tornix epKöi-alis Svehlualis— kein Auge aushacken. So eineDienstnachweisung wird nicht genehmigt. Und dann, lvcnn derneue Bruder möglichst subaltern gehalten wird, dientseine Hoffnung auf ein späteres Einrücken in die erste Stelledem Konsistorium gewissermaßen als ein Nasenring, um ihnmöglichst unterwürfig zu halten."Die zweite Pfarrstclle wird also in Oberpapstheim eingerichtetund sofort bricht zwischen den beiden geistlichen Hirten derKampf um die Futterkrippe los. In dem„Pfarrerverein"heißt es darüber:„... Als Bruder Hungerleider nun wirklich als Diakonusund zweiter Geistlicher in Oberpapstheim stand, klagte BruderSelbstesser denn doch oft Stein und Bein über des Amtsbrudersunbrüderliches, ränkevolles Wesen und sehnte die Zeiten seinesAlleinwirkens zurück. Die ganze Gemeinde nahm ja Anstoß anden ewigen Zwistigkeiten. Doch tröstete er sich oft fromm undergeben mit dem teuren Gottesmann Paul Gerhardt, der alsProbst in Mittenwalde ja auch an einem bösen Unterbruder ge-litten habe, und seine Freunde gaben ihm Recht."Nach langen Jahren stirbt endlich der alte Selberesser, undsein Bruder im Seelsorgeramte, der Diakonus„Hungerleider",rückt zum ersten Pfarrer auf. Nun behandelt dieser wieder denzweiten Pfarrer in genau derselben Weise:„Und als— endlich, endlich— Bruder Selberesser gestorbenwar, da rückte Bruder Hungerleider in die erste Stelle auf.Da predigte er eines Sonntags im Hauptgottesdienst ebensowarm und eindringlich wie einst der selige Vorgänger überPhil. 2, 5 ff. Und nach der Predigt warf er sich auf seinerStudierstube in den Sessel und hielt sich selber folgende kurze,aber ergreifende Ansprache:„Jetzt ist bald die Wahl des neuen Diakonus. Es ist docheine unerquickliche Stellung. Das merke ich jetzt erst, wievielangenehmer das Amt des Oberpfarrers ist. Es ist wirklichnicht zu verlangen, daß ich nach all den unangenehmen Jahren,die ich durchgemacht habe, jetzt auf den Lohn meiner Mühe undmeines Wartens verzichte. Ich will auch mal was davon haben,erster Geistlicher zu sein."Die Erzählung liest sich wie eine blutige Verhöhnung derAmtstätigkeit der„Diener im Herrn"; aber sie steht im offiziellenOrgan der evangelischen Pfarrervereine, das von Pfarrern ge-schrieben wird, die sicherlich die schöne Seele ihrer Amtsgenossenkennen.Die GcmeindewaHIen In Frankreich.Paris, 4. Mai. sEig. Ber.)Das gestrige Wahlresultat hat die Eigentümlichkeit, daß es—im ganzen genommen— alle Parteien wirklich, nicht nur dem Vor«geben nach, zufriedengestellt hat. Die Regierung verzeichnet die Zu«nähme der radikalen Gemeindevertretungen, die klerikale undnationalistische Opposition stellt fest, daß sie ihre wichtigstenPositionen mit verstärkten Mehrheiten behauptet hat und dieSozialisten dürfen mit Genugtuung daraus hinweisen, daß dergegen sie von allen bürgerlichen Parteien geführte Ver-nichtungskrieg damit geendet hat. daß wohl einige bishervon sozialistischen Mehrheiten verwaltete große Provinzgemeinden>— Toulouse, Brest, LimogeS und Dijon— und auch diese wohl nurinfolge lokaler Zwischenfälle der geeinigten Partei entrissen wordensind, daß aber diesen Verlusten der Gewinn von Nimes und be-sonders die in der Stichwahl verbürgte Eroberung von B o u r g e sentgegensteht und daß der industrielle Norden, wie die Bergwerks-bezirke des Pas-de«Calais, von Montceau-leS-MneS und Carmauxdem Sozialismus die Treue bewahrt haben.Auch mit dem Resultat von Paris zu prunken, hat die Regierungnicht den geringsten Anlaß. Wären die Sozialisten wirklich, wie diesozialreaktionäre Presse— bis zur radikalen— täglich den Wählernerzählt hat, Vaterlandsverräter, so stände es um die RepublikFrankreich wirklich schlecht. 102000 Stimmen find gestern in derStadt Paris für die Kandidaten der geeinigten Partei abgegebenworden, weitere Zehntausende in der von Arbeitern bewohntenBannmeile. Gibt eS wirklich soviel„AntiPatrioten"? Denndie bürgerliche Presse wird nicht bestreiten können, daß gesternnicht eine Stimme für die Sozialisten von Wählernabgegeben worden ist, die sich dieses Bekenntnisses zu densozialistischen Zielen nicht bewußt waren. Gestern ist die Probe,wieviel internationale Sozialisten in Frankreich find, ganz rein, mitAusschaltung aller begünstigenden Umstände, gemacht worden. KeinMitläufer, kein Blockdemokrat hat für die verleumdete, von derganzen bürgerlichen Meute gehetzte Partei gestimmt. Und dennoch,weit entfernt davon,„vernichtet" zu sein, halten die geeinigtenSozialisten ihre alten Stellungen in den proletarischen Bezirken festund sammeln in vielen anderen, zum erstenmal von der Partei be-tretenen, eine Kerntruppe von Arbeiterwählern.Nicht soll etwa geleugnet werden, daß auch das Pariser Wahl«bild für die Partei einige dunkle Punkte zeigt. Im Quartier vonP i c p u s steht der bisherige Vertreter Genosse Fribourg ineiner recht unsicheren Stichwahl mit einem Radikalsozialisten. Erhat wohl fast 900 Stimmen gegen das lctztemal gewonnen, aber dasehemals ganz proletarische Quartier hat infolge vieler Neubautenauch einen starken Zustrom bürgerlicher Bewohner erhalten. InStichwahl stehen noch die früheren Gemeinderäte Genosse Weberim 11. Arrondissement, DeSlandreS im 13., B r u n e t im 17.,D h e r b e c o u r t im 1Z.(im Viertel Clignancourt; die Partei hathier gegen 1904 3500 Stimmen gewonnen). Marchand im 20.Wiedergewählt sind 6 Genossen.Ein Ziffernvergleich mit früheren Wahlen ist nicht möglich.Das letzte Mal waren noch die„unabhängigen" Sozialisten mit derPartei vereinigt und außerdem stimmten viele bürgerlich-radikaleWähler schon im ersten Wahlgang für die sozialistischen Kandidaten.Die 1904 derart errungene Stimmenzahl betrug 150 000. Die„Unabhängigen" haben diesmal 44 000 erhalten. Unter ihnenbefindet sich auch der„Possibilist" H e p p e n h e i m e r, der bisin die letzte Zeit der Partei angehört hat. Wenig rühm»lich für die Wählerschaft sind die 1500 Stimmen, dieHerr Gerüme L ü v y, ein junger, sehr tapitallrästigerStreber, der sich in den Ministerien herumgedrückt hat undnach seinem HinauSwurf vergeblich an die Partei an»zubiedern suchte, im 10. Arrondissement erhalten hat. Siezeigen, wie viel man in der scheinbar politisch so geweckten Stadtnoch mit den gemeinsten Mitteln der Korruption ausrichten kann.Ein Wahlkuriosum, das auch unter dem Posten des„unabhängigenSozialismus" zu buchen ist, war die„Kandidatur" einer jungenDame, Frl. L a l o ö, im galanten Viertel St. Georges. Die Sachewar so lvenig ernst, wie der französische„Feminismus" überhaupt.Das Fräulein bekam übrigens an 1000 Stimmen, die für ungültigerklärt wurden.Nicht unerwähnt soll auch eine andere Merkwürdigkeit dieserWahlkampagne sein: eine„syndikalistische" Kandidatur. DerSekretär der Elektrizitätsarbeiter Pataud forderte auf zahllosenPlakaten die Wähler aller ArrondissementS auf, für ihn zu stimmen,zum Protest gegen die kapitalistische Korruption des früherenGemeinderatS. Der Aufruf war mit seiner Pauschalanflage nichteben schmeichelhaft für die sozialistischen Genieinderäte, indes griffPataud als Redner nur dort in die Agitation ein. wo sich dieStützen der alten schlechten Gemeindewirtschast um die Wiederwahlbewarben. Es beißt, Pataud habe feine Kandidatur nur darumüberall angemeldet, um in allen Versammlungen der kapita-listtschen Parteien zum Wort kommen zu können. Die„Humanito" hat sich über die Generalkandidatur Patauds nichtgeäußert, aber von einigen seiner Versammlungsaktionen mit Sym-pqthie berichtet. Die Stimmenzahl, die Pataud gestern vereinigte,war sehr geringstigig. Am größten war sie im Viertel der Münze,wo sie 142 betrug, während der Kandidat der Partei 503 bekam.Im übrigen kann man behaupten, daß der größte Teil der g e-Werks chaftlich organisierten Arbeiterschaft sozialistischgestimmt hat.Nach den amtlichen Ziffem find die Radikalen in Paris gesternvon 89 000 Stimmen bei der letzten Wahl auf 133 000 gestiegen,die Monarchisten und Nationalisten von 148 000 auf 103 000 ge-fallen. Aber diese Statistik sieht davon ab, daß es Sorten von„Radikalismus" gibt, die man vom echtesten„Nationalismus" schwerunterscheiden kann und Sorten von Nationalismus, die an Negierungs-frommheit nichts zu wünschen übrig lassen.Der Ausfall der Gemeindewahlen bedeutet einen Sieg der Re-gierungspolitik in dem Sinn, daß die von Clemenceau gewünschteVereinigung der Republikaner gegen die Sozialisten auscheinend vonden Massen der radikalen Kleinbürger anch gewünscht wird. Damit istaber auch die Hoffnung auf die Durchführung der auf dem radikalenProgramm stehenden Reformen dahin. Nicht die„Republik" hatgestern gesiegt, sondern die k a p i t a l i st i s ch e Republik. DerClemenceau neuen Stils triumphiert über den des alten.Eue dem Waklkampf.Wer nicht rot wählt, wird boykottiert!So überschreibt die„Deutsche Tageszeitung" eineNottz, in der sie mitteilt, daß ein Parteigenosse in einer Verfamm-lung allen kleinen Geschäftsleuten, die von der Kundschaft der Ar-beiter abhängig sind, eine genaue Ueberwachung ihrer Abstimmungangekündigt hat und den Boykott arbeiterfeindlicher Geschäftsleutein Aussicht stellte. Deshalb schreit das Bündlerorgan über sozial-demokratischen Wahlterrorismus. Wer in einem Glas-hause sitzt, soll nicht mit Steinen werfen! Weshalb halten denndie Reakttonäre so an der öffentlichen Wahl fest, wenn s i enicht die Absicht haben, die Abstimmung jedes einzelnen genauzu kontrollieren? Wollen sie etwa behaupten, daß sie dieseKontrolle nur deshalb üben, um sich über die Wahlfreiheit zu fteuen?Wer von den Gegnern abhängig ist, der muß so wählen, wie diesees von ihm verlangen. Das haben die Herrschaften bisher ganzin derOrdnung gefunden, und wenn nun unsere Genossen sichdie Leute etwa? genauer ansehen, die von den Groschen derArbeitermassen leben, so ist das ihr gutes Recht. Sie wollen keinenMenschen zwingen, sozialdemokratisch zu wählen, aber es ist dochganz selbstverständlich, daß sie einen Geschäftsmann, der zuihnen gehört, lieber geschäftlich unterstützen als einen Schleppen-träger der Reaktionäre. Wollen die Bündler eine Kontrolle derWähler darüber, wie sie abstimmen, verhüten, dann brauchen sie nurdafür zu sorgen, daß die geheime Wahl eingeführt wird! Dazusind sie aber nicht zu haben, weil sie eine genaue Konttolle übenwollen; wenn nun aber die Arbeiter das gleiche tun, bann er-dreistet sich die bündlerische Presse von sozialdemokratischemWahlterrorismus zu reden!—Der Freisinn in Königsberg.Der vereinigte Liberalismus in Königsberg hat denWählern als Kandidaten, den Geh. Justtzrat Dr. Krauseneben den Freisinnigen P a ch n i ck e und G y ß l i n g empfohlen.Herr Krause hat sich, im Landtag,.jirr ein a b gestuftesWahlrecht erklart und das hat unsere Genossen verankatzt,an den Mitkandidaten Gyßling in sehr höflicher Form dieAnfrage zu richten, wie er zu den reaktionären Plänendes Herrn Krause stehe. Auf die höfliche Anftage hat HerrGyßling in sackgrober Weise mit folgendem Brief ge-antwortet:Berlin, 3. b. 08. Sehr geehrter Herr! Auf Ihr Schreibenvom 30. April d. I. erwidere rch ergebenst, daß ich angesichts derKampfesweise der Königsberger Sozialdemokratie in Wort undSchrift gegen die Freisinnige Bolkspartei und gegen meine Persones ablehnen muß, dem sozialdemokratischen Wahlkomitee eineErklärung abzugeben. Hochachtungsvoll Gyßling, Justtzrat.Diese Antwort ist echt freisinnig! Es wäre dochdem Herrn Gyßling eine Kleinigkeit gewesen, zu sagen, wieer znsft Wahlrecht steht. Wenn er wirklich ein ehr-l i ch e r Anhänger des allgemeinen, gleichen, geheimen,direkten Wahlrechts ist, dann mußte er sogar mit Vergnügendie Gelegenheit ergreifen, dies seinen Gegnern mitzuteilen.Statt dessen hat er es vorgezogen, den Gekränkten zu spielen,der Sozialdemokraten— denen man sonst doch zu-mutet. Freisinnige zu wählen— überhaupt keineAuskunft gibt. Das legt die Vermutung nahe, daß auch HerrGyßling zu den Freisinnigen gehört, die die Forderung nacheinem freien Wahlrecht nur als Aushängeschild be-nützen. Es steht also die Tatsache fest, daß Herr Gyßlingeiner Beantlvortung der Frage, wie er zum Wahlrecht stehe,in sehr verdächtiger Weise aus dem Wegegegangen ist.—_Politik und Kirche.,Wählt katholisch I Das ist die Aufforderung, die die Zenttums-presse mehr oder minder offen an die Wähler richtet und damit diekonfessionelle Ueberzeugung zu polittschen Besttebungen mißbraucht,geistigen WahlterrorismuS ausübt. Die ultramontane Presse ver-offentlicht einen Wahlaufruf des ProvinzialausschusseS der rheinischenZentrumspartei, in dem es u. a. heißt:„Der rheinische katholische Bauer kann nicht dazu mitwirken,daß der Katholizismus in der preußischen Ostmark mehr und mehrmit staatlichen Mitteln zurückgedrängt wird, wie es die Wirkungder neuen Ausnahmegesetze gegen die Polen ist."Demnach sührt das Zentrum den Kampf gegen die Ausnahme-gefetze nur aus kirchenpolitischen Interessen. Den Gläubigen wird-S zur Pflicht gemacht, katholisch, das heißt zentrümisch zu wählen.Wer das verabsäumt, wähtt sich in die Hölle hinein.Wie der Freisinn das Wahlrecht achtet.In der schleswig-holsteinischen Stadt Tönning hatte bis borJahresfrist jeder, der 600 M. Einkommen versteuerte, das Bürger-recht. Im Herbst 1906 betrieb zum erstenmal die sozialdemokratischeArbeiterschaft eine energische Agitation zur Stadtverordnetenwahlund es gelang ihr, zwei Mandate zu erringen. Infolgedessen setzteim Juni 1907 die freisinnige Stadtverwaltung den Wahlzensusauf 1500 Mark herauf, womit natürlich die Arbeiterschaft ein fürallemal vom städtischen Parlament ausgeschlossen ist.— Tönninggehört zum 4. schleöwig- holsteinischen ReichStagSwahltteise,wo dem Freisinn das ReichstagSmandat durch dieWahlhülfe derSozialdemokraten verschafft wordenist. Uebrigens gehört der freisinnige ReichstagsabgeordneteDr. Leonhart zu den Männern, die ihren sozmldemokrattschenWählern bestimmte Versprechungen in Sachen des Wahlrechts unddes Koalitionsrechts gemacht und diese dann beim LereinSgesetz ge-brocheo HademIm selben Monat deS vorigen JahreS beanttagten die Sozial.demottaten im Chemnitzer Stadtverordnetenkollegium die Ein-führung des allgemeinen, gleichen, direkten und geheimen Wahlrechtsan Stelle des Berufswahlrcchts, das den Arbeitern nur neun Sitzegibt. Der Antrag wurde natürlich abgelehnt, nachdem einFreisinniger. Vorstandsmitglied der„entschieden" freisinnigenOrganisation in Chemnitz, die Vorzüge des Berufswahlrechts nach»drücklich gepriesen hatte!Merkt's Euch. Proletarier!politische(lebersicdt.Berlin, den 3. Mai 1908.Geldverschwendung für Tampfersubventionen,Kolonialbahnen und Ostmarkenprämien.Nach Genehmigung einiger internationaler Verträge tratder Reichstag in die zweite Beratung der Dampfer-subventionen ein. In der Kommission war nur mitknapper Mehrheit(14 gegen 18 Stimmen) die Regierung..-Vorlage angenommen worden. Nunmehr hatte die Wirtschaft-liche Vereinigung den Antrag eingebracht, statt 509 000 M. Nur230000 Mark zu bewilligen, um die geplante Einrichtungeiner Auschlußlinie von Singapore nach Neuguinea in Fort-fall kommen zu lassen. Dieser Anttag fand die Unterstützungder Konservativen und des Zentrums, wodurch seine Zlnnahmegesichert wurde. Nur die Freisinnigen und Nationalliberaleutraten unentwegt für die Regierungsforderung ein; dochgab selbst Herr G o t h e i n zu. daß- die Regierung eineLektton verdiene, weil sie auch diese Vorlage erstunmittelbar vor Torschluß eingebracht hatte. Die Sozial-demokratte, für die N o s k e und Molke nbuhr das Wortnahmen, lehnte sowohl die größere wie die kleinere Summerund ab, versuchte aber im Interesse der Seeleute eine Be-stimmung in den Vertrag mit dem Norddeutschen Lloyd hinein-zubringen, daß für die ausgehenden Dampfer eine Bemannungs'-skala festgestellt und die Anmusterung einer genügenden Anzahlweißer Mannschaften bei der Ausfahrt zur Bedingunggemacht würde. Ein zweiter sozialdemokrattscher Anttag ver-langte die Aufhebung des§ 26 des Vertrages, der densubventionierten Schiffen verbietet; Lebensmittel nach Deutsch-land einzuführen. Beide Anträge wurden abgelehnt. Au-genommen wurde gegen die Sozialdemokratie die Subventionserhöhung von 230000 M.Dann kamen die fünfKolonialbahnen cm dieReihe; für deren Bewilligung sich die Kommission mit Aus-nähme der Sozialdemokratie erklärt hatte. Es stellte sich heraus.daß die Mehrheitsparteien ein Abkommen getroffenhatten, über diese Vorlage, die dem Deutschen Reich in dieserZeit der Krise eine finanzielle Verpflichtung von rund150 Millionen Mark aufbürdet, überhaupt kein Wort zureden, sondern die Bahnen selbst sowie den ver-zwickten. Finanzierungsplan ohne Versuch der öffcnt-lichen Rechtfertigung im Reichstag anzunehmen. AlsL e d e b o u r, der die ablehnende Haltung der Sozial-demokratie begründete, dieses Schweigegelöbnis geißelte unddiese Art der parlamentarischen Geschäftsführung, die amkrassesten bei dem Vereinsgesetz zutage getreten war, einenSkandal nannte, fuhr der Präsident Grqs Stolbergmit einem Ordnungsruf dazwischen.Dann wurde die 150 Millionen-Belastung unter dcniJubel der Mehrheit gegen die Sozialdemokratie im Ramschangenommen.Zu einer Debatte kam es dann wieder bei der zweitenLesung der O st markenzulage. Den Freisinnigen warenBedenken aufgestiegen wegen ihrer unbedingten Zusttmmungin der ersten Lesung. Sie hatten einen Anttag eingebracht, derdie Unteroffiziere von der Ostmarkenzulage ausschließt und deni-gemäß die Gesamtsumme von 300 000 M. auf 91 OOOM. reduziert.Herr P ach nicke begründete das, schloß sich aber sonst derAuffassung der Minister an, daß die Ostniarkenprämie keineSpur polittschen Charakters habe. Gröber vom Zentrumwiderlegte das durch Zitate aus den Reden Bülows undRheinbabenS im preußischen Abgeordnetenhause. Der PoleBrejski führte charatteristische Beispiele von Maßregelungen an.Für die Sozialdemokratie bekämpfte Lcdebour in kurzenWorten die Maßregel, indem er die Freisinnigen an denFall Schellenberg erinnerte, der doch an demSchicksal emes Freisinnigen gezeigt hätte, wie rücksichts-los die Postverwaltung politische Verfolgung aus-übe. Bei der Abstimmung wurde der Anttag in der frei»sinnigen Fassung(also mit Ausschluß der Unteroffiziere) aller-dings nur mit knapper Mehrheit angenommen. Ein halbDutzend Freisinniger hatte doch Schamgefühl genug, dagegenzu stimmen.Dann wurde die Aenderung des 8 833 des BürgerlichenGesetzbuches zugunsten der Tierhalter, deren Haft-Pflicht abgeschwächt wird, in zweiter Lesung an-genommen, nachdem die Genossen Stadthagen undStolle sich vergeblich bemüht hatten, die Ungerechtigkeitdieser Aenderung nachzuweisen.Schließlich gelangte auch noch der§ 63 des Handels-gefetzbuches in der von der Kommission geänderten Fassungnahezu einstimmig zur Annahme, trotzdem der StaatssekretärNieberding erklärt hatte, daß die Regierung es ablehne,den Handlungsgehülfen in Krankheitsfällen den Bezug desKrankengeldes zuzüglich des Gehaltes zuzugestehen.—Die Demokratie des Zenttums.Dir Zentrumspresse der Rheinlande hüllt sich jetzt vor der Land-tagswahl in die demokratische Toga. Noch vor wenigen Tagen be-hauptete z. B. die«Köln. Volls�tg.", daS Zentrum verträte„dieSache der Freiheit mit den Demokraten um die Wette". Andersdas Hauptblatt des Zentrums, die altjungferltche„Germania", die,da sie von Arbeitern und Kleinhandwerkern nicht gelesen wird,derartige verlogene Redensarten nicht nötig hat. In einerPolemik gegen die„Kreuz-Ztg.", die das Zmttum der Hinneigungzur Demokratie beschuldigt hätte, schreibt sie:„Die„Kreuz-Zeitung" macht seit einiger Zeit einen Sportdaraus, das Zentrum als demokratisch hinzustellen. Bald muß einerihrer Katholiken aus den Kreisen der Deutschen Vereinigung ihmden Vorwurf machen, es rücke immer mehr nach links; bald er-hebt sie selbst den Vorwurf....Man braucht zur Verteidigung der Blockpolitik ein„demo-krattsches" Zentrum, und deshalb heftet man ihm die Etikette„demokratisch" an. Aber auch der Partei im Lande kann manehrlicherweise nicht nachsagen, daß sie sich nach linksentwickele und demokratisch geworden sei. Oder ist eS etwa Demo-kratie, wenn die Zentrumspartei jetzt bei den preußischenLandtagSwahlen in soundso vielen Wahlkreisen dieKonservativen gegen die Freisinnigen Unter-stützt und überhaupt grundsätzlich mehr Neigungfür die Konservativen als für denLiberaliSmuS»eint? Statt der Zentrumspartei Vorwürfe zu machen, sollte