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gebüßt. Die klerikale Majorität gewinnt mit dieser Verschiebung zwei Stinimen. Die Regierung, seit dem Jahre 1902, wo sie noch über eine Majorität von 26 Stimmen verfügte, an das Hinabrutschen gewöhnt, läßt sich sehr kühl über das Wahlresultat aus. Sie vertritt den nicht sehr weitsichtig-politischen Slandpunkt, daß eine Majorität eine Majorität ist, ob sie wie vor der Wahl aus zwölf oder wie nach der Wahl aus acht Stimmen besteht. Arme Leute kochen mit Wasser und auf dasmoralische Gewicht" legt die klerikale Re- gierung keinen Wert, zumal sie sich die Ausrede bereit hält, daß das belgische Wahlsystem keine großen Majoritäten zuläßt. Aber abgesehen von parlamentarischen Schwierigkeiten, die ihr bei den acht Stimmen Majorität unterlaufen können und werden, wird der Regierung der Gedanke doch einiges Kopfzerbrechen machen, daß die Opposition nur der Anstrengung bedarf, vier Sitze bei den Wahlen von 1910 zu erobern und die klerikale Majorität ist nicht mehr. Italien . Eine Verhaftung.:"' Paris , 29. Mai. Nach einer Meldung desMatin" aus Mai- land fand dort gestern ein großes Meeting für die st r e i k e n d e n Land arbeiter von Parma statt. Frau Sorgue, eine Fran- zösin, die der Herbeistischen Gruppe angehört und mit der Bericht- crstattung für französische Parteiorgane betraut war, hielt eine An- spräche, worin sie die Streikenden zum Widerstande aufforderte. Nach diesen Worten wurde die Rednerin verhaftet und die Ver- sammlung aufgelöst. Da mehrere Anwesende sich dem Ver- sammlungsschluß widersetzten, wurden sie verhaftet. Spanien . Gegen das Ausnahmegesetz. i Madrid , 28. Mai. Unter Leitung des Direktors der Zeitung Liberal fand heute eine Massenversammlung statt, um gegen das Gesetz betreffend die Unterdrückung des Terra- r i S m u s zu protestieren. Snglancl. England Frankreich Rußland. Die 26 Arbeiterabgeordneten haben dem Minister des Auswärtigen, Sir Edward Grey , folgenden Protest überreicht: Wir unterzeichneten Parlamentsniitglieder wünschen unser Bedauern darüber auszudrücken, daß die Regierung den starken Widerwillen, den das Land gegen den offizellen Be- such des Königs beim Zaren von Rußland fühlt, nicht ge- würdigt hat, und sprechen respektvoll die Hoffnung aus, daß der beabsichtigte Besuch noch aufgegeben werde." Dem Protest haben sich auch 31 liberale Abgeordnete angeschlossen. Demgegenüber gab Grey im Unterhaus die Erklärung ab, daß der Besuch des Königs in Reval ein offizieller Besuch sein und denselben Charakter tragen werde wie die offiziellen Besuche, die der König bereits an- deren Souveränen und Staatsoberhäuptern abgestattet habe. Die Beziehungen zwischen beiden Regierungen seien durch die englisch -russische Konvention klargelegt und es bestände nicht die Absicht, eine neue Konvention oder einen neuenVertragzu schließen oder etwa bei diesem Besuche Verhandlungen darüber in die Wege zu leiten. Er sei über- zeugt, daß die guten Beziehungen zwischen den Regierungen und den Bevölkerungen beider Länder durch den Besuch nur gewinnen könnten. Viel populärer ist- alwr das"Einvernehmen"mib Franko reich. Der französische. Minister Pichen konnte in einem Interview nicht mit Unrecht erklären, daß die"Entente cordiale endgültig in die Politik beider Länder als eine der fundamentalen Grundlagen dieser Politik übergegangen sei. Die Entente, fügte er hinzu, sei eines der sichersten Mittel, um alleKombinationen unschädlich zu machen, die mit den Interessen Großbritanniens und Frankreichs kollidieren und den Frieden bedrohen könnten, den beide zu erhalten wünschten, weil es ihr erstes und wichtigstes Bedürfnis sei. Diese Auffassung, hin- sichtlich der alle politischen Parteien in London einer Mei- nung seien, sei bestimmt, den wohltuendsten Einfluß auf ganz Europa auszuüben. Auch in Frankreich herrsche über diese Frage Einstimmigkeit, abgesehen von einer unbedeutenden Gruppe von Gegnern, welche die täglichen politischen Vor- kommnisse dazu benutzen, um das Ministerium Clemenceau zu bekämpfen._ Äuf Kosten der deutschen Steuerzahler." Die freihändlerische englische Regierung denkt über Nutzen und Schaden von Subventionen etwas anders als die deutsche. Als bei der Beratung des Kolonialbudgets mehrere Unionisten eine staatliche Subvention für die Einrichtung eines direkten englischen Dampferdienstes nach Britisch-Ostafrika unter Hinweis darauf verlangten, daß jetzt deutsche und andere fremde Linien den Schiffsverkehr mit Ostafrika ganz an sich ge» rissen hätten, wurde diese Forderung vom Vertreter des Kolonial- amteS mit der Begründung abgelehnt, daß eine solche Subvention sehr hoch sein mühte, und daß, wenn britische Waren auf deutschen Schiffen zu billigeren Frachten befördert würden, als auf eng- lischen Linien, dies auf Kosten der deutschen Steuer. z a h l e r geschähe, welche die hohen Subventionen aufbringen mühten. Rußland. Ermordung eines Deutsche ». Das.B. T." berichtet, daß bei einer Haussuchung in Jekate- rinodar drei Personen, darunter der deutsche Reichs- angehörige Truhn ermordet worden sind. Die Haus- suchung fand bei dem Sekretär des Vorsitzenden des Kriegsgerichts Jekaterinodar Ugniwenko, seinem Bruder und seinem Schwager Truhn statt, welche alle beisammenwohnten. Alle Polizisten, welche die Haussuchung vornahmen, waren betrunken. Gegen d Uhr morgens wurden alle drei Hausbewohner verhaftet und unter militärischer Bedeckung abgeführt. Auf dem Wege zum Polizeiamt gab die Bedeckung, wie es heißt, ohne Grund, zwei Salven ab und schoß alle drei Gefangenen nieder. Die Au- schauer waren über den ganzen Hergang im höchsten Grade empört. Die Angabe der Polizei, daß die Arretierten fliehen wollten, wird dadurch hinfällig, daß auch noch eine unbeteiligte Person er- schössen wurde, und alle Getöteten Brust wunden hatten. Der ganze Vorfall ist ein schändlicher Gewaltakt, der auch in der Duma zur Sprache kommen wird. Wir sind neugierig, welche Genugtuung die deutsche Re- gierung fordern und erlangen wird. Hoffentlich läßt die Be- schäftigung mit dem deutschen Schutzbefohlenen in Marokko , Ben Sarbi, dem Auswärtigen Amte noch Zeit, um der Ermordung Deutscher in Europa durch betrunkene Zarenknechte seine Aufmerk- samkeit zuzuwenden._ Unliebsyme Zwischenfälle. Das PanzerschiffPeter Weliki", das zu dem Geschwader gehörte, welches den König von�England im Revaler Hafen begrüßen wollte, ist von dem, russischen Kriegsschiffen nicht ungewohnten, Ge- schick betroffen worden, in der Nähe von Reval aufzulaufen. Es hat ein Leck erhalten und mußte ins Dock gebracht werden. Aber ZZerantw. Redakt.:&t»t» Davidjohn, Berlin , Inseratenteil verantw,: auch abgesehen von der gewandten Führung der Schiffe, kann sich der Zar zu Wasser nicht sicherer fühlen als zu Lande. Das zeigt folgendes Telegramm: Petersburg , 29. Mai. Zwei als Bauernjungen verkleidete junge Männer versuchten nachts in die in der Nähe der Nikolaibrücke ankernde kaiserliche JachtStandart" einzudringen, wurden jedoch von der Schutzmannschaft entdeckt und der Geheimpolizei über- geben. Die Jacht wird einer genauen Untersuchung unterzogen, be- vor dieselbe nach Peterhof abgeht. Der Polizcisumpf. Odessa , 29. Mai. Auf Befehl des Generalgouberneurs wurde eine Reihe P o l i z e i b e a m t e wegen Erpressung verhaftet. Die gerichtliche Untersuchung ergab, daß die Polizisten sich auch in politischen Angelegenheiten Erpressungen schuldig gemacht haben. Japan . Der Aufstand in Korea . Söoul, 29. Mai. Nach Meldungen, die von den Militär- behörden ausgingen, sind im Laufe des Monats Mai zwischen den japanischen Truppen und den koreanischen Aufständischen 53 Zu- sammenstöße vorgekommen. Die Koreaner verloren 549, die Japaner 39 Mann. Die Aufständischen waren in der Ueberzahl, gegenüber den Japanern fünf zu eins. Die größte Tätigkeit der Aufständischen macht sich in den Provinzen Ham-Gyong-Do und Kang-Won-Do bemerkbar. Die Bewegung hat alles organu satorische Ansehen verloren, seit der einzig anerkannte Leiter der Insurgenten sich in Söoul am 27. Mai ergeben hat. IVlarokko. Mulah Hasid alsExpropriateur". Paris , 29. Mai. Wie die Agence Havas vom 24. Mai aus Fes meldet, dauern auf Befehl Mulay Hafids die Güterkon- fiskationen in Fes und Mekines fort. Auch die Aus- Hebungen von Truppen zur Bildung einer neuen Mahalla werden fortgesetzt. Hoffentlich entziehen unsere Alldeutschen ihrem eigentumfeind- lichen Sultan nicht ihre Sympathien. Die traurigen Reste. London , 29. Mai. Wie ein englisches Blatt aus Tanger meldet, werden die Ueberreste von Abdul Asis Armee, denen es gelang, sich nach Rabat zurückzuziehen, nur noch aus ein D r i t t e l der ur- sprünglichen Stärke geschätzt. Huö der Partei. Falscher Alarm. Aus Essen wurde unterm 29. Mai ein Telegramm verbreitet, wonach Genosse Reichstagsabgeordneter H. Molkenbuhr in Elberfeld von einem Schlaganfall be- troffen worden sei und schwer krank daniederliege. Wie wir auf Grund direkter Mitteilung der Elberfelder Genossen feststellen können, entspricht das Telegramm erfreulicherweise nicht den Tatsachen. Genosse Molkenbuhr hatte sich auf der Reise nach dem Westen einen Jnfluenzaanfall zugezogen, der ihn zwang, zwei Versammlungs- referate abzusagen. Indes hat die kräftige Konstitution unseres Genossen den KrankheitSanfall bereits überwunden, so daß er für Freitag abend in Elberfeld als Redner angekündigt war. Der Sieg in Karlsruhe . Einen glänzenden Sieg hat die Karlsruher Sozialdemokratie, wie schon telegraphisch gemeldet, am vorigen Mittwoch bei den Stadtverordnetenwahlen errungen. In der dritten Wählerklasse entfielen auf die sozialdemokratische Liste 4788, auf die bürgerliche Liste 3956 Stimmen. Damit ziehen in das Karlsruher Rathaus weitere 18 Sozialdemokraten ein und die dritte Klasse ist mit 34 Mandaten vollständig in unserem Besitz. Seit der Wahl von 1995 ist die sozialdemokratische Stimmen- zahl um 1499, die des vereinigten Mischmasches nur um 999 gestiegen. Dabei wählen von 18 399 Stadtverordneten - Wählern 14999 in der dritten Klasse. Der Sieg darf auch um deswillen hoch angeschlagen werden, weil die bürgerlichen Parteien in der badifchen Residenz zum ersten Male bei den Gemeindewahlen ein Kompromiß gegen die Sozialdemokratie schlössen. In diesen waren sogar du Konservativen und das Zentrum einbegriffen, eine Wahlkonstellation, die man sonst in Baden nicht kennt,- weder bei den Reichstags- noch bei den Landtags- wählen. Sieben Parteien standen gegen eine: die Sozialdemokratie. Um so erfreulicher ist das Resultat. Die geheime Stimmabgabe und die Kuvertwahl werden viel zu diesem Ergebnisse beigetragen haben. Polnische Parteiliteratur. Im Verlage der»Gazeta Robotnicza" in Kattowitz i. O.-S., Rathausstr. 12, ist der WahlrechtSkatrchi»«uS von Paul Göhre in polnischer Sprache erschienen. Der Bezugspreis ist der gleiche wie der der deutschen Ausgabe 49 M. pro Tausend. Die Broschüre ist für die Aufklärung und Agitation unter den polnischen Arbeitern bestens zu empfehlen. Für den preußischen Landtagswahlkampf. Der Landesvorstand der sozialdemokratischen Partei Bayerns hat den preußischen Parteigenoffen zum LandtagSwahlkampfe die Summe 1999 M. zugesandt. Der Parteivorfiand der Sozialdemokratie Hollands ist jetzt durch Referendum bestimmt. Die bisherigen Mitglieder sind bis auf drei wiedergewählt worden. Genosse Troelstra hatte die Wiederwahl abgelehnt, die Genoffen S l e e f und Helschingen stehen mit den Genoffen W i b a u t und Besuyen in Stichwahl. Als Dele- gierte für das internationale sozialistische Bureau wurden in gleicher Weise die Genoffen H. van Kol und P. I. Troelstra wiedergewählt. pollreiUlstes» Ocrfcbtliches ulw. Sin ultramontanrr Fuchs in der Falle. Bor dem Schöffengericht zu Karlsruhe stand der geistliche Redakteur desBad. Beob.", Zentralorgan der badischen Zentrumspartei , der Priester Joseph Mayer, welcher in einem Leitartikel mehrere Genoffen, ins- besondere den Abg. Geck, verleumdet hatte. Der Versuch des Wahrheitsbeweises brachte eine Rechtfertigung des Genossen Adolf Geck ; der katholische Priester bot unter Bedauern eine ö f f e n t- liche Revokation und Tragung der Kosten an. Darauf ließ man den christlichen Bruder in Gnaden laufen. GewerKfcbaftUcKey. Berlin und Umgegend. Der Scharfmacher auf dem Trockene«! In der letzten Nummer derDeutschen Bauzeitung" finden wir folgendes Inserat: Herzliche Bitte.« »Maurermeister mit drei kleinen Kindern, infolge des Streiks und finanzieller Verluste in Not geraten, bittet edeldenkende Kollegen um materielle Unterstützung.. Auch einer von denen, welche auf die Versprechungen der Felisch, Heuer usw. gebaut und sich an der Aussperrung der Bauarbeiter beteiligt haben. Von den Dutzenden der anderen erfahren ihre Kollegen freilich nichts. ch.GlocketBerlin, Druck u.BerIag:VorwärtsBuchdr.u.VerlagSanstalt� Die Berliner Steinarbeitcr beschäftigten sich am Mittwochabend in einer Mitgliederversaminlung mit der Einführung einer örtlichen Arbeitslosenunterstützung. Auf dem jüngsten Verbandstage in Kassel wurde angeregt, die Unterstützung von der Zentralleitung für ganz Deutschland einzuführen. Dies lehnte der Verbandstag ab, empfahl aber den einzelnen Zahlstellen, die Unterslstsung örtlich einzurichteu, wo dies gewünscht würde. Die Berliner Verwaltung war der An- gelegenheit näher getreten und unterbreitete der Versammlung zwei Vorlagen mit verschiedenen Unterstützungssätzen. Eine dritte Vorlage hatte der Kollege Hanschke ausgearbeitet, die in der Platzvertreter- sitzung Annahme gefunden hatte und mm ebenfalls in der Ver« sammlung zur Diskussion stand. Der Borsitzende W i n I l e r rcfe- rierte über die verschiedenen Vorlagen und erklärte, daß der Vor­stand die Vorlage von Hanschke nicht empfehlen könne. In der Diskussion machte sich starke Opposition gegen alle drei Vorlagen geltend und schließlich wurde die Einführung einer Arbeitslosen- Unterstützung überhaupt abgelehnt. Die Erhebung einer Extrasteuer zur Deckung der Maikosten stand darauf zur Beratung. Die Maiaussperrung hat der Lokalkasse Kosten in einer Höhe von 2799 M. verursacht. Der Antrag, daß die Zentralleitung einen Beitrag zn den Kosten leisten sollte, ist ab- gelehnt worden. Nun machte die Ortsverwnltung den Vorschlag, daß die Kollegen eine Exstrasteuer von 2 M. für den Monat Juni, in Raten von 59 Pf. zahlen sollten, um den großen Ausfall aus der Kasse wieder zu decken. Dieser Vorschlag begegnete zunächst einigem Widerspruch, wurde aber dann mit großer Majorität angenommen, dazu ein Antrag, daß die erste Hälfte der Extrasteuer im Juni, die zweite Hälfte im Juli gezahlt werden solle. Winkler legte darauf der Versammlung eine Resolution aus der letzten Platzvertretersitzung vor, die in Bezug auf die Montagearbeit empfiehlt, daß die organisierten Steinarbeiter sich verpflichten, Arbeiten nack> außerhalb nicht unter dem Berliner Stundenlohn nebst einem täglichen Zuschlag von 3,59 M. zu übernehmen. Die Versammlung beschloß demgemäß, da eine emheitliche Regelung für Arbeiten dieser Art notwendig geworden ist. Deutkebes Reich. Neue Kämpfe im schlefischen Baugewerbe. Der Vorstand des Arbeitgeberbundes für das Baugewerbe in G l o g a u hat beschlossen, vom 1. Juni ab sämtliche organisierten Maurer und Zimmerer aus- zusperre», falls die neuen Tarife nicht bis zum 29. Mai unter- zeichnet sein sollten. Die Arbeitgeber wollen in eine kleine Er- höhung der bisherigen Lohnsätze unter keinen Umständen ein« willigen. Der Verband christlicher Bauhandwerker hat bereits die neuen Verträge, die den alten Lohnsatz von 33 Pfennig auf zwei Jahre vorsehen, anerkannt. Auch in Löwenberg war es zu Differenzen gekommen. Dort hatten die Unternehmer sogar die Herabsetzung der Löhne von 38 auf 35 Pfennig geplant; die Maurer waren aber sofort in einen Abwehrstreik getreten, so daß die Meister sich gezwungen sahen, die alten Löhne auch für die Zukunft schriftlich anzuerkennen. Die schönste Folge dieses Kampfe? aber ist. daß sämtliche bisher noch unorgamsierten Maurer von Löwenberg bis auf zwei sich jetzt dem Verbände angeschloffen haben. In der Waggonfabrik zu Gotha find am Mittwoch sämtliche in den fteien Gewerkschaften organisierten Arbeiter ausgesperrt. Zuzug ist deshalb streng fernzuhalten. Der terroristische Akt der Direktion der Hambmgrr Straßenbahn- gesrllschaft, über den wir schon berichtet haben, unterlag der Beurteilung einer in der Nacht zum Donnerstag im.Gewerkschaftshause" statt- gehabten Versammlung der Straßenbahner. Obwohl die vom Stummschen Geiste beseelte Direktion gedroht hatte, jeden nn dieser Versammlung teilnehmenden Angestellten sofort entlassen zn wollen, hatten sich doch etwa 999 Straßenbahner eingefunden. Dt« vor der Eingangstllr postierten Spitzel der Direktion wurde« als solch« erkannt und mutzten sich vor dem Unwillen des Publikums davontrotten. Die Direktion dieser Monopolgesellschast Konkurrenzlinien existieren nicht hatte sich durch öffent- liche Bekanntmachung ihres Gewaltaktes der Entlassung von sechs BeiratSmstgliedern wegen Zugehörigkeit zum Trans- Portarbeiterverband gerühmt. Unter den Entlaffenen be- findet sich ein Mann, der mehr denn 16 Jahre im Dienste der Dividendenschlucker tätig war und bei Differenzen stets vermittelnd eingegriffen hat. Die Maßnahmen der rückfichtSlosen Kapitalisten« gesellschaft lösten in der Versammlung ungeheuere EntrüstungSstürme aus, die sich noch steigerten, als ein.freiwilliger" DtrektionS- lommisiar die Karten verriet. Danach soll die Direktion Willens sein, die miserablen Löhne der Angestellten zu erhöhen, wenn sie der Organisation Balet sagten I Am Schluß der bis vier Uhr morgens tagenden Versammlung wurde eine das Ver- halten der Gesellschaft brandmarkende Resolution angenommen, welche die noch im Dienste befindlichen BeiratSmitglieder auffordert, Schritte einzuleiten, um die Wiedereinstellung der entlaffenen Kollegen zu bewirken. Letzte JVachncbten und Depefeben. LandtagSwahl. Coburg , 29. Mal Erster Wahlbezirk: Mämpel, Sozial- demokrat, gewählt. Zweiter Bezirk: Freisinn. Dritter Bezirk: Liberal Diäte « für Laienrichter, Jugendgerichte. Dresden , 29. Mai. (SB. T. B.) Bei der Beratung de« Justiz- etat? in der zweiten Kammer erklärte Justtzminister Dr. Otto auf eine Anfrage, daß die sächsische Regierung für die Gewährung von Diäten an Schöffen und Geschworene eintreten werde; diese Frage werde bei der Reform der Strafprozeßordnung, die den Reichstag im Herbst beschäfttgen werde, ihre Erledigung finden. Zu der Frage der Jugendgerichte erklärte der Minister, das in dieser Hinficht Gefordert« sei eine Sache minderer Bedeutung; eS handele sich jetzt nur darum, ob man den Straf- richter zugleich mit den Funktionen des Vormundschaftsrichters betrauen solle und ob man die Vereine der Jugendfürsorge heran- ziehen solle; das, was not tue, sei eine ganz besondere Auswahl der Schöffen, die Begrenzung der Oeffentlichkeit sowie eine Regelung der Verteidigung._ Erdbeben in Italien . Catauia, 29. Mai.<W. T. B.) Gestern abend fand in Mangan» bei Acireale ein starkes Erdbeben statt, das ernsten Schade» ver­ursachte._ Polarforschung. Brüssel , 29. Mai. (©. H.) Der internationale Polarausschuß trat heute unter Vorsitz des Staatsministers Beernaert hier zusammen. Der Unterrichtsminister Detamps begrüßte die fremden Delegierten im Namen der Regierung. Staatsminister Beernaert hielt hierauf eine Ansprache, worm er der Polarforscher gedachte, welche ihr Leben für die' Wissenschaft und die Kultur in der fernen Polargegend opfern. Der Minister entschuldigte dann Belgien , welches sich nicht wie die übrigen Mächte an der Polarforschung beteiligen könne, da die Regierung von einer anderen Frage, welche das Land in direkterer Weise interessiere, vollständig in Anspruch genommen sei, so daß Belgien auf die Privatinstitute angewiesen sei. UebrigenS sei dieser Privatinittative die Gründung des Polarausschusses zu Brüssel zu verdanken. Hervorzuheben ist, daß auf dem internationalen Polar- auSschuß weder Franlreich noch Deutschland durch Delegierte ver« treten sind. >,,, Berlin LW, Hierzu 4 Beilagen«.Nnterhaltungsbl,