Einzelbild herunterladen
 
inspevor selbst hat die Bescheinigung ausgestellt. Im Verein mit einigen Anverwandten bringen die betrübten Eltern die kleine Leiche zur festgesetzten Zeit auf den Friedhof; besonders schmerzerfüllt, da ja ihr Kind in dieArmenreihe" gebettet werden soll! Kein Hügel soll die Stätte der Ruhe dieserArmen" zieren! Verwundert sieht der Kirchhofsinspektor dem Transport zu, der- geblich suchen die Eltern die offene Gruft, die ihr Kind aufnehmen soll. Da stellt es sich heraus, daß die Bestellung vergessen ist. Aber der Herr Kirchhofsinspektor weiß Rat.Na, es ist ja eine Armen- leiche; stellen Sie dieselbe in die Halle; morgen kann gleich eine Gruft gemacht werden." Erst auf das eindringliche Zureden des Leichengefolges und auf den Vorweis der vom Inspektor selbst be- stätigten Anmeldebescheinigung wurde veranlaßt, daß sich endlich vier Arbeiter daran machten, angesichts der Trauernden eine Gruft auszuschachten. Um 6 Uhr anstatt um 5 Uhr ging die Beerdigung von statten. Könnte eine solcheVergeßlichkeit" oder eine solche Zumutung an die Hinterbliebenen wie in diesem Falle sich auch ereignen, wenn es sich nicht um eineArmenleiche" handelt? Spandau  . Parteigenossen! Der Wahlakt ist für uns erledigt. Sich noch an der Stichwahl der Wahlmänner zu beteiligen, würde Zeit und Geldverschwendung sein. In der ersten Abteilung gaben von 632 eingeschriebenen Wählern 330 ihre Stimme ab. Davon erhielten: Konservative 138, vereinigte Liberale 163, Sozialdemokraten 13, zersplittert 4 Stimmen. Gewählt wurden Wahlmänner: Konservative 56, vereinigte Liberale 27, Sozialdemokraten 0, Stichwahlen 11. In der zweiten Abteilung gaben von 3553 eingeschriebenen Wählern 2001 ihre Stimme ab. Davon erhielten: Konservative 1057, Vereinigte Liberalen 608, Sozialdemokraten 245. Zentrum 32, zer- splittert 53 Stimmen. Gewählt wurden Wahlmänner: Konser- vative 54, Vereinigte Liberalen 7, Sozialdemokraten 0, Zenttum 0, Stichwahlen 32. In der dritten Abteilung sttmmten von 11 748 eingeschriebenen Wählern 6129. Davon erhielten: Konservative 2330, Vereinigte Liberalen 1445, Sozialdemokraten 1654, Zentrum 280, zersplittert 360 Stimmen. Gewählt wurden Wablmänner: Konservative 22, Vereinigte Liberale 0, Sozialdemokraten 6, Zentrum 0, Sticht wählen 66. Insgesamt wurden Stimmen abgegeben: -..»s-,..«.-«gLf 1. Abteilung 138 169 19 2.. 1057 608 245 3.. 2890 1445 1654 Zentrum 0 82 280 312 1918 3 Abteilungen: Kom Sumnia 3645 2222 und erhielten Wahlmänner in allen servative 132, Vereinigte Liberale 34, Sozialdemokraten 6,"Zentrum 0. An Stichwahlen würden wir beteiligt sein zweimal mit ze 2 Wahl- männern in der 2. Abteilung und 25 mal mit je zwei Wahlmänuern in der 3. Abteilung. Das Durchbringen einiger Wahlmänner ändert an dem Gesamtresultat nichts, eS empfiehlt sich deshalb Stimm- enthaltung.________ Gerichte-Zeitung. Ter Ruhm des Breslaner Hanbabhackers scheint seinem dortigen Kollegen Hermann Schmidt keine Ruhe ge- lassen zu haben. Dieser 28jährige Schutzmann, der seit etwa drei Jahren dem Kommando des Herrn Dr. Bienko unterstellt und bereits beim Militär einmal zu 3 Wochen Mittelarrest verurteilt worden'ist, zierte am Pfingstsonnabend die Anklagebank der l. Breslauer Strafkammer, vor der er sich wegen Körperverletzung in Ausübung seines Amtes und groben Unfugs zu verant- Worten hatte. Schmidt hatte sich am 6. Dezember gleich nach Beendigung seines Dienstes in einem Restaurant eingefunden, und da dort ein Mann mit großem Portemonnaie die Anwesenden freihielt, so hatte Schmidt von 7 bis nach 11 Uhr wacker mitgemacht. Schwer be° zecht begab er sich dann auf den Heimweg. Der Schutzmann be- merkte an einer Straßenecke einen ruhig und harmlos dastehenden Mann, den Eisenbahnschaffner Krause, und er glaubte in ihm einen von jenen Staatsverbrechern zu erkennen, die es gewagt hatten, einen königlich preußischen Schutzmann anzuulken. Laut schrie er über die nächtlich-stille Straße:Das ist ja auch einer von den Halunken, die mich vorhin belästigt haben!" und bald darauf entflohen als höchster Ausfluß seiner Beamtenbildung die Worte dem Gehege seiner Zähne:Sie Schwein, werden Sie machen, daß Sie weggehen!" Krause, im Gefühl seiner Unschuld, blieb ruhig stehen. Der Betrunken« ivantte über die Straße auf ihn zu, packte ihn ani Kragen und warf ihn zu Boden. Der noch immer geduldige Eisenbahner also doch auch wohl ein königlich preußischer Staatsbeamter stand auf und fragte, was denn der Schutzmann eigentlich von ihm wolle. Er sollte es gleich erfahren. Schmidt zog seinen Säbel und er hätte vielleicht den Kopf des Krause gespalten, wenn dieser nicht schützend den linken Arm davor gehalten hätte, so daß ihmnur" drei Finger der linken Hand verletzt wurden; Krause war infolgedessen 15 Tage arbeitsunfähig. Wie groß die Betrunkenheit des Schutzmanns war, geht daraus hervor, daß er bei Ausübung seiner Heldentat selbst zu Falle kam und sich dabei mit der eigenen Waffe eine Verletzung des linken Fußes zuzog, ohne es zu merken. Erst auf der Polizeiwache kam es ihm zum Bewußtsein, daß er heftig blutete. Seinen Kollegen band er nun das Märchen auf, er sei unterwegs von mehreren Per- soncn überfallen und mit einam Messer bearbeitet worden. Kein Wort war daran wahr, wohl aber hatte dieser Schutzmann noch eine weitere Anzahl von harmlosen Straßenpaffanten mit der blanken Waffe bedroht, die sich aber durch eilige Flucht retten tonnten. Charakteristisch ist es nun. daß der Polizeipräsident Dr. BienkodenKonflikterhoben hätte, wenn er nicht der Meinung gewesen wäre, Schmidt habe sich bei seinen Exzessen nicht in Ausübung des DienstxS be- f u n d e n. Das kann doch nichts anderes heißen, als daß Dr. Bienko das Vorgehen des Schutzmannes für gerechtfertigt gehalten bätte, wenn dieser zufällig nicht nach Feierabend, sondern im Dienste solch völlig unberechtigten Gebrauch von seiner Waffe ge- macht hätte! Indessen war das Gericht gerade über diesen Punkt anderer Meinung. Es stellte sich auf den Standpunkt des Angeklagten, der selbst zu seiner Verteidigung den Schutz des Vor- liegenö einar dienstlichen Handlung(!) in An- spruch nahm, und erkannte, daß Schmidt durch die Aufforderung an Krause, sich zu entfernen, den Dienst wieder aufge- » o m m e n habe. Der Staatsanwalt hielt ganze fünfzig Mark für eine ausreichende Sühne! Doch das Gericht glaubte, daß trotz Zubilligung mildernder Umstände einehohe Geldstrafe" er- forderlich sei, und erkannte auf einhundert Mark» 00 für die Säbelhauerei und 10 für den groben Unfug!! Wie milde doch Kreslauer Richter sein können? Modernes Recht. In dem kleinen Landstädtchen MörS   am Niederrhein   fällte daS dortige Schöffengericht vor einigen Tagen ein Urteil, daß zur Em- pörung des gesunden Rechtsempfindens geradezu aufreizt. Eine der größten Zechen am Niederrhein  , die dem fromtnen Millionär Haniel gehörende ZecheRhrinpreuheu", hat neben an- deren die Gesetze mißachtenden Bestimmungen auch die Prügel- strafe(!) eingeführt. Die Zechenfeucrwehr ist dort mit Gummi- schläuchen ausgerüstet, eigens zu dem Zwecke wie der unter An- klage der Mißhandlung mittelst gefährliKen Werkzeuges stehende FeuerwehcmSM Kashär Desern» in seiner Verteidigütig bekannte um sie bei ungebührlichen oder widerspenstigen Benehmen gegen die Arbeiter zu verwenden! Also in aller Form die Prügelstrafe als Zecheneinrichtung I In der Anwendung dieses Mittels war nun aber genannter Feuerwehrmann so weit gegangen, daß der Berg- mann Mataschek, Vater von vier Kindern, neun Wochen lang krank lag und die Sehkraft des einen Auges zum größten Teil einbüßte! Und die Ursache dieser brutalen Mißhandlung? Nach den Angaben des beklagten Feuerwehrmannes sollte Mataschek angetrunken ge- Wesen und der Aufforderung zum Verlassen des Zechenplatzes nicht nachgekommen sein. Etwa zwei Dutzend Zeugen, darunter ein Gendarm und der unmittelbare Vorgesetzte das Mataschek, bekun- deten jedoch eidlich, daß M. nicht betrunken gewesen sei. Mataschek stand auch in seinem vollen Rechte, wenn er der Aufforderung eines xbelicbigen Feuerwehrmannes zum Verlassen des Platzes keine Folge leistete; denn M. wollte seine Arbeitsschicht antreten und mußte den Platz betreten. Außerdem war niemanden bekannt, daß die Feuerwehr gleichzeitig Zechenpolizeidienste zu versehen hat. Lediglich der Sinn der Unterwürfigkeit hatte es bewirkt, daß die Arbeiter sich die Anmaßungen der Feuerwehrleute gefallen lassen, und nur, wenn es gar zu arg wird, muckt hier oder da einer auf. Die meisten gehen, wenn sie glauben, die Zustände nicht mehr er- tragen zu können. Der Feuerwehrmann Deserno hatte also ohne allen Grund und ohne jede moralische oder rechtliche Unterlage den genannten Bergmann   in der scheußlichsten Weise verprügelt, so daß miudestens eine mchrmonatliche Gefängnisstrafe zu er- warten stand, neben den Ansprüchen auf Schadenersatz wegen Schädigung an der Gesundheit. Und wie stellte sich nun die Madame Justitia  , die doch bekannt­lich mit der Binde vor den Augen, ohne Ansehen der Person ihres Amtes waltet, zu diesem brutalen Roheitsakte? Zunächst mußte es schon peinlich berühren, daß der Vorsitzende bei der Bcweisauf nähme nach allen Seiten hin versuchte, herauszubekommen, ob M. nicht doch Wohl betrunken gewesen und ob er nicht doch, wie der Feuerwehrmann behauptete, diesem den Helm vom Kopfe geschlagen habe. Doch bot sich hierfür absolut kein Anhalt. Der Amtsan walt führte dann in seinem Plädoyer aus, es sei durch sämtliche Zeugen erwiesen, daß der Angeklagte Deserno den Hauer Mataschek ohne allen Grund in unverantwortlichster Weise roh mißhandelt habe. Er begreife auch das Verhalten der ZecheNheinpreußen" nicht. Nach feiner Ansicht müßte sie ohne Gummischlauch aus- kommen können, den er(der Herr Amtsanwalt) für völlig über flüssig halte!! Erwiesen sei auch, daß der Feuerwehrmann De- serno den Bergmann Mataschek an der rechtmäßigen Ausübung seines Berufes gewaltsam gehindert habe. Wenn Mataschek aüch Oesterreicher sei, so stehe er doch unter deutschem Schutze, er zahle seine Steuern, und niemand habe ein Recht, ihn an der rechtmäßigen Ausübung seiner Arbeit zu hindern. Für dieüberaus rohe Tat und das rohe Verhalten" beantrage er eine Strafe von-- 60 Marl  !! eventuell für je 5 Mark einen Tag Gefängnis und Tragung der Kosten. Mataschek sei ohne weiteres freizusprechen, da gegen ihn nicht das geringste erwiesen sei. Und nun das Urteil! Das Gericht stellte sich auf den Standpunkt, daß eserwiesen" sei, daß Deserno einRecht" hatte, den Mataschek vom Zechenplatz z« verweisen!! Deserno habe hierbei allerdings seine Befugnisse überschritten. Von Mataschek sei aber aucherwiesen", daß er den Befehl zum Verlassen des Zechenplatzes nicht Folge geleistet habe. Wenn Mataschek geglaubt habe, im Rechte zu sein, so hätte er dennoch dem Befehle des Feuerwehrmannes Folge leisten müssen!! Weil er das nicht getan, sei er wegenHausfriedensbruch" zu be- strafen! Und nun diktierte das Gericht dem brutalen Gummi- schlauchhelden der Rheinpreußenzeche 25 Mark Geldstrafe(II) zu und dem teilweise zum Krüppel geschlagenen Bergmann Ma- taschek 10 Mark. Der Amtsanwalt schlug bei Verkündung des Urteils mit der Hand auf sein Aktenbündel und empört verließen Zuhörer und Zeugen den Gerichtssaal. Aber Klassenjustiz gibt es nicht! Bemerkt sei noch, daß ein Steiger der ZecheRheinpreußew als Schöffe mit fungierte, und daß der Betriebsinspektor der Zeche den Mataschek vor dem Termine zur Zurücknahme des Straf antrages zu bewegen versucht hatte, unter Hinweis darauf, daß die Zeche dann für die neun Wochen seines Krankseins den vollen Schichtlohn zahlen wolle. Im Osten das Junkerregiment mit der Reitpeitsche, im Westen das Herrenmenschentum unter dem Schutze des Gummischlauchesl Fürwahr, einegöttliche" Weltordnung I Mit tränenerstickter Stimme meinte der bis dahin chriftlich-demütige Bergmann beim Verlassen des Gerichtssaales:'Wer ihm jetzt noch einmal etwas von einem gerechten Gott erzählen wolle, deur   i verde er ins Gesicht spucken l WohlfahrtSwohnnngen. Eine eigenartige Auslegung des Begriffs HauSfriedenSbr u-ch konstruierte das Schöffengericht in Deimern Horst. Der Hilfskassierer der örtlichen Verwaltung des Textilarbeiter Verbandes hatte ein Strafmandat von 10 M. erhalten, weil er trotz eines von einem Beauftragten der Fabrikbesitzer an iha ergangenen Verbotes die Juteftraße und die Häuser derselben betreten halte. Es wurde gerichtliche Entscheidung beantragt. Das Schöffengericht kam zu dem Urteil, es liege Hausfriedensbruch vor. In der Begründung wurde ausgeführt, die Bewohner der Fabrikhäuser hätten dadurch, daß sie stillschweigend geschehen ließen, daß von der Fabrikleitung eine Warnungstafel am Eingange der Straße angebracht wurde, nach der das Betreten Unbefugter verboten sei, verwirkt, selbst das Haus recht auszuüben, dieses vielinehr dadurch der Fabrikleitung resp. deren Beauftragten überlassen. Sonnt habe diese das Recht, Personen das Betrelen der Straße und Häuser zu verbieten.--- Gegen dieses Urteil ist natürlich Berufung eingelegt. Vermischtes. Ein trauriges Pfingstfest feierte die Familie des Strommeisters Cadin am Hafen zu Ucckermünde. Cadin war am Abend des ersten Feiertages mit seiner jungen Frau und deren verheirateten Schwester, die aus Rügen zum Besuch in Ucckermünde weilte, in die Stadt gefahren. Nach fröhlich verlebten Stunden kehrten die drei in animierter Stimmung in ihrem Boote nach Hause zurück. Unterwegs niemand kann die Ursache des traurigen Vorfalles angeben kenterte das Boot und alle drei Insassen ertranken. Die Frauen hinterlassen beide zwei Kinder in den ersten Lebensjahren. Der Schwager d«S Herrn Cadin, der gestern seine Zirau und die Kinder nach Rügen abholen wollte, mußte einsam mit den beiden mutterlosen Kindern die Rückfahrt antreten. Ei» schweres Eisenbahnunglück. Aus Novara   wird unterm 8. Juni telegraphiert: In Roccapietra in der Nähe von Varallo   stieß heute nachmittag ein Passagierzug mit einem Güterzuge zusammen. Vier Personen wurden getötet, fünfzig verletzt. Ein Hilfszug mit Aerzten ist abgegangen. Ein weiteres Telegramm besagt: Novara  , 8. Jum. Der von Varalla kommende Personenzug war mit Pilgern besetzt, welche die Kirche der gekrönten Jungfrau besucht hatten. Infolge eineö Maschinendefekts war der Zug im Bahnhof Roccapietra liegen geblieben. Der ankommende Güterzug stieß mit Wucht gegen den letzten Wagen und schob diesen über die anderen. Die, Getöteten Und Vorwnndcten sind sämtlich Italiener aus Varallo und Umgegend. Nach den bisher vorliegenden Nachrichten sind zwei Männer und zwei Frauen tot, 65 Personen sind verwundet, darunter mehrere schwer. Eine spätere Mitteilung lautet: Novara  , 8. Juni. Die Zahl der bei dem Eisenbahnunglück von Roccapietra Getöteten beträgt bis jetzt 9, nachdem von den 7 Schwer» verwundeten, die nach dem Spital zu Varallo   gebracht werden sollten, noch vier auf dem Transport gestorben sind. Zweiund- zwanzig Verwundete wurden in Novara  , die übrigen in der Pfarr- tirche zu Roccapietra untergebracht. Ein Hilfszug mit Aerzten und zwei Kompagnien Soldaten, denen sich der Bürgermeister von Novara   anschloß, ist nach Roccapietra abgegangen. Ueber eine Familientragödie wird aus Dresden   berichtet: Der im Hause Scbnitzer Straße 50 wohnhafte Mechanikergehilfe Alfred Janett hat heute früh seine Frau und seine beiden Kinder erschlagen und sich dann selbst erhängt. Bei der Entdeckung des Verbrechens gaben die Frau und ein Kind noch schwache Lebens- zeichen von sich und wurden nach dem Krankenhause gebracht. Ihr Zustand ist aber hoffnungslos. DaS Motiv zu der Tat ist noch un- bekannt. Entgleist. In der Nähe der Station Singen entgleiste ein Güterzug. Der Lokomotivführer und der Heizer sind tot, ein Schaffner verletzt. Der Materialschaden ist unbedeutend. Nnwetternachrichten. Während der Pfingstfciertage sind über ganz Tirol schwere Unwetter niedergegangen, die großen Schaden verursachten. Drei Lokalbahnen mußten den Verkehr einstellen. Auf der Stubaital- bahn   verursachte das Regenwetter einen Dammrutsch, indem bei dem Bahnhof Gerberbach der Bahndamm samt der Stützmauer in 35 Meter Länge auf die Brenner-Straße stürzte; der Verkehr ist auf ungefähr acht Tage unterbrochen. Die Bahn auf den Ritten bei Oberbozen   mußte infolge Störung in der elektrischen Kraft- leitung den Verkehr einstellen. Die Bregenzer Waldbahn   ist in» folge des gemeldeten Felssturzes gesperrt. Weitere Meldungen besagen: Wien  , 7. Juni. Die Stadt Mödling   wurde gestern nachmittag von einer furchtbaren Wetter- katastrophe heimgesucht. Ein Wolkenbruch setzte innerhalb einer halben Stunde alle Straßen unter Wasser. Keller- und- Souterrainwohnungen mußten geräumt werden. Durch einer» später niedergehenden Hagelschlag wurden viele Fensterscheiben zertrümmert. Die Schloffen erreichten die Größe einer Wallnuß. Auch in den Weinbergen richtete der Hagel enormen Schaden an, ebenso in den Gärten und an den Obstbäumen. Innsbruck. 7. Juni. In Bruneck   und Auherfern gingen am Sonnabend heftige Unwetter mit Hagel nieder. In Bruncck ist die ganze Ernte ver- nichtet. Die Hagelschlossen lagen stellenweise 20 Zentimeter hoch, viele Wildbäche sind aus den Ufern getreten. Der Schaden ist sehr hoch. In Außerfern   ist der Verkehr stellenweise unter- brachen. Oedenburg. Furchtbare Wolkenbrüche entluden sich gestern und heute über Oedenburg. Durch Blitzschlag wurden mehrere Gebäude in Brand gesetzt. Wien  , 6. Juni. Ueber Wien und Umgegend ging gestern ein schweres Gewitter, verbunden mit wolkenbruchartigem Regen, nieder, das erheblichen Schaden anrichtete. Einzelne Stratzenteile wurden unter Wasser gesetzt und tiefer gelegene Wohnungen überschwemmt. Besonders arg hauste das Unwetter iim Wientale. Erheblich war der Temperatur- rückgang auf den Berghöhen. In Höhen über 300 Meter traten Frost und Schneefall ein. Brüx  , 6. Juni. Gestern nachmittag ging über Brüx   und Umgebung ein schweres, mit Wolkenbruch und Hagelschlag verbundenes Unwetter nieder, dem weite Flächen Getreidesaaten zum Opfer fielen. In Hochenofen wurden zwei Personen durch Blitzschlag getötet. Ein schweres Bootsunglück auf der Jade. Bei der Insel! Wangerooge   waren am Freitag Mannschaften vom Strombaurcssort der Werft Wilhelmshaven   mit der Ausbesserung der Seezeichen be- schäftigt. Infolge hohen Seeganges schlug das Boot, in dem die Leute zur Peilbarkasse zurückkehrten, um. Fünf der Insassen kann» ten sich an dem Boote festhalten und wurden später von der Bar- lasse gerettet, während die übrigen drei, die Matrosen Miethbaucc aus Wilhelmshaven  , Loger aus Großefchn und Kolbe aus Anger- münde, ertranken. Die beiden ersten sind Familienväter. Die Versuche zur Bergung der Leichen sind erfolglos geblieben. Der geistesgestörte Oberst in der Kaserne. Bordeaux  , 8. Juni. Der frühere Oberst des 138. Jnfanterie-Regiments in Bellac  , Boulcnger, traf am Sonnabend unverhofft in der 5iaserne seines früheren Regiments ein und befahl die sofortige Mobilmachung des Regiments. Es waren bereits verschiedene Kompagnien an- getreten, als man merkte, daß der frühere Oberst geistesgestört war. Verschiedene Offiziere versuchten,. ihn zu beruhigen, aber der Oberst erklärte, er müsse mit seinem Regiment nach Paris  , um die Asche Zolas aus dem Pantheon zu entfernen. Ein verheerender Wirbelstnrm wütete am 5. Juni im süd- lichen Nebraska   und im nördlichen Kansas  . Ein weites Gebiet liegt verwüstet. 21 Menschen wurden getötet. 75 Häuser liegen in Byron, Geneva und anderen Städten in Trümmern, wohin obdachlose Farmer, von Schrecken ergriffen, geflohen waren, um Zuflucht zu finden. In Gladftone(Kolorado  ) schätzt man die Zahl der nmS Leben Gekommenen auf 23. Im Goldking-Bergwcrk drangen nach einer Explosion schlagender Wetter 34 Bergleute in die Grube, um 3 vermißte Kameraden zu retten. Nur 14 sind zurückgekehrt, die übrigen wurden, wie Man glaubt, von Gaseq überrascht und fanden den Tod. Tozialdemokrati Heute abend 8 Uhr l scher Lese» und DiskutierNubHeinrich Heine  «, ei Bolze, Nodenbergstr. 8. Söltteningsi, verficht vom 9. Juni 1908, morgens 8 Uhr. Swlnemde Hamburg erltn a.M. en Wien  Aranss.o Münche Ii L° Ii i o tttR 764 SW 765 WSW 765 WRW 767 WSW 767 SW 765 A 3 bedeckt 4 wolkig 3 bedeckt 2 wolkig 5 bedeckt 2 bedeckt Wetterprognose fitr Mittwoch, de» 10. Jnni 1908. Zeilweise aufklarend, vorwiegend trübe mit etwas Regen, mäßigen wessitchen Winden und wenig veränderter Temperatur. »erltner letterbureau. Wafserstands-Rachrichte» der LandeZanstalt für Gewässerkunde, mitgeteilt vom Berliner   Wettcrbureau. Wassersiand Memel, Tilsit Vre g cl, Jniterburg Weichs e l, Thor» Oder  , Natibor . Krassen , Frantsurt Warthe, Schrimm  , Landsberg  Netze, Vordamm Elbe, Leitmeritz  , Dresden  , Barby  . Magdeburg  Wasserstand Saale  , Grochlitz Havel  , Spandan') . Rathenow  ') Spree  , Spremberg  ') » Becskow Weser, Münden Minden Rhein  , MaximilianSau . Knuö , Köln Neckar, Hellbronn Main, Wertheim  Moiel. Trier