inspevor selbst hat die Bescheinigung ausgestellt. Im Verein miteinigen Anverwandten bringen die betrübten Eltern die kleine Leichezur festgesetzten Zeit auf den Friedhof; besonders schmerzerfüllt, daja ihr Kind in die„Armenreihe" gebettet werden soll! Kein Hügelsoll die Stätte der Ruhe dieser„Armen" zieren!Verwundert sieht der Kirchhofsinspektor dem Transport zu, der-geblich suchen die Eltern die offene Gruft, die ihr Kind aufnehmensoll. Da stellt es sich heraus, daß die Bestellung vergessen ist. Aberder Herr Kirchhofsinspektor weiß Rat.„Na, es ist ja eine Armen-leiche; stellen Sie dieselbe in die Halle; morgen kann gleich eineGruft gemacht werden." Erst auf das eindringliche Zureden desLeichengefolges und auf den Vorweis der vom Inspektor selbst be-stätigten Anmeldebescheinigung wurde veranlaßt, daß sich endlichvier Arbeiter daran machten, angesichts der Trauernden eine Gruftauszuschachten. Um 6 Uhr anstatt um 5 Uhr ging die Beerdigungvon statten.Könnte eine solche„Vergeßlichkeit" oder eine solche Zumutungan die Hinterbliebenen wie in diesem Falle sich auch ereignen, wennes sich nicht um eine„Armenleiche" handelt?Spandau.Parteigenossen! Der Wahlakt ist für uns erledigt. Sich nochan der Stichwahl der Wahlmänner zu beteiligen, würde Zeit undGeldverschwendung sein.In der ersten Abteilung gaben von 632 eingeschriebenenWählern 330 ihre Stimme ab. Davon erhielten: Konservative 138,vereinigte Liberale 163, Sozialdemokraten 13, zersplittert 4 Stimmen.Gewählt wurden Wahlmänner: Konservative 56, vereinigte Liberale27, Sozialdemokraten 0,— Stichwahlen 11.In der zweiten Abteilung gaben von 3553 eingeschriebenenWählern 2001 ihre Stimme ab. Davon erhielten: Konservative 1057,Vereinigte Liberalen 608, Sozialdemokraten 245. Zentrum 32, zer-splittert 53 Stimmen. Gewählt wurden Wahlmänner: Konser-vative 54, Vereinigte Liberalen 7, Sozialdemokraten 0, Zenttum 0,Stichwahlen 32.In der dritten Abteilung sttmmten von 11 748 eingeschriebenenWählern 6129. Davon erhielten: Konservative 2330, VereinigteLiberalen 1445, Sozialdemokraten 1654, Zentrum 280, zersplittert360 Stimmen. Gewählt wurden Wablmänner: Konservative 22,Vereinigte Liberale 0, Sozialdemokraten 6, Zentrum 0, Stichtwählen 66.Insgesamt wurden Stimmen abgegeben:-..»s-,..«.-«gLf1. Abteilung 138 169 192.. 1057 608 2453.. 2890 1445 1654Zentrum08228031219183 Abteilungen: KomSumnia 3645 2222und erhielten Wahlmänner in allenservative 132, Vereinigte Liberale 34, Sozialdemokraten 6,"Zentrum 0.An Stichwahlen würden wir beteiligt sein zweimal mit ze 2 Wahl-männern in der 2. Abteilung und 25 mal mit je zwei Wahlmänuernin der 3. Abteilung. Das Durchbringen einiger Wahlmänner ändertan dem Gesamtresultat nichts, eS empfiehlt sich deshalb Stimm-enthaltung.________Gerichte-Zeitung.Ter Ruhm des Breslaner Hanbabhackersscheint seinem dortigen Kollegen Hermann Schmidt keine Ruhe ge-lassen zu haben. Dieser 28jährige Schutzmann, der seit etwa dreiJahren dem Kommando des Herrn Dr. Bienko unterstellt undbereits beim Militär einmal zu 3 Wochen Mittelarrest verurteiltworden'ist, zierte am Pfingstsonnabend die Anklagebank derl. Breslauer Strafkammer, vor der er sich wegen Körperverletzungin Ausübung seines Amtes und groben Unfugs zu verant-Worten hatte.Schmidt hatte sich am 6. Dezember gleich nach Beendigungseines Dienstes in einem Restaurant eingefunden, und da dort einMann mit großem Portemonnaie die Anwesenden freihielt, so hatteSchmidt von 7 bis nach 11 Uhr wacker mitgemacht. Schwer be°zecht begab er sich dann auf den Heimweg. Der Schutzmann be-merkte an einer Straßenecke einen ruhig und harmlos dastehendenMann, den Eisenbahnschaffner Krause, und er glaubte in ihm einenvon jenen Staatsverbrechern zu erkennen, die es gewagt hatten,einen königlich preußischen Schutzmann anzuulken. Laut schrie erüber die nächtlich-stille Straße:„Das ist ja auch einer von denHalunken, die mich vorhin belästigt haben!" und bald daraufentflohen als höchster Ausfluß seiner Beamtenbildung die Wortedem Gehege seiner Zähne:„Sie Schwein, werden Sie machen,daß Sie weggehen!" Krause, im Gefühl seiner Unschuld, blieb ruhigstehen. Der Betrunken« ivantte über die Straße auf ihn zu,packte ihn ani Kragen und warf ihn zu Boden. Dernoch immer geduldige Eisenbahner— also doch auch wohl einköniglich preußischer Staatsbeamter— stand auf und fragte, wasdenn der Schutzmann eigentlich von ihm wolle. Er sollte es gleicherfahren. Schmidt zog seinen Säbel und er hätte vielleicht den Kopfdes Krause gespalten, wenn dieser nicht schützend den linken Armdavor gehalten hätte, so daß ihm„nur" drei Finger der linken Handverletzt wurden; Krause war infolgedessen 15 Tage arbeitsunfähig.Wie groß die Betrunkenheit des Schutzmanns war, geht daraushervor, daß er bei Ausübung seiner Heldentat selbst zu Falle kamund sich dabei mit der eigenen Waffe eine Verletzung des linkenFußes zuzog, ohne es zu merken. Erst auf der Polizeiwache kames ihm zum Bewußtsein, daß er heftig blutete. Seinen Kollegenband er nun das Märchen auf, er sei unterwegs von mehreren Per-soncn überfallen und mit einam Messer bearbeitet worden. KeinWort war daran wahr, wohl aber hatte dieser Schutzmannnoch eine weitere Anzahl von harmlosen Straßenpaffanten mit derblanken Waffe bedroht, die sich aber durch eilige Flucht rettentonnten.Charakteristisch ist es nun. daß der PolizeipräsidentDr. BienkodenKonflikterhoben hätte, wenn er nichtder Meinung gewesen wäre, Schmidt habe sich bei seinenExzessen nicht in Ausübung des DienstxS be-f u n d e n. Das kann doch nichts anderes heißen, als daß Dr.Bienko das Vorgehen des Schutzmannes für gerechtfertigt gehaltenbätte, wenn dieser zufällig nicht nach Feierabend, sondern imDienste solch völlig unberechtigten Gebrauch von seiner Waffe ge-macht hätte!Indessen war das Gericht gerade über diesen Punkt andererMeinung. Es stellte sich auf den Standpunkt des Angeklagten, derselbst zu seiner Verteidigung den Schutz des Vor-liegenö einar dienstlichen Handlung(!) in An-spruch nahm, und erkannte, daß Schmidt durch die Aufforderungan Krause, sich zu entfernen, den Dienst wieder aufge-» o m m e n habe. Der Staatsanwalt hielt ganze fünfzig Markfür eine ausreichende Sühne! Doch das Gericht glaubte, daß trotzZubilligung mildernder Umstände eine„hohe Geldstrafe" er-forderlich sei, und erkannte auf— einhundert Mark» 00 für dieSäbelhauerei und 10 für den groben Unfug!!Wie milde doch Kreslauer Richter sein können?Modernes Recht.In dem kleinen Landstädtchen MörS am Niederrhein fällte daSdortige Schöffengericht vor einigen Tagen ein Urteil, daß zur Em-pörung des gesunden Rechtsempfindens geradezu aufreizt.Eine der größten Zechen am Niederrhein, die dem fromtnenMillionär Haniel gehörende Zeche„Rhrinpreuheu", hat neben an-deren die Gesetze mißachtenden Bestimmungen auch die Prügel-strafe(!) eingeführt. Die Zechenfeucrwehr ist dort mit Gummi-schläuchen ausgerüstet, eigens zu dem Zwecke— wie der unter An-klage der Mißhandlung mittelst gefährliKen Werkzeuges stehendeFeuerwehcmSM Kashär Desern» in seiner Verteidigütig bekannte— um sie bei ungebührlichen oder widerspenstigen Benehmen gegendie Arbeiter zu verwenden! Also in aller Form die Prügelstrafeals Zecheneinrichtung I In der Anwendung dieses Mittels war nunaber genannter Feuerwehrmann so weit gegangen, daß der Berg-mann Mataschek, Vater von vier Kindern, neun Wochen lang kranklag und die Sehkraft des einen Auges zum größten Teil einbüßte!Und die Ursache dieser brutalen Mißhandlung? Nach den Angabendes beklagten Feuerwehrmannes sollte Mataschek angetrunken ge-Wesen und der Aufforderung zum Verlassen des Zechenplatzes nichtnachgekommen sein. Etwa zwei Dutzend Zeugen, darunter einGendarm und der unmittelbare Vorgesetzte das Mataschek, bekun-deten jedoch eidlich, daß M. nicht betrunken gewesen sei. Mataschekstand auch in seinem vollen Rechte, wenn er der Aufforderung einesxbelicbigen Feuerwehrmannes zum Verlassen des Platzes keineFolge leistete; denn M. wollte seine Arbeitsschicht antreten undmußte den Platz betreten. Außerdem war niemanden bekannt,daß die Feuerwehr gleichzeitig Zechenpolizeidienste zu versehen hat.Lediglich der Sinn der Unterwürfigkeit hatte es bewirkt, daß dieArbeiter sich die Anmaßungen der Feuerwehrleute gefallen lassen,und nur, wenn es gar zu arg wird, muckt hier oder da einer auf.Die meisten gehen, wenn sie glauben, die Zustände nicht mehr er-tragen zu können. Der Feuerwehrmann Deserno hatte also ohneallen Grund und ohne jede moralische oder rechtliche Unterlageden genannten Bergmann in der scheußlichsten Weise verprügelt,so daß miudestens eine mchrmonatliche Gefängnisstrafe zu er-warten stand, neben den Ansprüchen auf Schadenersatz wegenSchädigung an der Gesundheit.Und wie stellte sich nun die Madame Justitia, die doch bekanntlich mit der Binde vor den Augen, ohne Ansehen der Person ihresAmtes waltet, zu diesem brutalen Roheitsakte? Zunächst mußtees schon peinlich berühren, daß der Vorsitzende bei der Bcweisaufnähme nach allen Seiten hin versuchte, herauszubekommen, ob M.nicht doch Wohl betrunken gewesen und ob er nicht doch, wie derFeuerwehrmann behauptete, diesem den Helm vom Kopfe geschlagenhabe. Doch bot sich hierfür absolut kein Anhalt. Der Amtsanwalt führte dann in seinem Plädoyer aus, es sei durch sämtlicheZeugen erwiesen, daß der Angeklagte Deserno den Hauer Mataschekohne allen Grund in unverantwortlichster Weise roh mißhandelthabe. Er begreife auch das Verhalten der Zeche„Nheinpreußen"nicht. Nach feiner Ansicht müßte sie ohne Gummischlauch aus-kommen können, den er(der Herr Amtsanwalt) für völlig überflüssig halte!! Erwiesen sei auch, daß der Feuerwehrmann De-serno den Bergmann Mataschek an der rechtmäßigen Ausübung seinesBerufes gewaltsam gehindert habe. Wenn Mataschek aüch Oesterreichersei, so stehe er doch unter deutschem Schutze, er zahle seine Steuern,und niemand habe ein Recht, ihn an der rechtmäßigen Ausübungseiner Arbeit zu hindern. Für die„überaus rohe Tat und dasrohe Verhalten" beantrage er eine Strafe von-- 60 Marl!!eventuell für je 5 Mark einen Tag Gefängnis und Tragung derKosten. Mataschek sei ohne weiteres freizusprechen, da gegen ihnnicht das geringste erwiesen sei.Und nun das Urteil!Das Gericht stellte sich auf den Standpunkt, daß es„erwiesen"sei, daß Deserno ein„Recht" hatte, den Mataschek vom Zechenplatzz« verweisen!! Deserno habe hierbei allerdings seine Befugnisseüberschritten. Von Mataschek sei aber auch„erwiesen", daß er denBefehl zum Verlassen des Zechenplatzes nicht Folge geleistet habe.Wenn Mataschek geglaubt habe, im Rechte zu sein, so hätte erdennoch dem Befehle des Feuerwehrmannes Folge leisten müssen!!Weil er das nicht getan, sei er wegen„Hausfriedensbruch" zu be-strafen!— Und nun diktierte das Gericht dem brutalen Gummi-schlauchhelden der Rheinpreußenzeche— 25 Mark Geldstrafe(II)zu und dem teilweise zum Krüppel geschlagenen Bergmann Ma-taschek 10 Mark. Der Amtsanwalt schlug bei Verkündung desUrteils mit der Hand auf sein Aktenbündel und empört verließenZuhörer und Zeugen den Gerichtssaal.Aber Klassenjustiz gibt es nicht!Bemerkt sei noch, daß ein Steiger der Zeche„Rheinpreußewals Schöffe mit fungierte, und daß der Betriebsinspektor der Zecheden Mataschek vor dem Termine zur Zurücknahme des Strafantrages zu bewegen versucht hatte, unter Hinweis darauf, daßdie Zeche dann für die neun Wochen seines Krankseins den vollenSchichtlohn zahlen wolle.Im Osten das Junkerregiment mit der Reitpeitsche, im Westendas Herrenmenschentum unter dem Schutze des GummischlaucheslFürwahr, eine„göttliche" Weltordnung I Mit tränenerstickterStimme meinte der bis dahin chriftlich-demütige Bergmann beimVerlassen des Gerichtssaales:'Wer ihm jetzt noch einmal etwas voneinem gerechten Gott erzählen wolle, deur i verde er•— insGesicht spucken lWohlfahrtSwohnnngen.Eine eigenartige Auslegung des BegriffsHauSfriedenSbr u-ch konstruierte das Schöffengericht in DeimernHorst. Der Hilfskassierer der örtlichen Verwaltung des TextilarbeiterVerbandes hatte ein Strafmandat von 10 M. erhalten, weil er trotzeines von einem Beauftragten der Fabrikbesitzer an iha ergangenenVerbotes die Juteftraße und die Häuser derselben betreten halte. Eswurde gerichtliche Entscheidung beantragt. Das Schöffengericht kamzu dem Urteil, es liege Hausfriedensbruch vor. In der Begründungwurde ausgeführt, die Bewohner der Fabrikhäuser hätten dadurch,daß sie eö stillschweigend geschehen ließen, daß von der Fabrikleitungeine Warnungstafel am Eingange der Straße angebracht wurde, nachder das Betreten Unbefugter verboten sei, verwirkt, selbst das Hausrecht auszuüben, dieses vielinehr dadurch der Fabrikleitung resp. derenBeauftragten überlassen. Sonnt habe diese das Recht, Personendas Betrelen der Straße und Häuser zu verbieten.--- Gegen diesesUrteil ist natürlich Berufung eingelegt.Vermischtes.Ein trauriges Pfingstfest feierte die Familie des StrommeistersCadin am Hafen zu Ucckermünde. Cadin war am Abend des erstenFeiertages mit seiner jungen Frau und deren verheiratetenSchwester, die aus Rügen zum Besuch in Ucckermünde weilte, in dieStadt gefahren. Nach fröhlich verlebten Stunden kehrten die dreiin animierter Stimmung in ihrem Boote nach Hause zurück.Unterwegs— niemand kann die Ursache des traurigen Vorfallesangeben— kenterte das Boot und alle drei Insassen ertranken. DieFrauen hinterlassen beide zwei Kinder in den ersten Lebensjahren.Der Schwager d«S Herrn Cadin, der gestern seine Zirau und dieKinder nach Rügen abholen wollte, mußte einsam mit den beidenmutterlosen Kindern die Rückfahrt antreten.Ei» schweres Eisenbahnunglück.Aus Novara wird unterm 8. Juni telegraphiert: InRoccapietra in der Nähe von Varallo stieß heute nachmittag einPassagierzug mit einem Güterzuge zusammen. Vier Personenwurden getötet, fünfzig verletzt. Ein Hilfszug mit Aerzten istabgegangen.— Ein weiteres Telegramm besagt: Novara, 8. Jum.Der von Varalla kommende Personenzug war mit Pilgern besetzt,welche die Kirche der gekrönten Jungfrau besucht hatten. Infolgeeineö Maschinendefekts war der Zug im Bahnhof Roccapietraliegen geblieben. Der ankommende Güterzug stieß mit Wuchtgegen den letzten Wagen und schob diesen über die anderen. Die,Getöteten Und Vorwnndcten sind sämtlich Italiener aus Varallound Umgegend. Nach den bisher vorliegenden Nachrichten sindzwei Männer und zwei Frauen tot, 65 Personen sind verwundet,darunter mehrere schwer.— Eine spätere Mitteilung lautet:Novara, 8. Juni. Die Zahl der bei dem Eisenbahnunglück vonRoccapietra Getöteten beträgt bis jetzt 9, nachdem von den 7 Schwer»verwundeten, die nach dem Spital zu Varallo gebracht werdensollten, noch vier auf dem Transport gestorben sind. Zweiund-zwanzig Verwundete wurden in Novara, die übrigen in der Pfarr-tirche zu Roccapietra untergebracht. Ein Hilfszug mit Aerztenund zwei Kompagnien Soldaten, denen sich der Bürgermeister vonNovara anschloß, ist nach Roccapietra abgegangen.Ueber eine Familientragödie wird aus Dresden berichtet:Der im Hause Scbnitzer Straße 50 wohnhafte MechanikergehilfeAlfred Janett hat heute früh seine Frau und seine beiden Kindererschlagen und sich dann selbst erhängt. Bei der Entdeckung desVerbrechens gaben die Frau und ein Kind noch schwache Lebens-zeichen von sich und wurden nach dem Krankenhause gebracht. IhrZustand ist aber hoffnungslos. DaS Motiv zu der Tat ist noch un-bekannt.Entgleist. In der Nähe der Station Singen entgleiste einGüterzug. Der Lokomotivführer und der Heizer sind tot, einSchaffner verletzt. Der Materialschaden ist unbedeutend.Nnwetternachrichten.Während der Pfingstfciertage sind über ganz Tirol schwereUnwetter niedergegangen, die großen Schaden verursachten. DreiLokalbahnen mußten den Verkehr einstellen. Auf der Stubaital-bahn verursachte das Regenwetter einen Dammrutsch, indem beidem Bahnhof Gerberbach der Bahndamm samt der Stützmauer in35 Meter Länge auf die Brenner-Straße stürzte; der Verkehr istauf ungefähr acht Tage unterbrochen. Die Bahn auf den Rittenbei Oberbozen mußte infolge Störung in der elektrischen Kraft-leitung den Verkehr einstellen. Die Bregenzer Waldbahn ist in»folge des gemeldeten Felssturzes gesperrt.Weitere Meldungen besagen: Wien, 7. Juni. Die StadtMödling wurde gestern nachmittag von einer furchtbaren Wetter-katastrophe heimgesucht. Ein Wolkenbruch setzte innerhalbeiner halben Stunde alle Straßen unter Wasser. Keller- und-Souterrainwohnungen mußten geräumt werden. Durch einer»später niedergehenden Hagelschlag wurden viele Fensterscheibenzertrümmert. Die Schloffen erreichten die Größe einer Wallnuß.Auch in den Weinbergen richtete der Hagel enormen Schaden an,ebenso in den Gärten und an den Obstbäumen.— Innsbruck.7. Juni. In Bruneck und Auherfern gingen am Sonnabend heftigeUnwetter mit Hagel nieder. In Bruncck ist die ganze Ernte ver-nichtet. Die Hagelschlossen lagen stellenweise 20 Zentimeter hoch,viele Wildbäche sind aus den Ufern getreten. Der Schaden istsehr hoch. In Außerfern ist der Verkehr stellenweise unter-brachen.— Oedenburg. Furchtbare Wolkenbrüche entluden sichgestern und heute über Oedenburg. Durch Blitzschlag wurdenmehrere Gebäude in Brand gesetzt.— Wien, 6. Juni. UeberWien und Umgegend ging gestern ein schweres Gewitter, verbundenmit wolkenbruchartigem Regen, nieder, das erheblichen Schadenanrichtete. Einzelne Stratzenteile wurden unter Wasser gesetztund tiefer gelegene Wohnungen überschwemmt. Besonders arghauste das Unwetter iim Wientale. Erheblich war der Temperatur-rückgang auf den Berghöhen. In Höhen über 300 Meter tratenFrost und Schneefall ein.— Brüx, 6. Juni. Gestern nachmittagging über Brüx und Umgebung ein schweres, mit Wolkenbruchund Hagelschlag verbundenes Unwetter nieder, dem weite FlächenGetreidesaaten zum Opfer fielen. In Hochenofen wurden zweiPersonen durch Blitzschlag getötet.Ein schweres Bootsunglück auf der Jade. Bei der Insel!Wangerooge waren am Freitag Mannschaften vom Strombaurcssortder Werft Wilhelmshaven mit der Ausbesserung der Seezeichen be-schäftigt. Infolge hohen Seeganges schlug das Boot, in dem dieLeute zur Peilbarkasse zurückkehrten, um. Fünf der Insassen kann»ten sich an dem Boote festhalten und wurden später von der Bar-lasse gerettet, während die übrigen drei, die Matrosen Miethbauccaus Wilhelmshaven, Loger aus Großefchn und Kolbe aus Anger-münde, ertranken. Die beiden ersten sind Familienväter. DieVersuche zur Bergung der Leichen sind erfolglos geblieben.Der geistesgestörte Oberst in der Kaserne. Bordeaux, 8. Juni.Der frühere Oberst des 138. Jnfanterie-Regiments in Bellac,Boulcnger, traf am Sonnabend unverhofft in der 5iaserne seinesfrüheren Regiments ein und befahl die sofortige Mobilmachungdes Regiments. Es waren bereits verschiedene Kompagnien an-getreten, als man merkte, daß der frühere Oberst geistesgestörtwar. Verschiedene Offiziere versuchten,. ihn zu beruhigen, aberder Oberst erklärte, er müsse mit seinem Regiment nach Paris,um die Asche Zolas aus dem Pantheon zu entfernen.Ein verheerender Wirbelstnrm wütete am 5. Juni im süd-lichen Nebraska und im nördlichen Kansas. Ein weites Gebietliegt verwüstet. 21 Menschen wurden getötet. 75 Häuser liegenin Byron, Geneva und anderen Städten in Trümmern, wohinobdachlose Farmer, von Schrecken ergriffen, geflohen waren, umZuflucht zu finden. In Gladftone(Kolorado) schätzt man die Zahlder nmS Leben Gekommenen auf 23. Im Goldking-Bergwcrkdrangen nach einer Explosion schlagender Wetter 34 Bergleute indie Grube, um 3 vermißte Kameraden zu retten. Nur 14 sindzurückgekehrt, die übrigen wurden, wie Man glaubt, von Gaseqüberrascht und fanden den Tod.TozialdemokratiHeute abend 8 Uhr lscher Lese» und DiskutierNub„Heinrich Heine«,ei Bolze, Nodenbergstr. 8.Söltteningsi, verficht vom 9. Juni 1908, morgens 8 Uhr.SwlnemdeHamburgerltna.M.enWienAranss.oMüncheIiL°Iii o■tttR764 SW765 WSW765 WRW767 WSW767 SW765 A3 bedeckt4 wolkig3 bedeckt2 wolkig5 bedeckt2 bedecktWetterprognose fitr Mittwoch, de» 10. Jnni 1908.Zeilweise aufklarend, vorwiegend trübe mit etwas Regen, mäßigenwessitchen Winden und wenig veränderter Temperatur.»erltnerletterbureau.Wafserstands-Rachrichte»der LandeZanstalt für Gewässerkunde, mitgeteilt vomBerliner Wettcrbureau.WassersiandMemel, TilsitVre g cl, JniterburgWeichs e l, Thor»Oder, Natibor. Krassen, FrantsurtWarthe, Schrimm, LandsbergNetze, VordammElbe, Leitmeritz, Dresden, Barby. MagdeburgWasserstandSaale, GrochlitzHavel, Spandan'). Rathenow')Spree, Spremberg')» BecskowWeser, MündenMindenRhein, MaximilianSau. Knuö, KölnNeckar, HellbronnMain, WertheimMoiel. Trier