Oer Aufmarsch der Genoffen Groß'Berlins zum Aahlkampsist gestern abend vollzogen worden. Schon vorher hatten inzahlreichen Versammlungen die organisierten Genossen ihreWahlmänner aufgestellt. Ganz in der Stille. Zu diesenUrwähler-Versammlungen war nur persönlich eingeladenworden. Und dort sahen wir gerade unter ihnen eine An-zahl, die jede„große öffentliche Volksversammlung" unsererGegner in den Schatten zu stellen vermochten.Dieser gelungenen Heerschau über die wohldispliniertenTruppen folgte gestern das Aufgebot der Massen.„DasVolk steht auf— der Sturm bricht los", konnte man im Angesichtder in die Versammlungen strömenden Mengen mit dem Dichterausrufen. Der Sturm auf das Dreiklassen- Parlament, derSturm gegen das Dreiklassen-Wahlunrecht. Der Sturm, dervon der Reakston immer wieder abgeschlagen— doch immerwieder unternommen wird, bis auch in Preußen die Hochburgder Reaktion fällt!Man hatte, soweit man deren habhaft werden konnte, diegrößten Versammlungssäle in den in Frage kommendenLandtagswahlkreison für die Partei mit Beschlag belegt. Warein Kreis von gar zu großer räumlicher Ausdehnung oderreichte ein Lokal trotz seiner Größe für den erwarteten Zu-ström nicht aus. so waren wohl auch mehrere Lokale für einenKreis in Anspruch genommen worden. In allen Sälen aberherrschte dieselbe Fülle und— was besser ist!— dieselbe Begeisterung. Zahlreich erschienen waren auch die Frauen. Dasneue Vereins- und Versammlungsrecht hat ihnen jetzt ja dieMöglichkeit gegeben, sich bis zu einem gewissen Grade poli-tisch zu betätigen. Daß sie dieses neue Recht als Sprungbrettbenutzen wollen zur Erreichung auch des Wahlrechtes, werwill es ihnen verdenken? Gerade diesmal sind aber die prole-tarischen Frauen an der Wahl besonders interessiert. Siehaben oft genug zusehen müssen, wie ihre Männer unter derOeffentlichkeit des Wahlsystems litten, ja, wie vielleicht ihreFamilien leiden mußten, weil die Männer doch nackensteifgenug waren, ihren Brotgebern nicht gerade genehmen Wahl-männern die Stimme zu geben. Und gerade auf den Ruf nachBeseitigung dieser Oeffentlichkeit hatte die Regierung denWahlrecht-Fordernden gegenüber nur ein höhnisches Achsel-zucken. Jetzt wollen die proletarischen Frauen Berlins demTerror durch Terrorismus die Zähne ausbrechen. Sie sindfest entschlossen, gegen alle Geschäftsleute den wirtschaftlichenKampf bis zur Vernichtung der Existenz zu führen, die inden Arbeitervierteln bei der kommenden Wahl den politischenInteressen der Arbeiterschaft zuwiderhandeln. Auf den Kniensollen die Blockbrüder ihren Abgott B ü l o w um die hohnvollabgelehnte Beseitigung der Oeffentlichkeit bei der Landtags-Wahl bitten.> Die Referate wurden überall mit großer AufmerksamkeitAngehört. In einigen Versammlungen sah man von der Dis-kussion ganz ab. um den Eindruck der Vorträge nicht zustören. Wo Diskussion stattfand, bewegte sie sich im Sinnedes Referats. Nur da oder dort brachte einmal das Auf-treten eines Sozialliberalen eine andere Pointe in das ge-wohnte Bild.Die Polizei hielt sich bei ihrer staatsretterischen TätigkeitBescheiden im Hintergrunde.Ueber den Verlauf der Versammlungen erhalten wir sol-gende Einzelberichte:I 1. LanbtaaSwahlkreis.In der Viktoria-Brauerei referierte vor einer aufmerksamenZuhörerschaft, deren Zahl wohl 800 überstieg, Genosse Molken-b u h r. Im Verlauf seines Referats führte Genosse Molken-buhr einige gelungene Beispiele aus der Praxis der Wahltcchnikan, welche eigentlich beweisen müßten, daß dieses ganze Wahl-system schon längst dem Fluche der Lächerlichkeit anheimgefallenund damit verschwunden sein müßte.— In der Diskussion äußertensich die Redner im Sinne des Referats.In den..Spreehallen" kennzeichnete Genosse Schröder unterlebhaftem Beifall das preußische Junkerregiment und den Schein-liberalismus der„Freisinnigen".. Unter den Versammelten be-fanden sich auch Frauen.2. Landtagswahlkreis.Die Versammlung bei Habel war überfüllt. Die Tischemußten entfernt werden. Der l'/aftünbige Vortrag des GenossenBruns wurde von vielen Beifallsrufen unterbrochen, Stimmungsehr begeistert. In der Diskussion erklärte der sozialliberale HerrFärber seinen persönlichen Standpunkt und bat alle anwesendenFreisinnigen und Sozialliberalen, im ersten Wahlgang fiir dieSozialdemokraten zu stimmen. � Genosse Schröder als Vor-sitzender ersuchte, vor allen Dingen die Indifferenten sowie diesogenannten„Faulen" recht dringend ins Gebet zu nehmen. DiePolizei hielt vor der Tür eine eigene Versammlung ab, im Saalewar keine.Eine zweite Versammlung des 2. LandtagswahlkreiseS fand imvollbesetzten Saale der..Lebensquelle" statt. Das vorzügliche Referatdes Genossen Heinrich S ch u I z, der in seinem Vortrage die Schädendes Landtagswahlrechtes klarlegte, wurde mit großem Beifall auf-genommen. Gegner meldeten sich trotz mehrfacher Aufforderungnicht zum Worte.Im kleinen Saal waren 15 Schutzleute unter Führung einesLeutnants zur jederzeitigen Rettung des Dreiklassenwahlrechtsbereit.� 3. LandtagswahlkrriS.Die Versammlung im„Deutschen Hof" hatte eine Polizei-liche Bewachung nicht aufzuweisen. Der Besuch war ein guter, be-sonders waren viele Frauen anwesend. Der Referent GenosseBorgmann verglich die Entstehung des preußischen Landtags-Wahlrechts mit der des Wahlrechts zur russischen Duma. Die gegne-rischen Parteien kritisierend, schloß der Referent unter lebhaftemBeifall mit der Aufforderung an die Frauen, nur von solchen Ge-schäftsleuten zu kaufen, die ihre Stimme den Kandidaten der Ar-beiterpartei geben und ermahnte die Wähler, energisch im Wahl-kämpfe für das allgemeine, gleiche und direkte Wahlrecht für allePersonen über 20 Jahre ohne Unterschied des Geschlechts einzu-treten. Mit dem üblichen Hoch auf die Sozialdemokratie schloß derVorsitzende die Versammlung, nachdem sich Gegner nicht zum Wortmeldeten.4. Landtagswahlkreis.Die Versammlung bei KliemS in der Hasenheide war vonetwa 1000 Personen besucht. Darunter waren gegen 200 Frauen.ES referierte Genosse Müller vom Parteivorstand. Er zeichnetedps Arbeitsfeld des preußischen Landtags, schilderte das Verhaltend.r Agrarier und deS Zentrums im Landtage und beleuchtete dann,von Beifall oft unterbrochen, das jämmerliche Verhalten des Frei-ftnnS.S. LanbtagSwahlkreiS.Die Versammlung in„Sanssouci" war sehr gut besucht.Etwa 2000 Personen mochten anwesend sein. Genosse Z u b e i lreserierte in Inständigem Vortrage. Die Polizei verhielt sichreserviert._Verantw. Redakt.: Georg D'avidfohn, Berlin. Inseratenteil verantw.:6. Landtogswahlkreis.Kellers mächtige Festsäle waren überfüllt. GenosseS t r ö b e l hielt eine zündende Ansprache, die oft von Beifall unter-brachen wurde. Einige Zwischenrufe ließen die Anwesenheit vonGegnern vermuten, doch meldete sich am Schluß trotz wiederholterAufforderung kein Gegner zum Wort.7. Landtaaswahlkreis.Die Versammlung im„Elysium" war von zirka 2000 Personenbesucht, unter denen man viele Frauen bemerkte. Schon lange vorder Eröffnung mußte der große Saal wegen Uebcrfüllung Polizei-lich abgesperrt werden. Das Referat des Genossen B ö s k e wurdeoft von lebhaftem Beifall unterbrochen.Die Versammlung in der Germania-Brauerei warvon zirka 1000 Personen besucht, Saal und Nebcnräume waren bisauf den letzten Platz gefüllt. Das Referat des Genossen S ch u-mann wurde mit sichtlicher Spannung entgegengenommen undhielt das Interesse der Versammlung bis zum Schluß ungeschwächtwach. Tosender Beifall lohnte den Redner.8. Landtagswahlkreis.Im Schweizer-Garten reserierte Genosse Stadtverord-neter Hugo Heimann vor übersiillter Versammlung. Mit Be-geisterung lauschten die Anwesenden, darunter eine große AnzahlFrauen, den trefflichen Ausführungen. An der Hand verschiedenerBeispiele aus dem täglichen Leben kritisierte der Referent das Un-sinnige des bestehenden Wahlrechtes. Er schloß mit einem warmenAppell an die Versammelten, nach Kräften dafür zu sorgen, daß dieuns noch Fernstehenden in unsere politischen und gewerkschaftlichenOrganisationen geführt werden.In der Versammlung im„Berliner Prater" sprach GenosseG r u n w a l d. Die Ausführungen des Redners gipfelten darin, daßsich das Proletariat als Demonstration an der preußischen Landtags-Wahl betätigen müsse. Gerade diese Beteiligung werde zeigen, wierechrlos die große Masse des Volkes sei. Brausender Beifall lohnteden Redner.9. Landtagswahlkreis.Die Versammlung bei G r o t e r j a n in der SchönhauserAllee war vollständig überfüllt, Tische und Stühle mußten entferntwerden. Auf den Galerien war der letzte Platz besetzt. Anwesendwaren zirka 1500 Personen. Referent war der Genosse AdolfH o f f m a n n. Eingeleitet wurde die Versammlung durch einstimmungsvolles Lied des Gesangvereins„Hilaritas". Dann er-hielt der Referent das Wort zu seinem mit Beifall aufgenommenenVortrage. In der Diskussion forderte der Genosse Komisch die an-wesenden Frauen auf, bei der Wahl tüchtig mitzuhelfen. ZumSchluß trug der obengenannte Gesangverein noch ein Lied vor.Gegner waren nicht anwesend, ebensowenig Polizei.Im Volksgarten-Theater in der Badstraße be-handelte bor überfüllter Versammlung Genosse Hirsch- Char-lottenburg die Wahlrechtsfrage und geißelte die Stellung derbürgerlichen Parteien. Gegner waren auch hier nicht erschienen.Auch die Behörde hatte es unterlassen,„polizeilichen Schutz" zuentsenden.19. Landtagswahlkreis.In der„B o r u s s i a" demonstrierten 1000 Männer und Frauen.Die überfüllte Versammlung wurde polizeilich abgesperrt.Genosse S t ü ck l e n geißelte den freisinnigen Volksverrat' und brand-markte unter dem Beifall der Versammelten die Ungeheuerlichkeitendes bestehenden Wahlsystems. Einmütig stimmte die Versammlungzu, als er den energischen Kampf für das Wahlrecht durch lebhafteWahlbeteiligung forderte.11. Landtagswahlkreis.In überfüllter Versammlung im„K ö s l i n e r Hof"geißelte Genosse Ledebour in kurzen Worten die Schmach desDreiklassenwahlshstems. Er führte aus, daß der 11. BerlinerLandtagswahlkrcis einer von denjenigen Kreisen ist. die unter Auf-bietung aller Kraft zu erobern sind. Stürmischer Beifall lohnteden Redner. Die Diskussion bewegte sich im Sinne des Referats.In den„P h a r u s- S ä l e n" in der Müllerstraße begannensich schon um 7 Uhr die Wähler des 11. Landtagswahlkreises zuversammeln. Genosse E b e r t sprach vor ungefähr 2000 Personen,unter denen besonders die Frauen zahlreich vertreten waren. Inlängeren Ausführungen führte er den Versammelten vor Augen,wie der preußische Staat in jeder Weise für die Rechtlosmachungder Arbeiter eintritt. Dann beschäftigte sich der Redner mit derAgitation der Freisinnigen im 11. Landtagswahlkreise.Der Kandidat der Freisinnigen, der Schriftsteller S ch ö l e r,sei ja in politischer Hinsicht dem Referenten unbekannt, er wissenur soviel von ihm, daß, als im Februar bei Buggenhagen eineVersammlung der Freisinnigen Volkspartci stattfand, um Stellungzur Landtagswahl zu nehmen, dieser Herr Schöler einen An-wesenden, der den Zwischenruf„konservativ-liberale Paarung"machte, in echter Hausknechtsmanier aus dem Saale warf. DiesesBeispiel zeige zur Genüge, wie es mit der Freiheitsliebe diesesliberalen Kandidaten bestellt sei. Mit anfeuernden Worten, indenen er auch die Frauen zur regen Mitarbeit aufforderte, schloßRedner seine Ausführungen.12. Landtagswahlkrcis.Die Versammlung im„M oabiter Gesell schafts-hause" war von über 3000 Personen besucht. Der Referent. Ge-nosse Stadthagen, behandelte in Inständigen Ausführungendas Dreiklassenwahlunrecht. Oft von Beifall unterbrochen, brand-markte er die Widersinnigkeiten der Dreiklasseneinteilung, geißeltedie feige Haltung der Freisinnigen wie die reaktionäre der Kon-servativen und verurteilte mit scharfen Worten die Schmach desPolizeispitzelwesens. In der Diskussion nahm Genossin Wulffdas Wort zu einem Appell an die Frauen und forderte sie auf,sich politisch zu organisieren und auf die„Gleichheit" zuabonnieren.Adlershof.Vor zirka 600 Personen referierte Arbeitersekretär Müllerüber:„Die Bedeutung der Landtagswablen". Reicher Beifall be-lohnte den Referenten.. An der Diskussion beteiligte sich von denGegnern ein Lehrer Strübing(konservativ). Genosse Müllerrechnete im Schlußwort mit dem Gegner ab. Mit dem Liede„Dem Lenz entgegen"(ausgeführt von Mitgliedern des Arbeiter-gesangvcreins„Frohsinn"-Adlershof), wurde die Versammlung er-öffnet. Mit dem Liede„Frühlingsstürme" und mit einem Hochauf das allgemeine, gleiche, geheime und direkte Wahlrecht undauf die Sozialdemokratie wurde sie geschlossen.Eine Versammlung, welche die Freisinnigen zu gleicher Zeitabhielten, war von sage und schreibe 62 Personen besucht.Charlotteniurg.Im VolkShause zu Charlottcnburg sprach vor bis auf denletzten Platz besetztem Saale Genosse Block unter lebhaftemBeifall der dichtgedrängten Versammlung, in der auch vieleFrauen anwesend waren. In der Diskussion sagte Ge-nosse M i ch a l s k i dem preußischen Polizeisystem einige gepfeffertetreffende Worte, die lauten Beifall entfesselten. Begeistert stimmtendie Versammelten in das Hoch auf das gleiche, allgemeine Wahlrechtein, in das das anfeuernde Schlußwort des Vorsitzenden Genossen Willausklanq. Unter den Klängen der Arbeitermarseillaise leerte sich dergroße Saal.Die Versammlung, welche bei Schulz, Kaiser-Friedrichstraße,stattfand, war von ungefähr 500 Personen besucht. GenosseZietsch legte in einem P/a stündigen Referat die Anschauungenämtlicher Parteien im Landtage klar und kam zum Schluß dahin,daß wir am 3. Juni nur den sozialdemokratischen Wahlmännernunsere Stimme-geben können. Als Kandidat für den hiesigenKreis wurde Genosse Zietsch proklamiert.Friedenau.Im großen Saale des„Rheinschloß" waren zirka 600 Personenanwesend. Genosse Ed. Bernstein fprach über:„Der Block, dasVolk und die Wahlen." An der Diskussion beteiligte sich der Ge-grosse Tielicke, welcher den preußischen Staat als ArbeitgeberTh. Glocke. Berlin. Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdr.u. VerlaaSanttal�charakterisierte. In seinem Schlußwort forderte der Referent dieAnwesenden in begeisternden Worten auf, daß am Tage der Wahldurch die Stimmabgabe für einen Sozialdemokraten das Wort:„Deutschland in der Welt voran!" nicht mehr eine elende Farce sei.Reicher Beifall lohnte den Redner.Grünau.Die Versammlung im„Jägerhaus" war von 160 Personen be-sucht. Das Referat Max Schuttes wurde mit großer Aufmerksamkeitangehört und oft von Beifall unterbrochen.Hohen-Schöiihausen.Die im Paradiesgarten abgehaltene Versammlung warden örtlichen Verhältnissen entsprechend sehr gut besucht. GenosseJakobsen erläuterte in großen Zügen das Dreiklasseu-Wahlunrccht.Insbesondere wandte sich der Referent an die anwesendenFrauen und zeigte ihnen, daß sie in ganz erheblichemMaße bei der kommenden Wahl ihre Hilfe in den Dienst der All-gemeinheit stellen können. Ferner machte er darauf aufmerksam,daß die Frauen nur bei denjenigen GeschäftSleulen ihre Einkäufebesorgen sollen, welche auch gewillt sind, für die sozialdemokratischenWahlmänner ihre Stimme abzugeben. Diskussion fand nicht statt.Lichtenberg.Im Schwarzen Adler fand eine von etwa 1500 Personen be-suchte Versammlung statt. Genosse M i r u s, der das Referat über«nommen hatte, verstand es in fesselnder Weise, die Stellungnahmeder Parteien im preußischen Abgeordnetenhause zu den verschiedenenFragen, die das gesamte Volk betreffen, zu kritisieren. Die Be-geisterung der Versammelten, mit der sie den Ausführungen desRedners folgten, läßt die besten Hoffnungen für den Ausfall derWahl zu.Mariendorf.Im großen Saale„Zum alten Askanier" referierte GenosseStörmer in nur leidlich besuchter Versammlung. Der Vorsitzendegab noch einmal die notwendigsten Bestimmungen über die Aus-Übung der Wahl zum besten und machte bekannt, daß wir wahr-scheinlich hier am Orte Terminswahl haben werden und daß wirdie paar Tage bis zur Wahl noch gründlich ausnützen müssen.Pankow.Vor gut besuchtem Saale sprach Genosse Hetzschold im Ge>sellschaftshaus. Seine trefflichen Ausführungen fanden leb-haften Beifall. Sodann fand die Ausstellung der Wahlmänner statt,Ferner tvurde vom Vorsitzenden mitgeteilt, daß in Pankow die Frist-wähl stattfindet, doch werden die Vorteile, welche diese der Termin-wähl gegenüber hat, durch die unverständliche Wahlzeit wieder auf-gehoben. Es wählt nämlich die dritte Klasse von 11—2 Uhr, diezweite Klasse von 3— 5 Uhr, und die erste Klasse von 6—7 Uhr.Genosse Kurt Heinig referierte im überfüllten Saale de?Pankower Gewerkschaftshauses unter größter Anfmerksanikeit desAuditoriums. Referent schilderte die maßgebende Stellung Preußensim Reiche, die Junkerherrschaft, die Wirtschaft in den Staatsbetriebenund leitet hieraus die Wichtigkeit der jetzigen Wahl her, welche zurErschütterung des Junkerparlaments beitragen soll.Rixdorf.Bei Hoppe waren Saal und Galerien bis auf den letztenPlatz gefüllt. Der Referent Schubert geißelte besonders dieSchamlosigkeit und den Volksverrat des Freisinns. StürmischerBeifall lohnte die Ausführungen des Referenten. Mit einem Hochauf das allgemeine, gleiche und geheime Wahlrecht wurde dieimposante Versammlung geschlossen..Im Thielschen Lokale referierte Liepmann vorübcrfülltem Saale und entwarf ein Bild von der Reaktion imGegensatz zum Bürgertum vom Jahre 1848. Unter großem Beifallendete Genosse Liepmann, daß am 3. Juni jeder seine Stimme fürdie sozialdemokratischen Wahlmänner abgeben möge. Der Vor-sitzende appellierte noch an die Frauen als Konsumenten, daß keinGeschäftsmann unterstützt wird, der den Gegnern die Stimme gibt.Die dritte Volksversammlung in Rixdorf, welche im„Gesell-schaftshause" von F e l s ch, Knesebcckstraße 49, stattfand, warüberfüllt, so daß viele mit einem Stehplatz vorlieh nehmen mußten.Der Referent Giebel geißelte die Schmach des preußischen Drei-klasscnwahlrechts, besonders verurteilte er die ungerechte Be-stcucrung des arbeitenden Vmkcs sowie die miserablen Schul-Verhältnisse in Preußen als Folge der ungerechten Vertretung imAbgcordnetenhause. Da Gegner sich nicht zum Worte meldeten,wurde von einer Diskussion Abstand genommen.Schöneberg.In Schöneberg fanden zwei Versammlungen statt. In denRathauSsälen referierte vor gut besuchler VersammlungGenosse W e r m u t h. Sein Referat, in welchem er die gesamtepreußische Politik einer scharfen Kritik unterzog und amSchluß die Versammlung zu kraftvoller Agitation fürdie Wahl aufforderte, fand lebhaften Beifall. Genosse K ü t e rergänzte in einer schwungvollen Schlußrede noch die Ausführungendes Referenten. Die Genossin B ä u m l e r richtetete an die ver-sammelten Frauen das Ersuchen, auch ihrerseits den Wahlkampfdurch rege Mitarbeit zu unterstützen.Im„Klubhaus" referierte vor überfüllter auch von denFrauen zahlreich besuchten Versammlung unter lebhaftem BeifallGenosse Sonnenburg. Gegner meldeten sich trotz Aufforderungnicht zum Wort. In der Diskussion forderte Genossin Wickertdie Frauen auf, sich zu organisieren: weiter sprach noch GenosseB u t r y.Wilmersdorf.Im„Luisenpark" referierte vor zirka 300 Besuchern GenosseBrückner. Uniformierte polizeiliche Bewachung sah man nicht,jedoch waren Kriminalbeamte im Saal.Letzte Naebnebten und Depcfcbcn.Schlagende Wetter.Jekaterinoslaw, 26. Mai.(W. T. B.) Im Gortowlaschachleder Südrussischen Gesellschaft sind durch schlagende Wetter einBergingenieur, ein Steiger und vier Arbeiter getötet worden.Die Mörder von Zabrze verhaftet!Zabrze. 26. Mai.(B. H.) Die beiden Täter, die am Sonntagden Raubmord an dem Möbelhändler Glücksmann ausführten,sind heute mittag entdeckt und verhaftet worden. Es sind zweiTapezierer von hier, von denen einer bisher bei dem Ermordetenbeschäftigt war._Aus dem„großen Magen".LimogeS, 26. Mai.(B. H.) Diebe drangen in der letztenNacht in die hiesige Kathedrale ein und entwendeten Wertgegeu-stände in Höhe von 160 600 Frank.Die Pest in der Türkei.Konstantinopel, 26. Mai.<W. T. B.) In Bagdad wurden inder Zeit vom 7. bis 23. Mai 20 Pestfälle festgestellt, 6 davon ver-liefen tödlich._Ueberschwemmungen.Innsbruck, 26. Mai.(B. H.) In vielen Tälern Tirols sindinfolge Regenwassers Ueberschwemmungen eingetreten. In KastelBell wurde die Eisenbahnbrücke der Vintschgaubahn weggerissen.Tricnt, 26. Mai.(W. T. B.) Auch in Tirol hat der an-haltende Regen in den Seitentälern zu Ueberschwemmungen undVerkehrsstockungen geführt. Die Temperatur ist von 22 auf14 Grad Reaumur gesunken._Schneefall.St. Gallen, 26. Mai.(B. H.) Wegen großen Schneefallesmußten Schlitten in Funktion treten. Im St. Gallener Oberlandsind ein Drittel der Weinberge vernichtet._Paul Singer& Co.. Berlin L W/ Hierzu 3 Beilaaea üTllnterbältüüöM