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einen l'/z stundigen eingehenden Vortrag überDie Landtags- Wahlen", der von den Anwesenden mit lebhaftem Interesse angehört wurde. Nachdem in der Diskussion noch die Genossen Beuthmann und Hadameck gesprochen, wurde zur Aufstellung der Wahlmänner geschritten. Leider konnten für die erste und zweite Älasse geeignete sozialdemokratische Wahlmänner nicht gewonnen werden. Genosse Trebus forderte dann noch zu reger Agitation für unsere Kandidaten auf. Dein schlojj sich der Vorsitzende an, indem er an die zahl- reich Versammelten die Mahnung richtete, dafür zu sorgen, daß ain 3. Juni unsere Kandidaten der dritten Abteilung als Sieger hervorgehen mögen. Lankwitz  . Verschwunden ist seit vergangenem Sonnabend der 16 Jahre alte Mechanikerlehrling Hermann Strobel, der sich am 16. d. Vits., morgens aus der in der Zietenstr. 8 befindlichen Wohnung seiner Eltern entfernte, um sich nach seiner Arbeitsstätte zu begeben. Dort ist er aber nicht eingetroffen. Der Vermißte ist ein durchaus ordent- licher, fleißiger junger Mann, dem sowohl von den Eltern als auch von den Lehrherren das beste Zeugnis ausgestellt wird. Daß er etwa Selbstmord verübt haben könnte, erscheint ausgeschlossen, auch ein Unfall liegt, wie Nachfragen in den Krankenhäusern und bei den Unfallstationen ergeben haben, nicht vor. Der Verschwundene war beileidet mit dunkelgrauem Anzug und blauer Sportmütze. Mariendorf  . Ein Wochenmarkt für Mariendorf  . Der in einer der letzten Gemeindevertretersitzungen von unseren Genossen gestellte und auch gleich genehmigte Antrag, einen Wochenmarkt in Mariendorf   zu er- richten, ist schneller, als vernmtet wurde. zur Tatsache geworden. Am heutigen Mittwoch wird der Wochenmarkt zum erstenmal ab- gehalten. Der Wochemnarkt soll in den Sommermonaten regel- mäßig Mittwochs und Sonnabends von 6 12 Uhr, in den Winter- monaten von 712 Uhr stattfinden. Als Platz für diesen Markt wurde die Kaiserstraße gewählt(zwischen Chaussee- und RathauSstraße). sfriedrichsfelde. Die Sammelliste Nr. 16001 zu den LandtagSwahlen ist ver- loren gegangen. Sollte dieselbe in Umlauf gesetzt werden, so wird gebeten, dieselbe anzuhalten. Gezeichnet war bisher nichts auf der Liste._ Einbrecher haben gestern abend um 7 Uhr das HauS Pali- sadenstraße 70 beunruhigt. Hausbewohner bemerkten Feuer in einer Mansardenwohnung. Qualm und Flammen drangen auS demselben heraus. Sie benachrichtigten die Jeuerwehr, die bei ihrem Eintreffen die Türen und Schränke erbrochen fand. Kleider usw. lagen umher, alles war auseinander gerissen und dann an- gezündet. Tie Feuerwehr löschte den Brand. Tie Ermittelungen ergaben, daß in Abwesenheit der Wohnungsinhaber, die nicht der- sichert sind, die Wohnung aufgebrochen und der Brand vorsätzlich an mehreren Stellen angelegt worden war. Von dem Täter fehlt wieder jede Spur. Alle Nachforschungen waren bis setzt vergeblich. Tcrnrifcbtcs. Der mysteriöse Tod des russischen Studenten v. TsewlowSky in Dresden  , der, wie wir gestern berichteten, in der Wohnung eines seiner Bekannten erschossen aufgefunden wurde, hat noch keine Auf- klärung gefunden. Dresdener Blätter berichten zu der Angelegenheit: Der Erschossene hatte die Nacht zum Sonntag in Begleitung seiner zwei Freunde Wassinsky und Andressen durchgezecht, und die drei waren dann früh in der achten Stunde in angetrunkenem Zustande in eine an der Sedanstraße liegende Restauration gekommen. Hier hat sich nun zwischen den dreien ein Streit entsponnen, der mit einem gegenseitigen Kartenwechsel endigte. Nach Aussage des de- treffenden Restaurateurs ist auch ein Los zwischen ihnen gezogen worden, wie es bei amerikanischen Duellen üblich ist. Als der Getötete das Los gezogen habe, sei er sichtlich erblaßt in die Stehbierhalle gegangen und habe dort bitterlich ge- weint. Gegen 11 Uhr begaben sich die drei Freunde in die Wohnung des Wassinsky! dort hat sich nach Aussagen eines gegenüber- Ivohnenden Studenten nochmals ein kurzer Streit entsponnen, russische Flüche wurden gehört, und kurz darauf fiel ein Schuß. Gegen 1 Uhr kam v. Wassinsky zu dem Wirt der Restauration und erzahlte ihm, scheinbar äußerst bestürzt, sein Freund sei tot. Dem Wirt, der die Sache nicht glauben wollte und fragte, wie denn das möglich sei, entgegnete er. er habe geschlafen, und in der Zwischen- zeit müsse es geschehen sein. Brnfkartcn der Redahtion. Tie iiiriftisitie Sprechstunde finde» Lindenftrahe Nr. 3,»weiter Hof, dritter Eingang, vier Treppe», Fahrstuhl"IBS wochentaglich abends von?>/, bis s>/, Uhr statt. Eeönnet 1 Uhr Sonnabends beginnt die Sprechstunde um K Uhr. Jeder Antrage ist ein Buchstabe nud eine liahl alS Merkzeichen beizufügen. Briefliche Antwort wird nicht erteilt. Eilige Fragen trage man in der Sprechstunde bor  . 2. N. 31. Wenden Sie sich an einen Arzt, zu dem Sie Vertrauen haben. O. Z. 300. Der Vertrag wäre ungültig, die Rechte des Wirtes gehen vor. Elm« 70. Für den Fall der Klage hat der Richter zu er- messen, wie viel zum slandesgemäße» Unterhalt der Familie nötig ist; erst von dem Ueberrcjt würde ein angemessener Teil alS Unterstützung gesordert werden können. H. K. Der Nachlatz geht m zwei Teile, den einen er- hält der kinderlose Witwer, überdies erhält er als voraus die HochzeitS- geschenke und die Haushaltungsgegenstände. K. T. 18. 1. Sie müssen bei dem Landgericht, das geschieden hat, um Dispeils vom Ehe- verbot einkommc». 2. Sie könnten ohne weiteres klagen. K. ll. 10. Münzen, die einem gehören, zu vernichten oder dergleichen, ist nicht strasbar, aber eine Dummheit. Briefkasten der Expedition. Patienten in Vceliii, Buch usw. Diejenigen unserer Abonnenten, die noch während des ganzen nächsten Monats in der Heilstätte bleiben, wollen uns wegen der Ucberweiiung von Freiexemplaren sofort ihre Adresse einsenden, da bei verspäteter Bestellung die ersten Nummern deZ neuen Monats von der Post nicht geliesert werden. Alle Adressen müssen jeden Monat neu eingesandt werden. Berliner   Marktpreise. Aus dem amilichen Bericht der stidtllchen Marktballen-Direktion.(Großhandel.) Ochseniietsch la 68 68 fr. 100 Pfd., Ha 60-65, nia 54-58, Bullensteisch la 62-66, Ha 5060, Kühe, seit 4658, do. mager 3040, Fresser 4856, Lullen, dänische 4058. Kalbfleisch. Doppellender 110120, Mastkälber la 88-95, IIa 76-86, Kälber ger. gen. 5570, do. boll. 5055. Hammelfleisch Mast- 7174, Hammel la 6567. IIa 5762, Ungar. 0,00, Schale Schweinefleisch 5359. Rehböcke la per Psd. 0,600,75, IIa 40 Rotwild per Psd. 0,58. DamwUd per Psd. 0,00. Wildschweine, 0,25 bis 0,30. Kaninchen, Stück 0.500,60. Hühner, la per Stück 11,02,25, dito IIa Stück 0,80-1,30, dito Wolga  -, Stück 1,20-1,75. Harn- burgcr Küken, Stück 0,750,90, Poulcts 0,00. Kapaunen, deutsche, per Stück 0,00. Tauben, junge, Stück 0,50 0,60, dito alte 0,30 0,43, dito italien  , 0,00. Enten, per Pfund 0,00, diw per Stück 1,001.60, dito lämuier 5055. bis 55, per Psd. Hambmger, per Stück 2,504,00. Gänse per Psd. junge 0,751,0?. Puten per Psd. 0,600,72, do. IIa, und alte 0,00, Hechte, per 100 Psd, 8086, do, matt 7677, do, groß 50. do. groß-mittel 0,00, do. klein 95101. Zander, grotz- mittel 0,00, do. matt, groß 0,00. Schleie, grotz 0,00, dito unsortiert 128133, dito klein IIa 99103. Aale, grotz-mittel 113, groß 117121, unsort. 0,00, do. klein 80. Karpfen 0,00. Roddow 0,00. Plötzen, klein 3542, dito malt 0,00. Aland   47. p. 100 Pfund 110130,. IIa 90100. Seelachs, p. 100 Psund 1015. Flundern, Kieler, Stiege la 26, do, mittel, Kiste 0,00, do. Hamb  . Stiege 36, halbe Kiste 23, pomm. la Schock 0,752,50, IIa 0,00. Bücklinge, dänische per Wall 2,00, Itteler 0,00, englische 0,00, Stralsunder 2,002,50. Sprotte», Danziger, Kiste 0,00, do, Rügenwalder, 0,00. Aale, grvg per Psd. 1,10-1,50, do. mittelgrotz 0.901,10, klein 0,600,90. Heringe per Schock 5,009,00. Schellsische, Kiste 3,00-5.00. dito's, Kiste 2,503.00, Sardellen. 1902 cr per Anker 98. 1904er 98, 1905cr 98, 1906er 96. Schottische Vollheringe 1905 0,00, larxs 40 44, füll. 3840, med. 36 42, deutsche 30 40. Heringe, neue MatjeS, per ff, To. 0,00. Sardinen, russ,, Faß 1,501,60, Brathering- Fatz 1,201.40, do, Büchse(4 Liter) 1,401.70. Neunaugen, Schocksatz 3, do. kleine 4 5, do. Riesen- 10. Krebse per Schock 0,00, große 0,00, do, mittelgroße 140,018,50, dito kleine 4,50 6,50, do, uns, 710, Galizier. klein 0,00, Secmujchcln 100 St. 1,00. Eier, Land-, unsortiert per Schock 3,003,25, do, große 3,75. Butter per 100 Psd, la 120122, IIa 116120. lila 110115, abjallcnde 105110. Saure Gurken schock 4,50 5. Pseffergurken Schock 4,505. Kartoffel» per 100 Psund Dabersche 3,253,60, weiße runde 3,003,25, max. bon. 3,003,50. Porree, per Schock 1,001,50. Meerrettich, Schock 814. Spinat ver 100 Psund 46. Sellerie, per Schock 820. Zwiebeln per 100 Psund 88,50. Petersilie, grün, Schockbund'0,80 bis 1,00. Rettich, bayrischer, per Stück 0,00, junge, 100 Stück 812. Mohr­rüben, 100 Psund 3,005,50. Petcrsiltenwilrzcl», per 100 Psd, 5,006,00, Schockbund 0,00. Schnittlauch, Schockbund 0,500,75.{Tomaten, lanar., per Kiste 3,005,00. Rhabarber 100 Bund 1,80 3,00. Rabunzen 10 bis 20. Rübchcn 0,00. Radieschen, Schock 0,500,80. Waldmeister, Mandel 0,300,50. Morcheln 3550. Salat, Schock 35, do. Gubener 1,252,50. Kohlrabi, Mandel 0,70-1,25. Spargel, Beelitz  , I 100 Pjd. 45-56, do, II 3044, do. III 1530, do, unsort, 2040. Spargel, hiesiger I 4560, do. II 30 40, do. III 1520, do. unsort. 4045. Champignons, per Psd. 0.60-0,80. Aepsel, Tiroler in Kisten 120 Psd. 30-50, Koch- 512, Tascl- äpsel la 1523, do, IIa 0,00,'Amerikaner, per Fatz 1828, Italiener  , lose, 100 Psd, 0,00, do. in Körben per 100 Psd. 0,00, do. ii» Kisten 20 26. Ananas I, per Pfund 0,75 0,85, dito II 0,500,60. Bananen, lanar., per 100 Psd, 23 25, Jamaica 25,0029,00. Feigen, in Kisten 3540. Zitronen, Messina  , 300 Stück 6,009,00, da. 360 Stück 5,00-8,00, do, 200 Stück 0,00, do. 150 Stück 0,00. Apselsinen, Blut. 200 Stück 9,0011,00, do. Blut- 300 Stück 10,00-13,50, do, Valencia   420 Stück 17,00-22,00, do. 714 Stück 25-30,00, do, Messina   160 Stück 9-12,00, do. 200 Stück 1014,00, do. 300 Stück 12-14,00, do. Blut- 100 Stück 57,25. do. 150 Stück 6,50-7.50, do. 80 Stück 56,50, do. 160 Stück 10-15, do. 200 Stück 11-14, do, Kalis. 0,00. Datteln  , Kalis. 100 Psund 28-30. WitterungSubcrsicht vom 19. Mai 1908, morgens 8 Uhr. etattnai L 8 II Sminembe. erlin Franff.a.M München Wien ö B = H 8f 770 NW 772 WSW 772 WNW 772 NO 771 0 772 WNW »«er 3 heiter 2 wolkig 2 heiter 2 wölken! 1 wölken! 1 heiter »E !- I Hfc 14 13 14 17 17 20 euitown Lg ll c= B« baparanda> 753 SW Petersburg 750 sO Scillh Aberdee» Paris 772 W 769 S 28 772 N Bettet 2 wolkig> 2Rcgen 1 bedeckt 2bcdeckt 2 wölken! * B S> » St 7 « U ll 14 Wetterprognose für Mittwoch, den LO. Mai 1908. Ziemlich warm, vielfach beitcr bei meist schwachen südlichen Winde» und etwas Neigung zu Gewittern. Berliner   Wetterbureau. Große Kerlwer Ktraßenvich«. Bericht des Borstandes an den Aufsichtsrat. In der Stadtverordnetenversammlung und in Verschiedenen Veröffentlichungen des Magistrats wurden in letzter Zeit wieder Angriffe gegen die Große Berliner Straßenbahn unternommen. Wiederum wurde behauptet, daß durch Eingriffe der Staatsbehörden einerseits und vertragswidriges Verhalten der Straßenbahn andererseits die Rechte Berlins   in nnzulässiger Weise geschädigt seien. Wir sehen uns genötigt, den aufgestellten Behaup- tungen nachstehendes entgegenzuhalten: 1, Bei Abschluß deS Vertrages war das vrcustische Kleinbahngcsct» bereits seit mehr als 5 Jahren in Kraft, also den Vertretern der Stadt nicht unbekannt. Dieses Gesetz legt mit klaren Worten das Recht, die Lebensdauer eines Klein» bahnunternehmens zu bestimmen, allein in die Hand der staatlichen GenehmiaungSbehörden, ohne sie an die Anträge der Interessenten zu binden. Mit Rücksicht auf die Einführung deS elck- irischen Betriebes war die Große Berliner   Straßen» bahn gemäß K 2 des Gesetzes verpflichtet, eine neue staatliche Genehmigung nachzusuchen. Hieraus folgt einmal, daß es sich nicht um eine willkürlich von der Straßenbahn beantragte Verlängerung der Konzession, vielmehr um die Nachsuchung einer nach dem Gesetz erforderlichen»«eucn Konzession handelte. Beiden Teilen tvar also bei Vertrags- abschluß bekannt, daß die Stellung eines Genehmi» gungS-AntrageS unumgänglich war. beide Teile mußten mithin mit der Möglichkeit rechnen, daß die Dauer der Konzession über 1920 hinaus er- sireckt werden würde, ebenso wie sie auch auf einen Zeitraum vor 1920 hätte begrenzt werden könneii. Hätte angesichts dieser Sachlage die Stadt die Straßenbahn hindern wollen, eine über 1920 hinausgehende Genehmigung zu beantragen, so hätte sie die Aufnahme einer entsprechenden Ver- pflichtung der Straßenbahn in den Vertrag ver- langen müssen, wie dies z. B, bei der Hoch- und Ilntergrundbahn geschehen ist. Ein solches Ver- langen ist aber nicht gestellt worden. ES war der Stadt vor Erteilung der staatlichen Genchmigmig wohl bekannt, daß die Straßenbahn eine über das Jahr 1920 hinausgehende Ge- nehmigung anstrebte. Aus einer kürzlich von der Stadt selbst veröffentlichten Registratur des da- uialigen Stadtsyndikus Meubrinck geht hervor, daß sich Herr Meilbrinck und Herr vr. Micke schon 8 Monate vor der Erteilung der Konzession über diesen Punkt eingehend lwierhalten haben. ES trifft also nicht z», daß der Antrag auf Ge- nehmigung über 1920 hinaushinter dem Stücken" der Stadt erfolgt sei. Es entspricht ferner nicht den Taffachen, daß die Stadt bei Abschluß des Vertrages mit der Uebernahme des Betriebes im Jahre 1920 rechnete; der Gedanke, Straßenbahnen in eigener Regie zu betreiben, entstammt vielmehr, wie die Stadt noch in einer ganz kürzlich eingereichten Prozeßschrift anerkannt hat, einer weit späteren Zeit. Die Stadt konnte auch gar nicht mit der Be- triebsübernahme im Jahre 1920 rechnen. Denn sie wußte, daß die Straßenbahn damals bereits mit anderen Gemeinden längere ZnstimmungS- fristen und Bctriebsverpflichtungcn teils fest ver- cinbart hatte, teils wegen solcher verhandelte. Sie hat auch uwnittelbar vor Abschluß des Vertrages dem Vertreter der Straßenbahn auf feine Frage erklärt, daß die Gesellschaft und die Vorort- gemeinden in ihren Abmachungen über die Zu- stimmungsdauer nicht beschränkt seien. Dem- entsprechend wurde auch in den Vertrag ab- weichend von dem kurz vorher mit der Hoch- und Untergrundbahn geschlossenen Vertrage eine Verpflichtung, mit den anderen Gemeinden über- einstimmende Abkommen abzuschließen, nicht auf- genommen. Das einzige Mittel, sich den Uebergang des ganzen Unternehmens im Jahre 1920 zu sichern, wäre bei dieser Sachlage die Ausbedingung deS im Kleinbahngesetze vorgeschriebenen Erwerbs- rechtes gewesen. Ein solches Erwerbsrecht durste aber nur an dem Gesamtunternehmen zugunsten der Gesamtheit der Wegeunterhaltungspflichttgen und gegen angemessene Entschädigung vor- behalten werden. Daß die Bestimmungen des Vertrages ein solches ErwerbSrecht entHallen, be- hanptet die Stadt selbst nicht. Hätte sie eS aber, wie jetzt behauptet wird, wirklich angestrebt, so hätte sie sich selbst den Vorwurf zu machen, einen hierfür gänzlich ungeeigneten Weg gewählt zu haben. Denn sie schlug das ihr wiederholt bei den Vertragsverhandlungen von den Vertretern der Straßenbahn angebotene dem Gesetz ent- sprechende ErwerbSrecht ans und behielt sich nur den unentgeltlichen Uebergang einzelner Ver- mögensstücke des Unternehmens vor. Sollte die Stadt geglaubt haben, daß ihr durch den Erwerb des Eigentumsrechts an diesen Ver­mögensstücken auch die übrigen ungleich wert- volleren Vermögensstücke deS Unternehmens gegen geringes Entgelt in den Schoß fallen würden, so wäre diese Absicht auf eine Umgehung der Gesetzes- Vorschrift hinausgelaufen, daß die Gemeinden den Erwerb der Bahn nicht ohne angemessene Ent- schädigung bewirken dürfen. Der Bahnkörper im Wcichbilde der Stadt, zu dessen Uebereignung die Straßenbahn verpflichtet wurde, bildet nur einen im Verhältnis zum Werte des Gesamtobjekts geringeren Bestandteil des Unternehmen?. Insoweit dieses Recht überhaupt mit Rücksicht auf das Kleinbahngesetz und daS seit 1895 geltende Bahneinheitsgesetz auftechtzu- erhalten ist, könnte die Stadl höchstens einen An- > spruch auf Entschädigung geltend machen. Diese Entschädigung würde sich, da das Pflaster bereits in das Eigentum der Stadt übergegangen ist, auf die Schienen- und OberleiwngSanlagen beschränken. 2. Die Vortvürfe bezüglich der Aufhebung des Akkumulatorenbetricbes sind völlig unhaltbar. Mit der Behauptung, daß in Rücksicht auf daS von der Stadt geforderte kostspielige Betriebs- system die Abgaben der Straßenbahn geringer be- mesien feien, mutet die Stadt der Straßenbahn zu. sie hätte, als dieses Betriebssystem später auf Erfordern der Aufsichtsbehörden wegen Unzuläng- lichkeit durch ein anderes billigeres ersetzt wurde, fteiwillssj- die Erhöhung der vertraglichen Ab- gäbe anbieten müssen. Die Stadt übersieht hier- bei, daß die Straßenbahn die nach Millionen zählenden Anschaffungskosten für das Akkumulatoren- system tatsächlich im vollen Umfange verausgabt hat, Aufweildlmgen. die mit Rücksicht auf den Wechsel des Betriebssystems zwecklos hinaus- geworfen sind. Im übrigen wäre eS Aufgabe der städtischen Vertreter gewesen, der Stadt in dem Bertrage für den Fall der Einführung eines billigeren Be- triebssystems ein Recht auf Erhöhung der Abgabe vorzubehalten, wenn die Stadt eine solche Verem- barung für gerechtfertigt gehalten hätte. 3. Die Stadt beklagt sich, daß die Straßenbahn ihren Geldbedarf statt durch Obligationen durch Ausgabe von Aktien zum Parikurs gedeckt und hierdurch den städtischen Gewinnanteil zugunsten der Aktionäre geschmälert habe. ES war daS selbstverständliche Recht der Altionäre, denjenigen Weg der Geldbeschaffung zu wählen, der für sie der vorteilhaftere war. Für jeden umsichtigen Geschäftsmann aber war dieser Weg auch der durch die Sachlage bedingte. Hätte die Stadt sich einen Einfluß auf die Art der Aufbringung der Geldmittel verschaffen wollen, so hätte sie, wie eS andere Stadtverwaltungen getan haben, darauf abzielen müssen, eine solche Bestimmung in den Vertrag hineinzubringen. 4. Die Behauptung, daß die Straßenbahn den auSbedungcnen Zchnpfennigtarif nicht einhalte. weil aus Anschlußbetriebslinien mit anderen Bahnen ein höherer Gesamtfahrpreis erhoben wird, ist er- staunlich. Unzweifelhaft wäre die Straßenbahn berechttgt, für jede Bahn den vollen Tarifsatz zu erheben und die Fahrgäste am Treffpunkte um- steigen zu lassen. Inwiefern sollte dieses klare Recht durch den im Interesse des Publikums ge- schaffenen Durchgangsverkehr eine Aenderung er- fahren? Wir glauben auch, daß in den Kreisen der Bürgerschaft durchaus anerkannt wird, daß es der Straßenbahn trotz des Widerstandes der Stadt« Verwaltung gelungen ist, durch Angliederung der Vorortbahnen an ihrem Teile die Eingemeindung der Vororte Groß-Berlins zu vollziehen, Was demgegenüber die Verkehrspolitik der Stadt Berlin   geleistet hat. ist nicht unsere Aufgabe zu erörtern. Wir erinnern nur daran, wie sich der« schiedene Vorortgemeindcn beispielsweise Rum- melsburg zwecks Herstellung dringend nöttger Bahnverbindungen zunächst an die Stadt Berlin  wandten, um dann nach langjährigen ergebnis- losen Verhandlungen mit dieser an die Tür der Straßenbahn zu klopfen und in denkbar kürzester Frist ihr Ziel zu erreichen. 3. Hinsichtlich der Tnnnclcntwürfe der Gesell- schaften werden von der Städtischen Verkehrs- deputation Behauptungen verbreitet, die geeignet erscheinen, den Wert der Entwürfe und die Art ihrer Bearbeitung in der öffentlichen Meinung herabzusetzen. Unter anderem wird behauptet, die Gesellsckasten hätten bereits sieben neue Entwürfe zur Prüfung vorgelegt, sie seien auf Grund der von der Stadt Berlin   beranlaßten Gutachten gänzlich umgearbeitet worden und wären aus die städtische Verkehrspolitik von bemmendem Einfluß. Diese Behauptungen enffprechen nicht den Tat- sacken. Die Bedeutung und Schwierigkeit der Aufgabe sowie das widerstrebende Verhalten der Stadt Berlin   würden es durchaus verständlich erscheinen lassen, wenn mehrfache völlige Neu- bearbeitungen stattgefunden hätten. Tatsächlich aber wurden wesentliche Veränderungen bezw, Et- gänzungen des ersten Entwurfes nur hinsichttich der TunnelauSmündimgen vorgenommen; sie waren bedingt durch die Acnderungen der Entwürfe der städtischen Nord Süd- und der Siemens-Unter- grundbahn sowie durch den Wunsch der AufsichtS- behörden, die westliche Tunnelmündung von der Potsdamer Brücke nach der Kurfllrftenstraße und dem Magdeburger Platz zu verlegen. In dieser Form ist der Entwurf bis zur Ministerialkonferenz im April d. I. geblieben und erfährt neuerdings erst in seinem Hauptteile die wesentliche Aenderung, daß die Haltestellen mit Mttelbahnsteigen aus- gerüstet werden. Diese Maßnahme entspringt mdes lediglich einer schon im August 1907 ge- gebenen Anregung deS Herrn Ministers, den Straßenbahntunnel von vornherein so zu gestalten. daß er die eventuelle Einführung eines zukünftigen Schnellverkehrs nicht unmöglich mache. Die von der Stadt veranlaßten und erst später veröffent- lichten Kritiken stehen mit dieser EntwurfSänderung in keinerlei ursächlichem Znsammenhange; diese Einwendungen wurden in der Konferenz Hinsicht- lich der Schleifen und Verzweigungen und der Be- Messung der Bahnsteige als unzutreffend bezeichnet. In bezug auf den angeblich hemmenden Ein- fluß der Entwürfe auf die städtische Verkchrspolittk soll hier nur kurz darauf hingewiesen Iverden, daß während der Prüfungszeit der Entwürfe von Ende 1905 bis Oktober 1907 die Gesellschaften zu den Abänderungen ihres Entwurfes insgesamt nur 3 Monate Zeit verbrauchten, während die ganze übrige Zeit von l'/s Jahren von der städtischen Verkehrsdeputation benötigt wurde, um die Ent- würfe zu prüfen und sich zu denselben zu äußern. Hieraus dürfte sich zur Genüge ergeben, wie unberechtigt die Kritiken der Stadt an unsem Ver- lehrsprojekten sind. Nimmt man noch hinzu, daß die Stadt in dem Sündenregister, das sie in dem kürzlich veröffent- lichtenBraunbuch" der Straßenbahn vorhält, als wichtiges Glied die Erhebung der Schadenersatz« ansprllche wegen der Nordsüdbahn figurieren läßt, obwohl inzwischen das Schiedsgericht rechtskräftig festgestellt hat. daß nicht der Standpunkt der Straßenbahn, sondern derjenige der Stadt der ver- tragöwidrige war. so glauben wir, eS der ,Be- urteilung der Oeffentlichkeit getrost überlassen zu können, wer an den herrschenden VerkchrSschwierig- leiten Berlins   die Schuld trägt. Wir haben m allen Fällen nur von den uns nach Gesetz und Vertrag zustehenden Rechten Gebranch gemacht und weisen den wiederholt erhobenen Vorwurf der Illoyalität auf das entschiedenste zurück. Sie SHrektion. vr. Micke. K o e h l e r. M e h e r. Vorstehenden Bericht deS Vorstandes der Großen Berliner   Straßenbahn hat der Auf» sichtsrat in seiner heutigen Sittimg zu ver­öffentlichen beschlossen. Berlin  , den 19. Mai 1908. Der Anssiektsrst. «rnhold Möllhausea,