maVnSlust und Tegel , fand der Mechaniker Paul Dirlack aus der Veitstr. 25 den Tod dur?h Ertrinken. T. wollte in dem Gewässer ein Bad nehmen und ist vermutlich überhitzt ins Wasser gegangen. Er sank plötzlich unter, bald darauf wurde seine Leiche' geborgen. Im Tegeler See ist ein unbekannter etwa 3l) Jahre alter Mann ertrunken. Er hatte an verbotener Stelle gebadet und beim Schwimmen verließen ihn die Kräfte. Er sank in die Tiefe und ertrank. In der Nähe des Borsigkranes konnte die Leiche des Er- trunkenen ans Ufer gezogen werden.— In der Dahme wurde der Schlosser Olger beim Baden von einem Herzschlage getroffen, so daß er unterging und den Tod im Wasser fand. Die Leiche konnte noch nicht gelandet werden.— Auch der Finowkanal hat ein Opfer gefordert. Der Erdarbeiter Stecher ertrank in dem Kanal, in dem er ein Bad nehmen wollte. Der Brunnenplatz vor dem neuen Amtsgerichtsgebäude in der Pankstraße scheint überhaupt nicht mehr fertig werden zu sollen. Der Hauptteil vor der Front ist einigermaßen reguliert, indes fehlt es hier noch sehr an ausreichender Beleuchtung, und vor allem sind auf dein großen Komplex, der an Fläche den Dönhoff- platz überragt, gerade zwei Ruhebänke vorhanden. Weshalb nicht schon längst mehr Bänke aufgestellt sind, ist unerfindlich. Zu beiden Seiten des Gerichtsgebäudes steht noch immer der alte häßliche .Holzzaun, von dem schon mindestens die Hälfte von den Anwohnern als Brennholz fortgeschleppt ist. Innerhalb der Zaunreste liegen Schutt- und Sandmassen, die die Schönheitswirkung des Ganzen stark beeinträchtigen. Man sollte doch hier endlich mal kräftig mit der Regulierung vorgehen, damit die ewigen Klagen aufhören. Jetzt ziehen sich die gärtnerischen Arbeiten schon ins dritte Jahr hinein. DaS Freibad Wannsee soll nunmehr unter Ausschluß des„Frei- bäderverems* erhalten bleiben. Infolge des Wirrwarrs in dieser Vereinigung hat der Forstfiskus nun mit dem Pächter Frankenthal einen vorläufigen Verlrag geschlossen, nach welchem das Eintritts- geld von 10 Pf. bestehen bleibt. Dieses Eintrittsgeld soll die ent- stehenden Unkosten decken und die auf Veranlassung der Regierung getroffenen gegenwärtigen Einrichtungen verzinsen und amortisieren. Der Forstfiskus rechnet für das nächste Jahr mit einer Ermäßigung des Eintrittsgeldes und will den Charakter des Freibades gewahrt wissen. Der Vertrag mit Frankenthal wurde geschlossen, weil diesem Pächter von den früheren Vorsitzenden deS FreibädervereinS große Versprechungen gemacht' wurden, woraufhin F. sich materiell inter - essierte. Wenngleich der ForstfiskuS für event. entstehenden Schaden dem Pächter des Vereins gegenüber keine Verantwortung hatte, so sprachen doch Billigkeitsgründe für den Vertragsabschluß, mit ihm. Der Freibäderverein ist nach Lage der Dinge nunmehr bollständig ausgeschaltet. � Für das nächste Jahr sollen die Gemeinden Grotz-Berlins um die Deckung der Unkosten gebeten werden, damit kein Entree erhoben werden braucht. Vom Hitzschlag betroffen wurde gestern Nachmittag 5 Uhr ander Ecke Gotzkowöky- und Turmstraßen-Ecke der Beusselstraße 6 wohn- hafte Gottfried Bohn, als er eben im Begriff war, zum Wahllokal zu gehen, um sein Wahlrecht auszuüben. In demselben Augenblick, als B. bewußtlos zusammenbrach, kam ein Postwagen daher- gefahren und überfuhr den Niedergesunkenen. Bohn soll jedoch be- reits vom Tode ereilt worden sein, als der Postwagen über ihn wegfuhr. Das Ap-llotheater hat sein Juniprogramm um einige neue Kräfte bereichert. Da ist zunächst die Wiener Soubrette Lola Lieblich, nach der der japanische Equilibrist A r a y a m a auf- tritt, der- wirklich Neues bringt, nämlich ein„Spazierengehen" auf 4 Meter hohen Bambusstangen. Nur ein Sohn des Landes der aufgehenden Sonne kann eine solche kaltblütige Waghalsigkeit aus- führen. Ein guter Bekannter von anderen Bühnen her ist der Humorist Edi Blum, der besonders im Witzereißen etwas los hat. Geradezu Mustergültiges auf ihrem Gebiete leistet die aus Damen bestehende Radfahrtruppe„Verona s". Zwei größere Briindc riefen die Feuerwehr gestern früh nach der Kanonier st raße 40 und nach der T r e s ck o w st r a ß e 38. An der ersten Stelle standen bei Ankunft der Löschzüge Chemikalien usw. .in einem D r o g e n k e l l e r und an der zweiten Stelle die Dach- konstruktion in Flammen. Hier>oie dort bedurste es längeren Wassergebens, um die Gefahr zu beseitigen. Ob der Dachstuhlbraud wieder angelegt worden ist, konnte noch nicht festgestellt werden.— Außerdem wurde die Wehr noch nach dem O st b a h n h o f in der Brombergerstraße, dem Moabiter Güterbahnhof, dem Nordbahnhof und nach dem Anhalter Güterbahnhof alarmiert. In allen Fällen handelte es fich um Preßkohlenbrände. Zeugen gesucht! Die Personen, welche sich am Sonntag, den SI. Mai. auf dem Dampfer befunden haben, der am„Neuen Krug" bei Wilhelmshagen in der Zeit von 1 bis �2 Uhr nachmittags ein Ruderboot zum Kentern brachte; ebenso diejenigen, die den Vorfall vom User aus beobachtet lmben, werden höflichst gebeten, ihre Adressen bei A. Koßmann, Oppelner Straße 26, anzugeben. Die Eldenaerstraße von der Proskauerstraße(ausschließlich Kreuzdamm) bis zur Samariterstraße(einschließlich Kreuzdamm) wird behufs Umpflasterung vom 9. Juni ab bis auf weiteres für Fuhrwerke und Reiter gesperrt. Zwei neue Dachstuhlbrände. Im Laufe deS gestrigen Vor- Mittages kamen im Norden der Stadt zwei neue Dachstuhlbrände zum Ausbruch, die allem Anschein nach wieder von verbrecherischer Hand angelegt worden sind. Zuerst ging der Dachstuhl des Hauses G e r i ch t st r. 32 am Nettelbeckplatz in Flammen aus. Die vierte Kompagnie der Feuerwehr hatte angestrengt zu tun, um das Feuer zu unterdrücken. Kaum war hier die Gefahr beseitigt, als Feueralarm aus der N a z a r e t h k i r ch st r. 40 an der Malplaquet. straße einlief. Bei Ankunft der Löschzüge brannte dort ebenfalls der Dachstuhl des Hauses. Auch in diesem Falle bedurfte es längeren Wasscrgebcns, um eine weitere Ausdehnung des Feuers zu verhüten. Arbeiter-Samariterkolonne. Heute abend 0 Uhr findet der Unterricht in folgenden Abteilungen statt: 3. Abteilung in Schöne- berg bei Wielach, Grunewaldstr. 110; 4. Abteilung in Lichtenberg bei Beckmann, Samariterstr. 11; 5. Abteilung in Rixdorf bei Thiel. Bergstr. 151/152. Vortrag über Verletzungen. Wundbehandlung und Blutstillung. Daran anschließend P.rgktische Uebungen. Neue Mitglieder werden aufgenommen. Vorort- pfockricktern Steglitz. Ans der Gemeindevertretung. 30 Grad Celsius im Schatten und 23 Tagesordnungspunkte— war es da zu verwundern, daß Gewitterneigung herrschte? Uiiter vereinzeltem Wetterleuchten schleppte sich die Beratung bis zum Punst 18:„Etatsüber- schreitungen" hin. Mit kurzen Worten und einer eilfertigen Entschuldigung referierte Herr Schöffe Mnnle, als ob es sich um lumpige paar Pfennige handle, und beantragte schließlich im Namen der Etatskommisfion die Bewilligung der Ueberschreitungen in der Gesamthöhe von 103 000 Mark. Die Hausbesitzermehrheit zuckte mit keiner Wimper. Der Wortführer der Mieter machte einige schüchterne MonitaS. denen der Gemeindevorsteher mit all- gemeinen Redensarten begegnete. Eine Resolution der Minderheit, die dem Gemeindevorstand aufgab, in Zukunft solche Ueberschreitungen zu vermeiden oder aber der Vertretung rechtzeitig entsprechende Vor- lagen zu machen, lockte die Gegner auf den Plan zur Verteidigung de» Gemeiiidevorstaiivcs. Hierdurch wurde Herrn Oberst a. D. Gädke wiederum Gelegenheit zum Erwidern gegeben, und nun ent- lud fich das Gewitter über den Gemeindevorstand mrd die sonstigen Verantwortlichen mit elementarer Macht. An der Hand der Zu- sammeustellung der Ueberschreitungen, von deren Einzelheiten die Allgemeinheit der Bürgerschaft nie etwas erfährt, wies der Redner nach, wie haltloS die Beteuerungen des Gemeindevorstehers und des Referenten seien, daß sich diese Ueberschreitungen nicht vermeiden ließen. ES sei unbegreiflich, daß ein Etatsansatz beispielsweise um rund 120 Prozent überschritten werden konnte oder daß eine höhere Schule für ihre Bücherei und Geräte 0000 M„ eine andere gar 8000 M. mehr ausgegeben habe als ihnen etatsmäßig zustehe. Noch bedauerlicher sei. daß auch die Pauschquanten, die den Schuldirektoren zur beliebigen Verwendung ohne Nachweisverpflichtung überwiesen werden, überschritten wurden, daß ferner Gelder für zwei Reisen verausgabt wurden, von denen die Gemeindevertretung nichts weiß. Andere Ausgaben der höheren Lehranstalten seien unter den verschiedensten Titeln, mit denen sie rein gar nichts gemein hätten, versteckt. Der Redner verlangte von dem Gemeindevorstand mit Recht dafür zu sorgen, daß sich die Herren Schuldirektoren mit den bewilligten Mitteln einzurichten haben. Auch die Ueberfchreitungen in den anderen Etats zeigten dasselbe Bild. Seien anscheinend doch sogar noch Ueberschreitungen aus dem Etatsjahre 1903 bei den jetzigen Nachforderungen ein- geschmuggelt worden. Fast Punkt für Punkt der fast 150 der- schicdenen Nachforderungen sei zu beanstanden. Die Herren der Mehrheit find jedoch anscheinend an diese Art der Geschäftsführung so gewöhnt, daß sie mchts Autzergewöhnliches darin entdecken können— sie bewilligten die Ueberschreitungen einstimmig und ließen die sechs Herren der Minorität allein für ihre Tadelsresolution stimmen.— Zu Beginn der Sitzung wurde der neugewählte besoldete Schöffe, Herr Stadtrat Fabarius auS Köpenick , in fein Amt eingeführt. Gemeinde- Vorsteher Buhrow riet dem Herrn in der Begrüßungsrede, in seinem neuen Amte die altpreutzische Beamtentradition zu beherzigen, nach welcher„jeder Beamte ein Diener der Einwohner sei".— Unsere Parteigenossen sind sicherlich über diese hehre Aufgabe der preußischen Beamtenschaft höchst erstaunt, von der der gewöhnliche Sterbliche, der mal mit einem preußischen Beamten zu tun hat, leider wenig bemerken wird. Weitzensee. Einen alten treuen Parteigenossen, Gustav LieVenow, hat der Allbezwinger Tod aus unseren Reihen gerissen. Mitten in der Parteiarbeit, im Kampfe für das entrechtete Proletariat, brach er zusammen. Gustav Liebenow war kein Redner, aber ein Organi- sator, der uns allen als Borbild galt. Als Bezirksführer und Abteilungsführer des 1. Bezirks mutzte die Leitung ihm stets nach- sagen,„hier klappt alles". Seit einem Jahr war er Kassierer des Wahlvereins und gerade, als er auf dem Wege zum Kreiskassierer behufs monatlicher Abrechnung war, ereilte ihn das Geschick. Eine schon längere Zeit andauernde Magenkrankheit zwang den Wackeren, der Arbeit fern zu bleiben. Zwar versprach er sich von einer vor kurzem stattgefundenen Operation Gesundung, doch von plötzlichem Unwohlsein betroffen, brach er auf der Straße leblos zusammen. Gustav Liebenow war von Beruf Maurer und 54 Jahre alt. Sein Andenken wird von uns in Ehren gehalten, er hat es verdient, er war einer der Besten. Lichtenberg . Die Frage der Einführung deS gleichen, geheime» und direkten Wahlrechts zur Kommunalverwaltung»nd zum preußischen Landtag beschäftigte die am Vorabend der LandtagSwahI tagende Stadtverordnetenversammlung. Unsere Genossen hatten dem Bureau der Versammlung folgenden Antrag unterbreitet: „Die Stadtvervrdnetenversammlung der Stadt Lichtenberg ersucht die königl. Staatsregierung, dem preußischen Landtag einen Gesetzentwurf zu unterbreiten, der für alle Einwohner einer Gemeinde ohne Unterschied des Geschlechts, die das 21. Lebensjahr erreicht haben, die Gewährung des gleichen, geheimen und direkten Wahlrechts zur Kommunalvcrtvaltung und zum preußischen Landtag vorsieht. Die Versammlung ersucht den Magistrat der Stadt Lichtenberg, dem Anträge und dem ebentl. zustimmenden Beschluß der Stadt- -verordneten, beitreten zu wollen."<■... Genosse D ü w e l l begründete in längerer Ausführung den An- trag unter größter Aufmerksamkeit der Versammlung. Seine treff- liche Begründung wurde jedoch schweigend entgegengenommen. Der Geburtshelfer der freisinnig-liberalen Parung im Kreise Nieder- Barnim, der„Volksparteiler" Stadlverordneten-Vorsteher P l o n z mit dem konservativen Kandidaten zum Klasscnparlament, Bürgermeister Ziethen in trauter Gemeinschaft, umgeben von den kleinen und großen Agitatoren der herrschenden Sippe, fand nicht ein Wort der Entgegnung. Einem Delegierten der Gnindbesitzer- vereine überließen es d?e Hüter der Bürgerrechte, im Tone ihrer Vereinsversammlungen auf die vorzüglichen und sachlichen Aus- führungen unseres Genossen zu antworten. Das heutige Wahlrecht läßt uns für das Wohl der Allgemeinheit arbeiten(I), unter der Herrschaft eines freieren Wahlrechts würde die Sozialdemokratie sich alles nutzbar machen. Das waren die Gründe, mit denen sie diese wichtige Frage abtaten. Und die namentliche Abstimmung zeigte, daß nicht eine bürgerliche Stimme für ein freies und direktes Wahlrecht zu haben war. 24 Bürger stimmten gegen die 13 anwesenden Sozialdemokraten. Auch die Behmidlung des nachstehenden Antrages unserer Genossen zeigte, wie sehr den Herren des bürgerlichen Blocks die Interessen der Stadt ans Herz gewachsen sind: „Stadtverordnete dürfen weder direkt noch indirekt Arbeiten und Lieferungen für die Stadt übernehmen, auch nicht sich Provistonen zahlen lassen für Vermittelungen usw. bei irgendwelchen geschäft- lichen Unternehmen, an denen die Stadt beteiligt ist." Auch Genosse Grauer fand bei Begründung des Antrages recht aufmerksame Zuhörer, aber keine Unterstützung. Stur ein Stadt- verordneter, der als Bauunternehmer mit der Stadt böse Er- fahrungen gemacht haben muß(„man" spricht davon, daß es um- gekehrt sein soll), machte fich die Argumente unseres Redners zu eigen und erklärte den Antrag für gerechtfertigt. Einem der „Intellektuellen" entschlüpfte die etwas umschriebene Frage:„Wie das die Sozialdemokraten in Zukunft hallen wollten und— in logischer Konsequenz dieses Antrages dürsten auch Beamte einer Krankenkasse nicht Stadtverordnete sein, denn der Magistrat sei ja — Aufsichtsbehörde I" Es wurde unseren Genossen zur Gewißheit. daß selbst ein Arzt sich den Wirkungen einer Temperatur von 30 Grad Celsius im Schatten nicht immer entziehen kann. Trotz der eindringlichen Schlußworte unserer Genossen blieb es bei der Abstimmung wieder unseren Genossen vorbehalten, zuzüglich einer bürgerlichen Stimme für das Ansehen des Stadtverordneten- Man» dates eingetreten zu sein. Trebbin (Kreis Teltow). Für gültig erklärt hat der Bezirksausschuß die am 22. November vorigen Jahres erfolgte Wahl unserer Genossen Schönsee , Morgenrot und H i e b s ch. Als am 30. Dezember vorigen Jahres die Stadtverordnetenversammlung die Wahl für ungültig erklärte, leisteten sich die Bürgerlichen den geistreichen Witz:«DaS Hiebsche Morgenrot am Schönsee sei untergegangen". Daß von einem Untergehen de? Morgenrots nicht die Rede sein konnte, hätten unsere Genossen bewiesen, selbst wenn der Bezirksausschuß der Auf- fassung der bürgerlichen Stadtverordneten beigetreten wäre. Den Beweis hierfür werden sie erbringen, wenn die Ersatzwahl für unseren verzogenen Genossen Trebus vorgenommen wird. Wittenau-Borsigwalde. In der letzten Gemeindevertretersitzling wurde über die Verhand- lungen mit der Großen Berliner Straßenbahn bericktet. Die Ge- meinde Reinickendorf sollte einen Zuschuß von 250 000 M. für die Verbindung von Ost- und West-Reinickendorf zahlen; da in der Eichbornstraße die Fabrik von Loewe' in Frage kommt, so hat man fich nach weiteren Verhandlungen auf 150 000 M. geeinigt. Bon dieser Summe hat die Gemeinde Wittenau ein Drittel zu tragen, die Verzinsung übernehmen die Firmen L. Löwe, Terrain- A.-G. Wittenau. Tcrrain-A.-G. Borsigwalde usw. Eine Konzessionierung dieser neuen Linie auf 90 Jahre ist ab« gelehnt worden, weitere Unterhandlungen, die Konzession bis 1050 zu bewilligen, schweben noch. Die Kanalisierung der Wittestraße zum Preise von 8702 M. wurde der Firma Goodson übertragen; das Material liefert die Gemeinde. Für die Einfriedung des Elektrizitäts- Werks werden 5000 M. bewilligt. Die Pflasterung der Wittestraße zum Preise von 42 591,60 M. wird dem Steinsetzmeister Schier übertragen. Die Uebernahme der durch die Verbreiterung der Nordbahn-Ueber- sührung entstehenden Kosten, der Oranienburger Straße von 19 auf 22 Meter, der Hermsdorser Straße von 12 auf 18 M. in Höhe von 25 000 bezw. 23 000 M,, wurde dahin geregelt, daß die Breite der ersten Straße auf 10 Meter belassen, wegen der Hermsdorfer Straße nochmals mit der Eisenbahndirektion zu verhandeln ist. Die Aufnahme eines ZuschußdarlehnS in Höhe von 53S0<X> A wurde einstimmig beschlossen, daraufhin wurde die Grund- und Ge- bäudesteuer auf 296 Proz. der staatliche» Sätze, die Gewerbesteuer auf 286 Proz. festgelegt. Die Kosten eines Anschlußgleises in Höhe von 34 707 M. für das Elektrizitätswerk, sowie des neuen Gaswerks wurden einstimmig bewilligt. Für die Sprengung sämtlicher Straßen soll diesen Sommer gesorgt werden. Ferner soll dafür Sorge getragen werden, daß bei den Firmen, welche die Gememdearbetteii ausführen, die hiesigen Steuerzahler bei der Anstellung zuerst berücksichtigt werden. Sericbts-Leitung. Schulzustände OberschlesienS waren im„V o r w ä r t S"(1006, Nr. 153 vom 7. Juliy erörtert worden in einer Zuschrift, die uns aus den Kreisen dortiger Lehrer zugegangen war. Gerügt wurde, daß im Kampf gegen die Polen die Schule gegen die Eltern mobil gemacht werde. Im Bezirk Oppeln habe die Regierung die Lehrer durch ein vertrauliches Zirkular angewiesen, den Schulkindern zu verbieten, an Festlich- leiten der Polen sich durch Deklamieren polnischer Gedichte oder in ähnlicher Weise zu beteiligen. Den Lehrern werde, sogar zu» gemutet, im Wiedcrholungssall die Kinder wegen Ungehorsam zu bestrafen. Das müsse, so hieß es in der von uns veröffentlichten Zuschrift, Erbitterung in den Herzen der Eltern und der Kinder hervorrufen. Hoffentlich würden aber unter Pen Lehrern nur wenige oder keine sich finden, die das Stockmeisteramt übernehmen. Im übrigen widerspreche die Verordnung auch den gesetzlichen Rechten der Eltern. Geklagt wurde sodann, daß den Lehrern selber, die dort für das Deutschtum wirken sollen, durch kleinlichste Maß- nahmen alle Begeisterung geraubt werde. Von manchen Kreis- schulinspektoren würden die ihnen unterstellten Lehrer wie dumme Jungen behandelt, und besonders zeichne sich da der K r e i s s ch u l. inspektor Sch. aus Königs Hütte aus. Auch laufe die ganze Arbeit der Schule hinaus aus äußeren Drill. Wer den nicht mitmache, der bestehe bei den Revisionen nicht und werde dann geschurigelt. Die Revisoren selber hätten in der Volksschule nie oder nur selten unterrichtet, ihren Anordnungen dürfe aber auch von erfahrenen Lehrern, die 20—40 Jahr« im Schulleben stehen, nicht widersprochen werden. Wenn ein alter Lehrer daS wage, so werde ihm sogleich geraten, sich pensionieren zu lassen. Erwähnt wurde in jener Zuschrift ein Kreisschulinspcl- t o r Sch., hinterher meldeten sich aber zwei und meinten, daß sie beide durch die von uns veröffentlichte Kritik beleidigt worden seien. Beide tragen allerdings Namen, die mit Sch. beginnen, der eine heißt Schwarze, der andere Dr. Schwerzina. Wegen „öffentlicher Beleidigung" der beiden Sch. hatte am Dienstag unser Genosse Nedakleur Hans Weber sich vor der 4. Straf- lammet des Landgerichts I Berlin zu verantworten. Er ertlärte, gemeint habe er nur Herrn K r e i s sch u l i« sp e k to r Schwarz�. Daß nicht ein Dr. Sch. oder gar frnde Sch. gemeint sein konnten, geh« ig schon aus dem Wortlaut hervor. Die Au- gaben, die jene Zuschrift über daS Wirken Schwarzes gemacht habe, feien wahr. Durch ihre Veröffentlichung fei der Herr Schul- inspektor nicht beleidigt worden. Das Verfahren gegen Weber schwebt schon seit längerer Zeit; eig Entscheidung-fatn--äßht"imi DienStag noch nicht zustande, weil Webers Verteidiger, Rechts- anwalt Dr. Rosenfeld, zur Führung des Wahrheitsbeweises noch die Vernehmung einiger Lehrer beantragte. Bon ihnen solle bekundet werden, daß Schulinspektor Schwarze klein- lichst« Maßnahmen getroffen habe, auf äußeren Drill der Kinder hingewirkt habe, die nicht gefugigen Lehrer durch kränkende Bc- mcrkungen herabgesetzt habe, bei geringen Vergehen Geldstrafen über sie verhängt habe, und so weiter. Der Gerichtsvorsitzende, Landgerichtsdirektor Lehmann, fragte, ob denn die nun, fast schon zwei Jahre alte Angelegenheit noch weiter„v c r s ch l e p ptt" werden solle. Gegen diesen Vorwurf wandte sich in scharfen Worten Rechts- anwalt Rosenfeld . Frühere Beweisanträge seien ihm abgelehnt worden, aber bei dem lebhaften Jmteress«, das die Lehrerschaft OberschlesienS im Hinblick auf daS Wirken des Kreisschulinspektors Schwarze dem Vorgehen des„Vorwärts" und diesem Prozeß entgegenbringe, gehe immer Wied e r neues Material ein. Jedenfalls müsse doch die Wahrheit ermittelt werden. Das sei aber nur möglich durch sorgfältigste Prüfung aller neuen Bekundungen/ Das Gericht kam entgegen dem Wunsche des� Staatsanwalts zu dem Beschluß, eine Verweh- mung der als Zeugen vorgeschlagenen Lehrer und auch des Schuf» inspektors Schwarze sei, erforderlich, demnach müsse die Sache v a:v. tagt werden, Landgerichtsdirektor Lehmann schloß die Sitzung mit dem Ausdruck des Unwillens und Verdrusses darüber, dqß immer wieder Lehrer sich an den„V o r w ä r t ä" lpenden und ihm ihre Beschwerden vortragen. Ja, diese Lehrerl., Eigenartige Irrfahrten und Abenteuer eines Deftaudautcn kamen in einer Verhandlung zur Sprache, welche gestern die vierte Strafkammer des Landgerichts I beschäftigte, AuS der Untersuchungs- Haft wurde der frühere Bankangestellte Benedikt V , vor- geführt, welcher sich wegen schwerer Urkundenfälschung und Unter- schlagung verantworten mußte. Der Angeklagte ist der Sohn eines in Süddeulsckiland anfäfsigen Geistlichen. Nachdem er als Ein- jähriger gedient hatte, kam er nach Berlin und erlangte hier eine Stellung in der Bankabteilung eines großen kauf- männischen Geschäfts. Hier führte sich der Angeklagte zur vollsten Zufriedenheit feiner Vorgesetzten, die ihm das größte Vertrauen tchenkten. Am 6. Februar kam B. des Morgens nicht mehr in das Bureau. Erst als man festgestellt hatte, daß er auch aus seiner Wohnung verschwunden, nahm man eine Revision der dem An- geklagten, anvertrauten Kasse vor. Es ergab sich, daß V. am Tage vorher auf einem Ouittungsformular die Unterschrift seines Chefs gefälscht und an der Hauptkasse des Warenhauses den Beirag von 3000 Mark erhoben hatte. Auf die An- zeige der Geschädigten hin wurde gegen den flüchtigen Defraudanten ein Steckbrief erlassen. Alle Recherchen nach dem Verschwundenen blieben erfolglos.— Etwa eine Woche fpAer ereignete sich, weit von Berlin entfernt, tief in den Bergen des Böhmerwaldes ein eigenarttger Borfall. Eine Schar mutiger und unerschrockener Tourilten halte trotz der bitteren Winterkälte einen Ausflug auf den A r b e r b e r g unternommen. Unter vielen Mühen und Gefahren gelangten die Touristen in einer Schutzhtttte an, die etwa 1600 Meter über dem Meeresspiegel liegt. Als sie den Raum betraten, fanden sie zu ihrer grenzenlosen Ueberraschwag in der Schutzhütte einen fast zum Skelett ab- gemagerten Menschen vor. der halb bewußtlos aufrecht in einer Ecke stand. Der Aufgefundene gab mit mühsam lallendnr Stimme an, daß er der Bankbeamte Benedikt V. aus Berlin sei und schon seit sieben Tagen in der Hütte ein- geschlossen sei. in die er in der Absicht hineingestiegen sei, sich durch einen freiwilligen Hungertod ums Leben zu bringen. Dem unter so eigenartigen Umständen aufgefundenen Defraudante n wurde etwas Rotwein eingeflößt und er konnte zum Erstaunen aller dr n Abstieg allein unternehmen. ES wurde festgestellt, daß der Angeklag,te tatsächlich sieben Tage ohne die geringste Nahrung oder Getränk in der Sch utzhättez» gebracht hatte.
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