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Nr. 187. 25. Jahrgang. 2. SrilnQt des Jimirts" Krim WksdlM Sonntag, ii. Juni 19Ö8. Sllrtfcf)aftnci)er Aochenbencht. Berlin , 13. Juni 1908. Ivßenhantel Verbünde Selbstkosten und Erlöse Kohlenpreise. Auf der am 10. Juni in Düsseldorf abgehaltenen Haupt- dersammlung des.Vereins zur Wahnng der gemeinsamen Wirtschaft- lichen Interessen in Rheinland und Westfalen " hielt der Abgeordnete Dr. Beumer ein Referat über»Das Wirtschaftsjahr 1907/03". Er be- zeichnete darin den Zustand, in dem wir uns jetzt befinden, als Abflauung, zu der wir durch einen allmählichen, krisenlosen Uebergang von der Hochkonjunktur gekommen sind. Daß sich die Veränderung nicht katastrophenartig vollzogen hat, ist richtig; die Abflauung setzte bereits vor einem Jahre ziemlich unmerklich ein und hält immer noch an. Ob die schleichende Krankheit nun gerade ein be- sonderer Vorzug ist, kann wohl bezweifelt werden. Das Wesentliche, worauf es ankommt, ist der Grad der Einschränkung der Güter- erzeugung. Eine kurze starke Unterbrechung ist in ihrer Gesamt- Wirkung schließlich weniger schmerzhaft als ein langsames Hinab- gleiten auf der Wirtschaftsbahn, besonders dann, wenn dabei ein Punkt erreicht wird, der eine umfangreiche Brachliegung der Arbeits- kräfte bedingt und der Ermattungszustand lange Zeit anhält. Was nun die Lage aus dem Arbeitsmarkt anlangt, so muß für den Monat Mai eine weitere Abschwächung konstatiert werden. Der Außenhandel ist stiller geworden, wie folgende Anfstellung dartut: Es betrug in Doppelzentnern Baumwolle gebr. usw. Flachs. Hanf. Jute und Jutewerg Merinowolle... Kreuzzuchtwolle.. Eisenerz.... Steinkohlen... Braunkohlen... Erdöl , ger.... Chilisalpeter... Roheisen.... Kupfer..... Als charakteristisch für die Verschlechterung der Lage gegenüber dem Vorjahre ist hervorzuheben die Minderversorgung in Baum- wolle und Flachs: die Einfuhr sank, die Ausfuhr stieg I Auch die Jnlandsveri orgung mit Eisenerz hat sich vermindert, anderseits ist der Ausfuhrüberschuß bei Kohlen größer geworden. Das Syndikat benutzt die hohen Inlandspreise nun dazu, um durch billige Angebote im Auslande die Ausfuhr zu steigern. Dadurch wird natürlich die Konkurrenzfähigkeit der ausländischen Verbraucher gegenüber den heimischen weiter gestärkt. Bemerkenswert ist ferner. daß der Einfuhrüberschuß bei Roheisen von rund 1li Millionen Doppelzentner auf rund Vio Millionen Doppelzentner zurückgegangen ist. Dabei wachsen die Vor- rate auf den Lagerplätzen der heimischen Werke gewaltig an, und die Produktionseinschränkungen machen in einzelnen Zweigen der Montan- und Eisenverarbeitungsindustrie dreißig und mehr Prozent aus. Wie wenig tröstlich man die Lage in den beteiligten Kreisen ansieht, zeigen die Schwierigkeiten bei den Versuchen, eine Verlängerung der Verbände herbeizuführen. Die Trägerhändler-Vereinigung scheint in die Brüche zu gehen, das Düsseldorfer Roheisensyndikat ist von verschiedenen Seiten gelündigt, flber es soll das noch geschehen. Die Preispolitik des Syndikats, das den Spuren deS Kohlen- und Koks- hsyndikats folgte, hat eine große Unzufriedenheit bei den Abnehmern hervorgerufen. Man verlangt, die Rohstofflieferanten sollen die Preisgestaltung mehr den Marktverhältnissen anpassen. Das aber wollen die Syndikate nicht, sie erklären, gerade in der Stabilität der Preise liege für sie der Wert der Zusammenschlüsse. Die so- genannte Stabilität ist aber tatsächlich gar nicht vorhanden. Der beklagte Zustand besteht ja darin, daß die Rohstoff- und Halbzeug- käufer in den Perioden abflauender Konjunktur die höchsten Preise zahlen müssen und dadurch die Gestehungskosten vielfach über die Verkaufspreise hinauswachsen. Die Rohstofflieferanten machen sich solche Argumentation zu nutze. Sie behaupten, nur der Not gehorchend, um Selbstkosten und Erlöse in Einklang zu halten, weigerten sie die geforderten Preis- Nachlässe. Das ist Schwindel. Hier ein konkretes Beispiel dafür; Die GewerkschaftKönig Ludwig", Kohlenbergwerk, tritt in dem letzten Ge- schäftsbericht warn, für die Preispolitik des Kohlensyndikats ein. Das ist ihr gutes Recht, aber man varf doch Wohl verlangen, daß dabei die objektive Wahrheit nicht allzusehr vergewaltigt wird. Das geschieht mit der schon so oft widerlegten Behauptung, die Preissteigerung sei immer noch hinter der Erhöhung der Selbstkosten zurückgeblieben. Die Behauptung in dem Geschäftsbericht der genannten Gesellschaft steht in krassem Widerspruch mit den Angaben über die Betriebs- ergebniffe. Es wird z. B. ausgewiesen, daß der Erlös pro Tonne Kohlen gegen das Vorjahr von 10,77 M. auf 12,00 M. und pro Tonne Koks von 14,76 auf 17,01 M. gestiegen ist. Dem steht gegenüber eine Steigerung der Selbstkosten von 9,2ö M. auf 10, OS M. pro Tonne Förderung. Demnach betrug die Steigerung pro Tonne Selbstkostenpreis 0,80 M. oder 8,63 Proz. Erlös aus Kohlen 1,23»» 11,42» Koks 2.25,. 15,24» Nimmt man den Mehrerlös, den die Gesellschaft pro Tonne Förderung erzielte, als Durchschnitt für den Ruhrbergbau an, dann ergibt sich folgendes interessante Resultat: die Förderung im Ober- bergamtsbezirk Dortmund betrug im Jahre 1907 rund 80 Millionen Tonnen. Pro Tonne 1,23 Mehrerlös ergibt rund 96 Mill. M. Gewinn- zunähme. Nach den amtlichen Ausweisen wurden im genannten Bezirk an Löhnen gezahlt: im Jahre 1906: 373 351 584 M., im Jahre 1907: 439 435 021 M.. mithin im letzten Jahre 80 Millionen mehr. So- nach verbleibt zugunsten der Unternehmer ein Mehrerlös won 18 Millionen Mark. Wie die obige Rechnung zeigt, stellt sich der Mehrerlös für Koks um 1,02 M. höher als für Kohlen. Da es sich nur um eine schätzungsweise Ermittelung handelt, können wir die Umrechnungen unterlassen und einfach pro Tonne erzeugter Koks- nrenge 1 M. Mehrerlös einstellen. Im Oberbergamtsbezirk Dort- mund betrug die Kokserzeugung rund 16 Millionen Tonnen. Mithin ist dem Plus von 18 Millionen Mark für die Zechen noch der Betrag von 16 Millionen Mark zuzu­rechnen, so daß nunmehr der Mehrerlös im Jahre 1907 sich schon auf 34 Millionen Mark stellt. In diese Summe sind aber noch nicht eingerechnet die Mehreinnahmen aus dem Verlauf von Nebenprodukten. Angesichts solcher Ergebnisse kann man doch nicht die Behauptung aufrechterhalten: die Selbstkosten sind stärker ge» stiegen als die Erlöse I Man könnte einwenden, im Jahre vorher habe sich das Verhältnis so ungünstig gestaltet, daß trotz der stärkeren Einnahme im Jahre 1907 die Preissteigerung immer noch hinter der Selbstkostenerhöhung zurückbleibe. Solchen Einwand widerlegt aber auch wieder derselbe Geschäftsbericht. Er teilt näinlich mit, daß im Jahre 1906 der Selbstkostenpreis gegenüber 1905 von 9,41 Mark ans 9,25 Mark pro Tonne Förderung zurück- gegangen ist. Man weiß aber auch, daß die Kohlenpreise von 1905 auf 1906 um durchschnittlich 0,80 M. pro Tonne gestiegen sind. Die relativ große Selbstkostenerhöhung im letzten Jahre ist weniger auf Lvhnsteigerung als auf Vergrößerung der Zinsenlast und Er- Weiterung der Vorrichtungsarbeiten zurückzuführen. Daß die Gesell- schaft die Syndikatspolitik verteidigt, ist nur zu erklärlich. Hat sich doch bei der angeblich über die Preissteigerung hinausgehenden Selbstkostenerhöhung der Gewinn von 2.44 Mill. Mark auf 3,25 Mill. Mark erhöht. Die Ausbeute, die für 1906nur" 600 000 M. betrug, kommt für das letzte Jahr mit 1 Mill. Mark zur Verteilung. Dieser Effekt gebiert die Sucht, die Preispolitik des Syndikats aufrecht zu erhalten. Dem Sonderinteresse eines Häufleins Gewerke steht aber das Allgemeininteresse entgegen, das durch jenes in ganz empfindlicher Weise geschädigt ivird. Die hohen Preise bleiben in Geltung, aber die Löhne sinken. Nehmen wir den Hauptbergamtbezirk sDortmuiid) heraus. Dort betrugen im nördlichen Revier die Tagesdurchschnitts- löhne im 4. Quartal 1907: 5,03 M., im südlichen Revier 4,89 M.; im 1. Quartal dieses Jahres sind die Löhne auf 4,91 M. resp, 4,77 M., also um 2.4 Proz. resp. 3,3 Proz. zurückgegangen. Für den Arbeiter wird das Hinabgehe« der Tageslöhne noch unangenehm verschärft durch Verminderung der Arbeitsschichten. Von einem Hinabgehen der Preise ist aber keine Rede. Nach den Notierungen der Düsseldorfer Börse ergeben sich folgende Vergleiche: 4. Mai 19. April 24. April 1906 1907 1903 in Mark pro Tonne(höchster Preis) Generatorenkohle.. Gasflammförderkohle Fettsörderkohle... Magere Förderkohle elie 12,50 11,00 10,50 10,00 11,25 13,00 16,50 18,50 13,50 Melierte Magerkohle. Gießereikoks... Hochofenkoks... Nußkoks, gebr.... Briketts..... ES sind demnach verschiedene Sorten Brennmaterialien, die die Weiterverarbeitung verwendet, jetzt noch teurer als im Vorjahre. v. 13,75 12,75 11,50 11,50 13.75 20,00 19,00 21,00 14,25 13,75 12,75 11,50 11,50 13,75 21,00 18,50 22,00 13,75 LriefKalten der Expedition. Patienten in Beelitz , Buch usw. Diejenigen unserer Abonnenten, die noch während des ganzen nächsten Monats in der Heilstätte bleiben, wollen uns lvcgen der Ucbcrweisung von Freiexemplaren sofort ihre Adresse einsenden, da bei verspäteter Bestellung die ersten Runimern des neuen Monats von der Post nicht geliefert werden. Alle Adressen müssen jeden Monat neu eingesandt werden. Wasserstands-Nachrichte» der LandeZanstalt für Gewässerkunde, mitgeteilt vom Berliner Wetterbureau. '}+ bedeutet Wuchs, Fall,) Unterpegel.