Nr. 134. 25. Iahrgaag.3. SkillP Ks Jütaiirts" Attlim KIIlsblMDoamstag. 11. Inn! 1908.Lerliner I�acKricKten.Automobilfexerei.Unter dem offiziellen Namen„Prinz Heinrich-Fahrt" hatam dritten Pfingftfeiertag in aller Herrgottsfrühe eine jenersportlichen Automobilrasereien begonnen, deren hervorstechendstes Merkmal in der Regel bildet, daß unterwegs einpaar harmlose Chausseegänger tot oder doch zu Krüppelngefahren werden. Mehrere tausend Menschen, vorwiegendsolche, die die Nacht zum Tage zu machen pflegen, hatten sichbeim Start auf der Tempelhofer Chaussee eingefunden, trotzdes atembeklemmenden Gestanks, den nicht weniger als 130auf kurzer Sttecke versammelte Benzinkasten verursachten.Gendarmen zu Fuß und hoch zu Roß zeigten, daßsie mindestens dasselbe leisten können wie ihre Be-rufskollegen an der Spree. Die Kapelle eines Garde-regiments konzertierte. Mehrere hundert Offiziere inZivil waren als aktive und passive Teilnehmer vertreten. Undzwischen der„Gesellschaft" bewegte sich ungeniert, mit demletzten überlauten Aufflackern nach durchlebter Nacht, die Halb-Welt d Friedrichstraße. Vielfach wurde ein am Abend zuvoreingelaufenes Telegramm jenes hohen Herrn, der dem sportlichenEreignis seinen Namen geliehen hat, erörtert.„Vorsichtigfahren," warnte der Draht. Aber das hat erfahrungsgemäßin der Praxis nicht viel zu bedeuten. Am ersten Tage dieserSiebentagefahrt nimmt man sich vielleicht noch etwas in acht.Dann steigt die Sportswüttgkeit immer höher, um schließlichin ein wahnsinniges Chausseerasen auszuarten. Alles rennt,rettet, flüchtet... Fäuste ballen sich in ohnmächtiger Wut.Derbe Flüche sausen unschädlich den in dichten Staubwolkenwie der Blitzzug vorüberjagenden Sportfexen nach. Das Hohn-gelächter der Rasenden verhallt im Winde. Tierleiber werdenmittendurch geschnitten, daß das Blut hoch aufipritzt und dieFleischfetzen fliegen. Und endlich ist auch ein Mensch zurSttecke gebracht. Vorläufig das erste Menschenleben, dembald weitere folgen. Rücksichtslos sind die Schuldigen überden im Blute sich wälzenden Menschenknäuel weitergerast.Was fragen sie nach dem Leben eines Armen, den ihnen seinUnglücksstern in den unheilvollen Weg führte? Die„Sportehre" steht höher als Menschenleben! Dawagt das Hofklosettpapier aus der Zimmerstraße inzynischem Uebermut noch die Bemerkung:„Das Publikumsollte für solche Sportfahrten mehr zur Vorsicht erzogenwerden." Ganz nach Art jenes modernen Herrenrechtcs, dasdie öffentlichen Wege, die für das gesamte Volk da sind, alsseine ureigenste Sportdomäne bettachtet.Bei dieser Gelegenheit möchten wir darauf hinweisen,daß auch außerhalb sportlicher Sonderereignisse diejenigenFälle, in denen durch rücksichtsloses Jagen hochherrschaftlicherAutomobile auf Großstadtpflaster wie auf ChausscewegenMenschenleben in schwere Gefahr gebracht worden sind, sichständig mehren. Für diese Exttaklasse von Erdenmenschen scheinenalle polizeilichen Verfügungen, die sich gegen die Automobilrasereirichten, in den Wind zu gehen. Oder sind derartige Schutz-bestimmungen zur öffentlichen Verkehrssicherheit für die Höchst-gestellten und Hochstehenden überhaupt nicht da? Mit Be-Hägen berichten bürgerliche und andere Blätter nicht allzu-selten, wie irgendein Prinz oder ein hoher Würdenträger, dereinen Menschen mit dem Auto angefahren oder gar über-fahren hat. aufopferungsvoll für denselben sorgte. Ist dasUnglück erst mal da, so wäre es ja einfach noch schöner, wenndiese hochstehenden Personen ihren„Weg über Leichen",so geläufig er ihnen ist, unbekümmert fortsetzenwollten. Sie erfüllen also damit, daß sie haltenlassen und sich des Verunglückten annehmen, nur eineverdammte Menschenpflicht. Viel höher sollte ihnenaber die andere Menschenpflicht stehen, alles aufzubieten, daßsolche Unglücksfälle nicht erst passieren können. Es ist eine sowohlfeile Ausrede, der Verunglückte sei ihnen in das Autodirett hineingelaufen. Entgegengesetztes wird sich ja gegenübersolchem„kompetenten" Urteil meist schwer feststellen lassen.Fast immer ist an dem Unglück einzig und allein das un-sinnige Fahren selbst schuld. Wir halten es natürlich füraussichtslos, etwa zu verlangen, daß die neuerdings sehr der-schärften Bestimmungen über das Tempo der Automobileauch auf die Kraftwagen der Höchstgestellten angewendetwerden. Im Gegenteil haben wir die Beobachtunggemacht, daß gerade diese elfenbeinfarbenen Autos sich einimmer schnelleres Tempo angewöhnen, das für unser Publikumdie schwersten Gefahren in sich birgt. Aber es muß mit allerSchärfe dagegen Einspruch erhoben werden, daß die amtlichenOrgane ein Auge zudrücken, wenn dasselbe gefahrdrohendeTempo auch von jener bevorrechteten Klasse beliebt wird, dieüber dem Namenszug eine Krone und a:n Rock einen buntenKragen ttägt. Was nutzt es, wenn diese Herrenmenschen nachdem Unglücksfall protzig ausrufen:„Wir bezahlen's I" MitGeld flickt man dem armen Menschen, der kurz und klein ge-fahren worden ist, seine Knochen nicht wieder zusammen.Arbeitskraft und Menschenglück sind meist für immer dahin.Arbelter-Bildungsschule Berlin.Unvorhergesehener Umstände wegen kann der letzteUnterrichtsabend in Nattonalökonomie doch heute,Donnerstag, den 11. Juni, abgehalten werden. Er beginnt,wie mit den Teilnehmern bereits verabredet war, pünttlich8 Uhr._Bon der Viehzucht,Exttazug auf Exttazug rollt heran. Jedem entströmenHunderte, die dann eiligen Schrittes zur nahen Rennbahnstreben. Dazwischen blüht der Handel mit„Rennprogrammund Bleistift." Längst jedem Großstädter verttautes Bild,diese Menschenmenge, die mit Ernst und Wichtigkeit sich einerSchaustellung zuwälzt, deren Sinn und Wert bedenklich mitsolchem Ernst und solcher Wichttgkeit konttastieren.Wozu werden Pferderennen veranstaltet?„Um diePferdezucht zu heben."Zunächst muß man aber einmal neunundneunzig Prozentder Zuschauer ausschalten, denen an der Hebung der Pferde-zucht ebenso viel gelegen ist wie an der unbefleckten Empfängnis.Der Rest der Zuschauer und die eigentlichen Beteiligten habenein Berufsinteresse an diesem Sport. Die Pferdezucht als„ideales" Ziel hat höchstens der Staat im Auge. Natürlichauch nur aus Staatsrücksichten. Wesentlich militärischeGründe stecken dahinter. Also schon an und für sich etwasAnzufechtendes. Es kommt hinzu, daß die Kavallerie mehrund mehr zur Ausstattungsoper herabgesunken ist, zurManegekunst. Die modernen Geschosse, Dampf, Elekttizität und nächstens Flugkraft werden sie baldvollends beseittgt haben.(So schwindet zugleich ein Ausstattungsrequisit nach dem andern aus dem Arsenal desMilitarismus, und damit verliert er allgemach seine Romanttkund wird gänzlich unpopulär.Das Pferd hat seine Schuldigkeit in der Geschichte dieserErdkugel getan: man bedarf desselben immer weniger, lindman muß ihm sein Verschwinden von Herzen gönnen: derMensch hat an diesem Tiere wie an keinem anderen gefrevelt. Er duldet kein Geschöpf in Freiheit neben sich. Ermacht es sich nutzbar als Nahrung oder als Arbeitsttaft.Und als solche auch, wenn es zu Schaustellungen verwendetwird.Das Tierquälerische der Pferderennen wird manchmalüberschätzt. Den wenigen, wenn auch außerordentlich ge-steigerten Anstrengungen an den Renntagen steht die sorg-same Pflege gegenüber. Jeder Droschkengaul ist zehnmalschlimmer dttan. Immerhin ist auch die geringste Quälerei,sofern sie nicht notwendig ist, verdammenswert. Und von Not-wendigkeit kann keine Rede sein bei den Pferderennen.Um auch die ästhettsche Seite zu bettachten: ein Renn-Pferd ist keineswegs das Ideal eines Pferdes, auch nicht desReitpferdes. Die viel zu einseittge Ausbildung verhindert dasebenso, wie sie die Leistungsfähigkeit auf ein Gebietkonzentriert, d. h. auf anderen mindert.Wozu also der Pferdesport? Für einige, ganz wenigeist er ein Beruf. Für andere ein Spiel. Für die meisten einNervenkitzel.In den besser situierten Volksschichten pflegt jedermannvon der Bedeutsamkeit seines speziellen Berufs die übertriebensten Vorstellungen zu haben. Der Proletarier ist imallgemeinen von solcher Eitelkeit frei. Er weiß, daß er alsLohnarbeiter vor seinesgleichen nichts voraus hat. Anderer-seits gibt es viele Berufe, die zwar im bürgerlichen undjuristischen Sinne als nicht unanständig gelten, die aberzweifellos vor einer entwickelten Moral nicht bestehen können.Man muß also schon froh sein, wenn ein Beruf nicht direktund gröblich gegen diese Moral verstößt. Solcher Art ist etwader Beruf desjenigen, der, so oder so, mittels eines Sportes,wie es der Pferderennsport ist, sein Leben fristet. Denn durchden heutzutage notwendigen Zusammenhang dieses Sportesmit dem Totalisator, der doch unbedingt eine unsittliche, gefährliche Institution ist, wird der Pferderennsport ohneweiteres moralisch kompromitttert. Folglich auch derjenige,der ihn freiwillig— nicht nur durch den Mangel andererArbeitsfähigkeit oder-gelegenheit gezwungen zu seinem Berufemacht.Der Pferdesport als Sport? Ein Sport kann vonhygienischem, ästhetischem und sittlichem Werte sein. Aber erist es um so weniger, je mehr er sich, wie aller eigentlicheSport, aus die Ausbildung einer einzelnen Körperanlage be-schränkt und die übrigen mehr oder minder vernachlässigt.Nun vollends, wenn dieser Sport den Menschen zum Zerr-bild oder zum Krüppel verstümmelt! Dies ist aber ganz be-sonders beim Rennreiter der Fall. Die Gladiatoren derAlten waren demgegenüber harmonisch ausgebildete Gschöpfe.Ein solcher Sport, der demnach ohne ethischen Wert istfür den Ausübenden, muß es erst recht sein für den Zuschauenden. Das einzige Einwandfreie, was er im besten Falleholen kann, ist ein ästhetischer Genutz. Der aber kann nichteintteten, wo es sich, wie hier, um eine bis zum äußerstengesteigerte, maßlose Kraftentwickelung handelt. Es kommt javor, daß ein Pferd sein Rennen leicht und in Schönheit ge-winnt. Um so schlimmer sehen die Unterliegenden aus. Kurz:Barbarei in jedem Falle.Es bleibt für alle Beteiligten das Morphiumsmäßigedes Wetteifersportes die Hauptsache. Der angefaulte Kultur-mensch sucht und findet einen innerlich sinnlosen Nervenkitzel,der darum so pervers ist, weil er auf einem der peinlichsten,am schwersten zu erwägenden Gefühle beruht: auf der Un-gewißheit eines Resultates. Raffiniert wird diese Perversitätdurch die Verknüpfung des an sich materiell für den Zu-schauer bedeutungslosen Resultates mit einem persönlichenVerlust oder Gewinn: durch das Wetten. Und hier zeigt sichder Staat als Gelegenheitsmacher, wie bei der Lotterie undähnlichen Dingen, ausgestattet mit der Moral eines Huren-Wirtes; Bitte, tut euch in meinem Hause keinen Zwang an;ich kümmere mich um nichts; wenn ich nur die Totalisator-steuer bekomme.Es ist recht drollig,.daß alle fünf Minuten die Heiligkeitdes Staates beteuert und durch strenge Strafen eingeschärftwird. Der Paragraph von den Verträgen, die gegen dieguten Sitten verstoßen, existtert für den Staat nicht. Und sosanktioniert er frohgemut mehr als einen Verstoß gegen dieguten Sitten, ob er sich nun Prostitutton nennt oder Totalisatoroder patriotische Expropriatton.Berlegung von Straßenbahnlinien. Die Große Berliner unddie Westliche Vorortbahn sind wegen Asphaltierung der BerlinerStraße in Wilmersdorf zwischen der Uhland- und der Augustastraßegenötigt, von jetzt an bis zur Beendigung der Arbeiten eine Reihevon Linien umzuleiten. 91 und 5 fahren zwischen der Berliner,Ecke der Uhlandstraße und der Ecke der Augustastraße,durch die Uhlandstraße, Wilhclmsaue und Augustastraße.Die Linie 92 fährt nicht über die Schleife BerlinerStraße, Augustastraße, Wilhelmsaue, Uhlandstraße, sondernüber die Uhlandstraße, Wilhelmsaue, Augusta- und Bran-denburgische Straße bis zum Fehrbelliner Platz und zurück. Ebensobefährt die Linie 67 nicht diese Schleife, sondern wird wie 0 vonder Berliner, Ecke der Uhlandstraße durch die Uhlandstraße, Wil-Helmsaue und Augustastraße bis zur Mecklenburgischen Straße ver-längert. Die Linien 52 und G endigen nicht in der Uhlandstraßean der Ecke der Wilhelmsaue, sondern in der Berliner Straßezwischen Uhlandstraße und Lauenburger Straße. L und L fahrenzwischen der Wilhelmsaue, Ecke der Augustastraße, und der Per-liner Sttaße, Ecke der Uhlandstraße, durch die Wilhelmsaue unddie Uhlandstraße._Auch ein„Freibad".„Wie war's vor einem Jahr so schön— im Wannsee-Freibadanzuseh'n..." Hier versiegt unsere poetische Ader und wirwollen deshalb in Prosa weiter schildern, welcher Wandlung dasFamilienbad am Wannseestrand in neuester Zeit unterworfenwurde. Bekanntlich bildete der schöne See im Grunewald imletzten Sommer das Ziel Tausender von Berliner AuSslüglern,die das Wi den zuständigen Behörden genehmigte RcM, ztWng-los im Freien ein erfrischendes Bad zu nehmen, ausnützen oderals Zuschauer zusehen wollten. Die Sache war an sich recht Harm-los. das Publikum benahm sich, abgesehen von wenigen Ausnahmen,wie es bei unseren Weltstadtverhältnissen nicht ganz zu vermeidenist, recht manierlich und bildete, nebenbei gesagt, seine eigenePolizei. Anders die Mucker, Sittenwächter und Keuschhcits-Verwalter. Sie wurden von sittlichen Krampfanfällen geschütteltund schrien Mord und Zeter über die Sittenverderbnis amWannseebad, das sie als Sündenpfuhl, schlimmer als Sodom undGomorrha schilderten.Flugs bildete sich ein Verein, der es in die Hand nahm, densittlichen Verfall der Berliner Bevölkerung aufzuhalten undTugend und Sitte unter wasserdichten, sorgsam geschlossene»Zelten zu bewahren. Nun hätte soweit kein vernünftiger Menschetwas einzuwenden, zumal diese Schutzhallen weit über ihreneigentlichen Zweck den Badenden nützlich sind. Wogegen man sichaber wenden muß, ist der Umstand, daß aus dem vormals freien,das heißt, für jedermann unentgeltlichen Seebad ein exklusivesund verhältnismäßig kostspieliges Bad entstanden ist.Wohl steht am Eingang in großen, stolzen Lettern die weithinprangende Inschrift:„Wannsee-Freibad! Freibäder-Verein!"Leider verschweigt diese doppelsinnige Ankündigung die wahre Tat-fache, da die einzige Freiheit darin besteht, gegen die verschiedenstenAbgaben im„Freien" baden zu dürfen. Es wirkt wie blutigerHohn, wenn man die vielen„Zaungäste" am Drahtzaun, der das„Freibad" umgrenzt, stehen sieht, wie sie mit Ingrimm hinüberzu den Bevorzugten blicken. An der„Kasse" des„Freibades"werden für jede Person, ob groß oder klein, 19 Pf. erhoben für„Garderobe und Eintritt", wie man es lesen kann. So viel wiraber sehen konnten, zahlen viele der Besucher an den Garderoben-ständen nochmals 10 Pf. oder mehr. Zwar wird nichts verlangt,aber die Betreffenden erklärten uns, daß sie auS einem gewissenpeinlichen Gefühl heraus diese Abgabe entrichten. Für Auf-bewahrung von Wertsachen kann„nach Belieben" bezahlt werden,anderenfalls wird keine Verantwortung übernommen. Badehosenund Handtuch kosten 29 Pf. zusammen, was uns auch etwas ge-salzen vorkommt. Für Benutzung der Aborte müssen Männleinund Weiblein 19 Pf. entrichten, die Trinkgeldfrage wird je nachdem Besucher von diesem„nach Belieben" gelöst. Daß nach alle-dem von einem„Freibad" im ursprünglichen Sinne nicht mehr dieRede sein kann, ist erklärlich. Weniger bemittelte Familien könnenvon diesem„Freibad" natürlich keinen Gebrauch machen. Sokommt es, wenn eine gemeinnützige Einrichtung der Privat-spekulation ausgeliefert wird. Das ärmere Publikum ist dannregelmäßig der„Geleimte"._Vom Bau der Untergrundbahn wird uns gemeldet: Die Ver-bindungstunnel zwischen Leipziger Platz und Voßstraße sind in denletzten Wochen außerordentlich schnell gefördert worden. In demnördlichen Tunnel, der sich unterhalb der Gebäudeteile des Reichs-marineamtes hinzieht, sind die Ausschachtungsarbeiten bis auf dasunter dem Hofe belegene Mittelstück fertiggestellt, so daßjetzt von beiden Seiten mit dem Einbau der Tunuelwände be-gönnen werden kann. Diese werden auf der bezeichneten Streckebesonders armiert, zu welchen! Behufe bereits eiserne B-Träger anden Seiten aufgerichtet sind, welche durch quer übergelegte Deckenträgermiteinander verbunden werden. Hier entfaltet sich gegenwärtig eininteressantes Bild werktätiger Arbeit. Maurer sind dabei, an den dieFundamentmauem wagenden Eisenträgern die letzten Lücken aus-zufüllen und das in das Prosil hineinragende Mauerwerk mitHammer und Meißel zu beseitigen, auf den Feldbahnglcisen rollendie Transport-Lowrcn ab und zu und dazwischen balänzieren dieArbeitsleute, aus den Schultern mit Wasser oder flüssigemTeer gefüllte Eimer tragend. Zahlreiche elektrische Lauchenerhellen den raucherfüllten Tunnel und vom Hofe desReichs-Marineamtes fällt durch eine große Oeffnung nochdas grelle Sonnenlicht herein. Die WasserhaltungSmaschine ist involler Tätigkeit und weiterhin mischt sich das Getriebe des elektrischenKraus, der den ausgehobenen Boden herausschafft, in das geschäftigeTreiben, das die unterirdische Baugrube erfüllt. Im südlichenTunnelstrang sind die Arbeiten schon weiter vorgeschritten; hier istein Teil der Seitenwände bereits fertig und man tvird daher baldmit dem Eindecken des Tunnels beginnen können.Jakob Baumann f. Einer der älteren Berliner Partei-genossen, Jakob Baumann, ist gestern im Alter von 63 Jahren aneinem langwierigen Magenleiden gestorben. Baumann, einSchwager unseres Genossen Singer, trat agitatorisch in der Partei-bewegung nicht hervor, doch werden manche unserer Mitkämpfer,die in der schlimmen Zeit des Sozialistengesetzes in Berlin tätigwaren, sich gern daran erinnern, daß der Verstorbene, wo er nurkonnte, mit Rat und Tat der Partei zu Diensten stand und aufseine Weise manche Not zu lindern suchte. Mit vorbildlicheiuEifer entfaltete Baumann im Berliner Gemeindcwesen seineKräfte. Bis an sein Lebensende versah er lange Jahre hindurchdas Amt eines Bürgerdeputicrten in der Berliner städtischenArmendircktion und mühte sich hier mit Energie, manchen altenZopf zu beseitigen und moderne, der Humanität entsprechendeGrundsätze in diesem wichtigen Zweig der Koinmunalvcrwaltungzur Geltung zu bringen. Baumann war ein guter, libenswürdigcrMensch, ein wackerer Parteigenosse, und wer ihn kannte, wird ihmmit uns gern ein ehrendes Andenken bewahren.Um ihr Wahlrecht gekommensind bei der gestrigen Stichwahl 72 Urwähler eines einzigen Wahl-bezirks. Hierzu wird uns geschrieben:„Im 916. Urwahlbczirk(8. Wahlkreis, Wahllokal Buhl, Danziger Straße 93) sollte amheutigen Tage Stichwahl in der zweiten Abteilung stattfinden, nach-dem die Hauptivahl am 3. Juni das Ergebnis gehabt hatte, daßvon den 35 abgegebenen Stimmen 15 die Kandidaten der Sozial-demokratie, 17 die Kandidaten der Freisinnigen und 3 die söge-nannten Mittelstandsparteien erhalten hatten.Am Stichwahltage hatte der Wahlvorsteher Herr Frank:,Hagenauer Straße 19, vormittags 3'/g Uhr noch kein Material zu-geschickt bekommen. Auf Veranlassung eines sozialdemokratischenBeisitzers machte sich nun der Wahlvorsteher niit dem betreffendenBeisitzer auf den Weg nach dem Wahlbureau, uni sich nach demStande der Dinge zu erkundigen. Dort wurde den Herren bedeutet,daß der Protokollführer einen Fehler gemacht hätte, weil er imProtokoll die Namen der Kandidaten, zwischen denen die engereWahl stattzufinden hätte, nicht besonders vermerkt hätte. Wohl seiaus dem Sttmmenergebnis die Stichwahl ersichtlich, aber die Stich-Wahlkandidaten hätten eben besonders angegeben werden müssen.Als ob man im Wahlbureau dies- Unterlassung nicht soforthätte korrigieren können. Auf die Frage, was nun werden solle,wurde die Antwort gegeben:„Trösten Sie sich, meine Herren, esgeht hundert anderen ebenso."Das ist ein recht schlechter Trost für die um ihr Wahlrecht ge»kommenen Urwähler, wenn man noch in Betracht zieht, daß dasWahlrecht ohnehin ein recht kärgliches ist. Wir glauben gern- daß