Nr. 128. 25. JelMvg. I Ktiligt Ks ,, Uittmch, 3. Mn M8. Sie Schmiergelcker Ser„Pott" vor Sericht. Sozialdemokraten laufen nicht gern zum Gericht, NM einen Verleumder auf die Schlachtban! zu liefern. Es gibt aber Ver- lcumdungen von solcher Niedertracht, daß dem Verleumdeten schlich- lich nur übrig bleibt, durch ein gerichtliches Bcweisverfahrcn den Verleumder zu brandmarken. Im Dezember vorigen JahreS hatte die„Post" in gewohnter Skrupellofigleit die Mitteilung verbreitet, unser Genosse Reichs- tagsabgeordneter Richard Fischer habe seine Stellung als Geschäftsführer der Vorwärts-Druckerei dazu mißbraucht, sich durch Annahme sogenannter Schmiergelder persönliche Vorteile zu verschaffen. Fischer habe, so wurde in dem Blatt behauptet, sich Provision von einer Fabrik zahlen lassen, die für die Vorwärts- Druckerei im Jahre 1903 neue Maschinen zu liefern hatte. In öffentlicher Versammlung habe er sich wegen dieser Schmiergelder- gcschichte vor seinen Genossen verantworten müssen, er habe aber erklärt, das sei so üblich, und daraufhin habe man ihm das Geld belassen. In einem zweiten Artikel wurden diese kühnen Ver- lcumdungen noch dahin ergänzt, eine„Corporc-Versammlung" sei es gewesen, in der man ihn zur Rede gestellt habe. Andere Blätter übernahmen den frechen Schwindel, und ein paar davon fügten aus Eigenem noch einige Bosheiten hinzu. Die„Deutsche Tages- zcitung" z. B. setzte darüber die hämische Ueberschrift:„Ein Ge- nosse als Provisionscmpfänger" und bezeichnete die Nachricht als eine„Reminiszenz", wie wenn sie etwas Altbekanntes wäre. Die „Nationalzcitung" hängte die Bemerkung an, schwerlich werde es Fischer gelingen, den Nachweis zu führen, dah beim„Vorwärts" das System der Schmiergelder nicht üblich sei. Die gerichtliche F e st st e l l u n g, dah der„Informator" der„Post" und des übrigen Zeitungsgeschwisters ein bösartiger Verleumder ist, sollte am Dienstag vor der 147. Schöffen- abteilung des Amtsgerichts Berlin-Mitte erfolgen. Genosse Fischer hatte Klage erhoben gegen die Redakteure Petersohn von der„Post", Richter von den Berliner „Neuesten Nachrichten", Becker von der„Deutschen Tageszeitung", Hartwig vom „Reich" und von der„Staatsbürgerzeitung", Wandel von der „Freisinnigen Zeitung", Dr. Harms von der„Nationalzeitung", H o f f m a n n von den„Hamburger Nachrichten". Ter Vorsitzende Amtsgcrichtsrat Jockisch begann die Verhandlungen mit dem üblichen Einigungsversuch, auf den Richter und Becker sofort eingehen wollten. Rechtsanwalt Genosse H e i n e, der Rechtsbcistand des Klägers, erklärte hierzu, von einem Vergleich könne keine Rede sein, solange die Beklagten immer noch, wie das ja auS ihren Beweisanträgen hervorgehe, ihre Behaup- tungen als wahr hinstellen. Fischer sei es seiner Stellung im öffentlichen Leben schuldig, zu fordern, dah jetzt von den Beklagten unumwunden zugegeben werde, jene Behauptungen seien unwahr. Er dürfe sich nicht genügen lassen an der Erklärung, dah sie nicht als wahr hätten bewiesen werden können, es müsse rückhaltlos er- klärt werden, dah sie sich als unwahr herausgestellt haben. Dah sie unwahr sind, das müsse durch diese Gerichts- Verhandlung nachgewiesen werden. Die Verdächtigungen würden nach kurzer Zeit von neuem auftauchen, wenn Fischer jetzt nicht mindestens einen der Beklagten verurteilen lasse. Solche An- griffe seien nur möglich, weil man meine, einem Sozial- demokraten dürfe alles nachgesagt werden, der klage ja doch nicht. Auf einen Vergleich auch mit der„Post" ein- zugehen, sei ganz undenkbar. Sie habe jene Behauptungen noch wiederholt, nachdem sie auf ihre Erkundigungen(z. B. bei der Mergenthaler Setzmaschinenfabrik) bereits die Auskunft er- halten hatte, dah ihre„Informationen" auf Unwahrheit be» ruhten. Diesen Ausführungen Heines fügte Genosse Fischer die Erklärung hinzu, im Hinblick auf seine Stellung als Reichs- tagsabgcordncter sowie auf das Vertrauen, das die Partei ihm entgegenbringe, müsse er daraus bestehen, durch ein Beweis- verfahren die Unrichtigkeit der übex.ihn ver- breiteten Behauptungen darzutun. Hiernach muhte in die 4, Beweiserhebung"-f'w-ven?«««?' lUHWff.ib- eingetreten werden. Vernommen wurde zunächst der Polizei- r a t D r. H e n n i n g c r, Dezernent der politischen Abteilung des Berliner Polizeipräsidiums. Von seiner Aussage wurde einige Aufklärung darüber erwartet, wo die„P o st" ihre„I n f o r- mationen" her habe. Indes, Her Henninger übergab dem Gericht ein Schreiben des Polizeipräsidenten, durch das ihm die Genehmigung zur Aussage versagt worden war. Es entspann sich zwischen dem Herrn Polizeirat und dem Rechtsanwalt Heine samt dem Vorsitzenden eine lebhafte Aus- einandersetzung, ob der Polizeipräsident überhaupt das Recht habe, so ganz allgemein die Genehmigung zu versagen. Der Vorsitzende stellte dem Herrn Polizeirat in Aussicht, dah das Gericht nötigen- falls ihn durch Verhängung einer Strafe zur Aussage zwingen werde. Für die dem Zeugen vorzulegenden Fragen müsse einzeln geprüft werden, ob dadurch dienstliche Angelegenheiten berührt werden. Als Heine ankündigte, er wolle den Zeugen auch fragen, ob etwa er selber Informationen an die „Post" geliefert habe, erklärte der Herr Polizeirat, auch hierauf werde er nicht antworten, antworten dürfe er ja überhaupt nicht. Wieder wurde hin und her gestritten, ob durch diese Frage eine dienstliche Angelegenheit berührt werde. Herr Henninger meinte, auch wenn angenommen werde, dah es sich dabei nur um eine Privatangelegenheit handeln könne, habe er doch keinen Anlah, zu antworten. Erst als ihm vom Vorsitzen- den sehr energisch klargemacht wurde, dah er über Privat- angelegenheiten Auskunft zu geben habe, bequemte er sich zu der Erklärung, privatim habe er mitder ganzen Sache nichtszutun gehabt. Er wurde dann vereidigt. Die nach- trägliche Frage Heines, ob Herr Henninger die„Post" mindestens „inspiriert" habe, wurde vom Vorsitzenden zurückgewiesen. Zu der Frage, ob Fischer überhaupt Schmiergelder gekriegt habe, wurde dann vernommen Herr Josef Klein, der Berliner Vertreter der Johannisberger Maschinenfabrik, die dem.Vorwärts" Schnellpressen geliefert hat. Herr Klein erklärte, niemals habe Fischer Provision erhalten. niemals habe er solche gefordert, nie sei zwischen ihnen von Pro- Vision die Rede gewesen. Wohl komme es vor, daß die von ihm vertretene Firma Provision zahle, aber nie sei an Angestellte des„Vorwärts" etwa» gezahlt worden, nicht an Richard Fischer, nicht an Eugen Ernst sauf den die Ver- teidigung der Beklagten gleichfalls hinwies), nicht an irgend einen anderen Angestellten. Es sei auch ausgeschlossen, dah Fischer oder sonstwer von einem anderen Vertreter seiner Fabrik geschmiert worden sei. Alle Verhandlungen mit dem„Vorwärts' muhten durch, Klein geführt werden, hinter seinem Rücken durfte und konnte sie kein anderer führen. In kommissarischer Vernehmung haben die Inhaber der Fabrik mit der- selben Bestimmtheit bekundet, ihnen sei nichts davon bekannt, dah Fischer Provision erhalten habe. Die„Post"-Verteidiger, Rechtsanwälte Hercher und Müller, hatten an der Klarstellung noch nicht genug. Sie be- hauptetcn, die Schmiergeldergeschichte habe doch in der sozial demokratischen Partei Aufsehen erregt und Un willen hervorgerufen, Fischer habe sich deshalb verant- Worten müssen, und so weiter. Um zu beweisen, dah auch diese „Post"-Bchauptungen nicht zutreffen, hatte Fischers Rechtsbeistand eine Reihe Zeugen laden lassen, z. B. für den Wahlverein von Berlin II Hermann Werner und R a u t m a n n, für die Vorwärts-Druckerei Rahn, für die„Vorwärts"-Redaktion Ströbel. Genosse Hermann Werner bekundete, Ncxhäusers„Kor- respondeut" sei es gewesen, der einmal mit Bezug auf den„Vor- wä'rts" behauptet habe, da werde schlechtes Papier geliefert und X D bekomme 1000 M. für guten Papierabschluh. Dieser Angriff habe nur auf den Geschäftsführer Fischer bezogen werden können. Der Vorstand deS Wahlvereins habe Stellung hierzu nehmen müssen, in einer Versammlung habe dann Fischer erklärt. niemals Provision erhalten zu haben, und nie- mand aus der Versammlung habe diese Er- klärung angezweifelt. Eine Klage gegen die Notiz des „Korrespondent " sei wegen ihrer raffiniert geschickten Fassung aus sichtslos gewesen, Fischer habe den Inspirator einen Schuft und il» Preußens Proletariat. Vorwärts, Arbeitsbataillone, Vorwärts in die Wahlrechtsschla'cht! Trotzt dem Spotte, trotzt dem Hohne, Trotzt dem Uebermut der Macht! Stürmet wider alle Schranken, Starren sie auch bergehoch— Vor der Windsbraut der Gedavkev Brechen die Verhalten doch! Unrecht ist's, daß die Schmarotzer Sitzen auf dem hohen Nosi. Jetzt, Ihr Trotzer. seid E r trotzer! Spart nicht Hiebe noch Geschoß! Nur nicht zweifeln, nur nicht zagen» Ob's auch führen mächt zum Sieg— Alles, alles müßt Ihr wagen Für des Wahlrechts heil'gen Krieg! Zwar, es wird kein fröhlich Ringen, Wie es sonst durchbraust das Land. Allwärts Stricke, allwärts Schlingen, Tie da hindern Fuß und Hand? Doch wer Welten hält im Schwange, Auch wohl dies Gespinst zerreißt— Volk, zertritt den Kopf der Schlange, Führ' zum Sieg den freien Geist! Oeffne Deines Zornes Schleusen, Stimme an das Feldgeschrei, Zeig' dem alten Junker-Preußen. Was Dein Wunsch und Wille sei! � Mammons Herrschast geh' zur Neige, Stürzen muß sie im Gefecht— Siegreich ans zum Lichte steige Frei der Arbeit Menschenrecht! e _ E. flla et. Kleines Feuilleton. Die Lügen der Kinder. Zur Psychologie der kindlichen Lüge, deren Bedeutung namentlich auch für den Fall von Zeugenaussagen vor Gericht in letzter Zeit viel erörtert worden ist, bringt Ida Faggiani in der italienischen Zeitschrift für angewandte Psychologie einige interessante Beispiele bei. Es handelt sich bei den Kindern nicht eigentlich inn bewußtes Lügen; der viel stärker entwickelten Macht der kindlichen Phantasie fehlen vielmehr die Hemmungen, die bei den Erwachsenen eintreten, und die Autosuggestion und auch die Massensuggestion üben auf das kindliche Gemüt eine �sehr viel stärkere Wirkung aus. Die Verfasserin hat hier einige merkwürdige Er« fahrungen gemacht. Eines Tages sagte sie zu einer Klasse von nenn- bis elfjährigen Mädchen, sie habe nahe bei der Schule ein kleines Mädchen gesehen, das um Almosen bettelte, und sie fragte die Kinder, ob auch eins von ihnen der kleinen Bettlerin begegnet wäre. Zehn Schülerinnen erhoben sich sofort und versicherten, sie hätten sie gesehen: nach kurzer Zeit wollten sie bereits zwanzig gesehen haben, fünf blieben unsicher und nur fünf blieben frei von der suggesttven Wirkung der Frage, während die anderen zwanzig so völlig über- zeugt waren, die Bettlerin beobachtet zu haben, dah sie eine genaue Beschreibung von ihr entwarfen, und viele erklärten, sie sähen sie noch fast leibhaftig vor Augen l Ein andermal erzählte eine Frau von den Streichen eines Orang-Utan, der in den Tagen ihrer Kindheit in ihrem Elternhause gewesen wäre. Bei der Unterhaltung war ihr Söhnchen zugegen, ein intelligenter Knabe von fünf Jahren, der höchst gespannt zuhörte.„O. ich erinnere mich noch sehr gut daran," rief er plötzlich dazwischen, wie er mir auf den Rücken sprang und mich beihen wollte; aber ich habe ihn bändigen können und habe ihn tüchtig durchgeprügelt."„Aber wenn Du noch nicht geboren warst," warf die Mutter em,„wie hast Du ihn denn sehen können?"„Ja," antwortete das Kind und wurde ganz aufgeregt,„ich habe ihn aber wirklich gesehen,' er hatte ganz langes Haar, Pfoten mit spitzen Krallen, er sprang und lief herum und er servierte die Schüsseln bei Tisch!" Und dann erzählte das Kind ganz genau, was der Affe alles getan hätte; hätte man es nicht anders gewußt, so würde man un- bedingt geglaubt haben, daß es daS alles gesehen hätte. Noch ein drittes Beispiel wird ausführlich analysiert, in dem ein kleines Mädchen eine lange Geschichte von einem Manne erzählte, der es vom Hause fortgeführt und geschlagen hätte, und von einem Polizisten, der cS dann befreite,— sogar die Nummer deS Polizisten gab das Kind an,— und das alles wurde so detailliert geschildert, daß man dem Kinde glaubte, bis es sich hcransstellte, daß es davon gelaufen war, um mit anderen Kindern zu spielen. Eine Darwin -Fcier soll am 1. Juli d. I. in London von der Linnäschen Gesellschaft veranstaltet werden, aber nicht für Darwin allein, sondern gleichzeitig für den noch lebenden, übrigens im Aller von 80 Jahren stehenden Alfted Russell Wallace. Dieser Gelehrte verdient die ihm zugedachte Ehrung in vollem Maße, denn er hat den großartigen Grundgedanken der EntwickelungSlehre in derselben Zeit wie Darwin und ohne Anlehnung an ihn erfaßt und aus- gearbeitet. Im Juli 1858, also vor fünfzig Jahren, veröffentlichte er dann im selben Monat Ivie Darwin seine Ergebnisse in der Form eines Vortrages vor der Linnvschen Gesellschaft. Der Vortrag Darwins hatte den Titel:„Ueber die Neigung der Arten, Varietäten zu bilden, und über die Fortdauer der Arten und Varietäten durch natürliche Zuchtwahl," während der Vortrag von Wallace betitelt war:„Ueber die Neigung von Varietäten, sich unbegrenzt vom Ursprungstypus abzuzweigen". Bei der jetzt beabsichtigten Jnbelseier wird auch eine Reihe auswärtiger Universitäten vertreten sein. Außerdem ist noch eine andere be- achtenswerte Arbeit, die sich auf Darwin bezieht, zum Abschluß gekommen, nämlich die Herstellung eines Katalogs der Bibliothek des berühmten Naturforschers, die sich jetzt in der Botanischen Schule der Universität Cambridge befindet. Francis Darwin , der schon an einigen botanischen Arbeiten seines Vaters mitgearbeitet harte, hat eine wertvolle Einleitung dazu geschrieben. Die Bibliothek stellt eine Kostbarkeit von besonderer Art dadurch dar, daß fast jedes Buch eine Fülle von Randbemerkungen von Darwins Hand ausweist. 2n, Lump genannt, der„Korrespondent" habe nie v p r» sucht, jene Verdächtigung zu beweisen. Nach diesen Aussagen wurden von den Beklagten die Ver- gleich sverhandlungen erneuert. Fischer durfte sich jetzt bereit finden lassen, gegen alle Beklagten mit alleiniger Ausnahme des„Post"- Redakteurs die Klage zurückzunehmen, nachdem diese gemeinsam erklärt hatten: „Wir haben uns durch die heutige Beweisaufnahme über, zeugt, daß die von unseren Zeitungen aus der„Post" über- nommene Behauptung, Herr Abg. Fischer habe für Bestellungen für die Vorwärts-Buchdruckcrei und-Verlagsanstalt Provisionen, Schmiergelder oder sonstige Gratifikationen erhalten, unrichtig ist, und nehmen daher keinen Anstand, diese Behauptung als unrichtig zurückzunehmen. Wir verpflichten uns, diese Erklärung in unseren Blättern binnen einer Woche zu ver- öffentlichen und übernehmen die Kosten, soweit sie auf uns ent- fallen, auch die des Privatklägcrs." e Gegen den„P o st"- R e d a k t e u r P e t e r so h n wurde allein weiterverhandelt. Der Oberfaktor Rahn von dev Vorwärts-Druckerei, auf den die Verteidigung sich berief, bekundete als Zeuge, er wisse nichts davon, daß Fischer oder ein anderes Angestellter des„Vorwärts" Schmiergelder erhalten habe, wie im „Korrespondent " angedeutet worden sei, auch sei ihm nicht bekannt, dah im Vorwärtsbctrieb oder in der Partei dieserhalb Unwillen gegen Fischer geäußert worden sei. Wenn bemerkt wurde, daß Firmen versuchen wollten, Angestellten des„Vorwärts" Schmiergelder anzubieten, sei ihnen von Fischer oder von Rahn geschrieben worden, sie möchten die Verbindung abbrechen. Die Verteidigung kam nun noch mit neuen Ausflüchten, sie will alle möglichen und unmöglichen Personen vernehmen lassen. Der Kläger erklärte sich einverstanden mit der Vernehmung aller von dort aus vorgeschlagenen Zeugen. Die Verhandlung mutzte ver- tagt werden, weil einige Zeugen, darunter Rexhäuser. erst noch geladen werden müssen._ Dierter Derbandstag der Such- and Steindrulkkttl- Silfsarbtiter und Arbtitkrinnku Deutschlands. Die Verhandlungen des vierten Verbandstages wurden am Montagvormittag 9 Uhr im festlich geschmückten Saale des Bavaria- kellcrs in München eröffnet. Der Geschäfts- und Kassenbericht liegt gedruckt vor. Der Bericht betont, datz die glänzende Eut« Wickelung der Organisation in der Hauptsache auf den eingeführten Staffelbeitrag und den Zuschutz zum Krankengeld zurückzuführen ist. Von besonderer Bedeuttmg ist. datz der Staffelbcitrag entgegen dem System anderer Verbände, keine Trennung der Beitrags- und Unterstützungssätze für männliche und weibliche Mitglieder kennt, da die Eigenart der Verhältnisse im Berufe gezeigt habe, daß ganze Städte vorhanden sind, wo die Lohnsätze der Kolleginnen höher sind als die der Kollegen anderer Orte. Herbeiführung von Einheitlichkeit in der Agitation, die Aussperrung im Steindruckgewerbe, die Vorberatung der allgemeinen Be- stimmungcn und die Lohnbewegung in München 1907/93 machten die Einberufung von vier Konferenzen notwendig. Um einen schnellen und sicheren Ueberblick über die augenblicklich bestehenden Lohn- und Arbeitsbedingungen zu erhalten, empfiehlt der Bericht die systematische Abhaltung von Geschäftsverfammlungcn und die Pflege statistischer Erhebungen. Durch die Aussperrung der Lithographen und Steindrucker im Jahre 1900 wurde das Hilfspersonal der Steindruckereien, obwohl keinerlei Forderungen gestellt wurden, in Mitleidenschaft gezogen. Die Aussperrung hat der Organisation mehr als 100 000 M. gekostet. Der Bericht rügt, daß die Leitung der Lithographen und Stcindruckcr die Verbands- leitung des Hilfspersonals nicht zu den Vorberatungen zuzog, um ein einheitliches Vorgehen zu ermöglichen, und daß in dein Friedens- dokument mit dem Schutzverband kein Wort von den Hilfsarbeitern zu finden ist. Aus einer dem Bericht bcigegebcncn Tabelle ist zu entnehmen, daß in 17 Städten, wo zwar Mitglieder vorhanden, der Tarif aber noch nicht zur Einführmig gebracht werben konnte. manchen Bänden sind auch Notizen von Darwin , die er während der Lektüre auf Papierstreifen machte, an der letzten Seite mit Steck- nadeln angesteckt._ Technisches. Die Flugmaschine der Brüder Wright. Die Auf-t sehen erregenden Erfolge, die der französische Luftschiffer Dein- grange mit seinem viertelstündigen Fluge in Rom erzielt hat, habei» anscheinend die Brüder Wright, deren geheimnisvolle Flüge voi� über% Stunde Dauer viel erörtert und manchmal auch bezweifelt worden sind, aus ihrer Reserve hervorgelockt: sie haben sich endlich! entschlossen, den Schleier des Geheimnisses von ihrer Maschine» zu lüften und wenigstens die Prinzipien ihrer Konstruktion aus-' einanderzusetzen. Während der eine der beiden Brüder, Wilbuv Wright, in Paris eingetroffen ist, um dort Flüge mit semer Ma-- schine zu unternehmen, kündigte der andere, Orville Wright , in: einem Interview in New Uork an, daß sie das Problem des freien! Fluges gelöst hätten und bereit wären, ihren Kontrakt mit der! amerikanischen Regierung zu erfüllen, nach dem sie eine Fluch Maschine liefern sollen, die in voller Sicherheit eine volle Stunde.� in der Luft bleiben und mit der Geschwindigkeit von 60 Kilometern in der Stunde 7,0 Kilometer hin und zurück fahren kann. Die* Franzosen , so erklärte Orville Wright , hätten alle ihve Maschinen/ so genau als es ohne Patentverlctzung nur möglich war, nach ihrem Modell gebaut. Ihre Maschine, die jetzt in fast allen Teilen in ganz Europa und Amerika patentiert sei, wäre vollständiger aus- gebildet als jede andere.„Sie besteht im allgemeinen aus einem lastenähnlichen Rahmen von 40 Fuß Breite, 7 Fuß Länge und 7% Futz Tiefe, der aus Fichtenholz gemacht ist. An der Vorder- seite ist oben in der Mitte ein Stivnruder angebracht, das nach unseren Versuchen dem hinten angebrachten Ruder überlegen ist. In der Mitte und an der Hinterseite befindet sich der Schwanz der Maschine, der cttoa 12 Fuß lang ist, also noch nicht ein Drittel von der Länge des Schwanzes bei den französischen Fliegern hat. Er besteht aus verschieden gestalteten, vertikalen mit Tuch bedeckten Rahmen. Am Hinterteil ist auch der Balancierapparat angebracht, und so nahe als möglich dem Zentrum sitzen die beiden Schrauben. Unter dem Rahmenwerk befindet sich nach der Vorderseite zu eine Art Schlitten, der für die Landung gebraucht wird, während die französischen Maschinen zu diesem Zweck mit Rädern versehen sind. Mit diesen Rädern können die Franzosen nur schwer auf glattem Boden landen, wenn die Maschine schneller als zehn Meilen in der Stunde fliegt. Wir können dagegen mit unserem Schlitten über- all sicher auf den Boden kommen, außer auf völlig unebenem Terrain. In der Mitte unserer Maschine ist unten ein kleines Rad angebracht, das auf einer Schiene läuft, bis der Apparat Schnelligkeit genug besitzt, sich vom Boden zu erheben. Die Schiene kann leicht in jeder Richtung gelegt werden. Unsere Maschine wiegt etwa 800 Pfund und kann außer unserem eigenen Gewicht und dem vierzylindrigen Motor von 25 bis 30 Pfcrdckräften zwei Mann und das Heizmaterial für einen Flug von 450 Kilometern tragen. Mit einem Mann an Bord kann sie genügend Heizmaterial für 750 Kilo» meter mit sich führen." Die größte Schwierigkeit für einen sicheren Flug liegt immer in der Herstellung des Gleickgewichts, und gerade in dieser Beziehung soll der Apparat der Brüder WrightS außer» ordentlich viel einfacher und dabei wirkungsvoller als die kompli» zierten Konstruktionen der Franzosen sein Auch die F.raae de»
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