eitelter Akte, wie den Anschlag auf den Justizminister, vorbereitet hatten. Von den Angellagten wurden vier zum Tode durch den Strang, vier zu Zwangsarbeit und zwei zur An- s i e d e l u n g verurteilt. Der Elfte wurde freigesprochen. Die Amurbahn. Petersburg, 19. Mai. (Eig. Ber.)' Schon seit mehr als drei Monaten fesselt die Amurbahnfrage die Aufmerksamkeit ganz Rußlands . Sie ist der Gegenstand leb- I)after Diskussion in Pressebersammlungen und gelehrten Gesell schaften. Die dritte Duma hat ihr mehrere Sitzungen geweiht. Jetzt steht man im Begriff, den Gesetzentwurf über die Amurbahn dem R e i ch s r a t vorzulegen. Das Militärressort verlangt, daß die Bahn auf 29 Paar Züge eingerichtet werde, von denen nur ein Paar dem Passagier-, 19 dem Militärverkehr dienen sollen. Der Ausbau der 2941 Werst langen Strecke wird etwa 282—390 Mit lionen Rubel kosten. Die zugunsten der Amurbahn angeführten Argumente bestehen im wesentlichen in der Behauptung, daß das Amurgebiet ein sehr ergiebiges Kolonisationsfeld sei und als solches gegen gewaltsame Annexion durch Japan oder China geschützt werden müsse; dazu sei unbedingt eine ausreichende Militärmacht nötig, die sich auf eine ununterbrochene Eisenbahnverbindung zwischen dem europäi schen Rußland und dem Großen Ozean stützen müsse; dies� aber dürfe nur durch russisches Territorium gehen. Doch können diese Argumente keiner ernsteren Kritik standhalten. Männer, die das Amurland speziell erforscht hatten, bezeugen, daß es für eine Kolonisation völlig untauglich ist. Ein rauhes Klima macht Agri- kulturvcrsuche völlig illusorisch; anderweitige Erwerbsquellen gibt es dort fast gar nicht; das Gebiet ist eine menschenleere Einöde mit 9,4 Einwohnern auf eine Ouadratwerst.„Unser(russischer) Bauer," sagt D. Subotitsch, der 19 Jahre lang im fernen Osten als hochgestellter Beamter tätig gewesen ist und das Land gründ- lich kennt,„findet am Amurfluß keine Arbeit, entartet hier ebenso wie seine heimatlichen Graspflanzen. Die ins Amurland über- gefiedelten Kosaken haben den Ackerbau längst aufgegeben und fristen ihr Dasein mit Fischfang und Jagd, namentlich aber mit Lasten- tragen, das ihnen an der hiesigen Dampf- und Poststation mit Trinkgeldern bezahlt wird." Bestenfalls könnte die ganze Amur - wüste, bei Ausnützung aller Mittel des trostlosen Landes, eine Be- völkerung von 199 999 bis 159 999 Familien, also 599 999 bis 759 999 Kolonisten beherbergen. Die Bahn würde, wie gesagt, mehrere hundert Millionen verschlingen. Der wirtschaftliche Gewinn einer Kolonisation des Amurgebietes wäre demnach ein zum mindesten sehr zweifelhafter. Uebrigens gibt die Regierung selbst zu, daß die Amurbahn im Laufe der nächstfolgenden Jahre ein Defizit aufweisen wird. Ebensowenig begründet ist die Behauptung, die russischen Länder des fernen Ostens seien von Japan bedroht. Wenn Ruß- land wieder mit Japan in Krieg geriete, so würde nicht Japans Be - streben, Rußland das wüste Amurgebiet zu entreißen, dazu Veran- lassung geben, sondern— im Gegenteil— Rußlands deutliche Tendenz, die Japaner aus Korea und der Mandschurei zu ver- drängen, also die gleichen Ursachen, die auch den ersten Krieg heraufbeschworen hatten. Es liegt also auf der Hand, daß der Schlüssel zum Verständnis des Amurbahnprojektes nicht in den lokalen Verhältnissen zu suchen ist. Der Bahnbau ist, wie auch die geplante Panzerflotte, nichts als ein Anlauf zu neuen Eroberungsplänen und die Amurbahn nur ein Bruchstück neuer, in den Köpfen der Beamten- clique und Kamarilla ausgeheckter weltpolitischer Aben- teuer. Diese Auffassung findet auch in offiziellen Dokumenten ihre Bestätigung. In einer'' Vorlagt des KoMmünikätionsMmi- steriums an die Reichsduma vom 6. November 1997 ist deutlich ge° sagt, es müsse in dieser Frage„der kategorischen Meinung der höchsten kompetenten militärischen Institutionen Rechnung ge- tragen werden, die auf einen möglichst schnellen Aufbau... das größte Gewickst legen".„Der Bau der Amurbahn," erklärte ein Vertreter des Militärressorts,„ist für den fernen Osten eine Lebens- frage." Kraft des§87— also ohne Genehmigung der Reichs- duma— sind die Eisenbahnarbeiten am Amur auch bereits eiligst in Angriff genommen worden. Da nun die Bahn fast in ihrer ganzen Länge die Grenze Chinas entlangzieht, so wird nebenbei auch die Armee des fernen Ostens unbedingt vergrößert werden müssen. Zugleich beabsichtigt die Regierung, im fernen Osten mehrere Festungen zu bauen und ein zweites Gleis für die sibirische Bahn einzurichten. Auf solche Weise ist der Bau der Amurbahn als ein Akt zu betrachten, welcher zu einer gewaltigen Verstärkung des Militarismus in Rußland führen muß. Mit welcher Umsicht und Gewissenhaftigkeit die Regierung von den zur Amurbahn geforderten Millionen Gebrauch machen wird, ist eine Frage, die wohl einer näheren Erörterung bedarf; denn wer nur einigermaßen in die Geheimnisse der russischen Staatswirtschaft eingeweiht ist, wird sich über die verschwenderische Aussaugungs- Politik der herrschenden Clique leine Illusionen machen. Die ge- waltigen Millionenunternehmungen werden eine Quelle bilden, aus der den Regierungsstützen ein ergiebiger Goldstrom zufließen wird. Riefige Lieferungen, Subftdien zur Belebung der vaterländischen Industrie, Vorschüsse, erhöhte Besoldung, Sporteln— das sind die glänzenden Aussichten, die sich mit dem Ausbau der Eisenbahn und Festungen für Adel, Bureaukratie und die kapitalistische Bourgeoisie eröffnen. Dafür verschlingt die Bahn das Geld, das jetzt so not- wendig für die sozialpolitischen Reformen ist. Die kadettische Dumafraktion hat sich bereits gegen den Aus- bau der Amurbahn ausgesprochen. Die Dumafraktion der Sozial- demokraten und die jetzt nur illegal existierende sozialistische Presse verurteilen selbstredend die politischen Unternehmungen im fernen Osten in allen Punkten. Die Majorität der Duma aber hat sich bei der Vorberatung der Amurbahnvorlage zu deren Gunsten aus- gesprochen, wie es ja auch von der dritten Duma, der„Herren- duma". gar nicht anders zu erwarten war. Es ist sicher, daß auch oer aus ven Vertretern der Plutokratie und Bureaukratie bestehende Reichsrat die Sanktionierung des Amur -Gesetzentwurfes nicht ab- lehnen wird, wenn auch selbst in dieser Körperschaft einige Oppo- sition gegen die Abenteuer- und.Geldverschleuderungspolitik der Regierung sich erhoben hat. MroKKo. Französische Meldungen. Paris , 25. Mai. General d' A m a d e meldet, daß die Militär- lösten von Settat und Du Boucheron fortgesetzt zahlreiche Unter- werfungen, selbst von außerhalb des Schaujagebiets, ent- gegennehmen.— Die Generale Bailloud und Lyautey er- reichten Boudenib, das vorläufig mit einer Abteilung von 1290 bis 1599 Mann besetzt wird, um den Vormarsch neuer Harkas auf- zuhalten, die sich in Tafilelt bilden. Die Stellung Spaniens . Madrid , 23. Mai. Aus Anlaß der Vorfälle von Casa- blanca sprachen im Senat mehrere Redner über die Marokkofrage. Die Liberalen Goreu und General Ahando behaupteten, die spanischen Truppen spielten in Casablanca eine mehr als zweideutige Rolle, weshalb man sie zurück- ziehen müsse. Minister des Aeußern Allendesalazar erklärte, die Stellung der spanischen Truppen in Casablanca sei eine genau bestimmte und sie spielten ausschließlich und in würdiger Weise jene Rolle, die ihnen gemäß der Älgecirasakte zukomme. Er könne die Versicherung geben, daß der Zwischenfall von Casablanca Gegen- stand einer Untersuchung sei, die streng gerecht geführt werde. Madrid , 25. Mai. Der Minister des Aeußern gab die Erklärung ab, die Note der französischen Regierung gebe die Versicherung, daß die Urheber des Angriffes auf die spanischen Soldaten in Casablanca verhaftet seien. Die Untersuchung sei eröffnet. Der Zwischenfall sei als etledigt an- zusehen und werde im übrigen die herzlichen Beziehungen zwischen den beiden Ländern nicht trüben.— Gcwerkrcbafrlicbce« Christliche Arbeiter und unchristliche Unternehmer. In Königsberg fanden kürzlich zwei von den christlichen Gewerkschaften arrangierte Versammlungen statt, zu denen ein Mitglied des Hauptvorstandes, ein Herr Meyer aus Berlin, als Referent erschienen war. Eine dieser Versanrni lungen war von den Krieger- und Militärvereinen, die andere vom Zentralverband christlicher Bauhandwerker ein berufen. In beiden Versammlungen wurde scharf gemacht gegen die freien Gewerkschaften und zum Kampf gegen die Sozialdemokratie aufgefordert, damit endlich mal die Streiks und Lohnbewegungen verschwinden. So zwischen durch wurde auch, was wohl mit der Hauptzweck war, Stimmung für die Blockkandidaten zur Landtagswahl gemacht. Dann teilte der christliche Gewerkschaftssekretär Schönekäs mit, daß es in Ostpreußen angeblich gelungen sei, die christliche Gewerk schaftsbewegung derartig zu fördern, daß besonders in der Baubranche mehr Mitglieder in dem christlichen als im frei gewerkschaftlichen Verband vorhanden sind. Im Anschluß hieran wurde den Arbeitgebern Ostpreußens der große nationale Nutzen der christlichen Gewerkschaften vor Augen geführt, und dieselben aufgefordert, dieses doch anzuerkennen. Für diesen seit Jahren an ihren Ärbeitsbrüdern geübten Verrat und für die schimpfliche, unaufgeforderte Unter slützung des ausbeutenden Unternehmertums haben die chrisi lichen Gewerkschaften nun bereits den wohlverdienten Fuß tritt von ihren vermeintlichen Gönnern erhalten. Die christ liche„Eömländ. Ztg." vom 21. Mai berichtet nämlich aus Heilsberg, daß dort die Arbeitgeber des Baugewerbes beschlossen haben, die christlichen Gewerkschaftler auszusperren, sofern sie in ihrem Verbände verbleiben. Auch die Arbeitgeber verschiedener anderer Ortschaften haben, wenn auch nicht öffentlich, den vor ihnen schweifwedelnden„Christen" mit dieser Maßregel gedroht. Es geschieht diesen Gelbfüßlern schon recht; aber ver- wunderlich ist dieses Abschütteln der christlichen Helfer von feiten der Unternehmer nicht; denn diese befürchten eine Schmälerung ihres Profits von jeder Arbeiterorganisafton, auch der dem Unternehmer untertänigsten. Berlin unck Qmgegenck. Die Glastr Berlins und Umgegend nahmen in einer öffent- lichen Versammlung, die am Sonnabendabend im Gewerkschafts- hause stattfand, Stellung zu den geplanten Verschlechte- r u n g e n des Tarifs, die von den Unternehmern beabsichtigt werden. Am vorigen Sonnabend, den 16. Mai, fanden die ersten Verhandlungen vor der Lohn- und Schlichtungskommission statt. Dis Unternehmer unterbreiteten der Kommission ihre Vorschläge, die darauf m einer Versammlung des Zentralverbandes der Glaser (die am Montag stattfand), diskutiert wurden. Jetzt sollte eine öffentliche Versammlung der Glaser sich mit der Angelegen- heit beschäftigen. Jahn, der Vorsitzende des Zentralverbandes. referierte. Er hob aus dem vorliegenden Entivurf drei� Fragen besonders hervor, nämlich: den A r,b e i t s na ch w e i s, die Akkordarbeit und den Ablauf des Vertrages zum Frühjahr 1919. Am wichtigsten sind die letzten zwei Punkte, denn nach den vor- aufgegangenen Verhandlungen hat man Wohl Grund, anzunehmen, 'daß die Unternehmer nicht auf ihrem JnnungsNachweis be- tehen werden.— In der Diskussion machte sich wieder viel Opposition gegen die Akkordarbeit geltend sowie auch gegen den Ablauf des Vertrages im Frühjahr 1919. Die Notwendigkeit eines einheit- lichen Vorgehens der Glaser Berlins wurde von vielen Seiten be- tont, um allen Versuchen der Unternehmer, den alten Tarif zu ver- schlechtern, entgegenzutreten. Von den Vertretern der Arbeiter in der Lohn- und Schlichtungskommisston wird erwartet, daß sie bei den kommenden Verhandlungen die Interessen der Glaser Berlins in einer energischen Weise wahrnehmen. An der Organisation müsse unablässig gearbeitet werden, die Zersplitterung müsse be- kämpft werden, so wurde empfohlen, denn einem einmütigen Ver- halten der Gehülfenschast allein könne es gelingen, Verschlechte» rungen abzuwenden, die die Unternehmer einzuführen versuchen. Interessant war eine offene Anfrage von Jahn an den Vor- sitzenden der Lokalisten, Schulz, der in der Versammlung an- wesend war, ob er für eine Einigung der Berliner Glaser eintreten wolle. Schulz antwortete, daß er gewiß eine Einigung begrüßen werde, wenn er auch nicht glaube, daß eine Verbindung der beiden Organisationen gegenwärtig stattfinden könne, soweit er die Stim- mung in der Freien Vereinigung kenne. Persönlich sei er n i ch t für den Uebertritt in den Zentralverband. Im übrigen sei auch die Freie Vereinigung für jede Verbesserung der Arbeitsverhältnisse der Glaser und für ein Zusammengehen zur Bekämpfung der Unternehmer. > Ei« Wahrheitsfteund. Wir brachten am 8. Mai einen Artikel über die Wahlen zur Bäcker-Jnnungskrankenkasse, der bisher unangefochten blieb. Plötz- lich— nach 14 Tagen— fällt es dem Herrn Agitator und Zigarrenhändler WifchnöwSki in der Wiclefftraße ein, uns folgende angebliche Richtigstellung zu schicken: Auf Grund des Preßgesetzes ersuche ich hiermit um Richtig. stellung des in Ihrer Nr. 197 erschienenen Artikels:„Bäcker-Jn- nungs- und Gelbe Liebe für die Jnnungskrankenkasse— Ein Mahnwort in letzter Stunde." „Es ist unwahr, daß ich ein bezahlter Agitator und Zigarrenhändler bin und angeblich wieder einmal in der Bäckerei arbeite." Wahr ist, daß ich mein Amt als Vorsitzender des„Bund der Bäcker-(Konditor-) Gesellen Deutschlands "— Sitz Berlin — als Ehrenamt verwalte und als Bäckerei-Werkmeister in einer Bäckerei arbeite. Ich bin kein angestellter Agitator'und kein Zigarren- Händler. Hochachtungsvoll Gustav WischnöwSIi. Wir stellen fest, daß Herr WischnöwSki gut Agitation im Interesse der Meister weite Reisen gemacht und die Kosten nicht aus seiner Tasche bezahlt hat. Wir stellen ferner fest, daß sich in der Wiclesstr. 43 eine Zigarrenhandlung von G. Wisch- nöwski befindet. Diese hat die Telephon-Rummer II, 674. In demselben Hause befindet sich die Geschäftsstelle des gelben Bundes der Bäcker und Konditoren, dessen Leiter Herr G. Wisch- nöwski ist. Dieser gelbe Bund hat ebenfalls die Telephon- Nummer II, 674. Vielleicht„berichtigt" Herr WischnöwSki auch diese Tatsachen. Daß er„wieder mal angeblich in der Bäckerei arbeitet", haben wir schon am 8. Mai ohne sein Zutun festgestellt. Es wäre ja auch z u toll gewesen, wenn Herr WischnöwSki nicht für die nötige formale Grundlage zur Beteiligung an der Wahl gesorgt hätte. Möge ihm sein Amt als Bäckerei-Werkmeister leicht werden I Achtung, Schuhmacher I Bei der Firma S ch ö l l e r, Kraut« straße 52, haben die Kollegen wegen Lohndifferenzen die Arbeit niedergelegt. Die Ortsverwaltung. Deutsches Reich . jDer Kvnigsgrenadier als Arbeitswilliger. Nach Liegnitz kommt demnächst Wilhelm II. zu Besuch. DaS Offizierkasino des dortigen Grenadierregiments erhält daher eine neue Einrichtung, mit deren Fertigstellung die Tischlerei von G o t s ch jr. betraut ist. Nun stehen aber die organisierten Tischler von Liegnitz in einem Abwehrkamps gegen die Aufzwingung eines verschlechterten Tarifs. Und gerade bei der Firma G o t s ch haben die Tischler vom Unternehmer gekündigt erhalten, weil sie nicht zu schlechteren Bedingungen arbeiten wollten als früher. Selbsiverständ« lich, daß über den Betrieb die Sperre verhängt und bisher erfolg« reich durchgeführt wurde. Der Tag der Ankunft des Kaisers rückt bedenklich nahe und Herr G o t s ch hätte zu besserer Einficht kommen müssen, wenn ihm das Regiment nicht einen Grenadier ab- kommandiert hätte, der als gelernter Tischler die Arbeiten fertig« stellen muß. Die Steuerzahler müssen energisch gegen solche Ver» Wendung der teueren Soldaten protestieren; und wenn der Kaiser wirklich die halbfertige Kasinoeinrichtung zu sehen bekommen hätte. so hätte man ihm ruhig sagen dürfen, daß Arbeiter sich eine un- berechtigte Verschlechterung ihrer Lebenshaltung nicht gefallen lasse? wollten, nur um anderm damit das Wohlgefallen des Kaisers zU erwerben._ Achtung, Maschinisten und Heizer! Der von den Bergwerksbesitzern gegründete Zechenverband Essen-Ruhr veröffentlicht in der Provinzpresse Inserate, in denen er Maschinisten und Heizer für seine Bergwerksbetriebe sucht. Wir warnen die Maschinisten und Heizer davor, diesen Angeboten Folge zu leisten, da die Kollegen als Ersatzkräfte für die ausgesperrten, aus die schwarze Liste gesetzten Arbeiter gesucht werden. Kein Kol- lege lasse sich verleiten, dort in Arbeit zu treten. Jeder übe Solidarität!! Zcntralvcrband der Maschinisten und Heizer, sowie Bcrufsgenosscn Deutschlands . Der Kampf der Portefeuiller. Offmbach a. M., 25. Mai. (Privat-Depesche de?„Vorwärts".) Die Verhandlungen der Portefeuiller und Reiseartikelarbeiter vor der Schlichtungskommission find nach zwei Tagen resultatlos ver» laufen. Eine heute von 3999 Personen besuchte Versammlung nahm eine Resolution an, welche die weiteren Verhandlungen an daS EinigungSamt verweist und den Tarif bis zum 15. Juli verlängert. Die Christlichen zogen ihre eigenen Forderungen zurück und erklärten sich solidarisch. Den streikenden Koffermachern Berlins sprach di« Versammlung ihre Sympathie aus. Kuslsnck. Die Budapester Fleischergesellen streiken. Leider kam es auS diesem Anlaß zu Exzessen. Mehrere Fleischergeschäfte wurden mit Steinen bombardiert. Das Geschäft des Großschlächters Cossalic wurde mit Revolvern beschossen, wobei 2 Personen schwer verletzt wurden. In einer Wölfischen Depesche wird sogar behauptet, daß einer der bei Cossalic arbeitenden Streikbrecher getötet worden sei- Verlammlungen. Die Backer Berlins und Umgegend hielten am Dienstag- nachmittag eine große öffentliche Versammlung im Gew'erkschasts» hause ab. H e tz s ch o l d sprach zuerst über die geplanten Unter- drückungs- und Maßregelungsversuche der Berliner Bäckerinnungen durch ihre neuen Jnnungskrcmkenkassen. Die letzten Delegierten- Wahlen zu diesen Kassen brachten den Gelben einen Sieg, nachdem die Meister mit allen möglichen Mitteln dazu geholfen haben. Im „Vorwärts" ist schon darüber berichtet worden, wie die Jnnungs- kranlenkassen auftreten und wie wenig sie ihre Pflichten erfüllen. Hetzschold forderte die Kollegen auf, sich nicht als Mitglied der Jnnungskasse pressen zu lassen, wenn jemand schon der fteien Hilfskasse, der Ortskrankenkasse angehört. Wer aber bei der Jnnungskasse Mitglied ist, soll auch darauf bestehen, daß ihm alle Rechte zuteil werden, die er zu beanspruchen hat. Genosse Molkenbuhr hielt dann einen Vortrag über Sozialpolitik und die bevorstehende Landtagswahl. Eine Diskussion über den bei- fällig aufgenommenen Vortrag fand nicht statt. Nach einer An- spräche des Vorsitzenden Schneider , der die Kollegen ermahnte. sich auch der politischen Organisation anzuschließen und die Ar- beiterpresse zu unterstützen, nahm Hetzschold das Wort, um über die Aussperrung der Bäcker, Müller und Kutscher in den Dresdener Brotfabriken zu sprechen. Dort wollte man den Ar- beitern eine Lehre geben, weil in einer Mühle gestreikt wurde. Die Großunternehmer begannen eine Aussperrung zur größten Freude der kleinen Bäckermeister, die ihre Geschäfte dabei machten. Die Aussperrung dauerte nur einen bis drei Tage, sie mißlang und die Arbeiter erhielten die Tage sogar bezahlt, an denen sie feierten. Der Verband gewann sogar noch viele Mitglieder, da auch die unorganisierten Kollegen ausgesperrt wurden und beim Verband Hilfe suchten. Die Ausführungen Hetzscholds, der die Wichtigkeit der Organisation betonte, wurden mit Beifall begrüßt. Letzte JSaebnebten und Vepelcden. Unwetter. Wien , 25. Mai. (B. H. ) AuS allen Landesteilen wird heftiger Wettersturz gemeldet. Viefach sind liebe rschwemmungen und Schnee- fälle zu verzeichnen. New Aerk, 25. Mai. (Auf deutschatlantischem Kabel.) Im Staat« Oklahoma richteten andauernde Wolkenbrüche große Ver- heerungen an. Viele Städte, unter ihnen auch die Hauptstadt, haben unter der Ueberschivenrmung gelitten. Die Stadt Guthrie steht teilweise unter Wasser. Der Verkehr stockt. Man befürchtet, daß viele Personen umgekommen sind, und im Cottonwoodflusse, der streckenweise 25 Wkeilen breit ist. wurden schon mehrere in den Wellen treibende Leichen bemertt. _ Da» Nachspiel zum Bankraub von Montreux .. Beveh, 25. Mai. (W. T. B.) Heute begann vor dem hiesigen Strafgericht der Prozeß gegen die russischen Bankräuber von Montreux , Eisendreher Nikolaus Dewnogorsky und Uhrmacher Maxim Dubowsky. Die beiden haben am 18. September 1997 in der Bank von Montreux den Kassierer Geudel überfallen und ge- tötet, einen Kutscher tätlich, 3 Personen leichter verwundet und aus der Bank 2799 Frank geraubt. Dewnogorsky ist der Haupt- angeklagte._ Gefangenenbefreiung im Kaukasus . TifliS , 25. Mai.<W. T. B.) Gestern abend entflohen aus dem hiesigen Gefängnis 18 Arrestanten mit Hilfe eines Unbekannten, der den Gefängnisaufseher tötete. Gleichzeitig wurden beide Wacht- Posten am Tore erschossen. In der Wachtstube. wurde eine Bombe geworfen. Die im Jnnenhofe spazieren gehenden Arrestanten ent- flohen in der Richtung nach einem Nachbarkloster, wo Helfers- Helfer ihrer warteten, die noch zwei Bomben warfen. Die Zahl der icjjL u.. u-------------------„---------------------P------------------ Verunglückten ist unbekannt.__ Verantw. Rcdakt.: Georg Davidsohn . Berlin . Inseratenteil verantw.: Th. Glocke, Berlin . Druck u.Verlag: Vorwärts Buchdr.u. VerlagSanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW, Hierzu 3 Beilagen u. Unterhaltung»»!.
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