Indien . Die Lage in Afghanistan . In England erregen Nachrichten Besorgnis, die auf VKerhand- nehmende Anarchie in Afghani st an schließen lassen. Ver- schiedene Gerüchte über Morde und Aufstände sind im Umlauf. Der Bruder des Emirs Nasrullah Khan soll die Stämme gegen die englandfreundliche Politik aufhetzen. Die Hoffnung der Engländer, daß die M o h m a n d s sich unterwerfen werden, ist jedenfalls nicht in Erfüllung gegangen. Die Stämme haben die englischen Bedingungen trutzig abgelehnt. General Willcox hat auch bereits den Befehl erhalten, sofort mit zwei Bri« gaben gegen die Mohmands vorzugehen. Der Krieg hat also aufs neue begonnen und die günstigen Meldungen der letzten Tage sind gründlich dementiert. Guatemala . Regierungsmache. Mexiko , 9. Mai. Aus Guatemala wird gemeldet, daß auf Befehl des Präsidenten Cabrera der Kommandant der Militär- akademie Oberst Solozano und ein gewisser Eczona, der zu den vermögendsten Leuten gehörte, hingerichtet wurden. Der Präsident scheint außerdem gewillt, um die Aufmerksamkeit von den Verhältnissen im Innern abzulenken, auswärtige Ver- Wickelungen herbeizuführen. Er hat eS unterlassen, einen Vertreter Guatemalas für das ständigeSchiedsgericht für Z e ntral- a m e r i k a zu ernennen. Falls Cabrera in seinem Widerstande gegen die Ernennung eines Delegierten beharrt, sind Z lo a n g S in a ß- regeln Mexikos und der Vereinigten Staaten wahrscheinlich.__________ GcwerhrchaftUcbee. Handwerk hat noch goldenen Bode«. Idyllische Zustände im Handwerkcrleben kann man selbst bor den Toren der schönen Kaiserstadt Berlin noch finden, wo der Hauch der modernen Kultur und des Fortschritts absolut spurlos vorübergegangen ist. Während sich in Berlin selbst die Meister samt ihren vortrefflichen Hintermännern ihr armseliges, verkümniertes Hirn zerbrechen, wie das ehedem so blühende Handwerk, das zusehends zwischen den Mühlsteinen des Großkapitals erbarmungslos zerrieben wird, wieder zu neuem Leben und zu neuer Herrlichkeit erstehen kann, leben die biederen Landmeister quietschvergnügt in den Tag hinein, lassen den lieben Herrgott einen guten Mann sein und scheren sich den Teufel um die Misere ihrer Weltstadtkollegen. So lange der Herr- gott noch Lehrlinge erschafft, die dem Krauter umsonst die Arbeit fertigstellen, nebenbei noch Aschenpudel und Stallknecht spielen und oft genug obendrein noch Lehrgeld zahlen und so lange es noch Eltern gibt, die sich damit abfinden, so lange hat es bei den Stützen des Mittelstandes, die zumeist auch wackere Patrioten, fleißige Kirchgänger und loyale Bürger sind, keine besondere Not. Bor uns liegt ein Brief aus Havelberg , der als Kulturdokument dienen kann und blitzhell die Zustände im ländlichen Handwerkcrleben beleuchtet. Um zugleich die Schulverhältnisse im Lande der Dichter und Denker zu kennzeichnen, geben wir das Schriftstück getreu im Wortlaut wieder: ...... und dann kommt die LehrlinghSFüchterrei bei Schulz darüber möchte ich noch etwas weiter erwähnen und wenn es möglich wäre, ihm das Handwerk legen. Die Meister sage alle, wenn sie ihn zur Anzeige bringen, dann sage er, das machen sie aus Rache, weil sie keme Lehrlinge haben. S. beschäftigt vier Lehrlinge und keinen Gesellen. Sein Sohn ist zwar zu Hause; aber der hat ein Möbelgeschäft und arbeitet nicht mit. Der Chef selber geht Tag über aus einer Kneippe zur Andern und die Lehr- linge müssen den Hof fegen, Garten graben, Pferde putzen(1), Möbel wegtragen und Fahren. Und wenn ihre Zeit um ist, fliegen sie aufs Pflaßter, dann bekommen sie keine Arbeit und müssen als Arbeiter gehen. Meißtens bezieht er sie aus Königsberg in der NeuMark auö der Anstalt.(Was mag daS für eine gemeinnützige Anstalt sein? D. R. ) Wie ich bei ihm vorstellig wurde, meinte er. daS wird wohl nichts nützen. Dann meldet er den Aeltzten als Gesellen an. Aber der hat erst ihn August auSgelehrnt. DaS ist blos Augenverblentniß. Einer hat noch ein Jahr zu lernen und 2 haben Ostern angefangen. Wenn man dagegen was machen könnte, bitte ich um baldige Antwort." In seiner rührenden Schlichtheit wirkt dieses„Kultur- dokument" geradezu erschütternd und eS hieße die Wirkung desselben abschwächen, wollte man hier noch kritische Worte verlieren._ Berlin und Umgegend* Der Streik der Former und Giehereiarveiter bei der Firma Hugo Härtung ist von den Streikenden nach lOwochiger Dauer, wägend welcher Zeit nur ein Mann ans den Reihen der Streiken« den abgefallen war, aufgehoben worden. Bei diesem Streik, der den Hülssarbeitern von der Firma durch einen Abzug von 5 Pf. pro Stunde aufgezwungen wurde, und in dessen Verfolg alle anderen Beschäftigten, welche mit dem Streik nichts zu tun hatten, von der Firma ausgesperrt wurden, hat der Nachweis der Gelben und deren ganze Organisation beloiesen, daß es die Lebensaufgabe zener Organisation ist, die Unternehmer in ihrem Bestreben, die Arbeits- und Lohnbcdingungen ihrer Arbeiter zu verschlechtern, zu nnterstützen, und durch ihren angeblichen Arbeitsnachweis, welcher in Wirklichkeit nichts weiter als Streikbrechevvermittelungsdienft ist, unter der Vorspiegelung, daß ein Streik nicht bestehe, mit Ar- beitswilligon zu versorgen. Von Anfang an ließ es sich diese Auch- organisatwn, weil Hier in Berlin die nötige Zahl von qualifizierten Arbeitern nicht aufzutreiben war, angelegen sein, überall in Deutschland Umschau nach brauchbaren Formern zu halten. Daß aber auch die so gelieferten Arbeitswilligen mit den Verhältnissen nicht zufrieden waren, beweist der Umstand, daß während der zehn Wochen des Streiks 79 dieser nützlichen Elemente den Betrieb wieder verlassen haben. Aber auch in anderer Hinsicht mag Herr Härtung einmal einen Vergleich ziehen zwischen seinen früheren und jetzigen Arbeitern, wobei em Vorkommnis in voriger Woche interessant ist. Als der Arbeitswillige Former Dummer im Ver- laufe eines Streites mit einem Luftspieß seinen Mitarbeitswilligen, den Former Zeterberg, über den Haufen stechen wollte, zog dieser im Vollgefühl seiner Würde als nicht zu beleidigende Person seinen Revolver und drohte Dummer, ihn niederzuschießen. Dies- mal wird Herr Härtung nicht behaupten wollen, daß die Streiken- den die Unwahrheit verbreiteten, hat die Firma doch sofort den Revolverhelden entlassen. Wenn Herr Härtung aber glaubt, durch seine Beauftragten den Arbeitswilligen mitteilen zu lassen, daß niemand von den Streikenden wieder in den Betrieb hineinkäme. eS sei denn, daß dieselben schriftlich erklärten, den Gelben beizu- treten, so möge sich die Firma die Zeit nur nicht lang werden lassen. Die Streikenden verzichten lieber für alle Zeiten auf den Betrieb, als durch eine derartige Unterschrift sich selbst und ihre organisierten Kollegen zu beschimpfen. Möge die Firma einsehen lernen, daß es besser ist, in friedlicher Weise mit ihren Arbeitern sich zu einigen, als lvie denselben den Fehdehandschuh Hinzuwerfen und sich selbst zu schädigen. Deutscher Metallarbeiterverbano. OrtSvertvaltung Berlin . Vom Ausschuß der Berliner Gewerkschaftskommission erhalten wir folgende Zuschrift zur Veröffentlichung:__ i v„Der Verband ber Gastwirtsgehülfen veröffentlicht in der Nr. 198 vom 9. Mai eine Notiz über eine Einigungsverhandlung betreffend den Gastwirt Voigt- Krampenburg, die nicht völlig de» Tatsachen entspricht. Der Sachverhalt ist folgender: Die Vereinigung der Inhaber von Sommerlokalitäten an mär- kischen Wasserstraßen trat an den Ausschuß der Berliner GeWerk- schaftskommission heran und ersuchte diesen um Vermittclung resp. Schlichtung des ausgebrochenen Streits zwischen dem Gastwirt Voigt und dem Verband der Gastwirtsgehülfen. Mit Zustimmung des Verbandes der Gastwirtsgehülfen wurde die Verhandlung auf Freitag 19� Uhr angesetzt. Nach Feststellung der Präsenzliste fragte der Vorsitzende des Ausschusses die Parteien, ob sie verhandeln wollten und ob sie— der üblichen Praxis entsprechend— für den Fall, daß eine Eini- gung nicht zustande käme, einen Schiedsspruch des Ausschuffes der Berliner Gewerkschaftskommission anerkennen wunden Darauf antworteten die Vertreter der Lokalinhaber mit„ja", der Vertreter der Gastwirtsgehülfen erklärte, daß sie einen Schieds- spruch nicht anerkennen würden. Er fügte dann noch hinzu, daß sie auch im Einigungswege sich nur einverstanden erklären würden, wenn ihre Forderung Anerkennung fände Nach dieser kategorischen Erklärung zog sich der Ausschuß zurück, um sich zu beraten, ob unter diesen Umständen ein nützliches und erfolgreiches Verhandeln möglich sei. Es wurde einstimmig beschloffen, die Vertreter der Gastwirts- gehülfen noch einmal zu fragen, ob sie auf ihrer abgegebenen Er- klärung beharren, und wenn dieses geschähe, nicht in die Vcrhand- lu?ig einzutreten. Da die Vertreter bc, ihrer Erklärung verblieben, und nicht etwa erklärten, keine endgültige Vollmacht zu haben oder vorbehaltlich der Zustimmung der Organisation sich damit cinver- standen zu erklären, so wurden die Verhandlungen als nutzlos ab- gebrochen. Der Ausschutz der Berliner Gcwcrkschafts- kom m i s s i on. Achtung, Gummiarbciter! In der Norddeutschen Gummi- und Guttaperchawarenfabrik(vorm. Fonrobert u. Neimann. Tempelhofer Ufer ist es am Sonnabend, den 9. d. M. wegen Lohndifferenzen der S ch l a u ch m a ch e r zur Arbeitseinstellung in der Abteilung Schlauchmacherei gekommeiu Der Betrieb ist strengstens von Schlauchmachern zu meiden. Fabrikarbeiter-Verband, Verwaltung Berlin . Achtung, Friscurgehnlfen! Differenzen sind beigelegt bei P eckel, Triftstr. 1. Für Verbaudsmitglieder gesperrt: Schupp, Marien- burgerstraße 6. Verband der Frisenrgehülfen. Paul Liere. Oeutkcbes Reich. Das Aussperrungsfieber- Die„Erzgebirgische Wirkergruppe des Verbandes der Arbeit- geber der Sächsischen Textilindustrie" beschloß gestern in einer zu Chemnitz abgehaltenen außerordentlichen Generalversammlung ein st immig, sämtliche organisierten Arbeiter und Arbeiterinnen zu entlassen und nicht eher wieder einzustellen, bis die zahlreichen, in der Strumpfwirkerei bestehenden Streiks beendet sindl In Gornsdorf dauert der Streik bereits 29 Wochen, in Mciners- dorf 13, in Jahnsorf 6 Wochen und hat sich in den letzten Tagen auf eine ganze Reihe weiterer Orte ausgedehnt. Die Streikenden sollen bisher nicht die geringste Lust gezeigt haben, die Arbeit wieder auszunehmen._ Achtung, Former und Gießereiarbeiter! Die Arbeiter der Zentralwerkstatt III, Gießerei, in Dessau be« finden sich im Streik. Wir ersuchen, den Zuzug dorthin fernzuhakten. Deutscher Metallarbeiter-Verband. Ortsverwaltung Berlin . I» der Perlmutterknopffabrik„Bnttonia" zu Gardelegen be- finden sich seit dem 4. Mai sämtliche Knopfmacher im Ausstande. Der Leiter dieses Betriebes ist der von seiner Tätigkeit als Knopf- fabrikant in Berlin her in zweifelhaftem Andenken stehende Herr B e u t l e r. Weil ihm das Geschäft trotz der billigen Arbeitskräfte in der Mtmark immer noch nicht genügend lohnte, führte er für sämtliche Fertigmacher die Heimarbeit ein. Sein Plan geht sogar dahin, durch Lehrkräfte auf den umliegenden Dörfern von Garde- legen die Heimarbeit in noch größerem Umfange zu züchten. Eine Kontrolle über den Verdienst dieser Arbeiter ist dadurch natürlich sehr erschwert und eine Einwirkung auf dieselben noch mehr. Aus diese Umstände baut Herr Beutler gerade seinen Plan, und eS ver- schlägt ihm deswegen gar nichts, jede Lohnforderung seiner im Betriebe befindlichen Arbeiter zu bewilligen, weil er sie den Heim» arbeitern ja doch nicht zahlt. Dieser Praxis soll nun durch den Ausstand sämtlicher Bohrer ein gründliches Ende bereitci werden. Durch denselben ist denn auch sofort der ganze Betrieb lahmgelegt. Die bisherigen Praktiken des Herrn Veutler laffen erkennen, daß er sich jetzt bemüht, anderswo, namentlich in Berlin , Arbeiter für Rausreißerdienste zu finden. Sämtliche Knopsmacher werden des- halb dringend ersucht, solchen Werbungen solange kein Gehör zu schenken, bis Herr Bcutler nicht die Wiederbeschäftigung sämtlicher Arbeiter im Betriebe und die Einhaltung des vereinbarten Akkord- tarises garantiert hat. In der Möbelfabrik von F. A. Braun zu Sangerhausen dauert der Streik nun schon in die achte Woche. Die Firma stellt sich noch immer, als ob sie weder in bezug auf die Forderungen der Ausständigen, geregelte Berhältniffe im Betriebe durch Fest- legung der Lohn» und Akkordsätze herbeizuführen, die geringsten Zugeständnisse zu machen gewillt wäre, noch überhaupt auf die Wiederbeschäftigung derselben reflektierte. Dabei macht sie die krampfhaftesten Anstrengungen, von außerhalb Arbeitswillige heran- zuziehen. Mehrere Schübe solcher, von Berlin (!) kommend, sind ihr indes bis auf den letzten Mann wieder in die Wicken ge- gangen. Es wird auch weiter ersucht, den Zuzug von Tischlern, Polierern, Stuhl- und Gestellbauern sowie Maschinenarbeitcrn streng fernzuhalten. In der Möbelfabrik von P. Thiemecke zu Staßfurt sind seit 2. Mai sämtliche Tischler ausständig. Herr Th. hatte den bisherigen Vertrag zum 1. April gekündigt. Den Abschluß eines neuen ver- zögerte er absichtlich, indem er sich immer hinter der Kompetenz des Arbeitgeber-Schutzverbandes verschanzte, und als das nicht mehr glückte, verlangte er Bestimmungen aus dem neuen Vertrage ge- strichen, worauf die Arbeiter unbedingt beharren mußten. Vor Zu- zuz von Tischlern nach Statzfurt wird deswegen dringend gewarnt. Im Breslauer Baugewerbe ist der Kampf doch noch wenigstens hinausgeschoben worden. In einer Vorstandssitzung des Arbeit- geberbundes am Frcitvgabcnd erklärten die Vertreter der Zentral- vorstände der Maurer und Zimmerer, Silberschmidt und Ecke, daß sie für die Anerkennung des Schiedsspruches auch durch die Bres- lauer Zweigorganisationcn Garantie leisten. Darauf beschloß die Generalversammlung der Arbeitgeber, die für Montag in Aussicht genommene Aussperrung zu vertagen. Die Aussperrung in der Pforzheimer Etuisindustrie ist am 2. Mai perfekt geworden Nach genauen Aufstellungen sind 245 Ar- bester u>ü> 151 Arbeiterinnen in 17 Betrieben ausgesperrt worden. während 41 Arbeiter und 26 Arbeiterinnen stehengeblieben sind und drei Betriebe mit 83 beschäftigten Personen sich überhaupt nicht an der Aussperrung der Fabrikanten beteiligen. Der Versuch.des Vorsitzenden des Pforzheimer Gewerbegerichts, Einigungsverhand- lungcn hcrebizu führen, scheint an dein Starrsinn der Fabrikanten zu scheitern, denn die Arbeiter haben ihre Bereitwilligkeit daztl bereits im Anfang der Aussperrung ausgesprochen. Die Unter- nehm erpresse geht mit der Lüge hausieren, daß die Aussperrung nur wegen der Kündigung der Dietzschcn Arbeiter zrm Zweck: der Weitcrbeschäitigung gemaßrcgelter Vertrauens- männer erfolgt sei während doch in Wahrheit die zehnprozen- tige Lohnreduktion der Fabrikanten Leu Anlaß zu dem Kampf in Pforzheim gegeben hat. Der Arbeitgeberverband für das Bijouterie- gewerb e versendet auf Veranlassung der Etuisfabrikanten schwarze Listen, auf denen 557 Personen vermerkt werden, trotzdem nur 396 Zlusgespcrrte vorhanden sind. Gleichzeitig wird von J>en Etuisfabrikanten das Gerücht verbreitet, der Buchbinder- verband könne die Unterstützungen nicht auszahlen, da es ihm an Geld mangele. Und dabei betrug das Vermögen der Hauptkaff: dieses Verbandes bereits am Abschluß des 1. Ouartals d. I. rund 177 999 M., zu denen inzwischen noch etliche Tausende hinzuge- kommen sind, während in den Lokalkassen weitere 139 999 M. vor- Händen waren. Die wöchentliche Unterstützunyssumme beträgt aber nur etwa 5999 M. Man sieht, in welcher unverschämten Weise ge- schwindelt wird. Im Interesse der Ausgesperrten liegt es, daß die Parteipresse von der Pfo'-tbeimer Aussperrung mehr als bisher Notiz nimmt. Ausland. Wie die Arbeiter in Mexiko gestellt sind, darüber gibt eine Notiz in einem mexikanischen Blatt für die Interessen der Grund- besitze! Auskunft. Die Arbeiterfrage, so heißt es da, löse sich„von selbst". Der Tagclohn eines Farmarbeiters betrage etwa 1,69 M.» während in den Städten 2 bis 2,59 M. pro Tag gezahlt würden. „Der mexikanische Peon— so fährt das Blatt wörtlich fort — arbeitet gerade so viel, als der Durchschnittsarbeitcr in den Vereinigten Staaten . Er lernt rasch und unter intelligenter Aufsicht leistet er ein großes Stück Arbeit. Er ist körperlich kräftig und widerstandsfähig wie ein Fels. Seine Bedürfnisse sind ge- ringe. Der Ueberfluß an guten, kräftigen Peonarbeitcrn in allen Industrien ist eine der besten Seiten unserer Republik ." Es gibt hier keine Gefahr von Streiks und Arbeiter- kämpfen, da die Gesetze von Mexiko streng sind und vollständig die Rechte und Interessen der Unternehmer schützen." Die„New Dorker-Volkszeitung" bemerkt dazu: „Ist es unter diesen Umständen ein Wunder, daß amcrika» nischcs Kapital in den letzten Jahren Mexiko geradezu über- schwemmt und daß in gewissen Betrieben die ganze Industrie sich bereits in amerikanischen Händen befindet? Freilich wird der idyllische Zustand nicht allzu lange mehr dauern. Der Kapitalismus erzeugt selbst die Opposition gegen sich. Nicht lange mehr, und die mexikanischen Arbeiter werden genau so lebhaft den Kamps gegen ihre Unterdrücker aufgenommen haben, wie in anderen Staaten. Schon sind Anzeichen deS beginnenden Erwachens zu finden." Letzte JVacbricbten und DcpeFcben* DaS Görlitzer Lauunglück. Zu der furchtbaren Baukatastrophe, über die wir an änderet Stelle im heutigen Blatte berichten, meldet uns ein Privattelc- gramm aus Görlitz : Unter den Trümmern des Neubaues der hiesigen Musikhalle. seines Saales von 59: 25 Metern), die heute zwischen M und %4 Uhr nachmittags einstürzte, wurden begraben: die Stukia» teure Arwr Fleischer, Louis E n g m a n n, deren LeidHen erst in zwei bis drei Tagen unter dem Schutt aufzufinden sein dürften. Der Stukkateur Ernst Zapf ist bereits tot aufgefun» den. Schwer verletzt sind: Walter Gärtner, Karl Mnche. Eduard Waldinger; leicht verletzt: Anton Gucnther, Max Kepler, Chr. May, Willi Waldinger, Albin H o f f m a n n. Max Voigt. Von Arbeitern ist Förster tot. zwei andere sind schwer verletzt, neun blieben unversehrt. Ueber die Ursache des Einsturzes meldet das Bureau Herold: Man glaubt, daß das Unglück auf fehlerhafte Konstruktion des Daches zurückzuführen ist, da schon einmal auf sechs Wochen der Bau des Daches behufs Umänderung inhibiert worden war... *«* Görlitz , 9. Mai. (SB. T. B.) Zum Einsturz der Musikfesihalle wird weiter gemeldet, daß der verantwortliche Leiter de? Baues, Architekt Ncumann, verhaftet wurde. Aus der Duma. Petersburg, 9. Mai. (W. T. B.) Die Debatte über daS Rekrutenkontingent, die in der heutigen Duma- sitzung fortgesetzt wurde, drehte sich in der Hauptsache um die Umgehung der Wehrpflicht durch die Juden. Redner der Rechten und des rechten Zentrumsflügels sprachen gegen die Zulassung der Juden zum Dienst in der russischen Armee, indem sie den Juden zersetzenden und schädlichen Einfluß unter den Soldaten nachsagten. Hiergegen protestierten der linke Zentrumsflügel. die Kadetten und Sozialdemokraten. welche die Umgehung der Wehrpflicht und den de- moralisierenden Einfluß der Juden in der Armee bestritten und die Gleichberechtigung derselben im Interesse der Hebung des Patriottsmus als notwendig bezeichneten. Darauf nah in die Duma das Rekruten- kontingent für 1993 und die Uebergangs- forme! der Landesverteidigungskominission unverändert an. Nach Schluß der Abstimmung sprach der Präsident Chomjakolv sein Bedauern aus über die inkorrekte Beurteilung, die er gestern den Worten des Finanzministers habe zu teil werden lassen.(Er hatte sie„verfehlt" genannt und der Duma untersagt, diese Worte in der weiteren Debatte zu berühren!) Er habe es aber, der Stimme seines Gewissens folgend, für seine Pflicht gehalten, einem drohenden Konflikt vorzubeugen, und er werde es niemals be- reuen._ Geborstene JnnungZsäule. Duisburg , 9. Mai. (B.$.) Der Stadtverordnete und Ober- meister der Fleischerinnung Marix wurde von der Strafkammer wegen Wechselfälschung zu 1 Jahre Gefängnis unter Anrechnung von 5 Monaten Untersuchungshaft verurteilt. Marix nahm die Strafe am Ueberschwemmung. Budapest , 9. Mai.'{SB. T. 53.) Bei Maros-Vasarhely ist der Fluß Maros infolge Schneeschmelze über die Ufer getreten. Die Gegend von Szasrezen ist überschwemmt; eine 59 Meter lange Brücke bei Saromberke wurde fortgeschwemmt In Maros- Szent-Anna sind mehrere Häuser eingestürzt. Zwei Personen wurden unt«.r den Trümmern begraben. Verantw. Redakt.: Georg Davidsohn , Berlin . Inseratenteil verantw.: Th. Glocke. Berlin . Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdr. u. Verlagsanstglt Mul Singer Si Co., Berlin SW. Hierzu 5 Beilagen,
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