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lik'skÄl- fr ei sinkig ett StuttgarterNeuen Tag- blattö" ist, sieht so aus: W ürtt. Journal! st en- und Schriftsteller- b ex ein. In der Sitzung bom S. Mai hat die sehr zahlreich de suchte Mitelicderbersammlung des Württ. Journalisten- und Echriftstellerbereins nach eingehender Erörterung beschlossen, dem Ehefredatteur I l l i g vomH o h e u st a u f en" in Göppingen Zvegen der bon ihm gegen die politischen Redakteure desN e u e n T a g b l a t t S" gerickstetcn Angriffe ihre Mißbilligung auszu­drücken." Der neuesten Affäre des Herrn Schmock liegen folgende Tat­sachen zugrunde: Zwei liberul-freisinnig-demokratische Annoncen- Plantagen in Stuttgart buhlen um die Gunst des zahlungsfähigen Publikums, dieWärt Lemberg er Zeitung" und das .,N e u e T a g b l a t t". In den parlamentarischen- Kämpfen um das ReichSbereinsgesetz schien es eine Zeitlang, als ob sich die Gunst desliberalen Bürgertums" der Opposition Barth-Gerlach- Wreitscheid zuwenden wollte. Als gar der Vorsitzende der Württ. Volkspartci, Landtagsabgeordneter Dr. Elsas, sich imNeuen Tag- blatt" in sehr scharfer Weise gegen die Politik seines> Partei- freundes Payer aussprach und zur Bildung eines Württemberger Blocks aller Parteien zum Schutze der bedrohten württembergischen Vereins- und Versammlungsfreiheit aufforderte, stand es für die Herren Schmocks beider Blätter fest, daß bei der Opposition sich das beste Geschäft machen lasse. Mit Schnellzugsgeschwindigkeit schwenkte Schmock zur Opposition ab. Wenige Tage darauf wurde das Reichsvereinsgesetz im Reichstag angenommen. Es zeigte sich, daß dieMehreren" zu Herrn b. Pvyer hielten. Sofort rannten beide Blätter in das Blocklager zurück. Und nun beschimpften sie ebensogesinnungstüchtig" die Opposition, wie sie kurz borher Herrn b. Payer und die Seinen berlästert und berhöhnt hatten. Unser Stuttgarter Parteiorgan machte sich das Vergnügen, diesen Wandel derUeberzeugung" dem berehrlichen Publikum an Aus- zögen aus Artikeln der beiden Blätter zu demonstrieren. So schrieb dieWürttembcrger Zeitung" am 21. März: ..... Man sieht, selbst demBeobachter"(das Organ Pahers) find allmählich heiße Bedenken über die Herrlichkeit einer solchen Blockpolitik ausgestiegen. Brennende Scham und laute Entrüstung macht sich in anderen demokratischen Organen geltend.... Aber der Schwabe ist selber biel zu steifnackig, furchtlos und treu, um Führern, die zu solchem schlecht- bemäntelten Verrat an den eigenen Idealen fähig sind, die alte Anhänglichkeit zu bewahren.... Dem Frei- finn wird es also erlaubt, seine Grundsätze, soweit er solche noch hat, zu opfern, um damit nationalliberal-freikonserbatibe Errungenschaften einzuheimsen. Das ist die Situation, in die die famose Politik des Herrn b. Payer die Volks- Partei hineinmanöberiert hat. Im übrigen war Politik nie ein sauberes Geschäft. So faul wie im Zeichen des Blockes sind aber die Früchte schwerlich jemals gewesen." Dasselbe Blatt am 6. April: Die große entscheidend« Sitzung des Reichstage» am Sams tag, in der der 8 7(der Sprachenparagraph) des Vereinsgesetzes angenommen wurde, stellt sich nach Verlauf und Abschluß dank bor allem den glänzenden und die Verhand- lungen boll ständig beherrschenden Reden zweier Württemberger. der Abgeordneten Hieber und b. Payer, als ein unerwartet glän- z ender Sieg der Blockpolitik... dar... Vielleicht wird nun der überall als glänzend anerkannte Erfolg seiner iPayers) gestrigen Rede doch dazu beigetragen, die in den Reihen der süddeutscher BolkSpartei annoch herrschende Mißstimmung zu zerstreuen... Zweifellos ist ja wohl, daß der Entwurf im ganzen ein weit überwiegend liberales Gepräge trägt.. Noch toller trieb es daSNeue Tagblatt'. Das tollste, öaS sich dieses Blatt an Gesinnungslosigkeit leistete, war, daß es am 2 5. März noch die Opposition lobte:ES ist der einzige Lichtblick in diesen trüben Zeiten, daß die Links- liberalen in Süddeutschland und besonders auch in Württemberg dieses Ergebnis der Blockpolitik nicht ohne Murren hin- nehmen", um am 6. April eben dieser Opposition den Eselssuß- tritt zu geben mit den Worten:Wer liberal fühlt und denkt, wer es gut meint mit dem Liberalismus, muß wünschen, daß jsich Erscheinungen, wie wir sie in der letzten Zeit gesehen haben, nicht wiederholen." Diese Auszüge hatte der Göppinger Hohenstaufen " gleichfalls gebracht und daran ein Urteil über die beiden Blätter bezw. ihre Macher geknüpft, das für Herrn Schmock nicht eben schmeichelhaft war. DieWürtt. Zeitung" steckte es stillschweigend ein. der Herr Cheftedakteur des«Neuen Tagblatts" ging aber entrüstet zum Württ. Journalisten- und Schriststellerberein -und suchte Schutz bei seinen Herren Kollegen. Der ist ihm auch zuteil geworden. Insofern reicht die Bedeutung der Affäre über den Einzelfall und mich über Württembergs Grenzen hinaus. Das sind diese modernen Landsknechte von der Feder, das geistige Proletariat, daö stehende Heer der Zeitungschreiber, das öffentliche Meinung macht und dem Volke tiefere Wunden ge- schlagen hat als das stehende Heer der Soldaten; denn diese» hält doch nur durch äußere Gewalt daS Volk zu Boden, jenes bringt ihm die innere Fäulnis, vergiftet ihm Blut und Säfte!" So kennzeichnet Lassalle die Macher der bürgerlichen Zeitungen in seiner Rede über die Feste, die Presse usw. Schmock ist derselbe ge- blieben seit Lasialles Zeiten. Eue dem Kfoblbampf. DaS Zentrum als«Volkspartei ". In einer Auseinandersetzung mtt derKreuz- Zeitung " über die Bedeutung von Arbeitervertretern im Parlament schreibt dieEssener VolkSzeitung": Wenn im Zentrum die Arbeiterdertreter zu Wort kommen, so liegt das eben daran, daß die Zentrumspartei als eine Volks Partei den Interessen jedes Standes und somit auch des Arbciterstandes Rechnung trägt. Das Zentrum ist die einzige bürgerliche Partei, die sich rühmen kann, schon immer Arbeiterbertreter in ihren Reihen gehabt zu haben." Von a l t e rs her" so ist im Wahlaufruf der preußischen Nltramontanen zu lesen sei das Zentrum für die Uebertragung des Reichstagswahlrechtes auf Preußen eingetreten. Mit der jetzigen Wendung, daß das Zentrumschon immer" Arbeiter- bertreter in seinen Reihen gehabt habe, hat es dieselbe schwinde!- hafte Bewandtnis. Im Jahre 1877 ist der Arbeiter Johann S t ö tz e l, der Kandidat der aufsässigen christlichsozialen Arbeiter in Essen gegen den Willen des Zentrums und gegen den offiziellen Parteikandidaten in den Reichstag gewählt und unter Widerstreben namhafter Zentrums- leute in die ultramontane Fraktion aufgenommen worden. Er blieb fast zwanzig Jahre lang der einzige Arbeiterbertreter im SleichZtagszentrum; 18(35 wurde er durch Giesberts ersetzt, und erst 1007 fand sich das Zentrum veranlaßt, einige weitere Arbeiter. Vertreter im ganzen sind es jetzt fünf, auf eine Fraktion »on mehr als 10(3 Mitgliedern zum Reichstag zu- mlpssefl. Im preußischen Abgeordneten hause saß bis 1903 kein einziger Arbeiter in der Zentrumsfraktion. Erst in diesem Jahre wurde ein Arbeiterbertreter vom Zentrum für würdig befunden� die heiligen Hallen des Dreiklassenhauses als �Abgeordneter zu betreten ein Arbeiterbertreter unter 96 Vertretern bürgerlicher Interesse»! Und dieserArbeiter- Vertreter" war Herr Brust, dem vor kurzem von seinen eigenen Partei-, Glaubens- und Gesinnungsgenossen im christlichen Berg arbeiterberbande bescheinigt wurde, daß jeder beliebige Scharsmacher die Arbeiterinteressen gerade so gutvertrete" wie er, der Herr Abgeordnete Brust! Die politischen Kastrate« vom Blockfreisinn. Die Liberalen in Danzig boten bei der Aufstellung der Kandi baten zur Landtagswahl ein besonders interessantes Bild frei sinniger Einigkeit. Seit unvordenklichen Zeiten tat sich der Dan ziger Mischmaschliberalismus sehr viel darauf zugut, daß er keine fraktionellen Unterschiede kannte und nurliberal" war. Das un- zerreißbare Band liberalerHarmonie" umschlang sie hier alle: Wasserstiefler, Wadenstrümpfler und nationalliberale Mollusken Diese herrlicheliberale" Dreieinigkeit ist nun an dem größeren Ordnungsbunde sämtlicher Bülowheloten grausam zerschellt Schon im Jahre 1903 gelang es nur noch mit Mühe und Not, dassturmerprobte liberale Bollwerl" bei der Landtagswahl gegen das zenttümlich-konservatibe Kartell zu retten. Nur mit höchstens 12 Stimmen Majoritätsiegten" der Auchwassersttefler Justizrat Keruth und die Wadenstrümpfler Kommerzienrat Münster- b e r g und Gutsbesitzer Schahnasjan über die schwarze Koa- lition. Diese Bedrängnis ist der liberalen Reaktionssippe auch bei dieser Wahl trotz der Blockbrüderschaft nicht erspart ge- blieben. Die Tanziger Konservativen Pfiffen auf ihreliberalen" Gelegenheitsmacher und schlössen wieder das alte Kompromiß mit demnationalen" Zentrum, um dem liberalen Börsenmischmasch endgültig den Garaus zu machen. In dieser grimmen Not suchte sich nun der Einheitsliberalismus dadurch größere Sympathien zu sichern, daß er den einzigen seiner drei Landtagsabgeordnetcn, der einmal beinahe wirklich liberal gewesen wäre, rück- sichtslos preisgab. Der Rechtsanwalt Keruth, sogar Danzigcr Stadtverordnetenborsteher, ist sicher alles andere eher als ein politischer Radikaler. Aber der Mann hat es gewagt, im Landtage, und zwar nur vom Standpunkt des kapitalistischen Privateigentums aus, gegen die polnische Zwangsenteig- nung zu protestieren. Er hat ferner ein einziges Mal leidlich der- ständig gegen den Hakatistenkoller geredet und eine gerechte Be- Handlung der polnischen Staatsbürger gefordert. Und diese schreck- lichen Verbrechen haben dem Mann das Genick gebrochen. Er ist deshalb nicht wieder als Kandidat aufgestellt worden! An seiner Stelle wurde der nationalliberale S a k a t i st und Wahlrechtsgegner Landgerichtsrat W e d e- kind aufgestellt! Weiter läßt sich die liberaleEinigkeit" doch sicher nicht mehr treiben. Diese liberalenWahlrechtskämpfer", die einen leidlich verständigen Freisinnigen zugunsten eines rücksichts- losen nationalliberalen Wahlrechtsfeindes abmurksen, bedürfen wohl auch keiner weiteren Kritik! Meuternde Zentrumsbauern. Unter den vom Zentrum für die R h e i n p r o V i n z auf­gestellten Landtagskandidaten befinden sich acht Ritterguts- besitzer, Gutsbesitzer und Landwirte; sie alle sind in bombensicheren Wahlkreisen aufgestellt, haben ihr Mandat also in der Tasche. Aber die Zentrumsagrarier find damit nicht zufrieden; sie stellen durchweg die Forderung, daß ländliche oder vorwiegend ländliche Wahlkreise auch nur von Agrariern im Parlament vertreten sein sollen, und in diesem Sinne kann man in der klerikalagrarischenRheinischenVollS stimme" täglich die bittersten Anklagen gegen das Zentrum lesen, das die Interessen der katholischen Bauern vernachlässige. Einbewährter Zentrums- mann" aus demOste» redet. in dem Blalt von demp o l i l is chen Unfug," ländliche Wahlkreise durch Juristen, Pastoren und Lehrer zu besetzen, und um das zu verhüten, schlägt er vor, daß die chri st lichen Bauernvereine von jetzt ab diepoli- tischen Wahlen in die Hand nehmen. Es heißt da: Die Aufstellung der Kandidaten ist aber zunächst weniger Parteisache, sondern vornehmlich Sache der religiösen und konfessionellen Ueberzeugung und der wirtschastspolitischrn Auschauunz. Nehmen wir echte, feste agrarische Landwirte... und der agrarische Zentrums- mann ist fertig. Denn, daß sich ein echter Bauer als über- zeugter Katholik dem Zentrum anschließen würde, das ist doch gar nicht zu bezweifeln." Der Artikel schließt: Darum, katholische Bauern, die Ihr in den christlichen Bauernvereinen zusammengeschlossen seid, macht Euch frei von der Bevormundung durch andere Stände, wie sich die Arbeiter davon freigemacht haben... In allen Fragen der religiösen, kon- fesfionellen und sittlichen Ueberzeugung hie gut Zentrum allerwege, in allen Fragen der Wirtschaftspoutil hie gut agrarisch allerwege! Wenn dadurch die Linie der ausgleichenden Gerechtigkeit im Zentrum etwa nach rechts verschoben wird, dann schadet das niemanden..." Man sieht, daß die ultramontanen Agrarier sich zu rühren und ihre Ellbogen zu gebrauchen wissen. Sie sind mit acht Abgeordneten im Rheinland nicht zuftieden. Die katholischen Arbeiter glauben wunder was erreicht zu haben, wenn es ihnen gelingt, beim Zentrum zwei oder drei Arbeiterbertreter für ganz Preußen durchzusetzen. politische Geberficbt. Berlin , den 15. Mai 1908, Die Verleugnung der Briefträger. Die echten Gesandten Mulay Hafids, die bekanntlich in Paris weilen, sind mit dem Auftreten der Berliner Kon- kurrenten sehr unzufrieden. Namentlich einige Aeußerungen, die sie den Leuten vom Marokkokomitee gegenüber getan haben, scheinen die echten Gesandten erzürnt zu haben. Das B. T." meldet darüber aus Paris : ihre Worte genenüber dem Freiherrn Langwerth b. Simmern seien im Auftrage und im Sinne Mulay Hafids gesprochen. Wenn beide Männer mehr gesagt haben als diese Worte, so könnten doch die Wendungen, die man ihnen gegen Frank» reich in den Mund legt, gar nicht von ihnen gebraucht sein. Sie entsprächen nicht der Ansicht und der Politik Mulay Hafids. Ein Beweis dafür, daß Mulay Hafid dem Präsidenten der Republik eine besondere Ehrung erweisen wolle. sei darin zu finden, daß er die Botschaft von seiner Thron- besteigung für Fallieres mit goldener Tinte schreiben ließ, während die Briefe an die anderen Herrscher weniger prunkvoll ausgestattet seien." Damit ist dft Blamage des Marokkokomitecs vollständig. So sind wohl selten Leute zum Narren gehalten worden. Und das mußte gerade den Herren passieren, die sich als genaue Kenner von Land und Leuten aufzuspielen lieben. Aber auch für die deutsche Regierung ist es nicht gerade angenehm, daß die Pariser Marokkaner sich auf Kosten Deutschlands in Liebenswürdigkeiten für Frankreich er- schöpfen und den Vorrang Frankreichs vor den anderen Unterzeichnern der Algecirasakte gar so bereitwillig an- erkennen. Hoffentlich nehmen diese Uehersetzungev aus dem Arabischen foivohl ins Berlinerische als auch ins Pariserische bald ein Ende. Den Gesandten hat übrigens ihre Liebenswürdigkeit nichts genützt. Aus Paris wird'gemeldet: Die vier Abgesandten MulayHafids wurden beute vormittag im Ministerium des Aeußeren vorstellig und baten, vom Minister empfangen zu werden. Der Minister lehnte es ab, sie zu emp- fangen oder sie empfangen zu lassen. Die Abgesandten zogen sich zurück, ohne ein Schriftstück zu hinterlassen. Sie wurden später auch im Elysee vorstellig, wo sie gleichfalls nicht empfangen wurden. Man darf annehmen, daß damit die Komödie ein Ende hat. Die Schutztruppe des großen Geldsacks. Unsere Nachweise, daß der Freisinn sich als Schutz« truppe des Geldsacks erwiesen hat, indem er unsere Vor- schlüge, die Einkommen von 9500 M. ab und die großen Ver- mögen zu direkten, Reichssteuern heranzuziehen, mit Entrüsturz zurückwies, sind derFreis. Ztg." begreiflicherweise einlgermatzcn unangenehm gewesen. In einem Leitartikel polemisiert sie deshalb wütend gegen die.Zahlenjongleure" desVorwärts". Den Vor- Wurf, mit Zahlen zu jonglieren, können wir ihr freilich nicht zurückgeben, denn mit Zahlen vermag sie überhaupt nichts anzu­fangen. Statt uns durch eine anderweitige Gruppierung der amt- lichen Zahlen zu widerlegen, bringt sie nichts als eine Reihe unglaublich einfältiger Redewendungen vor. Die Möglichkeit, die Einkommen mit mehr als 9500 M. zu beträchtlichen direkten Reichseinkommensteuern heranzuziehen, hatten wir damit begründet, daß das Durchschnittseinkommen der rund 300 000 Angehörigen dieser Steuerstufcn zusammen zirka 3 Milliarden, pro Kopf also ungefähr 10 000 M. betrage, wobei jeder Säugling, jeder Schüler, jede höhere Tochter" als Kopf zähle. Und was bringt demgegenüber das Wiemerblait vor? Diejenigen Zensiten dieser Klasse, sagt es, die nur 9500 M. oder wenig darüber Einkommen hätten, hätten pro Kopf ihrer Angehörigen keine 10 000 M. zur Verfügung. Selbstverständlich nicht. Dafür beträgt aber bei denjenigen, die 30 500 M. bis 100 00( 1 Mark Einkommen besitzen, der Durchschnittsbettag pro Kopf auch 16000 M., bei denjenigen mit mehr als 100 000 M. Einkommen mehr als 80 000 M. pro Kopf. Deshalb hatten wir gerade eine progressive Besteuerung der Einkommen von 9500 M. ab vorgeschlagen; Im übrigen aber charakterisiert es wiederum die Geldsackängste derFreisinnigen Ztg.", daß sie darüber zetert. daß diejenigen, bei denen auf den Kopf des Säuglings usw. ein Einkommen vonnur" mehr als 3000 M. entfällt, ein paar hundert Mark Steuern jährlich mehr bezahlen sollen, während sie es ganz in der Ordnung findet, daß die 19 Millionen Preußen, auf die pro Kopf cm Einkommen von Noch nicht 200 M. Einkommen entfällt, mit neuen indirekt cu Steuern belastet werden! Wetter bestreitet dieFreisinnige Zeitung", daß ein: besorgniserregende" Vermögensanhäufung, eine ungesund: Steigerung der großen Einkommen stattgefunden habe. Sie be- streitet das mit allerhand Redensarten. Sobald sie Zahlen bringt, beweist sie nämlich gerade das, was wir behauptet hatten! Die sozial ungesunde Steigerung der Rieseneinlommen hattcü wir u. a. auch damit bewiesen, daß von. 1906 auf 1907 der pro­zentuale Anteil der Gruppen mit 3000 M. b-is 9500 M. am Gc- famtsteuersoll gesunken sei, während der Anteil der Zcnsittn mif mehr als 100 000 M. Jahreseinkommen, z u« ahm. Wi- wid erlegt nun dieFreisinnige Zeitung" unsere Behauptung: Dadurch, daß sie zeigt, daß der R ü ck g a n g des prozentualen An- teils am Steuersoll bei den Gruppen mit 3000 bis 9500 M. n o cb weit größer war, als wir infolge eines kleinen Versehens ai� gegeben hatten. Der betr. Anteil war nämlich nicht von 45,75 auf 44,81 Proz. gesunken, sondern von 24,37 auf 22,6 Proz.! Solch: Widerlegungen" werden wir uns jederzeit gern gefallen lassen! Wie riesig die Steigerung gerade der größten Einkommen und Vermögen war, dafür einige neue Zahlen. Im Jahre 1892 gab 10722 physische E i n k o m m e n st e ue r z e n si t c n, die zusammen 832 Millionen Einkommen versteuerten. Im Jahre 1907 betrug die Zahl dieser Zensiten 20 670, ihr Einkommen 1755 Millionen Marl ! Ferner: Vom Jahre 1895 wuchs die Zahl der Vermögenssteuerzensiten mit einem Einkommen mit mehr als 30 500 M. von 10 319 auf 17132. Ihr Vermögen vermehrte sich in dieser Zeit um 8700 Millionen Mark! Das Ver-.. mögen derjenigen mit 900 bis 3000 M. vermehrte sich in der gleichen Zeit nur um 1700 Millionen Mark! Trotz alledem er- blickt hierin die Sachwalterin de? Geldsacks, dieFreisinnige Zeitung", absolut nichtsBesorgniserregendes"! Im Gegenteil, diese Züchtung der Millionäre soll auch weitrrbiu durch Schonung der großen Gcldsäcke und indirekte Belastung der großen Masse der Hungerleider gefördert werden! Agrarischer Wahlterrorismus. Liberale Blätter melden übereinstimmend. daß in L u n d(5kreis Dithmarschen) die Agrarier, unter Fuhrung des Hofbesitzers P Haler t-Karolinenkoog. viele Nemo Gewerbetreibende unter Androhung des wirtschaftsiche» Boykotts gezwungen haben, aus dem Liberalen Verein auö- zutreten. Was meint dieDeutsche Tages- zeit ung" dazu, die sich nicht genug darüber entrüsten kann. daß unsere Parteigenossen, an der Hand der Abstimmung.- listen, ihre Freunde unter den Gewerbetreibenden kennen lernen wollen. Das agrarische Blaie proklamiert in seiner gestrigen Nummer sogar selbst den Boykott. Denn nichts anderes als eine versteckte Aufforderung zum Boykott ist es. wenn die Deutsche Tageszeitung" aus der Korrespondenz deS Bunde» der Landwirte folgendes abdruckt: Wie wenig die politischen Gegner unserer heutigen«graner deren Rache fürchten, das können wir demVorwärts" und in diesem Punkte gleichdenkenden Liberalen durch ein. wagnaims Beispiel beweisen. In einem ostmärlischen WahUreise hat sich ein liberaler Kommerzienrat<der sich übrigen- schon früher durch Brot» und Fl e i s ck w u ch er an ll a g e n hervorragend bemerkbar gemacht hat) als MandatSbewerver gegen den bisherigen agrarfreundlichen Abgeordneten ausitcllen lassen. Dabei hat d i e s e r H e r r seine g a n z e P o s> t l o n d u r schwunghaste Produktion und Verkauf lft'.dmrl- schaftlichcr Maschinen und Geräte erworben. In diesen- im Original gesperrten und fett- gedruckten Zeilen liegt eingarnicht mißzuv er st e h e ndcr Wink an die Agrarier, dem Mann k e i n c a s ch i ne n mehr abzukaufen! Man merkt die Loykottandrohung denn doch aus jeder Zeile heraus!___ Die gesicherten politischen Briefe. Am Tonnerstag hat eine abermalige Haussuchung iin- Schlosse des Fürsten Eulen bürg stattgefunden. Der Tag" wußte zu berichten, daß Eulenburg, dem man früh