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Nr. 123. 25. Jahrgang. 1 jciinp des Jotmärls" Kerl« liilMliitt. Wittmch, 27. N«i 1908. 5chlaglichter zur Volksbildung. So lautet der Titel der Hauptschrift Eduard Sacks, des bor einigen Tagen verstorbenen dcmotratischen Lehrers und Schul- Politikers. Die bürgerliche Presse hat von dem Ableben dieses Mannes nicht viel Aufhebens gemacht. Das ist sehr begreiflich. Denn Sack war eine charaktervolle, kampfestüchtige Persönlichkeit, ein Mann des offenen, ungeschminkten Wortes, ein Gegner aller faulen und feigen Rechnungsträgerei. Er hat deshalb schon in den besten Zeiten seines Wirkens, in den siebziger und achtziger Jahren, die Liberalen mit einer Schärfe und Rücksichtslosigkeit angegriffen, die ihm ebensoviel Ehre macht, wie sie es andererseits allerdings erklärlich erscheinen läßt, daß die Liberalen von heute, die doch nur erheblich verschlechterte Ausgaben der Liberalen vor zwanzig und dreitzig Jahren darstellen, stillschweigend über den Tod eines ver- dienten Vorkämpfers demokratischer Ideale zur Tagesordnung des Blocks übergehen. Das kann uns aber nicht hindern, aus den Schriften Sacks einige der zahlreichen Lichtquellen zu öffnen, die leider auch heute noch wie die grellsten Schlaglichter auf das Dunkel unserer Volks bildung wirken. Als nach den Siegen des Jahres 1870 auch die Lehrerschaft in einem nationalen Taumel schwelgte und nach dem Kriege wunder was für Fortschritte für die Schule erhoffte, veröffentlichte Sack in dem damals von ihm redigiertenWegweiser" ein Gespräch zweier Lehrer, in dem er die blinde Hoffnungsseligkeit der Lehrer mit beißender Schärfe verhöhnte. Was er damals voraussagte, ist wörtlich eingetroffen:Man wird leicht zu dem Schlüsse gelangen, daß die Regulative unübertrefflich, daß eine größere Wissenschaft- liche Bildung der Lehrer nicht notwendig, daß die geistliche Beauß sichtigung und Leitung der Schulen durchaus nicht zu verachten, daß endlich ein kärglich besoldeter Lehrer den Zwecken der Rc gierung mit großem Erfolge dienen kann, wahrscheinlich nur ein solcher zu dienen vermag. Nimm noch hinzu, daß Preußen durch diesen Krieg ein bis dahin unerhörtes Uebergewicht über sämtliche deutschen Staaten erlangt, daß diese höchstwahrscheinlich in ein allseitiges Vasallenverhältnis zu jenem treten werden(der Artikel Sacks ist im November 187(1 geschrieben, also bor derReichs- gründung". Red.), daß alle preußischen Einrichtungen nun auch überall zum Muster genommen werden: was dürfen wir, was darf die deutsche Schule dann noch hoffen?" Nun könnte ein naseweiser blockliberaler Klopffechter mit über legenem Lächeln einwenden: Da siehst du doch, wie Sack sich geirrt hat; sind doch die Regulative kurz nach dem Kriege aufgehoben worden. Das stimmt allerdings. Aber es war gerade Sack, der mit unbestechlicher Rücksichtslosigkeit den sogenannten liberalen Allgemeinen Bestimmungen" des sogenannten liberalen Kultus� Ministers Dr. Falk die heuchlerische Maske vom Gesicht riß. Das größte und wichtigste� Kapitel seiner Schlaglichter zur Volksbildung ist der Kritik derAllgemeinen Bestimmungen", die bekanntlich heute noch gelten, gewidmet. Sack beweist unwiderleglich, wie die angeblich liberale Schulära nur Sand in die Augen der leicht zu beftiedigenden Lehrer und Liberalen war, daß sie aber im eigent l'chen Kern genau so reaktionär und volksbildungsfeindlich war wie die vorhergegangenen und wie die nachfolgenden Perioden in der preußischen Schulgeschichte, die sich auch öffentlich so reaktionär gaben, wie sie innerlich waren. Falk hat die Regulative nur for mell beseitigt; er gab die anstößige Form auf und rettete desto sicherer den auch ihm wertvollen Inhalt.In den alten Rcgu- lativen verhehlte man nicht, daß ihr vornehmster Zweck sei, die Bildung dcS Volkes über ein möglichst niedriges Niveau nicht hinausgehen zu lassen; die neuen Regulative dienten genau dem- selben Zwecke, aber man suchte sich überall den Anschein zu geben, als sollte nun alles getan werden, um dem Volke eine recht weit- gehende und gründliche Bildung zu ermöglichen. In den alten Regulativen erschreckte die Frechheit einer selbstbewußten Reaktion; in den neuen betörte die Scheinheiligkeit eines windigen Liberalis- mus; dort war nackte Wahrheit, hier klug verhüllte Zweideutigkeit!" Daß Sack mit dieser Kritik derAllgemeinen Bestimmungen" da? Richtige getroffen hat, erfahren wir noch heute beinahe jeden kleines feuiUeton. EinKongreß gegen Pornographie" hat in der letzten Woche in Paris getagt. Es waren einige Herren und Damen aus dem Ausland da, die Mehrheit aber bildeten Franzosen verschiedener Tugendgrade. Man ist nämlich jetzt in Frankreich sehr moralisch. Eine Reihe von Animiervariölös hatte in dieser Saison die schmale Grenzlinie, die unter dem Namen eine? Kostümes die Bekleidung des weiblichen Menschen von seiner Nacktheit schied, ganz aufgehoben. Man bekam um ansehnliche Eintrittspreise weibliche Paraden zu sehen, in denen Pierre L o n y s einen der Verstärkung bedürftigen Nachklang hellenischer Sinncnfreude und andere Leute trübselige Filialen vorstädtischer Liebeswarenhäuser wiedererkannten, und die Hauptpoeten jener Tempel der umherschweifenden Musen spannten alle Phantasiekräfte an. um aus ihrenDichtungen" jede Möglichkeit eines auf Geist ratenden Mißverständnisses herauszutreiben. Eine Zeitung schlug Lärm. Es war das Organ der Bonapartisten, dieAutoritö", die die tugend- haften Zeiten des zweiten Kaiserreiches nicht vergessen kann. Da aber ihr Redakteur, der Deputierte Delahaye, drohte, er werde in der Kammer die lesbischen Zärtlichkeiten schildern, die man iinLittle Palase" zeige, wurde der Regierung unbehaglich zu- mute, und das anstößige Stück wurde verboten, zugleich die Straf- Untersuchung gegen den Direktor und einige seiner Kollegen ein- geleitet.... Man siebt, an gesetzlichen Mitteln fehlt es dem Staat gegenüber den bezeichneten öffentlichen Schaustellungen nicht, ebenso- wenig gegenüber der ihnen entsprechenden Buchliteratur. Die Frage ist nur, ob die Gerichte weitergehen sollen, als der Schutz der Jugend gegen die zur Degeneration führenden Einflüsse fordert. Auf dem erwähnten Kongreß hat man die, ja auch in Deutschland so gut bekannten Jercmiaden und Entrüstungsphrasen gehört, denen man nicht nachgeben könnte, ohne die ernste künstlerische Arbeit der Borniertheit der Staatsanwälte und dem die bürgerliche Justiz dirigierenden Klasseninteresse preiszugeben. Die Literaturgeschichte Frankreichs enthält das schöne Kapitel vom Strafprozeß, der die Madame B o v a r y Fleuberts zum Opfer nusersah. Die Unmöglichkeit, den Begriff der öffent- lichen Uusittlichkeit festzulegen, fordert zum Widerstand gegen die Erleichterung der Strafverfolgung auf. Man darf eben auch nicht übersehen, daß ein und dasselbe Werk bloß ästhetisch anregend oder bloß erotisch aufregend wirken kann, je nach der Art und nach dem Publikum seiner Schaustellung, ganz abgesehen von der Frage, wann die auch künstlich herbeigeführte erotische Aufregung den Charakter der Uusittlichkeit erhält. So bleibt nur die Möglich- keit, die Personen und nicht die Werke inS Auge zu fassen: Jugendschutz, nicht Tugendschutzl Kunstgewerbe. In der Bibliothek des Kunstgewerbemuseums sind persisch-indische Miniaturen und sonsstge Erzeug- Tag. Dieklug verhüllte Zweideutigkeit" derAllgemeinen Be- stimmungen" gestattet bis zur Stunde die unbeschränkte Herr- schaft der kirchlichen Orthodoxie und der staatlich-byzantinischen Be- vormundung in der Schule. Das Elend der Lehrerbcfoldung, die Ursache des Lehrermangels, die Schande der geistlichen Schul- aufsicht, die Dürftigkeit der Schulerfolge, die erbärmliche Prügelei in den Schulen, die klägliche Lehrerbildung, die alberne Trennung der Geschlechter, der skandalöse Mangel eines freiheitlichen Unter- richtsgesetzes, die unsinnige Scheidung der Schulkinder nach dem Geldsack des Vaters, statt nach den Neigungen und Fähigkeiten der Kinder das alles und der ganze große infamierende Rest des preußischen Schulelends besteht auch unter dem Zeichen derAllge- meinen Bestimmungen". Jeder neue Tag bringt neue Beweise dafür. Es ehrt Eduard Sack, daß er schon vor Jahrzehnten alle diese Dinge mit Worten gegeißelt hat, wie wir sie heute kaum anders und treffender wählen können. Kein Wunder, daß Sack von jeher mit den großmäuligen Liberalen auf dem erbittertsten Kriegsfuße stand.Ich habe mich geirrt", so schreibt er 1878, als er nach einer im Dienste des Volkes erlittenen Gefängnisstrafe in di»Freiheit" zurückkehrte,solange ich glaubte, diejenigen Männer und Parteien, welche von dem großen Werte der beglückenden und befreienden Macht der Bildung bei jeder Gelegenheit ein großes Wesen zu machen wissen, wünschten sie jedem und seien deshalb bestrebt, sie allen zugänglich zu machen. Ich hgbe mich geirrt, solange ich annahm, Männer und Parteien, die gegen die sogenannte Reaktion und(angeblich) für die Freiheit kämpften, hätten ein aufrichtiges Herz für das Volk, für die Armen und wollten die Freiheit für alle und nicht bloß für eine sehr kleine, schon über die Maßen bevorrechtete Klasse. Ich habe mich geirrt, solange ich nicht wußte, daß die Schulen nicht den Zweck haben, das Volk zu bilden, sondern nur den Zweck, es der herrschenden Partei Untertan und dien st- bar, es zu einem bequemen Material für leicht. lebige Regierungshandwerker zu machen. DaS sind meine Irrtümer; aber für sie habe ich nicht zu büßen und ihretwegen bin ich nicht in den Käfig gesperrt worden. Erst als ich sie als Irrtümer erkannte und mich von ihnen frei zu machen suchte, als ich verlangte, daß auch für die Kinder, wenn sie gut und glücklich werden sollten, die Freiheit, Gleichheit und Brüder- lichkeit eine Wahrheit sein müsse, und daß nicht hier nur Sklaven und dort nur Herren zu erziehen sind: da bin ich erst zum Sünder und Verbrecher geworden." Mit tapferem Freimut forderte Sack die Volksschullehrer auf, sich der Partei der radikalsten Demokratie anzuschließen. Nur bei ihr seien die Interessen der Volksschule gut aufgehoben. Eine volle Schale des bittersten Hohnes aber schüttet er über jene aus, die nicht radikal zu sein wagen. In einem offenen Briefe schreibt er überjene Burschen", die die Zickzack- oder die krummen Wege vor- ziehen:Wie Du weißt, gehöre ich zu den Eingeweihten des Kreises, welchen dieKämpfer für Wahrheit, Licht und Recht" bilden. Wie oft bin ich dabei gewesen, wenn einhochangesehener", berühmter",edler",charakterfester",gewissenhafter",seiner auftichtigen Uebcrzeugung folgender",nur das Wohl des Volkes oder gar der Menschheit im Auge habender" und wie alle die Sprüchlein heißen, mit denen sie sich gegenseitig, ja sogar höchst eigen belobigenMaß hielt",die goldene Mittelstraße" ein- schlug,klug war wie die Schlange und ohne Falsch wie die Taube",den Tatsachen Rechnung trug" kurz, nicht radikal war. Nurunter uns" wurde oft ganz aufrichtig der Grund an- gegeben. Der reiche Arzt sagte:Ich gehe nicht so weit, denn ich verliere meine Stelle als Hausarzt bei dem General." D)er Kauf mann:Das kann ich nicht unterschreiben, denn ich habe jetzt eben eine Lieferung für die Regierung vor, mit der ich einige hundert Taler verdienen werde." Der gewaltig redende Bankier:Ich kann mich jetzt nicht bloßstellen, denn ich und meine Freunde unter handeln eben wegen der Konzession zu einer Privatbank." Ein junger Lehrer:Ich habe noch mein zweites Examen vor." Ein älterer:Ich hoffe auf die bessere Stelle." Ein dritter:Meinem Sohne sind Aussichten gemacht, daß er ein bedeutendes Stipendium bekommen werde." Ein vierter:Die Konzession zu meiner Privatschule kann mir genommen werden oder sie können mir alle nisse mohammedanischer Kunst ausgestellt. Man bewundert die Primitivität und das Raffinement dieser Buchkunst, die zugleich in freier Anordnung wie im Begrenzt-Ornamentalen Vorzügliches leistet. Man bewundert auch das feine Gefühl für die Farbe, die bald matt, bald tief-kräftig ist. Wie erlesen sind solche duftigen Harmonien in Grau und Grün, in Blau und Gold; zierlich und gemessen zugleich im formalen Ausdruck. Und auch da, wo ganz auf Farbe verzichtet ist, wie auf einzelnen feinlinigen Bildnissen. in denen alles Persönliche mit einem zarten Umriß gesagt ist, ist etwas ganz Eigenes geprägt. Die Art, wie die Landschaft angedeutet ist, nur summarisch. aber doch ganz prägnant eine breite grüne Fläche gibt eine Wiese. ein paar Bäume suggerieren den Wald und blatzblauer Raum be- deutet Himmel. stellt sich neben die den Raum auch nur in JllusionSwerten gebende Kunst der Japaner. Die Natur ist über tragen, nicht mühsam abkonterfeit. Andererseits, wie so ganz frei, unschematisch und zwanglos sind die Blumen auf den Ornamenten der Fayencen! Etwas Kräftige Bäuerisches ist darin und zugleich Reifes. Kulturelles. Die Miniaturen speziell fesseln durch den Relz der exotischen Farbenzusammenklänge. Eine Kalenderrolle erinnert in ihrer steifen Ornamentik an Muster, die Behrens entwarf, rot auf grauem Grunde. In einer Koran - Handschrift blüht die goldene Schrift ziemlich wie verschlungene Ornamente auf blauem Grunde. Es ist eine eigene Welt. Voll Schönheit und voll Kraft. Diese Bestimmtheit der Form, diese Lebendigkeit des Ausdrucks, diese Feinheit und dieser Reichtum der Farben I Einmal erscheint Natur in aller Reinheit und Ungezwungenheit, und dann wieder begegnen wir einer rücksichtslosen Ausgestaltung des Formalen, wie sie nur lange Uebung wagt. In diesem Absolut-Künstlerischen erinnert diese Kunst wieder an die japanische Kunst.«. v. Humor und Satire. Umsturz. Der Anfang ist's vom Ende. Bald kommt das Weltgericht. Stumm faltend meine Hände, Verhüll' ich das Gesicht. Die Erde bebt, der Boden schwankt, Der liebe Gott hat abgedankt. In Mecklenburg so hört man-- Doch nein! Ich glaub' eS nicht. Die schönsten Weiberwaden Verschrumpfen mit der Zeit, Und die von Gottes Gnaden Tun mir wahrhaftig leid. Ein Tintenfaß, ein Federkiel, Und ach! das letzte Bollwerk fiel. In Mecklenburg so hört man Doch nein! So spricht der Neid. i möglichen Schikanen machen." Ein fünfter:Mein Verleger be« sorgt, daß die Regierung ihre Verfügung zurücknimmt, durch welche sie die Einführung meiner Schriften in die Schulen angeordnet." Ein sechster sagte mir noch vor wenigen Wochen, er hättemit seinem Päckchen zu tun", andere stehen gut mit diesem und jenem kurz darum. Für jeden dieser ausgesprochenen Gründe kann ich Dir einen weit bekannten Namen eines Kämpfers für Wahrheit, Licht und Recht" nennen." Man ersieht aus dieser vortrefflichen Charakteristik der libe» ralen Schwachhcrzigkeit, daß der Liberalismus dennoch trotz alledem noch nicht auf das niedere Niveau von heute herabgestiegen war. Denn sonst hätte Sack als weitere Ausreden für die liberalen Flaumacher sicher auch angeführt:Da kann ich nicht mitmachen, sonst komme ich um den erhofften Orden." Und ein anderer:Ich werde mir doch nicht meine gute Zensur in derKreuzzeitung " ver- derben!" Zugetraut hat Sack diese würdelose Hingabe der Libe- ralen an die Konservativen ihnen schon damals, denn er sucht den Lehrern klarzumachen, daß sie,um zum erwünschten Ziele zu gelangen, sich nicht länger an die Fcudalpartei und zu dieser ge- hören mehr oder weniger alle unsere Regierungen, und der Liberalismus hier und da ist nur eine Ver- brämung desselben zu wenden haben." Statt dessen müssen sich die Lehrer nach Sack, der selber ein Lehrer und ein guter Freund Diesterwegs war,auf Grund ihrer Lebensaufgabe, in Uebereinstimmung mit den anerkannten Fundamentalprinzipicn der modernen Pädagogik derjenigen Partei anschließen, welche die Fcudalpartei bekämpft, den kräftigen Fortschritt ohne Phrase und Umschweife will, d. h. der Demokratie..... Nur das vorwärts- strebende Volk wird der Schule und den Lehrern gerecht weijdett« sonst niemand!" VII. Generaloersammlung des deutschen Holiarbeiterverbandes. Nachmittagssitzung. Stettin , 25. Mai. Am Nachmittag erstattete zunächst die Mandats- Prüfungskommission Bericht. Sie beantragte, Bremer- Häven für diesen Kongreß unvertreten zu lassen, da sich dort wegen einiger Unregelmäßigkeiten bei der Wahl nicht hat genau feststellen lassen, wer die Mehrheit erhalten hat, serner an Heidelberg und Heilbronn wegen der ungenauen Befolgung der Wahlvorschriften eine Rüge zu richten, im übrigen aber alle 189 Mandate für gültig zu erklären. Die Generalversammlung stimmte diesen An- trägen debattelos zu. Hierauf erstattete Leipart den Borstandsbericht, der ausführlich niedergelegt ist in den beiden Jahrbüchern des Holzarbeiterverbandes 1906 und 1907. Dazu hat der Vorstand einen ergänzenden Bericht über die inneren Verwaltungsangelegen- heiten den Delegierten vorgelegt. In seinen mündlich gegebenen Erläuterungen �dauert Leipart zunächst die Verzögerung der Vorbereitungsarbeiten durch den überaus großen Umfang der Tarifverhandlungen. Im einzelnen.sei zunächst des ZirkularS zu gedenken, das im Frühjahr 1907 an die Zahlstellen erlassen wurde. Es hieß darin, daß die vielen nicht genehmigten, unvorbereiteten Lohnbewegungen die Verbandsarbeit erschwerten und die große, für das Frühjahr 1908 bevorstehende Bewegung schädigten. Weiter verlangt das Zirkular strengste Disziplin von den Mitgliedern: es dürfe nicht mehr vorkommen, daß dem Vorstande immer wieder das Recht streitig gemacht werde, über jede Lohnbewegung nach den Mitteln des Verbandes zu entscheiden. Das Zirkular kam durch Vertrauensbruch in die Hände des Unternehmertums und in die bürgerliche Presse; dort. erregte es großes Aufsehen, aber es wieder- holt tatsächlich nur altes, längst bekanntes. Ohne Schaden durfte es bekannt werden. Seine Mahnung ist gerade jetzt doppelt zeit- gemäß: es ist unglaublich, wie leichtfertig manche Kollegen und sogar Lokalverwaltungen sich über die Schwierigkeiten der jetzigen Situation und Konjunktur hinwegsetzen. Auch auf die Kasse wird die dringend nötige Rücksicht nicht genommen. Das vor einigen Jahren so viel besprochene Wie zieren lange Haare Den edlen Männerkopf! Drum ist das einzig Wahre Ein langer deutscher Zopf. Und willst du ändern die Frisur, So häng' ihn etwas höher nur! In Mecklenburg so hört man»» Halt'S Maul, elender Tropf! (Edgar Steiger imSimplicissimuS".) Notizen. -- Die Neue freie Volksbühne hat in ihrem mit diesem Monat schließenden 17. Spieljahr ihren Mitgliedern insgesamt 299 Vorstellungen sowie 17 sonstige künstlerische Veranstaltungen geboten. Der Mitgliederbestand umfaßt rund 19 000 Personen m 22 Ab- teilungen. Da die Bildung neuer Abteilungen aus Raummangel unmöglich war. hat der Verein dafür gesorgt, daß im nächsten Spiel- jähr die Mitgliederzahl bis auf 25 000 erweitert werden kann. Der Spielplan 1908/9 umfaßt rund 360 Vorstellungen; die dazu erforder- liche Pachtsumme beträgt über 300 000 M. Die Geschäftsstelle deS Vereins befindet sich NW. 21, Bremerstr. 54/55. >-- Sexuelle Aufklärung der Jugend. Das Preis» ausschreiben des D ü r e r b u n d e s zur Erlangung kurzer Beiträge zur Jugendaufklärung bezieht sich, wie ergänzend mitgeteilt wird. nicht auf Erörterungen, sondern auf Beispiele praktischer Aufllärarbeit in künstlerischer Form. Der Schlußtermin der Einsendungen ist bis zum 15. Juli verlängert, genauere Mitteilung der Bedingungen erfolgt durch den Arbeitsausschuß des Diirerbundes in Dresden - Blasewitz . Eine Enquete über die Schundliteratur. Das württembergische Kultusministerium hat den Schulvorständen ein Schreiben zugehen lassen, in dem sie aufgefordert werden, Ersah- rungen zu sammeln, inwieweit die Schundliteratur unter der Schul- jugend Verbreitung findet. Deutsche Kunst in Amerika . Die deutsche Kunst arbeitet neuerdings auf den Export loS. Amerika, das einen sehr kapitalkräftigen Markt für Kunst bietet, wird besonders bearbeitet. Neben der geplanten deutschen Architektur- und Skulpturausstellung soll den Dollarleuten jetzt auch eine deutsche Gemäldeausstellung vorgeführt werden. Im New Dorker Metropolitan- Kunst- museum, dem vomehmsten amerikanischen Museum, wird für den Winter eine Ausstellung von etwa 150 modernen deutschen Bildern vorbereitet. Der künstlerische Erfolg hängt fteilich von der Auswahl ab. Auf verschiedenen ausländischen Ausstellungen(wir erinnern nur an die letzte Pariser Weltausstellung) hat die deutsche Kunst einen sehr schlechten Eindruck gemacht, weil die bekannten, von hoher Protektion gesteisten Mittelmäßigkeiten sich breit machten. Ob's diesmal anders wird? Der Fall Tschudi spricht nicht dafür. Die Ehre der deutschen Kunst hängt von den Amerikanern ab t