandKonzert l'att, das ebenfalls stärker besucht, war als in den Vor-jähren. Ruch die elf Abendversammlungen in Gera und Umgegendwiesen durchweg eine viel stärkere Beteiligung als in früherenJahre» aus.Menh n. L. In Zeulenroda war bei größerer Betetkigungals früher Morgcnst'aziergang, mittags sehr gut besuchte Versamm-liing, wo Genosse Leven- Gera sprach, dann Umzug durch dieStadt und abends bei s�hr starker Beteiligung Konzert, Theaterund Tanz.Ssnneberg. Im Gegensatz zu der seit elnlzen Jahren in einigenmcininger Orten gebräuchlichen Praxis— den Festzug zu verbieten— gestattete der Sonneberger Magistrat auch diesmal den Fcstzug.An ihm nahmen etwa 400 Personen teil. Ebenso viel Personenhatten sich bcreilS am Mocgen zu einem AuSflua zusammen-gesunden.? Nachmittags, und Abendfeier im Schießhaus warvon etwa?b0 Personen besucht. Genosse Paul R ei ßhauS-Erfurthtelr unter jubelndem Beifall die Festred«.In Köppelsdorf zählt« der Festzug 4S0, in Neuhau»150, in Dudenbach 450 Personen.Saatfeld a. S. 1200 Personen nahmen an der Mai.Veranstaltung teil. Der Maifestzug wurde wieder verboten.Altenburg. Die Zahl der Arbeiter, die durch Arbeitsruhefeierten, war unter dem Einfluß der ungünstigen wirtschaftlichenLage geringer als in den vorhergehenden Jahren. Dazu kamennoch die Drohungen zahlreicher Industrieller, die Matfeierndcn aufein« Woche auszusperren. Am stärksten war die Beteiligung an derArbeitsruhe in den Städten Altenburg und Eisenberg.In Altenburg nahmen an der Vormittngsversammlung einige400 Mann teil. Die Abendveranstaltungen waren in allen Ortensehr stark besucht; zum Teil waren die Lokale überfüllt.Hessen.D»r«ftadi. Am Moraenspaziergang, der sich durch die Straßenocr Stadt nach den die Stadt umsäumenden Laubwäldern bewegte,beteiligten sich über*00 Genossen. Set der Abendversammlung imSchützenhos zeigte sich ein noch nie dagewesener Andrang. Auch fürDarmstadt läßt sich die Tatsache konstatieren, daß die Maiseier vonJahr zu Jahr an Bedeutung gewinnt. Ebenso ist in allen Ortendes Wahlkreises die Teilnahme an der Feier gegen die vorjährigebedeutend gestiegen.Offeubach-Dieburg. Im Kreise fanden allein 83 Versamm-l u n g e n statt, davon vier vormittags. Die Veranstaltungen warenallerorts gut besucht. Nachmittags fanden in den Städten Fest-z ü g e, abends Konzerte mit Festreden und Tanz statt. Die Arbeiterdes platten Landes find meist Bauhandwerker, die in den benach-borten Städten arbeiten, oder eS find Heimarbeiter der Portefeuille-industrie. Die Arbeitsruhe ist darum ziemlich allgemein, undihrer Durchführung stehen besondere Schwierigkeiten nicht im Wege.Die Schreiner in Isenburg beschlossen die Arbeitsruhe, trotz an-gedrohter Aussperrung.In Offenbach feierten am Nachmittag sogar alle städtischenBetriebe. Auf Anfrage war dem ArbetterauS schütz von derBürgermeisterei mitgeteilt worden, daß dort, wo eS der Betrieb ge-statte, gefeiert werden könne. Die Arbeiter der Schuhindustriehaben zum Teil den 1. Mai als Feiertag in der Arbeits-ordnung festgelegt. Die Krise benutzend, versuchten die Unter-nehmer, tue Abmachungen zu durchbrechen. Laut einstimmiggefaßtem Beschlutz feierten die Schuhmacher, 1000 an der Zahl,sämtlich. Die Schuhfabrik Wallerstein, die etwa 540 Personenbeschäftigt, hatte den Arbeitern das Feiern bei Strafe der Ent-lallung verboten. Dessenungeachtet feierten bis aus 21 alle männ-lichen Arbeiter, trotzdem am Morgen des 1. Mai 12 Schutzleute inder Nähe der Fabrik postiert waren. Auch herrschte aus vielenBauten Ruhe. In der Portefeuillesindustrie war dieArbeitsruhe so gut wie allgemein. Nur die Metallarbeiter,an 2500, mußten der Not gehorchend, sronden. Uebermächtigerkapitalistischer Druck lastet aus ihnen. Für sie fand am Abend ernebesondere Versammlung statt, die überfüllt war.Mainz. Die Feier wurde hier durch eine besser als in denVorjahren besuchte Demonstrationsversammlung eingeleitet. AmNachmittagSspaztergang nahmen mehrere Hundert Genossen mitFrauen und Kindern teil. Wegen RegenS mußte der Zug sich späterauslösen. Am Abend aber war die eigentliche Festversaminlung im„Pflug" überfüllt.In Bretzenheim, Kost heim, Gonsenheim fandengutbesuchte Abendveriammlungen statt.Gießen. Die Abendvcrlammlung war sehr stark besucht. DieVersammlungen in den Orlen der Umgebung, Wieseck, Lollar,Heuchelheim ulw. sowie auch in dem benachbarten Wetzlarwiesen stärkere Beteiligung als in den Vorjahren auf.Rheinpfalz.In LndwigShafen am Rhein fand am Bormittag eine von zirka600 Personen besuchte Versammlung statt. Ganz erheblich stärkerbesucht war noch die Abendfeier, an der dir beiden Arbettergesang-vereine und die freie Turnerschast teilnahmen. Mehrere Fabrilenfeierten am Tage vollständig. In anderen war es denArbeitern freigestellt, den Tag zu feiern. Die Firma S a h s i g,deren Arbeiter vollständige ArbeitSruhe eintreten ließen,sperrte sämtliche Tischler und Glaser für sechs Tage aus.Baden.Karlsruhe. Die Vormittagsversammlung der Feiernden im„Auerhahn" war von zirla 180 Personen besucht. Am Nachmittags-ausilug nach der Hedwigsquelle nahmen 450 Genossen teil.Die Feiern am Abend fanden in zwei großen Sälen statt, vondenen jeder 1000 Besucher aufwies.Ntlninheim. Zu der Versammlung die vormittags um 10 Uhrim Saalbau statlfand, waren etwa 2500 Personen erschienen. DieZahl wäre noch größer gewesen, wenn nicht ein Teil der in dengroßen Fabriken von Brown. Boveri u. Co. und von Benz u. Co.fast vollständig feiernden Arbeiterschaft einen Ausflug nach Franken»thal(Pfalz) unternommen hätte, um dort ihre Kollegen zu besuchen;sie halten leider ihren Entschluß nicht geändert, wiewohl ein in der„Volksstimme" erschienener Aufruf des Gewerkschaflskartell« undder Parteileitung ihnen dringend nahegelegt hatte, sich ander Demonstrationsversammlung im„Saalbau" zu beteiligen.Nach Schluß der Versammlung verließen die Feiernden unter demGesang der Marseillaise den Saal und begaben sich in losem, aberdie Zusammengehörigkeit doch erkennen lassenden Zuge durch dieHauptstraßen der Stadt nach dem Gewerkschaflshause.In den zum Stadtgebiet Mannheim gehörigen VorortenWetterau, Gräfenthal und Waldhof fanden abends Versammlungenstatt, die sehr gut besucht waren. Ferner hatten 17 verschiedeneOrte de« ReichStagSwahlkrcise« Abendveriammlungen veranstaltet,die fast alle gut. zum Teil sehr stark besucht waren.Pforzheim. Da bei der gegenwärtig in der hiesigen Haupt-industrie(Bijouterie) herrschenden Krise viele Hunderte ArbeiterMontagS und Dienstags aussetzen müssen, betrug die Zahl der Teil-nehmer an der Morgenversammlung nur 150. Dagegen war dieAbend Versammlung überaus zahlreich besucht. Ueber500 Genossen waren dazu erschienen.Bayern.München. An d t e H ä l s t c der Münchener Arbeiterschaft hatden 1. Mai durch ArbeitSruhe begangen. Mit der rühmlichenAusnahme des v. Mafteischen Eisenwerks Hirschau, wo dir Arbeiter-schast schon seit Jahren den 1. Mai durch ArbeitSruhe begeht, haltennur noch die Unternehmer der Maschinenindustrie ihre Sllaven am1. Mai in den Fabriken fest, Morgens machten die roten Radler eineSpazierfahrt durch die Stadt; sie hatten durch die Speichen ihrerRäder rote Bänder gezogen und radelten, auch die Lentstange mitroten Blumen geschmückt, die Brienncrstraße entlang, als gerade derPrinzregent eine Ausfahrt unternahm. Ein Schutzmann machtenun den Versuch, die rote Rotte am Weiterfahren zu hindern. DerRegent winkle ab, ließ anhalten und folgte mit Interesse dem un-gewohnten Schauspiel. Der Staat ist nicht aus den Fugen ge-gangen.— Um 10 Uhr vormittags fanden in der ganzen Stadlll Versammlungen stakt. Die Säle, darunter die größtenbis 5000 Personen fassenden, waren bis in die letzten Winkel besetzt.Die Arbeiter und Arbeilerinnen der Nahrungsmittel»i n d u st r i e fanden sich nachmittags in zwei weiteren Versammlungenzusan»! n. Abends tagten dann noch zwei Versnmlungen. In ihrenAusführungen gedachten die Referenten auch der Kämpf« unserernorddeutschen Brüder zur Niederringung des Dreiklassenwahlrechtsund versicherte» sie der Sympathie des bayerischen Proletariats.Nachmittags zogen die Maifejtdemonslranten nach dem Wald»restauranl H o I z a p f e l t r e u t h, wo Konzert stattfand.Auch in Pasing und Retchenhall feierten viel« Arbeiterdurch ArbeitSruhe. Im ersteren Ort sand ein Morgenspazier»gang, im letzteren eine Morgenverjammlung statt, die gute Beteiii»gung auswies.Nürnberg. Die Feiernden versammelten sich vormittags imSächsischen Hof". Ter geräumige Saal war schon vor der an-gesetzten Zeit derart überfüllt, daß die Polizei den Saal ab-sperrte und viele Hunderte keinen Einlaß fanden. NachmitlagSzogen die Feiernden in losen Gruppen nach der Vorstadt Möaels-oorf, wo im.Voltsgarten" eine Arbctter-Maifeier mit Konzert statt-fand. Ein Hauptkontingent zu den Feiernden stellten die Holzarbeiter.Trotz der Ankündigung des Unternehmervereins des Holzgewerbes.alle Arbeiter, die am 1. Mai nicht zur Arbeit erscheinen oder dieArbeit vorzeitig verlassen, zu entlassen und vor dem 4. Mai keineNeueiiistellungen vorznnehinen, feierten eine ganze Anzahl größererMöbelfabriken vollständig, ebenso viele Kleinbetriebe, andere teilweise. In der Melallindnstrie feierten nur einige kleinere Betriebe.Im Baugewerbe ließ der kleinere Teil die Arbelt ruhen. Abendsfanden vier große Versammlungen statt, die sämtlich massenhaftbesucht wäre».In Fürth tagte vormittags ebenialls eine Versammlung derFeiernden, die vollständig überfüllt war. Um 2 Uhr wurde zu demzum ersten Male vom Bezirksamte genehmigten Festzug angetreten,der stch nach dem nahegelegenen Forsthause bewegte. Die Mit-führung roter Fahnen war verboten, deshalb wurde die alte Partei«sahne verhüllt im Zuge mitgetragen.So weit bis jetzt Nachrichten vorliegen, ist auch in denübrigen Städten NordoahernS die Feier in eindrucks«voller Weise verlaufen. In Bayreuth, Marktredwitz.Arzberg, Wunsiedel und Marltleuthen fanden starkbesuchte Abenddersammlungen statt.Württemberg.Stuttgart. Die Feier wurde durch drei stark besuchte Vor-mittagsversammlungen eingeleitet. Die Abendveranstaltungen warenüberfüllt. In.Alt-Stuttgart" waren 5000 Arbeiter versammelt.Die Möbelfabrikanten hatten den Arbeitern, die seit etwaeinem Jahrzehnt die Maifeier durch ArbeitSruhe begangen hatten,diesmal tue Aussperrung angedroht. Die Drohung hattezur Folge, daß eine am Abend vor der Feier stattgesundene Ber-sanunlung derselben Arbeiter mit großer Majorität beschloß, diesesJahr die vollständige Arbeltsruhe durchzuführen. DieserBeschluß wurde auch streng eingehalten. Infolgedessenwurden etwa 900 Möbelarbeiter bis zum 6. Mal aus«gesperrt. Auch im Tapezierberufe haben einige Unternehmer zurAussperrung gegriffen. Rund 100 Arbeiter dieser Branche dürsten vonder Aussperrung betroffen worden sein. Im ganzen find etwasüber 1000 Arbeiter ausgesperrt. Metallarbeiter find nichtdarunter.Elsah-Lothringe«.Straßvurg k. S. Die Beteiligung der Straßburg« Arbeiterschaftan der Feier war schwächer al« in den Borjahren. Verschiedenelokale Berhältnisse mögen dazu beigetragen haben. Es fanden eineVormittagsversammiung. ein NachmittagsauSflug und etne Abend-Versammlung statt, die besser besucht war.Die Maifeier im obcrclsäsfischen AgitationSbezir?(WahlkreiseMülhausen, Gebweiler und Altkirch-TbannS) zeigteHeuer eine kräftige AufwärtSbewcgung. In Mülhausen i. E.selbst waren die beiden VormittaaSversammlungen überfüllt;an oem NachmittagSauSfluge nach den Nachbarorlen Habsheim undRixheim beteiligten stch 15—1800 Personen. Die Zahl der Feierndenwar erheblich größer, zum ersten Male stand eines der größtenEtablissements der Textilindustrie am Platze, die BaumwollspinnereiFrey u. Co.. zu fünf«echsteln still. Ohne die Quertreibereien dergeringen christlichen Minderheit in diesem Betriebe wäre die Arbeits-ruhe dort vollkommen gewesen. Immerhin ist ja der Anfang mitder ArbeitSruhe tn der einheimischen Großindustrie gemacht. waSnicht hoch genug angeschlagen werden kann. In der überfülltenAbendversaunnlung waren 1000 Personen anwesend--» ein mehrTeilnehmer fassendes Lokal war leider nicht zu haben.ZlZuolanck.Die Maifeier iu Oesterreich.Witt», 1. Mai.(Privatdepesche deS„Vorwärts".) Die Mai-feier ist in Oesterreich in dem schon gewohnten großen Ausmatz undin den herkömmlichen Formen gefeiert worden. Insbesondere inWien hat sich der Arbeiterfeiertag im Lause der Jahre so sieg»reich durchgesetzt, daß die A r b e i t S r u h e tn den gewerblichenund industriellen Betrieben stä st allgemein ist. Auch heuteboten alle Arbeiterbezirke daS festlich schöne Bild: Am VormittagVolks- und Branchenversammlungen und Nachmittags die For-mieruna der Züge, die sich auf der prunkvollen Ringstraße zu demgewaltigen Umzüge oereinizen und im Prater münden.Ueberall leuchtete das schöne Maisestzeichen am roten Bande, undüberall freudige Augen, in denen das Bewußtsein deS einzigartigenTageS schimmerte. In Wien fanden am Vormittag 48 deutsche,l2 tschechische, zwei polnische und zwei ungarische Versammlungenstatt! im übrigen Niederösterreich 36 deutsche und 10 tschechische,in ihrer Fülle ein Beweis, wie stark und machtvoll die ArbeitSruhesich durchgerungen hat. Wie nun seit Jahren, erscheinen heute nach-mittag und morgen früh in allen großen Städten, insbesondere inWien keine Zeitungen: wodurch die Feier, da„alleRäder stillstehen", auch dem stumpfsinnigsten Spießbürger fühlbarwird.Auch im übrigen Oesterreich war, soweit uns Berichte vor-liegen, die Arbeitsruhe nirgends geringer als in früheren Jahren;nur in einzelnen Zentren der Textilbranche in Böhmen scheint derDruck der Scharfmacher den Tag beeinträchtigt zu haben. Einestimmungsvolle Festfeier hielten die Wiener Buchdrucker: untergcwaltiacr Beteiligung der Arbeitsgenossen wurde am Hernalscx,Friedhof das Denkmal für E m i l K r a l i k enthüllt, dem Humor-vollen Schilderer deS Wiener proletarischen Lebens, der als Ver-treter der Setzer am Internationalen Kongreß in Paris vor neun-zehn Jahren an der Beschließung der Maifeierresolution mitgewirkt hat.Schwei,.Zürich, 1. Mai.(Privatdepesche d«S„Vorwärts".)Die A r b e i t S r u h e ist in diesem Jahre fast allgemein.Kein Fabrikschornstein verpestet die herrliche Maienluft. DieStaats» und Stadtbetriebe feiern. Die Straßensind im Festschmuck. Die Aufstellung deS FestzugeS verspricht eineBeteiligung von 8— 10 000 Teilnehmern. Das sind die WirkungendeS reaktionären Streikgesetzes, das das verblendete Kleinbürger-und Bauerntum den Scharfmachern am letzten Sonntagapportiert hat.Zürich, 2. Mai.(Privatdepesche deS„Vorwärts".) DieMaifeier ist bei günstigstem Frühlingswettcr in der ganzen Schweizgroßartig verlaufen. In Zürich..Winterthur,St. Gallen, Basel, Bern, Luzern nahmen vieletauiende Männer, Frauen und Kinder an dem Festzuge teil. DieFestreden wurden in deutscher, italienischer und französischerSprache gehalten.Frankreich.Paris, 1. Mai.(Gig. Ber.)Die Maifeier ist, soweit die Berichte vorliegen, diesmal rechtbefriedigend verlaufen. In Paris war die ArbeitSruhe nicht inallen Berufen gleichmäßig. Vollständig war sie im Bau»ge werbe, wo die Unternehmer den Tag freigegeben hatten.Demgemäß waren die Versammlungen dieser Branche, die zugleichal« Kontrollversammlungen der Gewerkschaft dienten, glänzendbesucht. Bon den Holzarbeitern hatte ein beträcht-lich» Teil die Arbeit eingestellt, ebenso feierten vieleSchneider. Weniger Günstige« ist von der unter derKrise stark leidenden Metallindustrie zu berichten. In manchenBetrieben, wo nicht gearbeitet wurde, waren e« die Unternehmerselbst, die infolge der mangelnden Arbeit die Freigabe angeordnethatten. Von den unzähligen Branchenversammlungen, die so ziemlichalle Berufe, z. B. auch die Köche und die Gärtner umfaßten, hattenviele einen weit besseren Besuch aufzuweisen, als die des vorigenJahreS. Die größten Kundgebungen waren die vom GewerkschaftsverbanddeS Seine- Departements in die verschiedenen Säle der Arbeits-börfe einberufenen allgemeinen Gewerkschaftsversammlungen. Gegen10000 Menschen drängten sich hier zusammen. Im großen Saalsprach u. a. der VerbandSsekretär Aulagnier, Mitglied dergeeinigien Partei, sowie der gcniaßregelte anarchistische BeamteJanrion, ehedem Mitarbeiter ClemenceauS an der„Aurore"In bitler Versammlung wie in allm übrigen wurde eine Resolution