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Nr. W. 25. Iahkgavs. 2. Ifilnjf desDmäck" Kerlim WüisdlM ZoilntlUj, 10. Mai 1908. Hus der Partei. Ei» wackerer Kamerad. Eint» schmerzlichen Verlust erlitten die Hamburger Parteigenossen Lnd mit ihnen das gesamte Proletariat. Genosse Karl Heine, Redakteur amHamburger Echo', ist gestern nach langer qualvoller Krankheit im Alter von 62 Jahren vom Tode ereilt worden. Mit ihm ging ein Proletarierleben voll Arbeit und Mühsal dahin. In Berlin unter ärmlichen Verhältnissen geboren, erlernte er daS Holzbildhauerwerk. Schon frühzeitig schloß er sich der sozialistischen Bewegung an und allezeit hat er selbst unter den schwierigsten wirtschaftlichen Verhältnissen treu und unentwegt zu seiner Ueberzeugung gestanden. Heine, der seit Mitte der 80er Jahre in Hamburg lebte, wurde im Jahre 1892 als Redakteur an dasEcho" berufen. Natürlich traf ihn auch das Schicksal des sozialdemokratischen Redakteurs. Neben einigen kleineren Strafen erhielt er einmal eine Strafe von fünf Monaten Gefängnis. Schon vorher leidend, trug diese Strefe mit dazu bei, seine Gesund- heit dauernd zu erschüttern. Im Krankenhause, in dem er Heilung suchte, ist er nach einer notwendigen Operation gestorben. Ehre ,em Andenken des Braven!_ Die Parteigenossen in Mecklenburg sind eifrig an der Arbeit, die Verbesserungen, die das am IS. Mai in Kraft tretende Reichsvereinsgesetz gegenüber den in Mecklenburg bisher geltenden Bestimmungen bietet, nach besten Kräften aus- zunützen. So reattionär einzelne Paragraphen des neuen Gesetzes auch sind, und so sehr das Gesetz speziell für die süddeutschen Staaten Nachteile im Vergleich zu den augenblich in Kraft befindlichen Vereinsgesetzen dieser Staaten bringt, für Mecklenburg ist mit dem Reichs Vereinsgesetz endlich auch den Arbeitern die Möglichkeit gegeben, politische Angelegenheiten in öffentlichen Versammlungen zu erörtern. Denn bisher bestand im Lande der Obotriten für die Sozialdemo- kratie überhaupt kein Vereins- und Versammlungs- recht. DieMecklenburgische Volkszeitung" hat bereits ein Musterstatut zur Gründung sozialdemokratischer W a h l v e r e i n e veröffentlicht, ebenso werden am 16. und 17. Mai die dorttgen Genossen in 36 öffentlichen Versammlungen zu der mecklenburgischen Verfassungsfrage Stellung nehmen. Möge der Erfolg ein recht guter sein. Derzweite schweizerische sozialdemokratische Kommunaltag ist von der sozialdemokrattschen Fraktion des Großen Stadtrates in Zürich auf den 23. und 24. Mai nach Zürich einberufen. Auf der Tagesordnung stehen die Gründung eines Verbandes sozialdemokrati- scher Gemeindevertreter und die Wohnungsfrage. worüber der Genosse Schatzmann, Sekretär des städtischen Ge- sundheitsamts in Zürich referieren wird. poltreUicbes, gerichtliches ufw. DaS Telephon kein zuverlässiges Verkehrsmittel. Eine Gerichtsverhandlung gegen den Genossen Artur Molkenbuhr von der ElberfelderFreien Presse" zeigte wieder einmal klar und deutlich, daß im Reiche wie in Preußen die Beamten als ein noll me tangere gelten sollen. Bei einer B r a n d k a t a st r o p h e, die sich in der letzten Neujahrs- nacht ereignete, gingen drei Menschenleben zugrunde. Gleich nach dem Unglück wurde von verschiedenen Seiten darüber geklagt, daß in der fraglichen Nacht der T e l e p h o n d i e n st ein bummeliger gewesen sei und auch dieFreie Presse" gab, wie andere lokale Zeitungen, diesen Klagen öffentlichen Ausdruck. An- geklagt wegen Beleidigung der Postbeamten wurde aber nur der Redakteur derFreien Presse". In der Verhandlung wurde durch Vernehmung bürgerlicher Redakteure und mehrerer Beamten erwiesen, daß nicht nur in der Unglücksnacht kein ordent- licher Telephonbetrieb vorhanden war, sondern es damit auf dem Elberfelder Postamt überhaupt recht schlimm bestellt ist. Man sollte nun meinen, daß eine Kritik solcher Zustände im öffentlichen Verkehr wohl am Platze sei. Anders dachten jedoch Staatsanwalt und Gericht. Staatsanwalt Sommer deduzierte, es gebe kein Gesetz, das die Post rechtlich verpflichte, auf jeden Fall für Anschluß zu sorgen; das Telephon sefi kleines feuilleton. - Klassensterblichkeit. Die Untersuchungen über den gesund- heitlichen Einfluß der verschiedenen Berufsarten gehören zu den wichttgsten und interessantesten Kapiteln der Hygiene. Die Er- forschung der sogenannten Berufskrankheiten hat schon eine ge- waltige Literatur hervorgebracht, dagegen sind die Feststellungen über den verschiedenen Grad der Sterblichkeit bei den einzelnen Klassen noch ziemlich im Rückstände. Da dieser Frage nur auf dem Wege der Statistik beizukommen ist, sind mit ihrer Lösung auch größere Schwierigkeiten verbunden. Besondere Beachtung verdient daher die Genauigkeit, mit der Dr. Mathcson im Auftrage der Stadtverwaltung von Dublin diesen wichtigen Gegenstand be- arbeitet. Zu diesem Zweck hatte schon sein Vorgänger im Amt die Bevölkerung von Dublin in vier Klassen geteilt, nämlich in eine Klasse der unabhängigen Berufe, eine Mittelklasse, eine Klasse der Handwerker und kleinen Kaufleute und eine allgemeine Arbeiter- klaffe. Diese Einteilung ist natürlich etwas willkürlich und müßte noch viel genauer gegliedert werden, um eingehende Auftchlüsse über die Gesundheitsschädlichkeit der einzelnen Berufe zu erhalten. Nach der letzten Volkszählung gehörten in Dublin rund 17 699 zu der ersten. 87 999 zur zweiten, 119 999 zur dritten und 169 999 Ein- wohner zur vierten Klasse. Das wichtigste Ergebnis der Berech- nungen«st in der Tatsache zu erblicken, daß nach den statistischen Ermittelungen für 1997 in der ersten und zweiten Klaffe die Sterb- lichkeit nur 16,2 bezw. 17 auf Tausend betrug, in der dritten und vierten dagegen, also bei Handwerkern, Kleinhändlern und Ar- beitern 28,4 auf Tausend. Wenn die Sterblichkeit an epidemischen Krankheiten insbesondere ins Auge gefaßt wird, ist der Gegensatz ein noch größerer, denn an solchen Krankheiten starben in Dublin während des letzten Jahres in den beiden ersten Klassen nur 9,9, in den beiden letzten 2,3 auf Tausend, also rund 2% mal mehr. Die meisten Todesfälle dieser Gattung forderten die Masern, der Keuchhusten und Durchfall; auch waren tödliche Fälle von Typhus allein auf die Arbeiterklaffe beschränkt. Es ist nicht zu verwundern, daß eigene Erhebungen für die Säuglingssterblichkeit den geringeren Gesundheitszustand der 3. und 4. Klaffe in besonderem Grade be- weisen. Ausstellung München 1998. Aus München wird uns ge- schrieben: Gedacht als eine Art Gegenstück zu dem Dokument deutscher Kunst Darmstadt 1999 soll dieAusstellung München 1998" am 17. Mai eröffnet werden, trotzdem sie erst im Rohbau fertig ist und an die innenarchitektonische und künstlerische Aus- gestaltung der vielen Gebäude, Anlagen, Säle, Pavillons, Hallen; Kunst- und Vergnügungstempel bis zum festgesetzten Termin gar nicht mehr zu denken ist. Aber da das Defizit ohnehin sicher ist und unser städtisches Oberhaupt am 18. Mai mit dem neuen schönen Piepmatz, den er todsicher als Seele vons Janze kriegt, eine Reise nach England antreten mutz, so will man die Eröffnung der Ausstellung nicht hinausschieben. So werden am 17. Mai die Geschütze donnern und die Glocken brummen, das neue Glockenspiel u» Rathausturm wird kviclen. die blechernen Schäfflcr im Rat- für Fälle, wie das besagte Vrandunglück, kein Verkehrsmittel. Und noch eine famose Entdeckung hat Staatsanwalt Sommer gemacht. Der Verteidiger Rechtsanwalt Lands hatte die Frage aufgeworfen, was der einsame Telephon- beamte im Nachtdienst beginnen solle, wenn er von einem natürlichen Bedürfnis gedrängt werde, oder wenn ihm sonst etwas Menschliches passiere. Der Staatsanwalt erklärte darauf, namentlich die unteren Schichten der Beamten verständen es, ihre Leibesgewohnheiten dem Be- rufe anzupassen und dem Dienste entsprechend zu regulieren. Der Staatsanwalt beantragte wegen derSchwere der Beleidigung" 699 Mark Geldstrafe. Bummelei dürfe man einer Verwaltung nicht vorwerfen, denn solche gebe es bei deutschen Beamten nicht. Punktum! Das Gericht schloß sich in der Hauptsache dem Staatsanwalt an, billigte aber dem Genossen Molkenbuhr wegen der Erregung, in der sich nach dem Brandunglück die Elberfeider Bevölkerung befunden, mildernde Umstände zu und erkannte a u f 199Mark Geldstrafe. _ Ein zarter Wink. Zu 39 M. Geldstrafe verurteilte das Schöffen- gericht in Magdeburg den Genossen W i t t m a ck von der Magde- burgerVolksstimme" wegen Beleidigung der Statzfurter Polizei- Verwaltung. In der inkriminierten Notiz war die Frage aufgeworfen worden, ob sich etwa die Staßfurter Polizei auch Achtgroschenjungen halte, die etwas erfinden, wenn sie nichts entdecken können. Das Gericht kam zu einer Verurteilung wegen der Tonart der Notiz, die beleidigend sei. Eine andere Frage sei es, ob die S t a ß« furter Polizeiverwaltung nicht besser getan hätte, denArtikelzuignorieren. Dann hättenämlich das Polizei- s p i tz e l w e s e n vor Gericht nicht erörtert zu werden brauchen. Der Amtsanwalt behauptete übrigens, solche Einrichtungen beständen bei der Polizei gar nicht I _ Wegen angeblicher Beleidigung des Fabrikmeisters Nourk in Haspe erhielt Genosse Oskar Ho ff mann von derFreien Presse" in Elberfeld 25 M. Geldstrafe. Das Gericht erklärte den Wahrheits- beweis für teilweise erbracht, versagte aber den Schutz des 8 193 des Str.-G.-B. Hus Industrie und k)andel. Die Lage auf dem rheinisch-westfälischen Eisenmarkt. In einem Situationsbericht vom rheinisch-westfälischen Eisen- markt schreibt dieRheinisch-Westfälische Zeitung" u. a.: Die all- gemeine Zurückhaltung und Unlust für Käufe und Abschlüsse besteht aber ebenso wie das Arbeitsbedürfnis bei den Werken unvermindert fort, da in den Grundübeln, unter denen das Wirtschaftsleben leidet, der hohe Bankdiskont und die hohen Rohstosfpreise, noch wenig oder gar keine Aenderung zu verzeichnen ist. Bei 6 Proz. Bankdiskont kann sich keine Unternehmungslust einstellen und ebenso können die sattsam als zu hoch bezeichneten Rohstosfpreise das Miß- trauen, das sich Handel und Verbrauch bemächtigt hat, nicht be- seitigen. Den Grundstock der Beschäftigung bei den Stahlwerken Hilden die nicht allein durch Preiszugeständnisse, sondern auch durch alle möglichen sonstigen Machtmittel hereingeholten Stabeisen- und Blechausträge, die mehr als die Hälfte des Arbeitsbestandes aus- machen. In den syndizierten Erzeugnissen des Stahlwerksverband-es Halbzeug, Träger, Schienen, sind die Aufträge stark zusammen- geschrumpft, so daß der größte Teil der Werke sich eben durch jene nur über Wasser halten kann. Rechtfertigt diese Notlage ja in ge- wiffer Hinsicht das skrupellose Vorgehen mancher Werke zur Er- langung von Stabeisen- und Blechaufträgen, so scheint hier doch dos eine oder andere Werk das Maß des Erlaubten zu überschreiten und den Bogen zur Erlangung von Gegenaufträgen zu straff zu spannen. Um zur Beleuchtung hier einige Intimitäten auszu­plaudern, so geht es zweifellos zu weit, wenn man, wie das einem Dortmunder Werk nachgesagt wird, selbst Maurermeister uno Schornsteinbauer für jeden Auftrag als Gegenwert zur Abnahme von Material zwingt, das sie absolut nicht gebrauchen können, nur um keine Gelegenheit vorübergehen zu lassen, für seine Fabrikate Absatz zu schaffen. Diese MethÄ>e der größeren Werke scheint aber in mehr oder weniger scharfer Form heute gang und gäbe zu sein. Jedenfalls beleuchten diese intimen Vorgänge in recht drastischer Weise, wie stark das Arbeitsbedürfnis bei einer großen Zahl der Werke ist. Die Preise lassen sich in den freien Fabrikaten nicht gut mehr weiter drücken, da man auf dem Tiefstand angelangt ist. Hausbalkon werden tanzen, der Oberbürgermeister und alle Spitzen" werden sich in Frack werfen. Es wird sehr schön werden. Alles zum höheren Ruhm der bayerischen, speziell Münchener In- dustrie und Kunst. Jeder Ausstellungsgegenstand, vom Luftschiff. Lokomotive und Automobilfeuerspritze bis zum letzten Türgriff und Bierfilzel soll aus Münchener Fabriken und Werkstätten kommen. Und neben dem Marktwert kommt noch ein ästhetisches Moment hier in Frage. Die Ausstellung soll zeigen, daß die Be- griffe schön, einfach und zweckmäßig sich nicht mehr ausschließen, daß die Forderungen des modernen Kunstgewerbes: struktive und tektonische Zweckmäßigkeit einerseits und Echtheit und Ehrlichkeit des Materials andererseits heute auf fast alle Gegenstände des täglichen Gebrauchs bereits anzuwenden sind und angewendet werden. So werden besonders sorgfältig und reichhaltig vertreten sein: dekorative Kunst, Raumkunst, Wohnungskunst, Einfamilien- Haus, Gartenanlage, hygienische Städteanlage. Am 19. Mai öffnet das geheimnisvolle, von Prof. Max Littmann erbaute Münchener Künstlertheater seine Pforten. Gleich zu Anfang eine Kraftprobe für die stilisierende Reliefbühne: Faust, I. Teil, mit seinen Massen- szenen, mit seinem jedem Stilisieren widerstrebenden Vorwalten starken, rein menschlichen Gefühles! Ferner sind für die Sommer- monate noch eine Reihe weiterer Aufführungen in Aussicht ge» nommen. Außerdem findet in den Tagen vom 1. bis 6. Juni das 44. Tonkünstlerfest des Allgemeinen Deutschen Musikvereins statt. An dramatischen Festaufführungen werden im Prinz- regententhcater geboten: Max Schillings Musikdrama Moloch, Friedrich Kloses Jlsebill und Berlioz ' gesamte Tröjaner-Oper. Diese an einem Tag, wofür allein die Intendanz 16 999 M. zur Verfügung gestellt hat. Musik. Hört die grause Mordsballade, Wie es ist so jammerschade Um Rosalbas Bräutigam! Publikum, nimm dich zusammA" Als ein derartiges Bänkelsängerlied, in die Opernform übersetzt, er- scheint uns das lyrische DramaR o s a l b a", das am Freitag in der Komischen Oper für Berlin zum ersten Mal vorgeführt wurde. L. I l l i c a heißt der Verfasser des Textes, E m i l i o Pizzi der Komponist. Es ist die ncuitalienische Effektoper mit ihrer harten Charakteristik von volkstümlichen Leidenschaften. Der Komponist war uns noch fremd. In Verona 1862 oder 1863 geboren, in Mailand Schüler der hervorragenden Vertreter des Verismus" Ponchielli und Puccini , hat er neuerdings mit dem vorliegenden Werke Erfolge gewonnen. Die Sängerin Rosalba hat den römischen Dichtermusiker Colonna zu einem Verkommenen gemacht und liebt nun den venetianischen Dichtermusiker Firmiani mit aller Innerlichkeit. Er bedarf ihres Einflusses, ihrer Inspiration; da praktiziert sie ihm ein Lied Colonnas in seine Mappe und er bekommt dafür den Lorbeer. Der andere, den just vor dem Haus ein Stich verwundete, wird von Firmiani aufgenommen und verrät Rosalbas Vorleben. Natürlich beschließt der Tod des Paares das kurze Stück. Die musikalische Mache kommt über die bekannte Geschicklichkeit derartiger Bühnenstücke nur wenig hinaus. Das Rezitativ herrscht über die lyrischen Partien vor und verbindet sich mit solchen nicht übel dort, wo Colonna seinen Spott und tleberdruß samt fenti- Der Durchschnittspreis der Stabeisenaufträge bei den Werken dürfte nicht allzuviel über 199 M. hinausgehen und ebenso wird der Durch- schnittspreis für Grobbleche kaum mehr als 112 M. betragen. Das sind auch für manche große Werke Verlustpreise. Die wettere Preis- entWickelung wird ganz von der Haltung der Rohstoffpreise ab- hängen. DerKöln . Volksztg." wird aus eingeweihten Kreisen folgendes geschrieben: Während im Monat April verschiedene maßgebende Werke erklärten, zufrieden zu sein, wenn es im laufenden Jahre nicht noch schlechter werde, hat sich seit den ersten Tagen desWonnemonats" ein merklicher Rückschlag eingestellt, der die Gesamtlage ungünstiger erscheinen läßt.... Die Aussichten für das laufende Jahr sind ungünstiger als vor Jahren."_ Ueber den Rückgang der obcrschlcsischen Eisenindustrie. Auf der Fulvahütte in Schwientochlowitz wird der Betrieb der Grobstrecke vom 13. Mai ab eingestellt. Allerdings sollen die Arbeiter vorläufig noch in anderen Betriebsabteilungen beschäftigt werden. Im all­gemeinen aber sind die Aussichten für die nächste Zukunft sehr trübe. Aehnlich sieht es auch in der Zinkindustrie aus. Tapetenindustrie. Nachdem der Plan, sämtliche Tapetenfabriken Deutschlands zu einem Verbände zusammenzuschließen, undurch- führbar geworden ist, wurde nunmehr in Altona die oft genannte Tapetenindustrie-Aktiengesellschaft gegründet. Das Grundkapital beträgt 8 899 999 M. Um die Verschiedenheit der Rentabilität der einzelnen beteiligten Fabriken zum Ausdruck zu bringen, werden Genußscheine ausgegeben. Produktionseinsckiränkung in der Sägewarenindustrie. Zur Regelung der diesjährigen Bretterproduktion wird, wie derVerein ostdeutscher Holzhändler und Holzindustrieller" mitteilt, sämtlichen Produzenten und Platzhändlern der Holzbranche eine Einschränkung der Herstellung von Schnittware und ebenso eine Beschränkung des Einkaufs von Rundholz aufs allernotwendigste nahegelegt. Zugleich wird darauf hingewiesen, daß die Einfuhr von russischen Holzern im Jahre 1997 bedeutend größer gewesen ist, als di-e Durchschnitts- einfuhr der früheren Jahre. Sollte die gesamte eingeführte Menge noch im laufenden Jahre als Schnittmaterial angeboten werden, so würde eine durchgreifende Störung des Absatzes und ein un- gerechtfertigter Preisdruck unvermeidlich sein. Das neue Material würde ebenso wie die noch vorhandenen alten Bestände so stark ent- wertet werden, daß alle Angehörigen der Holzbranche schwer ge- schädigt werden müßten. Man hat es hier zwar, nicht mit einem ausgesprochenen Kartell- gebilde zu tun. wohl aber mit einer ganz losen Vereinigung zu dem löblichen 5tartellzwecke, die Preise möglichst lange und unent- wegt hochzuhalten, bis die schlimme Zeit vorüber gegangen und die Nachfrage wieder im Steigen ist, worauf dann die Preise erst rech! angezogen werden können. Vom amerikanischen Eisenmarkte meldet das FachblattFron Age ":Die Erzeugung von Roheisen betrug im Monat April dieses Jahres nur 1 149 999 Tonnen, gegen 2 219 999 Tonnen im April des Jahres 1997, die wöchentliche Erzeugungsfähigkett am 1. dieses Monats 263 999 Tonnen. Die Vorräte bei den außerhalb deS. Syndikats stehenden Hochöfen haben sich im April vermehrt. Eingegangene Druchrcbriften. DaS Reichsvereinsgesetz vom 19. April 1903. Von Dr. F. Frieden. thal. Verlag von Franz Bahlen, Berlin Vf., Linkstr. 16. Preis geb. 1,20 M Flugschriften des Kartells der sreiheitlichen Vereine Münchens Heft 1. Verlag: G. Müller w München .. Knlturseinde. Schauspiel von H. Petersen. E. Piersons Verlag, Dresden . Prometheus." Schauspiek von M. H. Gareth. I. Teil. Verlag: Georg C. Bürkner(Jnh. Fritz Hanke), Breslau . »Das Schnlzimmer." Vicrteljahrsschau. Herausgegeben von S. Th. Matth. Meyer. Jahrgang 4 M. Einzelheit 1 M. Verlag von . I. Müller, Charlottenburg . »Ukrainische Rundschau." Nr. 4. Herausg.- W. Kuschnir. Einzel- nummer 70 Pf. Verlag: Wien , Frauenselderstr. 2., Prof. R. Siegfried, Die schwere Benachteiligung der»lkreichsten Landesteile Preußens bei den Landtagswahlen. Preis 1 M. Buchverlag derHille", G. m. b. H., Berlin-Schöneberg. »Morgen." Wochenschrlst. tzesi 19. 60 Ps. Verlag: Berlin Vf. 35. mentalen Erinnerungen zum besten gibt. Ein unvermeidliches Intermezzo begleitet die Schmückung des Gemaches zu Ehren deS Dichters und seiner Geliebten. Damit und mit szenischen Ausblicken auf Venedig war unserer Komischen Oper wieder Gelegenheit zu wohl ausgerechneten Bühnen- stimmungen gegeben. Die vier Künstler, welche das Werk sangen, leisteten genug Echtes, daß man sich daran besser freuen konnte und sparten nicht an Charakteristik im Gesangsvortrage sowie in der Darstellung. Ruth St. Denis füllt die neben den dramatischen Auf- führungen verbleibende Zeit mit ihren Pantomimen aus, welche indische Tanzszenen in einer anscheinend getreuen Weise wieder- geben. Ein paar Stückchen sind jetzt zu den früheren Hinzuge- kommen und lassen die Darstellungskraft der Tänzerin noch mannigfacher zur Geltung kommen. Die musikalischen Beglei- mannigfacher zur Geltung kommen. sz. Humor und Satire. Zur Steuer der Wahrheit. Die peinliche Geschichte mit dem Heine-Denkmal ist dahin richtig zu stellen, daß der Temp�t selbst Gott sei Dank I stehen bleibt. Er wird allerdings, na?- dem der Dichter das Lokal verlassen, als Automobilschuppen benutzt werden. Rapport.Herr Hauptmann, ich bitt gehorsamst um acht Tag' Urlaub mei Schwester Heirat'." Und dazu brauchen Sie acht Tage?" »I mächt' halt gern gleich über d' KindStauf bleiben." HohkönigSburg. Bodo Ebhardt :Und hier im Burg» verließ, Majestät, habe ich die Kerle einsperren lassen, die so unbot- mätzig und frech waren, andere Pläne als unsere vorzufinden." (Jugend".) Scharfe Kritik. Am Ende eines Stückes haben sich sämtliche Personen erhängt. Eben will inmitten größter Stille der Vorhang fallen da ertönt plötzlich eine Stimme aus dem Hinter- gründe:»Der Verfasser fehlt noch I" _(«Fliegende Blätter '.) Notizen. Die Dürerbundversammlung, die hier bereits angekündigt wurde, findet an, Montag nicht im Nathause, sondern im Prälaten am Alexmwerplatz statt. Roda Roda läßt feststellen, daß er kein Verlangen da- nach hat, die ihm aberkannte Ofsizierscharge wieder zu erlangen und daß er dahinzielenden Schritten fernstehe. Lud o v i c H als v y ist im Alter von 74 Jahren in Paris gestorben. Er gehörte zu den Boulevardschriftstellern des zweiten Kaiserreiches, die eine auf das Vergnügen dressierte Gesellschaft mit allen Mitteln zu unterhalten strebten. Witz, ausgelassener Humor, kecker Spott und übermütige Parodie finden sich in seinen zahllosen Stücken, von denen höchstens Frou-Frou noch sich gehalten hat. Länger wird sein Name weiterleben durch Offenbachs geniale Operetten(Orpheus, Helene, Großherzogin von Gerolstein usw.), zu denen er die Texte lieferte. Halövys ernste Dramen und Romane find heute mit Recht schon vergeffew