«ichte nd e N i ed e r la g e" sür die S ozi aldeniokraten fem sollen, welche die Redereien einfach für dummes Zeug und leergedroschmes Stroh erklärten, mit dem sich weiter zu be- fassen ihnen nicht der Mühe wcrth sei. Um eine Nieder- läge erlitten zu haben tragen die Bebel und Liebknecht den Kopf noch viel zu stolz' wer eine Niederlage erlitten, laut den Kopf und Ohre» hängen. Entscheidend ist nicht, wie die Bachem und Slöcker und Richter, sondern wie die Sozialdemokraten über„Niederlage" denken; die meinen aber, es sei dem Richter und Stöcker und Bachem heimgeleuchtet worden, und eine andere Meinung wird ihnen das Sieges» geheul derer vom Zentrum«. nicht beibringen."— „Kein Siegesjnbel herrscht in den Reihen der So- zialdemokratie"— das hat der Pindter von der„Nord- deutschen Allgemeinen" entdeckt, und schließt daraus mit seinem bekannten staatsmännischen Scharfsinn, daß die Sozialdemokratie den Konkurs der Firma Spar-Agncs nnd Kompagnie nicht als Sieg betrachte. Da hat der Pindter einmal den Nagel auf den Kopf getroffen. Wer einen Schwärm suunnender Schnicißfliegen, die sich ihm auf die Nase setzen wollen, mit der Hand fortscheucht nnd dabei einige der zudringlichen Gesellen unsanft zerdrückt, der be- trachtet das doch nicht als„Sieg".— Ein vergnügtes Viertelstiindchen bereitet sich, wer e,ne Sammlung von kapitalistischen Zeitungen aus dem Ende der vorigen und dem Anfange dieser Woche durch- blättert. Geschlagen, zerschmettert, vernichtet ist die Sozial- dcmokratie— die Sozialdemokratie hat aufgehört zu sein— die deutsche Arbeiterschaft ist von der geistigen Krankheit der letzten 20 Jahre geheilt— die sozialdemokratischen Führer müssen wie begossene Pudel vom Schauplatze ab- treten, n. s. w. Nnd heute? Dieser Katzenjammer! Auch der vernageltsten „Hurrah-Kanaille" kann man nicht mehr vorreden, daß die Männer der Spar-Agnes einen„glänzenden Sieg" erfochten haben. Seit die Welt steht, hat noch kein Sieger eine Schlacht abgebrochen, in der er den Sieg, und gar den Sieg bis zur Vernichtung des Feindes in der Tasche hatte. Der Rückzug des vorigen Dienstags ist der beste Beweis dafür, daß die Herren„Sieger" ihrer Lendenlahmheit und ihrer Unfähigkeit, uns die Spitze zu bieten, sich vollkommen bewußt sind.— Ter Neichsgrosiprahler bellt fort hinter dem Busch nnd erklärt, daß nur seine Politik die Sozialdemokratie vernichten könne. Als ob er nicht als Reichskanzler Zeit genug dazu gehabt hätte. In seinem Leiborgan meint er: „Man wird die Sozialdemokratie weder todt reden noch todt refornnren, man wird aber eines TageS ge- nöthigt fein, sie t odt zu schießen, d. h. wenn man noch die Macht dazu besitzt." Wenn man die Macht dazu besitzt? Da steckt der Knoten. An dem guten Willen zweifeln wir nicht.— Die nothkeidenden Grubenbesitzer. In der heutigen Sitzung des Aufsichtsraths der„Gelsenkirchener Bergwerks- Aktiengesellschaft" legte die Direktion die Rohbilanz für das Jahr 1392 vor. Der Aufsichtsrath beschloß, die Verthei- lung einer Dividende von neun Prozent bei der General» Versammlung in Vorschlag zu bringen und einen Betrag von ungefähr 2 850 000 M. zu Abschreibungen zu ver- wenden. Dabei werden als Vortrag auf neue Rechnung 483 000 M. zurückgestellt.— Die armen Aktionäre und die bösen Bergarbeiter! Wären sie, die Arbeiter, nicht so un- verschämt in ihren Lohnforderungen, hätten die armen Aktionäre wenigstens noch das zehnte Prozent einstecken können!— Die„wilden" Franzosen haben nun allen Ernstes eine Anzahl von Großbctrügern zur Strafe und„Strecke" gebracht. Unsere Panamisten, Bochumer und Welfenfondsplünderer sind noch ganz unbehelligt. Einer der„Größten" hat durch einen Vergleich seinen Kopf aus der Schlinge gezogen. Und gegen den Allergrößten ist nicht einmal eine Anklage er- hoben worden. Das wäre wohl zu„wild" gewesen, Ihr Herren Pharisäer? Die wahre„Tugend" und„Sittlich- reit", durch die wir den„verkommenen Franzosen" so über- legen sind, besteht wohl dann, daß Spitzbuben nicht— ge- sehen werden?— In dem„sittenstrengen" Braunschweig , in dem die„Ordnungsparteien" aus Furcht vor der Sozialdemo- kratie willig allen Muckerbestrebungen freie Bahn schaffen, wuchert unter der dünnen Decke der Prüderie, die am armlosesten Anstoß nimmt, eine Versumpftheit, deren lüthen nur selten an die Oeffentlichkeit dringen, weil alles mögliche aufgeboten wird, sie dieser zu entziehen. In diesen Tagen wurde wegen Sittlichkeitsverbrechcn der Hausvater des Rettungshauses, Bergemann, verhaftet, für dessen Frei» lassung, wie das„Braunschweiger Tageblatt" meldet, von einflußreicher orthodoxer Seite viel aufgeboten wird. Der Hausvater ist selbstverständlich ein sehr frommer Mann, und— was mag er wohl in jahrelanger Wirksamkeit g e- rettet haben? Die Oeffentlichkeit wird kaum etwas er- fahren. Das genannte Blatt schreibt: „Schabe, daß jeder Prozeß hinter verschlossenen Thüren ver- handelt werden wird. es. würde manches grell« Schlaglicht aus die Verhältnisse in jener im pietislischen Sinne geleiteten An- statt fallen." Ein Drogist P., der Sohn wohlhabender Eltern, wurde gleichfalls wegen Sittlichkeitsverbrechen verhaftet, aber, ob- wohl er sechs Fälle selbst eingestanden, ohne Sicherheits- leistung wieder aus freien Fuß gesetzt. „Diese an sich wohl auffällige Thatsache erklärt sich nach dem„Brnunschweiger Tageblatt" daraus, daß vom juridischen Gesichtspunkte P.'s vergeh nngen gegen eine Anzahl junger, unerfahrener Mädchen als thälliche Be- leidiglingen auigefaßt sind, zu deren strafrechtlicher Verfolgung Antrag des Geschädigten erforderlich ist. Die Geschädigten, mit wenigen Aufnahmen, haben sich nun veranlaßt gesehen aus welchen Gründen, wissen wir nicht die Strafantrage zurückzuziehen. So hat sich denn das Gericht zur Hastentlassung P.'s entschlossen." Der sozialdemokratische„Braunschw. Volksfreund' hat freilich eine andere Erklärung, indem er erzählt, wie alles aufgeboten ist, um die Betheiligten und deren Eltern zu be- wegen, den Perbrecher zu entlasten. Würde man sie, wie die Prozeßordnung zuläßt, eidlich vernommen haben, dann hätte man gefunden, daß doch etwas anderes als bloße thätliche Beleidtgungen vorliegen. Derartige Sittlichkeitsverbrechen sind in Braunschweig übrigens seit Jahren gang und gäbe innerhalb der„guten" Bürgerschaft. Sie bilden ein öffentliches Geheimniß, und nur ausnahmsweise wird dieses so laut, daß es zur gericht- lichen Verfolgung führt. Tie frommen Pastoren«nv da? „ausländige" Publikum sind aber voller Eiser, lvenn ein „unsittliches" Theaterstück über die Bühne gehen soll; für „unsittlich" gilt es nämlich schon, wenn es auch mtr ahnen läßt, daß in der guten bürgerlichen Gesellschaft etwas passircn könne, was in Braunschweig täglich vorkommt.— Männerstosz vor Königsthronen. Vor einigen Tagen denunzirte die nationalliberale Presse den neuen Oberbürgermeister von Stuttgart , Herrn Rümelin, als anti- dynastischen Demokraten, weil er sich geweigert, einem Fest- mahl der Nationallibcralen zu Kaisers Geburtstag zu prä- sidiren. Jetzt hat derselbe Demokrat in Verbindung mit dem Bürgcrausschuß-Obmann(Stadtverordneten-Vorsteher) Schott, auch Demokrat und Führer der„Volkspartei ", im NameN der bürgerlichen Kollegen dem neuvermählten Paar, Herzog und Herzogin A l b r e ch t von Württemberg, fol- gende Glückwuuschadresse überreicht: „Mit herzlicher Freude hat die hiesige Einwohnerschaft an dem frohen Ereigniß der Vermählung Eurer Königlichen Hoheit, unseres durchlauchtigsten Herzogs Albrecht mit Eurer Kaiserl. und Königl. Hoheit," der durchlauchtigsten Frau Erzherzogin Margaretha Sophia von Oesterreich, theilgenommen. Stach- - dem nun Eure Kaiserl. und Königl. Hoheiten in die Haupt- und Residenzstadt Württembergs eingezogen sind und sie zu HöchstJhrem Wohnsitz erwählt haben, möge es uns gestattet sein, Höchstdenselben die aufrichtigsten Glückwünsche und Will- kommgrüße der Bürgerschaft Stuttgarts in Ehrerbietung darzubringen. Unser innigster Wunsch geht dahin, daß Ihrer Kaiserl. und Königl. Hoheit der Frau Herzogin an der Seite des hohen Gemahls unsere Stndt in bälde zu einer lieben und trauten Heimath werde. Möge der Bund der Herzen, den Eure Kaiserl. und Königl. Hoheiten geschlossen haben, für Höchstdieselben wie für unser erhabenes, in Ehrfurcht geliebtes Königshaus die Quelle des reichsten Glückes und Segens bilden!" Diese loyalitättrieftnde Sprache muß doch wohl selbst das„Leipziger Tageblatt ", welches die obige Beschuldwung gegen den„Demokraten " ausgesprochen, versöhnen. Besser könnten es auch die sächsischen Nationalliberalen nicht machen! Uebrigens soll Herr Romelin wirklich ein sehr freidenkender nnd hoch anständiger Mann sein. Wenn ein Fehler vorliegt, so könnte es nur der sein, daß ein solcher Mann sich überhaupt an eine Stelle setzen läßt, wo es ohne Loyalitätsduseler nicht abgeht.— Ein Meites Carmaux. Immer mehr, schreibt man uns aus Frankreich , wird die öffentliche Aufmerksam- keit trotz der ununterbrochenen Ueberraschungen, welche der Panamaskandal mit sich bringt, auf den Metall- arbeiter-Streik gelenkt, der vor etwa einem Monat in Rive-de-Gier ausgebrochen ist. Schon spricht die kapitalistische Presse die Befürchtung aus, es würde zu ähnlichen Ereignissen wie in C a r m a u x komme». That- sächlich handelt es sich auch bei dem neuen Streik wie in Carmaux nicht um kleinliche Lohnzwistigkeiten, sondern um große Prinzipienfragen. Die Ehre und die Würde der Arbeiterorganisationen steht auf dem Spiele. Der Streik brach aus, als die Hütlenbesitzer einen Arbeiter, dessen einziges Verbrechen darin bestand, von seinen Kameraden als Delegirter zum Metallarbeiter-Kongreß entsandt zu sein, entließen; er verschärfte sich dadurch, daß die Unternehmer sich weigerten, mit den Gewerkschaften, welche naturgemäß die Vertretung der Arbeileriuteressen übernahmen, in Ver- Handlung zu treten; sie wollten nur mit jedem einzelnen Arbeiter persönlich verhandeln, antworteten sie. Die Ein- Mischung des Syndikats könnten sie nicht als berechtigt an- erkennen. Jede der beiden Parteien beharrt fest auf ihrem Standpunkt; und das Ende des Konflikts, der zu einem wahren Klassenkampf geworden ist, läßt sich nicht im min- besten voraussehen. Der Streik umfaßt mehrere Tausend Arbeiter und nimmt immer mehr an Ausdehnung zu, da auch die Werke, welche den Metallfabrilen ihr Material tiefern, nothgcdrungen feiern müssen. Bei der Wichtigkeit der prinzipiellen Fragen, um die eS sich in Rive-de-Gier handelt, wenden die Sozialisten dem Streik ihre ganze Aufmerksamkeit zu; von den Abgeordneten ist bereits L a ch i z e vor einigen Tagen an Ort und Stelle eingetroffen, und jetzt ist ihm auch Genosse Baudin , dessen bloße Namensnennung dem Bourgeois alle Schrecken von Carmaux ins Gedächtuiß zurückruft, gefolgt. Die Be- Hörden hatten sich so gut auf seinen Empfang vorbereitet, daß Baudin, der doch schon manchen Strauß miterlebt hat, verwundert bei seiner Ankunft äußerte, er habe noch nie eine solche Entfaltung von Polizeimacht gesehen. Die Ab- geordneten I o u r d e und E. Roche haben gleichfalls ihr baldiges Erscheinen auf dem Kampfplatze zugesagt. Wenn Herrn Minister R i b o t das Slaatsruder nicht bald aus der Hand gleitet, so dürfte er sich binnen kurzem genöthigt sehen, dem Lande zu deweisen, daß er„energischer" handeln kann, als sein Vorgänger L o u d e t es, den Kapitalisten zu Leide, in Carmaux gethan hat.— Der Kampf um den Arbeiter ist in England aufs heftigste entbrannt. Kaum hat Gtadstone seine ziemlich weitgehende Bill aus Einführung eines Arbeilsministeriums eingebracht, so sind die„radikalen" Tories mit Lord Randolph Churchill an der Spitze schon mit einer Acht- st u n d e n b i l l für die M i n e n a r b e i t e r bei der Hand. Tie Bill bestimmt, daß niemand an einem Tag von 24 Stunden mehr als 8 Stunden in einem Bergwerk arbeiten darf. Arbeitgeber oder deren Agenten, die gegen diese Bestimmung handeln, werden für jeden einzelnen Fall mit einer Geldbuße bis zu 40 M. belegt, was allerdings etwas wenig ist.— Die Amerikaner haben das Protektorat über die Sandwichs-Jnseln(Hawaii ) provisorisch über- nommen. Dieses Provisorium wird sehr lange dauern und zu einem Tesinitivum werden— soweit in der Politik von Definittvem, d. h. E n d g i l t i g e m, die Rede sein kann.— parlcrnrenkavilches. Sitzung der Militärkommissto«. Der Reichskanzler ist anwesend, ebenso ist der erkrankt gewesene Kompromißvater v. Bennigsen wieder eingetreten. Bor Eintritt in die Tages- ordnung kündigt Richter einen Antrag an, der bis zur nächüen Sitzung vervielfältigt werden soll, wonach die Kommission erklärt, welches Ergebmß sie aus dem zur Vorlage gehörigen Ziffern- Material gewonnen hat.. Der Antrag würde deute schon venheilt worden sein, wenn nicht noch einig« Zahlenangabe» seitens des Reichsschatzamtes fehlten. Die Diskussion über die noch zu erledigenden Mariuefragen wird durch den Abg. Rickert eingeleitet, der die schöner» wähnten Fragen nach den Plänen der Regierung auf dem Ge- biete der Marinevergrößerung wiederholt. Er bemerkt, die An» gaben der Finanzleüte. daß die Marineprojekte insgesammt noch 70 Millionen in Anspruch nehmen würden, erschienen ihm sehr unwahrscheinlich; er befürchtet, daß die Sache viel kostspieliger werden würde. Der Reichskanzler erklärt, die von der Reichssinanz« Verwaltung über das Gebiet der Marine gegebenen Ziffern b e- st ä t i g e n zu können. Pläne zur Erweiterung der Dock- und Hafenbauten in Wilhelmshaven seien„am l l i ch" nicht zu seiner Kenntniß gelangt, was aber nicht ausschließe, daß in den Kreisen der Techniker allerlei Projekte ventilirt würden. Die eventuelle Ablehnung eines Ersatzbaues für das Panzerschiff„Preußen" durch das Haus, wie sie seitens der Budgetkommission eriolgto, könnte allerdings auf die Entschließungen der Regierung bezüglich der Marinepläne bestimmend einwirken. Große Pläne könnten nicht auf lange Jahre hinaus festgestellt werden, auch der Flotten- gründungsplan des Generals S t o s ch vom Jahre 1673 sei nur zum Theil ausgeführt worden. Rickert verlangt, daß wenigstens in finanzieller Beziehung auf eine Reihe von Jahren bindende Erllärungm seitens der Regierung gegeben würden.— Der Reichskanzler giebt dem Wunsche Ansdruck, daß der Reichstag der Marine-Ber- waltung ein jährliches Pauschquantum für Schiffs-:c. Bauten bewilligen möge, wie er(der Kanzler) es in seiner Denkschrift vom Jahre lö39. als er noch Chef der Marineverwaltung war, schon dargelegt habe. Richter sagt, daZ Eingeständniß des Kanzlers, daß zwar„amtlich" keine großen Marineplane existirten, daß aber die Techniker allerlei Projekte machten, welche zum Theil die Billigung der Abtheilungschefs fanden, erinnere an die ansängliche amtliche Ableugnung der Berdy'schen Pläne 1690, die sich inzwischen doch zur gegenwärtigen Militärvorlage ver- dichtet haben. Zu einem positiven Resultat führt die Diskussion nicht. Direktor Aschenborn häll einen großen sinanzpolitischen Vortrag, in dem er nachzuweisen versucht, daß das Reich in den nächsten S Jahren—ohne neue Steuern— einfach infolge der Bevölkerungszunahme eine Mehr einnähme von über 70 Millionen Mark zu erwarten habe. Dabei habe er eine ganze Menge von„uncrbeblichen" Positionen, sowie die, auch ohne die beabsichtigte Erhöhung sich ergebende Vermehrung von Bier-, Branntwein- und Börsensteuer ganz außer Ansatz ge- lassen. Aus diesen Nebenpositionen dürsten die für die em- maligen Mehrausgaben noch fehlenden 36 Millionen nahezu zu decken sein.— Die Mehrergebnisse aus den Zöllen, aus- schließlich der Getreidezölle, beziffert Herr Aschenborn auf lährlich I3>(3 Millionen, Tabak(Jnlandsteuer) und Salz würden über I Million pro Jahr mehr ergeben, Patentgebühren 200 000 M.., die verschiedenen Betriebsverwaltungen 3 333 000 M.«. f. w. Abg. Richter tritt dieser Berechnungsmethode entgegen, dieselbe sei ein Phantasiegebilde, berücksichtige die ganzen Mehr ausgaben nicht und nehme an, daß der Zolltarif etwas Stabiles sei. Schatzsekretär v. M a l tz a h n giebt den Abgeordneten den Rath, Angaben über Finanzverhältnisse oder finanzielle Pläne der Regierung, die sie in der Presse finden, nicht zu glauben, denn die deutsche Presse habe über diese Dinge im vergangenen Jahre ganz unglaublich viel gelogen. Aus die vom Abg. Richter gestreifte Frage der Abschaffung der„olausula Frankenstein" und der Matrikularbeiträge und der Pläne des p r e u ß i- scheu Finanz Ministers lehnt Herr v. Mattzahn ab, ein- zugehen. Als Gegenstück zu den Aussührnngen des Direktors Aschen- dorn, welche aus Antrag des Dr. Lieber der Kommission gedruckt zugehen werden, beantragt Richter, für die Kom- Mission eine Zusammenstellung der in den letzten zehn Jahren erwachsenen Ausgaben für die Marine, die Zinsen der Reichsschuld und die Ziviloerwallung des Reiches sowie der ge- sammten Reichsschuld seit 1373 anzufertigen, welcher Antrag gleichfalls akzeptirt wird. Bennigsen hält eine große Rede zur Verherrlichung der Aschenborn'scheu Darlegungen und muthet der Kommission zu, der Regierung für ihre Bereitwilligkeit, Ausschlüsse zu ertheilen. das heißt, wie es ihre verdammte Pflicht und Schuldigkeit ist, ihre Vorlage zu begründen, ein besonderes Dankesvotum darzubringen, was von Richter ent- sprechend zurückgewiesen wird. R. betont, daß es Pflicht der Regierung gewesen wäre, gleich von Anfang an ein detaillirtes Finanzexposö vorzulegen und sich nicht erst Punkt für Punkt seitens der Kommisston abfragen zu lassen. Im übrigen wäre es zweckmäßiger, wenn man die Militärvorlage so lange vertagen würde, bis die glänzenden Einnahmeverbältniffe eingetreten sein werden, welche die Herren Aschenborn und Bennigsen in Aussicht nehmen. Die Finanzdebatte, in der die gar nicht zur Sache gehörigen geplanten Aenderungen in organisatorischer Beziehung aus einmal eine große Rolle spielen, zieht sich in unendlicher Oed« und Länge bis zum Schluß der Sitzung hin, so daß die Kommission auch heute nicht dazu kommt, in die Spezialdiskussion der Militärvorlage selbst einzutreten. Für die letztere liegt zur Frage der zweijährigen Dienstzeit folgender Antrag d»S Abg. Rickert vor: Die Kommisston wolle beschließen: Im zweiten Absatz des § l des Gesetzentwurfs den Satz: � „Dieser Durchschnittsstärke liegt die Voraussetzung zu Grunde, daß die Mannschaften der Fußtruppen im allgemeinen zu einem zweijährigen aktiven Dienst bei der Fahne gezogen werden." zu streichen und hinter den§ l folgenden§ 1» einzufügen: „Der erste Satz des Artikels 59 der Bersaisung des Deutschen Reiche ? vom lS. April l37I(Bundes Gesetzblatt von 1371 Nr. lö) erhält mit dem l. Ollober 1393 folgende Fassung: Jeder wehrfähige Deutsche gehört 7 Jahre lang, m der Rcgel vom vollendeten 20. bis zum beginnenden 23. Lebensjahre, dem stehenden Heere— und zwar bei den Fußlruppen die ersten zwei Jahre, bei den übrigen Truppengattungen die ersten drei Jahre bei den Fahnen, die letzten fünf bezw. vier Jahre in der Reserve— die folgenden fünf Lebensjahre der Land- wehr ersten Aufgebots und sodann bis zum 31. März desjenigen Kalenderjahres, in welchem das 39. Lebens- jähr vollendet wird, der Landwehr zweiten Aus- gebols an. Durch diesen Antrag soll also die verfassungsmäßige Festlegung der zweijährigen Dienstzeit bezweckt werden. Hierzu wird von den Adgg. Bebel, Grillenberger und Singer beantragt, die Worte„bei den Fußtruppen", serner„bei den übrigen Truppengattungen die ersten drei Jahre" und„bezw. vier" zu streichen. Selbstverständlich bedeutet dies nicht eine Sanktionirung der zweijährigen Dienstzeit seitens der sozialdemo- kratischen Kommissionsmitglieder, welche bekanntlich eine viel weiter gehende Verkürzung der Dienstzeit durch Ein- führung des Milizsystems verlangen, sondern beabsichtigt lediglich, für den Fall der Annahme der zweijährigen D i« n st» e il dieselbe nicht blosdenFußtruppen. son- der« den Angehörigen aller Waffengattungen einzuräumen. Schluß. der Sitzung nach l Uhr. Die nächste Sitzung findet am Dienstag, vormittags 10 Uhr, statt.
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